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Bedeutet ein Besuch bei einer Domina Fremdgehen?

Ist ein Besuch bei einer Domina Fremdgehen?

Was ich schon lange wissen wollte: Ist aus sexualtherapeutischer Sicht ein Besuch bei einer Domina Fremdgehen?

Ich, männlich 42, bin mit meiner Frau schon über 15 Jahre zusammen. Seit fast 12 Jahren sind wir verheiratet und haben 2 Kinder Meine Frau ist für mich meine absolute Traumfrau – menschlich gibt es keine bessere Frau die zu mir passen könnte! Wir haben eine TOP Beziehung und lieben uns sehr.

Leider gibt es einen kritischen Punkt, der mich ziemlich kaputt macht… Ich habe schon im Jugendalter Lust auf dominante Frauen bekommen – leider nie richtig ausgelebt – außer durch Videos im Internet anzuschauen.

Meine Frau weiß darüber alles – aber sie sagt auch eindeutig, dass sie diese Praktiken bei mir nicht machen möchte, da sie sich nicht wohl dabei fühlt. Aber sie will auch nicht, dass ich zu einer Domina gehe…

Ich verstehe meine Frau und versuche jetzt schon viele Jahre alles zu unterdrücken – doch irgendwie wird alles schlimmer „die Sehnsucht“… Aber meine Frau möchte ich ja nicht drängen! und ich habe es bestimmt schon sehr oft bei ihr versucht – doch setze hier ja unsere tolle Beziehung aufs Spiel…

Was raten Sie mir? Ich habe mich im Internet viel eingelesen und die Tipps, mit meiner Frau zu reden, habe ich schon mehr als dreimal versucht. Immer gab es leider Streit und Tränen, was mir sehr weh getan hat – denn ich kann meine Frau nicht mit Tränen sehen… Aber ich zügel mich eine gefühlte Ewigkeit und weiß nicht weiter…

Deshalb kommt immer und immer wieder der Gedanke einmal zu einer Domina zu gehen… (Es zereißt mich innerlich und nervlich, denn: Meine Frau ist mein Heiligtum!)

Marius C. (Name geändert)

Bedeutet ein Besuch bei einer Domina Fremdgehen? Eine gar nicht so seltene Frage…

Hallo Marius,

es gibt viele Männer, die sich diese Frage stellen. Die meisten Männer, die eine Domina aufsuchen, machen das wohl heimlich und berichten ihren Frauen nicht davon.

Auf den ersten Blick spricht einiges dafür, dass der Besuch bei einer Domina nicht das Gleiche ist wie Fremdgehen. Bei den meisten Paarbeziehungen, die am Fremdgehen eines Partners scheitern, ist die tiefste Verletzung weniger der Sex an sich, sondern die Tatsache, dass ein Dritter oder eine Dritte wichtigste Vertrauensperson des Partners wurde.

Der Vertrauensbruch beim Fremdgehen besteht darin, dass jemand, der fremdgeht, einen höheren Grad an Intimität und Gemeinsamkeit mit einer dritten Person lebt als mit dem eigenen Partner bzw. der eigenen Partnerin. Schliesslich weiss der/die Aussenstehende dann in der Regel mehr von den geheimen Sehnsüchten, Leidenschaften und Gefühlen des Menschen, der fremdgeht, als der betrogene Partner, der auf genau diese Offenheit den eigentlichen Anspruch hätte.

Denn das ist ja die Grundlage einer Partnerschaft: sich zu versprechen, dass der jeweils andere Partner für einen selbst die Nr. 1 im Leben ist und bleibt.

Bedeutet ein Besuch bei einer Domina Fremdgehen?

Wenn doch gar keine neue Beziehung entsteht…

Eine Domina ist in gewisser Hinsicht eine Schauspielerin. Auch wenn für die Dauer der bezahlten Sitzung eine intensive (sexuelle) Beziehung vorgespielt wird, kommt es zu keiner tatsächlichen emotionalen Intimität, die in irgendeiner Weise mit einer Lebenspartnerschaft vergleichbar wäre.

Domina-Sex ist eine Dienstleistung: Wenn kein Geld mehr fliesst, ist die Beziehung zu Ende.

 

Warum die Partnerin sich verletzt fühlen kann.

Das Problem beim Sex mit einer Domina (bzw. bei einem SM-Spiel mit einer Domina, weil sich nur die wenigsten Dominas auf tatsächlichen Sex mit Austausch von Körperflüssigkeiten einlassen) liegt also weniger darin, dass nun eine aussen stehende dritte Person den exklusiven Status der eigentlichen Partnerin gefährdet.

Das Problem kann aber darin liegen, dass die eigentliche Partnerin vorgeführt bekommt, dass sie den geheimen sexuellen Neigungen ihres Partners nicht genügt. Und das kann für sie ausgesprochen schmerzlich sein.

So kann sich daraus auch die Angst entwickeln, der Partner wäre nur noch auf Absprung bei ihr- so lange bis er vielleicht auch im wirklichen Leben eine dominaähnliche Frau findet, mit der er nicht nur stundenweise sondern dauerhaft zusammen bleibt.

Domina-Sex: Lassen sich die Vorbehalte der eigenen Lebenspartnerin ausräumen?

Eine schwierige Frage, die immer nur individuell beantwortet werden kann. Es gibt tatsächlich Frauen, die keine Lust auf SM-Spiele in der Partnerschaft haben und es deshalb ihren Männern erlauben, diesen Teil der Sexualität bei professionellen Dominas auszuleben.

Das fällt umso leichter, je deutlicher die Männer aufzeigen können, warum sie diese Form des Sex neben der Partnerschaft brauchen und warum dieses Interesse an SM kein insgeheimer Wunsch nach einer sexuell „besseren“ Partnerin darstellt, der langfristig in der Aufkündigung der Beziehung enden könnte.

 

Ist Geheimhaltung ein geeigneter Schutz?

Geheimhaltung beim Sex ist ein Spiel mit dem Feuer. Wenn die Partnerin von sich aus durch irgendeinen Zufall (oder auch duch gute Beobachtungsgabe-und Frauen kennen ihre Männer in der Regel sehr gut, so dass ihnen jede kleine Verhaltensveränderung auffällt) herausfindet, dass ihr Partner geheimen Kontakt mit einer Domina hatte: dann wird sie in der Regel das Schlimmste vermuten und den Mann kurz vor dem Absprung aus der Partnerschaft sehen. Von daher ist die Geheimhaltung aus psychologischer Sicht nicht zu empfehlen- jedenfalls dann nicht, wenn dem Mann etwas an seiner eigentlichen Partnerschaft liegt und er diese nicht gefährden möchte.

Was bleibt also übrig als Lösung? Von der Logik her gibt es nur zwei Möglichkeiten: auf den Besuch bei der Domina zu verzichten oder der eigenen Partnerin verständlich zu machen, warum ich als Mann den Domina-Besuch brauche und warum das keine Gefährdung der Partnerschaft darstellt. Für beide Lösungen kann es sinnvoll sein, sich sexualtherapeutische Hilfe zu holen.

Wobei kann ein Sexualtherapeut helfen?

Die meisten Männer, die sich nach SM-Sex sehnen, kennen den Grund dafür nicht. Und deswegen können sie ihren Partnerinnen auch nicht klarmachen, warum sie diese Form sexueller Stimulation -jedenfalls von Zeit zu Zeit- benötigen. Eine Sexualtherapie könnte in zweifacher Hinsicht helfen:

1. als paartherapeutisches Setting: dabei können sich beide Partner unter fachkundiger Supervision über ihre sexuellen Wünsche austauschen- und der Mann mit dem Wunsch nach SM im Dominastudio kann klar formulieren, warum dieser Wunsch für die Partnerschaft keine Gefahr darstellt.

2. Als Einzelsitzung: Der Wunsch nach SM hat häufig etwas mit sexuellen Traumatisierungen, meist in der Kindheit, zu tun. Sexuelle Übergriffe von Erwachsenen (und das müssen nicht unbedingt explizite Handgreiflichkeiten sein- es reicht bereits eine Sexualisierung der Beziehung des Erwachsenen zum Kind, aus der der Erwachsene sexuellen Lustgewinn zieht) bedeuten eine extreme Ohnmachtserfahrung des Kindes bei gleichzeitiger nie erwünschter sexueller Stimulation.

In einer gespielten SM-Situation hat nun der Erwachsene die Möglichkeit, sich sozusagen freiwillig selber wieder in eine solche scheinbare Situation sexueller Ohnmacht zu bringen. Diese Situation ist dann ähnlich erregend oder sogar erregender als das traumatische Ausgangserlebnis und kann als eine Art Sieg über die Angst oder das Beklemmungsgefühl erlebt werden, welche mit dem Ursprungserlebnis verbunden waren. Kurz gesagt: der Besuch im Domina-Studio kann eine mehr oder weniger glücklich gewählte Bewältigungsstrategie für sexuelle Traumata darstellen.

Die therapeutische Aufarbeitung solcher Zusammenhänge kann dazu führen, dass fer Wunsch nach der Domina nachlässt. Sie kann aber auch zum Ergebnis führen, dass der Domina-Sex ohne Schuldgefühle in das eigene Leben integriert werden kann und der Betroffene auch seiner Partnerin erklären kann, warum er aufgrund seiner sexuellen Biographie diese zweite Form des Sex hin und wieder braucht und warum das mit seiner Liebe zur Partnerin schlichtweg überhaupt nichts zu tun hat.

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© M.Petery

Wenn Sie möchten, können Sie sich mit weiteren Fragen gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Weitere Infos: Sexuelle Zwangsgedanken- wie wird man sie los?

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Paartherapie und Eheberatung RTL- Let´s talk about Sex- Radiointerviews

Affären und Fremdgehen

Hier der Radiomitschnitt.

Affären und Fremdgehen

Interview mit Dr. Michael Petery
in der Sendung Let´s talk about Sex bei Radio 89.0 RTL

Affären und Fremdgehen:
Warum gehen Menschen eigentlich fremd?

Eine pauschale Antwort gibt es da sicher nicht, auch nicht aus der Sichtweise der Sexualtherapie. Jeder Mensch ist anders, und jeder Mensch, der fremdgeht, hat eine eigene Geschichte.

Es soll sie ja geben, die Menschen, die glücklich sind, wenn sie neben ihrer Hauptbeziehung immer wieder fremdgehen, und dadurch beides haben, das Glück einer festen Beziehung und die stete Abwechslung im Sex. Allerdings ist mir selbst ein solcher Mensch in meiner Praxis noch nicht begegnet.

Nach meiner Erfahrung steckt hinter jedem Fremdgehen ein ziemliches Maß persönlichen Unglücks- und zwar nicht nur bei dem betrogenen Partner, sondern gerade auch bei dem, der betrügt.

Vor einiger Zeit habe ich in meinem weiteren Bekanntenkreis davon gehört, wie ein junger Vater seine schwangere Frau in den letzten Monaten der Schwangerschaft mit einer ganzen Reihe anderer Frauen betrogen hat. Was ihn dazu geführt hat, darüber lässt sich nur mutmaßen: die Angst davor, durch das Kind jetzt endgültig an die eine Frau gebunden zu sein? Oder vielleicht auch die Eifersucht auf das werdende Kind, nach dem Motto: Eigentlich ist es ja meine Frau, die mich betrügt, wenn sie jetzt ihre ganze Liebe auf das Kind im Bauch richtet und nicht mehr auf mich- wenn ich da fremdgehe, ziehe ich selber nur nach.

Krisen in der Partnerschaft als Ursache

Das Beispiel zeigt, dass das Fremdgehen oft nicht nur aus sexueller Neugier passiert (die natürlich auch immer mitschwingt; vgl. den Link), sondern viel häufiger eine Folge von Problemen und Enttäuschungen in der Hauptbeziehung ist. Wer rundum glücklich ist in seiner Hauptbeziehung, wird kaum fremdgehen und kann auch dann nein sagen, wenn sich eine noch so attraktive Gelegenheit zum Seitensprung bietet.

Allerdings: Wer ist schon immer und ständig rundum glücklich in seiner Hauptbeziehung? In jeder Partnerschaft gibt es auch einmal Krisen- besonders dann, wenn der erste Kick der Anfangsverliebtheit vergangen ist und sich ein bestimmter Beziehungsalltag eingestellt hat. In einem solchen Moment kann es leichter scheinen, die Gelegenheit zum Sex mit einem anderen Partner zu nutzen, und sich nicht um die Probleme und Schwierigkeiten mit dem Hauptpartner kümmern zu müssen.

Dazu kommt dann beim Fremdgehen noch die verführerische Hoffnung, wenigstens für einmal den noch viel besseren Sex zu erleben oder auch einen neuen und besseren Partner bzw. Partnerin zu finden.

Affären und Fremdgehen-
Wann beginnt fremdgehen?

Es gibt da unterschiedliche Positionen. Manche halten bereits die Beschäftigung mit Pornos für einen Akt der Untreue. Andere meinen, sogar Sex mit anderen Partnern wäre noch kein Fremdgehen, solange nicht Liebe und emotionale Gemeinsamkeit hinzukämen.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Sogar wenn Partner im Anfang eine offene Beziehung vereinbart haben, in der jeder Partner hin und wieder auch mit Dritten Sex haben darf: sobald es dann tatsächlich dazu kommt, fühlt sich der nicht beteiligte Partner meist trotzdem betrogen und ausgenutzt.

Ich denke, unter Fremdgehen kann man letztlich jede sexuelle Aktivität mit einem anderen Menschen sehen, die ein Partner außerhalb seiner Hauptpartnerschaft hat. Welche sexuellen Aktivitäten das sind, ob nur ein Blowjob oder ein ausgedehntes Liebeswochenende, ist letztlich egal.

Affären und Fremdgehen- Was ist schlimmer: eine Affäre oder ein einmaliger Seitensprung?

Hier ist, denke ich, immer die Sichtweise des betrogenen Partners entscheidend. Und der wird möglicherweise einen einmaligen Seitensprung leichter verzeihen können, zumal wenn es der andere von sich aus zeitnah berichtet und glaubhaft machen kann, dass er das selber bereut und es nicht nochmal vorkommen soll.

Eine längerfristige Affäre führt dagegen eigentlich immer zur Trennung, wenn der betrogene Partner davon erfährt. Da ist dann einfach zu viel Vertrauen zerbrochen, als dass es sich noch kitten ließe

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Wenn Sie dazu Fragen haben, können Sie sich gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Unzufriedenheit
in der Beziehung


Lasgeweile
in der Beziehung
Die 5 häufigsten
Beziehungskiller
Kinderwunsch
als Trennungsgrund
Zusammenziehen oder nicht?
Lust auf Fremdgehen
Zu häßlich für Sex?
Trennungsschmerz noch Jahre nach der Beziehung
Ehebruch mit Prustizuierten- Grund zur Trennung?
Partner betrogen ohne rechten Grund
Alkohol und Gewalt
in der Partnerschaft
Alkohol-
mein Partner trinkt zu viel
Bin ich beziehungsunfähig?
Warum will meine Freundin keinen Sex?
Sex und Krebs


Asexuell- keine Lust auf Sexs

Noch schön genug nach Schwangerschaft?s
Stalking durch den Exfreunds
Sie wünscht sich eine offene Beziehung
in 30 Jahre älteren Mann
verliebt
Schwiegermutter ist zu besitzergreifend
Hörigkeit- wie komme ich von ihm los?
Abhängigkeit- meine Freundin klebt an mir
Fremdgehen- mögliche Anzeichen für Untreuer
Nach Fremdgehen sofortige Trennung?
Meine Freundin
war Prostituierte
Sex mit dem Ex- nicht ohne
Risiken und Nebenwirkungen
Partnerschaft und Asperger-Syndrom

Sex und
Schwangerschaft
Gleichberechtigte
Sexualität
Rauchen als Fetisch
Wie streitet
man richtig?
Kondome
und Partnerschaft
Affären
und Fremdgehen

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Beziehungsprobleme Probleme in der Partnerschaft

Lust auf Affäre- der Wunsch nach Fremdgehen

Eine Affäre-
ein guter Weg für neue sexuelle Erfahrungen?

Ich bin 42 und seit 21 Jahren mit meinem Mann verheiratet. Vorher waren wir auch schon drei Jahre befreundet gewesen, Sex hatte ich in meinem Leben mit keinem Mann außer mit ihm. Kinder haben wir keine.

Unser Sexleben seit Jahren mehr oder weniger eingeschlafen. Mein Mann ist beruflich sehr eingespannt. Wenn überhaupt, kommt es nur zu sehr kurzem Sex abends im Bett- er schläft dann jedes Mal sofort ein, wenn er gekommen ist und kümmert sich überhaupt nicht um mich.

Wenn ich jetzt nicht selber aktiv werde, dann wird das die einzige sexuelle Erfahrung in meinem Leben bleiben. Dabei träume ich ständig von ganz anderem Sex: viel härter, auch an ungewöhnlichen Orten, mit verschiedenen Männern.

Ich will mich nicht von ihm trennen, allein schon, weil ich wirtschaftlich von ihm abhängig bin. Außerdem mag ich ihn immer noch, irgendwie. Aber eher wie eine Art großen Teddybär- und von dem erwartet man sich ja auch keinen Sex.

Was tun? Ich habe überlegt, mich im Internet bei einer Partnerbörse anzumelden, um eine Affäre anzufangen. Dabei ist ganz klar: es geht mir nur um neue sexuelle Erfahrungen, nicht um einen neuen Partner. Ist das aus sexualtherapeutischer Sicht eine gute Idee?

Nicole B. (Name geändert)

Eine Affäre als Problemlösung?

Hallo Nicole,

in Ihrem ganzen Leben haben Sie außer mit Ihrem Mann keine sexuellen Erfahrungen gemacht. Mit Ihrem aktuellen Sexualleben gemeinsam mit Ihrem Mann sind Sie unzufrieden, und nun überlegen Sie, ob eine Affäre Ihr Problem lösen kann.

Ihre Frage berührt zwei unterschiedliche Aspekte:

1. Sie sind mit Ihrem Eheleben und Ihren bisherigen sexuellen Erfahrungen unzufrieden.
2. Sie sehen eine Affäre als Ausweg aus Ihren Problemen.

Beide Aspekte sind aber nicht notwendigerweise miteinander verbunden, auch wenn es auf den ersten Blick naheliegend erscheint, den Ausweg Affäre als Problemlösung für Ihre sexuelle Unzufriedenheit anzusehen.

Aus sexualtherapeutischer Sicht lohnt es sich, die beiden Aspekte erst einmal getrennt voneinander anzusehen.

Unzufriedenheit mit dem Sex in der Ehe

Unzufriedenheit mit dem Sex in langjährigen Beziehungen und Ehen ist ein sehr häufiges Thema in der Sexualtherapie. Hier stehen Sie mit Ihrer eigenen Unzufriedenheit mit Ihrer Ehe sicher nicht alleine da.

In vielen Beziehungen kommt es nach einer Anfangsphase mit hoher sexueller Zufriedenheit, die auch mehrere Jahre anhalten kann, nach und nach zu einer Phase der sexuellen Routine. Dabei spielen sowohl äußere Faktoren eine Rolle (z.B. zu wenig Zeit oder ständige Ermüdung durch den Beruf), aber auch innere Faktoren (z.B. keine neuen Ideen beim Sex oder die Ansicht, mit dem Partner schon alles ausgereizt zu haben, was möglich ist).

Natürlich kann es sein, dass sich zwei Menschen nach langen Jahren in einer Partnerschaft tatsächlich nichts mehr zu sagen haben, sowohl im allgemeinen Lebenszusammenhang wie auch auf dem Gebiet des Sex. Aus der Erfahrung des Therapeuten ist dieser Fall allerdings eher selten.

Die eigentliche Ursache für die Unzufriedenheit in langjährigen Partnerschaften ist viel häufiger die Unfähigkeit, die aktuellen eigenen Bedürfnisse gegenüber dem Partner auszusprechen und zumindest teilweise auch durchzusetzen.

Wenn hier in der Kommunikation nichts mehr läuft, kann es für das Paar sinnvoll sein, sich für einige Stunden Unterstützung durch einen Therapeuten zu gönnen.

Viele Paare entdecken in einer solchen Therapie ganz neue Möglichkeiten, wieder näher zueinander zu kommen- und auch deutlich besseren Sex zu erleben.

Aus therapeutischer Sich rate ich Ihnen also auf jeden Fall dazu, erst einmal auszuloten, ob Sie und Ihr Mann das Problem Ihrer sexuellen Unzufriedenheit nicht durch gemeinsame Besuche beim Therapeuten lösen können. Das wäre aus meiner Sicht die naheliegendste und einfachste Lösung.

Wenn eine solche gemeinsame Lösung innerhalb der Beziehung nicht möglich ist, kann Ihnen beiden der Therapeut auch helfen, weitergehende Fragen miteinander zu besprechen: so zum Beispiel, ob Ihr Mann Ihren Wunsch nach anderen Sexualpartnern unter bestimmten Voraussetzungen sogar akzeptieren kann. Über solche Fragen im Vorhinein offen zu sprechen, ist sicherlich besser, als wenn Ihr Mann Sie aus heiterem Himmel bei einer Affäre erwischt.

Affäre- Risiken und Nebenwirkungen

Das größte Risiko bei einer Affäre ist, vom Partner dabei erwischt zu werden.

Sie selbst schreiben, dass Sie deshalb keinen neuen Partner suchen, weil Sie von Ihrem Mann wirtschaftlich abhängig sind. Es ist allerdings ziemlich unwahrscheinlich, dass Ihr Mann eine Affäre von Ihnen nicht früher oder später bemerkt- und sei es auch nur dadurch, dass Sie plötzlich zufriedener und ausgeglichener wirken (vgl. Artikel Anzeichen für Untreue).

Eine Affäre hat in der Regel die Folge, dass die Ehe zerbricht.

Sie stellen also mit einer Affäre Ihre Ehe und damit auch die durch Ihren Mann gegebene wirtschaftliche Absicherung aufs Spiel. Von dieser Logik aus wäre es sogar vernünftiger, Sie würden nicht nach einer Affäre suchen, sondern gleich nach einem neuen Partner suchen, der dann auch Ihre wirtschaftliche Absicherung übernimmt…

Ein weiteres Risiko der Affäre:
Auch wenn Sie selbst nur auf der Suche nach einem erotischen Abenteuer sind, können Sie sich nicht sicher sein, dass Ihr neuer bzw. Ihre neuen Sexualpartner das genauso sehen. Es kann also sein, dass Sie sich mit einer neuen Beziehung eine ganze Reihe neuer Probleme einhandeln: Eifersucht des neuen Partners auf den bisherigen Ehemann (und umgekehrt!), eigenes gefühksmäßiges Hin- und Hergerissensein, schlechtes Gewissen, Gefühl der doppelten Verantwortung für den Ehemann und für den neuen Partner etc.

Im Vergleich zu so einer Situation „zwischen allen Stühlen“ erscheint es aus sexualtherapeutischer Sicht deutlich leichter, wenn Sie sich zuerst, so Sie das tatsächlich wollen, von Ihrem bisherigen Partner trennen und dann erst die neue Beziehung aufbauen.

Fazit

Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass eine Affäre eine passende Lösung darstellt für sexuelle Unzufriedenheit in der Ehe. Viel wahrscheinlicher ist, dass durch eine Affäre zusätzlich neue Probleme hinzukommen.

Bevor Sie sich bei einer Partnerbörse registrieren, wäre es aus sexualtherapeutischer Sicht auf jedem Fall sinnvoll, erst einmal zu prüfen, ob therapeutischer Rat Ihnen nicht deutlich besser helfen kann.

Wenn Sie dazu Fragen haben, könen Sie sich gern nochmals an mich wenden.

Mit freundlichen Grüßen
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

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Weitere Artikel

Ehebruch mit Prostituierten- Grund zur Trennung?

Mein Mann und ich sind seit über 12 Jahren verheiratet und haben drei Kinder (6,8.11). Wir sind sehr glücklich miteinander, haben gerade gebaut- eigentlich sind wir die perfekte Familie.

Mein Mann ist geschäftlich viel unterwegs- und das ist wohl die Ursache meines Kummers. Als ich neulich seinen Kleiderschrank aufgeräumt habe, habe ich zwischen seinen Sachen eine schwarze Schachtel mit einer externen Festplatte gefunden. Ich war sehr neugierig und habe die Festplatte an meinen Tablet angeschlossen. Auf der Festplatte war eine ganze Menge Pornografie- was mich nicht besonders überrascht hat und was mich auch nicht sehr stört.

Echt der Hammer war allerdings der Ordner „Reisen“: darin mehr als 10 Videos, in denen sich mein Mann mit anderen Frauen beim Sex gefilmt hat. Alle offenbar Prostituierte auf Besuch bei ihm im Hotelzimmer.

Ich war total geschockt über meine Entdeckung. Was mich besonders wütend macht: Mein Mann hat mit den Frauen eigentlich nur genau denselben harmlosen Sex wie wir bei uns im Schlafzimmer: überhaupt nichts Aufregendes, kein SM, kein Fetisch, kein gar nichts. Nur sich streicheln, aneinander kuscheln und dann ficken. Also absolut nichts, was er nicht auch von mir bekommt. Der älteste Film ist schon 10 Jahre alt: er hat es also die ganze Zeit unserer Ehe hindurch getan.

Ehebruch mit Prostituierten-
Ich habe ihn zur Rede gestellt

Ich habe ihn sofort zur Rede gestellt, als er abends zurückkam und die Kinder im Bett waren. Er hat nichts abgeleugnet- aber das konnte er ja auch nicht. Er sagte, dass er selber immer davon wegkommen wollte, es aber einfach nicht geschafft hat. Und dass es ihm leid tut. Dass er mich über alles liebt, aber dass er aber auch verstehen kann, wenn ich mich von ihm trennen will. Und dass er mir verspricht, dass das nicht nochmals passiert.

Was ich ihm natürlich nicht recht glauben kann. Schließlich hat er ja all die Jahre weitergemacht und dann auch noch die Filme als Souvenir gehalten. Und ich muss sagen, das ich jetzt diese Bilder im Kopf habe und mir ehrlich gesagt nicht vorstellen kann, wie ich mit ihm nochmal ins Bett gehen soll. Ich finde die Vorstellung regelrecht ekelhaft, dass er mit diesen Prostituierten ins Bett gegangen ist.

Das Problem ist: Natürlich liebe ich ihn trotzdem noch, irgendwie. Und ich habe keine Ahnung, was ich den Kindern sagen soll. Schließlich ist er ein total netter Papa und hat für uns immer sehr gut gesorgt. Er war auch immer sehr liebevoll zu mir, so dass ich mich nie beklagen konnte.

Er sagt, dass er auf jeden Fall um mich kämpfen will. Aber, ehrlich gesagt, ich weiß nicht, ob wir wirklich noch eine Chance miteinander haben.

Melanie H. (Name geändert)

Ehebruch mit Prostituierten- Keine Chance
mehr für eine gemeinsame Zukunft?

Hallo Melanie,

12 Jahre lang sind Sie mit Ihrem Mann verheiratet- dann finden Sie durch Zufall eine Festplatte im Kleiderschrank Ihres Mannes und entdecken darauf mehr als 10 Videos, in denen sich Ihr Mann beim Sex im Hotelzimmer mit Prostituierten gefilmt hat.

Sie haben Ihren Mann zur Rede gestellt: der ist reuig, verspricht, in Zukunft damit aufzuhören, und hat Verständnis dafür, wenn Sie sich von ihm trennen würden. Sie selbst wissen nicht, was sie tun sollen, und haben das Gefühl, sich wegen der angesehenen Videos vor dem Sex mit Ihrem Mann so sehr zu ekeln, dass Sie sich keine gemeinsame Zukunft vorstellen können.

Ehebruch mit Prostituierten-
Genaue Situationsklärung ist nötig

Es ist sehr verständlich, wenn Sie jetzt ärgerlich sind und unsicher in Bezug auf Ihre Zukunft.

In Ihrer Geschichte kommen gleich mehrere Problembereiche vor, die sich gegenseitig beeinflussen. Das macht Ihre Lage nicht einfacher. Deshalb wäre es sicher hilfreich, Sie beide würden sich jetzt externe Hilfe durch einen Therapeuten holen, um auch den Blick eines Außenstehenden dabeizuhaben.

Bei folgenden Punkten könnte es sich für Sie beide lohnen, intensiver nachzufragen:

Ehebruch mit Prostituierten- Fragen an Ihren Mann

  • Was bedeutet das Fremdgehen mit den Prostituierten für Ihren Mann?
  • Ist dieser Ehebruch mit Prostituierten für ihn ein Vergnügen oder eher ein Zwang, unter dem er selber leidet?
  • Ist es die Sehnsucht nach Ihnen, die ihn dazu treibt, den eheliche Sex auf den Geschäftsreisen nachzuspielen, oder ist es der Genuss, immer neue und andere Partnerinnen durchzuprobieren?
  • Steht Ihr Mann unter einer Art Zwang, auf den Geschäftsreisen etwas „Verbotenes“ zu tun, das ihn beschämt, und macht er wegen dieser Selbstbeschämung die Videoaufzeichnungen? Oder genießt er die Aufzeichnungen als Art schöne Erinnerung?
  • Wie stellt sich Ihr Mann die Zukunft mit Ihnen vor? Kann er Ihren Ekel verstehen, den Sie jetzt bei der Vorstellung vom gemeinsamen Sex haben?
  • Welche Umgangsformen mit sexuellen Bedürfnissen auf Geschäftsreisen wären für Ihren Mann (und auch für Sie) akzeptabel, bei denen keine Prostituierte notwendig sind (z.B. Selbstbefriedigung mit oder ohne Pornos und andere Sex Toys).
  • Ist Ihr Mann bereit, gemeinsam mit Ihnen eine Therapie anzufangen, die Ihnen beiden dabei hilft, wieder zu gemeinsamem Sex zurückzukehren?

Ehebruch mit Prostituierten- Fragen an Sie selber

  • Was sind die Punkte, die Sie am Verhalten Ihres Mannes stören und wie schwer sind diese Punkte für Sie zu ertragen (sexuelle Bedürfnisse auf Dienstreisen, Sex mit Prostituierten, Bereithalten der Filme auf Festplatte, Verheimlichung vor Ihnen…)?
  • Was muss Ihr Mann tun, damit Sie eine Entschuldigung von ihm annehmen können (z.B. Filme löschen, künftig Arbeitgeber wechseln und keine Geschäftsreisen mehr antreten…)?
  • Welche Form der sexuellen Betätigung für Ihren Mann wäre für Sie ok, wenn er auf Geschäftsreise ist?
  • Wie detailliert möchten Sie über diese sexuellen Betätigungen informiert sein? Welche Freiräume geben Sie Ihrem Mann?
  • Können Sie sich ein zukünftiges Zusammenleben mit Ihrem Mann vorstellen? Möglicherweise auch (zeitweise) ohne Sex?
  • Sind Sie bereit, gemeinsam mit Ihrem Mann eine Therapie anzufangen, die Ihnen dabei hilft, die Ekelgefühle zu überwinden und wieder zu gemeinsamem Sex zurückzukehren?

Ehebruch mit Prostituierten-
Wege zu neuer Gemeinsamkeit

Nach 12 Ehejahren, drei gemeinsamen Kindern und einem gemeinsam gebauten Haus steht bei Ihnen beiden eine Menge auf dem Spiel, was Sie zu verlienen haben. Deshalb könnte es sich lohnen, wenn Sie sich entscheiden, Ihrer Ehe nochmals eine Chance zu geben und gemeinsam eine Therapie zu beginnen.

Ein erstes Etappenziel wäre es, dass Sie beide verstehen, wie der jeweils andere die Geschichte erlebt hat.

Durch die Verheimlichung hat Ihr Mann bei Ihnen sehr viel Vertrauen verspielt: Es ist wichtig, dass er jetzt alle Karten auf den Tisch legt, alle seine sexuellen Wünsche (auch die, die ihm selber perinlich sind), sowie seine Ängste und seine Scheu, die ihn bisher daran hinderte, offen mit Ihnen zu reden. Umgekehrt ist es gut, wenn auch er erfährt, wie Sie sich nach Ihrer Entdeckung fühlen und warum es für Sie nicht möglich ist, einfach so zu tun, als wäre nichts geschehen.

Sie beide haben jetzt die Chance, sich so umfassend kennnenzulernen, wie Sie das bisher in Ihrer Ehe noch nicht getan haben. Die entscheidende Frage ist, ob Sie beide diese Chance nutzen wollen oder nicht.

