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Peinlicher Sex

Peinlicher Sex

 

Interview mit Dr. Michael Petery
in der Sendung Let´s talk about Sex bei Radio 89.0 RTL

Peinlicher Sex-Warum haben wir Angst,
etwas falsch zu machen?

Für die meisten Menschen ist Sex ein besonders wichtiger Moment in einer Partnerschaft, die ihnen insgesamt sehr viel bedeutet. Die Angst, beim Sex zu versagen, hängt also mit der Befürchtung zusammen, den Partner oder die Partnerin möglicherweise zu verlieren, wenn er oder sie mit dem Sex nicht hinreichend zufrieden sind.

Das Problem mit den Normen

Das Hauptproblem dabei ist, dass häufig das eigene Ideal vom „richtig guten Sex“ wenig passend ist- weder für einen selbst noch für die Partnerin oder den Partner.

In unserer Gesellschaft gibt es einen ziemlich strikten Kanon vom Normsex. Nach den Vorgaben des Normsex wechseln die Partner nach relativ kurzem Vorspiel zum Koitus. Dann hat der Mann nach etwa 10 min zu kommen (aber auch nicht früher, denn das wäre eine Ejakulatio praecox). Und die Frau soll ihren Orgasmus möglichst gleichzeitig oder zumindest unmittelbar zuvor oder danach erleben, ansonsten gilt sie als frigide.

Dieses Ideal vom Normsex löst deswegen besonders viel Stress aus, weil es die Partner unter großen Druck setzt. Für viele Menschen gilt der gemeinsame Sex nur dann als gelungen, wenn alles glatt nach solchen Vorgaben läuft. Und manche Männer und Frauen haben das Gefühl, auch wenn sie den Partner ansonsten sehr mögen, etwas verpasst zu haben, wenn ihr Partner bzw. ihre Partnerin den Normsex nicht hinbekommt.

Dieses sexuelle Ideal ist aber nach sexualmedizinischen Erkenntnissen für die Mehrheit der Menschen rein körperlich nicht machbar. Viele Frauen können rein physiologisch im Koitus keinen Orgasmus bekommen. Außerdem benötigen Männer und Frauen in der Regel unterschiedlich viel Zeit für das Vorspiel, bis sie zum Orgasmus kommen können (bei Frauen dauert es oft länger als bei Männern). Dafür können Frauen aber durchaus mehrere Orgasmen hintereinander bekommen- und empfinden es als enttäuschend, wenn der Mann nach seinem Orgasmus das sexuelle Spiel sofort abbricht.

All das sind Gründe, warum das Normsex-Ideal bei vielen Menschen zu sexuellen Frustrationserlebnissen geführt hat. Und wer schon ein oder mehrere Male beim Sex frustriert worden ist oder wer von seinem Partner verlassen wurde, „weil der Sex nicht gestimmt hat“, der wird in seiner Angst bestärkt, auch beim nächsten Mal wieder „irgendetwas“ falsch zu machen- ohne zu wissen, was er bzw. sie eigentlich besser machen könnte.

Peinlicher Sex-
Was sind wirkliche Pannen im Bett?

Mit etwas Googeln kann man seitenlange Berichte finden, was alles peinlicher Sex sein kann: das reicht über Mundgeruch bis zum Zusammenbrechen des Bettgestells bis hin zur Gaumensperre nach Oralverkehr…

Aus der Sicht der Sexualtherapie ist das alles eigentlich eher harmlos. Die größte Panne im Bett geschieht nach meiner therapeutischen Erfahrung, wenn ein Partner oder beide beim Sex ein bestimmtes, genormtes Programm durchspielen wollen. Dann ist das Scheitern praktisch vorprogrammiert.

Noch schlimmer ist es, wenn nur einer der Partner ein solches Programm durchziehen will. Vor ein paar Jahren ist mir einmal ein junger Mann begegnet, der seine gesamte Sexualerziehung Filmen aus dem Internet verdankte. Und der war völlig überrascht, als seine erste Freundin mit dem von ihm angeregten sexuellen Komplettprogramm mit Lutschen, Vaginal- und Analverkehr und abschließender Ejakulation ins Gesicht überhaupt nichts anfangen konnte.

Eine richtig schlimme Panne im Bett ist es also, die Bedürfnisse des Partners nicht behutsam und allmählich kennenlernen zu wollen oder gar rundherum missachten. Es gilt die Regel: Niemand kann von sich aus und von vornherein wissen, was für den Partner oder die Partnerin gerade die richtige Form von Sex ist.

Alle Menschen sind unterschiedlich- und je nach Tagesform haben wir alle zudem auch noch zusätzlich unterschiedliche Bedürfnisse. Mal kann es vielleicht tatsächlich das volle Sex-Programm sein- mal aber auch nur ein behutsames Streicheln und gemeinsames Kuscheln.

Außerdem kann es sein, dass an einem Abend im Bett nur er oder nur sie Lust auf einen Orgasmus hat. Und wirklich gut ist eine Beziehung erst dann, wenn beide Partner um ihre unterschiedlichen Bedürfnisse wissen und Möglichkeiten gefunden haben, dass ggf. auch mal nur einer von beiden zum Orgasmus kommt und der bzw. die andere trotzdem mit Verständnis und Spaß dabei ist.

Peinlicher Sex-
Wie kann ich peinliche Situationen vermeiden?

Bestimmte Missgeschicke, wie z.B. das zusammenbrechende Bett, sind Zufälle, die sich sicherlich kaum vermeiden lassen.

Bei allen anderen Situationen gibt es ein wunderbares Zaubermittel: Miteinander reden.

Damit finde ich nicht nur die jeweiligen sexuellen Wünsche des Partners bzw. der Partnerin heraus (und kann ihn oder sie mit diesem Wissen sexuell noch besser verwöhnen). Sondern ich kann auch selbst meine Wünsche zum Ausdruck bringe, wie für mich der Sex aussieht, den ich mir aktuell gerade wünsche.

Und wenn ich empathisch und vorsichtig bin, dann kann ich sogar besonders peinliche Themen ganz offen ansprechen. Wie zum Beispiel einen Partner oder eine Partnerin mit schlechtem Mundgeruch davon zu überzeugen, dass er oder sie noch viel sexyer wären, wenn sie vorher die Zähne bürsten.

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Wenn Sie dazu Fragen haben, können Sie sich gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

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Von mpetery

Zuletzt aktualisiert am 19.09.2017.

Ein paar Worte zu meiner Person:
Mein Name ist Michael Petery, bin verheiratet und arbeite in Hildburghausen (30km nordwestlich von Coburg) in meiner Praxis für Psychotherapie gemäß Heilpraktikergesetz.

Studiert habe ich in Tübingen, Paris und Berlin. Bis 2014 war ich am Universitätsklinikum in München-Großhadern tätig als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik für Palliativmedizin und der Professur für Spiritual Care bei Prof. Dr. Eckhard Frick (Pychiatrie) und Prof. Dr. Traugott Roser (ev. Theologie). Daneben habe ich meine Klienten in eigener Praxis in München-Schwabing betreut.

Leitfiguren für meine therapeutische Arbeit sind Carl Rogers (clientenzentrierte Gesprächstherapie), Fritz Perls (Gestalt-Therapie) und Irvin D. Yalom.

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