BDSM und Fetisch
Zur Übersicht über alle Artikel zum Thema BDSM und Fetisch: Hier klicken
BDSM und Fetisch
als Thema der Sexualtherapie
BDSM und Fetisch können durch das Spiel mit Macht und Unterwerfung und das Spiel mit der eigenen Scham einer Beziehung eine besondere Würze verleihen.
Oftmals ist es aber auch so, dass ein Mensch sexuelle Fantasien und Wünsche auf diesem Gebiet hat und bei seinem Partner nur auf Unverständnis stößt oder selber seine eigenen Fantasien nur als Belastung empfindet. In diesen Fällen lohnt es sich, sexualtherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, um im Bereich Sexualität eine größere Lebensqualität zu erlangen.
Häufig gelesene Artikel hier im Blog zum Thema
- BDSM Beratung und Psychotherapie
- Fesseln im Bett- erregendes Spiel oder Grund zur Panik
- Hilfe! Mein Freund will BDSM von mir
- Mein Freund will mich als Domina
- Domina-Sex: Warum stehen Männer darauf?
- Normal oder nicht? Normen für den Sex
- Sadismus- Gewalt oder Spiel?
- Masochismus: Der Traum vom Misshandeltwerden
- Fetisch: Im Bett ist er nur ein Schnürpaket
- Fetischismus: Selbstbefriedigung im Abendkleid
- Fetisch: Mein Mann zieht gerne Frauenkleider an
- Was ist Fetischismus?
- 10 Fakten zum Thema Fetisch und Fetischismus
Perversion- ein veraltetes Schlagwort
Der Begriff Perversion stammt aus dem 19. Jahrhundert. Der Psychiater Richard von Krafft-Ebing erklärte 1875 in seinem Buch zur Sexualpathologie männliche Homosexualität zu einer Form „verkehrter“, d.h. „perverser“ Sexualität, die er als degenerative Erbkrankheit bezeichnete.
Die Vorstellung von einer „perversen“ Sexualität ist das Gegenbild zur Vorstellung vom traditionellen Normsex, der vorschreibt, dass Sexualität einzig und allein im Rahmen der Ehe in der Form des Koitus zwischen Mann und Frau stattfindet.
Trotzdem war die Lehre von den Perversionen im 19. Jahrhundert insofern ein Fortschritt, als dass Krafft-Ebing Homosexualität nicht wie bis dahin allgemein üblich als einen Fall für die Justiz ansah, sondern als Fall für den Psychiater…
Die heutige Wissenschaft hat schon lange aufgezeigt, dass sich auch Krafft-Ebings Auffassung von Homosexualität keineswegs aufrecht erhalten läßt. Homosexualität, männlich und weiblich, gehört ebenso zu den „normalen“ Formen menschlicher Sexualität wie die Sexualität zwischen Mann und Frau.
Aber auch unabhängig von der Homosexualität ist der Begriff der Perversion leider immer noch ein Schlagwort, mit dem Formen von Sexualität gebrandmarkt werden, die kulturell oder moralisch nicht anerkannt werden von eben den Menschen, die den Begriff Perversion gebrauchen. Ein Beispiel dafür ist etwa die oft noch weit verbreitete Ablehnung der Onanie, obwohl sie in der heutigen medizinischen Diagnostik ( ICD-10) als völlig normgerechtes Verhalten angesehen wird.
Perversion-
abstoßend und faszinierend zugleich
Hinter dem Gebrauch des Wortes „Perversion“ kann eine unbewusste Faszination für genau diese „perversen“ Formen der Sexualität stehen: Gerade weil eine „verbotene“ und „perverse“ Handlung fasziniert, muss sie moralisch umso stärker unterdrückt und gebrandmarkt werden. Interessanterweise zeigt sich genau das bei dem ExLibris-Bild, welches der Homosexualitätserklärer Richard von Krafft-Ebing selbst für seine Bibliothek verwendet hat (siehe Abbildung oben): Ein nackter Mann erwürgt eine Schlange, die aus einem Buch herausquillt. Ist das nicht ein wunderbar-unfreiwilliges Bild für seinen Kampf mit der eigenen Homoerotik?
Psychotherapeutisch interessant ist aus meiner Sicht also nicht die „perverse“ Handlung, sondern die Frage, warum ein Mensch bestimmte Sexualpraktiken als pervers empfindet.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery
PS: Unanhängig von der Frage nach der „Perversion“ gibt es natürlich Formen der Sexualität, die für den Betroffenen selbst einen erheblichen Leidensdruck ergeben können (z.B. „Pornosucht“) oder die strafrechtlich relevant sind, weil sie andere Menschen psychisch und körperlich schwerst verletzen (z.B. Kindesmissbrauch).