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Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie

Blog Sexualtherapie

Wozu braucht es einen Blog Sexualtherapie?

Warum ist ein Blog für Sexualtherapie nötig? Aus den Anfragen, die mich in meiner Praxis erreichen, weiß ich: Fachlich aktuelle und ausführliche Information zum Thema Sex und Sexproblemen ist auch im digitalen Zeitalter Mangelware.

Gerade zu etwas schwierigeren Themen wie z.B. sexuellen Zwangsgedanken oder speziellen Formen des Fetischismus fehlen weithin die entsprechenden Informationen. Das liegt sicher auch daran, dass es in Deutschland viel zu wenig Sexualtherapeuten gibt, wie sogar Wikipedia beklagt.
Hier möchte ich mit meinem Blog Sexualtherapie Abhilfe schaffen.

Einen Überblick über die wichtigsten Artikel in meinem Blog finden Sie hier:

Sexuelle Probleme

Fragen und Antworten rund um das Thema sexuelle Probleme bei Singles und in der Partnerschaft.

Partnersuche

Partnersuche ist ein großes Thema in der Sexualtherapie: Wer paßt zu mir und wie finde ich den Richtigen oder die Richtige?

Partnerschaftsprobleme

Beiträge zu allen Problemen, die in einer Partnerschaft entstehen können…

Sexualtherapie- Ablauf und Theorie

Theoretische Überlegungen zur Sexualtherapie habe ich in diesen Beiträgen dargestellt.

Häufige Fragen rund um das Thema Therapie

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© M.Petery.
Wenn Sie möchten, können Sie sich mit weiteren Fragen gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

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Homosexualität Missbrauch Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie Sexuelle Probleme Zwangsstörung und Zwangsgedanken

HOCD Homosexual Obsessive Compulsive Disorder

HOCD – Homosexual Obsessive Compulsive Disorder

Homosexuelle Zwangsgedanken

HOCD Homosexual Obsessive Compulsive Disorder: In den USA ist HOCD längst als psychische Erkrankung bekannt, während sich die Sexualtherapie in Deutschland bislang nur wenig mit dem Thema beschäftigt hat. Beispielsweise hat das Center for Treatment of Anxiety and Mood Disorders in Florida zu dem Thema eine Reihe interessanter Informationen auf der eigenen Website zusammengestellt.

HOCD- Was bedeutet das?

HOCD Homosexual Obsessive Compulsive Disorder ist eine spezielle Form der Zwangsstörung. Es gelten die gleichen Diagnosekriterien wie für Zwangsstörungen allgemein (nach ICD-10):

  • Die Zwangsgedanken werden als eigene Gedanken erlebt.
  • Der/die Betroffene leistet gegen die Gedanken inneren Widerstand.
  • Der Zwangsgedanke wird als unangenehm empfunden und nicht als lustvoll.
  • Die Zwangssymptome wiederholen sich immer wieder und beschäftigen den/die Betroffene mindestens 2 Wochen lang an den meisten Tagen.

Das Besondere an HOCD Homosexual Obsessive Compulsive Disorder ist, dass der Inhalt der Zwangsgedanken sich auf die Frage konzentriert: Bin ich homosexuell oder nicht? Dazu kommen möglicherweise weitere zwanghafte Verhaltensweisen, z.B. Selbsttests mit Betrachten von Gay- bzw. lesbischer Pornografie, um zu prüfen, ob Menschen eigenen Geschlechts eine/n vielleicht sexuell erregen.

Im deutschen Sprachraum gibt es dazu bislang nur sehr wenig Veröffentlichungen- und kaum Therapeuten, die sich mit dem Störungsbild „Homosexuelle Zwangsgedanken“ geschäftigen. Eine Ursache dafür liegt sicherlich daran, dass sexualtherapeutische Fragestellungen in den meisten psychotherapeutischen Ausbildungen entweder gar nicht oder nur sehr am Rande vorkommen.

Der Unterschied zwischen Homosexualität
und homosexuellen Zwangsgedanken

Homosexuelle Zwangsgedanken sind etwas völlig anderes als Homosexualität. Homosexualität ist eine als lustvoll erlebte Form menschlicher Sexualität zwischen Menschen gleichen Geschlechts- homosexuelle Zwangsgedanken sind die psychische Störung eines einzelnen betroffenen Menschen, der an diesen Gedanken leidet.

Typisch für homosexuelle Zwangsgedanken sind folgende Symptome (die nicht notwendigerweise alle gleichzeitig vorliegen müssen):

  • Oft kennen Betroffene auch andere Formen der Zwangsstörung, z.B. die Sorge, an einer schweren Krankheit zu leiden, oder Angst davor zu haben, sich selbst oder anderen Menschen ohne es zu wollen etwas anzutun.
  • Unwillentliches, aber sehr intensives Nachdenken über die eigene sexuelle Identität
  • Ständiger Wunsch, sich selbst zu versichern, man sei sexuell „normal“
  • Angst davor, Menschen gleichen Geschlechts zu nahe zu kommen, aus dem Gefühl heraus, das könnte eigene Homosexualität fördern
  • Angst davor, andere könnten einen aufgrund bestimmter Anzeichen für schwul/lesbisch halten
  • Homosexuelle Fantasien beängstigen die Betroffenen und bereiten keine Lust
  • Die erotische Anziehung fehlt in Bezug auf das eigene Geschlecht
  • Selbstkorrektur von Verhaltensweisen, die aus eigener Sicht homosexuell wirken könnten: Z.B. steht ein Mann vom Stuhl auf uns setzt sich nochmal, aus Angst, das erste Hinsetzen hätte irgendwie feminin wirken können
  • Angst, die Begegnung mit einem homosexuellen Menschen könnte eigene Homosexualität wachrütteln


Typisch für tatsächliche Homosexualität sind folgende Anzeichen:

  • Homosexuelle Fantasien machen den Menschen, die sie haben, Spaß und werden als lustvoll erlebt (auch dann, wenn die eigene Homosexualität anderen gegenüber versteckt wird oder sich Betroffene wegen ihrer Homosexualität schämen)
  • Homosexuelle Menschen bevorzugen gleichgeschlechtliche Sexualpartner (eigentlich eine Binsenweisheit- aber das ist definitiv das Kriterium!)

Mehr dazu in der Fallgeschichte „Bin ich schwul oder nicht?“  

HOCD- Mögliche Ursachen

Homosexuelle Zwangsgedanken können die gleichen Ursachen haben wie andere Zwangsstörungen auch. Voraussetzung, an HOCD zu erkranken, ist eine gewisse Vulnerabilität (Anfälligkeit), die genetisch begründet sein kann oder auch durch eine andere psychische Erkrankung (z.B. Depression) ausgelöst wird.

Auffallend oft habe ich in meiner Praxis Patienten und Patientinnen erlebt, die kurz vor Ausbruch der homosexuellen Zwangsgedanken Drogen (insbesondere Cannabis) oder Alkohol (in gesundheitsgefährdender Weise) konsumiert haben.

Homosexuelle Zwangsgedanken scheinen häufig ein Ausdruck für andere psychische Probleme zu sein, die dahinter liegen und häufig dem bzw. der Betroffenen bewusst gar nicht klar sind.

Das kann etwa eine depressive Erkrankung sein, weger der sich der bzw. die Betroffene schlecht fühlt, die aber als solche nicht recht benennbar ist. Da ist es in gewisser Hinsicht leichter zu denken: „Ich fühle mich schlecht, weil ich unsicher bin, ob ich nicht homosexuell oder lesbisch sei könnte.“ Die fortwährende Beschäftigung mit dieser Frage verschlimmert zwar in der Regel das eigene Unwohlsein- aber immerhin gibt es jetzt einen scheinbaren Grund dafür: Es ist die Ungewissheit, möglicherweise homosexuell/lesbisch zu sein, die einen sich selber schlecht fühlen lässt.

Andere mögliche Gründe sind berufliche oder private Fehlschläge (z.B. das Verlassenwerden durch die eigene Freund/Freundin). Im letztgenannten Beispiel kann es für Betroffene zunächst eine (scheinbare) Erleichterung sein, sich in die Frage möglicher eigener Homosexualität hineinzuversenken, statt über die beendete Beziehung zu trauern und mögliche Ursachen zu ergründen.

HOCD- Traumatische Erfahrungen
als alternative Ursache

Ebenfalls häufig sind mir in meiner Praxis Menschen begegnet, die in ihrer Kindheit homosexuellen Übergriffen ausgesetzt waren. Dabei waren die „Täter“ in der Regel ältere Jugendliche, die vermutlich selbst Opfer sexueller Misshandlung gewesen sind und diese Übergriffe selbst an Jüngere weitergeben. Mögliche Übergriffe können sein: Zwang zum gemeinsamen Ansehen von Pornografie, Zwang zur Entblößung, Zwang zu sexuellen Handlungen.

Wenn solche Übergriffe in einer Zeit stattfinden, in der ein Kind noch keine Möglichkeit hat, Sexualität als solche zu begreifen und zu verstehen, kann es dazu kommen, dass sich im Gehirn keine klare Erinnerung an solche Vorfälle abspeichert (sogenanntes „cold memory“), sondern sich vielmehr ein ganzer Cocktail an Erinnerungsfetzen einprägt, die sich später gegenseitig triggern können (sogenanntes „hot memory“).

So kann es beispielweise eine „Erinnerungswolke“ geben, in der sich die folgenden Vorstellungen miteinander verbinden:

  • Ich tue etwas Verbotenes.
  • Ich tue etwas Aufregendes.
  • Das tut mir weh.
  • Das bereitet mir irgendwie Lust.
  • Ich habe es nicht gewollt.
  • Aber der andere hat gesagt: Du hast es doch auch gewollt.
  • Ich darf darüber nicht sprechen.
  • Irgendwie war der/die andere doch mein Freund/meine Freundin.
  • So richtig ist da gar nichts gewesen.

Später im Leben kann dann irgendein erinnertes Detail ein solches Erlebnis wieder wachrufen („triggern“) und die ganze emotionale Unsicherheit, die damals erlebt wurde, wieder in die Gegenwart ziehen, insbesondere die Frage:

Hab ich damals nicht doch das homosexuelle Erlebnis als angenehm empfunden? Habe ich es nicht schon damals irgendwie auch selber gewollt und genossen?

 

HOCD Homosexual Obsessive Compulsive
Disorder: Therapeutische Möglichkeiten

Für die Therapie von HOCD Homosexual Obsessive Compulsive Disorder scheint mir eine gründliche Diagnostik die entscheidende Voraussetzung, insbesondere die Abklärung, ob es sich tatsächlich um eine Form der Zwangsstörung handelt oder um eine Traumafolgestörung.

Ferner muss ausgeschlossen sein, dass nicht doch eine Form der Homosexualität vorliegt, die sich der Betroffene aus gesellschaftlichen Gründen (z.B. durch ein rigides ethisches Regelwerk) nicht eingestehen möchte.

Nach der Diagnosestellung bieten sich folgende Therapieverfahren an:

Verhaltenstherapeutische Sofortmaßnahmen

Unser Hirn schafft bevorzugte neuronale Verbindungen für Gedanken, die besonders häufig gedacht werden. D.h.: Wenn ich häufig über mögliche eigene Homosexualität nachdenke, schlägt mir mein Hirn laufend vor, über dieses Thema wieder und wieder nachzudenken- ähnlich wie der Computer mit seiner Liste zuletzt aufgerufener Dateien.

Solche gedanklichen Fixierungen werden erlernt- und können folglich auch wieder verlernt werden. Dabei hift es allerdings nicht, zu denken: Ich will jetzt keine homosexuellen Zwangsgedanken denken! Denn mit genau diesem Gedanken bin ich schon wieder mitten drin in der gedanklichen Verstrickung. Unser Gehirn kennt keine negativen Vorstellungen (etwas NICHT zu denken). Wenn ich Sie auffordere: „Stellen Sie sich KEINEN rosa Elefanten vor!“, dann können Sie nicht anders, als an einen rosa Elefanten zu denken.

Deshalb geht es bei verhaltenstherapeutischen Verfahren bei HOCD Homosexual Obsessive Compulsive Disorder darum, Techniken zu erlernen, das eigene Denken mit anderen Gedanken zu erfüllen, die weniger schädlich bzw. sogar förderlich für das Selbstbefinden sind.

Ursachenforschung

Homosexuelle Zwangsgedanken entstehen nicht einfach so, sondern haben eine psychische Ursache. Diese Ursache ist den meisten Betroffenen zu Therapiebeginn selber nicht recht klar. Oft dienen Zwangsgedanken dazu, Betroffene davon abzuhalten, andere, noch unangenehmere Themen anzugehen und aufzuarbeiten.

Eine genaue Analyse der Auslösefaktoren kann helfen, das Entstehen von HOCD Homosexual Obsessive Compulsive Disorder zu verstehen. Und dieses Wissen kann für Betroffene ein erster Schritt sein, sich um die Bearbeitung der auslösenden Umstände zu kümmern. Im Rahmen einer solchen Aufarbeitung entfällt dann nach und nach die Notwendigkeit, diese Zwangsgedanken denken zu müssen.

Therapeutische Methoden zur Ursachenforschung können biografische Gespräche sein, aber auch tiefenpsychologische und psychoanalytische Verfahren wie z.B. die Analyse von Träumen.

Traumatherapie bei Missbrauchserlebnissen

Bei sexuellen Missbrauchserlebnissen (und das muss keineswegs eine physische Vergewaltigung sein- es reicht jede ungewollte Konfrontation mit Sexualität durch Übergriffigkeit eines anderen Menschen!) kann es, wie schon oben beschrieben, zu einer Traumatisierung kommen.

Hirnphysiologisch ist damit gemeint, dass ein solches Erlebnis als „Gefühlswolke“ (hot memory) in der Amygdala gespeichert ist und jederzeit durch bestimmte Auslöser getriggert werden kann, so dass die Gegenwart komplett von dieser Gefühlswolke geprägt ist.

Therapeutisches Ziel ist es, die andere Form menschlicher Erinnerungsfähigkeit (das sogenannte cold memory im Hippocampus) anzuregen und daran zu arbeiten, das traumatische Erlebnis in die Zeitlinie der eigenen Biografie einzubinden. Je mehr diese bewusste Form der Erinnerung gestärkt wird, desto geringer wird die Gefahr, dass aktuelle Trigger die Gefühlswolke des traumatischen Erlebnisses wieder hervorholen.

Mehr zum Thema im Artikel: „Wenn sexuelle Phantasien zur Qual werden…“

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Wenn Sie dazu weitere Fragen haben, freue ich mich über Ihre Nachricht.

Persönliche Frasgen können Sie mir auch im Rahmen meiner Online-Seminare zur Sexualtherapie stellen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. hum. biol. Michael Petery

Bin ich homosexuell -
oder nicht?
Lesbisch-
Lust auf die beste Freundin
Entdeckung der Homosexualität als verheirateter Mann


Coming-Out: Sagen, dass ich homosexuell bin
Bin ich bisexuell? Freundin will Gegenbeweis

Homosexuelle Zwangsgedanken- wie werde ich sie los?
HOCD- Homosexuelle Zwangsgedanken
HOCD Homosexual Obsessive Compulsive Disorder

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Beziehungsprobleme Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie

Gleichberechtigte Sexualität

Gleichberechtigte Sexualität-
Mann und Frau sind unterschiedlich

Gleichberechtigte Sexualität- wie kann das möglich sein, wenn alle Ergebnisse der Sexualwissenschaft darauf hinweisen, dass Mann und Frau grundsätzlich ein unterschiedliches Sexualempfinden haben und die sexuellen Bedürfnisse beider Geschlechter sich deutlich unterscheiden?

Schon die Forschungen von Masters und Johnson aus den 60er Jahren haben gezeigt: Auch wenn Mann und Frau beim Sex die gleichen vier Phasen der Erregung durchlaufen, sind die Zeiten geschlechtsspezifisch sehr unterschiedlich.

Erregungsphase

Frau: Puls und Blutdruck steigen. Anschwellen von Klitoris, Schamlippen und Brustwarzen an. Die Geschlechtsteile werden feucht.
Mann: Puls und Blutdruck steigen. Penis wird steif.
Dauer (bei beiden Geschlechtern):wenige Minuten bis zu einer Stunde. Große individuelle Unterschiede, große Unterschiede je nach Situation und Tagesform.

Plateauphase

Frau: Puls und Blutdruck steigen weiter. Weitung der äußeren Schamlippen, eine Schwellung der äußeren Vagina. Weitere Absonderung von Scheidenflüssigkeit.
Mann: Puls und Blutdruck steigen weiter. Möglicherweise Ausschüttung von Präejakulat.
Dauer (bei beiden Geschlechtern): einige Minuten. Große individuelle Unterschiede beim Erregungsniveau, große Unterschiede je nach Situation und Tagesform.

Orgasmusphase

Frau: Nochmalige Steigerung von Puls, Blutdruck und Atemtempo. Möglicherweise kurzer Bewusstseinsverlust. Muskelkontraktionen im unteren Scheidendrittel der Vagina, der Gebärmutter und der Analregion. Beim durchschnittlichen Orgasmus etwa 5 mal, beim intensiven Orgasmus 10-15 mal.
Mann: Nochmalige Steigerung von Puls, Blutdruck und Atemtempo. Möglicherweise kurzer Bewusstseinsverlust. Ejakulation des Sperma, verbunden mit Orgasmus. (In Einzelfällen ist auch ein Orgasmus ohne Ejakulation möglich.)
Dauer einige Sekunden.
Wichtigster Unterschied bei Frau und Mann: Frauen können (individuell und je nach Situation/Tagesfom unterschiedlich) nach einem Orgasmus wieder in die Plateauphase zurückkehren und dadurch mehrere Orgasmen hintereinander erleben. Männer kommen nach einem Orgasmus immer sofort in die Rückbildungsphase

Rückbildungsphase (Refraktärphase)

Rückkehr zu normalem Puls und Blutdruck. Müdigkeitsgefühle.
Frau: Rückgang der Schwellung von Schamlippen, Klitoris und Brustwarzen.
Mann: : Phase der sexuellen Reizunempfindlichkeit. Individuell sehr unterschiedlich. Meist länger mit zunehmendem Lebensalter. Ebenfalls länger, wenn vorangegangene Phasen länger angedauert haben.
Dauer (bei beiden Geschlechtern): individuell sehr unterschiedlich, auch abhängig vom Lebensalter. Von wenigen Minuten bis Stunden.

Die wichtigsten Unterschiede beim sexuellen Erleben

Frauen brauchen nach den Untersuchungen von Masters und Johnson in der Regel eine längere Zeit als Männer, um in die Orgasmusphase zu gelangen.

Haupterregungsquelle ist ihren Studien zufolge für Frauen körperliche Berührung, während Männer vor allem durch visuelle Eindrücke erregt werden. (Wobei es natürlich auch Männer und Frauen geben kann, bei denen der Fall genau umgekehrt liegt.)

Der Orgasmus der Frau kann länger als beim Mann dauern und auch mehrfach hintereinander auftreten. Der männliche Orgasmus dauert kürzer und ist in der Regel deutlich schneller erreichbar.

Gleichberechtigte Sexualität
und unterschiedliche Bedürfnisse

Typischerweise haben Frauen und Männer unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse:

  • Sexrhythmus: Frauen haben ein stärkeres Interesse während der fruchtbaren Tage und häufig während der Menstruation eher wenig Interesse, manchmal sogar eine Abneigung gegen Sex. Männer dagegen wünschen sich meist ein gleichbleibenden Sexrhythmus (individuell und je nach Lebensalter meist zwischen 1mal am Tag bis 1mal in der Woche).
  • Sexphasen: Frauen benötigen in der Regel ein längeres Vorspiel mit intensivem Körperkontakt (Berührungen, Kuscheln), um zur Orgasmusphase gelangen zu können. Männer gelangen manchmal so schnell in die Orgasmusphase, dass ihre Partnerinnen nicht mithalten können. Besonders problematisch ist diese Unterschiedlichkeit, wenn Männer nach ihrem Orgasmus in die Refraktärphase geraten und die Lust daran verlieren, ihre Partnerinnen auf dem Weg zu ihrem Orgasmus bis zum Ende zu begleiten.
  • Sexuelle Vorlieben: Jeder Mensch hat individuelle Vorlieben und Abneigungen beim Sex. Das kann z.B. bestimmte Stellungen betreffen, aber auch die Auswahl der Tageszeit oder der Wunsch nach Spontaneität versus dem Wunsch nach Planungssicherheit beim Thema Sex, etwa wenn sich ein Partner darauf verlassen möchte, zu bestimmten Zeiten den anderen tatsächlich für Sex verfügbar zu haben. Männer wünschen sich oft bestimmte visuelle Reize zur sexuellen Stimulation (z.B. aufreizende Kleidung), während Frauen vor allem ein stimmige Gesamtsituation (entspanntes Umfeld, Gefühl der Verwöhnung etc.) benötigen.

Um gleichberechtigte Sexualität zu leben, ist es wichtig, dass beide Partner mit diesen Unterschieden umgehen können.

Gleichberechtigte Sexualität
bei unterschiedlichem Sexrhythmus

Eines der häufigsten Themen, das Paare ansprechen, die zu mir zur Sexualberatung kommen, ist der unterschiedliche Sexrhythmus. Meist ist es der Mann, der deutlich häufiger Sex haben möchte- und es ist die Partnerin, die sich durch die sexuellen Wünsche des Mannes bedrängt fühlt.

Da diese Unterschiede evolutionsbiologisch und genetisch angelegt zu sein scheinen, ist ein therapeutisches Umerziehungsprogramm nicht möglich- etwa in dem Sinne, dass der Mann weniger häufig und die Frau häufiger Lust auf Sex empfinden sollte. Vielmehr sind Umgangsformen zu finden, wie beide mit dem jeweils unterschiedlichen Sexrhythmus des anderen umgehen können.

Mögliche Lösungsansätze sind beispielsweise:

  • Verzicht auf das Ideal vom Normsex, nach dessen Vorgaben jeder Sex als Koitus stattfinden muss und beide Partner einen Orgasmus erleben müssen. Eine deutliche Entspannung beim Thema Sexrhythmus tritt auf, wenn beide Partner es auch als ein gutes sexuelles Miteinander empfinden, wenn kein Koitus stattfindet und nur einer zum Orgasmus kommt- wobei der andere alles an Unterstützung und Hilfe beiträgt, was ihm selber gefällt und was er dem anderen schenken möchte. Also z.B. einfach nur dabei sein, streicheln, Handjob etc.
  • Fähigkeit beider Partner, sich auch individuell sexuell befriedigen zu können. Wenn beide Partner in der Lage sind, auch individuell sexuell für sich zu sorgen, besteht kein Zwang dazu, den anderen mit eigenen sexuellen Wünschen bedrängen zu müssen, wenn der gerade keine Lust auf Sex hat. Dabei ist es wichtig, welche Formen der Sexualität sich die beiden außerhalb ihrer Zweierbeziehung zugestehen. Masturbation und Gebrauch von Pornografie erscheint aus meiner Erfahrung ein geeigneter Weg, um einen unterschiedlichen Sexrhythmus auszugleichen. Das Konzept einer offenen Beziehung mit zusätzlichen Sexpartnern bzw. Sexpartnerinnen führt aus meiner Erfahrung dagegen in der Regel zu großen Vertrauensverlusten und gefährdet den Fortbestand einer Partnerschaft.

Gleichberechtigte Sexualität
trotz unterschiedlicher Dauer der Sexphasen

Wie oben beschrieben, gibt es erhebliche individuelle Unterschiede in der zeitlichen Dauer der Phasen der sexuellen Erregung, die als worst case dazu führen können, dass der Mann schon „fertig“ ist, während die Frau gerade erst dabei ist, die Plateauphase zu erreichen- und dadurch letztlich niemals einen eigenen Orgasmus mit ihrem Mann erlebt.

Mit etwas Planung und Offenheit lässt sich dieses Problem relativ leicht lösen:

  • Ladies first. Nachdem die meisten Männer biologisch schneller zum Orgasmus kommen als ihre Frauen, kann ein Lösungsansatz lauten: Männer, lasst eure Frauen zuerst kommen und kümmert euch erst danach um euren eigenen Orgasmus! Dabei muss der weibliche Orgasmus übrigens nicht notwendigerweise im Koitus passieren: etwa 30% der Frauen sind ohnehin anatomisch gar nicht dazu in der Lage, im Koitus zum Orgasmus zu kommen. Also: Nachfragen lohnt sich. Wie kommt z.B. die Frau zum Orgasmus, wenn sie alleine masturbiert? Lässt sich diese Form der Masturbation in den gemeinsamen Sex mit einbauen?
  • Vorheriger Abbau übergroßer sexueller Spannung. Für Männer, die regelmäßig sehr schnell beim Sex kommen (und danach die Lust verlieren), kann es sinnvoll sein, mit etwas Abstand schon vorher für sich allein zu masturbieren. Danach dauert der Sex mit der Partnerin automatisch länger- und der zweite Orgasmus fühlt sich in der Regel auch noch stärker an als der erste…

Gleichberechtigte Sexualität
bei unterschiedlichen sexuellen Vorlieben

Menschen sind unterschiedlich. Und auch wenn ein Paar noch so viele Gemeinsamkeiten hat- es bleiben bei zwei Individuen immer erhebliche individuelle Unterschiede bestehen, mit denen beide Partner umzugehen haben- ob sie das nun wahrhaben möchten oder nicht.

Auch hier sind Strategien gefragt, um mit der Unterschiedlichkeit sexueller Vorlieben umgehen zu können:

  • Miteinander reden. Viele Menschen, die zu mir in die Beratung kommen, wissen gar nichts davon, dass ihre Partner unterschiedliche sexuelle Wünsche haben wie sie selbst. Häufig wagen sie es auch selbst nicht, ihre eigenen Wünsche dem Partner gegenüber auszusprechen, häufig aus Angst, bei bestimmten Wünschen nur auf Ablehnung zu stoßen oder sogar beschämt zu werden. Ein offenes und tabufreies Gespräch über die eigenen sexuellen Wünsche ist unverzichtbar, um in einer Paarbeziehung gleichberechtigte Sexualität leben zu können.
  • Sexualtherapie: Da ein offenes Gespräch über die eigenen sexuellen Bedürfnisse und Vorlieben vielen Menschen zunächst einmal schwer fällt, ist der gemeinsame Besuch bei einem Sexualtherapeuten/einer Sexualtherapeutin oft sehr hilfreich, um die Beziehung langfristig erfüllt und zufrieden leben zu können.
  • Extreme sexuelle Wünsche, die der Partner nicht teilen mag/kann: Manchmal gibt es auch sexuelle Wünsche, die einem der beiden Partner sehr wichtig sind, die der andere aber überhaupt nicht teilen kann bzw. mag, z.B. im Bereich BDSM. In einem solchen Fall kann es eine Lösung sein, wenn sich die beiden Partner zugestehen, dass der betreffende Partner diesen Teil seiner Sexualität von Zeit zu Zeit in professionellem Rahmen auslebt (z.B. bei einem Besuch im Domina-Studio).

Fazit: So ist gleichberechtigte Sexualität möglich

Gleichberechtigte Sexualität kann also nicht heißen, dass Mann und Frau im Rahmen einer Partnerschaft unbegrenzen Zugriff auf den Körper des anderen haben- wie das bei Immanuel Kants berühmter Definition der Ehe anklingt: Die Ehe sei eine „Verbindung zweier Personen verschiedenen Geschlechts zum lebenswierigen, wechselseitigen Besitz ihrer Geschlechtseigenschaften“ (MS RL, AA 06: 277.)

Gleichberechtigte Sexualität bedeutet vielmehr, dass beide Partner -im Rahmen ihrer Unterschiedlichkeit- ein erfülltes und befriedigendes Sexualleben führen, bei dem ihre je unterschiedlichen Bedürfnisse jeweils in für sie befriedigender Form erfüllt werden.

Oder einfacher ausgedrückt: Sex in einer Partnerschaft ist dann schön und erfüllt, wenn er beiden Partnen Spass macht und wenn beide sexuell nicht zu kurz kommen. Und falls das nicht klappen will, ist es sinnvoll, im Rahmen einer Sexualtherapie an positiven Veränderungsmöglichkeiten zu arbeiten.

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© M.Petery

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Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

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Paartherapie und Eheberatung Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie

Kondome und Partnerschaft

Interview mit Dr. Michael Petery

Kondome und Partnerschaft:
Typische Fälle aus der therapeutischen Praxis

Kondomgeschichten gibt es jede Menge… Ich bekomme natürlich in meiner Praxis für Sexualtherapie vor allem erzählt, was alles schiefgehen kann und nicht klappt. Also immer wieder, dass Sex mit Kondom Männern weniger Spaß macht. Was aber als solches nicht sehr viel aussagt: denn von den Paaren, die beim Sex mit Kondom keine Schwierigkeiten haben, erfahre ich ja nichts.

Daneben gibt es dann auch krassere Geschichten. So etwa von einer Frau, die absichtlich vor dem Sex in das Kondom kleine Löcher einstanzt, weil sie sich eigentlich ein Kind wünscht und es sich nicht traut, das ihrem Partner zu sagen…

Sind Kondome vor für Männer ein Lustkiller?

Reibung und Druck auf den Penis fördern die männliche Erregung. Ein Kondom kann tatsächlich das Reibungsgefühl in der Scheide verringern und dadurch ein Lustkiller sein.

Andererseits gibt es auch den genau gegenteiligen Effekt. Es gibt Männer, die Sex mit einem Kondom, besonders wenn es zum Beispiel mit Noppen besetzt ist, sogar noch aufregender finden als Sex ohne Kondom.

Kondome und Partnerschaft: Verhütung- nur Frauensache?

Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Männer, die meinen, Verhütung sei ausschließlich Sache der Frau. Und die wie selbstverständlich davon ausgehen, dass die Frau die Pille nimmt.

Andere wiederum haben Angst davor, ungewollt Vater zu werden und benutzen gern ein Kondom, um die Kontrolle nicht ganz und gar an die Frau abzugeben. Dieser Wunsch ist vor allem dann verständlich, wenn der Mann seine Partnerin nicht besonders gut kennt oder es sich nur um einen One-Night-Stand handelt.

Zum Funktionieren einer langfristigen Partnerschaft gehört allerdings immer dazu, dass beide Partner gemeinsam das Thema Verhütung absprechen und sich dann auch aufeinander verlassen können.

Benutzen die meisten Männer Kondome wirklich ungern?

Umfrageergebnisse sprechen da eine andere Sprache. Nach der neuesten Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung von 2016 benutzen 59 % der alleinlebenden Frauen zwischen 16 und 44 häufig oder immer Kondome und 71% der alleinlebenden Männer.

Das Kondom ist also im Laufe der letzten Jahre zur wichtigsten Verhütungsmethode außerhalb fester Partnerschaften geworden.
Das ist auch insofern wichtig, als dass Kondome nicht nur ungewollte Schwangerschaften verhindern, sondern auch vor AIDS und anderen sexuellen Erkrankungen schützen.

Welche Rolle spielt die Größe des Kondoms und welchen Einfluss hat sie auf den Sex?

Damit ein Kondom seine Funktion erfüllt, muss es die richtige Größe haben. Entsprechende Maßbänder zum Download finden sich auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Wenn es nur um Luststeigerung geht, kann ein zu kleines Kondom, das während des Koitus aufplatzt, die Erregung des Mannes fördern.

Wählen Paare in der Regel die richtige Größe aus?

Ich fürchte, das Wissen um die richtige Kondomgröße ist allgemein in der Bevölkerung nicht sehr verbreitet. Die meisten kaufen wohl einfach irgendein Kondom- egal ob das nun richtig passt oder nicht.

Häufige Pannen beim Kondomgebrauch

Ein häufiger Fehler ist, beim Überstreifen des Kondoms auch Luft mit einzuschließen. Das erhöht die Gefahr, dass das Kondom platzt. Und dann natürlich, wie schon erwähnt: das Kondom sollte die richtige Größe haben, also weder zu eng sein noch zu weit.

Tipps zum Thema Kondom

Ich denke, es ist vor allem wichtig und gut, den Blick im Bereich der Sexualität etwas zu weiten. Das bedeutet, dass sexuelles Erleben nicht immer unbedingt mit einem Koitus und mit dem Thema Verhütung verbunden sein muss.

Guter Sex setzt nicht voraus, dass es bei jedem sexuellen Akt zum Koitus mit Ejakulation in der Scheide der Frau kommt. (Vgl. den beitrag über Normsex.)

Es gibt zahlreiche andere Varianten von Sex, bei denen das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft ohnehin nicht oder nur in sehr geringem Umfang gegeben ist. Auch durch Selbstbeobachtung der Frau und Vermeidung des Koitus an den Tagen der Empfänglichkeit lässt sich das Risiko einer Schwangerschaft weitgehend ausschließen.

Aus meiner Sicht ist das Kondom-Thema vor allem deswegen so heiß diskutiert, weil eine weitverbreitete gesellschaftliche Norm von Paaren verlangt, möglichst immer und regelmäßig Sex mit Koitus und Ejakulation in der Vagina zu haben. Wer sich von dieser Norm freimacht, kann aus meiner Sicht den deutlich vielseitigeren und interessanteren Sex erleben und ist auch nicht so sehr auf das Kondom als Verhütungsmittel angewiesen.

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Wenn Sie dazu Fragen haben, können Sie sich gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Unzufriedenheit
in der Beziehung


Lasgeweile
in der Beziehung
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als Trennungsgrund
Zusammenziehen oder nicht?
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Zu häßlich für Sex?
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Ehebruch mit Prustizuierten- Grund zur Trennung?
Partner betrogen ohne rechten Grund
Alkohol und Gewalt
in der Partnerschaft
Alkohol-
mein Partner trinkt zu viel
Bin ich beziehungsunfähig?
Warum will meine Freundin keinen Sex?
Sex und Krebs


Asexuell- keine Lust auf Sexs

Noch schön genug nach Schwangerschaft?s
Stalking durch den Exfreunds
Sie wünscht sich eine offene Beziehung
in 30 Jahre älteren Mann
verliebt
Schwiegermutter ist zu besitzergreifend
Hörigkeit- wie komme ich von ihm los?
Abhängigkeit- meine Freundin klebt an mir
Fremdgehen- mögliche Anzeichen für Untreuer
Nach Fremdgehen sofortige Trennung?
Meine Freundin
war Prostituierte
Sex mit dem Ex- nicht ohne
Risiken und Nebenwirkungen
Partnerschaft und Asperger-Syndrom

Sex und
Schwangerschaft
Gleichberechtigte
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Rauchen als Fetisch
Wie streitet
man richtig?
Kondome
und Partnerschaft
Affären
und Fremdgehen
 

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RTL- Let´s talk about Sex- Radiointerviews Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie

Nacktheit und Körperideal

Interview mit Dr. Michael Petery in der Sendung Let´s talk about Sex bei Radio 89.0 RTL

Nacktheit und Körperideal:
Warum warum finden es einige so schön nackt zu schlafen oder zu sein und andere nicht?

Nacktheit und Sexualität haben in unserer Kultur direkt etwas miteinander zu tun. „Mit der Kleidung zieht der Mensch auch sein Schamgefühl aus“- hat schon der griechische Historiker Herodot vor 2500 Jahren geschrieben.

Wer nackt ist, lässt andere, zumindest mit ihren Blicken, direkt an den eigenen Körper heran.

Viele Menschen empfinden Nacktheit als prinzipielle Ungeschütztheit vor dem sexuellen Zugriff anderer. Für solche Menschen ist es eher unangenehm, nackt zu sein außer direkt beim Sex. Und auch nackt zu schlafen ist für solche Menschen keine schöne Vorstellung.

Andere Menschen genießen es dagegen, nackt zu sein und dadurch dem Sex ein Stückchen näher. Nacktheit ist für sie mit keinem Gefühl der Bedrohung verbunden, sondern eher ein angenehmer Kitzel, prinzipiell für den Sex bereit zu sein.

Nacktheit und Körperideal:
Wie ist das biologisch – worauf stehen wir?

Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan- und macht uns zu ganz unterschiedlichen Wahrnehmungen fähig: Berührung, Wärmeempfinden und natürlich auch Schmerz.

Da sexuelle Lust sehr eng mit allen Formen der Wahrnehmung verbunden ist, gehört auch das körperliche Fühlen über die Haut mit zum sexuellen Erlebnis hinzu- mindestens so sehr wie Sehen, Hören und Riechen.

Sich direkt von Haut zu Haut zu spüren, ist für viele Menschen der intensivste sinnliche Austausch, der überhaupt möglich ist.

Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass in solchen Momenten der Zärtlichkeit die Sehnsucht jedes Menschen nach der Ur-Geborgenheit wiedererlebt werden kann, die er vor seiner Geburt im Mutterleib erlebt hat.

Muss der Körper des Partners perfekt sein?

Dafür, dass eine Partnerschaft funktioniert und guter Sex möglich ist, müssen die beiden Partner mit Sicherheit keinen perfekten Körper haben. Wie viele Menschen haben denn überhaupt „perfekte Körper“? Wenn das die Bedingung wäre, dann würde mindestens dreiviertel der Menschheit als Single herumlauifen. Vgl. auch den Artikel: Zu hässlich für Sex?

Damit Sex funktioniert, ist es wichtig, dass die Partner sich wechselseitig attraktiv finden- so weit ist das sicher richtig. Aber diese Attraktivität bedeutet weit mehr als nur ideale Körperkennzahlen.

Attraktivität ist immer etwas ganz Individuelles, etwas Persönliches: die Art, wie der andere lacht, seine Gestik, seine Stimme… Die Attraktivität eines anderen Menschen besteht sicher nicht nur aus dem Vorliegen irgendwelcher Idealmaße, sondern vor allem darin, was ihn oder sie zu einem besonderen Menschen macht, der mich persönlich fasziniert.

Gegenseitiges Verständnis, gemeinsame Interessen, sympathische Verhaltensweisen- all diese Punkte sind mit Sicherheit sehr viel entscheidender dafür, dass eine Beziehung zustande kommt und dass Partner auch langfristig beieinander bleiben.

Nacktheit und Körperideal:
Warum messen wir Attraktivität daran?

Äußere Attraktivität ist das erste, was wir wahrnehmen. Wir sind nun einmal „Hingucker“. Die Information, ob ein Mensch körperlich gut gebaut und hübsch ist, erhalten wir über unsere Augen in Bruchteilen von Sekunden. Hier laufen sehr schnell Vorentscheidungen, mit denen wir uns aber sehr täuschen können.

Nicht jeder Mensch, der uns auf den ersten Blick optisch gut gefällt, ist auch tatsächlich ein passender Traumpartner. Das ist -im Rahmen einer Sexualtherapie– manchmal eine ziemlich schmerzliche Erkenntnis.

Um einen anderen Menschen wirklich kennenzulernen, genügt das bloße Anschauen nicht: Miteinander sprechen führt da schon deutlich weiter und vor allem, miteinander Zeit zu verbringen, gemeinsame Erlebnisse zu haben und irgendwann auch eine gemeinsame Geschichte. Das ist dann etwas, was zwei Menschen wirklich auf Dauer verbinden kann.

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Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

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Asexuell- keine Lust auf Sexs

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Stalking durch den Exfreunds
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Nach Fremdgehen sofortige Trennung?
Meine Freundin
war Prostituierte
Sex mit dem Ex- nicht ohne
Risiken und Nebenwirkungen
Partnerschaft und Asperger-Syndrom

Sex und
Schwangerschaft
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Rauchen als Fetisch
Wie streitet
man richtig?
Kondome
und Partnerschaft
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RTL- Let´s talk about Sex- Radiointerviews Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie

Ist Selbstbefriedigung gesund?

Hier der Radiomitschnitt.

 

Interview mit Dr. Michael Petery
in der Sendung Let´s talk about Sex bei Radio 89.0 RTL

Ist Selbstbefriedigung gesund? Oder wird man davon blind?

Onanie macht definitiv nicht blind. Diese Aussage ist wissenschaftlich gesehen ein völliger Unsinn.

In Wirklichkeit ist genau das Gegenteil richtig. Selbstbefriedigung ist aus Sicht der Sexualtherapie gesund. Und zwar sowohl körperlich wie auch psychisch.

Bei Männern trägt häufiges Onanieren dazu bei, das Risiko von Prostata-Krebs zu senken und schützt vor Entzündungen der Harnblase. Bei Männern und Frauen senken die Sexualhormone, die bei der Selbstbefriedigung freigesetzt werden, das Diabetes-Risiko.

Aus psychologischer Sicht gilt: Wer sich gut selbstbefriedigen kann, hat auch besseren Sex mit dem Partner.

Zum einen deswegen, weil er den eigenen Körper, seine eigene Orgasmusfähigkeit und seine eigenen sexuellen Bedürfnisse besser kennt und auch in der Beziehung besser äußern kann.
Zum anderen, weil es durch Selbstbefriedigung ein Ventil gibt, auch in der Partnerschaft den eigenen Sexualdrang manchmal alleine ausleben zu können.- und bei dr eigenen Bedürfnisbefriedigung nicht notgedrungen nur auf den Partner bzw. die Partnerin angewiesen zu sein oder aus lauter Druck fremdgehen zu müssen.

Selbstbefriedigung in der Partnerschaft

Wenn beide Partner unterschiedlich häufig das Bedürfnis zum Sex haben, ist das dann kein Problem, wenn die Partner sich auch selbstbefriedigen können.

Der Partner mit dem häufigeren Sex-Bedürfnis hat so eine Möglichkeit, trotzdem zum Orgasmus zu kommen , und muss nicht den anderen gegen dessen Willen mit seinem Sexwunsch bedrängen.

Interessanterweise ist Masturbation übrigens auch im Tierreich weit verbreitet, nicht nur bei Säugetieren wie Hunden, Affen, Kühen, Pferden oder Schafen, sondern auch bei Vögeln und Reptilien. Allein das zeigt, dass Masturbation biologisch zur Sexualität schlicht und einfach hinzugehört.

Nicht normal ist einzig und allein, die Lust an der Onanie künstlich zu unterdrücken.

Warum galt das früher als verpönt?

Das Verbot von Onanie ist menschheitsgeschichtlich eine späte Erfindung im Umfeld des Christentums. Bei den alten Griechen und Römern war Selbstbefriedigung noch völlig selbstverständlich.
Im frühen Christentum galt Sexualität schon bald als verpönt. Die eigentliche Liebe des Menschen sollte nur noch Gott allein gehören- und sogar der Sex mit der Ehefrau nicht mehr Lust bereiten als unbedingt nötig (daher das Verbot aller anderen Sexpraktiken außer der Missionarsstellung).

Diese christliche Sexualmoral hat die bürgerliche Gesellschaft des 19. Jahrhunderts gründlich geprägt- und wirkt direkt oder indirekt bis heute fort.

Wie machen es Frauen / wie die Männer?
Gibt es da Unterschiede?

Die meisten Frauen gelangen selber zum Orgasmus, indem sie die Klitoris mit der Hand stimulieren. Manche Frauen nutzen dazu auch einen Vibrator. Deutlich weniger kommen durch vaginale Masturbation zum Orgasmus, also durch das Einführen eines Fingers in die Scheide . Und wieder andere erregen sich durch das feste Zusammenpressen der Oberschenkel.

Männer haben da weniger Möglichkeiten. Hier ist es eigentlich immer das rhythmische Reiben und Drücken des männlichen Gliedes, das erst zur Erektion und dann zum Samenerguss führt.
Bei Männern sind es etwa 94%, die regelmäßig masturbieren, bei Frauen etwa 80 %.

Männer benutzen dabei weit häufiger als Frauen Pornografie als Hilfsmittel. Selbstbefriedigung bei Männern ist in der Regel mit erotischen Fantasien verbunden, die zur Luststeigerung dienen.
Bei den Frauen sind es nur etwa 50%, die bei der Selbstbefriedigung erotische Vorstellungen haben. Die andere Hälfte der Frauen genießt das Masturbieren als einen rein körperlichen Akt.

Aber wie auch immer Mann oder Frau es macht: Aus sexualwissenschaftlicher Sicht kann gar nicht genug betont werden: Onanieren ist völlig gesund. Onanieren verursacht keinerlei körperliche oder psychische Schäden und kann als solches auch nicht zur Sucht führen.

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© M.Petery.

Wenn Sie dazu Fragen haben, können Sie sich gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Vgl. dazu den Beitrag

Ist Onanie schädlich? Der Mythos der Selbstbeschmutzung

 

 

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Sexuelle Probleme und psychische Störungen

Sexuelle Probleme und psychische Störungen

Der Sex und die Psyche: Sexuelle Probleme und psychische Störungen

Viele sexuelle Probleme sind Folge von psychischen Erkrankungen. Sexualität ist ein zentrales Element im Wesen des Menschen- von daher ist nicht besonders erstaunlich, dass sich psychische Störungen und Erkrankungen oft zuerst als ein sexuelles Problem bemerkbar machen.

Nicht jedes sexuelle Problem
ist Folge einer psychischen Erkrankung

Das soll natürlich nicht heißen, dass jedes sexuelle Problem automatisch Folge einer psychischen Störung ist. Genauso häufig gibt es auch andere Ursachen wie zum Beispiel die Erziehung in der Herkunftsfamilie. Hier können Probleme entstehen, wenn die eigene Sexualität und das von sich selbst erwartete Rollenbild nicht zusammenpassen: so kommen immer wieder Männer zu mir in die Praxis, die Homosexualität irgendwo verwerflich oder schmutzig finden- und das, obwohl sie selber homosexuell sind.

Auch sexuelle Probleme in einer Partnerschaft liegen in der Regel nicht an psychischen Störungen von einem oder beiden Partnern, sondern daran, das in den wechselseitigen Erwartungen und Bedürfnissen unterschiedliche Vorstellungen vorliegen, die den beiden Partnern oft nicht bewusst sind und erst im Verlauf einer Paartherapie deutlich werden.

Sexuelle Probleme und psychische Störungen: die häufigsten Krankheitsbilder

Es ist also Vorsicht geboten, bei vorliegenden sexuellen Problemen sofort auf eine psychische Erkrankung zu schließen. Umgekehrt macht die Sache mehr Sinn: Viele psychische Erkrankungen haben Folgen, die sich auch auf sexuellem Gebiet auswirken.

Depression

Die Hauptanzeichen einer depressiven Erkrankung sind Antriebslosigkeit, Interesseverlust und depressive Symptomatik. Zu den häufigen Nebensymptomen zählt bei Männern und Frauen aber auch die Abschwächung oder der völlige Verlust der Libido.

Das kann sich bei Männern Potenzschwäche oder Erektionsstörung bemerkbar machen, bei Frauen als Vaginismus (Scheidentrockenheit) oder Unfähigkeit zum Orgasmus (Frigidität). Eine Depression kann aber auch dazu führen, wahllos Sex zu haben, ohne ihn überhaupt gewollt zu haben.

Suchtkrankheiten:
Drogen, Nikotin und Alkohol

Eine Suchterkrankung hat erhebliche Folgen für die eigene Sexualität und kann sexuelle Probleme und psychische Störungen verursachen. Viele Drogen führen zu einer Steigerung des Sexualtriebs und einer gestörten Impulskontrolle.

Unter Drogeneinfluss kommt es häufiger zu ungeschütztem und daher auch gesundheitlich gefährlichem Sex oder zu Wahllosigkeit in Bezug auf die Sexualpartner/innen.

Diese Wahllosigkeit kann sich bei Männern so weit entwickeln, dass sich die sexuelle Leidenschaft gleichermaßen auf beide Geschlechter richtet- und das, obwohl die Betroffenen ohne Drogeneinwirkung eindeutig heterosexuell veranlagt sind.

Ebenfalls nach Cannabis-Konsum treten nach meinen eigenen Erfahrungen mit Patienten vor allem bei jüngeren Männern häufiger homosexuelle Zwangsgedanken auf, bei denen sich die Betroffenen permanent hinterfragen, ob sie nicht homosexuell sein könnten. Diese Zwangsgedanken werden als extrem unangenehm erlebt (ganz im Gegensatz zu homosexuellen Tagträumen bei Männern, die tatsächlich homosexuell veranlagt sind).

Typische Folgen von jahrelanger Nikotin-Sucht sind neben dem allgemein bekannten gesteigerten Risiko für Krebserkrankungen vor allem der Verlust der Libido mit der Folge von Erektionsschwierigkeiten und Impotenz bei Männern bzw. Verlust der Orgasmusfähigkeit bei Frauen (Frigidität).

Eine Alkoholkrankheit kann je nach Krankheitsstadium sowohl zu einer Steigerung des sexuellen Verlangens führen (das oft bei gleichzeitiger Unfähigkeit zu Erektion oder Orgasmus) oder, vor allem in fortgeschrittenem Stadium, zum teilweisen oder völligen Verlust der Libido. Im Rahmen einer Partnerschaft führt die Alkoholkrankheit zu unbegründeten Gewaltausbrüchen gegenüber dem Partner, die häufig zu Trennung und sozialer Isolation führen. Weitere Infos unter Kenn Dein Limit.

Sexuelle Probleme und psychische Störungen
bei Trauma und Missbrauch

Traumatische Erfahrungen auf sexuellem Gebiet (Erlebnisse von Missbrauch und/oder Vergewaltigung in Kindheit und/oder Erwachsenenalter) können zu psychischen Erkrankungen führen. Eine häufige Folge ist eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), deren Symptome oft erst Jahre nach dem traumatischen Erlebnis deutlich werden. Typisches Kennzeichen sind Erinnerungslücken in Bezug auf das Trauma bei gleichzeitiger ständiger Präsenz des Erlebnisses. Diese Spannung kann zu dissoziativen Zuständen führen, also dem Auseinanderfallen von Elementen der Wahrnehmung, des Bewusstseins, des Gedächtnisses, der Identität und der Motorik.

Auf sexuellem Gebiet kann ein Trauma zu Vermeidungsverhalten führen (Vermeidung von Situationen, die zu Sex führen könnten, bis hin zu vollständiger sozialer Isolation) oder zu vollständigem Verlust von Libido und Orgasmusfähigkeit.

Zwangsstörungen:
Zwangsgedanken und Zwangshandlungen

Zwangsgedanken kommen auf sexuellem Gebiet sehr häufig vor.

Das können katastrophisierende Gedanken sein wie zum Beispiel, dass der geliebte Partner bzw. die geliebte Partnerin einen schon bald verlassen wird- ohne dass es dafür in der Wirklichkeit irgendwelche tatsächlichen Hinweise gibt. Das kann auch umgekehrt die quälende Angst sein, man selber könnte plötzlich nichts mehr für seine/n Partner/in empfinden- und das, obwohl im Augenblick in der Partnerschaft alles in Ordnung ist.

Möglich sind auch andere quälende Gedanken, wie etwa die ständige bildhafte Vorstellung, wie der Sex des eigenen Partners bzw. der eigenen Partnerin mit vorherigen Exfreundinnen bzw. Exfreunden ausgesehen haben könnte.

Bei (heterosexuellen) Männern findet sich außerdem sehr häufig der Zwangsgedanke, „eigentlich“ homosexuell und damit unfähig zur Partnerschaft mit einer Frau zu sein.

Ein Beispiel für eine sexuelle Zwangshandlung wäre der permanente Drang, sich pornografische Videos ansehen zu müssen, auch wenn keine sexuelle Erregung besteht und dieser Drang als unangenehm empfunden wird..

Angststörungen

Auch Angst ist ein häufiges Thema in der Sexualtherapie. Zu beachten ist, dass Menschen mit Angststörungen selbst häufig die Angst gar nicht als das Hauptsymptom erkennen und vor allem körperliche Symptome erleben wie z.B. Schwindelgefühle, Herzrasen, Magenschmerzen etc.

Eine Angststörung bzw. phobische Störung liegt immer dann vor, wenn

  • die Angst der Situation nicht angemessen ist
  • die Angst länger deutlich anhält als die angsterregende Situation andauert
  • die besondere Form der Angst nicht erklärbar und beeinflussbar ist
  • die Angst zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität führt
  • die Angst zu Einschränkungen im Kontakt mit anderen Menschen führt.

Auf sexuellem Gebiet gibt es vor allem die Versagensangst, die im Extremfall dazu führt, dass Betroffene sexuelle Begegnungen grundsätzlich vermeiden. Dazu kommen spezielle Formen der Angst wie etwa Gymnophobie, also die Angst, selber nackt zu sein oder andere Menschen nackt zu erleben.

Sexuelle Probleme und psychische Störungen
bei einer Borderline-Störung

Hauptmerkmal der Borderline-Störung ist eine kaum auszuhaltende innere Anspannung, die sich häufig in selbstschädigendem Verhalten Erleichterung verschafft.

Das können Selbstverletzungen sein (z.B. durch Ritzen), aber auch Hochrisikoverhalten wie Gebrauch von Suchtmitteln, riskantes Autofahren oder eine wenig kontrollierte Sexualität mit wechselnden Partner/innen. (Wobei in letzterem Fall dieses Verhalten gerade bei jungen Frauen auch die Wahrscheinlichkeit erhöht, sexuell ausgenutzt zu werden.)

Das ist insofern besonders problematisch, da Menschen mit einer Borderline-Störung oft bereits in der Kindheit sexuellen Übergriffen ausgesetzt waren, und sich somit traumatische Erfahrungen der Vergangenheit immer weiter fortsetzen. Vgl. dazu auch das Fallbeispiel Sexuelle Gewaltfantasien bei Frauen.

Menschen mit Borderline-Störung haben häufig eine große Sehnsucht nach einer engen und dauerhaften Beziehung. Da sie in ihrer Kindheit oft nicht erfahren konnten, was die Geborgenheit in einer Familie bedeutet (inkl. aller Aufs und Abs, die im Alltag dazugehören), haben Menschen mit Borderline-Störung oft unrealistische Erwartungen an eine Beziehung. Das zeigt sich in vielen Fällen durch
die Neigung, andere Menschen entweder stark zu idealisieren oder abzuwerten.

Das kann in einer Beziehung dazu führen, dass die Vorzüge des Partners bzw. der Partnerin zunächst völlig überhöht positiv gesehen werden mit der Folge einer um so tieferen Enttäuschung, wenn der Partner bzw. die Partnerin diese hohen Erwartungen später nicht auf Dauer erfüllen kann.

Von daher erklärt sich, dass Beziehungen, auch wenn sie mit großen Erwartungen begonnen wurden, oft nicht sehr lange anhalten- es sei denn, der Partner bzw. die Partnerin bringen sehr viel Verständnis für die Erkrankung auf und schaffen es, die Partnerschaft auf einem mittleren Level zischen Idealisierung und Entwertung zu stabilisieren.

Neben einer speziellen Therapie mit dem Ziel des Spannungsabbaus (und ggf. auch der Traumaverarbeitung) für den Borderline-Patienten bzw. die Borderline Patientin, kann also auch eine paartherapeutische Begleitung sinnvoll sein.

Sexuelle Probleme und psychische Störungen
bei Persönlichkeitsstörungen

Persönlichkeitsstörungen sind gemäß der ICD-10, dem Krankheitenkatalog der Weltgesundheitsorganisation, „tief verwurzelte, anhaltende Verhaltensmuster, die sich in starren Reaktionen auf unterschiedliche persönliche und soziale Lebenslagen zeigen.“

In der Regel verspüren Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung selbst nur geringen Leidensdruck- ihre Umwelt oder ihre Partnerinnen oder Partner dafür umso mehr. Rein statisch ist jede fünfte Partnerschaft betroffen.

Vgl. dazu den ausführlichen Beitrag über Perönlichkeitsstörungen in der Partnerschaft.

Weitere Störungsbilder

Hierzu gehören z.B. Störungen im Bereich des Autismusspektrums.
Auch wenn Autisten Schwierigkeiten haben, Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen, haben sie trotzdem sexuelle Bedürfnisse, die in der Regel durch Masturbation befriedigt werden.

Hier kommt es auf eine behutsame Sexualerziehung an, welche den Betroffenen nichts aufdrängt (und keinesfalls sexuell ausbeutet!), gleichzeitig aber auch vor Situationen schützt, die ihnen schaden (Masturbation in der Öffentlichkeit, Verletzungen durch Einsatz ungeeigneter Gegenstände bei der Masturbation).
Vgl. dazu den Aufsatz zu Sexualität und Autismus von Karin Dreisigacker.

Beim Asperger-Syndrom verspüren Betroffene oft den lebhaften Wunsch nach Partnerschaft und Sexualität. Eine große Schwierigkeit bereitet allerdings das Kennenlernen eines geeigneten Partners bzw. einer geeigneten Partnerin, die Verständnis für die Eigenheiten von Menschen mit Asperger-Syndrom hat (Spezialinteressen, Reizüberforderung bei sozialen Anlässen etc.). Um diese Schwierigkeit zu überwinden, kann eine einfühlsame Therapie sehr hilfreich sein, die darauf abzieht, soziale Skills einzuüben und zu trainieren.

ADHS im Erwachsenenalter kann sich im Bereich Sexualität auf sehr unterschiedliche Art und Weise auswirken. Während Frauen mit ADHS oft erst relativ spät mit Ende 20 ihre Freude an der Sexualität entdecken, haben junge Männer mit ADHS oft ein stark gesteigertes sexuelles Interesse („Hypersexualität„).

Beiden Geschlechtern gemeinsam ist bei ADHS oft eine überdurchschnittliche Experimentierfreude beim Sex und eine große Akzeptanz auch von Partnern, die nicht dem gängigen Idealbild entsprechen. Impulsivität und rasche Stimmungsumschwünge können in der Partnerschaft Beziehungsprobleme bereiten. In solchen Fällen kann eine Paartherapie dazu beitragen, das gegenseitige Verständnis für die jeweiligen Eigenheiten des anderen Partners zu fördern.

Sexuelle Probleme und psychische Störungen: eine Aufgabe für den Spezialisten

Ob eine psychische Erkrankung (Mit-)Ursache für sexuelle Probleme ist oder nicht, ist oft auch für den Spezialisten nicht auf den ersten Blick erkennbar. Deswegen sind spezielle Untersuchungen nötig, um genaue Klarheit zu gewinnen und auf dieser Grundlage das geeignete Therapieverfahren zu wählen (z.B. Verhaltenstherapie oder Gesprächstherapie).

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Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

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Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie Sexuelle Probleme

Bin ich sexsüchtig? Sexsucht-Tests im Internet

Wer im Internet den Begriff Sexsucht eingibt, wird schnell fündig. Eine ganze Reihe von Websites bieten Online-Fragebögen an, die eine schnelle Antwort auf die Frage versprechen.

Bin ich sexsüchtig?
Wie aussagekräftig Internet-Tests sind…

Typische Testfragen im Internet und ihre tatsächliche Relevanz

Als ein Beispiel möchte ich hier den Online-Fragebogen „Sind Sie sexsüchtig?“ des Magazins Fit for fun etwas näher analysieren. Der gleiche Test fand sich übrigens bis Jan 2020 auch bei Focus Online und wurde jetzt gelöscht.

Hier werden dem User insgesamt 12 Fragen vorgelegt, die jeweils mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Nur wer alle Fragen mit Nein beantwortet, erhält das Ergebnis: Kein Grund für Bedenken. Ihr Sexleben scheint in normalen Bahnen zu laufen.“

Bereits ab einem einzigen Ja heißt es in der Auswertung „Zur Vorsicht wird geraten!“ und der Test empfiehlt: „Wenn Sie eine oder gar mehrere der Fragen mit Ja beantworten mussten, sollten Sie Ihre sexuellen Vorlieben vielleicht einmal mit einem Arzt/Psychologen Ihres Vertrauens besprechen.“

Ab 5 Jas gilt dann „Alarmstufe Rot“, verbunden mit dem Hinweis: „Sie sollten unbedingt zu einem Experten – Psychologen oder Arzt – gehen und ihm Ihre Beobachtungen ganz offen schildern. Er kann beurteilen, ob Sie unter einer behandlungsnötigen Sexsucht leiden und die richtigen Schritte einleiten, damit Sie wieder ein normales Verhältnis zu Sex und Erotik entwickeln.“

Ist also schon ein einziges Ja auf eine der Fragen in diesem Test Hinweis auf eine mögliche psychische Störung?

Es lohnt sich, die Testfragen genauer in den Blick zu nehmen:

  1. Haben Sie wegen Ihrer sexuellen Vorlieben oft ein schlechtes Gewissen?

    Sexuelle Vorlieben haben aus sexualtherapeutischer Sicht nur dann einen Krankheitswert, wenn sie die betroffene Person oder deren soziales Umfeld schädigen.
    Fraglich ist, wofür das „schlechte Gewissen“ ein Indikator sein soll.

    Leider ist sowohl der Fall denkbar, dass ein Pädophiler mit eindeutig krankhaftem und suchtartigem Konsumzwang von Kinderpornografie kein schlechtes Gewissen hat, als auch der umgekehrte Fall eines Menschen mit „schlechtem Gewissen“, dessen einzige „Sünde“ ist, hin und wieder zu onanieren. Es gibt also das Risiko, dass der Fragebogen im einen Fall ein falsches Nein zum Thema Sexsucht ausgibt und im anderen Fall ein falsches Ja.

    Das schlechte Gewissen allein ist kein zuverlässiger Hinweis auf Sexsucht. Allerdings brauchen sexuelle Vorlieben wie z.B. Masturbation, die niemandem schaden, grundsätzlich nicht mit schlechtem Gewissen verbunden sein. Wer also z.B. wegen Masturbation ein schlechtes Gewissen hat, ist zwar nicht sexsüchtig- ein therapeutisches Gespräch konnte sich allerdings lohnen um herauszufinden, warum sich der/die Betroffene für ein völlig normales sexuelles Verhalten mit Selbstvorwürfen überzieht.

  2. Haben Sie bereits wichtige Termine versäumt, weil Sie mit Erotik und Sex beschäftigt waren?

    Die Vernachlässigung wichtiger Termine ist ein wichtiger Indikator für eine Sucht. Wer diese Frage mit Ja beantwortet, kann also tatsächlich ein Suchtproblem haben.

    Einzige Ausnahme: Der Sex war der noch wichtigere Termin. Und dieser Fall kann eigentlich nur dann vorkommen, wenn es sich um die einmalige Gelegenheit handelt, sich den Traummann oder die Traumfrau des Lebens zu sichern und darüber alles andere zu vergessen…

  3. Masturbieren Sie zwanghaft oft, sogar mehrmals am Tag?

    So gestellt, ist das eine Suggestivfrage, die keine aussagekräftigen Ergebnisse liefern kann.

    Denn Masturbation, die zwanghaft erfolgt, ist immer ein psychisches Problem, sogar wenn die zwanghafte Masturbation nur zu bestimmten Anlässen alle paar Wochen einmal auftritt.

    Mehrmalige Onanie täglich hat dagegen definitiv keinen Krankheitswert, wenn sie nicht zwanghaft erfolgt, sondern der betreffenden Person schlicht und ergreifend Spaß macht und auch im Rahmen einer Partnerschaft keine Belastung darstellt.

  4. Haben Sie viele Sexualpartner/innen?

    Viele Sexualpartner zu haben, ist für sich allein genommen kein Anzeichen für eine Krankheit.

    Für eine solche Diagnose müsste ein Leidensdruck hinzukommen: z.B. durch die Gefährdung der hauptsächlichen Partnerschaftsbeziehung.

  5. Lenken Sie sexuelle Fantasien oft von Ihrer Arbeit ab?

    Sexuelle Fantasien, die einen Menschen bei Arbeiten stören, sind tatsächlich problematisch, wenn sie als störend empfunden werden.

    Andererseits haben eine ganze Reihe an Studien ergeben, dass sehr viele Menschen Dutzende Male am Tag an Sex und an sexuelle Fantasien denken und das eher als Bereicherung ihres Alltags empfinden.

    Insofern hat auch diese Frage Suggestivcharakter und könnte Menschen mit völlig unauffälligen sexuellen Fantasien dazu bringen, die Frage mit Ja zu beantworten. Aussagekräftig wäre nur die Frage: „Stören Sie sexuelle Fantasien oft bei Ihrer Arbeit?“

  6. Sind Sie davon überzeugt, dass tabulose Pornos unbedingt zum Liebesspiel dazugehören?

    „Tabulose Pornos“- das ist schon eine etwas merkwürdige Formulierung. Gibt es denn Pronos, die nicht tabulos sind? Also verklemmte Pornos mit vielen Tabus? Und wären die dann in einer Partnerschaft weniger gefährlich?

    Aber von der Formulierung mal abgesehen: Es ist definitiv kein Zeichen für Sexsucht, wenn es in einer Partnerschaft beiden Partnern Spaß macht, während des Sex einen Porno laufen zu lassen.

  7. Nutzen Sie regelmäßig anonyme Sex-Angebote wie Telefonsex oder Prostitution?

    Zwanghafte Konsumierung von Telefonsex-Angeboten oder Prostitution sind mit Sicherheit Hinweise auf eine psychische Erkrankung. Das gilt insbesondere dann, wenn eine solche Nutzung selbstschädigenden Charakter hat, beispielsweise finanziell, beruflich oder in Bezug auf eine bestehende Partnerschaft.

    Allerdings bedeutet „regelmäßig“ nicht automatisch „zwanghaft“. So die Person keinen Leidensdruck verspürt, liegt also auch bei regelmäßiger Nutzung solcher Angebote ohne inneren Zwang kein Hinweis auf einen Suchtcharakter vor.

  8. Stehen Sie auf Sado-Maso-Spiele?

    Bei dieser Frage stand wohl eher Prüderie Pate als sexualwissenschaftlicher Erkenntnisdrang.

    SM-Vorlieben, die einvernehmlich mit dem oder der Partnerin ausgelebt werden, haben mit Sexsucht definitiv nichts zu tun.

  9. Können Sie nur mit bestimmten Fetischen in Fahrt kommen?

    Und schon wieder Prüderie! Fetischismus ist keine Krankheit, außer, der/die Betroffene leidet darunter, dass er nur mit einem bestimmten Fetisch kommt (z.B., wenn der/die Partner/in den Fetisch ablehnt).

    Das wäre dann aber ein paartherapeutisches Problem und kein Hinweis auf Sexsucht.

  10. Werden Sie nervös und schlecht gelaunt, wenn Sie Ihren Trieb nicht ausleben können?

    Die meisten Menschen brauchen sexuelle Zufriedenheit, um psychisch gesund zu sein. Libidoverlust gilt als eine Erkrankung (z.B. infolge einer Depression). Insofern werden wohl die meisten Menschen „nervös und schlecht gelaunt, wenn sie ihren Trieb nicht ausleben können“.

    Sinnvoller wäre z.B. die Frage, wie unmittelbar sexuelles Verlangen ausgelebt werden muss, ob es also auf sexuellem Gebiet eine „Störung der Impulskontrolle“ gibt (was tatsächlich eine Erkrankung wäre).

  11. Hat sich Ihre Begierde in letzter Zeit gesteigert, brauchen Sie eine immer höhere Dosis Sex?

    Bei der Fragestellung hat wohl die Analogie zur Alkoholsucht Pate gestanden. Aber wie soll man sich das mit der Dosissteigerung beim Sex eigentlich vorstellen?

    Sexualwissenschaftliche Erkenntnisse weisen darauf hin, dass es im Leben ein und desselben Menschen immer wieder Zeiten mit häufigerem und weniger häufigem Sex gibt, die sich abwechseln. Eine Analogie zum Alkohol, dass sich die Sexdosis über Jahrzehnte infolge einer sich aufbauenden physischen Abhängigkeit immer mehr steigert, ist beim Sexualverhalten noch bei keinem Menschen beobachtet worden…

    Eine „Steigerung der Begierde in letzter Zeit“ ist also kein Kriterium für Sexsucht. Einen Krankheitswert hat häufiger Sex nur dann, wenn der Betroffene oder seine Umwelt darunter leiden.

  12. Haben Sie sich sexuell schon einmal aufgedrängt, also jemanden belästigt?

    Sexuelle Belästigung ist eine sexuelle Handlung ohne Einverständnis des anderen- und als solche strafrechtlich relevant.

    Häufigste Ursache aus psychologischer Sicht ist wohl entweder eine „Störung der Impulskontrolle“ oder zwanghaftes Verhalten. Beides hat mit Sexsucht wenig zu tun.

Fazit

Die Testfragen sprechen zwar eine ganze Reihe möglicher psychischer Probleme an, können aber die Ausgangsfrage „Bin ich sexsüchtig?“ nicht beantworten.

Immerhin stellt der Test kein großes Risiko da: Die schon nach einem einzigen „Ja“ gegebene Empfehlung, einen Arzt oder Psychologen aufzusuchen, kann zumindest nicht groß schaden. Inhaltlich hilfreich ist der Test allerdings wohl weniger.

Wie ich in meinem Beitrag über Hypersexualität dargestellt habe, ist es wissenschaftlich nach wie vor unklar, ob es das Krankheitsbild Hypersexualität als solches überhaupt gibt.

Ein „Zuviel“ an Sex kann Hinweis auf die unterschiedlichsten psychischen Erkrankungen sein: das beginnt bei der Depression, Störung der Impulskontrolle und Zwangsstörung und reicht bis hin zu Persönlichkeitsstörungen oder Borderline. Deshalb ist eine sehr sorgfältige Diagnostik durch einen spezialisierten Arzt oder Therapeuten unbedingt erforderlich, um dann jeweils krankheitsspezifisch therapeutisch helfen zu können.

Bin ich sexsüchtig?
Warnung vor unseriösen Angeboten

Neben solchen vergleichsweise harmlosen Selbsttests im Internet, die sich auf den Portalen der großen Zeitschriftenverlage finden, gibt es auch „Bin sich sexsüchtig?“-Websites, die offenbar völlig unseriös sind.

Dazu gehören meiner Meinung nach insbesondere von therapeutischen Laien organisierte Selbsthilfegruppen gegen Sexsucht, die als mögliche Lösung vor allem sexuelle Enthaltsamkeit und die „spirituelle Unterwerfung unter ein höchstes Wesen“ als Lösung propagieren.

Im Umfang solcher Gruppen zirkulieren Fragebögen, wo bereits ein Ja auf folgende Fragen als Anzeigen für Sexsucht gesehen wird:

  • Wäre es für Sie peinlich, wenn jemand Außenstehendes etwas über deine sexuellen Beziehungen erfährt?
  • Brauchen Sie die Nähe deines Partners, um sich wohl zu fühlen?
  • Glauben Sie, in Ihrem Leben einen Anspruch auf Sex zu haben?
  • Leben Sie in einer Beziehung, die Sie nicht aufgeben können?
  • Meinen Sie, das Leben hätte ohne Sexualität weniger Sinn?
  • Onanieren Sie hin und wieder, obwohl Sie in einer festen Partnerschaft leben?
  • Brauchen Sie Sex, um sich richtig als Mann oder Frau zu fühlen?

Wer mit solchen Fragen versucht, völlig normales menschliches Verhalten krank zu reden, versucht wohl eher. Menschen zu verunsichern als ihnen zu helfen. Dass solchermaßen fragwürdige Persönlichkeitstests beliebtes Anwerbemittel für diverse Sekten sein können, muss wohl an dieser Stelle nicht extra betont werden.

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© M.Petery
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Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Hypersexualität-
macht zuviel Sex krank?
Wie erkennt man Pornosucht?-
Die wichtigsten Kriterien
Bin ich sexsüchtig?
Sexsucht-Tests im Internet
Sexuelle Probleme
und psychische Störungen
Exzessive Onanie
trotz Partnerschaft
Ständig Sex-
Er will häufiger als ich
 

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Probleme in der Partnerschaft Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie Sexuelle Probleme

Hypersexualität- ist zu viel Sex krank?

Hypersexualität: ist Arthur Schnitzler dafür ein Beispiel?

Hypersexualität-
was bedeutet das eigentlich?

Wörtlich übersetzt bedeutet Hypersexualität „zu viel an Sexualität“. Wissenschaftlich gesehen gibt es keine klare Definition. Objektiv lässt sich nur feststellen, dass Menschen sehr unterschiedlich häufig Sex haben: manche nie oder nur sehr selten, andere mehrmals am Tag. Und das kann sich bei genau dem gleichen Menschen phasenweise immer wieder ändern.

Der Wiener Arzt und Schriftsteller Arthur Schnitzler war zum Beispiel stolz darauf, es als junger Mann mit seiner damaligen Freundin in nur einem Jahr geschafft zu haben, über 1000 Mal Sex gehabt zu haben. Ist ein solcher Rekord als krank einzusstufen, als ein Zuviel an Sex, mit dem Krankheitstitel Hypersexualität? Ist er selber als Opfer von Hypersexualität anzusehen oder auch seine Freundin?

Für den amerikanischen Psychiater Martin Kafka wären beide krank: er hält alles, was über 6 Orgasmen pro Woche hinausgeht, für bedenklich, ebenso jede Beschäftigung mit Sex mehr als eine Stunde am Tag.

Hypersexualität-
eine Erfindung von Moralaposteln?

Tatsächlich kommen vor allem aus den USA Stimmen, welche ein zu viel an Sex als ein psychologisches Krankheitsbild festsetzen möchten. Wissenschaftliche Begründungen für eine solche Grenzsetzung gibt es nicht. Es ist zu vermuten, dass dieser Wille zur Sexbegrenzung vor allem in einer sehr konservativen Sexualmoral begründet ist.

In der wissenschaftlichen Diskussion in Europa ist man sich dagegen weithin einig, dass ein Verhalten nur dann einen „nosologischen Charakter“ (Krankheitswert) hat, wenn es mit physischen oder psychischen Schädigungen für den Betroffenen oder dessen soziale Umgebung einhergeht.

Mit dieser Definition lässt sich der Fall Schnitzler deutlich flexibler beurteilen: Wenn wir davon ausgehen wollen, dass es Schnitzler und seiner Freundin gemeinsam sehr viel Spaß gemacht hat, ihren gemeinsamen Sexrekord aufzustellen, dann wäre beider Verhalten zwar ungewöhnlich, aber keinesfalls eine Krankheit.

Wenn sich allerdings herausfinden ließe, dass es allein der junge Arzt war, der seine Freundin zu so viel Sex drängte, ohne dass die dazu eigentlich richtig Lust hatte- dann wäre der Krankheitswert vorhanden (Schädigung der sozialen Umwelt durch eigenes Verhalten).

Gleichfalls wäre Schnitzlers Verhalten problematisch, wenn er weniger aus Freude an der Sache zu so viel Sex gekommen wäre, sondern aus einem inneren Zwang heraus gehandelt hätte, der ihm aufgezwungen hätte, einen solchen Rekord aufstellen zu müssen.

Hypersexualität-
Kriterien für eine mögliche Erkrankung

Folgende Punkte können also Anzeichen sein, dass sehr viel Sex tatsächlich eine psychische Erkrankung darstellt:

  • Leidensdruck: Der oder die Betroffene empfinden das von ihnen ausgelebte Mass an Sex (mit oder ohne Partner) als zu viel und leiden darunter, z.B. weill sie dadurch andere wichtige Tätigkeiten vernachlässigen (z.B. berufliche Erfordernisse oder sonstige persönliche Interessen).
  • Nötigung des Partners oder der Partnerin: Unfähigkeit, in der Partnerschaft akzeptieren zu können, dass der oder die andere nicht so oft das Bedürfnis zum Sex hat als man selbst.
  • Unfähigkeit, auf eine Möglichkeit zum Sex zu verzichten, auch wenn dadurch einen persönlicher Schaden entstehen kann. Z.B. Nutzung des PC am Arbeitsplatz für privaten Pornokonsum, Sex mit Unbekannten ohne Abklärung des Risikos von Geschlechtskrankheiten und Verhütung…. (gestörte Impulskontrolle)
  • Belästigung anderer mit verbalen sexuellen Anspielungen oder Handlungen (Angrapschen etc.) ohne deren explizites Einverständnis
  • hohe Promiskuität (zahlreiche, wechselnde Sexualpartner) ohne expliziten Wunsch danach
  • Ausbleiben des Gefühls wirklicher sexueller Befriedigung trotz intensiver sexueller Betätigung
  • suchtartiges Sexualverhalten, bei dem keine eigene Kontrolle mehr möglich schient (vgl. dazu meinen Beitrag zu Wie erkennt man Pornosucht?)

Alle diese Hinweise weisen zwar auf mögliche psychische Erkrankungen hin, definieren allerdings kein klar feststellbares Krankheitsbild von Sexsucht bzw. Hypersexualität.

Die Störung im sexuellen Bereich ist also vor allem ein Hinweis darauf, dass es sich lohnen kann, das Thema mit einem kompetenten Therapeuten durchzusprechen- und abzuklären, ob eventuell andere psychische Erkrankungen im Hintergrund stehen, die psychotherapeutisch behandelt werden sollten.

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< © M.Petery

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Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Weitere Beiträge zum Thema Hypersexualität

Wie erkennt man Pornosucht?
Exzessive Onanie trotz Partnerschaft
Ständig Sex- er will häufiger als ich

Literaturtipp

Schnitzler Jugend in Wien

Arthur Schnitzler (1862-1931) interessierte sich als Arzt und Schriftsteller gleichermaßen für das Thema Sex. Bereits seine Jugenderinnerungen enthalten eine ganze Reihe von Sexerlebnissen. Berühmt (und berüchtigt) wurden seine freizügigen Sexschilderungen im Theaterstück „Der Reigen“ oder in der Erzählung „Elsa“. Seine „Traumnovelle“ von 1926 wurde Vorbild für Stanley Kubricks Film Eyes Wide Shut- einem Klassiker der BDSM-Szene.

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Reden über Sex

Reden über Sex-Interview mit Dr. Michael Petery

Reden über Sex- warum halten Sie es aus der therapeutischen Sicht für wichtig, das Thema Sex mit dem Partner bzw. Sexpartner von einer etwas trockeneren Seite anzugehen und zu besprechen?

Wir Menschen sind alle unterschiedlich, nicht nur genetisch, sondern auch durch unsere Erziehung, durch unsere persönlichen Erfahrungen. Das bedeutet: niemand kann davon ausgehen, dass seine Partnerin oder sein Partner bei Sex genau dieselben Vorstellungen haben wie man selber. Und das, obwohl im Zustand der Anfangsverliebtheit die meisten Paare glauben, der andere wäre die 100%-Ergänzung zu einem selbst.

Natürlich kann man eine Menge schönen Sex gemeinsam auch nonverbal und spielerisch herausfinden. Das ist eine großartige Sache, die viel Spaß macht! Trotzdem besteht da die Gefahr, nur durch Spiel und Probieren wichtige gemeinsame Möglichkeiten zu übersehen, was sich durch gemeinsames Drüberreden vermeiden ließe.

Und richtig notwendig ist das Reden dann, wenn es beim Sex Probleme gibt. Mir sind zum Beispiel in meiner Praxis bereits Männer begegnet, die ich gefragt habe, ob Ihre Partnerin beim Sex einen Orgasmus bekommt. Und die dann sagten: Wahrscheinlich ja, aber ich weiß es nicht. Spätestens da wäre es unbedingt angezeigt, miteinander zu reden.

Reden über Sex- inwiefern kann es den Sex verbessern, wenn man darüber spricht?

Den besseren Sex gibt es dadurch, dass sich die beiden Partner besser kennenlernen. Erstaunlich viele Leute haben immer noch das traditionelle Normsex-Konzept im Kopf: Sex funktioniert nach diesem Modell so: der Mann dringt bei der Frau ein, dann dauert der Koitus mindestens 3, aber höchstens 15 Minuten- und die Frau bekommt einen Orgasmus, der Mann bekommt einen Orgasmus, und das war´s.
Diese Art von Sex funktioniert in der Praxis bei den wenigsten Paaren. Es gibt viele Männer und Frauen, die ihren Orgasmus überhaupt nicht beim Koitus bekommen. Und die trotzdem guten Sex haben! Wobei dann der Koitus ein Vorspiel sein kann, das die Erregung aufbaut, und der Orgasmus erst danach stattfindet. Das tut der Zärtlichkeit beider Partner keinen Abbruch.

Da ist es wichtig, die sexuellen Bedürfnisse und Wünsche des anderen Partners zu kennen. Und zu wissen: Genau das ist es, was meiner Partnerin oder meinem Partner gefällt. Wer nicht darüber redet, wird solche Wünsche jenseits des Normsex nur sehr schwer herausfinden.

Erst recht gilt das für etwas ausgefallenere Wünsche wie z.B. die Frage, ob dem/der eigenen Partner/in Fetischkleidung oder Toys im Bett gefallen oder ob BDSM etwas sein könnte, was beiden Spaß macht. So etwas lässt sich mit Sicherheit im Gespräch besser herausfinden als durch den Überraschungsangriff im Schlafzimmer.

Reden über Sex- wo machen Sie zwischen Dirtytalk, Sexting und einem normalen Gespräch über den Sex in der Partnerschaft die Unterschiede fest?

Dirtytalk bedeutet, sich gegenseitig durch eine stark sexualisierte Sprache zu erregen. Sexting meint den Austausch erotischer Nachrichten oder Bilder per Handy.

Das beides sind sexuelle Praktiken, die in den Bereich der Verbalerotik gehören. Dirtytalk und Sexting sind kein Reden über Sex, sondern bereits praktizierte Sexualität. Deshalb ist es wichtig, dass Dirtytalk und Sexting nur im gegenseitigen Einverständnis aller Beteiligten stattfinden- ansonsten wäre das ein sexueller Übergriff ganz ähnlich wie ungefragtes Angrapschen.

Reden über Sex ist eine ganz andere Sache. Vielleicht lässt sich das am besten im Vergleich mit der Planung eines Galadinners vergleichen. Die gemeinsame Planung macht Spass und kann das spätere Festessen erheblich verbessern. Aber die Planung ist noch nicht das Essen selbst. Sexting dagegen kann eine Vorspeise sein und Dirtytalk das passende Gewürz.

Das Reden über Sex kann in diesem Sinne eine Art Vorplanung sein- es kann aber auch zur Nachbesprechung dienen, genauso wie nach dem Galadinner, um es das nächste Mal vielleicht noch anders oder noch aufregender zu gestalten- oder auch um festzustellen, dass es genauso absolut wunderbar gewesen ist.

Ist das Gespräch über den Sex tendenziell eher unsexy?

Das Reden über Sex ist nicht der Sex selbst, genauso, wie das Kochrezept nicht das richtige Essen ersetzt. Aber auch das Reden über Sex kann bereits den Appetit anregen. Insofern kann also auch Reden über Sex durchaus sexy sein.

Wobei haben die meisten ihrer Klienten Schwierigkeiten, wenn Sie ihnen empfehlen über den Sex zu sprechen?

Den meisten Menschen fällt das Reden über Sex schwer, weil wir das in unserer Gesellschaft nie gelernt haben. Auch Paare, die schon viele Jahre miteinander zusammen sind, wissen oft nicht, welche erotische Fantasien der andere beim Sex hat oder ob der/die andere für sich allein gerne masturbiert.

Richtig schwierig wird es, wenn es um besondere Vorlieben wie Fetischismus oder BDSM geht. Da haben eigentlich fast alle Schwierigkeiten, wie sie darüber mit ihrer Partnerin oder ihrem Partner reden sollen. Häufig ist ein solches Gespräch erst in der geschützten Umgebung einer Paartherapie möglich.

Dabei ist es absolut wichtig, gerade über solche Fantasien und Wünsche zu sprechen, wenn es in einer Beziehung sexuelle Probleme gibt. Nur wenn beide Partner wissen, was den anderen richtig heiß macht, kann sich das Sexleben verbessern.

Nicht in dem Sinne, dass jetzt alles ausgelebt werden muss, was da an Fantasien und Wünschen hochkommt: Bei jedem Paar gibt es immer Vorlieben, die nur der eine mag und der andere gar nicht. Aber ohne das gemeinsame Reden lassen sich neue Gemeinsamkeiten, die beiden gefallen, nur schwer finden.

Wie waren die Erfahrungen ihrer Klienten, nachdem sie es schließlich versucht haben?

Das Reden über Sex kann eine riesige Erleichterung sein. Das gilt übrigens nicht nur für Paare, sondern auch für Einzelklientinnen und -klienten, die in ihrer Therapie das erste Mal zum Beispiel über sexuelle Versagensängste oder sexuelle Zwangsgedanken reden konnten.

Das Reden ist der erste Schritt zu mehr Freiheit, zu mehr Lebensqualität und zu besserem Sex.

Wie äußert man seine Wünsche am besten? Besonders auch ausgefallene Wünsche?

Sinnvoll ist es, bei sexuellen Wünschen die Partnerin oder den Partner nicht mit direkten Fragen zu überfallen, auf die sie oder er nur mit Ja oder Nein antworten kann. Es ist zum Beispiel auch in einer langjährigen Beziehung mit Sicherheit keine gute Idee, aus heiterem Himmel im Schlafzimmer mit einem Paar Handschellen anzukommen und zu sagen: „Ich bin übrigens ein Fan von Bondage. Darf ich dich mal ans Bett fesseln?“ Die Gefahr, dass die oder der andere dann gleich Nein sagt, ist hoch- und sei es nur deswegen, weil es der bzw. dem anderen peinlich ist, so plötzlich und so direkt mit einer solchen Frage konfrontiert zu werden.

Viel besser ist es, das Ganze etwas langfristiger anzugehen und das Thema eher indirekt anzusprechen. Und am besten nicht beim Sex und nicht im Schlafzimmer, sondern vielleicht bei einem gemeinsamen Spaziergang, wo die oder der andere nicht befürchten muss, das diese Wünsche jetzt sofort in Realität umgesetzt werden.

Das könnte etwa so gehen: „Was ich dir von mir schon immer mal erzählen wollte, ist, dass mich die Vorstellung von Bondage und Fesseln ziemlich erregt. Wie geht es dir eigentlich mit dem Thema?“ An der Reaktion des anderen wird dann ziemlich schnell klar, ob das Gespräch weitergehen kann oder nicht. Und auch wenn die oder der andere nicht darüber reden mag, dann hat es zumindest keine definitive Abfuhr gegeben- und vielleicht kommt irgendwann wieder eine neue Gelegenheit, darüber zu reden.

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© M.Petery.
Wenn Sie möchten, können Sie sich mit weiteren Fragen gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Vgl. auch
mein Interview bei ze.tt Wie sich euer Sex verbessert, wenn ihr öfter drüber redet (Zeit online)
und meinen Beitrag Bedürfnisse beim Sex: Wie rede ich darüber?