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Paartherapie und Eheberatung RTL- Let´s talk about Sex- Radiointerviews

Affären und Fremdgehen

Hier der Radiomitschnitt.

Affären und Fremdgehen

Interview mit Dr. Michael Petery
in der Sendung Let´s talk about Sex bei Radio 89.0 RTL

Affären und Fremdgehen:
Warum gehen Menschen eigentlich fremd?

Eine pauschale Antwort gibt es da sicher nicht, auch nicht aus der Sichtweise der Sexualtherapie. Jeder Mensch ist anders, und jeder Mensch, der fremdgeht, hat eine eigene Geschichte.

Es soll sie ja geben, die Menschen, die glücklich sind, wenn sie neben ihrer Hauptbeziehung immer wieder fremdgehen, und dadurch beides haben, das Glück einer festen Beziehung und die stete Abwechslung im Sex. Allerdings ist mir selbst ein solcher Mensch in meiner Praxis noch nicht begegnet.

Nach meiner Erfahrung steckt hinter jedem Fremdgehen ein ziemliches Maß persönlichen Unglücks- und zwar nicht nur bei dem betrogenen Partner, sondern gerade auch bei dem, der betrügt.

Vor einiger Zeit habe ich in meinem weiteren Bekanntenkreis davon gehört, wie ein junger Vater seine schwangere Frau in den letzten Monaten der Schwangerschaft mit einer ganzen Reihe anderer Frauen betrogen hat. Was ihn dazu geführt hat, darüber lässt sich nur mutmaßen: die Angst davor, durch das Kind jetzt endgültig an die eine Frau gebunden zu sein? Oder vielleicht auch die Eifersucht auf das werdende Kind, nach dem Motto: Eigentlich ist es ja meine Frau, die mich betrügt, wenn sie jetzt ihre ganze Liebe auf das Kind im Bauch richtet und nicht mehr auf mich- wenn ich da fremdgehe, ziehe ich selber nur nach.

Krisen in der Partnerschaft als Ursache

Das Beispiel zeigt, dass das Fremdgehen oft nicht nur aus sexueller Neugier passiert (die natürlich auch immer mitschwingt; vgl. den Link), sondern viel häufiger eine Folge von Problemen und Enttäuschungen in der Hauptbeziehung ist. Wer rundum glücklich ist in seiner Hauptbeziehung, wird kaum fremdgehen und kann auch dann nein sagen, wenn sich eine noch so attraktive Gelegenheit zum Seitensprung bietet.

Allerdings: Wer ist schon immer und ständig rundum glücklich in seiner Hauptbeziehung? In jeder Partnerschaft gibt es auch einmal Krisen- besonders dann, wenn der erste Kick der Anfangsverliebtheit vergangen ist und sich ein bestimmter Beziehungsalltag eingestellt hat. In einem solchen Moment kann es leichter scheinen, die Gelegenheit zum Sex mit einem anderen Partner zu nutzen, und sich nicht um die Probleme und Schwierigkeiten mit dem Hauptpartner kümmern zu müssen.

Dazu kommt dann beim Fremdgehen noch die verführerische Hoffnung, wenigstens für einmal den noch viel besseren Sex zu erleben oder auch einen neuen und besseren Partner bzw. Partnerin zu finden.

Affären und Fremdgehen-
Wann beginnt fremdgehen?

Es gibt da unterschiedliche Positionen. Manche halten bereits die Beschäftigung mit Pornos für einen Akt der Untreue. Andere meinen, sogar Sex mit anderen Partnern wäre noch kein Fremdgehen, solange nicht Liebe und emotionale Gemeinsamkeit hinzukämen.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Sogar wenn Partner im Anfang eine offene Beziehung vereinbart haben, in der jeder Partner hin und wieder auch mit Dritten Sex haben darf: sobald es dann tatsächlich dazu kommt, fühlt sich der nicht beteiligte Partner meist trotzdem betrogen und ausgenutzt.

Ich denke, unter Fremdgehen kann man letztlich jede sexuelle Aktivität mit einem anderen Menschen sehen, die ein Partner außerhalb seiner Hauptpartnerschaft hat. Welche sexuellen Aktivitäten das sind, ob nur ein Blowjob oder ein ausgedehntes Liebeswochenende, ist letztlich egal.

Affären und Fremdgehen- Was ist schlimmer: eine Affäre oder ein einmaliger Seitensprung?

Hier ist, denke ich, immer die Sichtweise des betrogenen Partners entscheidend. Und der wird möglicherweise einen einmaligen Seitensprung leichter verzeihen können, zumal wenn es der andere von sich aus zeitnah berichtet und glaubhaft machen kann, dass er das selber bereut und es nicht nochmal vorkommen soll.

Eine längerfristige Affäre führt dagegen eigentlich immer zur Trennung, wenn der betrogene Partner davon erfährt. Da ist dann einfach zu viel Vertrauen zerbrochen, als dass es sich noch kitten ließe

******

Wenn Sie dazu Fragen haben, können Sie sich gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Unzufriedenheit
in der Beziehung


Lasgeweile
in der Beziehung
Die 5 häufigsten
Beziehungskiller
Kinderwunsch
als Trennungsgrund
Zusammenziehen oder nicht?
Lust auf Fremdgehen
Zu häßlich für Sex?
Trennungsschmerz noch Jahre nach der Beziehung
Ehebruch mit Prustizuierten- Grund zur Trennung?
Partner betrogen ohne rechten Grund
Alkohol und Gewalt
in der Partnerschaft
Alkohol-
mein Partner trinkt zu viel
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Warum will meine Freundin keinen Sex?
Sex und Krebs


Asexuell- keine Lust auf Sexs

Noch schön genug nach Schwangerschaft?s
Stalking durch den Exfreunds
Sie wünscht sich eine offene Beziehung
in 30 Jahre älteren Mann
verliebt
Schwiegermutter ist zu besitzergreifend
Hörigkeit- wie komme ich von ihm los?
Abhängigkeit- meine Freundin klebt an mir
Fremdgehen- mögliche Anzeichen für Untreuer
Nach Fremdgehen sofortige Trennung?
Meine Freundin
war Prostituierte
Sex mit dem Ex- nicht ohne
Risiken und Nebenwirkungen
Partnerschaft und Asperger-Syndrom

Sex und
Schwangerschaft
Gleichberechtigte
Sexualität
Rauchen als Fetisch
Wie streitet
man richtig?
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und Partnerschaft
Affären
und Fremdgehen

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Probleme in der Partnerschaft

Überall Feinde- paranoide Persönlichkeitsstörung?

Paranoide Persönlichkeitsstörung? Apokalyptische Reiter. Gemälde von Wiktor Wasnezow 1887

 

 

Paranoide Persönlichkeitsstörung- ständig Verdacht und Misstrauen

Ein Erfahrungsbericht

 

 

Das Zusammenleben mit meinem Mann war schon immer schwierig. Immer musste er Recht behalten, in letzter Instanz, auch den Kindern gegenüber. Er kann sehr schnell irrsinnig wütend werden. Am schlimmsten ist, dass er mich selbst immer wieder der Untreue verdächtigt, obwohl das völlig absurd ist.

 

 

In der Öffentlichkeit sind die Zornausbrüche meines Mannes besonders in dem Heimatverein gefürchtet, wo er der Vorsitzende ist. Da rastet er regelmäßig aus, wenn jemand etwas sagt, was nicht genau seiner Meinung entspricht. Er glaubt dann sofort, das ginge darum, ihn ganz persönlich zu kränken. Besonders schlimm ist es, wenn neue Leute dem Verein beitreten wollen: dann denkt er sofort, das gehe nur denen darum, ihm seinen Vereinsvorsitz streitig zu machen. Er riecht dann regelrecht überall die Verschwörung.

 

 

Seit einem halben Jahr hat er nun im Beruf eine neue Abteilung bekommen- seither ist er kaum noch auszuhalten. Er redet auch zuhause nur noch davon, dass er seine Mitarbeiter verdächtigt, bewusst Unterlagen zu fälschen, um ihm zu schaden. Die Leute würden ihn hintergehen und blöd behandeln, nur weil er sich aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet habe. Und dies Problem kenne er schon seit seiner Schulzeit: da waren es die Lehrer und Mitschüler gewesen, die ihn ständig hinter seinem Rücken gehänselt hätten.

 

 

Als ich dann versucht habe, ihn davon zu überzeugen, dass er auf der Arbeit bestimmt nicht gemobbt wird, sondern eher von seinen Mitarbeitern gefürchtet, hat er mir dann vorgeworfen, dass ich mit diesen Leuten wahrscheinlich unter einer Decke stünde. Und er ging noch weiter mit seinen Vorwürfen: Er habe schon lange den Verdacht, dass ich ihn mit seinem Stellvertreter betrügen würde. Dabei ist das vollkommener Unsinn!

 

 

Ich habe ihm zwar deutlich zu verstehen gegeben, dass das alles absurd ist, aber ich merke, dass er seither mir heimlich hinterher spioniert und Beweise gegen mich sucht. So habe ich ihn neulich dabei überrascht, wie er die Anrufprotokolle auf meinem Handy kontrolliert hat.

 

 

Ich habe keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll.

 

 

Frauke N. (Name geändert)

 

 

Diagnostische Anhaltspunkte

 

 

Hallo Frauke,

 

 

aus dem, was Sie schreiben, lässt sich mit Sicherheit keine endgültige Diagnose über Ihren Mann stellen. Dazu wäre eine längere Untersuchung durch einen Facharzt für Psychiatrie nötig- wobei natürlich sehr fraglich ist, ob Ihr Mann jemals einer solchen Untersuchung zustimmen würde.

 

 

Allerdings ist sein Verhalten, so wie Sie das schildern, durchaus in psychologischer Hinsicht auffällig. Und es ist nachvollziehbar, dass Sie unter diesem Verhalten leiden.

 

 

Mögliche Hinweise auf eine paranoide Persönlichkeitsstörung 

 

 

Offenbar handelt es sich bei seinem Problem um ein Verhaltensmuster, das ihn schon seit seiner Schulzeit begleitet. Ein solches über die ganze Lebenszeit gleich bleibendes Störungsbild lässt aus psychologischer Sicht das Vorliegen einer sogenannten Persönlichkeitsstörung vermuten. Das permanente Misstrauen und seine Streitsucht könnten Indizien für eine paranoide Persönlichkeitsstörung sein.

 

 

Nach dem Krankheitskatalog der Weltgesundheitsorganisation ICD-10 (F60.0 und Anhang 1) müssen für die Diagnose paranoide Persönlichkeitsstörung neben den allgemeinen Kriterien für eine Persönlichkeitsstörung mindestens vier der folgenden Zusatzkriterien erfüllt sein:

 

 

  1. Große Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung;
  2. Unfähigkeit, subjektiv erlebte Beleidigungen oder Missachtungen zu vergeben
  3. Generelles Misstrauen, auch bei freundlicher oder neutraler Haltung anderer
  4. Streitsucht und starres Beharren auf eigenen Rechten
  5. Häufig unberechtigtes Misstrauen gegenüber der sexuellen Treue des Partners
  6. ständige Selbstbezogenheit und Überheblichkeit;
  7. häufige Verschwörungstheorien über Menschen der Umgebung, die einem schaden wollen

 

 

Im Fall Ihres Mannes ergeben sich hier einige deutliche Übereinstimmungen mit den Kriterien:

 

 

  • Generelles Misstrauen: Neue Vereinsmitglieder erscheinen sofort als Leute, die ihm den Vereinsvorsitz streitig machen wollen
  • Unberechtigte Verdächtigung des Partners auf sexuelle Untreue
  • Ständige Selbstbezogenheit in seinen Gesprächsthemen zuhause
  • Verschwörungstheorie gegenüber Kollegen am Arbeitsplatz

 

 

Mögliche Ursachen für eine paranoide Persönlichkeitsstörung 

 

 

 

Die Ursache für die Ausbildung einer paranoiden Persönlichkeit liegt nach Ansicht der meisten Experten in massiven Grenzverletzungen, die ein Kind durch engste Bezugspersonen erleiden musste, von ständiger Bevormundung bis hin zu sexuellen Misshandlungen. Das Kind lernte so, grundsätzlich jedem und allen zu misstrauen. Die einzige Person, der es auf dieser Welt trauen kann, ist nur man selbst.

 

 

Der Schutz des eigenen Territoriums ist für einen solchen Menschen absolut lebenswichtig, auch die strengste Sicherung der eigenen Grenzen gegenüber möglichen Übergriffen. Es ist daher absolut wichtig, überall immer selbst die völlige Kontrolle zu haben. Ständige Wachsamkeit gegen mögliche Übergriffe und ständige Kampfbereitschaft sind der einzig mögliche Selbstschutz.

 

 

Dazu gehört auch, dass bereits bei sehr geringen vermeintlichen Grenzverletzungen durch andere sofort massiv eingeschritten wird, etwa durch einen Zornausbruch. Dass andere Menschen deswegen von einem abrücken oder einen als gefährlich und jähzornig empfinden, sieht ein Mensch mit paranoider Persönlichkeitsstörung eher als positiv an: durch solche Einschüchterung der anderen sinkt ja das Risiko, selber angegriffen zu werden.

 

 

Auch wenn andere Menschen potentiell ständig als Bedrohung empfunden werden, ist ein Mensch mit paranoider Persönlichkeitsstörung selten ein Einzelgänger: denn er benötigt möglichst viele Bundesgenossen und Vasallen, die ihn bei seinem Kampf unterstützen. Um selber keine Gefahr zu sein, müssen diese Menschen sich ihm aber komplett unterordnen, seien es nun die anderen Mitglieder im Verein, die Arbeitskollegen oder auch der/die Ehepartner/in und die eigenen Kinder.

 

 

Solange diese Unterordnung stimmt, kann ein Mensch mit paranoider Persönlichkeitsstörung durchaus fürsorglich sein und sich mit großem eigenen Elan für seine „Vasallen“ einsetzen: sie sind dann ja sozusagen Teil seines eigenen Ich.

 

 

Umgangsstrategien mit einer paranoiden Persönlichkeitsstörung

 

 

 

Vielleicht ist es für Sie eine Erleichterung zu wissen, dass die Probleme Ihres Mannes mit größter Wahrscheinlichkeit nicht in den tatsächlichen aktuellen Lebensumständen begründet sind und auch nicht an Ihrer Person als Ehefrau liegen, sondern in der psychischen Gesamtdisposition ihres Mannes.

 

 

Von daher bieten sich zwei Hauptumgangsstrategien an:
deeskalieren und ausweichen.

 

 

Es ist zum Beispiel für Sie wenig sinnvoll, wenn Sie seinen Verschwörungstheorien über die Kollegen widersprechen: Auf diese Weise ziehen Sie nur ebenfalls den Argwohn Ihres Mannes auf sich. Und Sie werden jetzt selber verdächtigt, ihn hintergangen zu haben.

 

 

Auch seinen Verdacht auf sexuelle Untreue und seine Handy-Nachforschungen sollten Sie am besten schlicht und einfach ignorieren. Ein Auflehnen dagegen könnte Ihr Mann wohl nur als Eingeständnis Ihrer Schuld oder als Aufkündigung Ihrer Solidarität verstehen.

 

 

Wenn Sie ein Interesse daran hat, die Beziehung mit Ihrem Mann zu erhalten, ist es am besten, Sie weichen allen offenen Konfrontationen mit ihm so gut wie möglich aus. In Bezug auf die Streitigkeiten Ihres Mannes im Verein und am Arbeitsplatz können Sie versuchen, soweit das überhaupt möglich ist, zu deeskalieren, indem Sie beispielsweise die Vorteile herausstellen, die ein neues Mitglied dem Verein und damit auch Ihrem Mann bringt.

 

 

Das kann aber nur funktionieren, solange Sie bei ihrem Mann bereits vorhandene positive Gedanken bestärken: also ihm zum Beispiel deutlich machen, dass neue Mitglieder im Verein seine Position und den Einfluss des Vereins in der Öffentlichkeit stärken und nicht schwächen werden.

 

 

Jede offene Kritik an Ihrem Mann oder jeder Beschwichtigungsversuch würde bestehende Probleme nicht deeskalieren, sondern würde nur bedeuten, Öl ins Feuer zu gießen.

 

 

Wenn Sie dazu weitere Fragen haben, freue ich mich über Ihre Nachricht.

 

 

Mit freundlichen Grüßen
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

 

PS:
Weitere Infos im Beitrag: Persönlichkeitsstörungen als Problem in der Partnerschaft und im Artikel Paranoide Persönlichkeitsstörung im Blog Arztphobie.com.

 

 

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Beziehungsprobleme Probleme in der Partnerschaft

Lust auf Affäre- der Wunsch nach Fremdgehen

Eine Affäre-
ein guter Weg für neue sexuelle Erfahrungen?

Ich bin 42 und seit 21 Jahren mit meinem Mann verheiratet. Vorher waren wir auch schon drei Jahre befreundet gewesen, Sex hatte ich in meinem Leben mit keinem Mann außer mit ihm. Kinder haben wir keine.

Unser Sexleben seit Jahren mehr oder weniger eingeschlafen. Mein Mann ist beruflich sehr eingespannt. Wenn überhaupt, kommt es nur zu sehr kurzem Sex abends im Bett- er schläft dann jedes Mal sofort ein, wenn er gekommen ist und kümmert sich überhaupt nicht um mich.

Wenn ich jetzt nicht selber aktiv werde, dann wird das die einzige sexuelle Erfahrung in meinem Leben bleiben. Dabei träume ich ständig von ganz anderem Sex: viel härter, auch an ungewöhnlichen Orten, mit verschiedenen Männern.

Ich will mich nicht von ihm trennen, allein schon, weil ich wirtschaftlich von ihm abhängig bin. Außerdem mag ich ihn immer noch, irgendwie. Aber eher wie eine Art großen Teddybär- und von dem erwartet man sich ja auch keinen Sex.

Was tun? Ich habe überlegt, mich im Internet bei einer Partnerbörse anzumelden, um eine Affäre anzufangen. Dabei ist ganz klar: es geht mir nur um neue sexuelle Erfahrungen, nicht um einen neuen Partner. Ist das aus sexualtherapeutischer Sicht eine gute Idee?

Nicole B. (Name geändert)

Eine Affäre als Problemlösung?

Hallo Nicole,

in Ihrem ganzen Leben haben Sie außer mit Ihrem Mann keine sexuellen Erfahrungen gemacht. Mit Ihrem aktuellen Sexualleben gemeinsam mit Ihrem Mann sind Sie unzufrieden, und nun überlegen Sie, ob eine Affäre Ihr Problem lösen kann.

Ihre Frage berührt zwei unterschiedliche Aspekte:

1. Sie sind mit Ihrem Eheleben und Ihren bisherigen sexuellen Erfahrungen unzufrieden.
2. Sie sehen eine Affäre als Ausweg aus Ihren Problemen.

Beide Aspekte sind aber nicht notwendigerweise miteinander verbunden, auch wenn es auf den ersten Blick naheliegend erscheint, den Ausweg Affäre als Problemlösung für Ihre sexuelle Unzufriedenheit anzusehen.

Aus sexualtherapeutischer Sicht lohnt es sich, die beiden Aspekte erst einmal getrennt voneinander anzusehen.

Unzufriedenheit mit dem Sex in der Ehe

Unzufriedenheit mit dem Sex in langjährigen Beziehungen und Ehen ist ein sehr häufiges Thema in der Sexualtherapie. Hier stehen Sie mit Ihrer eigenen Unzufriedenheit mit Ihrer Ehe sicher nicht alleine da.

In vielen Beziehungen kommt es nach einer Anfangsphase mit hoher sexueller Zufriedenheit, die auch mehrere Jahre anhalten kann, nach und nach zu einer Phase der sexuellen Routine. Dabei spielen sowohl äußere Faktoren eine Rolle (z.B. zu wenig Zeit oder ständige Ermüdung durch den Beruf), aber auch innere Faktoren (z.B. keine neuen Ideen beim Sex oder die Ansicht, mit dem Partner schon alles ausgereizt zu haben, was möglich ist).

Natürlich kann es sein, dass sich zwei Menschen nach langen Jahren in einer Partnerschaft tatsächlich nichts mehr zu sagen haben, sowohl im allgemeinen Lebenszusammenhang wie auch auf dem Gebiet des Sex. Aus der Erfahrung des Therapeuten ist dieser Fall allerdings eher selten.

Die eigentliche Ursache für die Unzufriedenheit in langjährigen Partnerschaften ist viel häufiger die Unfähigkeit, die aktuellen eigenen Bedürfnisse gegenüber dem Partner auszusprechen und zumindest teilweise auch durchzusetzen.

Wenn hier in der Kommunikation nichts mehr läuft, kann es für das Paar sinnvoll sein, sich für einige Stunden Unterstützung durch einen Therapeuten zu gönnen.

Viele Paare entdecken in einer solchen Therapie ganz neue Möglichkeiten, wieder näher zueinander zu kommen- und auch deutlich besseren Sex zu erleben.

Aus therapeutischer Sich rate ich Ihnen also auf jeden Fall dazu, erst einmal auszuloten, ob Sie und Ihr Mann das Problem Ihrer sexuellen Unzufriedenheit nicht durch gemeinsame Besuche beim Therapeuten lösen können. Das wäre aus meiner Sicht die naheliegendste und einfachste Lösung.

Wenn eine solche gemeinsame Lösung innerhalb der Beziehung nicht möglich ist, kann Ihnen beiden der Therapeut auch helfen, weitergehende Fragen miteinander zu besprechen: so zum Beispiel, ob Ihr Mann Ihren Wunsch nach anderen Sexualpartnern unter bestimmten Voraussetzungen sogar akzeptieren kann. Über solche Fragen im Vorhinein offen zu sprechen, ist sicherlich besser, als wenn Ihr Mann Sie aus heiterem Himmel bei einer Affäre erwischt.

Affäre- Risiken und Nebenwirkungen

Das größte Risiko bei einer Affäre ist, vom Partner dabei erwischt zu werden.

Sie selbst schreiben, dass Sie deshalb keinen neuen Partner suchen, weil Sie von Ihrem Mann wirtschaftlich abhängig sind. Es ist allerdings ziemlich unwahrscheinlich, dass Ihr Mann eine Affäre von Ihnen nicht früher oder später bemerkt- und sei es auch nur dadurch, dass Sie plötzlich zufriedener und ausgeglichener wirken (vgl. Artikel Anzeichen für Untreue).

Eine Affäre hat in der Regel die Folge, dass die Ehe zerbricht.

Sie stellen also mit einer Affäre Ihre Ehe und damit auch die durch Ihren Mann gegebene wirtschaftliche Absicherung aufs Spiel. Von dieser Logik aus wäre es sogar vernünftiger, Sie würden nicht nach einer Affäre suchen, sondern gleich nach einem neuen Partner suchen, der dann auch Ihre wirtschaftliche Absicherung übernimmt…

Ein weiteres Risiko der Affäre:
Auch wenn Sie selbst nur auf der Suche nach einem erotischen Abenteuer sind, können Sie sich nicht sicher sein, dass Ihr neuer bzw. Ihre neuen Sexualpartner das genauso sehen. Es kann also sein, dass Sie sich mit einer neuen Beziehung eine ganze Reihe neuer Probleme einhandeln: Eifersucht des neuen Partners auf den bisherigen Ehemann (und umgekehrt!), eigenes gefühksmäßiges Hin- und Hergerissensein, schlechtes Gewissen, Gefühl der doppelten Verantwortung für den Ehemann und für den neuen Partner etc.

Im Vergleich zu so einer Situation „zwischen allen Stühlen“ erscheint es aus sexualtherapeutischer Sicht deutlich leichter, wenn Sie sich zuerst, so Sie das tatsächlich wollen, von Ihrem bisherigen Partner trennen und dann erst die neue Beziehung aufbauen.

Fazit

Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass eine Affäre eine passende Lösung darstellt für sexuelle Unzufriedenheit in der Ehe. Viel wahrscheinlicher ist, dass durch eine Affäre zusätzlich neue Probleme hinzukommen.

Bevor Sie sich bei einer Partnerbörse registrieren, wäre es aus sexualtherapeutischer Sicht auf jedem Fall sinnvoll, erst einmal zu prüfen, ob therapeutischer Rat Ihnen nicht deutlich besser helfen kann.

Wenn Sie dazu Fragen haben, könen Sie sich gern nochmals an mich wenden.

Mit freundlichen Grüßen
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

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Ehebruch mit Prostituierten- Grund zur Trennung?

Mein Mann und ich sind seit über 12 Jahren verheiratet und haben drei Kinder (6,8.11). Wir sind sehr glücklich miteinander, haben gerade gebaut- eigentlich sind wir die perfekte Familie.

Mein Mann ist geschäftlich viel unterwegs- und das ist wohl die Ursache meines Kummers. Als ich neulich seinen Kleiderschrank aufgeräumt habe, habe ich zwischen seinen Sachen eine schwarze Schachtel mit einer externen Festplatte gefunden. Ich war sehr neugierig und habe die Festplatte an meinen Tablet angeschlossen. Auf der Festplatte war eine ganze Menge Pornografie- was mich nicht besonders überrascht hat und was mich auch nicht sehr stört.

Echt der Hammer war allerdings der Ordner „Reisen“: darin mehr als 10 Videos, in denen sich mein Mann mit anderen Frauen beim Sex gefilmt hat. Alle offenbar Prostituierte auf Besuch bei ihm im Hotelzimmer.

Ich war total geschockt über meine Entdeckung. Was mich besonders wütend macht: Mein Mann hat mit den Frauen eigentlich nur genau denselben harmlosen Sex wie wir bei uns im Schlafzimmer: überhaupt nichts Aufregendes, kein SM, kein Fetisch, kein gar nichts. Nur sich streicheln, aneinander kuscheln und dann ficken. Also absolut nichts, was er nicht auch von mir bekommt. Der älteste Film ist schon 10 Jahre alt: er hat es also die ganze Zeit unserer Ehe hindurch getan.

Ehebruch mit Prostituierten-
Ich habe ihn zur Rede gestellt

Ich habe ihn sofort zur Rede gestellt, als er abends zurückkam und die Kinder im Bett waren. Er hat nichts abgeleugnet- aber das konnte er ja auch nicht. Er sagte, dass er selber immer davon wegkommen wollte, es aber einfach nicht geschafft hat. Und dass es ihm leid tut. Dass er mich über alles liebt, aber dass er aber auch verstehen kann, wenn ich mich von ihm trennen will. Und dass er mir verspricht, dass das nicht nochmals passiert.

Was ich ihm natürlich nicht recht glauben kann. Schließlich hat er ja all die Jahre weitergemacht und dann auch noch die Filme als Souvenir gehalten. Und ich muss sagen, das ich jetzt diese Bilder im Kopf habe und mir ehrlich gesagt nicht vorstellen kann, wie ich mit ihm nochmal ins Bett gehen soll. Ich finde die Vorstellung regelrecht ekelhaft, dass er mit diesen Prostituierten ins Bett gegangen ist.

Das Problem ist: Natürlich liebe ich ihn trotzdem noch, irgendwie. Und ich habe keine Ahnung, was ich den Kindern sagen soll. Schließlich ist er ein total netter Papa und hat für uns immer sehr gut gesorgt. Er war auch immer sehr liebevoll zu mir, so dass ich mich nie beklagen konnte.

Er sagt, dass er auf jeden Fall um mich kämpfen will. Aber, ehrlich gesagt, ich weiß nicht, ob wir wirklich noch eine Chance miteinander haben.

Melanie H. (Name geändert)

Ehebruch mit Prostituierten- Keine Chance
mehr für eine gemeinsame Zukunft?

Hallo Melanie,

12 Jahre lang sind Sie mit Ihrem Mann verheiratet- dann finden Sie durch Zufall eine Festplatte im Kleiderschrank Ihres Mannes und entdecken darauf mehr als 10 Videos, in denen sich Ihr Mann beim Sex im Hotelzimmer mit Prostituierten gefilmt hat.

Sie haben Ihren Mann zur Rede gestellt: der ist reuig, verspricht, in Zukunft damit aufzuhören, und hat Verständnis dafür, wenn Sie sich von ihm trennen würden. Sie selbst wissen nicht, was sie tun sollen, und haben das Gefühl, sich wegen der angesehenen Videos vor dem Sex mit Ihrem Mann so sehr zu ekeln, dass Sie sich keine gemeinsame Zukunft vorstellen können.

Ehebruch mit Prostituierten-
Genaue Situationsklärung ist nötig

Es ist sehr verständlich, wenn Sie jetzt ärgerlich sind und unsicher in Bezug auf Ihre Zukunft.

In Ihrer Geschichte kommen gleich mehrere Problembereiche vor, die sich gegenseitig beeinflussen. Das macht Ihre Lage nicht einfacher. Deshalb wäre es sicher hilfreich, Sie beide würden sich jetzt externe Hilfe durch einen Therapeuten holen, um auch den Blick eines Außenstehenden dabeizuhaben.

Bei folgenden Punkten könnte es sich für Sie beide lohnen, intensiver nachzufragen:

Ehebruch mit Prostituierten- Fragen an Ihren Mann

  • Was bedeutet das Fremdgehen mit den Prostituierten für Ihren Mann?
  • Ist dieser Ehebruch mit Prostituierten für ihn ein Vergnügen oder eher ein Zwang, unter dem er selber leidet?
  • Ist es die Sehnsucht nach Ihnen, die ihn dazu treibt, den eheliche Sex auf den Geschäftsreisen nachzuspielen, oder ist es der Genuss, immer neue und andere Partnerinnen durchzuprobieren?
  • Steht Ihr Mann unter einer Art Zwang, auf den Geschäftsreisen etwas „Verbotenes“ zu tun, das ihn beschämt, und macht er wegen dieser Selbstbeschämung die Videoaufzeichnungen? Oder genießt er die Aufzeichnungen als Art schöne Erinnerung?
  • Wie stellt sich Ihr Mann die Zukunft mit Ihnen vor? Kann er Ihren Ekel verstehen, den Sie jetzt bei der Vorstellung vom gemeinsamen Sex haben?
  • Welche Umgangsformen mit sexuellen Bedürfnissen auf Geschäftsreisen wären für Ihren Mann (und auch für Sie) akzeptabel, bei denen keine Prostituierte notwendig sind (z.B. Selbstbefriedigung mit oder ohne Pornos und andere Sex Toys).
  • Ist Ihr Mann bereit, gemeinsam mit Ihnen eine Therapie anzufangen, die Ihnen beiden dabei hilft, wieder zu gemeinsamem Sex zurückzukehren?

