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Paartherapie und Eheberatung Probleme in der Partnerschaft Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie

Persönlichkeitsstörungen in der Partnerschaft

Persönlichkeitsstörungen- eine Aufgabe für die Sexualtherapie

Persönlichkeitsstörungen sind als Krankheitsbild in der Öffentlichkeit weithin unbekannt. Und das, obwohl die Ergebnisse verschiedener wissenschaftlicher Studien vermuten lassen, dass etwa 10% der Bevölkerung in Deutschland an einer Persönlichkeitsstörung leiden. Dazu kommen noch weitere Menschen, die zwar das Vollbild einer Persönlichkeitsstörung nicht erfüllen, aber dennoch einen großen Teil der Diagnosekriterien erfüllen (sogenannte Persönlichkeitsakzentuierung).

Im Rahmen der Paartherapie bedeutet das: rein statistisch gesehen, ist in jeder fünften Beziehung einer der Partner betroffen. Bei Paaren, bei denen Partnerschaftsprobleme bestehen, liegt der Prozentsatz sicherlich noch höher.

Erstaunlicherweise ist in der Sexualtherapie und in der Paartherapie die Häufigkeit des Krankheitsbilds Persönlichkeitsstörung oft unbeachtet geblieben.

In fast allen Büchern zum Thema Sexualtherapie gehen die Autoren davon aus, dass es sich bei ihren Klienten um insgesamt psychisch gesunde Menschen handelt, die nur an Funktionsstörungen auf sexuellem Gebiet leiden. Nach meiner eigenen Erfahrung ist aber genau das Gegenteil der Fall: Probleme auf sexuellem Gebiet sind meist nur ein Symptom, hinter dem noch weitere und tiefgreifendere psychische Störungen stehen (übrigens noch häufiger als Persönlichkeitsstörungen sind depressive Erkrankungen als Ursache für sexuelle Probleme).

Natürlich heißt das nicht, dass in jeder Paarbeziehung, in der es Probleme gibt, einer oder beide Partner automatisch eine psychische Störung haben müssen.

Es bedeutet aber, dass in jeder Therapie mit dem Vorhandensein solcher Störungen zu rechnen ist. Die praktische Konsequenz daraus: Häufig haben Probleme in der Partnerschaft sehr viel weniger mit der Partnerschaft selbst zu tun, als das auf den ersten Blick scheinen mag.

Persönlichkeitsstörungen-
was bedeutet das?

Das Diagnosemanuals DSM-5 der Vereinigung amerikanischer Psychiater definiert die Persönlichkeitsstörungen durch folgende Kriterien:

  • Deutliche Beeinträchtigungen der Funktionsfähigkeit des Selbst (Identität oder Selbststeuerung) und der zwischenmenschlichen Kommunikation (Einfühlungsvermögen, Nähe).
  • Auftreten von krankhaften Persönlichkeitszügen in einem oder mehreren Bereichen.
  • Die Beeinträchtigungen sind ein dauerhaftes Muster, über lange Zeit hin stabil, und treten ähnlich in unterschiedlichen Situationen auf.,
  • Die Beeinträchtigungen können nicht allein durch den Entwicklungsstand des Betroffenen oder durch sein soziokulturelles Umfeld erklärt werden.
  • Die Beeinträchtigungen können nicht durch die Einnahme von Drogen, Medikamenten oder sonstige medizinische Schädigungen (z.B. Hirnverletzung) erklärt werden.
  • Die Beeinträchtigungen können nicht durch den Entwicklungsstand des Betroffenen oder durch sein soziokulturelles Umfeld erklärt werden.

Persönlichkeitsstörungen-
Konsequenzen in der Paartherapie

Nach den neuesten Erkenntnissen der Psychologie werden Persönlichkeitsstörungen nicht -wie noch bis zur Jahrtausendwende- als tief greifende Störungen der Gesamtpersönlichkeit verstanden, sondern als Störungen der Interaktion und der Beziehungsgestaltung. Bei Paaren, in denen ein Partner an einer „Persönlichkeitsstörung“ leidet, sind die Beziehungsprobleme sozusagen vorprogrammiert.
Als therapeutische Konsequenz ergibt sich daraus:

• Bei Paartherapien ist eine sorgfältige Diagnose erforderlich, um festzustellen, ob die gemeinsamen Probleme durch das Vorliegen einer Persönlichkeitsstörung bei einem der Partner (oder auch bei beiden) mitbedingt sein kann.

• Bei Vorliegen einer Persönlichkeitsstörung ist der Fokus der Therapie nicht nur auf die jeweils konkret vorliegenden Probleme zu setzen, sondern darauf, dass beide Partner den Wirkmechanismus der gestörten Beziehungsgestaltung, die in der Persönlichkeitsstörung liegt, zu verstehen beginnen und Umgangsstrategien erlernen, damit umzugehen.

Eine Therapie kann den Leidensdruck, der durch eine Persönlichkeitsstörung innerhalb einer Partnerschaft verursacht wird, erheblich reduzieren. Dabei geht es vor allem auch um die Verbesserung der Lage des Partners, der selbst keine Persönlichkeitsstörung hat, indem er lernt,
1. nicht jede Reaktion des anderen auf sich zu beziehen,
2. mit gestörten Verhaltensmustern so umzugehen, das sie ihn selbst nicht belasten und
3. dafür zu sorgen, selbst innerhalb der Partnerschaft nicht mit den eigenen Bedürfnissen zu kurz zu kommen.

Die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung, wenn sie denn bei einem der Partner vorliegt, kann im Rahmen einer Partnerschaft eine große Entlastung bedeuten: etwa dann, wenn durch eine solche Erkenntnis andauernde wechselseitige Schuldzuschreibungen der Partner wegfallen und die Erklärung der Schwierigkeiten im Krankheitsbild selbst gesehen werden kann. Außerdem können Umgangstrategien mit dem Krankheitsbild Persönlichkeitsstörung nur dann gefunden werden, wenn es zuvor diagnostiziert wurde.

Persönlichkeitsstörungen-
Warnung vor Laiendiagnosen

Die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung kann nur durch einen Psychiater oder einen erfahrenen Psychotherapeuten festgestellt werden. Laien und insbesondere Partner, Familienmitglieder und enge Freunde sind grundsätzlich nicht die Richtigen, um eine solche Diagnose abzugeben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen, die selbst im Beziehungsgeflecht beteiligt sind, Fehldiagnosen abgeben, ist sehr hoch.

Außerdem sind Laien nicht dazu ausgebildet, mit den Folgen möglicher Diagnosen umzugehen und die entsprechenden Hilfsangebote zu geben. Im Extremfall kann eine mitgeteilte Diagnose Menschen in akute Suizidgefahr bringen.

Daher wird ein erfahrender Therapeut sich hüten, eigene Verdachtsdiagnosen auszusprechen, bevor er nicht Konzepte gefunden hat, wie der Patient mit den möglichen Folgen der mitgeteilten Diagnose umgehen kann.

Wenn ich in diesem Blog Beispielfälle für Persönlichkeitsstörungen im Rahmen sexualtherapeutischer Behandlung vorstelle, bitte ich Sie als Leser, diese Überlegungen keineswegs als Vorlage für eigene Diagnosestellungen zu übernehmen. Diese Ausführungen haben allein den Zweck, darauf aufmerksam zu machen, dass hinter bestimmten Schwierigkeiten in der Paarbeziehung Persönlichkeitsstörungen stehen können.

Ich habe dazu beispielhaft drei Formen der Persönlichkeitsstörung ausgewählt, die besonders häufig bei der Sexualtherapie eine Rolle spielen: die abhängige, die narzisstische und die paranoide Persönlichkeitsstörung.

Wenn in einer Beziehung einer der Partner den Verdacht hat, er selbst oder der andere könnte an einer Persönlichkeitsstörung leiden, dann ist das ein dringender Anlass, den Arzt oder Psychotherapeuten aufzusuchen. Das gilt genauso, wie wenn Sie vermuten würden Ihr Partner hätte eine schwere Lungenentzündung oder eine andere schwere körperliche Erkrankung: Dann würden Sie es ja auch nicht mit einer Laiendiagnose bewenden lassen, sondern möglichst schnell die fachlich kompetente Hilfe eines Arztes einholen.

Wenn Sie dazu weitere Fragen haben, freue ich mich über Ihre Nachricht.

Mit freundlichen Grüßen
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Zum Thema narzisstische Persönlichkeitsstörung finden Sie ausführliche Informationen und einen Gastbeitrag von mir unter himmelundhoelleblog.

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Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie Sexuelle Probleme

Ablauf einer Sexualtherapie oder Online-Beratung

Ablauf einer Sexualtherapie– bei mir in der Praxis oder online: beides ist möglich

Ablauf einer Therapie oder Online-Beratung:
Die Voraussetzungen

Der erste und vielleicht wichtigste Schritt überhaupt beginnt bei Ihnen selbst: dadurch, dass Sie feststellen, dass Sie mit Ihrer Lebenssituation nicht 100% zufrieden sind und dass Sie sich eine Veränderung wünschen.

Diese Entscheidung zu einer Therapie oder Beratung können Sie gemeinsam mit Ihrem Partner treffen, aber auch alleine. Eine Beratung oder Therapie ist immer sowohl einzeln möglich wie auch als Paar.

Durch Ihre Entscheidung zu einer Therapie bzw. Beratung haben Sie bereits die wichtigsten zwei Voraussetzungen für eine erfolgreiche Lösung Ihrer Probleme erreicht:

  • Sie merken selbst, dass es Probleme gibt, und reden es sich selbst nicht länger schön.
  • Dadurch, dass Sie mit einem Therapeuten in Kontakt treten, nehmen Sie Ihr Leben aktiv in die Hand und öffnen sich den Weg zu neuen Lösungen.

Ablauf einer Therapie oder Online-Beratung:
Das kostenlose Erstgespräch

Nach dieser Entscheidung ist der nächste Schritt vergleichsweise einfach: die Vereinbarung eines kostenloses Erstgesprächs.

Für jedes Erstgespräch nehme ich mir Zeit (ca. 20-30 min). Damit wir nicht durch andere Anrufe unterbrochen werden, ist eine Email der beste Weg, mich zu erreichen.

Sie schreiben mir eine kurze Mail mit Ihrer Festnetznummer und den für Sie günstigen Anrufzeiten- und ich rufe Sie zu Ihrem Wunschzeitpunkt zurück. Alternativ können wir auch eine Video-Sprechstunde ausmachen..

Bei unserem Erstgespräch am Telefon oder per Video können wir uns schon ein Stück weit kennenlernen und uns über die wichtigsten organisatorischen Fragen unterhalten:

  • Was ist Ihr Problem?
  • Welche Hilfe kann ich Ihnen bei einer Therapie oder Online-Beratung anbietenn?
  • Wie sollen unsere nächsten Arbeitssitzungen stattfinden? (per Video, per Telefon oder per Chat?)
  • Wie möchten Sie bezahlen? (Überweisung oder anonyme Bareinzahlung bei der Bank)

Ablauf einer Therapie oder Online-Beratung:
Der Zeitplan

Wie viele Sitzungen für die Lösung eines Problems notwendig sind, ist individuell sehr unterschiedlich.

Manchmal genügt ein einziges, kurzes Beratungsgespräch, wenn es nur um die Beantwortung einer einzelnen, konkreten Frage geht. In der Regel aber sind mehrere Sitzungen nötig- schließlich sind die meisten Probleme auch über einen längeren Zeitraum entstanden und benötigen daher auch etwas mehr Zeit zur Lösung.

Es kann sinnvoll sein, zunächst mit einem Block von 5 Sitzungen telefonischer Beratung oder Beratung per Video zu beginnen. In diesen ersten Sitzungen kann es um folgende Themen gehen:

  • Wir lernen uns besser kennen und Sie schildern mir Ihr genaues Anliegen.
  • Ich selber kann mir ein Bild von Ihrer Person und Ihren Problemen machen: Dabei können wir auch über Ihre bisherigen Lebenserfahrungen und über frühere Lebenskrisen sprechen.
  • Gemeinsam können wir Ziele für unsere Arbeit festlegen und mögliche Lösungswege abstecken.

Wichtig ist, dass Sie selbst jederzeit bestimmen, über welche Themen wir miteinander sprechen und über welche nicht.

Therapie oder reine Online-Beratung?
Sie haben die Wahl

Wenn Sie zu diesem Zeitpunkt feststellen, dass Sie etwas langfristiger mit mir zusammen an Ihrer Situation arbeiten möchten, kann das der Zeitpunkt sein, zur klassischen Form der Therapie zu wechseln.

Dazu kann es sinnvoll sein, dass Sie -allein oder mit Partner- für einen Block von 2 bis 3 Sitzungen (z.B. für ein Wochenende) persönlich zu mir nach Hildburghausen bei Coburg kommen. Dann haben wir die Zeit und Ruhe, bestimmte Themen noch intensiver anzugehen.

Nach einem solchen Block ist es möglich, Folgetermine wieder per Telefon oder Video zu vereinbaren.

Ablauf einer Paartherapie
in Sitzungsblöcken

Für eine Paartherapie kann es sinnvoll sein, ca. alle 4-8 Wochen Präsenztermine bei mir in der Praxis in Hildburghausen zu vereinbaren- die sich für Sie jeweils auch als kurze Auszeit aus dem Alltag gestalten lassen. Schließlich ist die Region Coburger Land/Rennsteig eine wunderbare Ferienregion.

Dann haben wir genügend Zeit und Ruhe, miteinander intensiv zu arbeiten. Auf Wunsch ist es möglich, zu einzelnen oder allen Terminen einer Paartherapie auch eine weibliche Therapeutin hinzuzunehmen.

Ablauf einer Therapie oder Online-Beratung:
Wann ist eine Therapie oder Beratung zu Ende?

Wann eine Beratung oder Therapie zu Ende ist, bestimmen Sie selbst. In der Regel ist das dann der Fall, wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie meine Beratung nicht mehr benötigen und selbst mit Ihrer Situation gut zurecht kommen.

Sie sagen mir also einfach, wann für Sie das Ende der Therapie oder Beratung gekommen ist- sinnvollerweise ein bis zwei Sitzungen vorher, damit wir gemeinsam noch offene Fragen klären können und zu einem sinnvollen Abschluss finden.

Wobei es Ihnen natürlich jederzeit frei steht, sich wieder erneut an mich zu wenden: Denn es steht nirgendwo geschrieben, dass sich alle Probleme des Lebens in einer einzigen Sitzungsreihe lösen lassen. Manchmal ergeben sich erst mit einigem zeitlichen Abstand nach einer Beratung oder Therapie neue Fragen, die dann wieder neu angegangen werden können.

Wenn Sie dazu weitere Fragen haben, freue ich mich über Ihre Nachricht.

Mit freundlichen Grüßen
© M.Petery.
Dr.Michael Petery

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Probleme in der Partnerschaft Sexuelle Probleme

Langeweile in der Beziehung- Was kann helfen?

Langeweile-
im Alltag und im Bett nichts als Routine

Langeweile in der Beziehung Foto © elnariz Fotolia.com
Seit fast vier Jahren lebe ich mit meinem Freund zusammen. Die erste Zeit unserer Beziehung war wirklich wunderschön: Wir haben viel miteinander unternommen, haben uns mit Freunden getroffen…

Seit einiger Zeit ist das irgendwie zu Ende. Am liebsten hängt er vor seinem Computer, spielt jeden Abend stundenlang irgendwelche epischen Ballerspiele. Am Wochenende kommt er kaum aus dem Bett. Er sagt, das bräuchte er, um sich von der Anspannung der Woche zu erholen.

Ich selbst habe viele Interessen, gehe gern aus und habe eine Menge Freunde. Das wiederum nervt ihn. Außerdem ist er wahnsinnig eifersüchtig, wenn ich in seiner Gegenwart auf mein Handy schaue, um nachzuschauen, was meine Freunde bei facebook gepostet haben.

Dabei tue ich das eigentlich eher aus Langeweile. Bei uns in der Beziehung läuft einfach nichts mehr außer Essen, Kuscheln, Schlafen. Und das ist mir einfach zu wenig.

Auch beim Sex läuft nicht mehr viel. Er selbst hat schon gemerkt, dass ich nicht mehr richtig feucht werde, und deswegen bei mir sogar nachgefragt. Ich meinte dann, ob er vielleicht eine Idee hätte, mich mehr in Erregung zu bringen. Und seine Reaktion war nur: Na gut, dann verschieben wir das halt auf später…

Ist unsere Beziehung tatsächlich so augelutscht, dass da nichts mehr läuft? Oder ist das völlig normal und passiert in jeder Beziehung nach den ersten Jahren?

Im Prinzip mag ich meinen Freund und will ihn auch nicht verlieren- andererseits wüßte ich gern, ob für mich in Sachen Liebe vielleicht doch noch mehr drin ist…

Melanie W. (Name geändert)

Langeweile in der Beziehung-
Anfang vom Ende der Partnerschaft?

Hallo Melanie,

Seit fast vier Jahren leben Sie mit Ihrem Freund zusammen. Jetzt stehen Sie an einem Punkt, an dem Sie Ihre Beziehung nur noch langweilig finden. Und auch beim Sex läuft nur wenig, weil Sie bei ihm in keine richtige Erregung kommen.

Langeweile in der Beziehung-
ein häufiges Thema in der Sexualtherapie

Mit Ihrem Problem stehen Sie nicht allein da. Langeweile in der Beziehung gehört zu den häufigen Gründen, warum Menschen sich Rat bei einem Sexualtherapeuten holen.

Viele Paare erleben die erste Zeit der Beziehung als unvergleichbar spannenden Moment -der er ja auch ist- und verbinden damit die Erwartung, dass diese Spannung niemals nachläßt.

Wenn sich dann im Laufe der Jahre so etwas wie Routine einstellt, bewerten viele Menschen das als negativ.

Langeweile in der Beziehung-
Routine kann auch positiv sein

Dabei ist auch die genau umgekehrte Bewertung von Routine in der Partnerschaft möglich: aus der Anfangsspannung kann sich durch Routine auch Vertrautheit entwickeln, das Wissen, den Partner sehr gut zu kennen und sich daher auf ihn in jeder Beziehung verlassen zu können.

Diese Vertrautheit bietet die Chance, beim Partner auch kompliziertere Themen anzusprechen, die in der Anfangszeit vielleicht nie zur Sprache kamen: so etwa das Thema unterschiedlicher Bedürfnisse.

Was in der Anfangszeit möglicherweise als Affront gewirkt hätte („Ich will etwas anderes als du!“, „Ich empfinde etwas anders als du!“), kann in der späteren Phase der größeren Vertrautheit auch ausgesprochen werden. Sollte es sogar- denn langfristig kann keine Partnerschaft funktionieren, wenn ein oder beider Partner dauerhaft sich mit ihren eigenen Vorstellungen zurückhalten, bloß um dadurch die Gemeinsamkeit nicht zu gefährenden.

Langeweile in der Beziehung-
die Entdeckung der Unterschiedlichkeit

Die Entdeckung der Unterschiedlichkeit kann ein gutes Mittel gegen mögliche Langeweile in der Beziehung sein.

Dadurch, dass die Partner in der Beziehung ihre unterschiedliche Interessen haben, stellt sich immer wieder neu die Frage, wie die Partnerschaft zwischen den beiden Polen Gemeinsamkeit und Einzelinteressen der Partner neu auszubalancieren ist- eine Aufgabe, die in einer Beziehung auch über Jahrzehnte hinweg immer wieder neue Herausforderungen mit sich bringt.

Langeweile in der Beziehung-
Patentlösungen gibt es nicht

Langeweile in der Beziehung wurzelt letztlich darin, dass die Partner sich aus irgendeinem Grunde damit zufrieden geben, in der Beziehung nicht mehr ihre eigenen Bedürfnisse immer wieder neu aushandeln zu wollen.

Dafür kann es die unterschiedlichsten Gründe geben, wie zum Beispiel:

  • Die Partner haben ein sehr hohes Ideal von ihrer Beziehung und glauben, keine unterschiedlichen Interessen haben zu dürfen
  • Die Partner haben Angst, die Beziehung könnte eine Auseinandersetzung um unterschiedliche Interessen nicht überleben und halten daher lieber an dem Zustand fest, in dem sich die Beziehung gerade befindet
  • Die Partner wissen schlicht und ergreifend selber nicht, was ihre persönlichen Interessen eigentlich sein könnten.

Die Gründe können also sehr vielfältig sein, warum in einer Partnerschaft nicht offen über unterschiedliche Interessen ud Bedürfnisse gesprochen werden kann. Klar ist jedoch: Wenn ein solcher Stillstand erst einmal eingetreten ist, wird die Beziehung langweilig.

Es gibt keine Patentrezepte, wie ein solcher Stillstand – und damit auch die Langeweile- überwundern werden kann. Schließlich sind alle Menschen verschieden und auch jede Beziehung anders. Was für die einen eine passende Lösung ist, muss nicht automatisch für die anderen passen.

Langeweile in der Beziehung-
Kommunikation als Lösungsansatz

Letztlich können nur Sie und Ihr Partner das Problem lösen- indem Sie beide herausfinden, ob und wie Sie Ihre jeweils eigenen Bedürfnisse und Ihre Partnerschaft miteinander verbinden können.

Wichtigstes Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, wird es sein, dass Sie mit Ihrem Freund offen darüber reden, was er und was Sie selbst benötigen, um sich in Ihrer Beziehung wohl zu fühlen.

Dabei kann es sein, dass das ganz unterschiedliche Punkte sind. Von seiner Seite reicht vielleicht tatsächlich die immerwährende Wiederholung von Essen, Kuscheln, Schlafen. Von Ihrer Seite besteht dagegen das Bedürfnis nach Abwechslung, nach Ausgehen, nach Kontakt zu weitere Freunden.

In dem Moment, wenn Sie diese Unterschiedlichkeit wechselseitig anerkennen und trotz dieser Unterschiedlichkeit nach Wegen suchen, dass auch Ihre Gemeinsamkeit ihren Platz behält, dürfte es mit der Langeweile in der Beziehung vorbei sein.

Langeweile in der Beziehung-
Wie eine Therapie helfen kann

Die Entdeckung der Unterschiedlichkeit fällt vielen Paaren sehr schwer-zum Beispiel:

  • weil die Partner ihre jeweils eigenen Bedürfnisse nicht kennen bzw. nicht kommunizieren können
  • weil die Partner Schwierigkeiten haben, diese Unterschiedlichkeit überhaut wahrzunehmen
  • weil die Entdeckung der Unterschiedlichkeit so starke Konflikte auslöst, dass dadurch die Partnerschaft selbst in Bedrohung gerät.

Sollten Sie solche Schwierigkeiten in Ihrer Beziehung haben, könnte es sich -für Sie allein oder auch zu zweit- lohnen, in einige Sitzungen gemeinsam mit einem Therapeuten zu investieren.

Langeweile in der Beziehung-
die Klärung Ihrer eigenen Bedürfnisse

Bis jetzt wissen Sie vor allem, was Sie sich in Ihrer Beziehung nicht wünschen. Ein erster Schritt im Gespräch mit Ihrem Therapeuten könnte daher sein, dass Sie sich mehr darum kümmern, welche Erwartungen Sie grundsätzlich an Ihre Partnerschaft haben.

Dazu könnte die Klärung folgender Fragen beitragen:

  • Wie viel Zeit möchte ich gemeinsam mit meinem Partner verbringen und wieviel Zeit Brauche ich für mich alleine bzw. für die Interessen, die ich nicht mit ihm teile?
  • Was würde ich mit ihm in der gemeinsamen Zeit machen, wenn ich allein darüber bestimmen könnte?
  • Was möchte ich beim Sex in meinem Leben noch ausprobieren?
  • Welche sexuellen Fantasien machen mich an?
  • Wie sieht meine Wunschbeziehung in 10 Jahren aus?
  • Möchte ich mit meinem Partner irgendwann Kinder bekommen oder nicht?

Je genauer Sie Ihre eigenen Fantasien, Erwartungen und Wünsche (und die Ihres Freundes) kennen, desto mehr Möglichkeiten haben Sie, die eine oder andere Idee auch in Wirklichkeit umzusetzen.

Langeweile in der Beziehung hat oft auch den Grund, dass beide Partner nichts Neues mehr miteinander ausprobieren. Und das liegt wiederum vor allem daran, dass sie sich die jeweils eigenen Fantasien und Wünsche nicht mitteilen.

Kommunikation und offenes Aussprechen der eigenen Bedürfnisse ist also ein ganz wichtiges Mittel, um aus der Langeweile in der Beziehung herauszukommen.

Wenn Sie selbst anfangen, in der Partnerschaft neue Wünsche auszusprechen, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch Ihr Freund neue eigenen Ideen entwickelt. Und wenn das einmal so weit ist, ist das Thema Langeweile in der Beziehung ganz sicher wieder vom Tisch.

Wenn Sie dazu weitere Fragen haben, freue ich mich über Ihre Nachricht.

Mit freundlichen Grüßen
© M.Petery.
Dr. rer. hum. biol. Michael Petery

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Paartherapie und Eheberatung

Paarberatung online- Hilfe bei Partnerschaftsproblemen

Paarberatung online-
erste Hilfe bei Krisen in der Partnerschaft

Unzufriedenheit in der Beziehung ist ein Warnsignal, das immer ernst zu nehmen ist. Denn die Unzufriedenheit ist oft der erste Schritt zum Scheitern einer Partnerschaft- und das, obwohl beide Partner eigentlich gut zueinander passen und eine gemeinsame Zukunft haben können.

Lesen Sie mehr dazu:
Die 5 häufigsten Gründe für Unzufriedenheit in der Beziehung.

Für viele Probleme aus dem Bereich Sex und Partnerschaft kann eine Online-Paarberatung die entscheidende Hilfestellung sein. Es lohnt sich, die Sichtweise des Therapeuten als außenstehender Person hinzuzuziehen. Viele Fragen lassen sich bereits bei einer Paarberatung klären.

Dabei kann die Anfrage sowohl von einem Partner allein wie auch gemeinsam gestellt werden- ganz so, wie es Ihr Bedürfnis ist.

Paarberatung online-
die wichtigsten Vorteile

Oft ist es schwierig, für ein Problem einen Termin bei einem Paartherapeuten zu bekommen- besonders, wenn es sich eigentlich nur um eine einzige Frage handelt, die geklärt werden soll. Eine Online-Paarberatung kann hier eine gute Alternative sein und bietet gleich eine ganze Reihe an Vorteilen:

  • Die Beratungsanfrage kann jederzeit per Mail gestartet werden, der Beratungstermin erfolgt innerhalb weniger Tage.
  • Eine Paarberatung online ist auch für eine einzelne Frage möglich, ohne gleich eine Paartherapie beginnen zu müssen.
  • Es geht keine Zeit für Anfahrt und Warten verloren.
  • Die Beratung kann auch völlig anonym erfolgen.
  • Bei Bedarf ist es jederzeit möglich, einen zweiten Termin auszumachen- oder, wenn der Klärungsbedarf umfangreicher ist, einige Sitzungen Paartherapie hinzuzubuchen.

Paarberatung online-
Mögliche Themen

Eine Online-Paarberatung kann Ihnen eine erste Orientierungshilfe geben, wie Sie Ihr Problem selbst in den Griff bekommen können.
Dabei geht es, wie der Name sagt, um Beratung: So kommen Sie auf neue Ideen, an die Sie selbst vielleicht noch nicht gedacht haben. Und Sie erfahren, welches die nächsten Schritte zur Lösung Ihres Problems sein könnten.
Eine Online-Beratung kann keine Therapie ersetzen- aber abklären, ob eine Therapie nötig ist bzw. was eine Therapie an zusätzlicher Hilfe leisten könnte.

Mögliche Themen für eine Online-Paarberatung könnten zum Beispiel sein:

  • Beziehungsprobleme
  • Kommunikationsprobleme zwischen den Partnern
  • Sexualprobleme (z.B. Orgasmusschwierigkeiten)
  • Probleme mit der sexuellen Orientierung
  • Probleme bei der Partnersuche

Paarberatung online-
per Mail, Video oder Telefon

Paarberatung online ist ein einfacher Weg, sich kompetente Hilfe zu holen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

    • Paarberatung online- Anfrage per Mail und Antwort per Mail
      Sie senden mir Ihre Anfrage per Mail und Sie erhalten kostenlos und unverbindlich von mir ebenfalls per Mail einen Beratungsvorschlag mit Honorarangabe. Wenn Sie diesen Vorschlag annehmen wollen, bekommen Sie von mir eine Rechnung und gleich nach Zahlungseingang die Antwort auf Ihre Anfrage. Für eine durchschnittlich umfangreiche Anfrage entstehen dabei Kosten von 90 € inkl. MwSt.
  • Paarberatung online-
    Anfrage per Mail und Beratung per Video oder Telefon

    Gerne können wir auch einen persönlichen Online-Beratungstermin per Video oder Telefon ausmachen. Dazu schicken Sie mir bitte eine Mail, wann ich Sie am günstigsten im Festnetz erreichen kann. Ich rufe Sie dann kostenlos und unverbindlich an und wir können das weitere Beratungsverfahren absprechen. Für viele Fragen genügt es, einen einzigen Beratungstermin von 30 min auszumachen. Kosten auch hier: 60 € inkl. MwSt.Für eine 90min Sitzung Paartherapie/Paarberatung online oder in der Praxis 90 min (mit beiden Partnern) berechne ich 140 € inkl. MwSt. Der Zuschlag für Therapiestunden außerhalb der Praxiszeiten Mo-Fr 8-19 Uhr beträgt 50% des Honorarsatzes.

Für eine Anfrage erreichen schicken Sie mir bitte eine Mail.

Mit freundlichen Grüßen
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Als Paar können Sie mit mir auch einen persönlichen Termin (auch am Wochenende) in meiner Praxis in Hildburghausen bei Coburg ausmachen. Hier ist bei größeren Problemen z.B. auch ein 3×90 min Block möglich.

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Angst

Angst vor Therapie- und davor, über Probleme zu reden

Angst vor Therapie- weil ich
über mein Thema nicht sprechen kann

Angst vor Therapie- die Hauptschwierigkeit, sich Hilfe zu holen

Ein Erfahrungsbericht

Grundsätzlich möchte ich gern eine Therapie machen, weil ich im Bereich Sex einige Probleme habe.

Allerdings habe ich große Angst, einen Termin zu vereinbaren, weil ich glaube, darüber absolut nicht sprechen zu können.

Vor ein paar Jahren habe ich schon einmal eine Therapie bei einem Therapeuten begonnen. Da habe ich es einfach nicht geschafft, irgendetwas zu sagen. Ich konnte nicht einmal sagen, um was es überhaupt geht. Ich habe mich dafür sehr geschämt, war auch ärgerlich, für eine so eine verlorene Stunde so viel Geld bezahlt zu haben. Ich habe deswegen keinen Folgetermin vereinbart- und bin mit meinem Problem weiter allein geblieben.

Richtig schlimm ist, dass ich jetzt eine Freundin habe, mit der ich mich eigentlich sehr gut verstehe. ihn weiß aber, dass ich sie verlieren werde, wenn ich jetzt nicht bald etwas gegen meine Probleme tue.

Ich habe jetzt gleich doppelt Angst. Angst vor dem, was mich erwartet, wenn ich die Therapie mache. Und Angst davor, dass meine Freundin mich verläßt, wenn ich sie nicht mache. Richtig blöd!

Aber ich habe überhaupt keine Idee, wie ich aus dieser Zwickmühle wieder herauskommen soll…

N.N.

Angst vor Therapie- und gleichzeitig davor,
keine Therapie zu machen

Hallo,

Einerseits haben Sie das Gefühl, dass eine Therapie Ihnen helfen kann, insbesondere auch dabei, Ihre Freundin zu behalten, andererseits haben Sie große Angst vor dem, was Sie in einer Therapie erwartet und insbesondere davor, über Ihr Problem überhaupt nicht sprechen zu können.

Angst vor Therapie- Anzeichen dafür,
dass die Therapie sich lohnen kann

Den meisten Menschen, die eine Therapie anfangen, geht es wahrscheinlich ähnlich wie Ihnen. Es gibt nur wenige, die eine Therapie einfach nur aus Neugier und ohne irgendwelche ambivalenten Gefühle anfangen.

Denn einerseits ist da das Bedürfnis, das Problem anzugehen, andererseits und gleichzeitig das Gefühl, genau dieses eigentlich nicht zu wollen. Und insbesondere bei einer Sexualtherapie kann dan auch noch das Gefühl der Scham dazukommen, was es nicht lkeicht macht, die eigenen Probleme anzusprechen.

Wenn ein solcher Zwiespalt vorliegt, zeigt das in gewisser Hinsicht, dass tatsächlich eine Therapie sinnvoll sein kann:

  • Das Problem ist offenbar so groß, das man alleine keine Lösung bereit hat
  • Die eigene Motivation, das Problem allein und ohne Unterstützung anzugehen, ist eher gering.
  • Gleichzeitig gibt es wichtige Gründe, das Problem jetzt anzugehen.

In genau so einen Fall ist Psychotherapie das Mittel der Wahl.

Angst vor Therapie-
Das Vertrauen zum Therapeuten ist wichtig

Gerade weil ein gewisses Mass an Angst vor der Therapie durchaus zu Beginn einer Therapie völlig normal ist, ist es wichtig, dass die Beziehung zum Therapeuten stimmt. Suchen Sie sich also einen Therapeuten, der zu Ihnen passt.

Es ist keine Schande, nach einem ersten Kennenlernen zum Entschluß zu kommen, bei einem Therapeuten nicht weitermachen zu wollen. Viele Therapeuten bieten daher einen ersten Termin kostenlos und unverbindlich an: Sie brauchen also nur dann weiterzumachen, wenn Sie sich bei Ihrem Therapeuten wohlfühlen.

Angst vor Therapie-
Große Themen brauchen ihre Zeit

Es kann auch sinnvoll sein, die erste oder vielleicht sogar die ersten Sitzungen ganz bewußt noch gar nicht über das eigentliche Problem zu sprechen. Manche Dinge brauchen eben Zeit. Und es ist besser, sich für die Bearbeitung eines großes Themas genügend Vorlauf zu nehmen als sich an die großen Themen in seinem Leben niemals heranzutrauen.

Statt über das große Thema zu sprechen, können Sie mit Ihrem Therapeuten die Zeit auch dazu nutzen, sich erst einmal besser kennenzulernen. Sie könnten Ihrem Therapeuten zum Beispiel etwas über Ihre sonstige Lebensgeschichte erzählen, damit dieser dann später ein besseres Bild davon hat, welche Erfahrungen und Erlebnisse Sie insgesamt geprägt haben.

Sie können aber auch vereinbaren, erst einmal überhaupt nichts zu besprechen, sondern zum Beispiel gemeinsam Techniken einzuüben, die Ihnen helfen, mit Ihrer Angst besser umzugehen. Dazu können zum Beispiel Entspannungsübungen beitragen, von denen Sie ganz konkret auch in Ihrem Alltagsleben profitieren. Hier kann Ihnen Ihr Therapeut bestimmt verschiedene Vorschläge machen.

In einer guten Therapie bestimmen Sie selbst, was das Thema einer Sitzung sein soll und wann ein bestimmtes Problem zur Sprache kommt. Sie brauchen also keine Angst davor zu haben, dass Sie der Therapeut zu irgendetwas drängt, das Sie selbst nicht möchten.

Wenn Sie dazu weitere Fragen haben, freue ich mich über Ihre Nachricht.

Mit freundlichen Grüßen
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS. Vgl. auch den Artikel Was ist Sexualtherapie eigentlich?

Ängste
vor der Therapie?
Erektionsstörung
und Versagensangst
Gymnophobie- Angst
vor der Nacktheit
Sexualangst-
wenn sexuelle Sehnsucht zum Alptraum wirdt

Eifersucht- die ständige
Ansgt, ihn zu verlieren
Peinlicher Sex: die Angst,
etwas falsch zu machen

 

 

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Angst Erektionsstörung und Erektionsprobleme Impotenz und Frigidität Sexuelle Probleme

Erektionsstörung und Versagensangst

Erektionsstörung und Versagensangst-
Auch mit der Traumfrau geht nichts

Erektionsstörung
Als Jugendlicher hatte ich nie eine Freundin, mit der es zu richtigem Sex gekommen ist. Dazu dauerten diese Beziehungen nie lange genug.

Das erste Mal Sex hatte ich mit 20 Jahren. Das war ein ziemliches Fiasko, weil ich im Bett einfach keine richtige Erektion hinbekommen habe. Im Nachhinein kann ich mir das schon erklären: Im Grunde paßte diese Frau überhaupt nicht zu mir. Es ging mir eigentlich gar nicht um sie- ich wollte nur endlich meine erste sexuelle Erfahrung machen, und das ist dann gründlich daneben gegangen. Ziemlich peinlich!

Leider habe ich diese Erfahrung dann auch noch ein zweites Mal gemacht, mit einer Kommilitonin, mit der ich eine kurze Affäre hatte. Schon wieder eine blöde Erfahrung.

Jetzt habe ich eine neue Freundin, in die ich mich total verliebt habe. Was für mich richtig furchtbar ist: Auch bei ihr bekomme ich im Bett einfach keine Erektion. Dabei liebt sie mich, sie ist wunderhübsch und unglaublich zärtlich… Aber bei mir tut sich da unten einfach nichts. Das ist total heftig.

Erektionsstörung-
auch ohne körperliche Ursache

An körperlichen Ursachen kann es absolut nicht liegen. Ich onaniere regelmäßig, immer mit einer starken Erektion, ohne alle Probleme.

Wahrscheinlich ist das mittlerweile meine Angst, die mich dermaßen blockiert. Ich kann mich einfach nicht mehr fallenlassen. Sobald es Richtung Bett geht, denke ich nur noch, dass es bei mir nicht klappt und wir keinen Sex haben können.

Bis jetzt hat sie noch richtig viel Verständnis und ist total nett zu mir. Aber ich weiß nicht, ob nicht auch bei ihr der Geduldsfaden irgendwann reißt. Schließlich will sie ja gern Sex mit mir haben, und ich kann ihr das einfach nicht geben.

Ich habe schon nachgedacht, ob ich Viagra nehmen soll. Ob das ein Ausweg ist?

Selbst bin ich mir da nicht sicher. Schließlich hat mein Problem, wie gesagt, hundertprozentig KEINE körperliche Ursache.

Tobias K. (Name geändert)

Erektionsstörung-
Belastung für die Beziehung

Hallo Tobias,

obwohl Sie alleine beim Onanieren keine Erektionsprobleme haben, klappt es nicht, wenn Sie sexuellen Verkehr mit einer Frau haben wollen: so schon mit Ihren ersten zwei Bekanntschaften und jetzt wieder mit Ihrer neuen Freundin. Und das, obwohl Sie sehr verliebt sind.

Erektionsprobleme-
Medikamente lösen nur körperliche Probleme

Das Wichtigste vorweg: körperliche Impotenz ist nicht Ihr Problem. Von daher ist es unwahrscheinlich, dass ein Medikament wie Viagra überhaupt eine Wirkung bei Ihnen hat.

Viagra kann durch chemische Prozesse die sexuelle Erregung durch die Förderung der Blutzufuhr in den Schwellkörper des Penisverstärken- Voraussetzung für eine Wirkung ist allerdings, dass diese Blutzufuhr vorher gestört war. Wenn Sie also alleine keine Schwierigkeiten haben, in sexuelle Erregung zu kommen und die Erregung nur in Gegenwart Ihrer Freundin ausbleibt, kann ein Medikament wie Viagra kaum helfen.

Vgl. auch den ausführlichen Artikel: Ursachen für Erektionsprobleme

Erektionsprobleme-
Versagensangst als Ursache?

Da bei Ihnen körperlich offenbar alles in Ordnung ist, hat das Problem bei Ihnen wohl eine psychische Ursache, so wie Sie das schon selbst vermutet haben.

Erektungsstörung und Versagensangst, also die Angst, das es nicht klappen kann, reicht völlig aus, um zu erklären, dass es auch tatsächlich nicht klappt.

Dadurch entsteht ein sich selbst verstärkender Teufelskreis: jedes Mal, wenn es nicht geklappt hat, wird die Versagensangst noch größer. Und wenn die Versagensangst noch größer wird, kann es beim nächsten Mal noch weniger klappen.

Aus einem solchen Teufelskreis von Erektionsstörung und Versagensangst ist es sehr schwierig, ohne therapeutische Hilfestellung herauszukommen. Deshalb lohnt es sich für Sie ganz bestimmt, ein paar Therapiestunden zu nehmen- vielleicht auch gemeinsam mit Ihrer Freundin.

Erektionsstörung und Versagensangst-
Wie eine Sexualtherapie helfen könnte

Eine Sexualtherapie kann gezielt bei Erektionsproblemen helfen, die keine kler erkennbare körperliche Ursache haben.

1. Schritt: Psychischen Druck reduzieren

Ein erster Schritt könnte sein, Ihnen (und Ihrer Freundin) aufzuzeigen, dass Ihr Problem vielleicht gar nicht so riesige Dimensionen hat, wie Ihnen das auf den ersten Blick erscheint.

Wenn Sie selbst sicher sein können, dass es Ihrer Freundin mit Ihnen rundherum gut geht, ganz gleich ob Sie nun bei Ihr eine Erektion bekommen oder nicht, dann wäre das bereits ein erster Schritt, um dem Problem seine Bedrohlichkeit abzunehmen und den psychischen Druck zu reduzieren.

Es könnte also sinnvoll sein, wenn Sie Ihrer Freundin in nächster Zeit ab und an zu einem Orgasmus verhelfen, auch ohne selbst einen Orgasmus anzustreben.

Vielen Männern ist nicht klar, dass es durchaus möglich ist, mit einer Frau gemeinsam Sex zu haben, ohne dabei selbst eine Erektion und einen Orgasmus zu bekommen. Einzige Voraussetzung dafür ist, sich von den Vorstellungen des Normsex zu verabschieden, wonach beim Sex einzig der Koitus mit gemeinsamen Orgasmus zählt.

2. Schritt: an der Versagensangst arbeiten

Ein zweiter Schritt wäre die therapeutische Arbeit an Ihrer Versagensangst. Um hier ein geeignete Vorgehensweise zu finden, ist zuvor eine gründliche Klärung im therapeutischen Gespräch erforderlich. Wichtige Fragen könnten dabei sein:

  • Kennen Sie das Thema Angst auch aus anderen Bereichen Ihres Lebens?
  • Welche Normen gelten für Sie beim Sex?
  • Was würde passieren, wenn Sie Ihre Angst plötzlich nicht mehr hätten?

Parallel zu der inhaltlichen Arbeit am Thema Angst könnte Ihnen der Therapeut auch vorschlagen, Entspannungstechniken zu erlernen, die Ihnen generell helfen, innere Verspannungen aufzulösen.

Wenn Sie dazu weitere Fragen haben, freue ich mich über Ihre Nachricht.

Mit freundlichen Grüßen
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Uesachen
für Erektionsprobleme

Ejakulationsprobleme
Mein Freund kommt nicht

Was ist eigentlich
Impotenz?
Erektionsprobleme- wenn
die Frau zu kurz kommt
Erektionsstörung?
Ich will
mehr Sex als sie
Vorzeitiger Samenerguss-
Ejaculatio praecox
Erektionsstörung
und Versagensangst
Erektionsstörung?

 

 

Kategorien
Erektionsstörung und Erektionsprobleme Orgasmus und Orgasmusprobleme Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie

Was ist Sexualtherapie eigentlich? Geschichte, Methoden und Praxis

Die klassische Definition von Sexualtherapie

Die klassische Definition von Sexualtherapie (engl. sex therapy– daher auch im Deutschen manchmal die Bezeichnung Sextherapie) -in Anlehnung an Masters und Johnson, die beiden Pioniere der Sexualtherapie in den 60er Jahren- lautet: Sexualtherapie ist eine Strategie, um die sexuelle Funktionalität zu verbessern und sexuelle Störungen zu heilen.

Typische Aufgabenbereiche für die Sexualtherapie sind demnach die Behandlung von Störungen wie vorzeitiger Samenerguss (ejaculatio praecox), Potenzschwierigkeiten, Erektionsstörungen, Verlust des sexuellen Interesses und Schmerzen beim Sex (z.B. Vaginismus).

In weiterem Sinne kommen zu diesen körperlichen Symptomen dann noch die Therapie ungewöhnlichen oder abweichenden Sexualverhaltens dazu, wie etwa Paraphilien, Unsicherheit über die eigene Geschlechtszugehörigkeit, mangelndes sexuelles Selbstvertrauen oder zu starker Sexualtrieb (Hypersexualität).

Diese Definition von Sexualtherapie ist in mehrfacher Hinsicht problematisch:

  • Letztlich steht nur der Mann und sein körperliches Funktionieren im Vordergrund.
  • „Gesunder, normaler Sex“ wird streng normiert. Das klare Ideal ist der gemeinsame Orgasmus von Mann und Frau im Koitus- andere Formen von Sexualität werden als unreif oder abnorm abqualifiziert.
  • Homosexualität wird -zumindest in den Anfangsjahren der Sexualtherapie- als zu behandelnde Krankheit angesehen.

Diese Vorstellung von Sexualtherapie als Hilfe zur Beseitigung sexueller Funktionsstörungen wie z.B. Erektionsstörungen ist bis heute weithin verbreitet. Viele, auch aktuelle Lehrbücher der Sexualtherapie unterrichten körperliche Übungsmodelle für den Sex, mit denen Schritt für Schritt Mann und Frau zum gemeinsamen Orgasmus im Koitus hinerzogen werden sollen ( so etwa R. Maß, R. Bauer: Lehrbuch der Sexualtherapie, Stuttgart 2016, S.259ff).

Auf dem Weg zu
einer Neudefinition von Sexualtherapie

Die neueste Forschung zum Thema Missbrauch und sexuelle Traumatisierung (vgl. M. Büttner: Sexualität und Trauma, Heidelberg 2017) hat eine Vielzahl psychotherapeutisch relevanter sexueller Störungsbilder aufgezeigt, die weit über Orgasmusprobleme im Koitus von Mann und Frau hinausgehen.

So können zum Beispiel Schmerzstörungen, die nicht die Sexualorgane betreffen, ihren Ursprung in negativen sexuellen Erfahrungen haben. Andere Störungsbilder mit möglicher (Mit-)Ursache im sexuellen Bereich sind dissoziative Störungen, PTBS nach Missbrauchserlebnis, Depressionen, bipolare Störungen, Angststörungen, Zwangsstörungen, Substanzmissbrauch, Alkoholkrankheit, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie (Büttner, S.135ff).

Von daher schlage ich folgende Neudefinition von Sexualtherapie vor, wie ich sie selbst in meinem Ausbildungskurs in der Akademie für Sexualtherapie (AKST) unterrichte : Sexualtherapie ist ein psychotherapeutisches Hilfsangebot für Menschen mit Problemen im Bereich Sexualität.

Mit dieser Definition ist die Beschränkung der „klassischen“ Sexualtherapie auf die Behandlung von Schwierigkeiten von Paaren beim Vollzug des Koitus aufgegeben. Gleichermaßen ist Sexualtherapie nach dieser Definition kein körperliches Trainingsprogramm, welches den Klienten zu besseren oder intensiveren sexuellen Erfahrungen verhelfen könnte.

Sexualtherapie:
Das breite Spektrum der Angebote

Sexualtherapie ist in Deutschland (bis jetzt) kein geschützter Begriff, so dass sich mit „Sexualtherapie“ die unterschiedlichsten Konzepte und Methoden verbinden.

Das geht von universitärer Forschung bis hin zu Tantra-Gruppen-Seminaren mit körperlichen Erotik-Übungen, die mehr im esoterischen als im psychotherapeutischen Bereich verwurzelt sind., sowie Trainingsprogrammen, die durch Masturbationsübungen Abhilfe bei Erektionsstörungen versprechen. Dementsprechend sind auch die Ausbildungen der Therapeuten wie auch die Qualität der Veranstaltungen höchst unterschiedlich.

Wer sich also eine Sexualtherapie wünscht, tut gut daran, sich im Vorfeld zu informieren, was der jeweilige Anbieter eigentlich darunter versteht.

Sexualtherapie: historische Wurzeln

Die Beschäftigung mit Sexualität und den Möglichkeiten, den Umgang mit der eigenen Sexualität zu verbessern, ist so alt wie die Geschichte der Menschheit.

Eine ausgezeichnete Einführung dazu gibt der französische Philosoph Michel Foucault in seiner „Histoire de la séxualité“ (4 Bände veröffentlicht), deutsch unter dem Titel als „Sexualität und Wahrheit“ erschienen.

Anfänge in der antiken Literatur

Sexualtherapie: Freizügigkeit des Sexuallebens in der Antike

 

Freizügiger Umgang mit Sexualität in der Antike: Fresko aus Pompeji in der Casa del Centenario

Bereits im antiken Griechenland gibt es zahlreiche Schriften, die sich mit dem Thema „Was ist eine gesunde und lustbringende Sexualität?“ auseinandersetzen, so etwa Platon in seinem-übrigens sehr unterhaltsam zu lesendem- Dialog „Symposion“ (dt. „Das Trinkgelage“) oder Xenophon in seinem Werk „oikonomikos„. Im Zentrum steht hier der richtige Umgang mit der sexuellen Lust, die als prinzipiell kostbares Gut gesehen wird, mit dem aber sorgfältig zu haushalten ist.

Die restriktive Haltung der Kirche

Eine fundamentale Wende im Blick auf die menschliche Sexualität ergibt sich im frühen Christentum. Sexualität, die nicht direkt als Mittel zur Zeugung von Kindern im Rahmen der Ehe erfolgt, wird als Sünde und Abwendung von Gott gesehen, so etwa beim Kirchenvater Augustinus, der als junger Mann ein ausschweifendes Sexualleben führte und in seinen confessiones darüber ausführlich berichtet. Das Ideal ist der Verzicht auf Sexualität, die Keuschheit, wie sie insbesondere von den Amtsträgern der Religion gefordert wird.

Sexualtherapie- die restriktive Haltung der Kirche: Keuschheit als Lebensziel

 

Hans Memling: Die Keuschheit (Allegorie) 15. Jahrhundert

Diese christliche Sichtweise hat sich im europäischen Raum weithin bis ins 19. und 20. Jahrhundert gehalten, und wird insbesondere von der katholischen Kirche bis heute vehement aufrechterhalten.

Sexualtherapie erscheint in diesem Zusammenhang nur als Erziehungsmodell hin zum Koitus, der ausschließlich in der ehelichen Beziehung zwischen Mann und Frau seine Berechtigung hat. Andere Formen der Sexualität und insbesondere Homosexualität werden abgelehnt.

In evangelikalen Kreisen gibt es bis heute sogenannte „Konversionstherapien“, die homosexuelle Menschen zu Heterosexuellen umerziehen wollen. Solche „Therapien“ richten bei den Betroffenen schwere psychische Schäden an und sollen in Deutschland demnächst gesetzlich verboten werden. Siehe Beitrag Deutschlandfunk vom 19.6.2019.

Die Kritik der Aufklärung

Die Kritik an der rigiden Sexuallehre der Kirche wurde erstmals von den Philosophen der französischen Aufklärung formuliert. Einer der schärfsten Kritiker der kirchlichen Sexualmoral ist Marquis de Sade, der in seinen Werken erstmals Missbrauch durch kirchliche Würdenträger ausführlich (und sehr zynisch) darstellt, beispielsweise in seinem Buch „100 Tage von Sodom„.

Sexualtherapie- die Kritik der Aufklärung an der kirchlichen Sexuallehre (de Sade)

 

Zeitgenössische Illustration zu De Sade: Kleriker vergewaltigt Beichtkind.

Offiziell verlangt die Kirche Keuschheit und Enthaltsamkeit, tatsächlich ist der Klerus zu den schlimmsten Formen sexuellen Übergriffes fähig. Nicht Restriktion und rigide Moralität führen zum (sexuellen) Glück des Menschen, sondern ein lebensfroher und selbstbewusster Umgang mit Sexualität (vgl. den Roman „Juliette oder die Vorteile des Lasters“ von 1797.

Die Medizin des 19. Jahrhunderts

Die „bürgerliche Wende“ des 19. Jahrhunderts, wie sie etwa Mozart im Finale des Don Giovanni bereits 1787 aufzeichnet, bedeutet eine klare Abkehr von den als zu freizügig empfundenen Ideen der Aufklärung. Sexuelle Prüderie wird zur offen daher getragene Norm (bei gleichzeitiger Verletzung dieser Norm durch massive sexuelle Übergriffe etwa in Schulen, Klöstern oder gegenüber Untergebenen wie z.B. Dienstmädchen).

Jedes öffentlich gezeigte abweichende Sexualverhalten (wie z.B. die von Oscar Wilde gelebte Homosexualität) wird entweder kriminalisiert oder als Folge von geistiger Erkrankung gesehen.

Der Entdecker der Perversion: Richard von Krafft-Ebing

 

Richard von Krafft-Ebing : Die sexuelle „Perversion“ als Krankheit

Im Bereich der Medizin hat sich in diesem Kontext das Konzept von der sexuellen „Perversion“ entwickelt. Wichtigster Vertreter dieser Schulmeinung ist der österreichische Psychiater Richard von Krafft-Ebing, der 1875  in seinem Buch zur Sexualpathologie männliche Homosexualität als eine Form „verkehrter“, d.h. „perverser“ Sexualität interpretierte, die er als degenerative Erbkrankheit bezeichnete.

Sigmund Freud und die Behandlung sexueller Störungsbilder

Sigmund Freud als Urvater der Sexuaktherapie

 

Sigmund Freud- Urvater der Sexualtherapie

Sigmund Freud revolutionierte die medizinischen Theorien des 19. Jahrhunderts durch die Entdeckung, dass psychische Störungsbilder nicht notwendigerweise in einer körperlichen Krankheit begründet sein müssen, sondern die Ursache in eigenen Lebenserfahrungen, insbesondere aus der frühen Kindheit, haben können.

In der Arbeit mit seinen Patientinnen und Patienten (der „Gesprächskur“, aus der sich die spätere Psychoanalyse entwickelte), begegnete Freud eine Vielzahl von Geschichten sexueller Übergriffe.

Freud selbst, der zunächst an den realen Hintergrund dieser Schilderungen glaubte (und damit beinahe die moderne Traumatherapie begründet hätte), gab schließlich aber doch den gesellschaftlichen Erwartungen nach und bewertete solche Schilderungen als kindliche sexuelle Fantasien.

Sexualwissenschaft und Sexualtherapie
in Deutschland im 20. und 21. Jahrhundert

Im liberalen Umfeld der 20er Jahre entwickelte sich Deutschland zu einem Zentrum der Sexualwissenschaft. Magnus Hirschfeld gründete 1919 in Berlin das Institut für Sexualwissenschaft, das neben der Forschung gleichzeitig als Sexualberatungsstelle fungierte.

Magnus Hirschfeld

 

Magnus Hirschfeld- Pionier der Sexualtherapie

Hirschfeld leistete bahnbrechende Forschungsarbeit, um aufzuzeigen, dass Homosexualität eine gesunde und absolut gleichwertige Form menschlichen Sexualverhaltens neben der Heterosexualität ist. Schon 1931 musste Hirschfeld wegen offener Anfeindungen durch Nationalsozialisten Deutschland verlassen, sein Institut wurde 1933 geschlossen, Archiv und Bibliothek verbrannt.

Nach dem zweiten Weltkrieg gründete der Arzt und Sexualforscher Hans Giese die Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung (DGfS) und 1959 das Institut für Sexualforschung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. In diesem Rahmen wurde in den 70er Jahren das „Hamburger Modell“ der Sexualtherapie entwickelt.

Eine Nachfolgeeinrichtung für das von den Nationalsozialisten zerstörte Berliner Hirschfeld-Instituts entstand erst 1996 nach der Wende mit dem Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin an der Humboldt-Universität. Gemeinsam mit der Berliner Fachgesellschaft – der Deutschen Gesellschaft für Sexualmedizin, Sexualtherapie und Sexualwissenschaft (DGSMTV),- liegt der Schwerpunkt jetzt aber mehr auf Fragen der Sexualmedizin.

Das renommierte Frankfurter Institut für Sexualwissenschaft (gegründet 1973) unter Leitung von Volkmar Sigusch wurde 2010 geschlossen (vgl. den Bericht zur Schließung des Frankfurter Instituts für Sexualwissenschaft in der SZ)- ein Zeichen dafür, dass das Interesse an Sexualwissenschaft und Sexualtherapie in Deutschland deutlich zurückgegangen ist.

Aktuell kommen sexualtherapeutische Themen in allen drei Regelverfahren zur Ausbildung psychologischer Psychotherapeuten (Psychoanalyse, Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch-fundierte Therapie) de facto kaum oder gar nicht vor.

Sexualtherapie gehört nicht zu den Regelleistungen der Krankenkassen. Betroffene müssen Therapiestunden bei freien Therapeuten nehmen und persönlich bezahlen.

Sexualtherapie:
Die bekanntesten heutigen Therapieverfahren
Masters und Johnson

Der amerikanische Arzt William Masters und seine Mitarbeiterin Virginia Johnson revolutionierten in den 60er Jahren die Sexualforschung. Bis heute ist das von Ihnen entdeckte Modell der vier Stufen der sexuellen Erregung eine bahnbrechende Entdeckung der Sexualwissenschaft.

Kritischer werden heute ihre therapeutischen Ansätze gesehen, die Sexualität nahezu ausschließlich auf den gelungenen Orgasmus von Mann und Frau im Koitus reduzierten (vgl. meinen Artikel über Normsex). Dabei handelt es sich um schrittweise praktizierte sexualtherapeutiche Übungen (Sensate Focusing), die vom gegenseitigen Betrachten und Zeigen des nackten Körpers bis hin zum Koitus führen.

Dieses Modell wird bis heute in Abwandlungen weitergelehrt, so etwa im Lehrbuch der Sexualtherapie von Reinhard Maß und Renate Bauer (Stuttgart 2016).

Systemische Sexualtherapie

Hauptvertreter der systemischen Sexualtherapie in Deutschland ist Ulrich Clement. Auch er arbeitet ausschließlich mit heterosexuellen Paaren: „Mein Konzept einer systemischen Sexualtherapie setzt beim Unterschied des Begehrens der beiden Partner an.“ (U. Clement: Systemische Sexualtherapie. Stuttgart 2004, S.8)

Ein wichtiges von ihm entwickeltes Werkzeug ist das „Ideale sexuelle Szenario“ (ISS), in dem jeder Partner seine idealen und egoistischen sexuellen Wünsche aufschreibt und sie -nach eigenem Willen- im Rahmen der Therapie dem Partner gegenüber schrittweise offenlegt.

Das Hamburger Modell

Vielleicht am bekanntesten in Deutschland ist das „Hamburger Modell“ der Sexualtherapie, entwickelt am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf seit den 70er Jahren durch G. Arantewicz und G. Schmidt. Ziel ist vor allem die Auflösung von Erwartungsdruck und Versagensangst, die z.B. zu Erektionsschwierigkeiten und anderen sexuellen Problemen führen können.

Therapeutisch steht die Arbeit mit Paaren im Vordergrund, wobei die praktischen Übungen des Sensate Focusing nach Masters und Johnson für das Hamburger Modell in leichter Abwandlung übernommen wurden.

Störungsbildorientierte Sexualtherapie

Nach meiner eigenen Erfahrung begeben sich heute deutlich mehr Einzelpatienten und Patientinnen in eine Sexualtherapie als Paare. Die Störungsbilder, mit denen KlientInnen in die sexualtherapeutische Praxis kommen, sind deutlich breiter aufgestellt und beschränken sich nicht auf sexuelle Funktionsstörungen wie Erektionsstörungen oder Orgasmusprobleme.

Deswegen berücksichtige ich in meinen eigenen Fortbildungen an der Akademie für Sexualtherapie (AKST) nicht nur die „klassischen“ körperlichen sexuellen Störungsbilder, sondern auch Hypersexualität, sexuelle Zwangsstörungen und viele andere Gründe für sexuelle Probleme und Probleme im Bereich der Partnerschaft.

Mein Vorschlag ist, sich wieder auf die Ursprünge der Sexualtherapie zurückzubesinnen, wie sie von Sigmund Freud und Magnus Hirschfeld entwickelt wurden und die sehr viel stärler auf das Individuum und den Einzelpatienten ausgerichtet waren als das Therapiemodell von Masters und Johnson, das vor allem das sexuelle Funktionieren des Paares in den Blickpunkt genommen hatte.

Wichtig erscheint mir auch, Sexualtherapie nicht ausschließlich als ein Therapieverfahren zu sehen (etwa im Sinne des Sensate Focusing), wo nach festen Vorgaben die Abfolge bestimmter Übungen oder das Durcharbeiten eines vorgefassten Manuals Grundlage der Behandlung werden könnte.

Ich plädiere daher für eine „Störungsbildbezogene Sexualtherapie“, die den Klienten und die Klientin in den Focus stellt und das, was diese als sexuelles Problem in die Praxis mitbringen. Eine genaue Diagnosestellung (nach den Kriterien der ICD-10 und den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation WHO) ist meines Erachtens unverzichtbar, um dann je nach Störungsbild die geeignete therapeutische Methode zu nutzen (z.B. kognitive Verhaltenstherapie, Suchttherapie, Traumatherapie etc.).

Was ist eine sexuelle Störung?

in der sehr von der Medizin geprägten Sicht in den 60erJahren lag der Focus der Sexualtherapie bei den körperlichen sexuellen Funktionsstörungen, also bei der erektilen Dysfunktion (Erektionsstörung), beim vorzeiten Samenerguss (ejaculatio praecox) und beim Vaginismus (Scheidenkrampf).

Therapieverfahren, die in dieser Zeit ihre Wurzeln haben (Sensuate Focusing, aber auch Hamburger Modell) sehen sexuelle Störungen vor allem als ein körperliches Problem, das durch bestimmte Übungen nicht unbedingt geheilt, aber doch gelindert werden kann.

In der Sexualtherapie ist der sehr viel breitere Ansatz bei der Behandlung sexueller Störungen, wie er in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts etwa bei Sigmund Freud oder Magnus Hirschfeld selbstverständlich war, weithin verloren gegangen.

Die verengte Definition „Sexuelle Störung = körperliche Funktionsstörung“ kann nach den neueren Erkenntnissen der Psychosomatik so nicht aufrechterhalten werden.

Körperliche sexuelle Probleme können psychische Ursachen haben: und diese Ursachen (wie z.B. eine depressive Episode) können durch körperliche Übungen nicht zielgerecht behandelt werden.

Daher plädiere ich für eine umfassendere Definition sexueller Störungen: Eine sexuelle Störung ist ein Problem, das einen Menschen oder ein Paar daran hindert, Sexualität genussvoll leben zu können. Eine solche Störung kann sich körperlich und/oder psychisch manifestieren.

Die Notwendigkeit der medizinischen Abklärung bei sexuellen Störungen

Eine wichtige Voraussetzung ist bei allen sexuellen Störungen im Vorfeld jeder Sexualtherapie zu prüfen: Viele Probleme im Bereich der Sexualität haben nicht nur psychische Gründe, sondern auch körperliche Ursachen (z.B. unentdeckte Diabetes). Deshalb ist immer auch die medizinische Seite zu checken, bevor mit einer Psychotherapie begonnen werden kann.

Eine sexualtherapeutische Beratung oder eine Sexualtherapie, die mögliche medizinische Hintergründe außer Acht lässt oder gar von ärztlichen Untersuchungen abrät, ist absolut unverantwortlich.

Die häufigsten sexuellen Störungen
und ihre Ursachen

Nachfolgendes Schema zeigt die häufigsten sexuellen Störungen und sexuellen Probleme, wie ich sie selber bei meinen Klientinnen und Klienten in der Praxis erlebe. Angeführt sind auch mögliche ursächliche Störungen.

So können zum Beispiel körperliche sexuelle Funktionsstörungen, für die es keine medizinische Ursache gibt, die psychische Ursache in Angststörungen, Depressionen, Suchterkrankungen oder Missbrauchserfahrungen haben.

Und je nach Ursache gilt es, ein völlig unterschiedliches therapeutisches Vorgehen zu wählen: So wäre etwa bei einer Depression zunächst ein verhaltenstherapeutisches Aktivierungsprogramm mit anschließender Bearbeitung negativer Kognitionen erforderlich. bei einer Traumafolgestörung infolge von Missbrauch dagegen eine behutsame Form der Traumatherapie, die zuallererst auf die emotionale Stabiliierung des Klienten/der Klientin zielt und dann Schritt für Schritt Umgangsformen mit dem traumatischen Erlebnis vorbereitet.

Störungsbildorientierte Sexualtherapie Dr. Michael Petery

Verbreitung sexueller Störungen

Sexuelle Störungen kommen sehr häufig vor: bei allen Geschlechtern und in allen Lebensaltern. Wahrscheinlich gibt es sehr wenig Menschen, die in ihrem Leben niemals zumindest zeitweise unter einer sexuellen Störung leiden.

Hauptursache für sexuelle Störungen sind neben medizinischen Gründen wie etwa hormonellen Störungen vor allem falsche Vorstellungen über ich selbst und die eigene Sexualität. Insbesondere das Idealbild vom Normsex kann zu einem nicht erfüllbaren Leistungsdruck im Gebiet der Sexualität führen und dadurch sexuelle Störungen auslösen.

Nachdem etwa 10% der Bevölkerung in Deutschland sexuelle Missbrauchserfahrungen in der Kindheit machen mussten, liegt hier eine weitere häufige Ursache für sexuelle Störungen vor, die sich als Sexualangst, aber auch als Hypersexualität äußern kann. Ebenfalls ist nach einem Trauma durch Missbrauch bei Betroffenen ein Leidensdruck durch sadistische oder masochistische sexuelle Wünsche möglich, die als nicht der eigenen Person zugehörig empfunden werden.

Was passiert eigentlich bei einer Sexualtherapie?
Unterschied Sexualberatung und Sexualtherapie

>Sexualberatung und Sexualtherapie (oder auch: Paarberatung und Paartherapie)- das sind Begriffe, die zwar sehr ähnlich klingen, aber etwas völlig anderes bedeuten. Eine Beratung darf jeder und jede frei auf dem Markt anbieten- ohne irgendwelche Ausbildung oder anderen Qualitätsstandards oder formale Voraussetzungen.

Eine solche psychologische Beratung darf aber nur psychisch gesunden Menschen angeboten werden. Beratung kann helfen, äußere schwierigen Lebensumstände besser in den Griff zu bekommen (z.B. organisatorische Schwierigkeiten nach dem Umzug in eine andere Stadt). Wenn es aber nicht um solche äußeren Umstände geht, sondern um psychische Störungen (z.B. Gefühl der Niedergeschlagenheit und Depression nach einem solchen Umzug), dann muss der Berater/die Beraterin die eigene Tätigkeit beenden und zur psychotherapeutischen Behandlung weiterschicken.

In der Praxis ist es so, dass nur sehr wenig psychisch rundum gesunde Menschen eine psychologische Beratung benötigen. Das gilt erst recht im Bereich Sexualität. Wer sexuelle Probleme mit sich oder in der Partnerschaft hat, benötigt also keine Sexualberatung, sondern definitiv eine Sexualtherapie.

Sexualtherapie-
Einzeltherapie oder Paartherapie?

Bei sexuellen Problemen, die ein Paar betreffen, ist es grundsätzlich am besten, beide Partner sind bei der Therapie gleichermaßen dabei.



Es ist vor allem wichtig, dass beide von Anfang an gleichermaßen beteiligt sind. Ein guter Therapeut wird sich die Vereinbarung der allerersten Therapiestunde von beiden Partnern persönlich am Telefon bestätigen lassen, um sicher zu sein, dass hier nicht einer von beiden nur zur Therapiestunde „mitgeschleift“ wird. Denn eine Paartherapie kann nur dann sinnvoll sein, wenn beide Partner sich die Therapie gleichermaßen wünschen.

Natürlich gibt es aber auch Fälle, wo es nicht möglich ist, den Partner für die Therapie zu gewinnen oder wo es um Themen geht, die tatsächlich nur einen Einzelklient bzw. eine Einzelklientin betreffen (z.B. sexuelle Zwangsgedanken). In solchen Fällen ist natürlich eine Einzeltherapie die richtige Lösung.

Ablauf und Setting einer Sexualtherapie:
in der Praxis, am Telefon und Online-Beratung

Grundsätzlich gilt bei einer guten Therapie, dass der Klient bzw. die Klientin mit ihren Wünschen den Vorrang vor starren Ideen von Seiten des Therapeuten haben.

Das beginnt schon beim Setting, also den äußeren Rahmenbedingungen. Der Klient bzw. die Klientin wählen, ob sie jede Stunde lieber persönlich in die Praxis kommen oder ob Gespräche per Telefon oder Video als Online-Beratung für sie passender sind. Verschiedene Studien zur Therapieforschung haben gezeigt, dass es hier keine qualitativen Unterschiede hinsichtlich des Therapieerfolgs gibt. Und viele Menschen sprechen leichter über sexuelle Themen am Telefon als beim direkten Gespräch in der Praxis.

Üblicherweise vereinbare ich mit meinen Klienten und Klientinnen erst einmal eine einzige gemeinsame Sitzung. Danach können wir dann gemeinsam überlegen, ob weitere Sitzungen folgen sollen. Schließlich ist ein gutes menschliches Miteinander die wichtigste Voraussetzung für eine gelingende Therapie (weit wichtiger als die angewendeten Therapieverfahren!), Und nur wenn dieses Miteinander stimmt, macht es Sinn, weitere Sitzungen zu vereinbaren.

Eine gute Diagnostik
als Grundlage der Sexualtherapie

Die erste oder möglicherweise auch die ersten Stunden einer Therapie dienen dazu, eine gute Diagnostik zu unternehmen (psychologische Anamnese) und genau festzustellen, ob bzw. psychische Störungen hinter den sexuellen Problemen eines Einzelklienten oder eines Paares stehen können.

Wichtigstes Werkzeug dazu ist das therapeutische Gespräch, in welchem z.B. nach der Biografie, nach möglichen Vorerkrankungen, nach Besonderheiten in der Herkunftsfamilie gefragt wird. Ergänzend können auch Fragebögen als Hilfsmittel genutzt werden, wie z.B. in der BDI-Fragebogen Becksches-Depressions-Inventar), um das Vorhandensein bzw. den Schweregrad einer Depression beurteilen zu können.

Eine genaue diagnostische Abklärung ist wichtig, um die methodischen Grundlagen für die Therapie zu legen. So ist z.B. bei einer Depression, welche Ursache für Potenzprobleme ist, eine enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt notwendig und therapeutisch wird es zunächst um die Bekämpfung der Depression und der oft dazugehörenden negativen Gedanken gehen.

Sollte dagegen eine frühere Missbrauchserfahrung Ursache für aktuelle sexuelle Störungen sein, ist eine behutsame Traumatherapie ein möglicher Weg. Hier ist aber dringend darauf zu achten, nicht zu forsch und nicht zu schnell in der Aufdeckung des Traumas zu arbeiten, so wie das in älteren Therapieansätzen vielfach gemacht wurde. Denn durch therapeutische Hauruck-Methoden kann es zu einer Retraumatisierung (Rückversetzung des Klienten mitten hinein in das frühere traumatische Erlebnis) kommen, welche die Symptome nicht heilt, sondern nur noch weiter verstärkt.

Sexualtherapie auf Krankenkasse?

Leider bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland keine Sexualtherapie und keine Paartherapie, da dies als Problem der persönlichen Lebensgestaltung angesehen wird. Ausnahmen gibt es nur, wenn der Focus auf einer separat diagnostizierten psychischen Erkrankung liegt, wie z.B. einer Depression. Da aber setzt bei Kassenpatienten voraus, dass sie einen freien Therapieplatz bei einem psychologischen Psychotherapeuten mit Kassensitz finden, was in der Praxis oft mit 3-9 Monaten Wartezeit verbunden ist.

Sexualtherapie auf Krankenkasse?

Einige private Krankenkassen, die eine Heilpraktiker-Zusatzversicherung anbieten, übernehmen auch die Kosten für Psychotherapiestunden nach Heilpraktikergesetz (allerdings nicht die gesetzlichen Krankenkassen wie AOK oder Barmer GEK). Hier lohnt es sich, im Vorfeld einer Therapie mit der Krankenkasse zu sprechen.

Viele Klienten und Klientinnen entschließen sich aber auch dazu, eine Sexualtherapie aus eigener Tasche zu bezahlen. Schließlich ist das der sicherste Weg um sicher zu stellen, dass die Behandlung außerhalb der therapeutischen Beziehung unbekannt bleibt und in keinerlei Akten verzeichnet wird.

Ziele einer Sexualtherapie
Eigene sexuelle Bedürfnisse erkennen

Viele Menschen haben Schwierigkeiten herauszufinden und zu formulieren, was ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse eigentlich sind. Oft liegt das an rigiden sexuellen Normen, die möglicherweise schon in der Kindheit durch elterliche oder religiöse Erziehung verinnerlicht wurden.

Manche Menschen haben Angst vor eigenen sehr starken sexuellen Fantasien- und glauben fälschlicherweise, dass jeder Mensch seine sexuellen Fantasien früher oder später komplett ausleben werde. Aus Sicht der Sexualtherapie ist es völlig in Ordnung, sich heftigen sexuellen Fantasien hinzugeben, wenn diese Genuss bereiten und niemandem schaden.

Manchmal liegt das Problem mit eigenen sexuellen Bedürfnissen auch an der Vorstellung, Sex müsse immer und über die ganze Lebenszeit gleich verlaufen- und jede Abweichung könnte heißen, sexuell hinter das zurückzufallen, was schon einmal erlebbar und möglich war.

Das ist insofern erstaunlich, als dass etwa beim Essen, einem durchaus vergleichbaren Grundbedürfnis des Menschen, niemand auf die Idee kommen würde, dass ein und der gleiche Mensch immer dasselbe essen müsste. Man kann durchaus hin und wieder mal Appetit auf einen Hamburger haben, obwohl man eigentlich ganz andere kulinarische Spezialitäten als Lieblingsessen hat.

Auf den Sex übertragen heißt das: Es kann Tage geben, an denen ich auf das „große Programm“ mit meinem Partner oder meiner Partnerin Lust habe- und es kann andere Tage geben, wo ich einfach nur kurz zur Entspannung masturbieren will. Und wieder an anderen Tagen möchte ich zwar gerne gestreichelt werden und kuscheln, brauche aber selbst auch in Gegenwart meiner Partners oder meiner Partnerin überhaupt keinen Orgasmus.

Die eigene Sexualität
kennenlernen und wertschätzen

Wenn ich mit meinem Sexualleben glücklich sein will, ist es wichtig, zu wissen, was hier und heute meine eigenen Bedürfnisse sind- so wie es auch im Restaurant schön ist, sich genau das auf der Karte auszusuchen, worauf man gerade besonders Lust hat.

Es ist wichtig, die eigene Sexualität als positiv und passend anzunehmen. Wer als Mann unbedingt so sein will wie ein Pornostar, entwertet seine eigene Sexualität und kann nichts anderes erleben außer Enttäuschungen. (Zumal er sich von einem Traumbild der Pornoindustrie hat täuschen lassen: Pornofilme sind Zusammenschnitte aus vielen Einzelszenen, die oft an mehreren Tagen gedreht wurden- und definitiv kein Abbild der Realität!)

Aus Sicht der Sexualtherapie ist es ein großer Vorteil, selbst masturbieren zu können. Dadurch habe ich Erfahrung mit meinem eigenen Körper und kann immer wieder austesten, was mich auf körperlicher Ebene besonders erregt. Zudem bin ich auf diese Weise ein Stück weit von meinem Partner/meiner Partnerin unabhängig- und nicht komplett darauf angewiesen, sexuelle Befriedigung nur gemeinsam finden zu können. Der gemeinsame Sex ist schöner, wenn er nicht unter dem kompletten Druck der Bedürfnisbefriedigung stattfindet!

Über sexuelle Themen sprechen lernen

Eines der wichtigsten Ziele einer Sexualtherapie ist es, über sexuelle Themen und insbesondere über die eigenen sexuellen Bedürfnisse sprechen zu lernen.

Viele Menschen schämen sich, vor dem eigene Partner, eigene sexuelle Bedürfnisse und Fantasien auszusprechen- oft aus Angst, lächerlich zu wirken oder zurückgestoßen zu werden, manchmal auch, weil die eigenen Bedürfnisse und Fantasien den eigenen Vorstellungen von den eigenen sexuellen Normen widersprechen.

Die Unfähigkeit, eigene sexuelle Bedürfnisse kommunizieren zu können, ist Hauptursache für die meisten sexuellen Probleme. Sogar körperliche Probleme, wie etwa vorzeitiger Samenerguss oder ausbleibender Orgasmus, haben meist die Wurzel in Versagensängsten, die damit zu tun haben, mit dem Partner nicht offen über die eigenen Bedürfnisse sprechen zu können. Hier ist definitiv eine Sexualtherapie gemeinsam mit dem Partner/der Partnerin der richtige Weg, um solche inneren Blockaden aufzulösen.

Sexualität in der Partnerschaft
leben und genießen

Das wichtigste Ziel einer Sexualtherapie ist es, den sexuellen Akt mit dem Partner bzw. der Partnerin genießen zu können.

Diese Ziel bedeutet mehr als nur die Beseitigung körperlicher Fehlfunktionen. Es ist natürlich völlig in Ordnung, wenn eine ausbleibende Erektion durch einen Besuch beim Urologen und die Verschreibung von Viagra gelöst werden kann.

Viagnra und Cialis in der Sexualtherapie

 

Arzeimittel wie Viagra oder Cialis helfen nicht weiter, wenn psychische Probleme die eigentliche Ursache für Potenzstörungen sind. Bild: 6383665 olegdudko de.123rf.com-

Aber in vielen Fällen liegt das Problem nicht an der Biochemie und kann daher auch nicht mit Tabletten geheilt werden. Hier ist eine Sexualtherapie der einzige Weg, um weiter zu kommen.

Deswegen müssen in einem ersten Schritt mögliche psychische Erkrankungen ausgeschlossen werden, welche direkte Folgen auf die Sexualität haben, wie z.B. Depressionen, Suchterkrankungen, Traumafolgestörungen. In solchen Fällen wird sich die Therapie erst einmal in Zusammenarbeit mit dem Hausarzt erst einmal diesen Krankheitsbildern widmen- und meist werden die sexuellen Störungen dann im Zusammenhang mit der Heilung der Grunderkrankung von selber wieder verschwinden.

Wenn keine solche psychische Erkrankung im Hintergrund steht, haben die sexuellen Probleme entweder mit eigenen inneren Fehleinstellungen zu tun (siehe die beiden vorherigen Abschnitte) oder sie wurzeln in Konflikten, die in der Partnerschaft selbst liegen.

Mögliche Gründe für sexuelle Probleme können z.B. daran liegen, dass beide Partner feste Erwartungen an ihre „Performance“ haben und jede Abweichung davon als Enttäuschung oder Rückschritt in der Partnerschaft ansehen. Viele Paare haben Schwierigkeiten zu verstehen, dass Sex in der Anfangsphase einer Beziehung, die von der Verliebtheit geprägt ist (und damit auch von sehr viel Blindheit für das tatsächliche Wesen des Partners bzw. der Partnerin) etwas völlig anderes ist als der Sex, der sich im Laufe einer längeren Beziehung entwickeln kann.

Und auch wenn viele dem Sex in der Verliebtheitsphase möglicherweise jahrelang hinterhertrauern- viele Gespräche, diue ich selbst in meiner Praxis geführt habe, zeigen: „richtig guter Sex“ entsteht häufig erst nach mehreren Jahren in der Partnerschaft, wenn beide sich und den anderen rundum kennen und keinerlei Ängste mehr bestehen, miteinander offen und vertrauensvoll über den Sex zu kommunizieren.

Dazu kommt auch der biologische Gesichtspunkt, dass viele Frauen erst mit über 40 in die intensivste Phase sexueller Erregungsfähigkeit in ihrem Leben treten- deswegen ist es sinnvoll, gerade in dieser Zeit miteinander offen im Gespräch zu sein und genau dann vielleicht ganz neue Dinge im Sex auszuprobieren, für die die Zeit vorher noch nicht reif war.

Themen einer Sexualtherapie
Abhilfe bei sexuellen Funktionsstörungen

Der klassische Anlass, eine Sexualtherapie zu beginnen, sind sexuelle Funktionsstörungen wie z.B. erektile Dysfunktion (fehlende oder zu schwache Erektion des Mannes), Orgasmusprobleme bei Mann und Frau, Vaginismus (schmerzhafter Scheidenkrampf bei der Frau).

Wenn hier keine medizinischen Ursachen vorliegen (wie z.B. Hormonstörungen oder Störungen bei Neurotransmittern) sondern nur oder überwiegend psychische Gründe, dann kann eine Sexualtherapie dabei helfen, wieder Vertrauen in das Funktionieren des eigenen Körpers aufzubauen (durch Behandlung möglicher psychischer Störungen, die sich auf die Sexualität auswirken) und durch Gespräche und Übungen gemeinsam mit dem Partner/der Partnerin.

Die sexuelle Orientierung

Ein weiteres Thema in einer Sexualtherapie kann die Frage der eigenen sexuellen Orientierung sein. Es gibt viele Menschen, die sich in der von Ihrer Familie und ihrem sozialen Umfeld erwarteten Rolle als herterosexueller Mann oder heterosexuelle Frau nicht wohl fühlen.

Hier kann eine Sexualtherapie dabei helfen, die eigene Sexualität (z.B. Homosexualität, Transsexualität) besser zu begreifen und Wege zu finden, selbstbestimmt und frei auch im Bereich der Sexualität zu leben, so wie es für den betreffenden Menschen am besten passt.

Häufig geht es hier auch um den Umgang mit Scham und sozialen Ängsten, wie z.B.: Was sagen meiner Eltern/meine Freunde/meine Kollegen dazu, wenn ich mich offen zu meiner Form der Sexualität bekenne und wie gehe ich mit Äußerungen um, die nur wenig Verständnis für mich zeigen?

Umgang mit sexuellen Zwangsgedanken

Von der Frage nach der sexuellen Identität völlig unterschieden ist das Thema „sexuelle Zwangsgedanken“- auch wenn Betroffene häufig das Gefühl haben, es ginge hier um die gleiche Frage.

Sexuelle Zwangsgedanken sind definitionsgemäß Gedanken, die ich als unpassend für mich und als unangenehm empfinde. Typischerweise treten z.B. homosexuelle Zwangsgedanken bei Menschen auf, die in einer prinzipiell zufriedenstellenden heterosexuellen Beziehung leben bzw. zufriedenstellende heterosexuelle Erfahrungen gemacht haben und keine homosexuelle Partnerschaft wünschen.

Häufig entwickeln sich homosexuelle Zwangsgedanken im Rahmen einer depressiven Episode, die biochemisch gesehen ein organisches Problem, nämlich eine Hirnstoffwechselstörung, ist. Weil der Körper die schlechte eigene psychische Befindlichkeit aber nicht als biochemischen Mangelzustand an Serotonin deuten kann, sucht das Hirn nach möglichen Erklärungsmustern und bleibt dann häufig an einem für das Individuum besonders negativen Gedanken hängen. Das kann z.B. die ständige Angst sein, sich öffentlich zu blamieren- oder auch der Gedanke, die eigene Freundin/den eigene Freund verlassen zu müssen, weil man -ohne es zu wollen und ohne das sexuell aufregend zu finden- eigentlich homosexuell sei.

Bei einer solchen Störung sollte die Therapie zunächst einmal auf die Auflösung der Depression zielen (z.B. durch aktivierende Maßnahmen der kognitiven Verhaltenstherapie), und erst danach mögliche Ursachen und Auslöser bearbeiten.

Umgang mit sexuellen Ängsten und Schamgefühlen

Sexuelle Ängste können viele Ursachen haben. Sie können sich als Folge einer rigiden Sexualerziehung entwickeln, können im Zusammenhang einer Selbstwertproblematik stehen oder auch die Wurzel in sexuellen Missbrauchserlebnissen haben.

Sexuelle Ängste können als Angst vor der Nacktheit auftreten (Gymnophobie), aber auch als allgemeine Angst vor körperlicher und psychischer Nähe oder als Angst vor dem sexuellen Akt selbst.

In extremen Fällen können sexuelle Ängste sich steigern bis hin zu einem Ekelgefühl vor der Sexualität insgesamt. Da Ekel biologisch gesehen eine natürliche und gesunde Schutzreaktion ist, kann in solchen Fällen mit großer Sicherheit davon ausgegangen werden, dass eine Traumatisierung durch sexuellen Missbrauch die Ursache für die Ekelgefühle darstellt.

In weniger ausgeprägten Fällen können sexuelle Ängste als übersteigertes Schamgefühl auftreten. Schamgefühle entstehen, wenn die eigene Intimitätsgrenze verletzt wird- wenn wir uns bloßgestellt oder gedemütigt fühlen. Im sexuellen Bereich lassen auch solche Gefühle darauf schließen, dass unsere sexuellen Grenzen in der Vergangenheit nicht geachtet worden sind und uns das Schamgefühl davor schützen will, noch einmal in eine solche Situation zu kommen.

Ein solcher Schutz ist sicher sinnvoll und gut, wenn er uns vor sexuellen Übergriffen warnt, die wir nicht haben wollen. Schwierig ist es aber, wenn die Schamgefühle auch in der sexuellen Begegnung mit einem geliebten Partner oder geliebten Partnerin übermächtig sind und uns daran hindern, sexuellen Genuss zu empfinden.

Eine psychotherapeutische (traumatherapeutische) Behandlung ist in Fällen von Sexualangst, starken Schamgefühlen und sexuellem Ekel unbedingt sinnvoll- denn eine lustvoll erlebte Sexualität ist ein Stück Lebensqualität, auf das wir ansonsten verzichten würden.

Umgang mit negativen sexuellen Erlebnissen und Missbrauchserfahrungen

Wie schon in den voranstehenden Abschnitten aufgezeigt, spielen negative sexuelle Erlebnisse und Missbrauchserfahrung häufig eine Rolle, wenn es um sexuelle Probleme oder sexuelle Funktionsstörungen geht.

Hier ist eine behutsame Diagnostik gefragt, die nicht nur ein Nachforschen um des Nachforschens willen ist, sondern immer den Belastungsgrad des Klienten bzw. der Klientin im Blick hat und die Abwägung, ob und inwieweit das Bearbeiten traumatischer Erfahrungen die gegenwärtige Lebenssituation und sexuelle Zufriedenheit verbessern kann.

Psychotherapeutische Methoden
Therapeutische Gesprächsführung in der Sexualtherapie

Wichtigste Therapiemethode ist das Gespräch, in dem der Therapeut dem Klienten/der Klientin in wertschätzender Haltung zuhört und einfühlsam und offen auf dem Weg durch die Therapie begleitet.

Dabei ist es der Klient/die Klientin selbst, welche die Inhalte und auch das Tempo bestimmt, wie die Therapie vorangehen soll. Wissenschaftlich ist die Wirksamkeit dieser Grundprinzipien der Gesprächstherapie durch zahlreiche Studien erwiesen.

Behutsamkeit im Umgang mit sexuellen Themen ist unbedingt zu beachten. Brachiale Therapiemethoden, wie sie besonders in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts modern waren und die intensiv auf körperliche Berührungen setzten, haben sich nicht nur als wenig wirksam, sondern häufig sogar als gefährlich erwiesen. Denn gerade im Bereich Sexualität kann es zurückliegende traumatische Erfahrungen geben, die nicht durch brutale Therapiemethoden unvermutet wachgeschüttelt werden dürfen.

Sexualtherapie mit praktischen Übungen

So das im Rahmen einer Therapie sinnvoll ist, können Übungen in der Sexualtherapie eine schöne Ergänzung zu den Therapiestunden ergeben. Körperliche Übungen wie z.B. Sensate Focusing finden allerdings nie in Gegenwart des Therapeuten bzw. in den Praxisräumen statt, sondern werden dem Klienten/der Klientin bzw. dem Paar als Übung mitgegeben.

Eine erste praktiche Übung in der Sexualtherapie kann zum Beispiel die Aufgabe sein, eine Woche lang auf den Koitus zu verzichten und statt dessen intensive Streichelübungen zu machen, um gegenseitig ein neues Körpergefühl zu bekommen und zu lernen, dass körperliche Nähe auch ohne Koitus ein itensives sexuelles Erlebnis sein kann.

In der folgenden Therapiestunde können beide dann die Erfahrungen aus der „Hausaufgabe“ berichten und gemeinsam mit dem Therapeuten überlegen, welche Punkte besonders intensiv und positiv gewesen sind bzw. bei welchen Punkten vielleicht noch Verbesserungsbedarf besteht.

So lernen die Partner von Übung zu Übung sexuelle Bedürfnisse besser ausdrücken zu können- und bis zur nächsten Stunde vielleicht auch besser umzusetzen.

Mixed methods in der Sexualtherapie

Dazu ist es notwendig, dass dem Therapeuten ein breites Spektrum unterschiedlicher psychotherapeutischer Methoden zur Verfügung steht. Ich selber habe sehr gute Erfahrungen mit einer solchen mixed-methods-Herangehensweise gemacht.

Ein sehr wichtiger Punkt ist aus meiner Erfahrung, dass der Therapeut kein vorgefertigtes Programm in der Therapie abspielt, sondern, wie es der Psychiater Irvin Yalom (in seinem Buch „Der Panama-Hut“ einmal formuliert hat, „für jeden Klienten die passende Therapie neu erfindet“.

Je nach Klient und Klientin, aber auch je nach der aktuellen Situation in der Therapiestunde hier und jetzt arbeite ich selber mit Elementen der Gesprächstherapie (Carl Rogers), der Psychoanalyse (Sigmund Freud), der Gestalttherapie (Fitz Perls), der kognitiven Verhaltenstherapie, der Emotionsregulation (in Anlehnung an Ideen aus dem Bereich der dialektisch-behavioralen Therapie nach Marsha M. Linehan ) sowie des Achtsamkeitstrainigs und weiterer Therapiemethoden, die für bestimmte Störungsbilder speziell geeignet sind.

Ganzheitliche Sexualtherapie

Sexualtherapie ist in ihrer Gesamtheit hochkomplex. Auf körperlicher Ebene geht es um die Behandlung körperlicher sexueller Funktionsstörungen wie z.B. Erektionsstörungen oder Scheidentrockenheit.

Aber es wäre aus meiner Sicht ein therapeutischer Fehler, sich nur auf diese körperlichen Störungsbilder zu begrenzen. Genauso wichtig ist es, mögliche psychische Erkrankungen, die im Hintergrund als eigentliche Ursache stehen können, zu erkennen und therapeutisch (und ggf. auch medizinisch) zu behandeln, wie z.B. eine noch unerkannte Depression.

Für mich ist das eigentliche Ziel einer Sexualtherapie die ganzheitliche Sorge für eine glückliches Sexualleben– und dazu gehört nicht nur das gute Funktionieren des Körpers und psychische Gesundheit, sondern auch und vor allem ein gutes Verständnis für sich selbst und für den Partner. In diesem Sinne hat eine Sexualtherapie dann ihr Ziel erreicht, wenn sie zu einer gesteigerten Zufriedenheit im Sexualleben führt und damit zu einer Verbesserung der Lebensqualität des Klienten/der Klientin.

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Erektionsstörung und Erektionsprobleme Impotenz und Frigidität Orgasmus und Orgasmusprobleme

Erektionsprobleme- wenn die Frau ständig zu kurz kommt

Erektionsprobleme-
Dauererregung und doch kein Sex

Seit einem guten Jahr habe ich einen neuen Freund. Alles eigentlich prima- wir verstehen uns gut, haben viele gemeinsame Interessen, unternehmen viel miteinander… Mir gefällt auch seine Wärme und wie er es schafft, mir jeden Tag zu zeigen, dass er mich liebt.

Der einzige Haken: der Sex.

Seitdem wir uns kennen, hat er Schwierigkeiten, eine richtige Erektion zu bekommen. Egal, ob Handjob oder Blowjob, ich schaffe es nicht, ihn steif zu bekommen. Auch beim Koitus hält er nicht bis zum Orgasmus durch, muss seinen Penis irgendwann herausziehen und es sich selbst besorgen (wobei ihm auch das ein ziemliches Mass an Anstrengung abverlangt). Auf diese Weise komme ich selber beim Koitus nie zum Orgasmus, was mich ziemlich frustriert.

Ich brauche mittlerweile schon etwas Überwindung, um dieses Spiel jedes Mal wieder mitzumachen.

Mit einem solchen Mann das Leben teilen?

Was dazu eigentlich gar nicht passt, ist: Er wünscht sich jeden Tag Sex. Er steht irgendwie unter einer Dauererregung: Ich habe das Gefühl, dass es für ihn schon ausreicht, dass er mich nur sieht- und schon will er Sex. Mir selber würde, selbst wenn es ihm leichter fiele, zweimal die Woche durchaus ausreichen.

Auch wenn ich ihn sonst total gern mag: Richtig vorstellen kann ich es mir nicht, mit so einem Mann mein ganzes Leben zu verbringen. Ich hätte auch Angst, dass mir irgendwann ein Mann über den Weg läuft, der es einfach besser kann als er und dass ich dann nicht Nein sagen kann…

Mein Freund hat bei dem ganzen Rumgetue übrigens anscheinend gar kein Problem. Wenn ich ihm das mit seiner mangelnden Erektion sagen würde, empfände er das bestimmt nur als Kränkung und würde nicht zum Arzt gehen.

Kann das gut gehen, eine Beziehung, in der die Frau permanent sexuell unterversorgt ist? Wie soll man da jahrelang glücklich beieinander bleiben?

Yvonne S. (Name geändert)

Erektionsprobleme-
Grund für Auflösung der Partnerschaft?

Hallo Yvonne,

die Partnerschaft mit Ihrem neuen Freund hat viele gute Seiten: gemeinsame Interessen, viele Unternehmungen, Liebe und Wärme.

Nur beim Sex haben sie das Gefühl, ständig zu kurz zu kommen, da Ihr Freund weder durch Handjob, noch Blowjob, noch Koitus zum Orgasmus kommt, sondern nur durch Selbstbedienung. Sie selbst kommen durch den Koitus bei ihm auch nicht zum Orgasmus.

Das frustriert sie so sehr, dass Sie sich überlegen, ob sie beide überhaupt für eine langfristige Partnerschaft zueinander passen.

Erektionsprobleme-
eine medizinische Ursache?

Auch wenn es sicher kein Fehler ist, wenn Ihr Freund darüber einmal mit einem Arzt sprechen würde: Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Ihr Freund ein medizinisches Problem hat (Impotenz).

Schließlich ist er ja in der Lage, eine Erektion zu bekommen und, bei Selbstbedienung, auch einen Orgasmus. Auch Sie als Person üben so viel sexuellen Reiz auf ihn aus, dass er sehr leicht in sexuelle Erregung kommt.

Von daher glaube ich nicht, dass irgendeine medikamentöse Behandlung besondere Fortschritte bringen würde.

Erektionsprobleme-
ein Problem von ihm oder mit ihm?

So wie Sie das schildern, hat er -streng genommen- gar kein Erektionsproblem und auch kein Orgasmusproblem. Denn auf körperlicher Ebene funktioniert das ja, jedenfalls bei der Selbstbefriedigung. Er selbst sieht das offenbar auch so und will deswegen auch nicht zum Arzt gehen.

Dennoch haben Sie ein Problem mit ihm, da er im Sex nicht die Erwartungen erfüllt, die Sie an einen Mann stellen: Orgasmusfähigkeit bei Handjob, Blowjob und im Koitus.

Außerdem ist bei Ihnen beiden der Sex am Ende, sobald er durch Selbstbedienung seinen Orgasmus bekommen hat- und Sie bleiben danach unbefriedigt.

Erektionsprobleme-
Bleibt die Frau ewig unbefriedigt?

Offenbar haben Sie ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie für Sie funktionierender Sex aussieht (vgl. Artikel: Normen für den Sex). Sie erwarten von einem Mann die Orgasmusfähigkeit bei Handjob, Blowjob und im Koitus- und das kann Ihnen Ihr Freund nicht bieten.

Lösungswege

Grundsätzlich gibt es drei Veränderungsmöglichkeiten:

  1. Irgendwie schafft es Ihr Freund, die von Ihnen gewünschten Fähigkeiten doch noch zu bekommen.
  2. Sie finden einen Weg, wie Sie mit Ihrem Freund auch ohne Veränderung seiner Orgasmusfähigkeit befriedigenden Sex erleben können.
  3. Sie trennen sich von Ihrem Freund und suchen sich einen Mann, der diese Fähigkeiten hat.

Möglichkeit 1: Die Veränderung Ihres Freundes

Sexuelle Fähigkeiten können sich ändern. Es ist durchaus möglich, dass Ihr Freund irgendwann auch ohne Selbstbefriedigung zum Orgasmus kommt. Allerdings gibt es kaum einen Weg, das irgendwie herbeizuzwingen. Hier gibt es definitiv keine Patentlösung.

Es kann sein, dass Ihr Freund durch innere Versagensängste daran gehindert ist, durch die genannten Methoden zum Orgasmus zu kommen. In diesem Fall könnte möglicherweise eine psychotherapeutische Beratung weiterhelfen. Das geht aber nur, wenn Ihr Freund selbst sich das selber wünscht.

Es kann aber genauso gut sein, dass Ihr Freund für seinen Orgasmus rein körperlich genau die Form der Stimulation benötigt, die er sich nur selber in Form der Masturbation geben kann. Das erhebliche Mass an Anstrengung, das er auch selbst aufwenden muss, kann ein Hinweis darauf sein, dass sein Orgasmus tatsächlich ein so starkes Mass an Stimulation benötigt- und dass dafür die anderen Techniken einfach nicht ausreichen.

Möglichkeit 2: Neue Wege beim Sex

Bisher haben Sie den Sex mit Ihrem Freund als unbefriedigend erlebt. Ein Ansatz zu einer Verbesserung sind vielleicht folgende Überlegungen:

  • Was benötigen Sie selbst, um einen befriedigenden Orgasmus zu erleben?
  • Benötigen Sie unbedingt den Koitus und dazu den Samenerguss des Mannes, um einen befriedigenden Orgasmus zu erleben?
  • Kann es für Sie auch andere Möglichkeiten geben, zum Orgasmus zu kommen? Wie ließe sich eine solche Form des Orgasmus in Ihren gemeinsamen Sex einbeziehen: so dass Sie Ihren Orgasmus noch vor ihm erleben (eventuell auch im Koitus) oder danach (und dann nicht im Koitus)?

Gemeinsamer Sex kann durchaus anders aussehen als der „Normsex“ mit Orgasmus beider Partner beim Koitus.

Vielleicht haben Sie beide Lust, hier ein Stück weit zu experimentieren? Ich kann mir gut vorstellen, das es hier noch Möglichkeiten gibt, an die Sie vielleicht selbst noch gar nicht gedacht haben.

Bei einer solchen Entdeckungsreise zu neuen Möglichkeiten des sexuellen Miteinander kann es ggf. auch hilfreich sein, in ein paar Sitzungen bei einem Sexualtherapeuten zu investieren.

Möglichkeit 3: Die Trennung von Ihrem Freund

Das ist die Möglichkeit, die Ihnen in jedem Fall offensteht. Aber vielleicht wäre es schade, diesen Weg zu wählen, ohne nicht vorher alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben. Denn Sie und Ihr Freund passen offenbar in allen anderen Lebensbereichen sehr gut zueinander…

Wenn Sie dazu weitere Fragen haben, freue ich mich über Ihre Nachricht.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Uesachen
für Erektionsprobleme

Ejakulationsprobleme
Mein Freund kommt nicht

Was ist eigentlich
Impotenz?
Erektionsprobleme- wenn
die Frau zu kurz kommt
Erektionsstörung?
Ich will
mehr Sex als sie
Vorzeitiger Samenerguss-
Ejaculatio praecox
Erektionsstörung
und Versagensangst
Erektionsstörung?

 

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BDSM und Fetisch

BDSM Beratung, Psychotherapie und Sexualtherapie

BDSM Beratung und Hilfe
rund um die härtere Spielart des Sex

Die Zeiten, in denen BDSM als krank oder problematisch angesehen wurde, sind zum Glück längst vorbei. In der modernen Sexualwissenschaft gelten die härteren Spielarten des Sex als genauso „normal“ und „gesund“ wie Kuschel- und Schmusesex. Natürlich unter den drei Voraussetzungen, dass

  1. beide Partner den Sex wollen,
  2. kein Partner sich selbst oder dem anderen psychische oder körperliche Schäden zufügt
  3. und keine anderen Menschen geschädigt oder brüskiert werden

Aber diese drei Regeln gelten für Kuschelsex ja ganz genauso. Aus sexualtherapeutischer Sicht gibt es aber auch Punkte, die beim Thema BDSM Beratung besondere Beachtung verdienen.

BDSM Beratung- die verschiedenen Bereiche

Das Kürzel BDSM steht für: „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“. Damit sind also die folgenden sexuellen Techniken gemeint:

  • Bondage: Fesselung des Sexualpartners zum Zweck der Luststeigerung (mit Handschellen, Seilen, auch als Hängebondage);
  • Discipline: Die Züchtigung des Partners, etwa durch Versohlen des Hinterteils mit der Hand (spanking), oder Schlagen mit der Reitgerte oder Peitsche
  • Dominance & Submission: Rollenspiele, bei denen ein Partner die überlegene Rolle spielt (top) und der andere dessen Opfer (sub)- z.B. Rollenspiel Aufseher und Gefangener
  • Sadism & Masochism: Rollenspiele, bei denen ein Partner dem anderen körperliche Schmerzen zum Zweck der Luststeigerung zufügt.

BDSM Beratung- die häufigsten Probleme

1. Unausgesprochene Wünsche

Viele Menschen träumen von BDSM- und haben Schwierigkeiten, sich selbst oder ihrem Partner diesen Wunsch einzugestehen.

Der oder die Betroffene nehmen sich dadurch selbst die Chance, eine Form des sexuellen Spiels auszuprobieren, welche möglicherweise das eigene Leben und die eigene Sexualität deutlich aufregender und erfüllender machen könnte.

Das ist besonders schade, wenn der eigene Partner eigentlich ganz ähnliche Wünsche hat, sie sich aber ebenfalls nicht auszusprechen traut.

2. Unverständnis des Partners

Oft reagieren Partner im ersten Moment sehr abweisend auf den Wunsch, Elemente aus dem BDSM-Bereich ins eigene Sexualleben einzubauen. Wer sich vor seinem Partner outet, riskiert, als pervers oder zumindest irgendwie nicht ganz normal dazustehen. Hier können Verletzungen entstehen, die später kaum wieder zurücknehmbar sind.

Umgekehrt kann auch das eigene Outing mit BDSM-Wünschen den Partner überfordern, etwa dann, wenn ein Partner vom anderen sexuelle Spiele erwartet, die dieser nicht erfüllen kann oder möchte.

Besonders schwierig wird es, wenn emotionaler Druck auf den Partner aufgebaut wird, um eigene sexuelle Wünsche durchsetzen zu wollen.

3. Schuld- und Schamgefühle

Schuld- und Schamgefühle können für Betroffene eine erhebliche Belastung darstellen, zum Beispiel, wenn einen die Frage nicht mehr los läßt: Was habe ich da eigentlich getan oder mit mir machen lassen? Über solche Themen direkt mit dem Partner zu sprechen, ist besonders schwierig.

4. Probleme mit der eigenen Rolle

Für viele Menschen ist es nicht leicht, mit neuen Erfahrungen aus dem BDSM-Bereich umzugehen. Für viele ist das Sich-Einlassen auf BDSM zunächst nur etwas, das man als Geschenk oder Gefälligkeit dem Partner zugestanden hat.

Was aber, wenn ein Mensch, der sich selbst bisher privat und im Berufsleben als eher stark und dominant erlebt hat, nun entdeckt, beim Sex gern selber dominiert zu werden? Oder gar masochistische Freude über körperlichen Schmerz verspürt? Oder umgekehrt entdeckt, Freude daran zu haben, den Partner zu dominieren und körperliche Schmerzen zuzufügen?

5. Die eigenen Grenzen kennen

Viele Menschen haben beim BDSM die Angst, sich selbst zu verlieren. Sie empfinden Unsicherheit bei der Frage, „wo das Ganze eigentlich enden soll“.

BDSM ist immer ein Spiel mit den Grenzen- den eigenen und denen des Partners. Es kann etwas Wunderbares sein, festzustellen, wieviel mehr im Sex möglich ist, als man sich es je hätte träumen lassen. Es kann aber auch etwas Beängstigendes sein, zu bemerken, das bisher gültige Grenzen und Regeln jetzt nicht mehr gültig sind.

Oft besteht die Gefahr, dass Menschen sich beim BDSM selbst überschätzen und weiter gehen, als es Ihnen selber gut tut. Ein gelungenes Spiel mit dem BDSM setzt also vor allem voraus, die jeweils aktuellen, eigenen Grenzen zu kennen (und die des Partners!)- und sich gemeinsam mit dem Partner über diese Grenzen auszutauschen.

5. Spiel und Wirklichkeit

BDSM ist ein sexuelles Spiel auf Gegenseitigkeit- und hat nichts mit tatsächlicher Gewalt, Unterwerfung oder Versklavung zu tun.

Es ist wichtig, dass beide Spielpartner diese Unterscheidung zwischen Spiel und Wirklichkeit kennen und beachten.

Problematisch wird es, wenn es hier zu Unklarheiten kommt, zum Beispiel,

  • wenn die BDSM-Rollen sich verselbständigen,
  • wenn die Partner nicht vor dem Spiel darüber sprechen, was sich welcher Partner wünscht und was nicht
  • wenn der „Sklave“ oder die „Sklavin“ sich auch im wirklichen Leben der „Herrin“ oder dem „Herrn“ unterwerfen will und sämtliche Eigenverantwortung abgeben möchte
  • wenn der „Herr“ oder die „Herrin“ glaubt, auch über das Spiel hinaus den Partner dominieren zu dürfen,
  • wenn unklar ist, wann die Spielsituation anfängt und wann sie aufhört und deswegen in der Beziehung überhaupt kein Raum für den „Alltagsstatus“ mehr bleibt

6. Missbrauchserfahrungen und BDSM

In unserer Gesellschaft hat ein hoher Prozentsatz von Männern und Frauen in der Kindheit sexuelle Missbrauchserfahrungen gemacht.

BDSM kann für Betroffene durchaus ein Weg sein, eigene, leicht unangenehme Erfahrungen und Verletzungen zur sexuellen Stimulation einzusetzen (ein Klassiker sind z.B. Spiele, die an Erinnerungen aus der Schulzeit anknüpfen, also z.B. Lehrer/in und Schüler/in etc.

Kritisch wird es allerdings, wenn es um die Re-Inszenierung von tatsächlichen Traumata geht (z.B. Missbrauch, Vergewaltigung).

Eine sogenannte Re-Traumatisierung, die eine/n Betroffene/n unfreiwillig plötzlich in die Gefühlswirklichkeit des originalen Traumas zurückwirft, ist auch bei scheinbar harmlosen BSDM-Szenarien jederzeit möglich- gerade auch deswegen, weil viele Betroffene von ihrer psychischen Verletzbarkeit selbst bewusst gar nichts wissen.

Vorsicht und Behutsamkeit ist also unbedingt erforderlich im Umgang mit BDSM! Und im Falle einer aufgetretenen Re-Traumatisierung ist unbedingt psychotherapeutische Hilfe erforderlich.

7. Umgang mit dem Fetisch

Den Spaß am eigenen Fetisch zu entdecken, kann eine ausgesprochen beglückende Entdeckung sein. Viele Männer, die deswegen übrigens nicht automatisch homosexuell sind oder Transvestiten, tragen beim Sex gern Frauenkleider.

Schwierig wird es, wenn der eigene Fetisch den jeweiligen Partner überfordert. Wenn also z.B. die Frau sich ihren Mann beim Sex explizit nicht in Frauenkleidern wünscht.

8. Partnersuche und BDSM

Idealerweise haben Partner auf sexuellem Bereich ähnliche Fantasien und Wünsche, durch die sie ihre Beziehung gegenseitig bereichern.

Von daher ist es gut verständlich, wenn sich ein Mensch, der eine Affinität zu BDSM hat, auch einen Partner wünscht, der diese Leidenschaft mit ihm teilt- sei es in einer langfristigen Beziehung, sei es, als ein kurzfristiges und aufregendes Date.

Im BDSM-Bereich (genauso wie auch bei der ganz „normalen“ Partnersuche) besteht das Risiko, Menschen zu begegnen, welche die eigene Veranlagung ausnutzen oder missbrauchen. Es ist daher, insbesonder bei neuen Bekanntschaften über das Internet, ein gesundes Mass an Vorsicht geboten.

BDSM Beratung- Wann therapeutische Hilfe sinnvoll ist

Wenn Sie bei diesen Punkten eigene Probleme wiedererkennen und feststellen, allein nicht mehr recht weiter zu wissen, ist es auf jeden Fall sinnvoll, sich im Rahmen einer Sexualtherapie Unterstützung zu holen.

Gern stehe ich Ihnen mit meiner therapeutischen Erfahrung zur Verfügung für ein vertrauliches Gespräch ohne Vorurteile und ohne Wertung. Gemeinsam können wir bei einer Beratung oder Therapie daran arbeiten, unbewusste Zusammenhänge zu verstehen und neue Handlungsperspektiven zu gewinnen.

© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

BDSM Beratung
und Sexualtherapie
Fesseln im Bett- erregendes Spiel
der Grund zur Panik?
Hilfe! Mein Freund will BDSM von mir
Normal oder nicht? Normsex und Normen für den Sex
Agressiver Sex
trotz liebevoller
Beziehung
Mein Freund
will mich als Domina
Sadismus- Gewalt oder Spiel?
Masochismus- der Traum vom Misshandeltwerden
Domina-Sex: Warum stehen Männer darauf?

 

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Impotenz und Frigidität Orgasmus und Orgasmusprobleme

Noch nie Orgasmus erlebt und das als Frau mit 38

Noch nie Orgasmus(Gustav Klimt: Jungfrau 1913 (Detail), Narodni Galerie, Prag

Noch nie Orgasmus mit einem Mann-
immer nur alleine

Als Frau habe ich Sex bisher nur so erlebt, dass sich der Mann sexuell befriedigt, aber nicht die Frau. Bei meinem Ehemann und bisher einzigem Sexualpartner, von dem ich mich jetzt getrennt habe, habe ich nie erlebt, dass er sich darum gekümmert hätte, dass ich selber zum Zug komme. Bestenfalls hat er kurz vor der Penetration mit einem Finger geprüft, ob meine Vagina feucht genug zum Eindringen ist- das war dann alles.

Einen eigenen Orgasmus kenne ich nur alleine- die seltenen Male, wo ich das heimlich mache, wenn mein Mann nicht zuhause ist.

Da ich sehr prüde erzogen wurde, habe ich nie gelernt, über Sex zu sprechen. Wenn ich jetzt irgendwann einen neuen Mann kennenlerne, habe ich große Angst, mich lächerlich zu machen, weil ich so gar keine Erfahrung habe, was meine eigenen sexuellen Bedürfnisse betrifft.

Ich habe auch große Angst, dass ich vielleicht vollkommen unfähig bin, mit einem Mann einen Orgasmus zu erleben.

Ich fände es furchtbar, wenn ich auf sexuellem Gebiet nur noch einmal die gleichen Erfahrungen mache wie mit meinem geschiedenen Mann.

Sandra T. (Name geändert)

Noch nie Orgasmus erlebt-
außer bei Selbstbefriedigung

Hallo Sandra,

gemeinsam mit Ihrem geschiedenen Mann haben Sie beim Geschlechtsverkehr noch nie einen Orgasmus erlebt. Bisher haben Sie sich nur durch Selbstbefriedigung einen Orgasmus erlebt. Ihre Sorge ist, ob Sie generell unfähig sind, gemeinsam mit einem Mann einen Orgasmus zu erleben und ob Sie sich lächerlich machen, da Sie so wenig Erfahrung haben.

Noch nie Orgasmus erlebt-
Neue Erkenntnisse der Sexualwissenschaft

Mit Ihrer Erfahrung stehen Sie nicht allein da. 70-80 Prozent aller Frauen kommen durch den Koitus allein nicht zum Orgasmus (vgl. Artikel Weiblicher Orgasmus)- eine Tatsache, die vor allem Männern weitgehend unbekannt ist.

Wenn Sie als Frau also beim Sex mit einem Mann einen Orgasmus erleben wollen, ist es sinnvoll, sich mit ihm darüber auszutauschen, was Sie genau brauchen, um befriedigenden Sex zu erleben. Das kann zum Beispiel heißen, dass er Ihre Klitoris beim Koitus zusätzlich stimuliert. Bei vielen Frauen ist es aber auch so, dass sie ihren Orgasmus grundsätzlich nicht beim Koitus bekommen können, sondern nur „alleine“.

Wie dem auch sein mag- wichtig ist, dass Ihr Partner Ihnen die notwendige Zeit einräumt, damit auch Sie einen Orgasmus erleben können: während des gemeinsamen Koitus oder davor oder danach.

Noch nie Orgasmus erlebt-
Phasen der Lust beachten!

Nach den Forschungen von Masters und Johnson besteht -bei Mann und Frau gleichermaßen- der Zyklus der Lust aus vier Phasen (vgl. Artikel Weiblicher Orgasmus). Diese Phasen können bei Mann und Frau bei jedem einzelnen Akt höchst unterschiedlich lang dauern.

Es ist also wichtig, dass kein Partner vom anderen erwartet, diese Phasen in exakt dem gleichen Zeitmaß zu durchleben wie er selbst. Vielmehr sollte jeder dem anderen so viel Zeit und Zuwendung schenken, wie er/sie nun einmal in seinem/ihren Erregungszyklus braucht.

Ein schönes sexuelles Erlebnis kann nicht nur darin bestehen, selbst zum Orgasmus zu kommen, sondern auch bedeuten, den Partner/die Partnerin dabei zu begleiten, dass er/sie auf seine/ihre Weise zum Orgasmus kommt.

Ein solcher, nicht gleichzeitiger Orgasmus oder ein Orgasmus, der nicht im Koitus geschieht, ist dann in einem solchen Zusammenspiel ebenfalls ein gemeinsamer Orgasmus- und vielleicht sogar ein besonders intensiver.

Noch nie Orgasmus erlebt-
Die Schwierigkeit, darüber zu reden

Um Sex zu haben, der mehr ist als nur der Koitus, ist es nötig, dass beide Partner sich über ihre unterschiedlichen Bedürfnisse aussprechen- am besten nicht erst im Schlafzimmer, sondern in einem anderen Moment, wo es genügend Ruhe für dieses wichtige Thema gibt.

Für viele Paare ist es leichter, ein solches Gespräch in Gegenwart eines Therapeuten zu führen, der dabei helfen kann, Unsicherheiten zu überwinden und einen geschützten Raum für diese schwierige Thematik zur Verfügung zu stellen. So muss keiner der beiden Partner fürchten, den anderen -auch ohne Absicht- mit seinen Wünschen zu überfordern oder sich selber lächerlich zu machen.

Wenn Sie also einen neuen Mann gefunden haben und auch mit ihm Schwierigkeiten haben, über sexuelle Fragen zu sprechen, lohnt es sich für Sie beide ganz sicher, in ein paar Therapiestunden zu investieren.

Bei weiteren Fragen stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grü0en
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Vgl. zum Thema auch die Artikel „Kein gemeinsamer Orgasmus“, „Unfähig zum Orgasmus?“ und „Kein Orgasmus beim Koitus“.

Weiblicher Orgasmus-
jede Frau ist anders
Noch nie Orgasmus erlebt-
und das als Frau mit 38
Kein Orgasmus beim Koitus- Bin ich frigide?
Unfähig
zum Orgasmus?