Mein Mann und ich sind seit über 12 Jahren verheiratet und haben drei Kinder (6,8.11). Wir sind sehr glücklich miteinander, haben gerade gebaut- eigentlich sind wir die perfekte Familie.
Mein Mann ist geschäftlich viel unterwegs- und das ist wohl die Ursache meines Kummers. Als ich neulich seinen Kleiderschrank aufgeräumt habe, habe ich zwischen seinen Sachen eine schwarze Schachtel mit einer externen Festplatte gefunden. Ich war sehr neugierig und habe die Festplatte an meinen Tablet angeschlossen. Auf der Festplatte war eine ganze Menge Pornografie- was mich nicht besonders überrascht hat und was mich auch nicht sehr stört.
Echt der Hammer war allerdings der Ordner „Reisen“: darin mehr als 10 Videos, in denen sich mein Mann mit anderen Frauen beim Sex gefilmt hat. Alle offenbar Prostituierte auf Besuch bei ihm im Hotelzimmer.
Ich war total geschockt über meine Entdeckung. Was mich besonders wütend macht: Mein Mann hat mit den Frauen eigentlich nur genau denselben harmlosen Sex wie wir bei uns im Schlafzimmer: überhaupt nichts Aufregendes, kein SM, kein Fetisch, kein gar nichts. Nur sich streicheln, aneinander kuscheln und dann ficken. Also absolut nichts, was er nicht auch von mir bekommt. Der älteste Film ist schon 10 Jahre alt: er hat es also die ganze Zeit unserer Ehe hindurch getan.
Inhalt
Ehebruch mit Prostituierten-
Ich habe ihn zur Rede gestellt
Ich habe ihn sofort zur Rede gestellt, als er abends zurückkam und die Kinder im Bett waren. Er hat nichts abgeleugnet- aber das konnte er ja auch nicht. Er sagte, dass er selber immer davon wegkommen wollte, es aber einfach nicht geschafft hat. Und dass es ihm leid tut. Dass er mich über alles liebt, aber dass er aber auch verstehen kann, wenn ich mich von ihm trennen will. Und dass er mir verspricht, dass das nicht nochmals passiert.
Was ich ihm natürlich nicht recht glauben kann. Schließlich hat er ja all die Jahre weitergemacht und dann auch noch die Filme als Souvenir gehalten. Und ich muss sagen, das ich jetzt diese Bilder im Kopf habe und mir ehrlich gesagt nicht vorstellen kann, wie ich mit ihm nochmal ins Bett gehen soll. Ich finde die Vorstellung regelrecht ekelhaft, dass er mit diesen Prostituierten ins Bett gegangen ist.
Das Problem ist: Natürlich liebe ich ihn trotzdem noch, irgendwie. Und ich habe keine Ahnung, was ich den Kindern sagen soll. Schließlich ist er ein total netter Papa und hat für uns immer sehr gut gesorgt. Er war auch immer sehr liebevoll zu mir, so dass ich mich nie beklagen konnte.
Er sagt, dass er auf jeden Fall um mich kämpfen will. Aber, ehrlich gesagt, ich weiß nicht, ob wir wirklich noch eine Chance miteinander haben.
Melanie H. (Name geändert)
Ehebruch mit Prostituierten- Keine Chance
mehr für eine gemeinsame Zukunft?
Hallo Melanie,
12 Jahre lang sind Sie mit Ihrem Mann verheiratet- dann finden Sie durch Zufall eine Festplatte im Kleiderschrank Ihres Mannes und entdecken darauf mehr als 10 Videos, in denen sich Ihr Mann beim Sex im Hotelzimmer mit Prostituierten gefilmt hat.
Sie haben Ihren Mann zur Rede gestellt: der ist reuig, verspricht, in Zukunft damit aufzuhören, und hat Verständnis dafür, wenn Sie sich von ihm trennen würden. Sie selbst wissen nicht, was sie tun sollen, und haben das Gefühl, sich wegen der angesehenen Videos vor dem Sex mit Ihrem Mann so sehr zu ekeln, dass Sie sich keine gemeinsame Zukunft vorstellen können.
Ehebruch mit Prostituierten-
Genaue Situationsklärung ist nötig
Es ist sehr verständlich, wenn Sie jetzt ärgerlich sind und unsicher in Bezug auf Ihre Zukunft.
In Ihrer Geschichte kommen gleich mehrere Problembereiche vor, die sich gegenseitig beeinflussen. Das macht Ihre Lage nicht einfacher. Deshalb wäre es sicher hilfreich, Sie beide würden sich jetzt externe Hilfe durch einen Therapeuten holen, um auch den Blick eines Außenstehenden dabeizuhaben.
Bei folgenden Punkten könnte es sich für Sie beide lohnen, intensiver nachzufragen:
Ehebruch mit Prostituierten- Fragen an Ihren Mann
- Was bedeutet das Fremdgehen mit den Prostituierten für Ihren Mann?
- Ist dieser Ehebruch mit Prostituierten für ihn ein Vergnügen oder eher ein Zwang, unter dem er selber leidet?
- Ist es die Sehnsucht nach Ihnen, die ihn dazu treibt, den eheliche Sex auf den Geschäftsreisen nachzuspielen, oder ist es der Genuss, immer neue und andere Partnerinnen durchzuprobieren?
- Steht Ihr Mann unter einer Art Zwang, auf den Geschäftsreisen etwas „Verbotenes“ zu tun, das ihn beschämt, und macht er wegen dieser Selbstbeschämung die Videoaufzeichnungen? Oder genießt er die Aufzeichnungen als Art schöne Erinnerung?
- Wie stellt sich Ihr Mann die Zukunft mit Ihnen vor? Kann er Ihren Ekel verstehen, den Sie jetzt bei der Vorstellung vom gemeinsamen Sex haben?
- Welche Umgangsformen mit sexuellen Bedürfnissen auf Geschäftsreisen wären für Ihren Mann (und auch für Sie) akzeptabel, bei denen keine Prostituierte notwendig sind (z.B. Selbstbefriedigung mit oder ohne Pornos und andere Sex Toys).
- Ist Ihr Mann bereit, gemeinsam mit Ihnen eine Therapie anzufangen, die Ihnen beiden dabei hilft, wieder zu gemeinsamem Sex zurückzukehren?
Ehebruch mit Prostituierten- Fragen an Sie selber
- Was sind die Punkte, die Sie am Verhalten Ihres Mannes stören und wie schwer sind diese Punkte für Sie zu ertragen (sexuelle Bedürfnisse auf Dienstreisen, Sex mit Prostituierten, Bereithalten der Filme auf Festplatte, Verheimlichung vor Ihnen…)?
- Was muss Ihr Mann tun, damit Sie eine Entschuldigung von ihm annehmen können (z.B. Filme löschen, künftig Arbeitgeber wechseln und keine Geschäftsreisen mehr antreten…)?
- Welche Form der sexuellen Betätigung für Ihren Mann wäre für Sie ok, wenn er auf Geschäftsreise ist?
- Wie detailliert möchten Sie über diese sexuellen Betätigungen informiert sein? Welche Freiräume geben Sie Ihrem Mann?
- Können Sie sich ein zukünftiges Zusammenleben mit Ihrem Mann vorstellen? Möglicherweise auch (zeitweise) ohne Sex?
- Sind Sie bereit, gemeinsam mit Ihrem Mann eine Therapie anzufangen, die Ihnen dabei hilft, die Ekelgefühle zu überwinden und wieder zu gemeinsamem Sex zurückzukehren?
Ehebruch mit Prostituierten-
Wege zu neuer Gemeinsamkeit
Nach 12 Ehejahren, drei gemeinsamen Kindern und einem gemeinsam gebauten Haus steht bei Ihnen beiden eine Menge auf dem Spiel, was Sie zu verlienen haben. Deshalb könnte es sich lohnen, wenn Sie sich entscheiden, Ihrer Ehe nochmals eine Chance zu geben und gemeinsam eine Therapie zu beginnen.
Ein erstes Etappenziel wäre es, dass Sie beide verstehen, wie der jeweils andere die Geschichte erlebt hat.
Durch die Verheimlichung hat Ihr Mann bei Ihnen sehr viel Vertrauen verspielt: Es ist wichtig, dass er jetzt alle Karten auf den Tisch legt, alle seine sexuellen Wünsche (auch die, die ihm selber perinlich sind), sowie seine Ängste und seine Scheu, die ihn bisher daran hinderte, offen mit Ihnen zu reden. Umgekehrt ist es gut, wenn auch er erfährt, wie Sie sich nach Ihrer Entdeckung fühlen und warum es für Sie nicht möglich ist, einfach so zu tun, als wäre nichts geschehen.
Sie beide haben jetzt die Chance, sich so umfassend kennnenzulernen, wie Sie das bisher in Ihrer Ehe noch nicht getan haben. Die entscheidende Frage ist, ob Sie beide diese Chance nutzen wollen oder nicht.
Ehebruch mit Prostituierten-
Therapie- Ja oder Nein?
Wenn Sie beide keine Therapie antreten wollen, sollten Sie sich über die daraus entstehenden Konsequenzen klar sein. Es wird für Sie nicht einfach sein, gute Lösungen in Bezug auf den Umgang mit Ihrem gemeinsamen Besitz und mit den Kindern zu finden. Mit großer Sicherheit werden Sie Ihr gemeinsames Haus verlieren, beide finanziell schlechter dastehen, und die Kinder werden in einer Scheidungsbeziehung aufwachsen.
Natürlich kann auch die gemeinsame Therapie dazu führen, dass Sie beide gute Gründe dafür finden, warum es mit Ihnen beiden nicht weitergehen kann. Wahrscheinlich wird Ihre Trennung dann aber geordneter und weniger schmerzlich ablaufen als ohne Therapie.
Für sehr gut möglich halte ich es aber auch, dass die Therapie Sie beide wieder zu einer neuen Gemeinsamkeit führt, die sogar noch intensiver und offener sein kan als Ihre ersten zwölf Ehejahre.
Ein anstrengender Weg
Der Weg dazu kann für Sie beide anstrengend sein: Für Ihren Mann, weil er sich offen zu sexuellen Wünschen bekennen muss, die ihm selbst offenbar unangenehm sind, und weil er sich intensiv mit den Ängsten und Zwängen beschäftigen muss, die ihn zu seinem Verhalten geführt haben. Für Sie, weil Sie von vielen bisherigen Vorstellungen über Ihren Mann Abschied nehmen müssen und sich selbst der Frage ausgesetzt sehen, ob und wie es für Sie Möglichkeiten des Zusammenlebens mit diesem Mann gibt, so wie er in Wirklichkeit ist.
Dabei kann Ihnen Ihr Therapeut helfen. Ihnen beiden kann er Wege zeigen, wie Sie sich offen über alles Geschehene aussprechen können. Ihrem Mann kann er zeigen, wie er seine sexuellen Wünschen aktiv steuert und nicht von diesen Wünschen zu Handlungen getrieben wird, die er sich selbst so nicht wünscht. Ihnen als Frau kann er, wenn Sie das wünschen, verschiedene Methoden vorschlagen, wie Sie Ihr Ekelgefühl erfolgreich überwinden können, um wieder neu Freude am Sex mit Ihrem Mann zu empfinden.
Das alles sind natürlich nur erste Ideen und Vorschläge- was nun tatsächlich passiert, können nur Sie beide selbst entscheiden.
Dazu und für Ihren weiteren Weg wünsche ich Ihnen alles Gute!
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery
3 Antworten auf „Ehebruch mit Prostituierten- Grund zur Trennung?“
Ich denke, dass das schon ein Grund ist und dass sich da schon der ein oder andere für einen Anwalt für Scheidung in Bern oder sonst wo entscheidet. Könnte ich verstehen.
Hallo, mir ist es ähnlich gegangen wie Melanie, nur das ich der Ehemann bin und meine Frau nach 30 Jahren Ehe ein Wochenende genutzt hat, als ich meinen alten Herrn besuchte, um einen im Internet kennengelernten Mann erstmalig zu treffen und in unserem Haus ein heißes Wochenende zu verbringen.
Wir hatten uns nicht gestritten, haben uns mit küßchen und umarmen verabschiedet und nach dem WE geht meine Frau zum Rechtsanwalt und reicht die Scheidung ein. Das war für mich wie Hammer auf den kopf, ich war jahrelang krank, habe niemanden gefunden, der mir hilft.
Und tatsächlich kann einem NIEMAND helfen, die Situation zu heilen, entweder die 2 schaffen es selbst, mit oder ohne Profis, oder es wird nichts.
Der andere Mann wollte nur mal eine andere Frau „besitzen“ und es hat kein 2.mal gegeben, meine Frau ist notgedrungen bei mir geblieben, hätte die Scheidung aber auch durchgezogen, sie war zu keinem Gespräch bereit, nicht unter 4 Augen und erst garnicht mit Therapeuten. Wir sind noch heute zusammen, 42 jahre verheiratet, aber es ist noch heute sehr schwer.
Sie hat sich dann nach und nach von mir körperlich zurück gezogen, kein kuß mehr von ihr, keine Umarmung, keine Hand nehmen wie früher, wenn ICH das nicht mache, dann macht keiner was ,
Sex von 1 mal in 2 wochen, auf 1 mal in 3 Monaten , ich bin in Abständen zu Prostituierten gegangen und hab mich halt selbst befriedigt.
Nun ist es soweit gekommen, das ich bei meiner Frau zwar noch eine Erektion bekomme, diese sich aber verabschiedet, wenn ich eingedrungen bin oder auch kurz davor schon, sodaß da nichts mehr möglich ist. Nächtliche Erektion ist stark und normal und Selbstbefriedigung kann in Sekunden erledigt sein. Nun hab ich sogar schon Angst, das meine Frau etwas will und ich nicht kann. Der Urologe hat für meine Lebensgeschichte natürlich keine Zeit, er meinte nur, das das im Leben vorkommt, aber auch wieder weg geht. Ich bin davon überzeugt, daß es an den ganzen geschilderten Umständen liegt.
Danke für den Beitrag! Wir können gern persönlich ausführlicher über Ihre Geschichte sprechen.