Ehebruch mit Prostituierten- Fragen an Sie selber

  • Was sind die Punkte, die Sie am Verhalten Ihres Mannes stören und wie schwer sind diese Punkte für Sie zu ertragen (sexuelle Bedürfnisse auf Dienstreisen, Sex mit Prostituierten, Bereithalten der Filme auf Festplatte, Verheimlichung vor Ihnen…)?
  • Was muss Ihr Mann tun, damit Sie eine Entschuldigung von ihm annehmen können (z.B. Filme löschen, künftig Arbeitgeber wechseln und keine Geschäftsreisen mehr antreten…)?
  • Welche Form der sexuellen Betätigung für Ihren Mann wäre für Sie ok, wenn er auf Geschäftsreise ist?
  • Wie detailliert möchten Sie über diese sexuellen Betätigungen informiert sein? Welche Freiräume geben Sie Ihrem Mann?
  • Können Sie sich ein zukünftiges Zusammenleben mit Ihrem Mann vorstellen? Möglicherweise auch (zeitweise) ohne Sex?
  • Sind Sie bereit, gemeinsam mit Ihrem Mann eine Therapie anzufangen, die Ihnen dabei hilft, die Ekelgefühle zu überwinden und wieder zu gemeinsamem Sex zurückzukehren?

Ehebruch mit Prostituierten-
Wege zu neuer Gemeinsamkeit

Nach 12 Ehejahren, drei gemeinsamen Kindern und einem gemeinsam gebauten Haus steht bei Ihnen beiden eine Menge auf dem Spiel, was Sie zu verlienen haben. Deshalb könnte es sich lohnen, wenn Sie sich entscheiden, Ihrer Ehe nochmals eine Chance zu geben und gemeinsam eine Therapie zu beginnen.

Ein erstes Etappenziel wäre es, dass Sie beide verstehen, wie der jeweils andere die Geschichte erlebt hat.

Durch die Verheimlichung hat Ihr Mann bei Ihnen sehr viel Vertrauen verspielt: Es ist wichtig, dass er jetzt alle Karten auf den Tisch legt, alle seine sexuellen Wünsche (auch die, die ihm selber perinlich sind), sowie seine Ängste und seine Scheu, die ihn bisher daran hinderte, offen mit Ihnen zu reden. Umgekehrt ist es gut, wenn auch er erfährt, wie Sie sich nach Ihrer Entdeckung fühlen und warum es für Sie nicht möglich ist, einfach so zu tun, als wäre nichts geschehen.

Sie beide haben jetzt die Chance, sich so umfassend kennnenzulernen, wie Sie das bisher in Ihrer Ehe noch nicht getan haben. Die entscheidende Frage ist, ob Sie beide diese Chance nutzen wollen oder nicht.

Ehebruch mit Prostituierten-
Therapie- Ja oder Nein?

Wenn Sie beide keine Therapie antreten wollen, sollten Sie sich über die daraus entstehenden Konsequenzen klar sein. Es wird für Sie nicht einfach sein, gute Lösungen in Bezug auf den Umgang mit Ihrem gemeinsamen Besitz und mit den Kindern zu finden. Mit großer Sicherheit werden Sie Ihr gemeinsames Haus verlieren, beide finanziell schlechter dastehen, und die Kinder werden in einer Scheidungsbeziehung aufwachsen.

Natürlich kann auch die gemeinsame Therapie dazu führen, dass Sie beide gute Gründe dafür finden, warum es mit Ihnen beiden nicht weitergehen kann. Wahrscheinlich wird Ihre Trennung dann aber geordneter und weniger schmerzlich ablaufen als ohne Therapie.

Für sehr gut möglich halte ich es aber auch, dass die Therapie Sie beide wieder zu einer neuen Gemeinsamkeit führt, die sogar noch intensiver und offener sein kan als Ihre ersten zwölf Ehejahre.

Ein anstrengender Weg

Der Weg dazu kann für Sie beide anstrengend sein: Für Ihren Mann, weil er sich offen zu sexuellen Wünschen bekennen muss, die ihm selbst offenbar unangenehm sind, und weil er sich intensiv mit den Ängsten und Zwängen beschäftigen muss, die ihn zu seinem Verhalten geführt haben. Für Sie, weil Sie von vielen bisherigen Vorstellungen über Ihren Mann Abschied nehmen müssen und sich selbst der Frage ausgesetzt sehen, ob und wie es für Sie Möglichkeiten des Zusammenlebens mit diesem Mann gibt, so wie er in Wirklichkeit ist.

Dabei kann Ihnen Ihr Therapeut helfen. Ihnen beiden kann er Wege zeigen, wie Sie sich offen über alles Geschehene aussprechen können. Ihrem Mann kann er zeigen, wie er seine sexuellen Wünschen aktiv steuert und nicht von diesen Wünschen zu Handlungen getrieben wird, die er sich selbst so nicht wünscht. Ihnen als Frau kann er, wenn Sie das wünschen, verschiedene Methoden vorschlagen, wie Sie Ihr Ekelgefühl erfolgreich überwinden können, um wieder neu Freude am Sex mit Ihrem Mann zu empfinden.

Das alles sind natürlich nur erste Ideen und Vorschläge- was nun tatsächlich passiert, können nur Sie beide selbst entscheiden.

Dazu und für Ihren weiteren Weg wünsche ich Ihnen alles Gute!

© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery


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Beziehungsprobleme

Fremdgehen: Mögliche Anzeichen für Untreue?

Untreue: Woran erkenne ich,
dass mein Partner fremdgeht?
Untreue- die häufigsten Indizien

Eine Frage zum Thema Untreue: Ich bin mir nicht sicher, ob mein Partner mich mit einer anderen betrügt. Gibt es Anzeichen, woran ich das erkennen kann? Gibt es solche Anzeichen nur für Männer oder auch bei Frauen?

Silke T. (Name geändert)

Hallo Silke,

über die Frage, ob es sichere Anzeichen für eine Affäre des Partners oder der Partnerin gibt, haben sich schon viele Leute den Kopf zerbrochen. Und es gibt den Berufszweig der Privatdetektive, der hauptsächlich davon lebt, solche Nachweise zu finden.

Solche Anzeichen könnten sein:

  • Ihr Partner hat ein zweites Handy, das passwortgesichert ist und auf das Sie keinen Zugriff haben.

  • Ihr Partner/Ihre Partnerin will plötzlich deutlich weniger oder auch deutlich mehr Sex wünschen (in letzterem Fall als Überkompensation des schlechten Gewissens).

  • Auffällig sind neue Termine mit Freunden bzw. Freundinnen oder unerwartete Überstunden im Büro.

Diese Anzeichen gelten übrigens für Männer genauso wie für Frauen.

Aus psychologischer Sicht ist der Wunsch sehr gut verständlich, endlich die „ganze Wahrheit“ zu wissen. Das Problem ist nur: Durch solche Anzeichen erfahren Sie diese „ganze Wahrheit“ nicht.

Denn:
Alle diese Anzeichen können bedeuten, dass Ihr Partner eine Affäre hat, sie müssen es aber nicht.

Untreue- die Suche nach der „ganzen Wahrheit“

Selbst wenn Ihr Partner in flagranti beim Seitensprung überführt wurde, wissen Sie nicht, was diese Affäre eigentlich bedeutet.

  • Hat Ihr Partner eine neues Lebensglück gefunden und bereitet innerlich schon die Trennung von Ihnen vor?

  • War er einen Augenblick lang zu schwach, der Versuchung einer neuen Frau zu widerstehen?

  • Oder meint er, hin und wieder anderswo naschen zu können, ohne das dabei irgendetwas verwerflich ist, solange Sie es nicht erfahren?

Eines wissen Sie allerdings mit Sicherheit schon jetzt, und zwar noch bevor Ihre Suche nach den mögliche Anzeichen eines Seitensprung beginnt: In Ihrer Partnerschaft besteht ein massiver Vertrauensverlust.

Auch ohne Beweise
steckt Ihre Partnerschaft in einer Krise

Denn offensichtlich haben Sie, auch wenn klare Beweise noch nicht vorliegen, bereits jetzt das Gefühl, dass Sie Ihren Partner nicht mehr zu 100% trauen können.

Deshalb sollten Sie sich, möglicherweise auch unter Zuhilfenahme eines Therapeuten, folgende Fragen stellen:

Wenn ich nach Anzeichen für die Untreue meines Partners suche: Suche ich bereits einen Grund, mich von ihm zu trennen?

Wenn Sie selbst innerlich bereits mit der Beziehung abgeschlossen haben, ist es letztlich egal, ob Ihr Partner eine Neue hat oder nicht- dann sollten Sie sich überlegen, wann und wie Sie ihm am besten sagen, dass es zwischen Ihnen zu Ende ist.

Oder möchte ich daran arbeiten, die Beziehung zu erhalten, selbst wenn sich mein Verdacht bestätigen sollte?

Solange Sie aber Ihren Partner noch lieben und auf eine weitere, gute Zeit des Miteinander hoffen, gibt es für Sie mehr zu tun, als selber Detektiv zu spielen oder gar eine Detektei mit Nachforschungen zu beauftragen.

Therapeutische Lösungsansätze

Wenn Ihnen also an Ihrem Partner noch etwas liegt:
Dann wird es das Wichtigste sein, ihn zum Reden zu bringen und aus seinem Mund zu hören, was eigentlich passiert ist. Nur so erfahren Sie die „ganze Wahrheit“.

Das kann nur klappen, wenn er sich durch Ihren Gesprächswunsch nicht von vornherein an den Pranger gestellt fühlt (ob zu Recht oder zu Unrecht).

Wenn er spürt, dass Sie ihm ohne Vorwürfe erst einmal nur zuhören und ihn besser verstehen wollen, dann wird er sich Ihrem Gesprächswunsch kaum verschließen. Ein solches Gespräch kann sicherlich noch leichter gelingen, wenn Sie sich beide einen Therapeuten als Moderator gönnen, der Ihnen beiden dabei hilft.

Die erste und wichtigste Regel, die Sie beide miteinander vereinbaren sollten, wird sein: Was auch immer passiert, Sie werden einander so wichtige Ereignisse wie einen Seitensprung nicht verheimlichen, und Sie werden sich rechtzeitig und offen gegenseitig über Ihre Bedürfnisse austauschen.

Wenn Sie beide das Gefühl haben, sich auf dieser Basis wieder vertrauen zu können, gibt es verschiedene Möglichkeiten, weiterzuplanen: Das kann eine einvernehmliche Auszeit sein, aber auch der Versuch des Neubeginns, etwa dann, wenn sich herausstellen sollte, dass es gar keinen Seitensprung gegeben hat oder dass der Seitensprung Ihres Partners nur ein einmaliger Ausrutscher war, der ihm selber leid tut.

Das ist bestimmt kein einfacher Weg, und deswegen ist eine therapeutische Begleitung sicherlich sehr sinnvoll. Aber es ist zugleich ein Weg, der sich lohnen kann. Und eine Beziehung, die eine solche Krise erfolgreich durchlebt hat, ist sicherlich deutlich gefestigter als zuvor.

Mit herzlichem Gruß

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

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Paartherapie und Eheberatung

Nach Fremdgehen sofortige Trennung?

Ich glaube, dass mein Mann mit einer Arbeitskollegin fremdgeht. Angefangen hat das ganze vor etwa 5 Monaten, nach einer Kongressreise. Seitdem hat er ein zweites Handy, das er immer mit sich herumträgt, und er muss immer wieder plötzlich Überstunden machen, ohne dass er erzählen kann, was er eigentlich konkret macht.
Ich habe auch mal während einer „Überstunde“ bei ihm am Arbeitsplatz angerufen, und er war gar nicht im Büro. Ich weiß überhaupt nicht, was ich machen soll. Eigentlich liebe ich meinen Mann und möchte ihn behalten. Andererseits wäre ich so wütend auf ihn, dass ich nie wieder in die Augen sehen könnte. Besonders deswegen, weil er mir nicht gleich die Wahrheit gesagt hat.
Wenn das stimmt, dass er mich betrügt, sollte ich mich dann am besten sofort von ihm trennen?

Heike B. (Name geändert)

Fremdgehen- wie stelle ich ihn zur Rede?

Hallo Heike,

was Sie schreiben, sind tatsächlich typische Anzeichen für ein mögliches Fremdgehen Ihres Partners.

Allerdings haben Sie erst dann Gewißheit, wenn Sie Ihren Mann ganz konkret mit Ihrer Vermutung konfrontiert haben. Wie könnte es ausgehen, wenn Sie ihn zur Rede stellen?
Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Möglichkeit: Er gibt die Affäre zu. Und was dann?

Es wäre völlig normal, wenn Sie ihn im Affekt erst einmal mit allen Schimpfwörtern der Welt überschütten und ihn aus der Wohnung hinauswerfen. An die Möglichkeit einer solchen „sofortigen Trennung“ haben Sie ja bereits selber gedacht.

Allerdings macht eine solche „sofortige Trennung“ es unmöglich, dass er seine Sicht der Dinge überhaupt vorträgt. Denn die meisten Männer, die fremdgehen, wollen ihre Frau nicht verlieren. Falls Ihr Mann sie über seine Affäre belügt, dann höchstwahrscheinlich deswegen, weil er Angst hat, Sie zu verlieren, sobald er Ihnen die Wahrheit sagt. Auch wenn Ihr Mann Sie betrügt, ist ihm Ihre Beziehung offenbar immer noch wertvoll.

Und solange Ihnen beiden Ihre Beziehung etwas bedeutet, ist es prinzipiell möglich, dass Sie auch wieder zusammenfinden.

1. Möglichkeit: Er gibt die Affäre nicht zu. Und was dann?

Sie müssen aber auch damit rechnen, dass Ihr Mann sagt, er hätte sie nicht betrogen.

Auch wenn es nicht wahrscheinlich ist: Vielleicht kann Ihr Mann diese Veränderungen in seinem Verhalten und das neue Handy irgendwie erklären.

Aber dann hätten Sie beide sofort neue Probleme: Ihr Mann müsste mit dem Gefühl fertigwerden, dass Sie ihm nicht trauen. Und auch Sie wären von seinen Erklärungen wahrscheinlich nicht ganz überzeugt.

Warum ein Therapeut jetzt hilfreich sein kann

Die Situation ist also so kompliziert, dass es sich lohnt, auch schon vor einer solchen direkten Aussprache therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Statt Ihren Mann direkt zur Rede zu stellen, könnten Sie sagen: „Ich habe das Gefühl, dass es gut wäre, wenn wir gemeinsam einen Therapeuten aufsuchen würden. Es gibt da ein paar Punkte, wo ich glaube, dass uns beiden fachlicher Rat weiterhelfen kann.“ Machen Sie ihm unmissverständlich deutlich, dass das Ihr Wunsch ist.

Höchstwahrscheinlich wird Ihr Mann darauf eingehen, vielleicht ist er sogar froh, wenn Sie die Sache in die Hand nehmen und er aus seiner eigenen verfahrenen Situation wieder freikommt. Denn wenn er tatsächlich Sie über eine Affäre belügt, dann geht es auch ihm vermutlich psychisch nicht besonders gut.

Fremdgehen- Eine Reihe wichtiger Fragen

Gemeinsam mit Ihrem Therapeuten gibt es dann eine ganze Reihe wichtiger Fragen zu besprechen:

  • Was ist tatsächlich dran an der Affäre Ihres Mannes? Wie ist es dazu gekommen und warum hat er Ihnen nicht von selbst die Wahrheit gesagt?
  • Welchen Wert hat Ihre gemeinsame Beziehung für Ihren Mann und für Sie selbst? Vor der Affäre und jetzt?
  • Gibt es Möglichkeiten, wie Sie das zerbrochene Vertrauen wiederherstellen können?
  • Können Sie Ihrem Mann die Affäre verzeihen? Wenn ja, unter welchen Bedingungen?
  • Wenn Sie sich trennen wollen: Wie organisieren Sie Ihre Trennung? Ist die Scheidung der richtige Weg oder genügt zuächst eine vorübergehende Trennung? Was geschieht mit Ihrem gemeinsamen Besitz? Wie soll es ggf. mit Ihren Kindern weitergehen?

Fremdgehen- Chance für einen Neuanfang?

Fazit: Die sofortige Trennung ist für Sie beide wahrscheinlich nicht die beste Lösung, weil dadurch andere Möglichkeiten nicht mehr geprüft werden können, die für Sie beide deutlich besser sein können.

Natürlich ist es sicher, dass nach einer Affäre in Ihrer Beziehung vieles nicht mehr so sein kann wie zuvor. Aber das ist ja auch gut so, dass sich etwas verändert hat. Denn jetzt gibt es die Chance, dass Sie beide nach einiger Zeit der gemeinsamen therapeutischen Arbeit wieder neu zueinander finden.

Ihr Mann wird möglicherweise gelernt haben, dass er mit Ihnen über seine eigenen intimen Probleme und Sehnsüchte sehr viel offener reden kann, als er das je geglaubt hätte.

Und Sie selbst werden möglicherweise herausfinden, dass Sie Ihren Mann auch trotz der Affäre lieben und ihm nach der gemeinsamen Therapie wieder in einem Maß vertrauen können, wie es zuvor in Ihrer Ehe gar nicht möglich gewesen ist.

Auf Ihrem Weg zu einer Lösung, mit der Sie selbst rundum zufrieden sein können, wünsche ich Ihnen viel Erfolg!

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery