Hier der Radiomitschnitt.
Affären und Fremdgehen
Interview mit Dr. Michael Petery
in der Sendung Let´s talk about Sex bei Radio 89.0 RTL
Inhalt
Affären und Fremdgehen:
Warum gehen Menschen eigentlich fremd?
Eine pauschale Antwort gibt es da sicher nicht, auch nicht aus der Sichtweise der Sexualtherapie. Jeder Mensch ist anders, und jeder Mensch, der fremdgeht, hat eine eigene Geschichte.
Es soll sie ja geben, die Menschen, die glücklich sind, wenn sie neben ihrer Hauptbeziehung immer wieder fremdgehen, und dadurch beides haben, das Glück einer festen Beziehung und die stete Abwechslung im Sex. Allerdings ist mir selbst ein solcher Mensch in meiner Praxis noch nicht begegnet.
Nach meiner Erfahrung steckt hinter jedem Fremdgehen ein ziemliches Maß persönlichen Unglücks- und zwar nicht nur bei dem betrogenen Partner, sondern gerade auch bei dem, der betrügt.
Vor einiger Zeit habe ich in meinem weiteren Bekanntenkreis davon gehört, wie ein junger Vater seine schwangere Frau in den letzten Monaten der Schwangerschaft mit einer ganzen Reihe anderer Frauen betrogen hat. Was ihn dazu geführt hat, darüber lässt sich nur mutmaßen: die Angst davor, durch das Kind jetzt endgültig an die eine Frau gebunden zu sein? Oder vielleicht auch die Eifersucht auf das werdende Kind, nach dem Motto: Eigentlich ist es ja meine Frau, die mich betrügt, wenn sie jetzt ihre ganze Liebe auf das Kind im Bauch richtet und nicht mehr auf mich- wenn ich da fremdgehe, ziehe ich selber nur nach.
Krisen in der Partnerschaft als Ursache
Das Beispiel zeigt, dass das Fremdgehen oft nicht nur aus sexueller Neugier passiert (die natürlich auch immer mitschwingt; vgl. den Link), sondern viel häufiger eine Folge von Problemen und Enttäuschungen in der Hauptbeziehung ist. Wer rundum glücklich ist in seiner Hauptbeziehung, wird kaum fremdgehen und kann auch dann nein sagen, wenn sich eine noch so attraktive Gelegenheit zum Seitensprung bietet.
Allerdings: Wer ist schon immer und ständig rundum glücklich in seiner Hauptbeziehung? In jeder Partnerschaft gibt es auch einmal Krisen- besonders dann, wenn der erste Kick der Anfangsverliebtheit vergangen ist und sich ein bestimmter Beziehungsalltag eingestellt hat. In einem solchen Moment kann es leichter scheinen, die Gelegenheit zum Sex mit einem anderen Partner zu nutzen, und sich nicht um die Probleme und Schwierigkeiten mit dem Hauptpartner kümmern zu müssen.
Dazu kommt dann beim Fremdgehen noch die verführerische Hoffnung, wenigstens für einmal den noch viel besseren Sex zu erleben oder auch einen neuen und besseren Partner bzw. Partnerin zu finden.
Affären und Fremdgehen-
Wann beginnt fremdgehen?
Es gibt da unterschiedliche Positionen. Manche halten bereits die Beschäftigung mit Pornos für einen Akt der Untreue. Andere meinen, sogar Sex mit anderen Partnern wäre noch kein Fremdgehen, solange nicht Liebe und emotionale Gemeinsamkeit hinzukämen.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Sogar wenn Partner im Anfang eine offene Beziehung vereinbart haben, in der jeder Partner hin und wieder auch mit Dritten Sex haben darf: sobald es dann tatsächlich dazu kommt, fühlt sich der nicht beteiligte Partner meist trotzdem betrogen und ausgenutzt.
Ich denke, unter Fremdgehen kann man letztlich jede sexuelle Aktivität mit einem anderen Menschen sehen, die ein Partner außerhalb seiner Hauptpartnerschaft hat. Welche sexuellen Aktivitäten das sind, ob nur ein Blowjob oder ein ausgedehntes Liebeswochenende, ist letztlich egal.
Affären und Fremdgehen- Was ist schlimmer: eine Affäre oder ein einmaliger Seitensprung?
Hier ist, denke ich, immer die Sichtweise des betrogenen Partners entscheidend. Und der wird möglicherweise einen einmaligen Seitensprung leichter verzeihen können, zumal wenn es der andere von sich aus zeitnah berichtet und glaubhaft machen kann, dass er das selber bereut und es nicht nochmal vorkommen soll.
Eine längerfristige Affäre führt dagegen eigentlich immer zur Trennung, wenn der betrogene Partner davon erfährt. Da ist dann einfach zu viel Vertrauen zerbrochen, als dass es sich noch kitten ließe
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Wenn Sie dazu Fragen haben, können Sie sich gern an mich wenden.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery