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Rauchen als Fetisch

Rauchen als Fetisch-
Gefährde ich die Gesundheit meiner Freundin?

 

Ich bin 31 Jahre alt und habe seit meiner Kindheit einen Rauchfetisch.

Rauchen als Fetisch: Zu Beginn fand ich es einfach nur sexy eine Frau rauchen zu sehen. Über die Jahre ist der Fetisch stärker geworden und geht nun schon seit vielen Jahren in die Richtung dass mich die negativen Seiten des Rauchens anziehen. Bei mir selbst (ich rauche nicht so stark) hält es sich noch im Rahmen, aber bei attraktiven Frauen macht es mich tatsächlich an, wenn sie sehr viel rauchen, sehr feste an der Zigarette ziehen, tief inhalieren, evtl. Raucherhusten haben usw. Es gefällt mir zu merken, wenn sie richtig süchtig ist.

In Gedanken stelle ich mir dann auch manchmal vor wie ihre Lunge schwarz wird, sie es aber einfach nicht lassen kann zu rauchen. Diese „extreme“ Einstellung schockiert mich auf gewisse Weiße selbst, da ich in Wahrheit keinem Menschen etwas schlechtes wünsche. Im Gegenteil: Ich bin eigentlich ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Mensch, eher vernünftig und gesund. Bevor ich diesen Fetisch entwickelt habe, habe ich es sogar gehasst wenn Menschen rauchen.

Ich bin jetzt seit vielen Jahren in einer glücklichen Beziehung. Als ich meine Freundin kennen gelernt hatte war sie Nichtraucherin. Nach einiger Zeit hatte ich ihr davon erzählt und sie bot mir damals an, es einfach mal auszuprobieren. Anfangs haben wir das 1-2x im Monat gemacht, aber mittlerweile raucht sie jedes Mal wenn wir Sex haben, seit einigen Jahren schon. Mittlerweile hat sie auch das Verlangen zu rauchen und zieht sehr intensiv auf Lunge, manchmal gleich mehrere Zigaretten hintereinander.

Für mich also eigentlich genau das, was ich mir immer gewünscht hatte. Auch sie empfindet mittlerweile Lust dabei und hat wahrscheinlich diesen Fetisch durch die ständige Kopplung ein Stück weit selbst entwickelt. Das Rauchen beim Sex hat sich über die Zeit immer mehr weg vom normalen Geschlechtsverkehr entwickelt – meistens liegen wir rauchend nebeneinander und befriedigen uns selbst und sehen uns dabei an. Oft sehe ich mir, wenn sie nicht da ist, auch Videos auf Youtube an in denen Frauen rauchen. Es ist also, ob sie dabei ist oder nicht, meist eine Selbstbefriedigung bei der ich eine rauchende Frau ansehe.

Das Problem:
Ich fühle mich ihr gegenüber schuldig, da ich der Grund dafür bin dass sie angefangen hat. Außerdem habe ich die extremen Gedanken, dass sie sich selbst damit schadet, auch bei ihr. Das bekomme ich im Kopf nicht zusammen, da ich wirklich nur das beste für sie möchte. Die Anzahl der Zigaretten, die sie raucht, ist auch immer davon abhängig wie lange wir Sex haben. Wenn ich öfter mal später zum Höhepunkt komme dann raucht sie dadurch gleich mal 3-4 Zigaretten mehr, wofür ich mich wieder verantwortlich fühle.
Obwohl wir beide eigentlich Spaß dabei haben, kann ich den Sex nicht richtig genießen, da die Erregung immer mit einer Angst gekoppelt ist. Sobald ich diese extremen Gedanken habe, die mich erregen, kommt zugleich die Angst dass ihr wirklich deshalb etwas passieren kann, was ich mir nie verzeihen könnte.

Dieses Problem beschäftigt mich seit Jahren. Es gab bereits mehrere Anläufe, in denen ich darauf bestanden hatte, dass wir damit aufhören. Diese Versuche gingen zwischen 2-6 Wochen. In dieser Zeit war der Sex für mich komplett langweilig und ich habe gemerkt dass das Rauchen bei Ihr für mich erotischer ist als der Sex selbst.

Gibt es Möglichkeiten diesen Fetisch loszuwerden? Soll ich sie der Gesundheit zuliebe zwingen das sein zu lassen? Haben Sie sonst noch Vorschläge? Was würden Sie mir raten?

Danke und viele Grüße

Lukas C. (Name geändert)

Der sexuelle Reiz des Rauchens

Hallo Lukas,
danke für Ihre sehr offene und selbstkritische Nachricht!


Rauchen ist ein sehr häufiger und weit verbreiteter Fetisch. Viele Männer empfinden eine rauchende Frau als besonders sexy- und insbesondere die Filmindustrie des letzten jahrhunderts hat dieses Bild immer wieder verbreitet, so zum Beispiel im Film „Der blaue Engel“ mit Marlene Dietrich von 1931.

 

Rauchen als Fetisch- die psychoanalytische Sicht

Aus der Sicht der Psychoanalyse ist die Vorstellung von der rauchenden Frau deswegen besonders aufregend, weil die Zigarette als phallisches Objekt das männliche Glied symbolisiert und somit das Rauchen eine Art von öffentlich zur Schau gestelltem Oralsex bedeutet.

Der Mann sieht also das Rauchen der Frau als eine sexuelle Aktivität, die auch auf ihn selbst stimulierend wirkt. Ein eher schüchterner Mann kann sich leichter dazu ermutigt fühlen, einer rauchenden Frau gegenüber seine eigenen sexuellen Wünsche auszusprechen, weil er das Gefühl hat, das die Frau sozusagen berteits im „Sex-Modus“ unterwegs ist.

Für sich genommen ist es kein Problem, wenn der Anblick einer rauchenden Frau für einen Mann erregnd ist. Das ist aus der Sicht der Sexualtherapie nicht aufregender, als wenn ein Mann eine Frau dann besonders attraktiv findet, wenn sie einen Minirock trägt. Beides sind Fetische- und wahrscheinlich gibt es keinen Menschen, der nicht seine persönlichen Fetische hat, die seine eigene sexuelle Erregung steigern können.

Rauchen als Fetisch-
die dunklen sexuellen Fantasien vom Tod

Bei Ihnen ist das Rauchen einer Frau nicht nur deswegen interessant, weil es als sexuelle Geste verstanden werden kann. Sie erregt vor allem die Vorstellung, dass eine Frau sich aus Zuneigung für Sie selbst schädigt, ihre Lunge zuteert und möglicherweise daran stirbt. Das ist eine gleichermaßen beängstigende wie lusterregende Vorstellung.

Auch da sind Sie nicht alleine auf der Welt. Starke Angst und sexuelle Erregung sind in unserem Hirn sehr nahe zueinander angesiedelt- und triggern sich gegenseitig. Wenn Angst nicht irgendwo auch erregend wäre, gäbe es keine Geisterbahnen und keine Horrorfilme! Angst löst einen Adrenalin-Stoß und regt zu verstärkter Bildung anderer Transmitterstoffe an wie z.B. Serotonin und Dopamin aus (was biologisch dazu dient, den Körper bei Fluchtreaktionen wie etwa schnellem davonlaufen zu unterstützen).

Außerdem kann es sein, dass bestimmte negative Kindheitserfahrungen (vor allem Missbrauchserlebnisse) die Gefühle von Angst, Scham, Schuld und sexueller Erregung miteinander koppeln, so dass diese Gefühle sich im späteren Leben immer wieder gegenseitig triggern, und z.B. ein Schuldgefühl zu sexueller Erregung führt.

Prinzipiell wäre gegen grausame und aggressive sexuelle Fantasien prinzipiell nichts zu sagen, solange sie zur Luststeigerung dienen, keinen anderen Menschen in der Wirklichkeit tatsächlich schädigen und den Betroffenen selbst nicht quälen.

Aber genau da entstehen bei Ihrem Fetisch die Probleme: zum einen schädigen Sie Ihre Freundin (und auch sich selbst) körperlich, zum anderen leiden Sie auch psychisch darunter, eine solche „dunkle“ sexuelle Fantasie mit sich herumzutragen, die bei Ihnen so obsessiv geworden ist, dass sie alle anderen Formen von Sex als langweilig empfinden.

Rauchen als Fetisch-
ein ethisches Problem

Problematisch ist in Ihrer Geschichte also weniger der Fetisch an sich.

Die ethische Schwierigkeit liegt darin, dass Sie Ihre Freundin, die zu Beginn ihrer Beziehung Nichtraucherin war, aus sexuell eigennützigen Motiven zum Rauchen gedrängt haben. Das stellt ein ethisches Problem dar. Ist es in Ordnung, einen anderen Menschen zur Schädigung seiner Gesundheit zu drängen, nur um selbst zusätzliche sexuelle Lust zu empfinden?

Letztlich geht es hier um die Abwägung zweier Güter: zum einen das Gut sexuelle Luststeigerung -ein für sich genommen sehr legitimes und gutes Ziel- und zum anderen der Übernahme von Verantwortung für die Gesundheit der Freundin. Beide Ziele gleichzeitig sind so nicht miteinander vereinbar. Und letztlich müssen Sie sich für eines der beiden Güter entscheiden oder zumindest für einen Kompromiss, der dann weniger Rauchen, aber auch weniger Lust bedeuten würde.

Bei dieser ethischen Entscheidung sind Sie aber nicht allein. Denn zunächst einmal ist jeder Mensch für seine eigene Gesundheit selbst verantwortlich und das gilt auch ihre Freundin. Auch sie hat eine ethische Entscheidung zu treffen: zwischen der Lust, die sie inzwischen selber am Rauchen hat (und daran, Ihnen als rauchende Frau sexuell zu gefallen) und der Sorge für ihre eigene Gesundheit.

Was diesen ethischen Aspekt betrifft, ist ein offenes Gespräch und eine gemeinsame Güterabwägung sicherlich der beste Weg, um mehr Klarheit zu gewinnen. Dabei ist zu bedenken, dass es wohl kaum möglich ist, dass nur einer von Ihnen beiden mit dem Rauchen aufhört- die würden sich wegen des Suchtcharakters des Rauchens dadurch trotzdem gegenseitig immer wieder zum Rauchen stimulieren.

Falls Sie sich gemeinsam zum Nichtrauchen entscheiden, wäre es sicherlich sinnvoll, sich medizinisch beraten zu lassen über mögliche Raucherentwöhnungsprogramme, die Ihnen helfen, vom rein körperlichen Suchtfaktor des Rauchens loszukommen.

Rauchen als Fetisch-
den Fetisch loswerden?

Für Sie (und mittlerweile auch für Ihre Freundin) ist das Aufgeben des gemeinsamen Rauchens besonders schwierig, weil es sich gleichzeitig zur Hauptquelle Ihres gemeinsamen sexuellen Lusterlebens entwickelt hat.

Andererseits könnte es sich für Sie lohnen, gleich aus zwei Gründen von diesem Fetisch loszukommen: einmal, weil er Ihnen beiden tatsächlich körperlich schadet, zum anderen, weil sie, von den Momenten sexueller Erregung einmal abgesehen, selber darunter leiden, solche schwarze Fantasien von Krankheit und Tod bei einem Menschen zu entwickeln, den sie eigentlich aus ganzem Herzen lieben.

An diesem Punkt wäre vermutlich eine Psychotherapie ein guter Weg, um weiter voranzukommen. Schließlich reicht Ihr Rauchfetisch, wie Sie selber schreiben, schon bis in Ihre Kindheit zurück. Es wäre also möglicherweise sinnvoll, sehr behutsam in einer Therapie der Frage nachzugehen, warum bei Ihnen sich gerade diese Verbindung von sexueller Lust mit Schuldgefühlen und Bildern von Tod und Krankeit ergeben hat.

Wenn Sie möchten, können Sie mich gern nochmals kontaktieren, damit wir gemeinsam über therapeutische Möglichkeiten sprechen, die Ihnen hier weiterhelfen können.

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© M.Petery

Wenn Sie möchten, können Sie sich mit weiteren Fragen gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

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BDSM und Fetisch RTL- Let´s talk about Sex- Radiointerviews

Masken, Rollenspiele und Sex

Interview mit Dr. Michael Petery in der Sendung Let´s talk about Sex bei Radio 89.0 RTL

Masken, Rollenspiele und Sex
Wo liegt der Reiz an Fetischen, Rollenspielen oder SM?

Sex ist eine Ausnahmesituation in unserem Leben: allein schon körperlich, dadurch, dass unser Puls steigt, dadurch, dass spezielle Hormone und Botenstoffe aktiv werden, die schließlich im Gefühl des Orgasmus gipfeln, der emotionalen und körperlichen Ausnahmesituation in unserem Leben schlechthin. Sex ist also ein Moment, in dem wir einmal vollkommen anders sind als sonst in unserem Alltag.

Dieses aufregende Gefühl des Andersseins im Sex können wir dadurch noch verstärken, in dem wir zum Beispiel Fetischkleidung tragen und so die Andersartigkeit des sexuellen Moments noch weiter zum Ausdruck bringen.

Rollenspiele können aus der Sicht der Sexualtherapie dazu beitragen, den Sex noch aufregender und spannender zu gestalten.

Viele Menschen mögen es, wenn im Rahmen eines solchen Spiels zusätzlich die Dimension von Macht und Unterwerfung hinzukommt, wie sie im SM-Sex praktiziert wird. Der dominante Partner bzw. die dominante Partnerin genießt es, dass sich ein anderer Mensch freiwillig vollkommen den eigenen Wünschen und Fantasien zur Verfügung stellt. Und umgekehrt genießt der submissive Partner bzw. oder die submissive Partnerin, sich für den Moment des Sex vollkommen fallenlassen zu können und sich nur noch darauf zu konzentrieren, was der oder die Partnerin mit dem eigenen Körper macht.

Masken, Rollenspiele und Sex
Wieso sind Rollenspiele so spannend? Gibt es Rollenspiele, die besonders gern ausgeübt werden? Warum?

Wie schon gesagt: Rollenspiele dienen dazu, die Besonderheit des sexuellen Miteinanders noch einmal ein Stück besonderer und aufregender zu machen.

Um zu sehen, welche Rollenspiele besonders beliebt sind, reicht ein Blick in einen beliebigen Sex-Shop. Klassiker sind Spiele, die um das Thema Krankenhaus (z.B. Krankenschwester und Patient) kreisen oder um das Thema Schule (z.B. Lehrer und Schülerin) oder Polizei (Verhör, Verhaftung, Verführung von Polizist oder Polizistin).

Alle diese Szenarien haben gemeinsam, dass es jeweils um ein gewisses Autoritätsgefälle geht, das im wirklichen Leben mit dem mehr oder weniger großen Gefühl von Angst verbunden ist.

Tatsächlich sind Angst und sexuelle Erregung zwei Gefühle, die in unserem Hirn relativ nah zueinander stehen. Ein gewisses Maß an Angst kann sexuelle Erregung auslösen und steigern.

Das machen sich solche Rollenspiele zunutze. Wobei hier natürlich die Erzeugung eines leichten Angstgefühls kein Selbstzweck ist, sondern nur dazu dient, die sexuelle Erregung noch weiter zu steigern. Und dadurch, dass sich das Rollenspiel im Orgasmus auflöst, kommt dann zusätzlich zum sexuellen Wohlgefühl auch noch die Erfahrung hinzu, sich der eigenen Angst gestellt und diese Angst erfolgreich besiegt zu haben.

Masken, Rollenspiele und Sex
Wo sind die Grenzen bei solchen Ausübungen? Ist es noch okay, wenn Blut und blaue Flecke im Spiel sind?

Sex soll Spaß machen. Das gilt auch für Rollenspiele und auch für SM-Sex.
Von daher sind die Grenzen ganz klar:

1. Alles, was beim Sex passiert, muss im Einvernehmen der beiden Partner passieren. Deshalb ist es gut, wenn sich die Partner bei Rollenspielen schon vorher darüber austauschen, was OK ist und was nicht. Und das kann von Mensch zu Mensch höchst unterschiedlich sein. Für den einen ist zum Beispiel bereits das Anlegen von Handschellen zu viel, während ein anderer gar nicht fest genug gefesselt werden kann.
Eine gute Möglichkeit, dass hier im Eifer des Gefechts nicht tatsächlich Grenzen überschritten werden, ist es, gemeinsam ein Code-Wort festzulegen, bei dem das Spiel dann sofort abgebrochen werden muss. Bewährt hat sich zum Beispiel der Ampel-Code: Wenn einer der Partner „Gelb!“ sagt, dann heißt das, die Grenze ist fast erreicht und jetzt sollten beide lieber etwas anderes spielen, also zum Beispiel eine bestimmte Fesselung wieder auflösen und dafür etwas anderes ausprobieren. „Rot!“ hieße dagegen, das ganze Spiel sofort abzubrechen und erst einmal darüber zu reden, was da gerade schief gelaufen ist.

2. Darüber hinaus ist beim Sex alles nicht OK, was zu bleibenden gesundheitlichen Schädigungen führt. Sogar dann, wenn einer der Partner solche bleibenden Schädigungen selber wünscht (wie z.B. im Extremfall die Kastration).
Blaue Flecken oder Blut sind prinzipiell kein Tabu- allerdings nur dann, wenn der betroffene Partner das selber beim Sex genau so haben will und wenn die Grundregeln von Medizin und Hygiene beachtet werden.

Masken, Rollenspiele und Sex
Horror im Bett (Masken, Verkleidungen…) – warum gruseln wir uns so gern?

Es soll mal dahingestellt sein, ob sich wirklich alle Menschen gerne gruseln- und das auch noch im Bett! Da würde ich doch ein bisschen Vorsicht walten lassen, bevor ich mich mit einer Vampirmaske auf Partnerin oder Partner stürze…

Aber davon mal abgesehen: Der psychologische Hintergrund für die Freude an Gruselverkleidungen zu Halloween ist, das wir alle eine tief in unserer Biologie verankerte Angst vor dem Tod haben. Halloween nimmt uns ein Stück von dieser Angst, weil wir in diesen Tagen einer Menge gruseliger Todesbilder begegnen- und trotzdem wunderbar weiterleben.

Wer diesen Halloween-Effekt dann auch noch ins Bett holt durch entsprechende Masken und Verkleidung, für den verwandelt sich ein Stück der eigenen Todesangst dann sogar in intensiven Sex-Genuss. Und das kann für manche vielleicht sogar die ultimative Halloween-Erfahrung sein.

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Wenn Sie dazu Fragen haben, können Sie sich gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

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BDSM und Fetisch Sexuelle Wünsche

10 Fakten zum Thema Fetisch und Fetischismus

10 Fakten zum Thema Fetisch-
wenn Gegenstände geil machen…

1. Was ist eigentlich ein Fetisch?

Ein Fetisch ist ein Gegenstand, der dazu benutzt wird, sexuelle Erregung hervorzurufen oder zu steigern. Das kann z.B. ein Schuh sein oder ein anderes Kleidungsstück. Für manche Leute kann aber auch eine Windel ein Fetischobjekt sein.
Ausführlichere Infos im Beitrag „Was ist Fetischismus?“

2. Fetisch und Modeindustrie

Die größte Fetisch-Industrie ist die Modebranche: ob hohe Schuhe, aufreizende Kleider, geile Lederklamotten: all das sind mögliche Fetisch-Objekte.

3. Fetische in der Popkultur

Eigentlich braucht man nur ein x-beliebiges Musikvideo angucken, um Fetischobjekte oder Fetischkleidung zu sehen. Auch in der Punk- und Gothic-Szene gehört Fetisch-Kleidung mehr oder weniger zum Pflichtprogramm.

4. Fetischismus- zu zweit oder auch alleine

Ein Fetisch kann sowohl beim Sex zu zweit wie auch allein eine Rolle spielen: Frau und Mann kann es erregen, wenn der Partner Fetisch-Kleidung trägt. Es kann aber auch sein, dass der Sex mit sich allein besser funktioniert, wenn Frau oder Mann ein Fetisch-Objekt zur Luststeigerung nutzen.

5. Wie kommt Mann/Frau zum Fetischobjekt?

Es ist vollkommen OK, sich im Internet oder im Laden seine Lieblingsfetischobjekte zu kaufen. So ist es kein Problem, wenn sich ein Mann z.B. ein Kleid oder hochhackige Schuhe besorgt, wenn solche Dinge ihn erregen.

6. Wäschediebstahl ist keine Lösung

Nicht OK ist es, ohne Einwilligung von anderen deren Kleidungsstücke als Fetisch zu benutzen. Für eine Frau kann eine extreme Demütigung sein, wenn ihr z.B. die Unterwäsche gestohlen wird. Das ist ein schwerer sexueller Übergriff, eine Art von Vergewaltigung.
Mehr dazu unter diesem Link.

7. Körperteile als Fetisch

Es gibt auch den Fall, dass bestimmte Körperteile des anderen Geschlechts Fetischcharakter bekommen. So erregt der Anblick weiblicher Brüste nahezu jeden Mann, auch wenn die Brüste von der Funktion her eigentlich nichts mit Sex zu tun haben. Für einige Männer, die sogenannten Fußfetischisten, hat der Anblick eines weiblichen Fußes die stärkste sexuell erregende Wirkung.

8. Wann ist Fetischismus eine Krankheit?

Einen psychischen Krankheitswert hat Fetischismus nur dann, wenn Menschen darunter leiden: das wäre z.B. im Fall des Unterwäsche-Diebes der Fall, weil die bestohlene Frau dadurch materiell und möglicherweise auch psychisch geschädigt wird.
Fetischismus ist auch dann eine psychische Krankheit, wenn ein Betroffener es selber schlimm findet, nur noch durch bestimmte, ihm selbst peinliche Fetische zum Orgasmus kommen zu können.

9. Fetischismus und BDSM

Oft spielen Fetische und Fetischkleidung eine Rolle in der BDSM-Szene, also dem Spiel mit Sadismus und Masochismus. Klassischer Dresscode bei BDSM-Partys ist LLL: also Leder, Lack und Latex-Kleidung. Strenggenommen hat BDSM (abgeleitet von den englischen Worten „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“) aber nicht notwendigerweise etwas mit Fetischismus zu tun.
Mehr dazu unter diesem Link.

10. Wir alle sind Fetischisten

Wahrscheinlich sind die meisten Menschen Fetischisten, ohne es selber zu wissen. Denn welcher Mensch hat nicht irgendeinen Gegenstand oder ein Kleidungsstück, das ihn sexuell antörnt?

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Wenn Sie möchten, können Sie sich mit weiteren Fragen gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Presse Fickt Euch Petery

PS:
Die Journalistin Kristina Weitkamp hat dazu bei Funk ein tolles Video produziert, bei dem ich die inhaltliche Beratung übernommen habe.

Was ist Fetischismus? Dinge als Lustobjekte
BDSM Beratung
und Sexualtherapie
Mein Mann
trägt gerne Frauenkleider
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Rauchen als Fetisch

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Missbrauch Sexuelle Probleme

Mein Sohn trägt meine Kleider

Mein Sohn trägt meine Kleider-
heimlich, wenn ich weg bin

Hilfe: Mein Sohn trägt meine Kleider!

Ich bin alleinerziehende Mutter eines 16jährigen Sohnes. Von Heikos Vater habe ich mich schon vor über 10 Jahren getrennt.

Heiko und ich verstehen uns zu zweit sehr gut, wir haben ein sehr vertrautes und inniges Verhältnis und können eigentlich über alles und jedes sehr offen miteinander reden. Richtigen Pubertätsstress hat Heiko bis jetzt noch nie gemacht, im Gegenteil, er ist zu mir immer sehr nett und aufmerksam, so dass ich mich als Mutter in keiner Weise zu beklagen habe. Auch in der Schule macht Heiko alles gut. Auch wenn es für mich nicht immer einfach war, kann ich also mit seiner Erziehung nicht viel falsch gemacht haben.

Um so mehr hat es mich geschockt, als ich neulich von der Arbeit früher als gewohnt nach Hause zurückgekommen bin und Heiko dabei überrascht habe, wie er in meinem besten (und einzigen!) Abendkleid vor dem Spiegel in der Diele stand und dabei offensichtlich unter dem Kleidsaum mit seinem Penis herumspielte. Heiko sah mich total erschrocken an, als ich reinkam und konnte sichtlich kein einziges Wort rausbringen in seiner Scham.

Meine eigene erste Reaktion war, dass ich dachte: Was macht der da mit meinem Kleid? Das ist ein echt teures Teil und für ihn mindestens drei Größen zu klein. Ich hatte echt Angst, Heiko zerreißt jetzt das einzige gute Stück, das ich noch in meinem Kleiderschrank habe oder er macht da Spermaflecken drauf.

Ich habe ihn also angeschrieen, dass er mein Kleid sofort ausziehen soll und dass er in Zukunft die Finger von meinen Sachen lassen soll. Ich hab richtig heftig reagiert, so wie ich das eigentlich noch nie Heiko gegenüber gemacht habe.

Heiko ist dann nur ins Bad gegangen, hat sich wieder seine normale Sachen angezogen und sich in seinem Zimmer eingeschlossen.

Ich selbst hab mich danach auch in mein Schlafzimmer zurückgezogen, und gesprochen haben wir uns erst wieder am nächsten Morgen beim Frühstück. Ich hatte irgendwie gehofft, dass Heiko sich jetzt entschuldigen würde, so nach dem Motto, es täte ihm leid, und er hätte da jetzt einmal was ausprobieren wollen oder so…

Tatsächlich gestand er mir dann nach mehrmaligem Nachfragen, dass das gestern nicht das erste Mal war, dass er sich an meinen Sachen vergriffen hatte. Dass ihn die Kleidungsstücke in meinem Schrank schon länger total anmachen würden, auch meine Unterwäsche und Badeanzüge. Und dass er wohl schon so ziemlich alles einmal angezogen hatte- und das, ohne dass ich davon auch nur irgendetwas mitbekommen hätte!

Ich habe dann im weiteren Gespräch versucht, noch mehr aus ihm herauszuholen, ob er sich denn als Mädchen fühle und so. Er hat dann nur gesagt, nein, er würde sich schon als Mann fühlen und wäre höchstens manchmal auf uns Frauen ein bisschen eifersüchtig, weil wir so viel mehr tolle Sachen zum Anziehen hätten.

Ich hab ihn dann mit weiteren Fragen in Ruhe gelassen und ihm am nächsten Tag einen Internet-Gutschein ausgedruckt. Den hab ich ihm dann gegeben mit den Worten, dass er sich davon selbst die Sachen bestellen kann, die ihm gefallen- damit er nicht mehr an meinen Kleiderschrank zu gehen braucht. Denn richtig verbieten kann ich ihm seine Leidenschaft für Frauenkleider wohl nicht, nachdem das Ganze doch ziemlich triebgesteuert zu sein scheint… Nur meine Sachen soll er auf jeden Fall in Ruhe lassen.

Damit sollte die Angelegenheit eigentlich erledigt sein. Trotzdem gehen mir immer noch ständig dieselben Gedanken durch den Kopf: Hab ich als Mutter etwas falsch gemacht? Liegt Heikos Verhalten daran, dass er keinen Vater habt hat? Braucht der Junge möglicherweise eine Therapie, damit er sich sexuell normal weiterentwickeln kann?

Sylvie G. (Name geändert)

Mein Sohn trägt meine Kleider-
braucht er eine Therapie?

Hallo Sylvie,

als Sie früher wie gewöhnlich von der Arbeit zurückkamen, haben Sie Ihren Sohn dabei überrascht, wie der in Ihrem Abendkleid im Flur vorm Spiegel onanierte.

Ihre erste Reaktion war, ihn anzuschreien, weil Sie um Ihr bestes Stück im Kleiderschrank fürchteten. Danach haben sie sich beide in Ihre Zimmer zurückgezogen. Am nächsten Tag beim Frühstück haben Sie gehofft, Ihr Sohn würde sich für ein einmaliges Verhalten entschuldigen. Statt dessen gestand er Ihnen, dass er schon länger heimlich Wäschestücke von Ihnen anzieht.

Sie haben dann versucht herauszufinden, ob er sich generell als Mädchen fühlt, was er verneinte, und ihm einen Einkaufsgutschein geschenkt, damit er sich selbst Frauenkleider im Internet bestellen kann.

Jetzt machen Sie sich Sorgen um die sexuelle Entwicklung Ihres Sohnes und haben Angst, als Mutter etwas falsch gemacht zu haben. Außerdem möchten Sie wissen, ob Ihr Sohn in therapeutische Behandlung gehört, damit er sich sexuell normal weiterentwickeln kann.

Mein Sohn trägt meine Kleider-
eine sexualisierte Mutter-Sohn-Beziehung

Berichte darüber, dass Jungen sich für Frauenkleider interessieren und bei Gelegenheit auch zur eigenen sexuellen Erregung anziehen möchten, kommen im Rahmen einer Sexualtherapie immer wieder vor und sind für sich genommen kein Problem: Aus therapeutischer Sicht relevant sind immer nur Verhaltensweisen, die einen psychischen oder körperlichen Schaden verursachen: sei es bei dem oder der, welche das Verhalten zeigt, oder bei Personen im Umfeld.

In ihrer Schilderung gibt es einige Hinweise darauf, dass das eigentliche Problem nicht allein der Kleider-Fetischismus Ihres Sohnes ist, sondern Ihre Mutter-Sohn-Beziehung als solche, die insgesamt stark sexualisierte Züge angenommen hat:

  • Das auffälligste Anzeichen dafür ist, dass Ihr Sohn sich mit Hilfe von Kleidungsstücken sexuell erregt, die Ihnen als seiner Mutter gehören. Das Tragen von Kleidungsstücken einer anderen Person bedeutet mehr als nur eine fetischistische Handlung- es ist immer auch Symbol für eine sexuelle Handlung mit dem Besitzer bzw. der Besitzerin des Kleidungsstücks.
  • Ebenfalls auffällig ist es, dass Sie als Mutter Heikos fetischistische Neigung mit einem Einkaufsgutschein unterstützen wollen: Auch wenn Heiko sich nun nicht mehr an Ihren eigenen Stücken vergreifen darf, bleibt er trotzdem in seinem Fetischismus an Ihnen hängen: er trägt dann zwar nicht mehr Ihre eigenen Kleider, aber dennoch Kleider, die Sie ihm zum Zweck der sexuellen Befriedigung geschenkt haben.
  • Dazu paßt es, dass Sie selbst von einem „sehr vertrauten und innigen Verhältnis“ zu Ihrem Sohn sprechen und offenbar für sich selbst keine Schwierigkeit dabei sehen, ihn -offenbar gegen seinen Willen- nach dem geschilderten Vorfall am nächsten Morgen noch weiter mit sehr direkten Fragen nach seiner Sexualität zu bedrängen.

Mein Sohn trägt meine Kleider-
ein absolutes Alarmsignal

Das alles deutet darauf hin, dass Ihr Verhältnis zu Ihrem Sohn tatsächlich problembehaftet ist. Eine Sexualisierung der Verhältnisses zu den eigenen Kindern ist ein absolutes Alarmsignal! Eine solche Sexualisierung kann zu schwerwiegenden psychischen Störungen und Traumata bei betroffenen Kindern führen. Eine solche sexualisierte Beziehung ist bereits sexueller Missbrauch von Kindern.

Es kann gut sein, dass Sie als Heikos Mutter jetzt aus allen Wolken fallen und mich jetzt darauf hinweisen wollen, dass nicht Sie sich an Heiko vergriffen haben, sondern Heiko sich an Ihren Kleidern. Der sexuelle Übergriff sei also von Seiten Ihres Sohnes ausgegangen.

Eine solche Argumentation ist aus psychotherapeutischer Sicht nicht richtig. Es ist der Erwachsene, der dafür verantwortlich ist, dass es zu keiner Sexualisierung seiner Beziehung zu Kindern und Minderjährigen kommt. Es ist Ihre Aufgabe als Mutter, eine solche Sexualisierung überhaupt nicht erst entstehen zu lassen. Und nachdem in Ihrem Fall die Grenzen zur sexualisierten Mutter-Sohn-Beziehung definitiv überschritten wurden, ist es jetzt Ihre Aufgabe, für sich selbst und für Ihren Sohn kompetente psychotherapeutische Hilfe zu organisieren.

Das Argument, die sexuelle Grenzüberschreitung sei vom Kind ausgegangen, ist niemals eine Entschuldigung und gehört in das Repertoire der Selbstrechtfertigung von erwachsenen Tätern.

Mein Sohn trägt meine Kleider- therapeutische
Hilfe ist für Sie beide unabdingbar

Auch wenn das sehr hart klingen mag: Die Antwort auf Ihre Frage: „Hab ich als Mutter etwas falsch gemacht?“ lautet ganz eindeutig: „Ja, da ist etwas gründlich schief gelaufen in der Beziehung zu Ihrem Sohn.“

Natürlich wird es Gründe dafür geben, wieso es zu einer solchen Fehlentwicklung gekommen ist. Und natürlich kann es gut sein, dass Ihre Trennung von Heikos Vater erheblich zu diesem Problem beigetragen hat. Das alles können und sollten Sie in Zusammenarbeit mit einem Therapeuten oder Therapeutin gründlich durcharbeiten.

Es geht in einer solchen Therapie auf keinen Fall darum, Sie in irgendeiner Weise als die „Schuldige“ zu brandmarken. Wichtig ist vor allem, Schaden von Ihrem Sohn abzuwenden, und Ihnen dabei zu helfen, aus der sexualisierten Beziehung zu Ihrem Sohn wieder herauszukommen.

Und auch für Ihren Sohn ist therapeutische Hilfe notwendig, um das Erlebte aufzuarbeiten und langfristig eine eigenständige, von Ihrer Person unabhängige Sexualität entwickeln zu können.

Auf diesem gewiss nicht einfachen Weg wünsche ich Ihnen und Ihrem Sohn alles Gute!

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Wenn Sie möchten, können Sie sich mit weiteren Fragen gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

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BDSM und Fetisch Sexuelle Probleme Sexuelle Wünsche

Mein Mann zieht gerne Frauenkleider an- Wie krank ist das?

Fetisch Frauenkleider Alexej von Jawlensky: Alexander Sacharoff

Frauenkleider-
mein Mann und sein neuer Fetisch

Frauenkleider
Mein Mann trägt gerne Frauenkleider, häufiger am Abend, am Wochenende auch mal tagsüber.

Vor einem Vierteljahr habe ich ihn das erste Mal mit Rock und Stöckelschuhen überrascht, als ich nach Hause kam. In meiner ersten Überraschung habe ich so getan, als wäre das die natürlichste Sache der Welt. Ich habe ihm dann auch erlaubt, sich seine Sachen anzuziehen, wenn die Kinder nicht zuhause sind.

Richtig glücklich bin ich über seinen Fetisch allerdings nicht. Ständig habe ich Angst, dass er sein Zeug irgendwo herumliegen läßt und es dann entweder die Kinder finden oder meine Mutter, wenn sie überraschend zu Besuch kommt.

Ausserdem gefällt mir mein Mann so nicht. Ich finde es weder sexy noch erotisch, ihn in irgendwelchen Dessous zu sehen, sondern einfach nur lächerlich.

Mein Mann gefällt mir nun einmal am besten so, wie ich ihn kennengelernt habe- in Männerbekleidung. Wenn er sich als Frau verkleidet, vergeht mir die Lust auf Sex.

Meistens versuche ich, gute Miene zu machen und lasse ihn einfach so rumlaufen. Denn ich sehe, dass ihm sein neues Outfit offenbar sehr gut gefällt. Er kauft sich ja immer noch weitere Sachen hinzu.

Aber, ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wieviele solche Extravaganzen eine Frau in ihrer Ehe einfach akzeptieren muß.

Kerstin D. (Name geändert)

Frauenkleider bei meinem Mann-
nicht sexy, sondern lächerlich

Hallo Kerstin,

vor drei Monaten haben Sie Ihren Mann das erste Mal dabei überrascht, wie er zuhause Frauenkleider getragen hat. Jetzt macht er es häufiger am Abend und am Wochenende.

Sie selbst haben es ihm zwar erlaubt, Sie fühlen sich aber nicht wohl mit seinem Fetisch. Zum einen, weil sie Angst haben, Ihre Kinder oder Ihre Mutter könnten seine Frauensachen finden, zum anderen, weil Sie ihn in seinem Outfit nicht sexy, sondern lächerlich finden.

Unsicherheit im Umgang mit dem Fetisch

Offensichtlich sind Sie sich unsicher, wie Sie mit dem Fetisch Frauenkleidung bei Ihrem Mann umgehen sollen. Einerseits „erlauben“ Sie es ihm, in Ihrer Gegenwart so herumzulaufen, weil es ihm so gefällt. Andererseits ist es gleichzeitig Ihr Wunsch, dass er -zumindest in ihrer Gegenwart- auf Frauenkleider verzichtet.

Nach Ihrer Schilderung haben Sie beide Schwierigkeiten, klar und offen über das Thema Fetisch und über Ihre wechselseitigen Bedürfnisse zu kommunizieren.

Hilfsmöglichkeiten durch Sexualtherapie

Es könnte sich daher für Sie beide lohnen, hier miteinander wieder ins Gespräch zu kommen. Da es sich beim Thema Fetisch um ein eher heikles Gebiet der Sexualität mit einer großen Verletzungsgefahr handelt, könnte es sinnvoll sein, dass Sie beide sich einen Therapeuten als Moderator gönnen, der Ihnen dabei hilft.

Folgende Fragen könnten bei einem solchen Gespräch wichtig sein:

Fragen an Ihren Mann

  • Können Sie sich vorstellen, was Ihre Frau empfindet, wenn Sie in ihrer Gegenwart Frauenkleider tragen?
  • Was empfinden Sie selbst beim Tragen der Frauenkleider in ihrer Gegenwart? Sexuelle Erregung? Scham? Freude am Gefühl, wie eine Frau auszusehen?
  • Fühlen Sie sich selbst in Frauenkleidern eher schön oder eher gedemütigt?
  • Spielen Sie mit der Möglichkeit, in Ihren Frauenkleidern entdeckt zu werden?
  • Haben Sie sich möglicherweise ein Stück weit darauf ankommen lassen, dass Ihre Frau Sie in Ihrem Fetisch überrascht hat? Lassen Sie es immer noch darauf ankommen, dass auch Ihre Kinder und Ihre Schwiegermutter Ihren Fetisch herausfinden?
  • Wie würden Sie darauf reagieren, wenn Ihre Frau Ihnen das Tragen von Frauenkleidern in ihrer Gegenwart verbieten würde?

Fragen an Sie selbst

  • Können Sie sich vorstellen, was Ihr Mann empfindet, wenn er in Ihrer Gegenwart Frauenkleider trägt?
  • Wie wäre es, wenn Sie Ihre Gedanken über das Tragen von Frauenkleidern offen gegenüber Ihrem Mann aussprechen?
  • Sie haben Ihrem Mann erlaubt, in Ihrer Gegenwart Frauenkleider zu tragen. Was hält Sie davon ab, es ihm wieder zu verbieten?
  • Empfinden Sie bei Ihrer Vorstellung, Ihre Kinder oder Ihre Mutter würden den Fetisch Ihres Mannes herausfinden, möglicherweise ein Stück Genugtuung?
  • Hat sich an Ihren Gefühlen für Ihren Mann dadurch etwas geändert, dass Sie seinen Fetisch kennen?

Themenfelder

Wie die obigen Fragen zeigen, gibt es eine Reihe verschiedener Themen, die in Ihrer Fallgeschichte eine Rolle spielen. Die ersten drei Themenfelder (Fetischismus, Masochismus, Exhibitionismus) könnten eine Klärung bringen, inwieweit das Tun Ihres Mannes durch sexuelle Präferenzen geprägt ist. Im vierten Themenfeld Transvestitismus ginge es darum, inwieweit bei Ihrem Mann weniger ein sexuelles Interesse im Vordergrund steht als vielmehr der Wunsch, sich selbst zeitweise als Frau erleben zu können.

Fetischismus

Dass Männer gern Frauenkleider tragen, ist seit Shakespeare´s Zeiten nichts Ungewöhnliches. Viele Männer empfinden es als erregend, beim Sex weibliche Kleidungsstücke zu tragen.
Zum einen deswegen, weil für sie diese Kleidungsstücke als sexueller Stimulus dienen (klassischer Fetisch), zum anderen, weil sie das mit der Kleidung verbundene Rollenspiel erregend finden: Für heterosexuelle Männer ist das Lustobjekt schlechthin die Frau- in der Verkleidung können sie selbst spielen, ein solches Lustobjekt zu sein.

Masochismus

Das Tragen von Frauenkleidern kann -neben dieser Funktion als Fetisch in klassischem Sinn- auch ein Element der Selbstdemütigung enthalten, insbesondere dann, wenn damit gespielt wird, in diesem Fetisch von anderen entdeckt und der Lächerlichkeit preisgegeben zu werden. In diesem Fall käme zum Fetischismus auch ein gutes Stück Masochismus hinzu: Lust, die daraus gewonnen wird, das andere einem -in diesem Fall psychische- Schmerzen zufügen.

Exhibitionismus

Nach dem Krankheitenkatalog der Weltgesundheitsorganisation ICD-10 F 65.2 gehört zur Definition von Exhibitionismus immer die Entblößung der eigenen Genitalien.
Wenn man Exhibitionismus allerdings in etwas weiterem Sinn als die ungewollte Konfrontation anderer mit sexuellen Handlungen definiert, ist es durchaus ein Akt des Exhibitionismus, wenn Ihr Mann mit dem Risiko spielt, auch von Ihren Kindern und Ihrer Mutter entdeckt zu werden.
Dieser Aspekt ist in Ihrer Geschichte am problematischsten, da er unbeteiligte Dritte, in diesem Fall sogar Minderjährige, in ihrer sexuellen Selbstbestimmung psychisch schädigen kann.

Sexuelle Handlungen müssen immer im gegenseitigen Einverständnis aller Beteiligten stattfinden– ansonsten wird eine Grenze überschritten, die in der Medizin als Störung der Sexualpräferenz bezeichnet wird.

Transvestitismus

Auffällig ist, dass Ihr Mann Frauenkleidung offenbar nicht (nur?) in Verbindung mit sexueller Erregung trägt. Beim rein fetischistischen Transvestismus würde der Wunsch, Frauenkleidung zu tragen, mit nachlassender sexueller Erregung ebenfalls schwinden. Es ist die Frage, ob es sich bei Ihrem Mann möglicherweise um transsexuellen Transvestitismus handelt, d.h., ob sich ihr Mann durch das Tragen von Frauenkleidung zeitweise selbst als Frau erleben will und warum.

Therapeutische Konsequenzen

Die Bearbeitung dieser vier Themenbereiche in der Therapie könnte Ihnen beiden dabei helfen zu verstehen, was es genau bedeutet, wenn Ihr Mann Frauenkleider trägt. Es kann sein, dass es eine rein fetischistische Handlung ist, es kann aber auch sein, dass masochistische und exhibitionistische Tendenzen ebenfalls eine Rolle spielen.

Alternativ dazu kann es sich auch um eine Störung der Geschlechtsidentität Ihres Mannes handeln, geprägt von dem Wunsch, zumindest zeitweise sich selbst als Frau erleben zu können.

Wenn soweit die Motivation Ihres Mannes geklärt ist, wird für Sie die Frage im Raum stehen, wie Sie mit den sexuellen Präferenzen Ihres Mannes umgehen wollen. Hier sind sehr verschiedene Lösungen denkbar: Von einer strikten Absage, dass er in Ihrer Gegenwart Frauenkleidung trägt, bis hin zu spielerischer Integration seines Fetischismus (und ggf. auch seines Masochismus) in Ihr gemeinsames sexuelles Zusammenspiel.

Für Ihren Mann wird sich die Frage stellen, inwieweit er bereit ist, sich in seinem sexuellen Verhalten auch nach Ihren Wünschen zu richten: also in Ihrer Gegenwart keine Frauenkleider zu tragen oder nur dann, wenn Sie es ihm ausdrücklich gestatten.

Wenn Sie möchten, können Sie sich mit weiteren Fragen gern an mich wenden.
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Weitere Infos im Artikel BDSM Beratung und im Artikel Männer und Frauenkleider mit einem Erfahrungsbericht aus Sicht einer selbst betroffenen Partnerin.

. Einen weiteren Artikel zum Thema „Männer in Frauenkleidern- Fetischismus in der Kunst“ finden Sie hier.

Was ist Fetischismus? Dinge als Lustobjekte
BDSM Beratung
und Sexualtherapie
Mein Mann
trägt gerne Frauenkleider
Fetischismus: Im Bett ist er nur ein Schnürpaket
10 Fakten
zum Thema Fetischismus
Transvestitismus-Krankheit oder nicht?
Fetischismus: Selbstbefriedigung im Abendkleid
Unterwäsche-Diebstahl- warum machen Männer das?
Masken, Rollenspiele und Sex
Rauchen als Fetisch

 

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BDSM und Fetisch Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie Sexuelle Probleme

Was ist Fetischismus? Dinge als Objekt der Begierde

Was ist Fetischismus?- Cancan im 19 Jahrhundert
(Louis CHARBONNIER Scala 1897)

Was ist Fetischismus?- Eine Begriffserklärung

Fetisch- vom Götzenbild zum Objekt sexueller Begierde

Der Begriff Fetisch stammt aus dem mittelalterlichen Latein: factīcius beduetet soviel wie unecht, nachgemacht.

Christliche Missionare haben das Wort Fetisch zur Bezeichnung für religiöse Bildwerke der Naturreligionen verwendet, die sie als „unechte“ Götzenbilder brandmarken wollten.

In diesem Sinne „verehrungswürdiger, geheimnisvoller Gegenstand“ ist das Wort Fetisch dann auch in die Sexualwissenschaft gelangt, so bereits im 19. Jahrhundert bei Richard von Krafft-Ebing -allerdings auch mit dem Nebensinn, dass der sexuelle Fetisch genauso wie das Götzenbild eigentlich etwas ist, dass es auszurotten gilt.

Ein sexueller Fetisch ist demnach ein Objekt, welches dazu dient, die sexuelle Erregung zu steigern. Das können bestimmte Kleidungsstücke sein, oft aus bestimmten Materialien (Leder, Latex, Lack…)- der „klassische“ Fetisch. Beispiele hier im Blog finden sich in den Artikeln.

In weiterem Sinne können aber auch bestimmte Körperteile zum Fetisch werden. Beispielsweise kann ein Mann es besonders erregend finden, die Füße einer Frau zu betrachten- und dabei für seine Erregung die Person in ihrer Ganzheit auszublenden. Sigmund Freud hat in seinem Aufsatz über Gradiva („die Schreitende“) dafür ein anschauliches Beispiel gegeben.

Fetischismus- eine psychische Erkrankung?

Der Krankheitenkatalog der Weltgesundheitsorganisation ICD-10 definiert Fetischismus wie folgt:

Gebrauch toter Objekte als Stimuli für die sexuelle Erregung und Befriedigung. Viele Fetische stellen eine Erweiterung des menschlichen Körpers dar, z.B. Kleidungsstücke oder Schuhwerk. Andere gebräuchliche Beispiele sind Gegenstände aus Gummi, Plastik oder Leder. Die Fetischobjekte haben individuell wechselnde Bedeutung. In einigen Fällen dienen sie lediglich der Verstärkung der auf üblichem Wege erreichten sexuellen Erregung (z.B. wenn der Partner ein bestimmtes Kleidungsstück tragen soll).

Damit solcher Fetischismus als Erkrankung beurteilt wird, sollte die Handlung mehr als 6 Monate anhalten und für den Betroffenen oder seine Umgebung mit Leid verbunden sein.

Ein Beispiel dafür wäre, dass der Betroffene nur noch durch den Gebrauch eines bestimmten Fetisch sexuelle Erregung verspürten kann und das selbst gern anders hätte. In diesem Fall könnte der Besuch bei einem Sexualtherapeuten helfen.

Fetischismus-
als Bereicherung des sexuellen Erlebens

Fetischismus, der einvernehmlich in das sexuelle Spiel von Erwachsenen eingebaut wird, hat also keinen Krankheitswert.

Im Gegenteil- viele Menschen empfinden es als Bereicherung ihres Sexuallebens, Fetischobjekte in ihr gemeinsames sexuelles Spiel zu integrieren. In diesem Sinne kann bereits ein hübsches Nachthemd ein Fetischobjekt sein, das mit dazu beiträgt, sexuelle Erregung aufzubauen.

Pornoläden und -versandhäuser bieten eine nahezu unerschöpfliche Vielfalt an Fetischobjekten an: Schuhe, Unterwäsche, Kleidung, Spielzeuge… oft aus besonderen Materialien wie Leder, Lack oder Latex, die speziell für eine Verwendung in sexuellem Zusammenhang produziert sind.

In den letzten Jahren hat sich so wie in den USA und in anderen westlichen Ländern auch in Deutschland eine lebhafte Partyszene von Fetisch-Freunden entwickelt, bei denen das gemeinsame Feiern und Tragen von Fetischkleidung im Mittelpunkt steht.

Was ist Fetischismus?-
Mögliche psychische Ursachen

Eine eindeutige wissenschaftliche Erklärung für das Phänomen Fetischismus fehlt bis heute.

Sicherlich spielt eine entsprechende genetische Veranlagung eine große Rolle. Möglich ist auch, dass sich im Gehirn aufgrund von Lernerfahrungen die Wahrnehmung bestimmter Materialien oder Gegenstände dauerhaft mit dem Gefühl sexueller Erregung verknüpft: durch eine solche Konditionierung kann der betreffende Fetisch dann auch von sich aus sexuelle Erregung hervorrufen.

Die Begeisterung für einen Fetisch kann sich biografisch verändern, d.h. sich neu entwickeln, aber auch abflauen.

Solange Sie an Ihrem sexuellen Erleben Freude haben und niemanden schädigen (weder sich selbst noch andere), gilt der Satz: „Erlaubt ist, was gefällt!“ Ihrer Fantasie sind da aus sexualtherapeutischer Sicht keine Grenzen gesetzt.

Wenn Sie möchten, freue ich mich über Fragen und Kommentare.
© 
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Vgl. auch meinen Beitrag „10 Fakten zum Thema Fetisch und Fetischismus

Was ist Fetischismus? Dinge als Lustobjekte
BDSM Beratung
und Sexualtherapie
Mein Mann
trägt gerne Frauenkleider
Fetischismus: Im Bett ist er nur ein Schnürpaket
10 Fakten
zum Thema Fetischismus
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BDSM und Fetisch

Bondage als Fetisch: Im Bett ist er nur ein Schnürpaket

Set of ropes and toys used in BDSM sexual games

Unangenehmer Fetisch Bondage
Zerbricht daran die Beziehung?


Mein Freund steht auf alles, was mit Fetisch zu tun hat. Schon gleich zu Anfang unserer Beziehung hat er mich in seine Lust eingeweiht und mir seine Sammlung fürs Bondage gezeigt: Ledermasken, Ketten, Harnische, Fesseln, Knebel etc.

Er steht darauf, beim Sex jede Kontrolle abzugeben und mehr oder weniger regungslos verschnürt zu werden.

So sehr wir uns beide mögen und sonst eigentlich in jeder Hinsicht prima zueinander passen- nur mit seinen Fesselbedürfnissen komme ich nicht ganz klar. Ich selbst habe einfach nicht das Bedürfnis, beim Sex einen Mann zu dominieren und brauche selber definitiv etwas anderes im Bett als ein verschnürtes, regungsloses Fleischpaket. Ein Stück weit widert es mich sogar an, wenn er da mit seinem Knebel im Mund vor sich her sabbert.

Allmählich habe ich Angst, dass ich über diese Form des Sex die Achtung vor ihm verliere.

Ich habe ihm das auch schon mal vorsichtig zu erklären versucht, und er war sehr verständnisvoll, sagte auch, dass er bereit wäre, auf den ganzen Bondage Fetisch zu verzichten, weil er mich so sehr liebt.

Aber ich denke dann, dass das auch nicht geht, weil für ihn der Fetisch beim Sex wohl das höchste der Gefühle ist. Ich hatte mir auch schon überlegt, wie es wäre, diese Spielchen nur hin und wieder zu machen. Aber das ist nicht Fisch und nicht Fleisch, und loskommen wird er davon so erst recht nicht.

Ich will ihn für seinen Fetischismus auch nicht verurteilen- aber mitmachen geht eben auch nicht.

Und die Vorstellung, dass er sich in meiner Abwesenheit in seinem Fetisch-Zeug selbstbefriedigt oder zu einer Domina geht, gefällt mir auch nicht. Schließlich will ich die Frau in seinem Leben sein- und das ganz ausschließlich.

Gibt es irgendeine Chance, dass unsere Beziehung nicht an seinem Fetisch zerbricht?

Jacqueline U. (Name geändert)

Unangenehmer Fetisch Bondage
Grund für eine Trennung?

Hallo Jacqueline,

Mit Ihrem Freund verstehen Sie sich prinzipiell gut. Nur kommen Sie nicht zurecht mit seinen Fetisch-Vorlieben für Bondage, in der entsprechenden Ausstattung gefesselt und dominiert zu werden. Sie wissen nicht, wie Sie beide damit umgehen können und ob Ihre Beziehung daran zerbrechen wird.

Ihre Sorge ist sicherlich nicht unberechtigt. Für die Haltbarkeit einer Beziehung ist es wichtig, dass beide Partner (auch) über ihre sexuellen Bedürfnisse offen reden und dass die gemeinsame Beziehung bei beiden Partnern diese Bedürfnisse auch befriedigt.

In Ihrer eigenen Schilderung geht es recht ausführlich um die Bedürfnisse Ihres Freundes, die dieser Ihnen gegenüber auch sehr klar zum Ausdruck gebracht hat. Von Ihren eigenen Bedürfnissen beim Sex haben Sie nur berichtet, was Ihnen nicht gefällt.

Was sind eigentlich Ihre Wünsche beim Sex?

Und genau da könnte sowohl das Problem selbst wie auch die Lösung zu finden sein. Haben Sie Ihrem Freund gegenüber schon einmal ganz klar gesagt, was Ihnen selber bei Sex gefällt? Oder kann es sein, dass Sie selbst sich noch gar nicht so richtig sicher sind, was Sie von einem Mann beim Sex genau erwarten?

Ihr Freund ist bei der Vorstellung seiner eigenen Wünsche Richtung Fetisch und Bondage offenbar sehr forsch vorgegangen- vielleicht ist Ihnen gar nicht die Zeit geblieben, in Ruhe Ihre eigenen Bedürfnisse in Bezug auf Sex wahrzunehmen.

Eine Sexualtherapie kann helfen

Damit Sie beide hier wieder zueinander finden, könnte es sich lohnen, einen Sexualtherapeuten aufzusuchen.

Ein möglicher therapeutischer Ansatz wäre es, dass Sie beide Ihren Sex noch einmal ganz langsam und von vorne „neu aufsetzen“, etwa nach dem Konzept der Übungen nach Masters und Johnson.

Nachdem Ihr Freund Sie liebt und sich sogar bereit erklärt hat, Ihnen zuliebe auf seinen Fetisch zu verzichten (wobei natürlich unklar ist, ob er das langfristig überhaupt kann), wird es sicher kein Problem sein, ihn für eine solche gemeinsame Therapie zu gewinnen.

So werden Sie schrittweise gemeinsam herausfinden, was Ihnen selbst und was Ihrem Partner beim Sex gut tut. Die Fetisch-Wünsche Ihres Freundes werden dabei zunächst vollkommen außen vor bleiben.

Das Hauptziel der Therapie ist, dass Sie beide im Laufe der Übungen ein Gefühl dafür bekommen haben, welche körperlichen Berührungen Sie selbst mögen und auf welche Weise Sie beide den jeweils anderen Partner verwöhnen möchten.

Umgang mit Fetisch-Wünschen
und überschüssiger sexueller Energie

Erst wenn Sie diese Übungen nach ca. 10-15 Wochen abgeschlossen haben, können Sie in Ihrer Therapie besprechen, ob jetzt auch Elemente aus dem Bereich der Fetisch-Vorlieben Ihres Freundes in das gemeinsame Spiel integriert werden können oder nicht. Formen des Fetisch, die Sie anwidern, haben in Zukunft beim gemeinsamen Sex definitiv keinen Platz.

Ebenfalls können Sie gegen Ende der Therapie gemeinsam noch einmal besprechen, ob Sie Ihrem Freund eigene sexuelle Aktivität (Selbstbefriedigung bzw. Domina-Besuche) gestatten wollen oder nicht.

Wenn nicht, wäre es wichtig herauszufinden, welche Lösung es geben kann, falls Ihr Freund (oder auch Sie selbst) häufiger sexuellen Appetit haben sollte als der jeweils andere. Denn dass einer von Ihnen beiden sexuell unbefriedigt durch die Gegend läuft, ist für Ihre Partnerschaft mit Sicherheit nicht gut.

Ihnen viel Erfolg auf Ihrem gemeinsamen Weg.
Für Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung.
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Weitere Infos im Artikel BDSM Beratung.

Was ist Fetischismus? Dinge als Lustobjekte
BDSM Beratung
und Sexualtherapie
Mein Mann
trägt gerne Frauenkleider
Fetischismus: Im Bett ist er nur ein Schnürpaket
10 Fakten
zum Thema Fetischismus
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Unterwäsche-Diebstahl- warum machen Männer das?
Masken, Rollenspiele und Sex
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Fetischismus- Selbstbefriedigung im Abendkleid

Fetischismus:
Heterosexuell im Frauengewand

Ist Fetischismus eine Krankheit? Ich bin Anfang vierzig, seit 8 Jahren verheiratet und 100% heterosexuell. Trotzdem habe ich seit Jahren einen etwas peinlichen Fetisch, von dem ich einfach nicht loskomme.

Begonnen hat das bei meiner Freundin davor, mit der ich sogar ein Jahr lang zusammengewohnt habe. Im Prinzip hatten wir ganz gut zusammengepasst- nur dass sie viel seltener Lust auf Sex hatte als ich und dass sie sich grundsätzlich weigerte, irgendwelche Röcke oder Kleider zu tragen. Auch wenn wir zu irgendwelchen offiziellen Anlässen gegangen sind, hatte sie immer nur Hosenanzug getragen.

Ich bin da jedes Mal unglaublich eifersüchtig gewesen auf die anderen Männer, die ihre Frauen in großer Robe ausführen durften. Ich kann mir einfach nichts Schöneres und Erregenderes vorstellen, als mit einer wirklich toll hergerichteten Frau nach einem solchen Abend Sex zu haben.

In meiner Verzweiflung habe ich mir dann übers Internet ein richtig schönes Abendkleid besorgt, sozusagen als Kompensation dafür, dass ich meine Freundin niemals in einem solchen Outfit sehen würde. Ich weiß noch genau, wie ich das Paket ausgepackt und mir das Kleid angezogen habe- das war ein unglaubliches Gefühl, und es dauerte keine fünf Minuten, bis ich mich selbst befriedigt hatte.

Mittlerweile sind da noch drei weitere Kleider hinzugekommen, die ich bei mir im Büro in einem verschließbaren Aktenschrank versteckt habe.

Obwohl ich jetzt ja schon lange von meiner ersten Freundin getrennt bin und meine Traumfrau gefunden habe, die übrigens keine Schwierigkeiten hat, sich für mich schön zu machen, ist mein Fetisch an mir hängengeblieben. Von Zeit zu Zeit muss ich einfach eines der Kleider überziehen und dann onanieren- weil sich das einfach unglaublich toll anfühlt.

Was mir danach allerdings bleibt, ist ein sehr schales Gefühl: ich fühle mich irgendwie krank und pervers, und außerdem habe ich das Gefühl, als hätte ich meine Frau betrogen. Ich brauche dann mehrere Tage, um dieses Gefühl wieder loszuwerden.

Was kann ich da machen?

Rainer L. (Name geändert)

Fetischismus-
Das Problem sind die eigenen Bewertungen

Hallo Rainer,

dass Männer gern Frauenkleider tragen und sich dabei selbst befriedigen, ist ganz bestimmt kein ungewöhnlicher Fetisch. Aus therapeutischer Sicht ist nur dann etwas daran interessant, wenn Sie selbst oder andere Personen darunter leiden.

Nachdem Sie Ihren Fetisch nur für sich und ohne Anwesenheit Dritter ausleben, ist also Ihre eigene Sicht entscheidend, ob Ihr Fetisch eine psychische Störung darstellt, die Sie loswerden möchten oder nicht. Offenbar sind Sie sich da selbst nicht ganz sicher, da Sie ja einerseits einen hohen Lustgewinn aus Ihrem Fetisch ziehen, sich andererseits danach tagelang schlecht fühlen.

Dieser letztere Umstand spricht eher dafür, dass Ihr aktueller Umgang mit dem Fetisch nicht ganz optimal ist- denn tagelang solche negativen Gefühle mit sich herumzutragen, ist für Sie wahrscheinlich nicht angenehm.

Es handelt sich offenbar um negative Bewertungen Ihres Fetischismus, die Sie sich selbst zum Vorwurf machen: Sie seien krank und pervers und Sie würden Ihre Frau betrügen.

Fetischismus-
Umgangsmöglichkeiten

Rein von der Logik her gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Sie verzichten auf Ihren Fetisch und entsorgen die Kleider.
  • Sie tun das nicht und arbeiten statt dessen daran, Ihre negativen Bewertungen über Ihren Fetischismus abzulegen.

Wobei anzumerken bleibt, dass die erste Möglichkeit, also die Vernichtung der Kleider, so radikal sie zunächst erscheint, Ihr Problem möglicherweise trotzdem nicht löst. Es könnte ja sein, dass Sie auch nach dem Wegwerfen immer noch davon träumen, so schöne Kleider zu haben oder sich neue zu kaufen- und sich dann wegen dieses Traumes genauso krank und pervers fühlen.

Fetischismus-
Integration ins Leben

Möglichwerweise könnte das Gespräch mit einem Therapeuten Ihnen dabei helfen, wie Sie mit Ihrem Fetischismus so umgehen, dass Sie sich selbst damit wohl fühlen. Da das eine sehr individuelle Frage ist, kann ich hier nur ein paar mögliche Fragestellungen skizzieren, um die es in einem solchen Gespräch gehen könnte.

Dabei ist klar, dass Sie in einem solchen Gespräch natürlich immer selbst entscheiden, welche Fragen für Sie interessant sind und welche nicht.

Perversität

  • Was bedeutet Perversität eigentlich für Sie?
  • Kann es sein, dass Sie auch aus dem Gefühl, „pervers zu sein“, irgendwelche Lust schöpfen?
  • Gibt es bei Ihnen eine Diskrepanz zwischen dem Fetisch, Frauenkleider zu tragen, und Ihrer Selbstsicht als heterosexuellem Mann?

Beschämung

  • Ist das Gefühl, sich schämen zu müssen, für Sie nur unangenehm oder auch irgendwie angenehm?
  • Haben Sie diese Nachricht möglicherweise auch deswegen gepostet, weil Sie einen Lustgewinn darin finden, dass Ihr Fetisch in der Öffentlichkeit diskutiert wird?
  • Trägt die Heimlichkeit Ihres Fetisch zu Ihrem Vergnügen bei oder ist die Heimlichkeit Ihnen vor allem Ballast?

Ihre Frau

  • Was würde passieren, wenn Sie Ihrer Frau von Ihrem Fetisch erzählen würden?
  • Haben Sie Angst, dass Ihre Frau Sie demütigen würde?
  • Wie wäre es, wenn Sie Ihren Fetisch in das sexuelle Spiel mit Ihrer Frau integrieren können?

Wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Therapeuten an diesen Fragen arbeiten, kann es sein, dass Sie ein gutes Stück Selbstsicherheit in Bezug auf Ihre eigene Person gewinnen und Ihren Fetisch so in Ihr Leben integrieren können, dass Sie ihn als das genießen, das er im besten Falle sein kann: ein Spiel, an dem Sie selbst (und vielleicht auch Ihre Partnerin) Freude haben und das Ihrer Lebensqualität nicht schadet, sondern sie sogar noch vergrößert.

Mit freundlichen Grüßen
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Weitere Infos im Artikel BDSM Beratung.

Was ist Fetischismus? Dinge als Lustobjekte
BDSM Beratung
und Sexualtherapie
Mein Mann
trägt gerne Frauenkleider
Fetischismus: Im Bett ist er nur ein Schnürpaket
10 Fakten
zum Thema Fetischismus
Transvestitismus-Krankheit oder nicht?
Fetischismus: Selbstbefriedigung im Abendkleid
Unterwäsche-Diebstahl- warum machen Männer das?
Masken, Rollenspiele und Sex
Rauchen als Fetisch