Ehebruch mit Prostituierten-
Therapie- Ja oder Nein?

Wenn Sie beide keine Therapie antreten wollen, sollten Sie sich über die daraus entstehenden Konsequenzen klar sein. Es wird für Sie nicht einfach sein, gute Lösungen in Bezug auf den Umgang mit Ihrem gemeinsamen Besitz und mit den Kindern zu finden. Mit großer Sicherheit werden Sie Ihr gemeinsames Haus verlieren, beide finanziell schlechter dastehen, und die Kinder werden in einer Scheidungsbeziehung aufwachsen.

Natürlich kann auch die gemeinsame Therapie dazu führen, dass Sie beide gute Gründe dafür finden, warum es mit Ihnen beiden nicht weitergehen kann. Wahrscheinlich wird Ihre Trennung dann aber geordneter und weniger schmerzlich ablaufen als ohne Therapie.

Für sehr gut möglich halte ich es aber auch, dass die Therapie Sie beide wieder zu einer neuen Gemeinsamkeit führt, die sogar noch intensiver und offener sein kan als Ihre ersten zwölf Ehejahre.

Ein anstrengender Weg

Der Weg dazu kann für Sie beide anstrengend sein: Für Ihren Mann, weil er sich offen zu sexuellen Wünschen bekennen muss, die ihm selbst offenbar unangenehm sind, und weil er sich intensiv mit den Ängsten und Zwängen beschäftigen muss, die ihn zu seinem Verhalten geführt haben. Für Sie, weil Sie von vielen bisherigen Vorstellungen über Ihren Mann Abschied nehmen müssen und sich selbst der Frage ausgesetzt sehen, ob und wie es für Sie Möglichkeiten des Zusammenlebens mit diesem Mann gibt, so wie er in Wirklichkeit ist.

Dabei kann Ihnen Ihr Therapeut helfen. Ihnen beiden kann er Wege zeigen, wie Sie sich offen über alles Geschehene aussprechen können. Ihrem Mann kann er zeigen, wie er seine sexuellen Wünschen aktiv steuert und nicht von diesen Wünschen zu Handlungen getrieben wird, die er sich selbst so nicht wünscht. Ihnen als Frau kann er, wenn Sie das wünschen, verschiedene Methoden vorschlagen, wie Sie Ihr Ekelgefühl erfolgreich überwinden können, um wieder neu Freude am Sex mit Ihrem Mann zu empfinden.

Das alles sind natürlich nur erste Ideen und Vorschläge- was nun tatsächlich passiert, können nur Sie beide selbst entscheiden.

Dazu und für Ihren weiteren Weg wünsche ich Ihnen alles Gute!

© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery


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Depression

Partner betrogen ohne rechten Grund

Partner betrogen- ohne zu wissen warum

Ich habe meinen Partner betrogen. Es war eine ziemlich banale Geschichte, wie aus einem billigen Romanheft. Titel: Die Krankenschwester, der Oberarzt und die Nachtschicht…

Zuerst dachte ich, ich könnte es meinem Partner verschweigen. Aber er hat sofort gemerkt, dass ich irgendwie anders war als sonst, und dann habe ich ihm die ganze Geschichte gebeichtet. Er hat mit enorm viel Verständnis reagiert, will mich auch nicht verlassen. Dafür bin ich ihm total dankbar. Keine Ahnung, wie ich selber im umgekehrten Fall reagiert hätte.

Was mich quält, ist: Ich habe überhaupt keinen Grund, meinen Partner zu betrügen. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass mit mir selbst etwas nicht stimmt.

Ich bin sehr unzufrieden mit mir. Ich fühle mich total kraftlos. Ich habe Angst, dass ich ihn bei nächstbester Gelegenheit wieder betrügen werde. Nicht aus Lust oder Absicht, sondern bloß, weil ich nicht Nein sagen kann. Und das, obwohl ich meinen Partner überhaupt nicht betrügen will, sondern mir nichts sehnlicher wünsche, als ihn mein ganzes Leben an meiner Seite zu haben.

Gleichzeitig frage ich mich, ob ich ihn als meinen Mann überhaupt verdient habe. Ob ich ihn glücklich machen kann, wenn ich so wenig Widerstand leisten kann, wenn ein anderer ankommt.

Ich bin völlig ratlos.

Susanne P. (Name geändert)

Partner betrogen-
Die Nachtschwester und der Oberarzt

Hallo Susanne,

Sie haben einen Partner, den Sie sehr lieben und der Sie sehr liebt. Während einer Nachtschicht im Krankenhaus haben Sie Sex mit dem Oberarzt gehabt.

Sie haben es Ihrem Partner gleich berichtet, er hat es Ihnen vergeben. Sie fühlen sich kraftlos und haben Angst, dass Sie ihn nochmals betrügen könnten. Sie wissen nicht, ob Sie Ihren Mann überhaupt verdient haben.

Auf jeden Fall würde es sich für Sie sehr lohnen, mit einem Therapeuten ein ausführlicheres Gespräch über Ihre Lage zu führen. Auch ich selber hätte noch eine Reihe von Nachfragen zu Ihrer Geschichte.

Partner betrogen-
Die Henne und das Ei

Meine erste Nachfrage wäre: Kann es sein, dass Ihr Sex mit dem Oberarzt gar nicht die Ursache für Ihr Unwohlsein ist, sondern eher eine Folge von einem bereits bestehenden Unwohlsein- so dass Sie sich schon vor dem Sex schlecht fühlten und danach nur noch schlechter?

Vielleicht hatten Sie ja schon vor diesem Vorfall das „Gefühl, dass etwas nicht mit mir stimmt“. Vielleicht fühlten Sie sich auch schon vorher kraft- und willenlos. Und vielleicht ist das auch die Erklärung, warum Sie dem Oberarzt und seinem Wunsch nach Sex -denn ich vermute, dass von ihm die Initiative ausging- nichts entgegensetzen konnten.

Falls dem so sein sollte, benötigen Sie auf jeden Fall therapeutische Hilfe. Möglicherweise sind Sie vollkommen überarbeitet (Burnout) und benötigen Erholung und Ruhe, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Möglicherweise sind Ihre Symptome aber auch Anzeichen einer beginnenden depressiven Erkrankung. Auch eine körperliche Krankheit könnte Auslöser Ihrer Schwächegefühle sein.

Deswegen ist es wichtig, dass Sie sich bei einem Spezialisten ausführlich untersuchen lassen.

Wenn sich eine solche medizinische Ursache finden läßt, brauchen Sie sich nicht weiter Gedanken darum machen, warum Ihnen der Sex bei der Nachtschicht passiert ist. Vorwürfe wären da weit eher dem Oberarzt zu machen, dass er Sie in einer Situation ausgenutzt hat, in der Sie sich nicht wehren konnten.

Partner betrogen-
Und was ist mit Ihrem Partner?

Es ist sehr gut, dass Ihr Partner mit so viel Verständnis reagiert hat. Bestimmt wird er Sie dabei unterstützen, wenn Sie sich jetzt therapeutische Hilfe suchen.

Ihr Gefühl, nicht wertvoll genug für ihn zu sein, könnte ebenfalls mit den oben skizzierten Gründen zusammenhängen. Für Ihre Beziehung ist jetzt im Moment nur wichtig, dass Ihr Partner Sie liebt und für Sie Verständnis hat.

Ich bin sicher, dass Sie sich, wenn Sie sich die entsprechende ärztliche und psychotherapeutische Unterstützung holen, bald wieder deutlich besser fühlen werden.

Gern stehe ich Ihnen für weitere Rückfragen zur Verfügung.

© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

Kategorien
Beziehungsprobleme

Fremdgehen: Mögliche Anzeichen für Untreue?

Untreue: Woran erkenne ich,
dass mein Partner fremdgeht?
Untreue- die häufigsten Indizien

Eine Frage zum Thema Untreue: Ich bin mir nicht sicher, ob mein Partner mich mit einer anderen betrügt. Gibt es Anzeichen, woran ich das erkennen kann? Gibt es solche Anzeichen nur für Männer oder auch bei Frauen?

Silke T. (Name geändert)

Hallo Silke,

über die Frage, ob es sichere Anzeichen für eine Affäre des Partners oder der Partnerin gibt, haben sich schon viele Leute den Kopf zerbrochen. Und es gibt den Berufszweig der Privatdetektive, der hauptsächlich davon lebt, solche Nachweise zu finden.

Solche Anzeichen könnten sein:

  • Ihr Partner hat ein zweites Handy, das passwortgesichert ist und auf das Sie keinen Zugriff haben.

  • Ihr Partner/Ihre Partnerin will plötzlich deutlich weniger oder auch deutlich mehr Sex wünschen (in letzterem Fall als Überkompensation des schlechten Gewissens).

  • Auffällig sind neue Termine mit Freunden bzw. Freundinnen oder unerwartete Überstunden im Büro.

Diese Anzeichen gelten übrigens für Männer genauso wie für Frauen.

Aus psychologischer Sicht ist der Wunsch sehr gut verständlich, endlich die „ganze Wahrheit“ zu wissen. Das Problem ist nur: Durch solche Anzeichen erfahren Sie diese „ganze Wahrheit“ nicht.

Denn:
Alle diese Anzeichen können bedeuten, dass Ihr Partner eine Affäre hat, sie müssen es aber nicht.

Untreue- die Suche nach der „ganzen Wahrheit“

Selbst wenn Ihr Partner in flagranti beim Seitensprung überführt wurde, wissen Sie nicht, was diese Affäre eigentlich bedeutet.

  • Hat Ihr Partner eine neues Lebensglück gefunden und bereitet innerlich schon die Trennung von Ihnen vor?

  • War er einen Augenblick lang zu schwach, der Versuchung einer neuen Frau zu widerstehen?

  • Oder meint er, hin und wieder anderswo naschen zu können, ohne das dabei irgendetwas verwerflich ist, solange Sie es nicht erfahren?

Eines wissen Sie allerdings mit Sicherheit schon jetzt, und zwar noch bevor Ihre Suche nach den mögliche Anzeichen eines Seitensprung beginnt: In Ihrer Partnerschaft besteht ein massiver Vertrauensverlust.

Auch ohne Beweise
steckt Ihre Partnerschaft in einer Krise

Denn offensichtlich haben Sie, auch wenn klare Beweise noch nicht vorliegen, bereits jetzt das Gefühl, dass Sie Ihren Partner nicht mehr zu 100% trauen können.

Deshalb sollten Sie sich, möglicherweise auch unter Zuhilfenahme eines Therapeuten, folgende Fragen stellen:

Wenn ich nach Anzeichen für die Untreue meines Partners suche: Suche ich bereits einen Grund, mich von ihm zu trennen?

Wenn Sie selbst innerlich bereits mit der Beziehung abgeschlossen haben, ist es letztlich egal, ob Ihr Partner eine Neue hat oder nicht- dann sollten Sie sich überlegen, wann und wie Sie ihm am besten sagen, dass es zwischen Ihnen zu Ende ist.

Oder möchte ich daran arbeiten, die Beziehung zu erhalten, selbst wenn sich mein Verdacht bestätigen sollte?

Solange Sie aber Ihren Partner noch lieben und auf eine weitere, gute Zeit des Miteinander hoffen, gibt es für Sie mehr zu tun, als selber Detektiv zu spielen oder gar eine Detektei mit Nachforschungen zu beauftragen.

Therapeutische Lösungsansätze

Wenn Ihnen also an Ihrem Partner noch etwas liegt:
Dann wird es das Wichtigste sein, ihn zum Reden zu bringen und aus seinem Mund zu hören, was eigentlich passiert ist. Nur so erfahren Sie die „ganze Wahrheit“.

Das kann nur klappen, wenn er sich durch Ihren Gesprächswunsch nicht von vornherein an den Pranger gestellt fühlt (ob zu Recht oder zu Unrecht).

Wenn er spürt, dass Sie ihm ohne Vorwürfe erst einmal nur zuhören und ihn besser verstehen wollen, dann wird er sich Ihrem Gesprächswunsch kaum verschließen. Ein solches Gespräch kann sicherlich noch leichter gelingen, wenn Sie sich beide einen Therapeuten als Moderator gönnen, der Ihnen beiden dabei hilft.

Die erste und wichtigste Regel, die Sie beide miteinander vereinbaren sollten, wird sein: Was auch immer passiert, Sie werden einander so wichtige Ereignisse wie einen Seitensprung nicht verheimlichen, und Sie werden sich rechtzeitig und offen gegenseitig über Ihre Bedürfnisse austauschen.

Wenn Sie beide das Gefühl haben, sich auf dieser Basis wieder vertrauen zu können, gibt es verschiedene Möglichkeiten, weiterzuplanen: Das kann eine einvernehmliche Auszeit sein, aber auch der Versuch des Neubeginns, etwa dann, wenn sich herausstellen sollte, dass es gar keinen Seitensprung gegeben hat oder dass der Seitensprung Ihres Partners nur ein einmaliger Ausrutscher war, der ihm selber leid tut.

Das ist bestimmt kein einfacher Weg, und deswegen ist eine therapeutische Begleitung sicherlich sehr sinnvoll. Aber es ist zugleich ein Weg, der sich lohnen kann. Und eine Beziehung, die eine solche Krise erfolgreich durchlebt hat, ist sicherlich deutlich gefestigter als zuvor.

