Kompetente Beratung zu allen sexuellen Problemen Psychotherapie nach Heilpraktikergesetz
Kategorie:Beziehungsprobleme
Übersicht über alle Artikel zum Thema Beziehungsprobleme
Beziehungsprobleme
als Thema der Sexualtherapie
Beziehungsprobleme können viele Ursachen haben. Im folgenden finden Sie eine Übersicht, zu welchen Themen bereits ausführliche Artikel erschienen sind.
Viele Beziehungsprobleme lassen sich auch ohne Praxisbesuch durch eine Online-Paarberatung lösen: Paarberatung online.
ADHS ist keine Krankheit, aber eine Herausforderung
Die Forschung der letzten 20 Jahre hat bestätigt, was zuvor lange noch unklar war: ADHS ist keine psychische Erkrankung, die durch ungünstige Umstände in der Kindheit ausgelöst wird und deswegen durch klassische psychotherapeutische Verfahren wie z.B. Psychoanalyse behandelt werden könnte.
Vielmehr ist ADHS eine genetische Veranlagung, die mit Vorteilen und Nachteilen verbunden ist, so wie jede andere charakterliche Akzentuierung auch. Erst ab einer bestimmten Stärke der Symptomatik und den dabei einher gehenden Beeinträchtigungen im Alltagsleben kann von einer psychischen Störung gesprochen werden.
Zu den großen Vorteilen gehört bei vielen Menschen mit ADHS eine große Begeisterungsfähigkeit und die Möglichkeit zur Hyperfokussierung: sie können hier manchmal geradezu Zeit und Raum vergessen und deutlich leistungsfähiger sein als ihre Mitwelt.
Der Nachteil dagegen ist eine starke Ablenkbarkeit bei allem, was nicht besonders interessant, unangenehm oder langweilig erscheint. Die Aufmerksamkeitsspanne ist hier deutlich kürzer als bei anderen Menschen. Häufig kommt dazu auch ein Aufschiebeverhalten (Prokrastination), was dazu führt, dass solche Aufgaben zu spät oder sehr unkonzentriert und fehlerhaft erledigt werden.
Ob ein Mensch mit ADHS darunter leidet oder nicht, hängt also vor allem davon ab, ob er ein soziales und berufliches Umfeld findet, in dem er seine persönlichen Stärken ausleben kann.
Sex und ADHS bei Männern: typische Gründe für eine Psychotherapie
Sex und ADHS bei Männern ist ein wichtiges Thema in der Sexualtherapie. Häufigster Anlass ist mangelnde Impulskontrolle und niedrige Frustrationstolerenz, dazu ein Problem im Umgang mit eigenen Emotionen.
Beispielgeschichte 1: Christian, 32 Jahre alt, liebt seine Freundin Charlotte (28) und möchte mit ihr zusammenziehen und sie heiraten. Das Ausräumen seiner alten Wohnung bereitet ihm wenig Freude, da er sich dort jahrelang zuhause gefühlt hat. Statt die Umzugskisten zügig einzuräumen, fällt ihm ein, dass er sich schon länger nicht mehr bei der alten Schulfreundin Monika gemeldet hat, die auch in der Stadt wohnt, die er jetzt verlassen wird. Er ruft Monika kann, die beiden treffen sich- und daraus entwickelt sich eine Affäre, die Christian so eigentlich überhaupt nicht haben wollte.
Beispielgeschichte 2: Lukas, 35 Jahre alt, verstreitet sich immer wieder über eigentlich völlig nichtige Gründe mit seiner Frau Conny (32), die er eigentlich unendlich liebt. Neulich ist der Streit dadurch eskaliert, dass sie ihn nach dem Frühstück gefragt hat, ob er gestern daran gedacht hat, neue Getränkekisten vom Getränkemarkt mitzubringen. Lukas war eigentlich stolz darauf, diesmal tatsächlich daran gedacht zu haben- reagierte aber auf Connys Frage mit einem Wutausbruch: „Warum unterstellst du mir, dass ich nie etwas von den Aufgaben erledige, die ich mir vorgenommen habe? Warum siehst du in mir immer nur das Schlechte? Ich habe wirklich keine Lust mehr, mit einem Menschen wie dir meine Zeit zu verbringen!“ Folge ist, dass Conny ihm erklärt, die Beziehung auflösen zu müssen, wenn er an seinem Verhalten nichts ändert- und beide paartherapeutische Hilfe suchen.
Sex und ADHS bei Männern: wie Psychotherapie helfen kann
ADHS verursacht nicht notwendigerweise psychische Probleme, sondern ist eher als eine charakterliche Akzentuierung mit Vor- und Nachteilen zu sehen. Deshalb geht es bei einer Psychotherapie zum Thema Sex und ADHS bei Männern vor allem ganz handfest um das Verstehen der eigenen psychischen Gebrauchsanleitung.
Am wichtigsten ist es, zu wissen, ob ich ADHS habe oder nicht. Eine entsprechendes psychologisches Screening dauert etwa 2-3 Stunden und verschafft Klarheit. Wenn ich die Testung für rechtliche oder medizinische Zwecke benötige, muss die Testung durch einen Arzt (Psychiater) erfolgen. Erfahrungsgemäß haben dazu leider nur die wenigsten Psychiater die notwendige Zeit. Wenn es sich „nur“ um den privaten Wunsch nach Gewissheit über die Diagnose handelt, kann das Screening auch in jeder Praxis für Psychotherapie erfolgen, so der oder die TesterIn über das entsprechende Fachwissen verfügt.
Sobald eine klare Diagnostik vorliegt, geht es um die Erstellung einer Gebrauchsanweisung für sich selbst. Diese Gebrauchsanweisung ist etwas sehr Individuelles, was Klient und Therapeut gemeinsam in den Folgesitzungen besprechen können.
Ein häufiges Thema ist Impulskontrolle. Wie erkenne ich, unter welchen Umständen ich besonders anfällig für den Verlust der Impulskontrolle bin und mich zu Handlungen hinreißen lasse, die ich eigentlich gar nicht tun will? Was kann ich ggf. schon im Vorfeld dafür tun, um gar nicht erst in Situationen zu geraten, die mich in einen solchen Kontrollverlust bringen können?
In diesem Zusammenhang spielt häufig auch das richtige Planen von Aufgaben, auch im privaten Bereich, eine große Rolle. Wenn ich genügend Puffer einbaue und komplexe Aufgaben in genügend Einzelschritte zerlege, komme ich weniger unter Druck und unter Stress- und kann folglich auch vernünftiger handeln.
Der Umgang mit eigenen Emotionen ist ein besonders wichtiges Thema. Oft kennen Menschen mit ADHS keinen Weg, die eigenen Emotionen so zu nützen, dass daraus auch ein sinnvolles, lösungsorientiertes Verhalten erwachsen kann. Deswegen ist das Erlernen eines Grundwissens über Emationalität (Psychoedukation) sehr wichtig, darüber hinaus auch das Wissen um Techniken, angemessene Emotionen (z.B. Liebe in der Partnerschaft) positiv nutzen zu können und in ihrer Stärke unangemessene Reaktionen (z.B. spontane, zügellose Wut) abzuschwächen.
Eine Online-Beratung könnte ein erster Schritt sein. Für Rückfragen, am besten per Mail, stehe ich gern zur Verfügung
Alkohol und Gewalt: Vor den Augen des Kindes verdroschen
Alkohol und Gewalt- das ist das Thema, mit dem ich mich herumschlagen muss. Vor etwa einem Jahr bin ich zusammen mit meiner kleinen Tochter, die ich mit einem anderen Mann bekommen habe, zu meinem neuen Freund gezogen. Er ist eigentlich ein sehr schüchterner Typ und sehr ruhig. Wir passen auch prima zusammen, haben die gleichen Interessen, mögen Sport- und er hat mich zu Anfang echt rundum verwöhnt.
Leider neigt er aber auch zu ziemlichen Wutausbrüchen, meist aus total nebensächlichen Gründen. Er hat schon mal eine Flasche neben mir auf dem Tisch zerschlagen und mit einem Stuhl nach mir geworfen. Da hatte er vorher wohl etwas zu viel getrunken. Beim Autofahren macht er absolut halsbrecherische Fahrmanöver, wenn er sich über irgendetwas aufregt, das ich gesagt habe.
Ein paar Mal wollte er mich und mein Kind auch schon mitten in der Nacht aus der Wohnung rausschmeißen, wenn ich nach solch einem Streit nicht zu ihm ins Bett wollte, sondern lieber im Wohnzimmer schlafen. Das hat dann auch meine Tochter übel mitbekommen. Letztlich hab ich mich dann jedes Mal durchgesetzt und mich im Wohnzimmer mit meiner Tochter eingeschlossen.
Darauf ist er dann aus dem Bett gesprungen, hat wie wild rumgebrüllt und hat mir einen kräftigen Stoß in den Magen verpasst und mir dem linken Arm verdreht, so dass ich vor Schmerz nur so geheult habe- all das vor den Augen meiner Tochter, die ebenfalls wie am Spies geschrien hat. Die Nacht ist er dann zu irgendwelchen Kumpeln abgehauen.
Am nächsten Tag bin ich dann tatsächlich ausgezogen- ins Gästezimmer zu meinen Eltern. Da hat das dann schon gleich wieder mit Anrufen auf dem Handy begonnen- die erste Woche habe ich das immer gleich weggeklickt, auch wenn er gefühlt alle 2 Stunden eine neue SMS mit „Entschuldigung!“ geschickt hat. Jetzt haben wir dann doch telefoniert. Eine ganz echte Entschuldigung kam dann aber doch nicht, nur so was wie: „Da haben wir wohl beide etwas zuviel getrunken an dem Abend… Soll echt nicht mehr vorkommen.“ Dabei bin ich mir komplett sicher, dass ich selber total nüchtern war an dem Abend.
Jetzt ist er sogar so weit, dass er bereit ist, eine Therapie zu machen. Aber nur dann, wenn ich zu ihm zurückziehe.
Ich selber weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.
Emily H. (Name geändert)
Zuerst ist das Alkoholproblem zu lösen
Hallo Emily,
Alkohol und Gewalt in der Partnerschaft ist eine sehr ungute Erfahrung: ausgerechnet dort, wo Sie Liebe, Zuneigung, Geborgenheit gesucht haben, erfahren Sie bei den Wutausbrüchen des Freundes genau das Gegenteil. Außerdem fügt Ihr Freund Ihnen körperliche Schmerzen zu und gefährdet durch sein Autofahren auch Ihr Leben und, wenn Ihre Tochter dabei ist, auch noch das Leben Ihres Kindes. Das kann ganz bestimmt so nicht weitergehen.
Mit großer Wahrscheinlichkeit ist eine Alkoholkrankheit Ihres Freundes für solche Gewaltausbrüche verantwortlich- was Sie ja selbst auch schon vermutet haben. Auch Ihr Freund scheint ja darauf anzuspielen, wenn er sagt:„Da haben wir wohl beide etwas zuviel getrunken an dem Abend..“
Natürlich kann es für solches gewaltsames Verhalten auch noch andere psychische Gründe geben, die entweder noch zum Alkoholproblem hinzukommen oder sogar die eigentliche Ursache sind. Wenn Ihr Freund jetzt eine Therapie macht, werden die behandelnden Ärzte und Psychologen das sicher noch genauer abklären können.
Auf jeden Fall sieht es so aus, dass Ihr Freund zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in der Lage ist, die Beziehungsprobleme mit Ihnen zu bearbeiten. Solange durch den Therapieerfolg nicht sichergestellt ist, dass er nicht wieder in solche Zustände der Enthemmung und der Gewaltanwendung kommt, bedeutet eine Entschuldigung von ihm letztlich keine Verbesserung der Lage, selbst wenn er sie im Augenblick noch so ernst meint und mit roten Rosen ankommt.
Gewalttätigkeit und Enthemmung infolge von Alkoholmissbrauch sind letztlich körperliche Krankheitssymptome, die nur körperlich, d.h. durch ärztlich begleitete Allkoholentwöhnung, geheilt werden können. Ein psychologisches Anti-Agressionstraining kann dann später möglicherweise zusätzlich helfen- aber zuerst muss die körperliche Krankheitsursache beendet werden.
Alkohol und Gewalt- eine kritische Selbstanfrage
Auch wenn Sie schreiben, dass Sie selbst am Abend Ihrer Trennung vollkommen nüchtern waren, müsste ich Sie in meiner Praxis trotzdem fragen, ob auch in Ihrem Leben Alkohol eine Rolle spielt.
Falls Sie (mit oder ohne Ihrem Freund) als Frau täglich mehr als 0,1 Liter Wein oder Sekt, mehr als 0,25 Liter Bier oder 4 Zentiliter Schnaps pro Tag trinken (vgl. Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), befinden Sie sich bereits in einem gesundheitlichen Risikobereich- auch ohne dass Sie jemals betrunken gewesen sein müssen.
In diesem Fall könnte es sich auch für Sie lohnen, den Arzt aufzusuchen und nachzuprüfen, ob nicht auch Sie wegen des Alkohols zu Überreaktionen neigen, die Ihnen selbst gar nicht bewusst sind. Dann könnte es sein, dass Sie sich beide manchmal nicht richtig im Griff haben und dann durch unüberlegte Äußerungen hochschaukeln.
Das soll selbstverständlich nicht die Gewalt Ihres Freundes in irgendeiner Weise entschuldigen: Gewalt ist niemals akzeptabel. Aber eine solche Untersuchung könnte Ihr Beitrag dazu sein, die Situation in Zukunft runterzufahren und, falls Sie wieder zusammenziehen, Ihnen beiden helfen, Ihr neues Leben ohne den Alkohol und seine Nebenwirkungen zu führen.
Außerdem: Wenn Sie sich auf eine mögliche Alkoholkrankheit untersuchen lassen und, falls nötig, auch selbst eine Therapie anfangen, wird es auch Ihrem Freund leichter fallen, mit seiner eigenen Therapie durchzuhalten.
Und wenn Ihr Freund durch die Therapie erfolgreich vom Alkohol weggekommen ist, ist es wichtig, dass Sie selbst in seiner Gegenwart nie wieder Alkohol trinken.
Alkohol und Gewalt- Ihre Partnerschaft braucht einen Neuanfang
Wenn es also mit Ihrer Partnerschaft weiter gehen soll, ist ein kompletter Neuanfang nötig. Und die Bedingung dafür ist, dass Sie beide zu einem Leben finden, in dem Alkohol, Drogen und Medikamente keine Rolle spielen. Das ist außerdem auch die Voraussetzung dafür, dass Ihre Tochter keine psychischen Schäden abbekommt.
Sollte Ihr Freund nicht die Kraft und das Durchhaltevermögen besitzen, von seiner Alkoholkrankheit geheilt zu werden, müssen Sie damit rechnen, dass sich die Ihnen bekannten Gewaltausbrüche auch weiterhin wiederholen.
Wenn Sie also zu ihm ziehen, bevor er seine Therapie erfolgreich beendet hat, werden Sie genau das Leben mit den Gewaltausbrüchen weiterführen wie bisher. Wenn Sie also den echten Neuanfang durchsetzen wollen, können Sie erst dann zu Ihrem Freund zurückkehren, wenn er seine Therapie erfolgreich abgeschlossen hat.
Männer und Frauenkleider de.123rf.com/photo_111442439
Männer und Frauenkleider- ein Erfahrungsbericht
Der Schock nach dem Outing
Männer und Frauenkleider: Ich bin gerade ganz akut in der „Schock-Situation“, dass mein Lebensgefährte sich vorgestern geoutet hat, gerne Frauenkleider zu tragen und sich selbst zu befriedigen. Der Druck, es mir sagen zu müssen, wurde nun so hoch, da wir in 6 Wochen in eine gemeinsame Wohnung ziehen, und er Angst hatte, dass ich dann irgendwann mal über die Sachen „stolpere“ und dann annehmen könnte, er betrügt mich. Also hat er den für sich höllisch schweren Schritt getan und hat es mir gesagt.
Natürlich ist das nichts „Schlimmes“, auch wenn meine ersten Fragen tatsächlich waren, ob er vielleicht doch schwul, oder bi sein könnte, oder Transsexuell…..er verneinte alles vehement und bestätigte, dass er absolut hetero sei und auf Frauen, auf mich steht. Aber phasenweise würde es ihn eben erregen, wenn er Frauenkleider anzieht, meist Unterwäsche und Strumpfhosen, aber auch Röcke oder speziell weibliche Jeans, allerdings nur alleine zu Hause. Natürlich ändert das nichts an meinen Gefühlen für ihn, ich liebe ihn von ganzem Herzen und will und werde natürlich einen Weg finden, damit umzugehen.
Die Bilder im Kopf
Allerdings gehört, ihn schminken und zurecht machen, oder mit ihm Frauensachen für ihn shoppen gehen, oder ihn als „Frau“ ansprechen und behandeln definitiv NICHT dazu. Das möchte ich absolut nicht, denn leider – und ich bin sicher nicht intolerant oder verklemmt – gefallen mir Männer in Frauenkleidern überhaupt nicht und stellen für meine sexuelle Erregung einen absoluten Lustkiller dar. Ich möchte ihn so nicht sehen, ich muss mich auch seit vorgestern zwingen, die Bilder aus meinem Kopf zu bekommen, die ich mir automatisch gemacht habe, nachdem er mir erzählt hat, was er für Sachen hat und gerne mal anzieht.
Ich kann gar nicht beschreiben, in was für einem Gefühlschaos ich mich derzeit befinde – es ist schon erstmal eine Welt zusammen gebrochen, denn ich habe mich ja auch in ihn verliebt, gerade wegen seiner herben Männlichkeit – er ist ein sehr maskuliner Typ – darauf stehe ich total. Aber „weibische“ Männer turnen mich nun mal absolut ab.
Wie auch immer, wir haben wahnsinnig viel geredet in den letzten zwei Nächten, und für den Moment sagt er, will er sich auch gar nicht vor mir in Frauensachen präsentieren, und ich bin froh, denn ich möchte das auch nicht sehen! Aber natürlich lasse ich ihm seine Neigung, die er dann nur leider ausleben muss, wenn ich nicht da bin. Anders kann ich das, zumindest zur Zeit noch, nicht akzeptieren.
Männer und Frauenkleider – Wie damit umgehen?
Ich sehe das also wirklich nicht als „Krankheit“ an oder so, ich akzeptiere, dass es zu ihm gehört, aber ich fordere auch seinerseits die Toleranz ein, zu akzeptieren, dass ich das einfach nicht mit ansehen möchte, weil es mich leider abstößt, es mir absolut nicht gefällt. Dennoch gibt es meinerseits keine Vorwürfe oder Verurteilungen. Ich bin jetzt, 48 Stunden später, soweit über den ersten Schock hinweg, dass ich mich erstmal im Netz durch all die Artikel und Foren zu dem Thema lese und Informationen einhole, da ich bislang mit diesem Thema noch nie Berührungspunkte hatte und mich in keiner Weise auskenne.
Das findet er übrigens super, dass ich mich interessiere und informiere, und das nicht einfach nur verdrängen will. Gott sei Dank können wir gut darüber reden, ohne den anderen zu verletzen. Wir lieben und sehr, daher denke ich, dass wir einen, für beide Seiten annehmbaren Weg finden werden, damit umzugehen. Das gehört in unserer Partnerschaft jetzt eben dazu. Also möchte ich an dieser Stelle auch ein bisschen für Verständnis für die Partnerinnen werben, die das eben einfach nicht mögen an ihrem Mann.
Ich finde es sehr gut, wie offen Sie Ihre Gefühle zum Thema Männer und Frauenkleider beschreiben- das wird sicher auch für andere LeserInnen sehr hilfreich sein. Ein solches Outing des Partners ist für viele Frauen nicht ganz einfach- und nicht alle reagieren mit so viel Einfühlungsvermögen (und Selbstfürsorge).
Da ist es für viele Leserinnen und Leser sicher gut zu wissen, mit diesem Problem nicht allein dazustehen.
heute ein kleines Update, was sich in den letzten 8 Wochen seit dem Outing meines Lebensgefährten so alles getan hat.
Die ersten Tage waren ja, wie ich bereits beschrieb, sehr geprägt von Gesprächen rund um das Thema „Crossdressing“ etc., sehr zu meiner Verwunderung hatte dies zur Folge, dass wir tiefgreifende Gespräche auch über unserer beider sexuellen Vorlieben und Phantasien hatten, auch ich rückte dann mal mit lange verborgenen Phantasien raus und wir stellten fest, dass es viele Gemeinsamkeiten gibt, viele Dinge, die wir einfach gerne mal gemeinsam ausprobieren wollten. Unser Sex-Leben, das sowieso sehr rege und wunderschön war, wurde also noch mal besser und aufregender.
Alles lief bestens, so lange ich das Thema Frauenkleider für mich selbst verdrängte. Wenn ich aber mal alleine Zuhause saß und die Gedanken unweigerlich kamen, gebe ich zu, war nichts mehr so einfach.
Das Gedankenkarussel dreht sich…
Das Gedankenkarussell begann sich zu drehen und die Bilder in meinem Kopf kehrten immer wieder zurück. Die Vorstellung, dass mein Mann, mein von mir so über alles geliebter und so männlicher Mann „heimlich“ mit BH, Minirock und Pumps daheim herumlief, sich dazu vielleicht, wenn sicher nicht immer, auch selbst befriedigte, trieb mir ein um das andere Mal die Tränen in die Augen und schnürte mir die Kehle zu.
Männer und Frauenkleider: Ein Gefühl wie Betrogen-Werden
Es fühlt sich an, wie betrogen zu werden, mit einer anderen Frau, die er aber selbst ist. Ja, leider kenne ich das Gefühl, betrogen zu werden aus vergangenen Beziehungen, daher kann ich diese Parallele ziehen, ich fühle mich unzulänglich, nicht gut genug, nicht sexy genug, eben all das, was „Frau“ fühlt, wenn sie betrogen wird – nur ohne die Wut auf meinen Mann, denn ich weiß, dass er nichts dafür kann, es ja nicht absichtlich macht, um mich zu verletzen, sondern eben einfach so ist. Ich bestellte mir ein Buch einer betroffenen Frau aus dem Internet, in der Hoffnung, Hilfe zu bekommen, mit diesen Gedankenkarussellen umzugehen.
War mein Mann bei mir, wir zusammen und das Thema wurde nicht angeschnitten, war ja alles in bester Ordnung. Ich dachte darüber nicht nach, es gab keine Berührungspunkte mit der ganzen Crossdresser-Geschichte und ich war sehr glücklich. Aber wehe die Gedanken kamen, wenn ich alleine war…
Und immer wieder hämmern diese Gedanken in meinem Kopf: „Nein! Ich will das nicht! Warum er? Warum ausgerechnet er?“
Das Buch half nicht wirklich weiter, ein zwar sehr humorvolles Buch, aber die Protagonistin arrangierte sich gut, unterstützte ihren Mann in seinem Frau-Sein-Wollen, ging shoppen mit ihm, zog ihn an, schminkte ihn, kaufte sogar Perrücke und künstliche Brüste für ihn. Nun bekam ich richtig Angst – war es wohlmöglich das, was auch mein Mann wollte? Zu fragen traute ich mich nicht, aus Angst vor der Antwort, die ich wahrscheinlich nicht hören wollen würde.
Meine eigenen Grenzen als Frau
Nein, sowas kommt für mich nicht in Frage! Ich ziehe klar meine Grenzen, und bei aller Toleranz, die ich nun aufbringen muss, erwarte ich einfach von meinem Mann, dass auch er diese Toleranz aufbringt, und akzeptiert, dass ich das nicht will. Ich will definitiv nicht mit einer „Frau“ zusammen sein!
Ich will ihn nicht in Frauenkleidern sehen, ich habe viel zu viel Angst davor, dass ich die Achtung vor ihm verlieren könnte, wenn ich ihn so sehen müsste, weil ich es einfach nur abstoßend und lächerlich finde, wenn Männer sich als Frau verkleiden. Das tut mir leid, dass ich so denke, ich wünschte, ich könnte das anders sehen, aber so empfinde ich nunmal, und dafür kann ich ebenso wenig, wie mein Mann etwas dafür kann, dass er ist, wie er ist.
Eine Frage zur Klärung
Ich bat ihn, mir eine Frage zu beantworten, natürlich nicht zwangsläufig sofort, er sollte sich ruhig Zeit mit der Antwort lassen. „Wenn Du meine Gefühle mal vollkommen ausser Acht lassen würdest….wie wäre Dein optimaler Wunsch-Zustand, was würdest Du Dir wirklich im Innersten wünschen, wie ich, wie wir mit der Crossdresser-Sache umgehen sollten, wie möchtest Du das in Dein Leben und in unsere Beziehung integrieren?“
Er antwortete tatsächlich nicht, sondern bat um Bedenkzeit. Aber er sagte, er verstünde nicht, wieso ich das frage. Wir hätten doch die Grenzen klar abgesteckt. Ich weiß Bescheid, aber er zieht nie Frauensachen in meinem Beisein an und in unserem Sexleben bleibt das aussen vor.
Und er ginge davon aus, dass es, wenn wir erstmal in der gemeinsamen Wohnung leben, auch wohl weniger werden würde, da er mich ja nicht verletzen will und durchaus mitbekommen würde, dass mich das Thema immer wieder traurig macht.
Sicher, entgegnete ich, das sind die Grenzen, die ich gezogen habe, aber ich habe auch gesagt, dass wir diese, sollte sich einer von uns mit diesen Grenzen nicht mehr arrangieren können, natürlich jederzeit neu verhandeln können. Meine Frage, was er sich aber, ungeachtet meiner Gefühle, eigentlich wünschen würde, zielte natürlich mehr darauf ab, herauszufinden, in wie weit es sich bei ihm wirklich „nur“ um einen sexuellen Fetisch handelt, oder ob doch unterschwellig eine verdrängte Transsexualität dahinter steckte. Darauf habe ich bis heute keine befriedigende Antwort bekommen, vielleicht auch, weil er es selbst nicht weiß?!
Die Angst, ihn zu verlieren
Das ist meine allergrößte Angst – meinen Mann eines Tages doch an die Frau in ihm zu verlieren.
Ich bin hetero-sexuell und zwar absolut. Ich habe nicht das allergeringste Bedürfnis, in irgendeiner Art bi -oder homosexuelle Erfahrungen zu machen. Ich stehe nunmal auf Männer! Der Gedanke, das mein Mann vielleicht insgeheim lieber eine Frau wäre, treibt mich immer wieder zur Verzweiflung. Es tut weh, es tut einfach so weh, weil ich solche Angst habe, ihn zu verlieren.
Eines Abends äußerte ich in einem Gespräch diese Sorgen, und er versprach, dass er sich doch nicht ändern würde, das einzige was sich geändert hätte, dass ich nun von seiner „Leidenschaft“, wie er es selbst bezeichnet, weiß, aber in unserem Umgehen miteinander ändere sich nichts. Jeden Abend schicke ich Stoßgebete in den Himmel, dass das der Wahrheit entspricht und er nicht doch irgendwann für sich die Erkenntnis gewinnt, dass er doch transsexuell ist und wohlmöglich sogar eine Geschlechtsumwandlung in Betracht ziehen könnte. Ich habe in der Zwischenzeit von so vielen Männern gelesen, die erst nach ihrem Outing bei ihren Frauen überhaupt darauf gekommen sind, dass das ihr Weg ist. Ich habe Angst, dass es bei meinem Mann auch irgendwann so sein könnte.
Mein ganzes Selbstbild unterzieht sich derzeit einer „Überarbeitung“. Mein Selbstverständnis als Frau ist aus den Fugen geraten. Damit muss ich erstmal zurecht kommen.
Vier Kisten voller Frauensachen
Als wir, kurz vor dem Umzug in unsere gemeinsame Wohnung, eines Abends nach gutem Sex noch beieinander lagen und kuschelten und redeten, kam das Thema auf den Umzug, wo stellen wir was hin, wie organisieren wir was…..und auf ein mal fragte er: „Wohin denn eigentlich mit meinen 4 Kisten mit den Frauensachen? Was mache ich damit? Wo kommen die erstmal hin?“
Mir stockte der Atem, mein Herz raste und mit Ensetzen im Gesicht antwortet ich „4 Kisten??? 4 Umzugskartons??? 4???“. Ich dachte, ich falle aus allen Wolken.
4 Umzugskisten benötige ich ja wahrscheinlich nicht mal für meine normale Kleidung, und er hat 4 Kisten nur mit Frauensachen? Es trieb mir sofort die Tränen in die Augen, ich kann gar nicht wirklich sagen, warum, aber ich war tatsächlich geschockt.
Er antwortete „Naja, in einer sind schon nur Schuhe ….aber reden wir ein anderes Mal darüber…“! ich war froh, dass er erkannt hatte, dass er den Zeitpunkt, das anzusprechen, vollkommen falsch gewählt hatte. Ich war glücklich nach dem Sex, den wir hatten und hatte Spaß daran, unsere Möbel und Sachen zu verplanen.
Und dann kommt er damit…die Stimmung war dahin. Es fällt mir immer noch sehr schwer, damit umzugehen, auch wenn ich die meiste Zeit einfach eine Verdrängungstaktik anwende. Auf Dauer ist das keine Lösung.
Nach dem Umzug
Vergangenes Wochenende sind wir umgezogen! Diese 4 Kisten stehen nun, wie ein Mahnmal, in seinem Arbeitszimmer. Zugeklebt. Noch…
Durch eine Griffmulde konnte ich zufällig rosa Pumps sehen. Ich schnüffel nicht, denn ich will das Zeug nicht sehen. Aber diese Pumps fielen mir ins Auge…und danach liefen mir die Tränen…ich konnte gar nichts dagegen tun. Gott sei Dank hat er das nicht mitbekommen.
Und dann sind sie wieder da, die Vorstellungen, die Bilder, die mein Kopf automatisch macht. Er, MEIN Mann in rosa Pumps…ich will das nicht!
Ich muss, und ich werde, einen Weg finden, mit all dem besser umzugehen. Stück für Stück. Denn die Liebe, die ich für diesen Mann empfinde, verdient es, dass ich darum kämpfe. Und ich glaube, dass echte Liebe (fast) alles überwinden kann. Also werden wir einen Weg finden.
Nachsatz an alle Crossdresser-Männer
Liebe Crossdresser-Männer da draußen, die Ihr Euch von Euren Frauen/Partnerinnen Verständnis wünscht – vergesst dabei bitte nicht, dass auch wir Frauen Verständnis für unsere Situation brauchen. Wir Frauen haben uns alle in Männer verliebt, und lebten bislang in einer Zweierbeziehung mit einem Mann.
Nach Eurem Outing leben wir nun quasi unfreiwillig in einer Dreier-Beziehung mit unserem Mann und einer „Frau“, die eigentlich gar nicht existiert und doch immer dabei ist. Versucht Euch mal in diese Lage zu versetzen, das ist wirklich eine absolute Grenzerfahrung und eine derart einschneidende Veränderung, dass wir Zeit brauchen, damit umzugehen.
Ihr habt Euch mit dieser Thematik unter Umständen schon Jahrzehnte, oder euer Leben lang auseinandergesetzt, wir sind erstmal wie vor den Kopf gestossen und müssen unser ganzes bisheriges Weltbild und Beziehungsbild überdenken. Also geht nicht allzu hart mit Euren Partnerinnen ins Gericht, wenn Sie mal kein Verständnis aufbringen können.
Ein großes Dankeschön, dass Sie mir so so ausführlich über Ihre Situation geschrieben haben und mit der Veröffentlichung einverstanden sind. Männer und Frauenkleider ist ein wichtiges Thema für die Sexualtherapie.
Ich denke, es wird viel Frauen geben, die sich in ihrer Geschichte wiederfinden und ganz ähnliche Fragen haben.
Crossdressing bedeutet nicht notwendig den Wechsel der sexuellen Identität
Aus sexualtherapeutischer Sicht wäre immerhin ein wichtiger Punkt zur Unterscheidung: Cross-Dressing bedeutet nicht automatisch, dass ein Mann auf dem Weg dazu ist, seine eigene sexuelle Identität als Frau zu entdecken.
Es gibt viele heterosexuelle Männer, die Frauenkleider als Fetisch bei der eigenen Selbstbefriedigung nutzen: und außerhalb der Onanie nicht das geringste Interesse daran haben, dauerhaft die Rlle einer Frau einzunehmen. In diesem Fall geht es nur um eine sexuelle Stimulation, die auf den Bereich der Sexualität begrenzt ist.
Davon zu unterscheiden ist der Fall von Männern, die das Gefühl haben, „im falschen Körper“ geboren zu sein und die sich danach sehen, ihre wahre und eigentliche Identität als Frau leben zu können. Dafür allerdings findet sichin Ihrer Geschichte in Bezug auf Ihren Mann kein Anhaltspunkt. Auch 4 Kisten mit Frauenkleidern sind noch kein Beweis dafür, dass er sich nach einem solchen Wechsel des eigenen Geschlechts sehnt.
Männer und Frauenkleider: Das Unterscheidungskriterium zwischen Fetischismus und Transsexualität
Ein wichtiges Unterscheidungskriterium dafür wäre: Nutzt Ihr Mann die Frauenkleider ausschließlich im Rahmen der sexuellen Selbstbefriedigung oder wünscht er sich, von Ihnen als Frau wahrgenommen zu werden? Letzteres scheint wohl nicht der Fall zu sein.
Möglicherweise gibt es also gar keine „Frau in ihrem Mann“-vor der Sie Angst haben müßten, betrogen zu werden. Im Gegenteil- dadurch dass dieser Fetisch bei Ihrem Mann sehr stark ausgeprägt ist und er diesen Fetisch im Rahmen der Selbstbefiredigung lebt, dürfte es äußerst unwahrscheinlich sein, dass es bei Ihrem Mann irgendwann zu einem tatsächlichen Fremdgehen mit einer anderen Frau kommen wird. Er hat da schlicht und ergreifend eine ganz andere sexuelle Leidenschaft, Und das könnte sogar etwas Beruhigendes für Sie sein…
Jetzt wohnen wir fast zwei Monate zusammen und die eine oder andere völlig normale Alltags-Konfontation hat es natürlich auch schon gegeben. Das Thema Frauenkleider scheint derzeit aber keines zu sein, zumindest nicht bei meinem Mann.
Die 4 Kisten stehen immer noch unberührt wie ein Mahnmal in seinem Arbeitszimmer und nur ein Mal hat es darüber ein Gespräch gegeben. Er sprach mich in einem ruhigen Moment zwischen uns an, wohin denn nun mit den Sachen? Wir stellten schon öfter fest, dass wir zu wenig Stauraum haben in unserer Wohnung. Ich bot an, dass er doch die Unterbettkommode auf seiner Bettseite dafür nutzen könne. Er lehnte das ab, und sagte, es sei wegen mir, ich sei doch auch sicher neugierig, fragte er mich.
Ja und nein, habe ich ihm geantwortet, einerseits ja klar, bin ich neugierig, aber andererseits will ich auch manches gar nicht wissen, insofern würde ich selbstverständlich nicht an die Sachen gehen oder sie mir ansehen, wenn er das nicht will. Das müsse er halt nur sagen, und das ist das für mich ok.
In mir drin krampft sich der Magen zusammen, wenn ich nur an die Sachen denke.
Ich ergriff die Gelegenheit, dass er mir noch immer keine Antwort auf meine Frage von vor etlichen Wochen, wie er sich das denn wünschen würde, wie der Umgang mit der ganzen Thematik in unserer Beziehung nun sein sollte, ungeachtet meiner Befindlichkeiten, was er sich eben wirklich wünschen würde…. Nach kurzem schweigen sagte er: das weiß ich ja selbst nicht wirklich.
Dann wechselte er umgehen das Thema und ich bin auch nicht weiter darauf eingegangen. Das war das einzige Mal seit unserem Umzug, dass wir über die Frauenkleider Mal wieder gesprochen haben. Für ihn scheint das kein Thema zu sein zur Zeit, oder er verdrängt es momentan völlig für mich.
Und trotzdem, trotz, dass es keinerlei Anhaltspunkte für mich gibt, denke ich jeden Tag mindestens ein zwei Mal daran, achte, fast schon zwanghaft auf jedes Detail seines Verhaltens, und Frage mich ständig, wie er in dieser oder in jener Situation gerade denkt, ob er lieber eine Frau wäre, ob er sich gerade wünscht, Wäsche oder Strümpfe zu tragen, sich aber nicht traut, das zu sagen?!
Manchmal Frage ich mich, ob ich nicht mittlerweile eigentlich unterbewusst will, dass ich ihn Mal in Frauenkleidern sehe, und deshalb so oft daran denke, ob ich ihn vielleicht erwische wenn ich Mal früher nach Hause komme, als geplant. Vielleicht braucht es für mich einfach Mal diese Konfrontation mit der tatsächlichen Situation, ihn Mal so zu sehen, damit ich das verarbeiten kann, in welcher Weise auch immer?! Vielleicht wünsche ich mir das insgeheim, weil ich eigentlich weiß, dass unsere Beziehung daran wachsen wird, in welcher Form auch immer, aber ich denke, das brauchen wir vielleicht beide eigentlich, denn es ist spürbar , dass sich eine Art negative Spannung aufbaut, wenn das Thema auch nur angekratzt wird, auch wenn keiner was sagt.
Manchmal habe ich mir sogar schon überlegt, ob ich ihn doch einfach mal bitten soll, Mal seine Lieblings-Frauenkleider anzuziehen und sich mir so zu zeigen. Vielleicht stößt es mich ja gar nicht so ab, wie es das in meinen Gedanken tut. Ich weiß ja eigentlich gar nicht, wie ich tatsächlich darauf reagieren würde. Ein Mal, das war kurz nach seinem Outing, hat er während wir wunderbaren Sex hatten, gefragt, ob er eine Strumpfhose anziehen dürfe. Da hab ich gesagt, ja klar, er soll es einfach machen, wenn ihn das jetzt gerade noch geiler macht (ich sag’s Mal so frei Schnauze). Das war völlig OK für mich in dem Moment, denn da war ich auch unglaublich geil und wir hatten richtig viel Spaß im Bett. Als ich am nächsten Tag mit „klarem Kopf“ darüber nachdachte, kam es mir komisch vor, in dem Moment war es aber voll ok.
Ja, soweit der Stand der Dinge. Es bleibt eine aufregende und manchmal sehr anstrengende Phase der Veränderung, aber ich wachse daran…
Mein Partner will zur Domina– und das während unseres gemeinsamen Urlaubs
Mein sogenanntes Problem begann als mir mein Partner vor kurzem gestanden hat, er würde sich einen Termin bei einer Domina wünschen.
Da wir schon in diese Richtung experimentiert haben und ich einige Erfahrung in diesem Bereich habe, ist für mich nicht die Schwierigkeit das Akzeptieren seines Fetisches, sondern der Wunsch, dies bei einer anderen Frau zu holen. Ich bin sehr dankbar für seinen Mut, mir das zu sagen.
Mein Kopf erklärt mir immer wieder die logischen Fakten, und für den ist es auch völlig in Ortung, aber dieses schmerzvolle Gefühl, das aus meinem Herzen kommt, will nicht aufhören.
Ich will Ihm nicht die Möglichkeit nehmen, solche Bedürfnisse auszuleben, geschweige denn ein Leben voller Verzicht zu führen, dennoch fällt es mir schwer damit um zu gehen. Vor allem weil es in unserer Umgebung keinerlei solcher Anlaufstellen gibt und er es jetzt während unseres ersten gemeinsamen Urlaubs in Spanien geplant hat.
Mein Wunsch wäre es diesen Punkt einfach akzeptieren zu können und unsere respektvolle und liebevolle Beziehung weiter zu führen. Und genau dabei bräuchte ich Hilfe.
Sabrina K.. (Name geändert)
Mein Partner will zur Domina
Hallo Sabrina,
Sie lieben Ihren Partner- und Sie möchten ihn in sexueller Hinsicht ganz für sich alleine haben. Jetzt fahren Sie zum ersten Mal gemeinsam in Urlaub- und er möchte während dieser Zeit einen Termin bei einer Domina vereinbaren.
Sie selber haben mit diesem Wunsch emotionale Schwierigkeiten. Vermutlich wird es den meisten Frauen in einer solchen Situation genauso wie Ihnen ergehen. Es ist definitiv ungewöhnlich, wenn ein Mann solche Pläne für den ersten gemeinsamen Urlaub mit der Partnerin äußert.
In den Ohren eines Therapeuten klingt das schon fast so, als würde Ihr Partner den psychischen Schmerz, den er Ihnen damit zumutet, selbst kaum erkennen. Gleichzeitig ist es positiv, dass er diesen Plan so offen mit Ihnen teilt: Hintergehen möchte er Sie offensichtlich nicht.
Grund für ein solches Verhalten könnte ein Mangel an spontanem emotionalem Einfühlungsvermögen sein, wie das z.B. bei Menschen der Fall ist, die das Asperger-Syndrom haben (siehe auch meinen Extra-Blog-Artikel zu diesem Thema). Denkbar ist natürlich auch, dass er „einfach so“ nicht mitbekommen hat, dass er Ihnen mit seinem Verhalten weh tut.
Deswegen wäre meine erste Frage: Haben Sie ihm schon klar genug erklärt, dass er Ihnen mit seinem Plan weh tut? Wenn er tatsächlich verstanden hat, wie es Ihnen mit seinem Plan geht, wird er vielleicht sogar von selbst darauf verzichten- und Sie können sich danach gemeinsam überlegen, wie Sie mit den sexuellen und nicht-sexuellen Bedürfnissen von Ihnen beiden alleine und gemeinsam umgehen.
Unterschiedliche Bedürfnisse beim Sex sind auch in einer sehr guten Beziehung nichts Ungewöhnliches. Wichtig ist aber, dass beide Partner hier einen gemeinsamen Weg finden, damit umzugehen. Und eine offene Erlaubnis für einen Domina-Besuch ist mit Sicherheit besser als die langfristige Unterdrückung solcher Bedürfnisse.
Es ist auch gut möglich, dass Ihr Partner diese Seite seiner Sexualität deswegen nicht mit Ihnen ausleben möchte, weil er sich in Ihrer Partnerschaft mit einer weicheren und zärtlicheren Sexualität wohl fühlt- und seine submissiven Bedürfnisse lieber ausverlagern möchte.
Schwieriger ist die Lage, wenn Sie miteinander über dieses Thema nicht ins Gespräch kommen und er ohne weitere Begründung einfach auf seinem Vorhaben besteht. Dann ist die Frage, ob sie ein solches Verhalten in Ihrer Partnerschaft akzeptieren können- oder ob Ihr Partner dadurch sozusagen eine Grundregel Ihres Zusammenlebens gebrochen hat.
Sollte dem so sein, kann eventuell eine Paartherapie mit Schwerpunkt Sexualtherapie helfen, doch noch eine gemeinsame Umgangsstrategie mit diesem Thema zu finden.
Falls das nicht möglich ist, bleibt noch die Frage, wie Sie so weit für sich selbst sorgen können, dass Sie nicht durch solche Sprachlosigkeit selber in psychische Probleme gezogen werden. In diesem Fall wären einige Stunden psychotherapeutische Hilfe auch für Sie alleine sicherlich nicht schlecht.
Aber zunächst einmal wünsche Ihnen beiden, dass Sie miteinander eine gute Lösung finden- und dann einen wunderbaren Urlaub in Spanien verbringen!
Was ich schon lange wissen wollte: Ist aus sexualtherapeutischer Sicht ein Besuch bei einer Domina Fremdgehen?
Ich, männlich 42, bin mit meiner Frau schon über 15 Jahre zusammen. Seit fast 12 Jahren sind wir verheiratet und haben 2 Kinder Meine Frau ist für mich meine absolute Traumfrau – menschlich gibt es keine bessere Frau die zu mir passen könnte! Wir haben eine TOP Beziehung und lieben uns sehr.
Leider gibt es einen kritischen Punkt, der mich ziemlich kaputt macht… Ich habe schon im Jugendalter Lust auf dominante Frauen bekommen – leider nie richtig ausgelebt – außer durch Videos im Internet anzuschauen.
Meine Frau weiß darüber alles – aber sie sagt auch eindeutig, dass sie diese Praktiken bei mir nicht machen möchte, da sie sich nicht wohl dabei fühlt. Aber sie will auch nicht, dass ich zu einer Domina gehe…
Ich verstehe meine Frau und versuche jetzt schon viele Jahre alles zu unterdrücken – doch irgendwie wird alles schlimmer „die Sehnsucht“… Aber meine Frau möchte ich ja nicht drängen! und ich habe es bestimmt schon sehr oft bei ihr versucht – doch setze hier ja unsere tolle Beziehung aufs Spiel…
Was raten Sie mir? Ich habe mich im Internet viel eingelesen und die Tipps, mit meiner Frau zu reden, habe ich schon mehr als dreimal versucht. Immer gab es leider Streit und Tränen, was mir sehr weh getan hat – denn ich kann meine Frau nicht mit Tränen sehen… Aber ich zügel mich eine gefühlte Ewigkeit und weiß nicht weiter…
Deshalb kommt immer und immer wieder der Gedanke einmal zu einer Domina zu gehen… (Es zereißt mich innerlich und nervlich, denn: Meine Frau ist mein Heiligtum!)
Marius C. (Name geändert)
Bedeutet ein Besuch bei einer Domina Fremdgehen? Eine gar nicht so seltene Frage…
Hallo Marius,
es gibt viele Männer, die sich diese Frage stellen. Die meisten Männer, die eine Domina aufsuchen, machen das wohl heimlich und berichten ihren Frauen nicht davon.
Auf den ersten Blick spricht einiges dafür, dass der Besuch bei einer Domina nicht das Gleiche ist wie Fremdgehen. Bei den meisten Paarbeziehungen, die am Fremdgehen eines Partners scheitern, ist die tiefste Verletzung weniger der Sex an sich, sondern die Tatsache, dass ein Dritter oder eine Dritte wichtigste Vertrauensperson des Partners wurde.
Der Vertrauensbruch beim Fremdgehen besteht darin, dass jemand, der fremdgeht, einen höheren Grad an Intimität und Gemeinsamkeit mit einer dritten Person lebt als mit dem eigenen Partner bzw. der eigenen Partnerin. Schliesslich weiss der/die Aussenstehende dann in der Regel mehr von den geheimen Sehnsüchten, Leidenschaften und Gefühlen des Menschen, der fremdgeht, als der betrogene Partner, der auf genau diese Offenheit den eigentlichen Anspruch hätte.
Denn das ist ja die Grundlage einer Partnerschaft: sich zu versprechen, dass der jeweils andere Partner für einen selbst die Nr. 1 im Leben ist und bleibt.
Bedeutet ein Besuch bei einer Domina Fremdgehen?
Wenn doch gar keine neue Beziehung entsteht…
Eine Domina ist in gewisser Hinsicht eine Schauspielerin. Auch wenn für die Dauer der bezahlten Sitzung eine intensive (sexuelle) Beziehung vorgespielt wird, kommt es zu keiner tatsächlichen emotionalen Intimität, die in irgendeiner Weise mit einer Lebenspartnerschaft vergleichbar wäre.
Domina-Sex ist eine Dienstleistung: Wenn kein Geld mehr fliesst, ist die Beziehung zu Ende.
Warum die Partnerin sich verletzt fühlen kann.
Das Problem beim Sex mit einer Domina (bzw. bei einem SM-Spiel mit einer Domina, weil sich nur die wenigsten Dominas auf tatsächlichen Sex mit Austausch von Körperflüssigkeiten einlassen) liegt also weniger darin, dass nun eine aussen stehende dritte Person den exklusiven Status der eigentlichen Partnerin gefährdet.
Das Problem kann aber darin liegen, dass die eigentliche Partnerin vorgeführt bekommt, dass sie den geheimen sexuellen Neigungen ihres Partners nicht genügt. Und das kann für sie ausgesprochen schmerzlich sein.
So kann sich daraus auch die Angst entwickeln, der Partner wäre nur noch auf Absprung bei ihr- so lange bis er vielleicht auch im wirklichen Leben eine dominaähnliche Frau findet, mit der er nicht nur stundenweise sondern dauerhaft zusammen bleibt.
Domina-Sex: Lassen sich die Vorbehalte der eigenen Lebenspartnerin ausräumen?
Eine schwierige Frage, die immer nur individuell beantwortet werden kann. Es gibt tatsächlich Frauen, die keine Lust auf SM-Spiele in der Partnerschaft haben und es deshalb ihren Männern erlauben, diesen Teil der Sexualität bei professionellen Dominas auszuleben.
Das fällt umso leichter, je deutlicher die Männer aufzeigen können, warum sie diese Form des Sex neben der Partnerschaft brauchen und warum dieses Interesse an SM kein insgeheimer Wunsch nach einer sexuell „besseren“ Partnerin darstellt, der langfristig in der Aufkündigung der Beziehung enden könnte.
Ist Geheimhaltung ein geeigneter Schutz?
Geheimhaltung beim Sex ist ein Spiel mit dem Feuer. Wenn die Partnerin von sich aus durch irgendeinen Zufall (oder auch duch gute Beobachtungsgabe-und Frauen kennen ihre Männer in der Regel sehr gut, so dass ihnen jede kleine Verhaltensveränderung auffällt) herausfindet, dass ihr Partner geheimen Kontakt mit einer Domina hatte: dann wird sie in der Regel das Schlimmste vermuten und den Mann kurz vor dem Absprung aus der Partnerschaft sehen. Von daher ist die Geheimhaltung aus psychologischer Sicht nicht zu empfehlen- jedenfalls dann nicht, wenn dem Mann etwas an seiner eigentlichen Partnerschaft liegt und er diese nicht gefährden möchte.
Was bleibt also übrig als Lösung? Von der Logik her gibt es nur zwei Möglichkeiten: auf den Besuch bei der Domina zu verzichten oder der eigenen Partnerin verständlich zu machen, warum ich als Mann den Domina-Besuch brauche und warum das keine Gefährdung der Partnerschaft darstellt. Für beide Lösungen kann es sinnvoll sein, sich sexualtherapeutische Hilfe zu holen.
Wobei kann ein Sexualtherapeut helfen?
Die meisten Männer, die sich nach SM-Sex sehnen, kennen den Grund dafür nicht. Und deswegen können sie ihren Partnerinnen auch nicht klarmachen, warum sie diese Form sexueller Stimulation -jedenfalls von Zeit zu Zeit- benötigen. Eine Sexualtherapie könnte in zweifacher Hinsicht helfen:
1. als paartherapeutisches Setting: dabei können sich beide Partner unter fachkundiger Supervision über ihre sexuellen Wünsche austauschen- und der Mann mit dem Wunsch nach SM im Dominastudio kann klar formulieren, warum dieser Wunsch für die Partnerschaft keine Gefahr darstellt.
2. Als Einzelsitzung: Der Wunsch nach SM hat häufig etwas mit sexuellen Traumatisierungen, meist in der Kindheit, zu tun. Sexuelle Übergriffe von Erwachsenen (und das müssen nicht unbedingt explizite Handgreiflichkeiten sein- es reicht bereits eine Sexualisierung der Beziehung des Erwachsenen zum Kind, aus der der Erwachsene sexuellen Lustgewinn zieht) bedeuten eine extreme Ohnmachtserfahrung des Kindes bei gleichzeitiger nie erwünschter sexueller Stimulation.
In einer gespielten SM-Situation hat nun der Erwachsene die Möglichkeit, sich sozusagen freiwillig selber wieder in eine solche scheinbare Situation sexueller Ohnmacht zu bringen. Diese Situation ist dann ähnlich erregend oder sogar erregender als das traumatische Ausgangserlebnis und kann als eine Art Sieg über die Angst oder das Beklemmungsgefühl erlebt werden, welche mit dem Ursprungserlebnis verbunden waren. Kurz gesagt: der Besuch im Domina-Studio kann eine mehr oder weniger glücklich gewählte Bewältigungsstrategie für sexuelle Traumata darstellen.
Die therapeutische Aufarbeitung solcher Zusammenhänge kann dazu führen, dass fer Wunsch nach der Domina nachlässt. Sie kann aber auch zum Ergebnis führen, dass der Domina-Sex ohne Schuldgefühle in das eigene Leben integriert werden kann und der Betroffene auch seiner Partnerin erklären kann, warum er aufgrund seiner sexuellen Biographie diese zweite Form des Sex hin und wieder braucht und warum das mit seiner Liebe zur Partnerin schlichtweg überhaupt nichts zu tun hat.
Partnerschaft und Asperger-Syndrom- Erfahrungen aus der Paartherapie
Asperger-Syndrom: Kommunikationsprobleme in der Partnerschaft
„Na, wie gefällt Dir mein neuer Schnitt? Ich bin gerade beim Friseur gewesen…“ „Gar nicht. Deine langen Haare waren viel schöner.“
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„Heute hab ich es endlich mal geschafft, die ganze Wohnung wieder auf Vordermann zu bringen.“ „Und ich weiß jetzt nicht mehr, wo du die Sachen hingeräumt hast, die ich mir auf dem Esstisch hergerichtet habe.“
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„Das ist doch toll: Jetzt habe ich schon heute mittag den ganzen Wochenendeinkauf geschafft.“ „Beim Bäcker bist du noch nicht gewesen.“
Partnerschaft und Asperger-Syndrom Typische Missverständnisse im Alltag
Immer wieder erzählen Paare bei mir in der Praxis von solchen Szenen, in denen es der (in der Regel männliche) Partner mit einem einzigen Satz schafft, die gesamte Stimmung zu verderben. Betroffene Frauen verstehen es nicht, warum ihr Mann sie immer wieder so sehr brüskiert oder zur Weißglut bringt.
Bei einer Paartherapie stellt sich dann in solchen Fällen oft heraus: Der Mann ist gar nicht das narzisstische, selbstbezogene und egoistische Monster, als dass er in solchen Situationen seiner Frau gegenüber erscheint- er hat nur schlicht und ergreifend das Asperger-Syndrom.
Immer nur die ungeschminkte Wahrheit
Frauen, die mit einem Partner mit Asperger-Syndrom zusammenleben, werden solche Dialoge kennen. Ein häufiges Problem vieler Menschen mit Asperger-Syndrom ist es, gar nicht anders zu können als immer sofort das auszusprechen, was sie tatsächlich denken.
Das Beispiel mit dem Friseurbesuch zeigt das sehr deutlich: Ohne daran zu denken, dass die Frau offenbar aus freiem Willen und mit Freude zum Friseur gegangen ist, um sich hübsch und gutaussehend zu finden, ja vielleicht sogar dem Partner gut gefallen zu wollen, platzt der Ehemann mit seiner persönlichen Wahrheit heraus: „Deine langen Haare waren viel schöner.“
Und diese Wahrheit gilt für ihn absolut. Er kann sich gar nicht vorstellen, dass andere Menschen (wie zum Beispiel seine Frau) auch kurze Haare schön finden könnten.
Unfähig zur „white lie“
Dazu kommt die Unfähigkeit zu dem, was Amerikaner eine „white lie“ nennen, also eine harmlose Lüge, die dazu dient, den anderen nicht zu brüskieren und eine harmloses Smalltalk-Gespräch am Laufen zu halten.
Menschen mit Asperger-Syndrom sind dazu oft nicht fähig. So kann es beim Besuch bei den Schwiegereltern schon einmal dazu kommen, dass die Schwiegermutter fragt, wie denn ihr selbstgebackener Kuchen schmeckt und dann zu hören bekommt: „Schlecht! Oben ist es eindeutig ziemlich angebrannt.“
Wenn die Begeisterung wieder mal zu weit geht
Oder ein anderes Beispiel für soziale Unbeholfenheit: Auf einer Party beginnt ein Bekannter davon zu schwärmen, wie toll doch die Bob Dylan-Songs sind, die er seit seiner Pubertät mit Begeisterung hört.
Der Ehemann mit Asperger ergänzt die Konversation mit einem „Den Literatur-Nobelpreis hat er dafür jedenfalls nicht verdient. Und musikalisch wird Bob Dylan auch überschätzt. Ich finde es viel interessanter, da auch mal die franzöische Chancon-Kultur mitzuberücksichtigen.“ Und dann folgt ein langer Vortrag über seinen Lieblings-Chansonnier Serge Gainsbourg mit Auflistung seiner wichtigsten Auftritte und Liedtexte.
Die anderen Partygäste halten den Mann für komplett arrogant und selbstbezogen. Seine Frau schämt sich für ihn bis auf die Knochen. Später, in der Therapie, erklärt er: „Ich dachte, die anderen hätten sich für das Thema Songwritung total interessiert.“ Nach seinem eigenen Gefühl hätte sich doch richtig gut in die Unterhaltung eingebracht und den anderen mit Serge Gainsbourg auch noch eine tolle Anregung mit auf den Weg gegeben.
Partnerschaft und Asperger-Syndrom Die Gefahren des Wörtlich-Nehmens
Viele Missverständnisse entstehen durch Wörtlichnehmen. Das ist bereits bei der Frage aus dem Friseur-Beispiel so. Wenn die Frau frägt: „Wie gefällt dir meine neue Frisur?“ meint sie damit eigentlich: „Lob mich mal und sag, wie hübsch ich bin“.
Der Ehemann mit Asperger-Syndrom erkennt diese Appell-Ebene in der Aussage seiner Frau nicht und antwortet so, als wenn sie wirklich seine Ansicht wissen wollte. Und da kann die Antwort dann tatsächlich auch „Schlecht!“ heißen- ohne dass die geringste Absicht vorliegt, die Frau verletzen zu wollen.
Ganz ähnlich sieht es auch mit den beiden anderen Beispielen am Anfang aus: Die Frau, die stolz darauf ist, die Wohnung schön aufgeräumt zu haben, bekommt kein Lob dafür, sondern nur den Hinweis, dass jetzt die Sachen auf dem Esstisch nicht mehr am Platz liegen. Und wenn sie den Wochenendeinkauf schon extra früh erledigt hat, dann bekommt sie ungebeten die Erklärung, dass trotzdem der Besuch beim Bäcker immer noch fehlt.
Die Chancen einer Paartherapie
Das Asperger-Syndrom ist nach neuestem wissenschaftlichem Stand keine Krankheit, sondern eine Extremveranlagung mit stark unterdurchschnittlicher Empathiefähigkeit, meist gepaart mit deutlich überdurchschnittlichen intellektuellen Fähigkeiten (insbesondere Erkennen von Strukturen, Merkfähigkeit, Detailwissen).
Ziel in einer Paartherapie, bei der ein Partner das Asperger-Syndrom hat (das kann hin und wieder auch die Frau sein, auch wenn Männer überdurchschnittlich betroffen sind), ist es nicht, den betroffenen Partner vom Asperger-Syndrom zu „heilen“. Das geht schlichtweg nicht, da es sich um ein Bündel epi-genetisch vererbter Eigenschaften handelt, die sich nicht wegtherapieren lassen (ebenso wenig wie Haut- oder Augenfarbe).
Möglich ist es dagegen, beide Partner für das Thema Asperger-Syndrom zu sensibilisieren. Oft wissen die Betroffenen und ihre PartnerInnen selbst vor Therapiebeginn noch nichts davon. Eine psychologische Testung und Diagnose kann viel dazu beitragen, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.
Außerdem lässt sich soziale Kompetenz auch trainieren: Wer weiß, dass er das Asperger-Syndrom hat, wird von selber vorsichtiger damit sein, auf Partys ungebeten lange Vorträge zu halten… Und er wird sich auch überlegen, ob er wirklich seiner Frau nach jedem Friseurbesuch sagen muss, dass die längeren Haare so viel schöner waren.
Ein oder mehrere Besuche bei einem Paartherapeuten, der sich mit dem Thema Asperger und dem Gebiet der Sexualtherapie auskennt, sind für ein solches Paar sicher eine lohnende Investition.
****** Wenn Sie dazu weitere Fragen haben, freue ich mich über Ihre Nachricht.
Sex und Schwangerschaft Ist Sex in der Schwangerschaft gefährlich?
Sex in der Schwangerschaft ist für fast alle Paare völlig unbedenklich, besonders, wenn der Sex mehr zärtlich und weniger heftig ausgelebt wird. Trotzdem ist es sinnvoll, darüber mit dem Frauenarzt oder der Frauenärztin zu reden, einfach, um sicherzugehen, ob es individuell nicht doch irgendwelche besondere Vorsicht einzuhalten gilt.
Es ist völlig normal, wenn sich das sexuelle Miteinander während der Schwangerschaft verändert. Besonders während der ersten drei Monate und noch einmal am Schluss in den letzten Wochen vor der Geburt kann es sein, dass die Frau deutlich weniger Lust auf Sex hat als sonst. Das liegt an den hormonellen Umstellungen, die während der Schwangerschaft im Körper der Frau vor sich gehen. Das sollte ein verständnisvoller Partner als vorübergehende Ausnahmezeit einfach akzeptieren.
Die ganze Zeit der Schwangerschaft hindurch auf Sex zu verzichten, wäre aus sexualtherapeutischer Sicht ein Fehler. Das könnte tatsächlich für die Partnerschaft zu einer Belastungsprobe werden, die so definitiv nicht nötig ist. Es ist vernünftig, sich hier gegebenenfalls im Rahmen einer Sexualtherapie Hilfe zu holen.
Sex und Schwangerschaft Was ist psychisch anders in dieser Zeit für Mann und Frau?
Der wichtigste psychische Aspekt ist, wie Mann und Frau zu der Schwangerschaft stehen. Wenn das Kind von beiden gewünscht ist, kann die Schwangerschaft eine Erfahrung sein, welche die beiden unglaublich aneinander schweißt und die beiden sehr eng miteinander verbindet.
Schwangerschaft ist eine psychische Umbruchszeit, in der beide Partner mit der körperlichen Veränderung der Frau durch die Schwangerschaft umzugehen lernen müssen- und sich zugleich auf ihre künftige Rolle als Vater und Mutter vorbereiten.
Wichtig ist hier das Gefühl, dass sich die beiden komplett aufeinander verlassen können – und aus der Anfangsphase der Verliebtheit nun definitiv eine Phase der Liebe wird, in der Sex zwar immer noch wichtig, aber nicht das Wichtigste allein ist.
Schwieriger sieht es aus, wenn Mann oder Frau das Kind nicht wünschen. Dann sind psychische Schwierigkeiten und Partnerschaftsprobleme fast schon fest vorprogrammiert und ohne therapeutische Hilfe durch das Paar selber kaum zu lösen.
Sex und Schwangerschaft Sex mit Kind im Nebenzimmer?
Für ein Paar mit einem neugeborenen Kind ist es oft nicht einfach, ausreichend Momente für gemeinsamen Sex zu finden. Dabei ist und bleibt gemeinsamer Sex für die Partnerschaft sehr, sehr wichtig. Hier ist etwas organisatorische Planung erforderlich. Bei aller privaten und beruflichen Belastung sollten auch junge Eltern mindestens einmal pro Woche drei Stunden Zeit am Stück miteinander alleine haben- sei es durch die Hilfe von Oma und Opa oder durch einen professionellen Babysitter. Hier zu sparen ist aus meiner therapeutischen Erfahrung ein großer Fehler.
Wie funktioniert der Sex nach der Geburt?
Natürlich können die beiden zusätzlich auch dann Sex haben, wenn das Kind ruhig im Nebenzimmer schläft- aber bereits das ist nicht dasselbe, wie echte Zeit nur für das Paar alleine.
Auf Sex in Gegenwart des Kindes sollte besser verzichtet werden- auch wenn das nicht notwendigerweise zu einer traumatischen Erfahrung für das Kind werden muss. Aber es ist klar, dass auch sehr kleine Kinder sehr viel mehr mitbekommen –und das gilt auch in Bezug auf Sex-, als die meisten Erwachsenen das für möglich halten.
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Wenn Sie dazu Fragen haben, können Sie sich gern an mich wenden.
Gleichberechtigte Sexualität- Mann und Frau sind unterschiedlich
Gleichberechtigte Sexualität- wie kann das möglich sein, wenn alle Ergebnisse der Sexualwissenschaft darauf hinweisen, dass Mann und Frau grundsätzlich ein unterschiedliches Sexualempfinden haben und die sexuellen Bedürfnisse beider Geschlechter sich deutlich unterscheiden?
Schon die Forschungen von Masters und Johnson aus den 60er Jahren haben gezeigt: Auch wenn Mann und Frau beim Sex die gleichen vier Phasen der Erregung durchlaufen, sind die Zeiten geschlechtsspezifisch sehr unterschiedlich.
Erregungsphase
Frau: Puls und Blutdruck steigen. Anschwellen von Klitoris, Schamlippen und Brustwarzen an. Die Geschlechtsteile werden feucht. Mann: Puls und Blutdruck steigen. Penis wird steif. Dauer (bei beiden Geschlechtern):wenige Minuten bis zu einer Stunde. Große individuelle Unterschiede, große Unterschiede je nach Situation und Tagesform.
Plateauphase
Frau: Puls und Blutdruck steigen weiter. Weitung der äußeren Schamlippen, eine Schwellung der äußeren Vagina. Weitere Absonderung von Scheidenflüssigkeit. Mann: Puls und Blutdruck steigen weiter. Möglicherweise Ausschüttung von Präejakulat. Dauer (bei beiden Geschlechtern): einige Minuten. Große individuelle Unterschiede beim Erregungsniveau, große Unterschiede je nach Situation und Tagesform.
Orgasmusphase
Frau: Nochmalige Steigerung von Puls, Blutdruck und Atemtempo. Möglicherweise kurzer Bewusstseinsverlust. Muskelkontraktionen im unteren Scheidendrittel der Vagina, der Gebärmutter und der Analregion. Beim durchschnittlichen Orgasmus etwa 5 mal, beim intensiven Orgasmus 10-15 mal. Mann: Nochmalige Steigerung von Puls, Blutdruck und Atemtempo. Möglicherweise kurzer Bewusstseinsverlust. Ejakulation des Sperma, verbunden mit Orgasmus. (In Einzelfällen ist auch ein Orgasmus ohne Ejakulation möglich.) Dauer einige Sekunden. Wichtigster Unterschied bei Frau und Mann: Frauen können (individuell und je nach Situation/Tagesfom unterschiedlich) nach einem Orgasmus wieder in die Plateauphase zurückkehren und dadurch mehrere Orgasmen hintereinander erleben. Männer kommen nach einem Orgasmus immer sofort in die Rückbildungsphase
Rückbildungsphase (Refraktärphase)
Rückkehr zu normalem Puls und Blutdruck. Müdigkeitsgefühle. Frau: Rückgang der Schwellung von Schamlippen, Klitoris und Brustwarzen. Mann: : Phase der sexuellen Reizunempfindlichkeit. Individuell sehr unterschiedlich. Meist länger mit zunehmendem Lebensalter. Ebenfalls länger, wenn vorangegangene Phasen länger angedauert haben. Dauer (bei beiden Geschlechtern): individuell sehr unterschiedlich, auch abhängig vom Lebensalter. Von wenigen Minuten bis Stunden.
Die wichtigsten Unterschiede beim sexuellen Erleben
Frauen brauchen nach den Untersuchungen von Masters und Johnson in der Regel eine längere Zeit als Männer, um in die Orgasmusphase zu gelangen.
Haupterregungsquelle ist ihren Studien zufolge für Frauen körperliche Berührung, während Männer vor allem durch visuelle Eindrücke erregt werden. (Wobei es natürlich auch Männer und Frauen geben kann, bei denen der Fall genau umgekehrt liegt.)
Der Orgasmus der Frau kann länger als beim Mann dauern und auch mehrfach hintereinander auftreten. Der männliche Orgasmus dauert kürzer und ist in der Regel deutlich schneller erreichbar.
Gleichberechtigte Sexualität und unterschiedliche Bedürfnisse
Typischerweise haben Frauen und Männer unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse:
Sexrhythmus: Frauen haben ein stärkeres Interesse während der fruchtbaren Tage und häufig während der Menstruation eher wenig Interesse, manchmal sogar eine Abneigung gegen Sex. Männer dagegen wünschen sich meist ein gleichbleibenden Sexrhythmus (individuell und je nach Lebensalter meist zwischen 1mal am Tag bis 1mal in der Woche).
Sexphasen: Frauen benötigen in der Regel ein längeres Vorspiel mit intensivem Körperkontakt (Berührungen, Kuscheln), um zur Orgasmusphase gelangen zu können. Männer gelangen manchmal so schnell in die Orgasmusphase, dass ihre Partnerinnen nicht mithalten können. Besonders problematisch ist diese Unterschiedlichkeit, wenn Männer nach ihrem Orgasmus in die Refraktärphase geraten und die Lust daran verlieren, ihre Partnerinnen auf dem Weg zu ihrem Orgasmus bis zum Ende zu begleiten.
Sexuelle Vorlieben: Jeder Mensch hat individuelle Vorlieben und Abneigungen beim Sex. Das kann z.B. bestimmte Stellungen betreffen, aber auch die Auswahl der Tageszeit oder der Wunsch nach Spontaneität versus dem Wunsch nach Planungssicherheit beim Thema Sex, etwa wenn sich ein Partner darauf verlassen möchte, zu bestimmten Zeiten den anderen tatsächlich für Sex verfügbar zu haben. Männer wünschen sich oft bestimmte visuelle Reize zur sexuellen Stimulation (z.B. aufreizende Kleidung), während Frauen vor allem ein stimmige Gesamtsituation (entspanntes Umfeld, Gefühl der Verwöhnung etc.) benötigen.
Um gleichberechtigte Sexualität zu leben, ist es wichtig, dass beide Partner mit diesen Unterschieden umgehen können.
Gleichberechtigte Sexualität bei unterschiedlichem Sexrhythmus
Eines der häufigsten Themen, das Paare ansprechen, die zu mir zur Sexualberatung kommen, ist der unterschiedliche Sexrhythmus. Meist ist es der Mann, der deutlich häufiger Sex haben möchte- und es ist die Partnerin, die sich durch die sexuellen Wünsche des Mannes bedrängt fühlt.
Da diese Unterschiede evolutionsbiologisch und genetisch angelegt zu sein scheinen, ist ein therapeutisches Umerziehungsprogramm nicht möglich- etwa in dem Sinne, dass der Mann weniger häufig und die Frau häufiger Lust auf Sex empfinden sollte. Vielmehr sind Umgangsformen zu finden, wie beide mit dem jeweils unterschiedlichen Sexrhythmus des anderen umgehen können.
Mögliche Lösungsansätze sind beispielsweise:
Verzicht auf das Ideal vom Normsex, nach dessen Vorgaben jeder Sex als Koitus stattfinden muss und beide Partner einen Orgasmus erleben müssen. Eine deutliche Entspannung beim Thema Sexrhythmus tritt auf, wenn beide Partner es auch als ein gutes sexuelles Miteinander empfinden, wenn kein Koitus stattfindet und nur einer zum Orgasmus kommt- wobei der andere alles an Unterstützung und Hilfe beiträgt, was ihm selber gefällt und was er dem anderen schenken möchte. Also z.B. einfach nur dabei sein, streicheln, Handjob etc.
Fähigkeit beider Partner, sich auch individuell sexuell befriedigen zu können. Wenn beide Partner in der Lage sind, auch individuell sexuell für sich zu sorgen, besteht kein Zwang dazu, den anderen mit eigenen sexuellen Wünschen bedrängen zu müssen, wenn der gerade keine Lust auf Sex hat. Dabei ist es wichtig, welche Formen der Sexualität sich die beiden außerhalb ihrer Zweierbeziehung zugestehen. Masturbation und Gebrauch von Pornografie erscheint aus meiner Erfahrung ein geeigneter Weg, um einen unterschiedlichen Sexrhythmus auszugleichen. Das Konzept einer offenen Beziehung mit zusätzlichen Sexpartnern bzw. Sexpartnerinnen führt aus meiner Erfahrung dagegen in der Regel zu großen Vertrauensverlusten und gefährdet den Fortbestand einer Partnerschaft.
Gleichberechtigte Sexualität trotz unterschiedlicher Dauer der Sexphasen
Wie oben beschrieben, gibt es erhebliche individuelle Unterschiede in der zeitlichen Dauer der Phasen der sexuellen Erregung, die als worst case dazu führen können, dass der Mann schon „fertig“ ist, während die Frau gerade erst dabei ist, die Plateauphase zu erreichen- und dadurch letztlich niemals einen eigenen Orgasmus mit ihrem Mann erlebt.
Mit etwas Planung und Offenheit lässt sich dieses Problem relativ leicht lösen:
Ladies first. Nachdem die meisten Männer biologisch schneller zum Orgasmus kommen als ihre Frauen, kann ein Lösungsansatz lauten: Männer, lasst eure Frauen zuerst kommen und kümmert euch erst danach um euren eigenen Orgasmus! Dabei muss der weibliche Orgasmus übrigens nicht notwendigerweise im Koitus passieren: etwa 30% der Frauen sind ohnehin anatomisch gar nicht dazu in der Lage, im Koitus zum Orgasmus zu kommen. Also: Nachfragen lohnt sich. Wie kommt z.B. die Frau zum Orgasmus, wenn sie alleine masturbiert? Lässt sich diese Form der Masturbation in den gemeinsamen Sex mit einbauen?
Vorheriger Abbau übergroßer sexueller Spannung. Für Männer, die regelmäßig sehr schnell beim Sex kommen (und danach die Lust verlieren), kann es sinnvoll sein, mit etwas Abstand schon vorher für sich allein zu masturbieren. Danach dauert der Sex mit der Partnerin automatisch länger- und der zweite Orgasmus fühlt sich in der Regel auch noch stärker an als der erste…
Gleichberechtigte Sexualität bei unterschiedlichen sexuellen Vorlieben
Menschen sind unterschiedlich. Und auch wenn ein Paar noch so viele Gemeinsamkeiten hat- es bleiben bei zwei Individuen immer erhebliche individuelle Unterschiede bestehen, mit denen beide Partner umzugehen haben- ob sie das nun wahrhaben möchten oder nicht.
Auch hier sind Strategien gefragt, um mit der Unterschiedlichkeit sexueller Vorlieben umgehen zu können:
Miteinander reden. Viele Menschen, die zu mir in die Beratung kommen, wissen gar nichts davon, dass ihre Partner unterschiedliche sexuelle Wünsche haben wie sie selbst. Häufig wagen sie es auch selbst nicht, ihre eigenen Wünsche dem Partner gegenüber auszusprechen, häufig aus Angst, bei bestimmten Wünschen nur auf Ablehnung zu stoßen oder sogar beschämt zu werden. Ein offenes und tabufreies Gespräch über die eigenen sexuellen Wünsche ist unverzichtbar, um in einer Paarbeziehung gleichberechtigte Sexualität leben zu können.
Sexualtherapie: Da ein offenes Gespräch über die eigenen sexuellen Bedürfnisse und Vorlieben vielen Menschen zunächst einmal schwer fällt, ist der gemeinsame Besuch bei einem Sexualtherapeuten/einer Sexualtherapeutin oft sehr hilfreich, um die Beziehung langfristig erfüllt und zufrieden leben zu können.
Extreme sexuelle Wünsche, die der Partner nicht teilen mag/kann: Manchmal gibt es auch sexuelle Wünsche, die einem der beiden Partner sehr wichtig sind, die der andere aber überhaupt nicht teilen kann bzw. mag, z.B. im Bereich BDSM. In einem solchen Fall kann es eine Lösung sein, wenn sich die beiden Partner zugestehen, dass der betreffende Partner diesen Teil seiner Sexualität von Zeit zu Zeit in professionellem Rahmen auslebt (z.B. bei einem Besuch im Domina-Studio).
Fazit: So ist gleichberechtigte Sexualität möglich
Gleichberechtigte Sexualität kann also nicht heißen, dass Mann und Frau im Rahmen einer Partnerschaft unbegrenzen Zugriff auf den Körper des anderen haben- wie das bei Immanuel Kants berühmter Definition der Ehe anklingt: Die Ehe sei eine „Verbindung zweier Personen verschiedenen Geschlechts zum lebenswierigen, wechselseitigen Besitz ihrer Geschlechtseigenschaften“ (MS RL, AA 06: 277.)
Gleichberechtigte Sexualität bedeutet vielmehr, dass beide Partner -im Rahmen ihrer Unterschiedlichkeit- ein erfülltes und befriedigendes Sexualleben führen, bei dem ihre je unterschiedlichen Bedürfnisse jeweils in für sie befriedigender Form erfüllt werden.
Oder einfacher ausgedrückt: Sex in einer Partnerschaft ist dann schön und erfüllt, wenn er beiden Partnen Spass macht und wenn beide sexuell nicht zu kurz kommen. Und falls das nicht klappen will, ist es sinnvoll, im Rahmen einer Sexualtherapie an positiven Veränderungsmöglichkeiten zu arbeiten.
Interview mit Dr. Michael Petery in der Sendung Let´s talk about Sex bei Radio 89.0 RTL
Wie streitet man richtig?
Streit ist in der Partnerschaft etwas Gutes. Das ist die wichtigste Botschaft aus Sichtweise der Sexualtherapie gleich am Anfang. Eine Partnerschaft, in der immer alles nur harmonisch ist, gibt es nicht.
Wenn sich die Partner niemals streiten, dann haben die beiden mit großer Sicherheit Angst vor Streit und kehren gemeinsam alle Schwierigkeiten unter den Teppich. Das kann eine ganz Zeit lang gut gehen, tut der Partnerschaft aber mit Sicherheit nicht gut.
Wahrscheinlich ist es sogar so, dass der Partner, der sein Problem mit dem anderen gegenüber nicht aussprechen kann, eine Art innere Tiefkühltruhe anlegt, in der die gesammelten Probleme scheinbar endgültig eingefroren werden. Heftig wird es, wenn irgendwann nach Jahren kein Platz mehr in der Tiefkühltruhe ist und es doch zum ersten richtigen Streit kommt.
Dann passiert es oft, dass der geduldige Tiefkühltruhenhalter plötzlich die Mikrowelle anwirft und dem anderen Partner mit einem Schlag alle Probleme brühwarm serviert, die sich über Jahre aufgestaut haben. Und von einem solchen plötzlichen Riesenmenü an Problemen ist die Beziehung, in der bis dahin nie gestritten wurde, komplett überfordert.
Der richtige Zeitpunkt für einen Streit
Über aktuelle Probleme sollte zeitnah gestritten werden- und zwar so lange, bis beide Partner eine Lösung gefunden haben, die beide gleichermaßen überzeugt. Solange dieser Punkt nicht erreicht ist, sollte weitergestritten werden- und auf keinen Fall der Gang zur Tiefkühltruhe erfolgen, egal ob es die gemeinsame Tiefkühltruhe ist oder ob die Truhe nur einem von beiden gehört…
Wie streitet man richtig? Gibt es Regeln oder no gos?
Gutes Streiten braucht tatsächlich Regeln. Hier mal gleich die drei wichtigsten:
1. Regel: Beleidigungen haben bei einem richtigen Streit nichts zu suchen. Wer den anderen beleidigt, verhindert, dass weitergestritten werden kann. Denn was kann man da noch erwidern, wenn der oder die andere einen für einen Blödmann erklärt hat…
2. Regel: Verallgemeinerte Vorwürfe bringen nichts. Ein Satz wie „Du machst ja nie was im Haushalt!“ ruft nur Widerstand hervor. Denn irgendwann hat ja sicher jeder der Partner mal etwas im Haushalt gemacht. Besser ist da schon: „ Du weißt, dass ich möchte, dass du für den Müll zuständig bist. Und gestern hast du den Müllsack nicht runtergetragen.“ Dann können die Partner darüber streiten, ob diese Müllregel einvernehmlich gilt oder nicht.
3. Regel: Erst dann selber weiterreden, wenn der andere weiß, dass man ihn verstanden hat. Das ist ganz wichtig: denn nichts macht einen Menschen, der bereits ärgerlich ist, noch ärgerlicher als das Gefühl, das man ihm nicht zuhört. Da hilft ein einfacher, simpler Trick: Bevor ich selbst meinen Standpunkt dem anderen darlege, fasse ich mit eigenen Worten kurz zusammen, was der andere gerade gesagt hat, und frage dann: „Habe ich richtig verstanden, dass du das so meinst?“ Und erst wenn der andere Ja sagt, dann kann ich mit meinen eigenen Argumenten anfangen und meinerseits davon ausgehen, dass der andere hörbereit ist.
Ist Versöhnungssex der richtige Weg? Oder verdrängt man da was?
Grundsätzlich ist Sex eine tolle Sache, um Anspannungen abzubauen. Das gilt natürlich auch für Spannungen in der Partnerschaft.
Allerdings löst auch der beste Sex nicht automatisch sämtliche Probleme in der Partnerschaft. Wer es als bestes Mittel zur Streitlösung ansieht, den anderen ins Bett zu ziehen, um ihm zu zeigen, wie unglaublich gut der gemeinsame Sex ist, der schafft langfristig nur neue Probleme.
Denn ernstgenommen fühlt sich der Partner durch solchen Ablenkungssex langfristig bestimmt nicht. Die Probleme sind also, wie oben geschildert, nur in die Tiefkühltruhe gewandert. Und da liegen sie dann, scheinbar vergessen- und kommen irgendwann doch alle gemeinsam brühwarm auf den Tisch.
Wenn man allerdings richtig und ausgiebig gestritten hat und beide Partner übereinstimmen, dass es jetzt wieder gut ist und alle anstehenden Probleme für beide befriedigend besprochen sind- dann kann ein gemeinsamer Versöhnungssex richtig Spaß machen und sogar der Anfang für ein ganz neues Miteinander in der Beziehung sein.————
Buchtipp:
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Wenn Sie dazu Fragen haben, können Sie sich gern an mich wenden.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery
Unzufriedenheit in der Beziehung
Lasgeweile in der Beziehung
Die 5 häufigsten Beziehungskiller
Kinderwunsch als Trennungsgrund
Zusammenziehen oder nicht?
Lust auf Fremdgehen
Zu häßlich für Sex?
Trennungsschmerz noch Jahre nach der Beziehung
Ehebruch mit Prustizuierten- Grund zur Trennung?
Partner betrogen ohne rechten Grund
Alkohol und Gewalt in der Partnerschaft
Alkohol- mein Partner trinkt zu viel
Bin ich beziehungsunfähig?
Warum will meine Freundin keinen Sex?
Sex und Krebs
Asexuell- keine Lust auf Sexs
Noch schön genug nach Schwangerschaft?s
Stalking durch den Exfreunds
Sie wünscht sich eine offene Beziehung
in 30 Jahre älteren Mann verliebt
Schwiegermutter ist zu besitzergreifend
Hörigkeit- wie komme ich von ihm los?
Abhängigkeit- meine Freundin klebt an mir
Fremdgehen- mögliche Anzeichen für Untreuer
Nach Fremdgehen sofortige Trennung?
Meine Freundin war Prostituierte
Sex mit dem Ex- nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen
(Virginia Johnson im Bewerbungsgespräch bei Dr. William Masters)
Masters of Sex. Staffel 1.1: Pilot
1956: Der Gynäkologe Dr. William Masters (Michael Sheen), geehrt für seine Forschungen auf dem Gebiet Geburtshilfe, beginnt seine ersten Forschungen zum Thema Orgasmus an der Washington University in St. Louis/ Missouri. Bei einer Prostituierten im Wandschrank versteckt, misst er die Dauer der Erregungsphasen der Klienten mit einer Stoppuhr.
Privat leiden er und seine Frau Libby (Caitlin FitzGerald) unter Kinderlosigkeit- seine Frau beginnt jeden Beischlaf mit einem Gebet um Schwangerschaft. Obwohl Dr. Masters weiß, dass sein eigener Spermienmangel die Ursache ist, beginnt er, seine Frau im Krankenhaus zu behandeln.
Zur Vorbereitung einer neuen Studie zum Paarsex gewinnt er Virginia Johnson (Lizzy Caplan), früher Nachtclubsängerin, als Sekretärin. Diese erlkärt ihm im Vorstellungsgespräch, dass Sex und Liebe nicht dasselbe sind und dass Frauen Orgasmen vortäuschen, damit der Mann kommt und sie mit dem weitermachen können, was sie eigentlich wollen.
Virginia, die schon zweimal verheiratet war und 2 Kinder hat, freundet sich mit dem Assistenzarzt Dr. Ethan Haas (Nicolas d´Agosto) an, und zeigt ihm, was orale Befriedigung bei Mann und Frau bedeutet. Ethan verliebt sich und kann nicht verstehen, dass Virginia mit ihm zwar aus Spaß Sex gehabt hat, ihn aber dennoch nicht als neuen Lebenspartner wünscht. Bei einer Auseinandersetzung schlägt Ethan Virginia ins Gesicht und beschimpft sie als Hure.
Oberarzt Langham (Teddy Sears)stellt sich als Freiwilliger für die Paarstudie zur Verfügung, die unter Duldung von Universitätspräsident Scully beginnt. Dr. Masters schlägt seiner Assistentin vor, dass sie beide gemeinsam ebenfalls an der Paarsexstudie teilnehmen sollten.
Die sexualtherapeutische Sicht
Weit aufregender als die Messung der verkabelten Testpersonen erscheint in dieser Pilotfolge aus Sicht der Sexualtherapie die Lebensweise von Virginia Johnson, die sich ihre Liebhaber nach eigenem Bedürfnis zum Sex aussucht, ohne einen festen Lebenspartner zu wünschen.
Sex und Liebe sind für sie zwei getrennte Bereiche, die nicht notwendig zusammengehören- eine heftige Provokation im Amerika der prüden 50er Jahre.
Sex und Liebe- auch heute noch ein Thema
Dass es Sex auch ohne Liebe und Bindung gibt, ist offenkundig. Sex funktioniert auch ohne Zuneigung, was für den männlichen Part ganz offensichtlich ist- im Film am Beispiel der Prostituierten aufgezeigt, die reichlich Sex liefert, ansonsten von den Männern ziemlich rüde behandelt wird und selbst emotional völlig unbeteiligt bleibt.
Im Bewerbungsgespräch bei Dr. Masters vermutet Virginia Johnson, dass die Mehrheit der Frauen beim Sex kaum etwas empfinden würde- und schließlich den eigenen Orgasmus vortäuscht, um sich danach endlich wieder anderen Interessen widmen zu können. Sie selbst lebt hier ein völlig anderes Lebenskonzept, wenn sie sich als Frau männliche Sexpartner sucht, um den Spaß am Sex zu genießen- und diese Männer als Freunde ansieht, nicht aber als Partner in einer Liebesbeziehung.
Was als Konzept für die Männerwelt selbstverständlich ist (Sex ohne Liebe), wird zum Skandal, sobald eine Frau dasselbe auslebt. Es ist bezeichnend, dass der enttäuschte Liebhaber Ethan Virginia als Hure beschimpft, als sie seine Liebeserklärung nicht erwidert. Und das, wo sie als Frau doch das genaue Gegenteil einer Hure ist: sie lässt männlichen Sex nicht empfindungslos über sich hingehen, sondern sucht sich Männer aus, mit denen sie Spaß am Sex haben will.
Ethans Schimpfwort von der Hure ist also im Grunde eine Projektion: er selbst fühlt sich von Virginia wie eine Hure behandelt. Virginia wünscht den Sex mit ihm als gutaussehenden Mann- aber sie will ihn nicht wahrnehmen als den liebesbedürftigen Menschen, der er vor allem ist.
Sex und Liebe- das Kränkungspotential unterschiedlicher Vorstellungen
Aus meiner eigenen paartherapeutischen Erfahrung kann ich bestätigen: Unterschiedliche Vorstellungen über die Zusammengehörigkeit oder Nichtzusammengehörigkeit von Sex und Liebe können zu tiefsten gegenseitigen Kränkungen führen.
Es kommt gar nicht so selten vor, dass Menschen zunächst von der Vorstellung ausgehen, sehr klar zwischen einer „reinen Sexbeziehung“ und „wirklicher Liebe“ trennen zu können. Was solchermaßen als „reine Sexbeziehung“ beginnt, kann aber schon bald für einen der Partner zur Liebesbeziehung werden- und wenn das einseitig ist, kommt es schon bald zu Problemen. Etwa dadurch, dass der liebende Part glaubt, besondere Rechte auf den anderen zu haben, z.B. die sexuelle Exklusivität oder den Vorrang gegenüber anderen Interessen des Partners. im schlimmsten Fall hilft sogar die offen ausgesprochene Trennung nicht- und der bzw. die Liebende belästigt als Stalker die oder den früheren Partner auf Jahre hin mit immer neuen Liebesbekundungen.
Problematisch ist also der Fall, wenn einer der Partner in einer „reinen Sexbeziehung“ plötzlich Gefühle entwickelt.
Und mindestens ebenso problematisch ist es, wenn ein Liebender (so wie im Film Dr. Ethan Haas) feststellen muss, dass der Partner eigentlich nur den Spaß am Sex haben wollte und mehr nicht. In diesem Fall begreift der Liebende -auch wenn nie etwas anderes vereinbart gewesen ist- den gemeinsamen Sex ohne anschließenden Beginn einer Beziehung als ungeheure Zurückweisung und tiefste persönliche Demütigung.
Sex als Risikofaktor für menschliches Leid
Sex ist eine der intensivsten Erfahrungen, die zwei Menschen gemeinsam erleben können. Menschen kommen sich bei intensivem Sex emotional so nahe wie nirgendwo sonst. Aus diesem Grunde geschieht es gar nicht so selten, dass auch in einer Beziehung, die zunächst als reines Sexabenteuer geplant war, Gefühle der Liebe entstehen. Wer guten Sex mit einem anderen Menschen hat- der will davon schon bald noch deutlich mehr haben und wünscht sich schließlich, diesen Menschen mit niemand anderem teilen zu müssen.
Aus dieser Logik heraus ist sexuelle Freizügigkeit aus therapeutischer Sicht höchst problematisch. Die Vereinbarung einer „offenen Beziehung“ (vgl. dazu auch diese Fallgeschichte), in der beide Partner dem jeweils anderen weitere Sexkontakte zugestehen, ist aus meiner therapeutischen Erfahrung regelmäßig zum Scheitern verurteilt. Entweder deswegen, weil sich einer der Partner tatsächlich beim Sex mit einer oder einer Dritten verliebt- oder weil einer der beiden Partner zumindest glaubt, das könnte so sein und dann aller vereinbarten Offenheit zum Trotz massiv unter seiner Eifersucht leidet.
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Dr. rer. biol. hum. Michael Petery
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