Mit herzlichem Gruß

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

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Paartherapie und Eheberatung

Nach Fremdgehen sofortige Trennung?

Ich glaube, dass mein Mann mit einer Arbeitskollegin fremdgeht. Angefangen hat das ganze vor etwa 5 Monaten, nach einer Kongressreise. Seitdem hat er ein zweites Handy, das er immer mit sich herumträgt, und er muss immer wieder plötzlich Überstunden machen, ohne dass er erzählen kann, was er eigentlich konkret macht.
Ich habe auch mal während einer „Überstunde“ bei ihm am Arbeitsplatz angerufen, und er war gar nicht im Büro. Ich weiß überhaupt nicht, was ich machen soll. Eigentlich liebe ich meinen Mann und möchte ihn behalten. Andererseits wäre ich so wütend auf ihn, dass ich nie wieder in die Augen sehen könnte. Besonders deswegen, weil er mir nicht gleich die Wahrheit gesagt hat.
Wenn das stimmt, dass er mich betrügt, sollte ich mich dann am besten sofort von ihm trennen?

Heike B. (Name geändert)

Fremdgehen- wie stelle ich ihn zur Rede?

Hallo Heike,

was Sie schreiben, sind tatsächlich typische Anzeichen für ein mögliches Fremdgehen Ihres Partners.

Allerdings haben Sie erst dann Gewißheit, wenn Sie Ihren Mann ganz konkret mit Ihrer Vermutung konfrontiert haben. Wie könnte es ausgehen, wenn Sie ihn zur Rede stellen?
Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Möglichkeit: Er gibt die Affäre zu. Und was dann?

Es wäre völlig normal, wenn Sie ihn im Affekt erst einmal mit allen Schimpfwörtern der Welt überschütten und ihn aus der Wohnung hinauswerfen. An die Möglichkeit einer solchen „sofortigen Trennung“ haben Sie ja bereits selber gedacht.

Allerdings macht eine solche „sofortige Trennung“ es unmöglich, dass er seine Sicht der Dinge überhaupt vorträgt. Denn die meisten Männer, die fremdgehen, wollen ihre Frau nicht verlieren. Falls Ihr Mann sie über seine Affäre belügt, dann höchstwahrscheinlich deswegen, weil er Angst hat, Sie zu verlieren, sobald er Ihnen die Wahrheit sagt. Auch wenn Ihr Mann Sie betrügt, ist ihm Ihre Beziehung offenbar immer noch wertvoll.

Und solange Ihnen beiden Ihre Beziehung etwas bedeutet, ist es prinzipiell möglich, dass Sie auch wieder zusammenfinden.

1. Möglichkeit: Er gibt die Affäre nicht zu. Und was dann?

Sie müssen aber auch damit rechnen, dass Ihr Mann sagt, er hätte sie nicht betrogen.

Auch wenn es nicht wahrscheinlich ist: Vielleicht kann Ihr Mann diese Veränderungen in seinem Verhalten und das neue Handy irgendwie erklären.

Aber dann hätten Sie beide sofort neue Probleme: Ihr Mann müsste mit dem Gefühl fertigwerden, dass Sie ihm nicht trauen. Und auch Sie wären von seinen Erklärungen wahrscheinlich nicht ganz überzeugt.

Warum ein Therapeut jetzt hilfreich sein kann

Die Situation ist also so kompliziert, dass es sich lohnt, auch schon vor einer solchen direkten Aussprache therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Statt Ihren Mann direkt zur Rede zu stellen, könnten Sie sagen: „Ich habe das Gefühl, dass es gut wäre, wenn wir gemeinsam einen Therapeuten aufsuchen würden. Es gibt da ein paar Punkte, wo ich glaube, dass uns beiden fachlicher Rat weiterhelfen kann.“ Machen Sie ihm unmissverständlich deutlich, dass das Ihr Wunsch ist.

Höchstwahrscheinlich wird Ihr Mann darauf eingehen, vielleicht ist er sogar froh, wenn Sie die Sache in die Hand nehmen und er aus seiner eigenen verfahrenen Situation wieder freikommt. Denn wenn er tatsächlich Sie über eine Affäre belügt, dann geht es auch ihm vermutlich psychisch nicht besonders gut.

Fremdgehen- Eine Reihe wichtiger Fragen

Gemeinsam mit Ihrem Therapeuten gibt es dann eine ganze Reihe wichtiger Fragen zu besprechen:

  • Was ist tatsächlich dran an der Affäre Ihres Mannes? Wie ist es dazu gekommen und warum hat er Ihnen nicht von selbst die Wahrheit gesagt?
  • Welchen Wert hat Ihre gemeinsame Beziehung für Ihren Mann und für Sie selbst? Vor der Affäre und jetzt?
  • Gibt es Möglichkeiten, wie Sie das zerbrochene Vertrauen wiederherstellen können?
  • Können Sie Ihrem Mann die Affäre verzeihen? Wenn ja, unter welchen Bedingungen?
  • Wenn Sie sich trennen wollen: Wie organisieren Sie Ihre Trennung? Ist die Scheidung der richtige Weg oder genügt zuächst eine vorübergehende Trennung? Was geschieht mit Ihrem gemeinsamen Besitz? Wie soll es ggf. mit Ihren Kindern weitergehen?

Fremdgehen- Chance für einen Neuanfang?

Fazit: Die sofortige Trennung ist für Sie beide wahrscheinlich nicht die beste Lösung, weil dadurch andere Möglichkeiten nicht mehr geprüft werden können, die für Sie beide deutlich besser sein können.

Natürlich ist es sicher, dass nach einer Affäre in Ihrer Beziehung vieles nicht mehr so sein kann wie zuvor. Aber das ist ja auch gut so, dass sich etwas verändert hat. Denn jetzt gibt es die Chance, dass Sie beide nach einiger Zeit der gemeinsamen therapeutischen Arbeit wieder neu zueinander finden.

Ihr Mann wird möglicherweise gelernt haben, dass er mit Ihnen über seine eigenen intimen Probleme und Sehnsüchte sehr viel offener reden kann, als er das je geglaubt hätte.

Und Sie selbst werden möglicherweise herausfinden, dass Sie Ihren Mann auch trotz der Affäre lieben und ihm nach der gemeinsamen Therapie wieder in einem Maß vertrauen können, wie es zuvor in Ihrer Ehe gar nicht möglich gewesen ist.

Auf Ihrem Weg zu einer Lösung, mit der Sie selbst rundum zufrieden sein können, wünsche ich Ihnen viel Erfolg!

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery