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Bedeutet ein Besuch bei einer Domina Fremdgehen?

Ist ein Besuch bei einer Domina Fremdgehen?

Was ich schon lange wissen wollte: Ist aus sexualtherapeutischer Sicht ein Besuch bei einer Domina Fremdgehen?

Ich, männlich 42, bin mit meiner Frau schon über 15 Jahre zusammen. Seit fast 12 Jahren sind wir verheiratet und haben 2 Kinder Meine Frau ist für mich meine absolute Traumfrau – menschlich gibt es keine bessere Frau die zu mir passen könnte! Wir haben eine TOP Beziehung und lieben uns sehr.

Leider gibt es einen kritischen Punkt, der mich ziemlich kaputt macht… Ich habe schon im Jugendalter Lust auf dominante Frauen bekommen – leider nie richtig ausgelebt – außer durch Videos im Internet anzuschauen.

Meine Frau weiß darüber alles – aber sie sagt auch eindeutig, dass sie diese Praktiken bei mir nicht machen möchte, da sie sich nicht wohl dabei fühlt. Aber sie will auch nicht, dass ich zu einer Domina gehe…

Ich verstehe meine Frau und versuche jetzt schon viele Jahre alles zu unterdrücken – doch irgendwie wird alles schlimmer „die Sehnsucht“… Aber meine Frau möchte ich ja nicht drängen! und ich habe es bestimmt schon sehr oft bei ihr versucht – doch setze hier ja unsere tolle Beziehung aufs Spiel…

Was raten Sie mir? Ich habe mich im Internet viel eingelesen und die Tipps, mit meiner Frau zu reden, habe ich schon mehr als dreimal versucht. Immer gab es leider Streit und Tränen, was mir sehr weh getan hat – denn ich kann meine Frau nicht mit Tränen sehen… Aber ich zügel mich eine gefühlte Ewigkeit und weiß nicht weiter…

Deshalb kommt immer und immer wieder der Gedanke einmal zu einer Domina zu gehen… (Es zereißt mich innerlich und nervlich, denn: Meine Frau ist mein Heiligtum!)

Marius C. (Name geändert)

Bedeutet ein Besuch bei einer Domina Fremdgehen? Eine gar nicht so seltene Frage…

Hallo Marius,

es gibt viele Männer, die sich diese Frage stellen. Die meisten Männer, die eine Domina aufsuchen, machen das wohl heimlich und berichten ihren Frauen nicht davon.

Auf den ersten Blick spricht einiges dafür, dass der Besuch bei einer Domina nicht das Gleiche ist wie Fremdgehen. Bei den meisten Paarbeziehungen, die am Fremdgehen eines Partners scheitern, ist die tiefste Verletzung weniger der Sex an sich, sondern die Tatsache, dass ein Dritter oder eine Dritte wichtigste Vertrauensperson des Partners wurde.

Der Vertrauensbruch beim Fremdgehen besteht darin, dass jemand, der fremdgeht, einen höheren Grad an Intimität und Gemeinsamkeit mit einer dritten Person lebt als mit dem eigenen Partner bzw. der eigenen Partnerin. Schliesslich weiss der/die Aussenstehende dann in der Regel mehr von den geheimen Sehnsüchten, Leidenschaften und Gefühlen des Menschen, der fremdgeht, als der betrogene Partner, der auf genau diese Offenheit den eigentlichen Anspruch hätte.

Denn das ist ja die Grundlage einer Partnerschaft: sich zu versprechen, dass der jeweils andere Partner für einen selbst die Nr. 1 im Leben ist und bleibt.

Bedeutet ein Besuch bei einer Domina Fremdgehen?

Wenn doch gar keine neue Beziehung entsteht…

Eine Domina ist in gewisser Hinsicht eine Schauspielerin. Auch wenn für die Dauer der bezahlten Sitzung eine intensive (sexuelle) Beziehung vorgespielt wird, kommt es zu keiner tatsächlichen emotionalen Intimität, die in irgendeiner Weise mit einer Lebenspartnerschaft vergleichbar wäre.

Domina-Sex ist eine Dienstleistung: Wenn kein Geld mehr fliesst, ist die Beziehung zu Ende.

 

Warum die Partnerin sich verletzt fühlen kann.

Das Problem beim Sex mit einer Domina (bzw. bei einem SM-Spiel mit einer Domina, weil sich nur die wenigsten Dominas auf tatsächlichen Sex mit Austausch von Körperflüssigkeiten einlassen) liegt also weniger darin, dass nun eine aussen stehende dritte Person den exklusiven Status der eigentlichen Partnerin gefährdet.

Das Problem kann aber darin liegen, dass die eigentliche Partnerin vorgeführt bekommt, dass sie den geheimen sexuellen Neigungen ihres Partners nicht genügt. Und das kann für sie ausgesprochen schmerzlich sein.

So kann sich daraus auch die Angst entwickeln, der Partner wäre nur noch auf Absprung bei ihr- so lange bis er vielleicht auch im wirklichen Leben eine dominaähnliche Frau findet, mit der er nicht nur stundenweise sondern dauerhaft zusammen bleibt.

Domina-Sex: Lassen sich die Vorbehalte der eigenen Lebenspartnerin ausräumen?

Eine schwierige Frage, die immer nur individuell beantwortet werden kann. Es gibt tatsächlich Frauen, die keine Lust auf SM-Spiele in der Partnerschaft haben und es deshalb ihren Männern erlauben, diesen Teil der Sexualität bei professionellen Dominas auszuleben.

Das fällt umso leichter, je deutlicher die Männer aufzeigen können, warum sie diese Form des Sex neben der Partnerschaft brauchen und warum dieses Interesse an SM kein insgeheimer Wunsch nach einer sexuell „besseren“ Partnerin darstellt, der langfristig in der Aufkündigung der Beziehung enden könnte.

 

Ist Geheimhaltung ein geeigneter Schutz?

Geheimhaltung beim Sex ist ein Spiel mit dem Feuer. Wenn die Partnerin von sich aus durch irgendeinen Zufall (oder auch duch gute Beobachtungsgabe-und Frauen kennen ihre Männer in der Regel sehr gut, so dass ihnen jede kleine Verhaltensveränderung auffällt) herausfindet, dass ihr Partner geheimen Kontakt mit einer Domina hatte: dann wird sie in der Regel das Schlimmste vermuten und den Mann kurz vor dem Absprung aus der Partnerschaft sehen. Von daher ist die Geheimhaltung aus psychologischer Sicht nicht zu empfehlen- jedenfalls dann nicht, wenn dem Mann etwas an seiner eigentlichen Partnerschaft liegt und er diese nicht gefährden möchte.

Was bleibt also übrig als Lösung? Von der Logik her gibt es nur zwei Möglichkeiten: auf den Besuch bei der Domina zu verzichten oder der eigenen Partnerin verständlich zu machen, warum ich als Mann den Domina-Besuch brauche und warum das keine Gefährdung der Partnerschaft darstellt. Für beide Lösungen kann es sinnvoll sein, sich sexualtherapeutische Hilfe zu holen.

Wobei kann ein Sexualtherapeut helfen?

Die meisten Männer, die sich nach SM-Sex sehnen, kennen den Grund dafür nicht. Und deswegen können sie ihren Partnerinnen auch nicht klarmachen, warum sie diese Form sexueller Stimulation -jedenfalls von Zeit zu Zeit- benötigen. Eine Sexualtherapie könnte in zweifacher Hinsicht helfen:

1. als paartherapeutisches Setting: dabei können sich beide Partner unter fachkundiger Supervision über ihre sexuellen Wünsche austauschen- und der Mann mit dem Wunsch nach SM im Dominastudio kann klar formulieren, warum dieser Wunsch für die Partnerschaft keine Gefahr darstellt.

2. Als Einzelsitzung: Der Wunsch nach SM hat häufig etwas mit sexuellen Traumatisierungen, meist in der Kindheit, zu tun. Sexuelle Übergriffe von Erwachsenen (und das müssen nicht unbedingt explizite Handgreiflichkeiten sein- es reicht bereits eine Sexualisierung der Beziehung des Erwachsenen zum Kind, aus der der Erwachsene sexuellen Lustgewinn zieht) bedeuten eine extreme Ohnmachtserfahrung des Kindes bei gleichzeitiger nie erwünschter sexueller Stimulation.

In einer gespielten SM-Situation hat nun der Erwachsene die Möglichkeit, sich sozusagen freiwillig selber wieder in eine solche scheinbare Situation sexueller Ohnmacht zu bringen. Diese Situation ist dann ähnlich erregend oder sogar erregender als das traumatische Ausgangserlebnis und kann als eine Art Sieg über die Angst oder das Beklemmungsgefühl erlebt werden, welche mit dem Ursprungserlebnis verbunden waren. Kurz gesagt: der Besuch im Domina-Studio kann eine mehr oder weniger glücklich gewählte Bewältigungsstrategie für sexuelle Traumata darstellen.

Die therapeutische Aufarbeitung solcher Zusammenhänge kann dazu führen, dass fer Wunsch nach der Domina nachlässt. Sie kann aber auch zum Ergebnis führen, dass der Domina-Sex ohne Schuldgefühle in das eigene Leben integriert werden kann und der Betroffene auch seiner Partnerin erklären kann, warum er aufgrund seiner sexuellen Biographie diese zweite Form des Sex hin und wieder braucht und warum das mit seiner Liebe zur Partnerin schlichtweg überhaupt nichts zu tun hat.

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© M.Petery

Wenn Sie möchten, können Sie sich mit weiteren Fragen gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Weitere Infos: Sexuelle Zwangsgedanken- wie wird man sie los?

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BDSM und Fetisch

Bondage als Kunstform?

Bondage als Kunstform?
Dr. Michael Petery im Interview
mit Morena Barra

Morena Barra ist Experimentalfilmerin und bereitet zur Zeit einen Film über Shibari, japanische Bondage, vor.

Bondage als Kunstform- In der japanischen Bondage geht es hauptsächlich um Unterwerfung und Dominanz. Mich interessiert, wie eine solche Präferenz überhaupt entsteht? Gibt es einen „Grund“, wieso eine Person gerne unterwürfig ist oder dominant? Ist es meist mit einer Erfahrung, auch nicht sexueller Art, verbunden?

Hier eine pauschale Antwort zu geben, ist sicherlich nicht möglich. Aus psychotherapeutischer Sicht wäre die Hauptfrage: Geht es dabei tatsächlich um reale sexuelle Unterwerfung und Dominanz oder um ein Spiel mit den Thema Unterwerfung und Dominanz?

Je nachdem, wie die Antwort ausfällt, macht das für die Beurteilung einen riesigen Unterschied. Reale sexuelle Gewalt, reale sexuelle Unterwerfung und reale sexuelle Dominanz sind als solche niemals zu rechtfertigen, der Wunsch danach (aktiv wie passiv) deutet auf schwerwiegende psychische Störungen hin, die Ausübung kann sogar strafrechtlich relevant sein.

Ganz anders liegt der Fall jedoch, wenn Menschen sexuelle Dominanz und Unterwerfung im Spiel erfahren wollen. Da kann das sogar eine Art von Coping-Strategie sein, um tatsächliche Gewalterfahrungen, etwas in der Kindheit, zu verarbeiten. Das wäre so etwas wie die Erfahrung einer psychotherapeutischen Angst-Exposition: Ja, ich kann mich im hier und heute im Spiel gefahrlos fesseln und dominieren lassen- und dabei sogar sexuelle Lust empfinden.

In meiner Praxis habe ich immer wieder Menschen kennengelernt, die in Kindheit und Jugend sexuellen Übergriffen ausgesetzt waren und dann später sexuelle Vorlieben im Bereich BDSM entwickelt haben, sowohl als dominanter wie auch als submissiver Part.

Bondage als Kunstform – Lust und Schmerz

Wieso liegt das Schmerz- und Lustempfinden so nahe beieinander?

Die Ursache ist wohl, dass es in sexuellen Übergriffen auch zu sexueller Erregung des Opfers kommen kann- und dadurch beim Opfer zur Entwicklung masochistischer sexueller Präferenzen. (Schlimmerweise führen Täter das immer wieder zur eigenen Rechtfertigung an: Das Opfer „habe doch auch mitgemacht und seinen Spaß gehabt“. Diese Argumentation ist natürlich nur widerlich!)

Die Erfahrung der Grenzverletzung, der Angst und des Schmerzes wird bei manchen Opfern zusammen mit der sexuellen Erregung als Erinnerung im Hirn sehr eng verknüpft gespeichert- und fortan können diese Größen sich gegenseitig triggern. Am Beispiel Bondage bedeutet das: die Fesselung als solche löst beim früheren Opfer auch weiterhin sexuelle Erregung aus. Bondage kann also direkt zu sexueller Erregung führen.

Oft ist es so, dass der Mann die Frau fesselt. Sind das immer noch unbewusste Rollenmuster die in uns verankert sind?

Das mag in der japanischen Bondageszene der Regelfall sein- hier in Westeuropa gilt vielleicht sogar das Gegenteil. Nach meiner Einschätzung haben wir sogar einen Männerüberhang in Richtung Submission.

Der typische Klient für Bondage ist jedenfalls im deutschen Sprachraum ein Mann, der dafür viel Geld bezahlt, sich von einer Domina fixieren und spielerisch misshandeln zu lassen… Allerdings gibt es bei uns natürlich auch submissive Frauen… Eine exakte Statistik gibt es dazu meines Wissens nach nicht.

Bondage als Kunstform – krank oder gesund?

Ich habe mit verschiedenen Leuten aus der BDSM-Szene gesprochen und da erzählten sie mir von Praktiken mit Nadeln oder mit allgemeinen starken Schmerzen. Da dachte ich mir: oh Gott das ist doch krank.. Gibt es da eine Grenze zwischen „gesund“ und „krank“? Oder gilt auch hier, wenn kein Leidensdruck besteht, dann ist alles gut?

Laut Weltgesundheitsorganisation ist das wichtigste Kriterium dafür, dass etwas eine Krankheit ist, das Vorliegen eines Leidensdrucks. Ohne dieses Kriterium besteht die Gefahr, alles Mögliche als krank zu bezeichnen, bis hin zu Feststellungen: Dies oder das wäre „kranke“ Kunst oder „kranke“ Politik etc…

Eine Krankheitsdefinition ohne Kriterium Leidensdruck ist also sehr gefährlich. Sie würde schlicht und ergreifend das statistische Durchschnittsverhalten für „gesund“ erklären und alles Verhalten, was davon abweicht, als „krank“ bezeichnen. Wohin das führt, hat die Geschichte schon einmal zur Genüge gezeigt…

Also nochmal im Klartext: Bondage und BDSM, im gegenseitigem Einverständnis praktiziert, sind nicht krank, sondern eine Spielart menschlicher Sexualität, die manchen Menschen sehr viel Intimität und sehr intensiven sexuellen Genuss schenken kann. Und das ist aus psychotherapeutischer Sicht etwas Gutes!

Kann man bei Bondage auch von Fetisch sprechen? Kann das Seil als „Fetischobjekt“ verstanden werden?

Ein sexueller Fetisch ist ein Objekt, das bei einem Menschen als solches sexuelle Erregung hervorruft oder intensiviert. Die meisten Menschen, Männer wie Frauen, haben Fetische, oft ohne es selbst so zu nennen. Das kann ja bereits die Freude an bestimmten Kleidungsstücken sein oder auch an bestimmten Duftstoffen und Parfüms.

Inwieweit das Seil als solches bei Bondage sexuelle Erregung auslöst, ist aus Sicht der Sexualtherapie eine ziemlich akademische Frage. Für die meisten Bondage-Freunde ist es wohl mehr die Geste der Fesselung, die sexuell interessant ist, als der Gegenstand Seil für sich genommen.

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Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS:
Hier der Link zu weiteren Beiträgen zum Thema BDSM.

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BDSM und Fetisch RTL- Let´s talk about Sex- Radiointerviews

Masken, Rollenspiele und Sex

Interview mit Dr. Michael Petery in der Sendung Let´s talk about Sex bei Radio 89.0 RTL

Masken, Rollenspiele und Sex
Wo liegt der Reiz an Fetischen, Rollenspielen oder SM?

Sex ist eine Ausnahmesituation in unserem Leben: allein schon körperlich, dadurch, dass unser Puls steigt, dadurch, dass spezielle Hormone und Botenstoffe aktiv werden, die schließlich im Gefühl des Orgasmus gipfeln, der emotionalen und körperlichen Ausnahmesituation in unserem Leben schlechthin. Sex ist also ein Moment, in dem wir einmal vollkommen anders sind als sonst in unserem Alltag.

Dieses aufregende Gefühl des Andersseins im Sex können wir dadurch noch verstärken, in dem wir zum Beispiel Fetischkleidung tragen und so die Andersartigkeit des sexuellen Moments noch weiter zum Ausdruck bringen.

Rollenspiele können aus der Sicht der Sexualtherapie dazu beitragen, den Sex noch aufregender und spannender zu gestalten.

Viele Menschen mögen es, wenn im Rahmen eines solchen Spiels zusätzlich die Dimension von Macht und Unterwerfung hinzukommt, wie sie im SM-Sex praktiziert wird. Der dominante Partner bzw. die dominante Partnerin genießt es, dass sich ein anderer Mensch freiwillig vollkommen den eigenen Wünschen und Fantasien zur Verfügung stellt. Und umgekehrt genießt der submissive Partner bzw. oder die submissive Partnerin, sich für den Moment des Sex vollkommen fallenlassen zu können und sich nur noch darauf zu konzentrieren, was der oder die Partnerin mit dem eigenen Körper macht.

Masken, Rollenspiele und Sex
Wieso sind Rollenspiele so spannend? Gibt es Rollenspiele, die besonders gern ausgeübt werden? Warum?

Wie schon gesagt: Rollenspiele dienen dazu, die Besonderheit des sexuellen Miteinanders noch einmal ein Stück besonderer und aufregender zu machen.

Um zu sehen, welche Rollenspiele besonders beliebt sind, reicht ein Blick in einen beliebigen Sex-Shop. Klassiker sind Spiele, die um das Thema Krankenhaus (z.B. Krankenschwester und Patient) kreisen oder um das Thema Schule (z.B. Lehrer und Schülerin) oder Polizei (Verhör, Verhaftung, Verführung von Polizist oder Polizistin).

Alle diese Szenarien haben gemeinsam, dass es jeweils um ein gewisses Autoritätsgefälle geht, das im wirklichen Leben mit dem mehr oder weniger großen Gefühl von Angst verbunden ist.

Tatsächlich sind Angst und sexuelle Erregung zwei Gefühle, die in unserem Hirn relativ nah zueinander stehen. Ein gewisses Maß an Angst kann sexuelle Erregung auslösen und steigern.

Das machen sich solche Rollenspiele zunutze. Wobei hier natürlich die Erzeugung eines leichten Angstgefühls kein Selbstzweck ist, sondern nur dazu dient, die sexuelle Erregung noch weiter zu steigern. Und dadurch, dass sich das Rollenspiel im Orgasmus auflöst, kommt dann zusätzlich zum sexuellen Wohlgefühl auch noch die Erfahrung hinzu, sich der eigenen Angst gestellt und diese Angst erfolgreich besiegt zu haben.

Masken, Rollenspiele und Sex
Wo sind die Grenzen bei solchen Ausübungen? Ist es noch okay, wenn Blut und blaue Flecke im Spiel sind?

Sex soll Spaß machen. Das gilt auch für Rollenspiele und auch für SM-Sex.
Von daher sind die Grenzen ganz klar:

1. Alles, was beim Sex passiert, muss im Einvernehmen der beiden Partner passieren. Deshalb ist es gut, wenn sich die Partner bei Rollenspielen schon vorher darüber austauschen, was OK ist und was nicht. Und das kann von Mensch zu Mensch höchst unterschiedlich sein. Für den einen ist zum Beispiel bereits das Anlegen von Handschellen zu viel, während ein anderer gar nicht fest genug gefesselt werden kann.
Eine gute Möglichkeit, dass hier im Eifer des Gefechts nicht tatsächlich Grenzen überschritten werden, ist es, gemeinsam ein Code-Wort festzulegen, bei dem das Spiel dann sofort abgebrochen werden muss. Bewährt hat sich zum Beispiel der Ampel-Code: Wenn einer der Partner „Gelb!“ sagt, dann heißt das, die Grenze ist fast erreicht und jetzt sollten beide lieber etwas anderes spielen, also zum Beispiel eine bestimmte Fesselung wieder auflösen und dafür etwas anderes ausprobieren. „Rot!“ hieße dagegen, das ganze Spiel sofort abzubrechen und erst einmal darüber zu reden, was da gerade schief gelaufen ist.

2. Darüber hinaus ist beim Sex alles nicht OK, was zu bleibenden gesundheitlichen Schädigungen führt. Sogar dann, wenn einer der Partner solche bleibenden Schädigungen selber wünscht (wie z.B. im Extremfall die Kastration).
Blaue Flecken oder Blut sind prinzipiell kein Tabu- allerdings nur dann, wenn der betroffene Partner das selber beim Sex genau so haben will und wenn die Grundregeln von Medizin und Hygiene beachtet werden.

Masken, Rollenspiele und Sex
Horror im Bett (Masken, Verkleidungen…) – warum gruseln wir uns so gern?

Es soll mal dahingestellt sein, ob sich wirklich alle Menschen gerne gruseln- und das auch noch im Bett! Da würde ich doch ein bisschen Vorsicht walten lassen, bevor ich mich mit einer Vampirmaske auf Partnerin oder Partner stürze…

Aber davon mal abgesehen: Der psychologische Hintergrund für die Freude an Gruselverkleidungen zu Halloween ist, das wir alle eine tief in unserer Biologie verankerte Angst vor dem Tod haben. Halloween nimmt uns ein Stück von dieser Angst, weil wir in diesen Tagen einer Menge gruseliger Todesbilder begegnen- und trotzdem wunderbar weiterleben.

Wer diesen Halloween-Effekt dann auch noch ins Bett holt durch entsprechende Masken und Verkleidung, für den verwandelt sich ein Stück der eigenen Todesangst dann sogar in intensiven Sex-Genuss. Und das kann für manche vielleicht sogar die ultimative Halloween-Erfahrung sein.

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Wenn Sie dazu Fragen haben, können Sie sich gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

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BDSM und Fetisch Missbrauch RTL- Let´s talk about Sex- Radiointerviews Sexuelle Wünsche

Domina-Sex: Warum stehen Männer darauf?

Domina-Sex: Wenn Frauen Männer quälen

Interview mit Dr. Michael Petery
in der Sendung Let´s talk about Sex bei Radio 89.0 RTL

Domina-Sex:
Warum machen das Männer, sich erniedrigen zu lassen?

Der Besuch bei einer professionellen Domina ist, anders als das auf den ersten Blick erscheinen mag, ein Verwöhnprogramm für Männer. Die Männer suchen sich bei einer Domina wie im Restaurant auf einer Speisekarte genau die Formen sexueller Erniedrigung aus, die sie sich selbst wünschen. Das hat mit Sadismus seitens der Frau nur sehr wenig zu tun.

Die wichtigste Erfahrung, um die es den meisten Männern dabei geht, ist die Abgabe der Führungsrolle: einmal selbst für nichts verantwortlich zu sein, sich ganz und gar in die Hände eines anderen Menschen zu begeben, der für die Dauer der Sitzung bestimmt, was geschieht.

Aus psychologischer Sicht ist eine Session bei einer Domina so etwas wie ein Angstexpositions-Training: der Mann stellt sich seinen tiefsten Ängsten von Misshandlung und Erniedrigung und kann im kontrollierten Rahmen des Domina-Studios erleben, dass diese lebensbedrohlichen Ängste sich zuletzt in sexueller Lust auflösen.

Bei vielen Männern, die eine Domina aufsuchen, ist anzunehmen, dass eigene Erfahrungen von sexuellem Missbrauch in der Kindheit im Hintergrund stehen. Neuere Forschungen gehen davon aus, dass in Deutschland etwa 15% der Frauen und 5% der Männer als Kinder Opfer von sexuellen Übergriffen geworden sind. Dabei sind, gerade Männern gegenüber, die Täterinnen häufig weiblich: oft die eigene Mutter, aber auch die Erzieherin oder Lehrerin.

Wer so etwas in der Kindheit erlebt hat, für den ist die Erfahrung des Übergriffs und der sexuellen Erregung lebenslänglich sehr eng verbunden.

Der Besuch bei einer Domina ist da geradezu ein kreativer und lebensbejahender Weg, mit solchen Belastungen umzugehen. Dadurch, dass der Mann Auftraggeber der Domina ist, kann er diese spezielle Verknüpfung seiner sexuellen Lust mit der Erfahrung der Erniedrigung immer wieder nacherleben, ohne in die Rolle des Opfers zurückzufallen.

Domina-Sex:
Frauen – warum haben sie so eine Wirkung? Wieso wollen sie Männer erniedrigen?

Das ist jetzt eine ganz andere Frage: Frauen, die Männer erniedrigen wollen. Professionelle Dominas gehören in der Regel nicht zu dieser Gruppe. Sie verstehen sich meist eher als eine Mischung aus Schauspielerin und Psychotherapeutin.

Wenn eine Frau in ihrem Privatleben Freude daran hat, Männer sexuell zu erniedrigen, ist das etwas ganz anderes. Ein solcher Wunsch hat in der Regel ebenfalls Wurzeln in kindlichen Misshandlungserlebnissen. Das ist bei einer Frau dann oft die mehr oder weniger bewusste Rache für das, was andere Männer ihr früher selber angetan haben.

Domina-Sex:
Wann wird es gefährlich?

In der BDSM-Community und auch in der Beziehung zwischen der Domina und ihren Kunden ist allen Beteiligten klar, dass sie ein Spiel spielen Zu diesem Spiel gehört es, dass vorher festgelegte Regeln gelten: etwa Code-Wörter, wann es zu viel wird oder das Spiel abgebrochen werden soll. Die Kontrolle bleibt letztlich immer bei demjenigen, der die unterlegene Rolle innehat.

Ein solches Spiel zielt nicht auf die Erniedrigung anderer Menschen als Person ab, sondern auf die Erzeugung maximaler sexueller Lust- wobei Schmerz und Erniedrigung durchaus Mittel zum Zweck sein können.

Gefährlich wird es, wenn Schmerz und Erniedrigung selbst zum eigentlichen Zweck werden. Wenn also das Spiel aus Unterwerfung und Dominanz gar kein Spiel mehr ist.

Dann kann es zu schwerwiegenden Übergriffen kommen, sowohl im Sinne einer psychischen Demütigung und menschlichen Erniedrigung, wie auch durch ganz konkrete körperliche Gewaltexzesse.

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© M.Petery.
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Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

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BDSM und Fetisch

BDSM Beratung, Psychotherapie und Sexualtherapie

BDSM Beratung und Hilfe
rund um die härtere Spielart des Sex

Die Zeiten, in denen BDSM als krank oder problematisch angesehen wurde, sind zum Glück längst vorbei. In der modernen Sexualwissenschaft gelten die härteren Spielarten des Sex als genauso „normal“ und „gesund“ wie Kuschel- und Schmusesex. Natürlich unter den drei Voraussetzungen, dass

  1. beide Partner den Sex wollen,
  2. kein Partner sich selbst oder dem anderen psychische oder körperliche Schäden zufügt
  3. und keine anderen Menschen geschädigt oder brüskiert werden

Aber diese drei Regeln gelten für Kuschelsex ja ganz genauso. Aus sexualtherapeutischer Sicht gibt es aber auch Punkte, die beim Thema BDSM Beratung besondere Beachtung verdienen.

BDSM Beratung- die verschiedenen Bereiche

Das Kürzel BDSM steht für: „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“. Damit sind also die folgenden sexuellen Techniken gemeint:

  • Bondage: Fesselung des Sexualpartners zum Zweck der Luststeigerung (mit Handschellen, Seilen, auch als Hängebondage);
  • Discipline: Die Züchtigung des Partners, etwa durch Versohlen des Hinterteils mit der Hand (spanking), oder Schlagen mit der Reitgerte oder Peitsche
  • Dominance & Submission: Rollenspiele, bei denen ein Partner die überlegene Rolle spielt (top) und der andere dessen Opfer (sub)- z.B. Rollenspiel Aufseher und Gefangener
  • Sadism & Masochism: Rollenspiele, bei denen ein Partner dem anderen körperliche Schmerzen zum Zweck der Luststeigerung zufügt.

BDSM Beratung- die häufigsten Probleme

1. Unausgesprochene Wünsche

Viele Menschen träumen von BDSM- und haben Schwierigkeiten, sich selbst oder ihrem Partner diesen Wunsch einzugestehen.

Der oder die Betroffene nehmen sich dadurch selbst die Chance, eine Form des sexuellen Spiels auszuprobieren, welche möglicherweise das eigene Leben und die eigene Sexualität deutlich aufregender und erfüllender machen könnte.

Das ist besonders schade, wenn der eigene Partner eigentlich ganz ähnliche Wünsche hat, sie sich aber ebenfalls nicht auszusprechen traut.

2. Unverständnis des Partners

Oft reagieren Partner im ersten Moment sehr abweisend auf den Wunsch, Elemente aus dem BDSM-Bereich ins eigene Sexualleben einzubauen. Wer sich vor seinem Partner outet, riskiert, als pervers oder zumindest irgendwie nicht ganz normal dazustehen. Hier können Verletzungen entstehen, die später kaum wieder zurücknehmbar sind.

Umgekehrt kann auch das eigene Outing mit BDSM-Wünschen den Partner überfordern, etwa dann, wenn ein Partner vom anderen sexuelle Spiele erwartet, die dieser nicht erfüllen kann oder möchte.

Besonders schwierig wird es, wenn emotionaler Druck auf den Partner aufgebaut wird, um eigene sexuelle Wünsche durchsetzen zu wollen.

3. Schuld- und Schamgefühle

Schuld- und Schamgefühle können für Betroffene eine erhebliche Belastung darstellen, zum Beispiel, wenn einen die Frage nicht mehr los läßt: Was habe ich da eigentlich getan oder mit mir machen lassen? Über solche Themen direkt mit dem Partner zu sprechen, ist besonders schwierig.

4. Probleme mit der eigenen Rolle

Für viele Menschen ist es nicht leicht, mit neuen Erfahrungen aus dem BDSM-Bereich umzugehen. Für viele ist das Sich-Einlassen auf BDSM zunächst nur etwas, das man als Geschenk oder Gefälligkeit dem Partner zugestanden hat.

Was aber, wenn ein Mensch, der sich selbst bisher privat und im Berufsleben als eher stark und dominant erlebt hat, nun entdeckt, beim Sex gern selber dominiert zu werden? Oder gar masochistische Freude über körperlichen Schmerz verspürt? Oder umgekehrt entdeckt, Freude daran zu haben, den Partner zu dominieren und körperliche Schmerzen zuzufügen?

5. Die eigenen Grenzen kennen

Viele Menschen haben beim BDSM die Angst, sich selbst zu verlieren. Sie empfinden Unsicherheit bei der Frage, „wo das Ganze eigentlich enden soll“.

BDSM ist immer ein Spiel mit den Grenzen- den eigenen und denen des Partners. Es kann etwas Wunderbares sein, festzustellen, wieviel mehr im Sex möglich ist, als man sich es je hätte träumen lassen. Es kann aber auch etwas Beängstigendes sein, zu bemerken, das bisher gültige Grenzen und Regeln jetzt nicht mehr gültig sind.

Oft besteht die Gefahr, dass Menschen sich beim BDSM selbst überschätzen und weiter gehen, als es Ihnen selber gut tut. Ein gelungenes Spiel mit dem BDSM setzt also vor allem voraus, die jeweils aktuellen, eigenen Grenzen zu kennen (und die des Partners!)- und sich gemeinsam mit dem Partner über diese Grenzen auszutauschen.

5. Spiel und Wirklichkeit

BDSM ist ein sexuelles Spiel auf Gegenseitigkeit- und hat nichts mit tatsächlicher Gewalt, Unterwerfung oder Versklavung zu tun.

Es ist wichtig, dass beide Spielpartner diese Unterscheidung zwischen Spiel und Wirklichkeit kennen und beachten.

Problematisch wird es, wenn es hier zu Unklarheiten kommt, zum Beispiel,

  • wenn die BDSM-Rollen sich verselbständigen,
  • wenn die Partner nicht vor dem Spiel darüber sprechen, was sich welcher Partner wünscht und was nicht
  • wenn der „Sklave“ oder die „Sklavin“ sich auch im wirklichen Leben der „Herrin“ oder dem „Herrn“ unterwerfen will und sämtliche Eigenverantwortung abgeben möchte
  • wenn der „Herr“ oder die „Herrin“ glaubt, auch über das Spiel hinaus den Partner dominieren zu dürfen,
  • wenn unklar ist, wann die Spielsituation anfängt und wann sie aufhört und deswegen in der Beziehung überhaupt kein Raum für den „Alltagsstatus“ mehr bleibt

6. Missbrauchserfahrungen und BDSM

In unserer Gesellschaft hat ein hoher Prozentsatz von Männern und Frauen in der Kindheit sexuelle Missbrauchserfahrungen gemacht.

BDSM kann für Betroffene durchaus ein Weg sein, eigene, leicht unangenehme Erfahrungen und Verletzungen zur sexuellen Stimulation einzusetzen (ein Klassiker sind z.B. Spiele, die an Erinnerungen aus der Schulzeit anknüpfen, also z.B. Lehrer/in und Schüler/in etc.

Kritisch wird es allerdings, wenn es um die Re-Inszenierung von tatsächlichen Traumata geht (z.B. Missbrauch, Vergewaltigung).

Eine sogenannte Re-Traumatisierung, die eine/n Betroffene/n unfreiwillig plötzlich in die Gefühlswirklichkeit des originalen Traumas zurückwirft, ist auch bei scheinbar harmlosen BSDM-Szenarien jederzeit möglich- gerade auch deswegen, weil viele Betroffene von ihrer psychischen Verletzbarkeit selbst bewusst gar nichts wissen.

Vorsicht und Behutsamkeit ist also unbedingt erforderlich im Umgang mit BDSM! Und im Falle einer aufgetretenen Re-Traumatisierung ist unbedingt psychotherapeutische Hilfe erforderlich.

7. Umgang mit dem Fetisch

Den Spaß am eigenen Fetisch zu entdecken, kann eine ausgesprochen beglückende Entdeckung sein. Viele Männer, die deswegen übrigens nicht automatisch homosexuell sind oder Transvestiten, tragen beim Sex gern Frauenkleider.

Schwierig wird es, wenn der eigene Fetisch den jeweiligen Partner überfordert. Wenn also z.B. die Frau sich ihren Mann beim Sex explizit nicht in Frauenkleidern wünscht.

8. Partnersuche und BDSM

Idealerweise haben Partner auf sexuellem Bereich ähnliche Fantasien und Wünsche, durch die sie ihre Beziehung gegenseitig bereichern.

Von daher ist es gut verständlich, wenn sich ein Mensch, der eine Affinität zu BDSM hat, auch einen Partner wünscht, der diese Leidenschaft mit ihm teilt- sei es in einer langfristigen Beziehung, sei es, als ein kurzfristiges und aufregendes Date.

Im BDSM-Bereich (genauso wie auch bei der ganz „normalen“ Partnersuche) besteht das Risiko, Menschen zu begegnen, welche die eigene Veranlagung ausnutzen oder missbrauchen. Es ist daher, insbesonder bei neuen Bekanntschaften über das Internet, ein gesundes Mass an Vorsicht geboten.

BDSM Beratung- Wann therapeutische Hilfe sinnvoll ist

Wenn Sie bei diesen Punkten eigene Probleme wiedererkennen und feststellen, allein nicht mehr recht weiter zu wissen, ist es auf jeden Fall sinnvoll, sich im Rahmen einer Sexualtherapie Unterstützung zu holen.

Gern stehe ich Ihnen mit meiner therapeutischen Erfahrung zur Verfügung für ein vertrauliches Gespräch ohne Vorurteile und ohne Wertung. Gemeinsam können wir bei einer Beratung oder Therapie daran arbeiten, unbewusste Zusammenhänge zu verstehen und neue Handlungsperspektiven zu gewinnen.

© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

BDSM Beratung
und Sexualtherapie
Fesseln im Bett- erregendes Spiel
der Grund zur Panik?
Hilfe! Mein Freund will BDSM von mir
Normal oder nicht? Normsex und Normen für den Sex
Agressiver Sex
trotz liebevoller
Beziehung
Mein Freund
will mich als Domina
Sadismus- Gewalt oder Spiel?
Masochismus- der Traum vom Misshandeltwerden
Domina-Sex: Warum stehen Männer darauf?

 

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BDSM und Fetisch Sexuelle Wünsche

Fesseln IM BETT- erregendes Spiel oder Grund zur Panik?

Mein Freund will mich fesseln beim Sex- Was soll ich machen?

Fesseln im Bett- Gefahr für die Partnerschaft?

Fesseln im Bett- Seit einem halben Jahr bin ich mit meinem neuen Freund zusammen. Wir verstehen uns im Prinzip sehr gut.

Neulich hat er mir gestanden, dass er mich gern beim Sex fesseln möchte.

Ich war ziemlich überrascht und wußte nicht, was ich dazu sagen sollte. Zunächst war ich richtig wütend und fand das total pervers. Wahrscheinlich habe ihn sogar etwas verletzt mit meiner Ablehnung.

In den letzten Tagen habe ich etwas mehr darüber nachgedacht und bin zu meiner eigenen Überraschung zum Schluss gekommen: Eigentlich macht mich der Gedanke sogar ziemlich an.

Gleichzeitig habe ich aber Angst, dass ich dann beim Sex irgendwann die Panik bekomme und damit die ganze Sache kaputt mache.

Soll ich mich nun auf seinen Wunsch einlassen oder es lieber bleiben lassen? Und wie kann ich ihm das sagen, wo ich doch so sehr dagegen war?

Monika B.

Fesseln im Bett-
zwischen Lust und Panik

Hallo Monika,

Ihr Freund möchte Sie gern beim Sex fesseln.

Nach der ersten Reaktion totaler Ablehnung überlegen Sie jetzt, ob Sie nicht doch daran Spaß haben könnten. Aber Sie trauen sich nicht, sich auf das Fesselspiel einzulassen, weil Sie Angst haben, dabei in Panik zu geraten.

Sexuelle Wünsche des Partners ernst nehmen

Aus sexualtherapeutischer Sicht ist es ein guter Schritt. dass Sie die Wünsche Ihres Freundes nicht einfach als pervers abtun, sondern sich weiter darüber Gedanken machen..

Die Praxis der Sexualtherapie zeigt:
Viele Beziehungen sind daran zerbrochen, dass ein Partner es gewagt hat, dem anderen etwas ungewöhnlichere sexuelle Wünsche mitzuteilen, und dann eine brüske Abfuhr erhielt.

Nach einem solchen Erlebnis ist eine offene Kommunikation in einer Partnerschaft kaum noch möglich. Der Partner A, der mit seinem Wunsch auf Unverständnis gestoßen ist, wird sich hüten, nochmals mit neuen Ideen anzukommen. Der Partner B wird, auch wenn sich im Sex nicht geändert hat, immer misstrauisch bleiben, ob Partner A nicht im Geheimen immer noch davon träumt, alles ganz anders zu machen. Der innere Abschied aus der Beziehung ist dann für beide Partner schon vorprogrammiert.

Wahrscheinlich hat es auch Ihrem Freund eine gewisse Überwindung gekostet, Ihnen seinen Wunsch mitzuteilen- und er ist deshalb besonders empfindlich, wenn Sie ihn deswegen als pervers brandmarken würden. (Wobei sich außerdem die Frage stellt, was pervers überhaupt bedeuten soll.)

Es ist also gut, wenn Sie mit Ihrem Freund noch einmal in Ruhe über seinen Wunsch nach Fesseln im Bett sprechen und diesen Wunsch als solchen ernst nehmen. Sogar, wenn Sie im weiteren Gesprächsverlauf sagen, Sie können sich für Sie selber Fesselspiele im Bett nicht vorstellen, ist das immer noch weitaus besser, als die sofortige Zurückweisung seiner Wünsche ohne jedes weitere Gespräch.

Erlaubt ist, was (beiden) Spaß macht

Nach der ersten Überraschung scheint es aber so zu sein, dass Sie dem Wunsch Ihres Freundes gar nicht rundherum ablehnend gegenüberstehen. Sie finden den Gedanken an Fesselspiele sogar erregend- auch wenn Sie gleichzeitig Angst davor haben, in der Praxis einfach nur in Panik zu geraten.

Auch das ist ein Punkt, über den Sie mit Ihrem Freund ganz offen reden sollten. Denn Sex in einer Beziehung kann nur dann langfristig gut und befriedigend sein, wenn beide Partner daran Freude haben. Ansonsten wäre der Sex eine Einbahnstraße, aus der sich der Partner, der keine Lust empfindet, sehr schnell verabschieden wird.

Fesseln im Bett: Spielregeln sind wichtig

Damit Fesselspiele im Bett beiden Partnern Spaß machen, sind also Spielregeln nötig:

Die Vertrauensregel

Fesselspiele setzen voraus, dass beide Partner unbedingtes Vertrauen zueinander haben, d.h.: Wenn ich mich von einem anderen Menschen fesseln lasse, muss ich mir absolut sicher sein, dass der andere meine Situation nicht für tatsächliche sadistische Grausamkeiten ausnützt, die ich mir niemals gewünscht habe.

Die Vorsichtsregel

Fesseln im Bett können zu ernsthaften gesundheitlichen Schäden führen. Das betrifft nicht nur die Selbstverständlichkeit, dass nie und unter keinen Umständen eine Schlinge um den Hals gelegt werden darf. Fesselungen mit einem Seil können auch an anderen Körperstellen die Durchblutung abbinden- sogar, ohne dass der/die Gefesselte das selbst überhaupt spürt. Fesseln dürfen niemals ohne jeden Spielraum anliegen. In der BDSM-Szene gibt es daher eigene Kurse für gefahrlose Fesseltechniken. Anfänger sollten daher Vorsicht walten lassen und nicht einfach loslegen. Auch Handschellen sind prinzipiell gefährlich und können, falsch angewandt, zu Verletzungen führen!

Die Behutsamkeitsegel

Sexuelle Entdeckungen brauchen Zeit- das gilt auch für Fesselspiele. Es ist wenig sinnvoll, gleich zu Anfang mit dem Programm einer Vollfixierung zu beginnen: Ein zu forsches Vorgehen dazu führen, dass der gefesselte Partner in Panik gerät und sich nie wieder fesseln lassen möchte. Sinnvoller ist es, die Sache ruhiger anzugehen, zum Beispiel mit Fesseln aus Leder mit Schnallen, die sich nicht zusammenschnüren können und die auch der Gefesselte selbst jederzeit wieder aufmachen kann.

Die Abbruchregel

Wer gefesselt wird, kann jederzeit verlangen, dass er wieder losgebunden werden will- und zwar sofort und ohne irgendwelche Verhandlungen. Im Spiel kann dazu der „Ampelcode“ vereinbart werden. Zum Beispiel heißt „Gelb“, dass die Fesseln weiter gestellt werden und „Rot“, dass das Spiel sofort abgebrochen wird und die Fesseln im Bett sofort abgenommen.

Fesseln im Bett: das Spiel kann beginnen

Wenn Sie und Ihr Freund sich darüber unterhalten haben, wie Sie diese Regeln für Ihr ganz persönliches Spiel anwenden, dann werden Sie wahrscheinlich keinen Grund mehr zur Befürchtung haben, dass Ihre eigene Panik Ihnen die Lust am Fesselspiel kaputt machen könnte. Seien Sie also gerade zu Anfang vorsichtig und probieren Sie nur das aus, worauf Sie wirklich Lust haben.

Sollte Ihr Freund versuchen, Sie unter Druck zu setzen und Dinge ausprobieren zu wollen, die Sie nicht möchten- dann hat er ein Problem und nicht Sie. Das wäre dann schon ein Grund, gemeinsam einen Sexualtherapeuten aufzusuchen.

Solange Sie aber beide Lust haben, Neues im Bett auszuprobieren und dabei Spaß haben, ist die sexuelle Welt rundherum in Ordnung.

Wenn Sie dazu weitere Fragen haben, freue ich mich über Ihre Nachricht.

Mit freundlichen Grüßen
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Weitere Infos im Artikel BDSM Beratung.

BDSM Beratung
und Sexualtherapie
Fesseln im Bett- erregendes Spiel
der Grund zur Panik?
Hilfe! Mein Freund will BDSM von mir
Normal oder nicht? Normsex und Normen für den Sex
Agressiver Sex
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Beziehung
Mein Freund
will mich als Domina
Sadismus- Gewalt oder Spiel?
Masochismus- der Traum vom Misshandeltwerden
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Hilfe! Mein Freund will BDSM von mir


Mein Freund und ich sind jetzt seit knapp einem Jahr zusammen. Vor drei Wochen hat er mir auf einem Spaziergang gestanden, dass er auf BDSM steht und dass er gern mit mir seine Fantasien ausleben würde. Er möchte gern, dass ich seine Sub bin und mich ihm ausliefere.

Im ersten Moment war ich ziemlich schockiert, und wir haben dann auch nicht weitergeredet. Er meinte nur, dass er mich niemals zu etwas zwingen wird, dass er mich auch so sehr liebt und dass ich mir um ihn keine Sorgen machen soll. Damit war das Thema dann erst mal vom Tisch.

Ich habe mich dann im Internet über BDSM informiert- und das, was ich da so gesehen habe, begeistert mich nicht besonders. Für wilderen Sex bin ich durchaus zu haben. Aber ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass ich mich von ihm fesseln oder schlagen lasse. Außerdem bin ich selbst von Natur aus ganz bestimmt nicht der unterwürfige Typ, eher im Gegenteil.

Ich mache mir jetzt ziemliche Sorgen um unsere Beziehung. Wie soll das gehen, wenn mein Freund ständig davon träumt, mich auszupeitschen und mir weh zu tun? Bis dahin hatte ich gedacht, dass wir eigentlich recht gut zueinander passen würden, und jetzt kommt heraus, dass er möglicherweise schon die ganze Zeit ganz andere Gedanken im Kopf hatte als ich.

Andererseits mag ich ihn total gern, und eigentlich dachte ich, ich würde für ihn alles tun. Aber diese BDSM-Geschichte macht mir ziemlich Angst. Zu mir passt das jedenfalls überhaupt nicht.

Soll ich nun auf seine Neigung eingehen oder einfach das Thema nicht mehr ansprechen? Von sich aus hat er dazu seitdem auch nichts mehr gesagt. Aber unsere Beziehung ist irgendwie nicht mehr die gleiche.

Claudia M. (Name geändert)

Die gegenseitige Blockade

Hallo Claudia,

Ihre Beziehung dauert schon fast ein Jahr, und bisher hatten Sie das Gefühl, gut zueinander zu passen. Von daher war es für Sie ein Schock, als Ihr Freund das BDSM-Thema angesprochen hat. Sie stellen sich jetzt vor, er hätte möglicherweise schon die ganze Zeit die Fantasie gehabt, sie zu schlagen und zu demütigen. Deshalb sind Sie sich nicht mehr sicher, ob Sie beide tatsächlich zueinander passen.

Sie haben Angst, wohin seine BDSM-Fantasien führen sollen, und Sie fürchten, dass Ihr Freund Sie demütigt und Ihnen wehtut.

Gleichzeitig hat offenbar auch Ihr Freund Angst, das Thema nochmals anzusprechen. Es kann sein, dass ihm selbst seine Fantasien peinlich sind und dass er deswegen so lange gewartet hat, Ihnen davon zu erzählen. Möglicherweise hatte er Angst, Sie zu verschrecken und zu verlieren, wenn er schon früher davon erzählt hätte.

Und nun blockieren Sie sich in Ihren Ängsten gegenseitig. Das größte Problem, das ich bei Ihnen beiden sehe, ist, dass Sie wegen des BDSM-Themas die Unbefangenheit verloren haben, offen miteinander zu reden.

BDSM- das kann vieles bedeuten

Wenn Sie sich im Internet über BDSM informiert haben, werden Sie vermutlich auf die sehr weit gefasste Definition gestoßen sein, wonach das Kürzel BDSM steht für: „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“. Damit sind verschiedene Spielarten sexueller Vorlieben zusammengefasst, die als „härterer Sex“ gelten und sich als Gegenteil vom „Kuschelsex“ verstehen:

  • Bondage: Fesselung des Sexualpartners zum Zweck der Luststeigerung (mit Handschellen, Seilen, auch als Hängebondage);
  • Discipline: Die Züchtigung des Partners, etwa durch Versohlen des Hinterteils mit der Hand (spanking), oder Schlagen mit der Reitgerte oder Peitsche
  • Dominance & Submission: Rollenspiele, bei denen ein Partner die überlegene Rolle spielt (top) und der andere dessen Opfer (sub)- z.B. Rollenspiel Aufseher und Gefangener
  • Sadism & Masochism: Rollenspiele, bei denen ein Partner dem anderen körperliche Schmerzen zum Zweck der Luststeigerung zufügt.

© M.Petery.
Möglicherweise haben Sie unter dem Suchbegriff BDSM auch Bilder und Filme gefunden, die diese Praktiken mehr oder weniger geschmackvoll als stimulierende Pornografie für Männer in Szene setzen- all das ist nichts, das Ihnen gefallen hat und mit dem Sie etwas zu tun haben möchten.

BDSM- was bedeutet das für Ihren Freund?

Ihre eigentliche Frage haben Sie durch diese Recherchen nicht klären können: Was bedeutet für Ihren Freund das Kürzel BDSM? Was stellt er sich eigentlich vor, wenn er sagt, er gern mit Ihnen als Sub seine Fantasien ausleben?

Die Vermutung, er würde ständig davon träumen, Sie auszupeitschen und Ihnen weh zu tun, stammt zunächst einmal von Ihnen selbst. Es wäre für Sie wichtig zu hören, was er sich eigentlich unter BDSM vorstellt.

Vielleicht sind es ja gar keine so konkreten Pläne, die er hat, sondern zunächst einmal nur der Wunsch, in Ihnen einen Menschen zu haben, mit dem er über alles, d.h. auch über seine sexuellen Fantasien, sprechen kann. Seine Vorstellung von Ihnen als Sub bedeutet seinen eigenen Worten nach ja offenbar nicht, dass er sie gegen Ihren Willen zu irgendetwas zwingen will.

Es wird für ihn mit großer Sicherheit eine Erleichterung sein, wenn Sie das Gespräch über dieses Thema von sich aus wieder aufnehmen und ihm erst einmal die Möglichkeit geben, ausführlich zu erzählen, was da alles in seinem Kopf vorgeht.

Wichtig wird es sein, dass Sie beide in einem solchen Gespräch genau zwischen Fantasien und Wünschen unterscheiden: Möglicherweise steht Ihr Freud da selber in einem Zwiespalt. Als Fantasie gefällt es ihm vielleicht tatsächlich, sich vorzustellen, wie er eine ihm hörige Frau auspeitscht. In der Wirklichkeit ist es aber keineswegs sein Wunsch, Ihnen weh zu tun.

BDSM- nicht Gewalt, sondern Spiel

Das Ausleben von Fantasien, das sich Ihr Freund wünscht, bedeutet im Rahmen von BDSM nicht, den Partner tatsächlich zu demütigen oder zu quälen. Sondern es geht um einen spielerischen Umgang mit eigenen Fantasien.

Es ist also sinnvoll, wenn ihr Freund Ihnen seine Fantasien erzählt (und sie möglichrweise ihm auch die Ihren, die ja vielleicht ebenfalls dominant sind). Dann können Sie gemeinsam herausfinden, was für Sie beide in Ordnung ist. Vielleicht stört es Sie z.B. nicht, wenn Ihnen Ihr Freund beim Sex ein Halsband anlegen darf. Dann haben Sie ihm, ohne dass Sie Ihre eigenen Grenzen überschreiten mussten, bereits das Geschenk gemacht, dass er seine Fantasien ein Stück weit „ausleben“ durfte.

Umgekehrt haben offenbar ja auch Sie eine Vorstellung von „wilderem Sex“, dem Sie nicht abgeneigt sind. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dass auch Sie Ihrem Freund erzählen, was Ihnen beim Sex gefallen könnte.

Wenn Sie gemeinsame lernen, über Ihre sexuellen Fantasien und Wünsche miteinander ins Gespräch zu kommen, dann wären Sie einen sehr großen Schritt vorangekommen. Vor allem wüssten Sie dann besser über einander Bescheid- und müssen beide nicht länger Angst davor haben, dass es im Sex etwas geben könnte, das zwischen Ihnen steht.
© M.Petery.
Mit herzlichem Gruß

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Wenn Sie selbst mit Ihrem Freund das Gespräch über das BDSM-Thema selber wieder aufnehmen, wird das für ihn wahrscheinlich eine große Erleichterung sein.
Es ist für Sie beide wichtig, dass beim Sex keine unausgesprochenen Ängste im Raum stehen bleiben.
Sollten Sie beide aus irgendeinem Grund weiterhin Schwierigkeiten haben, hier wieder ins gemeinsame Gespräch zurückzufinden, könnte es sich lohnen, in ein paar Sitzungen gemeinsam mit einem Paartherapeuten zu investieren. Vgl. auch den Artikel BDSM-Beratung.

BDSM Beratung
und Sexualtherapie
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Domina-Sex: Warum stehen Männer darauf?

 

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Mein Freund will mich als Domina

Domina Foto © sakkmesterke Fotolia.com

Ich als Domina-
mein Freund erwartet zu viel von mir

Ich will nicht immer nur in Latex und High-Heels herumlaufen, wenn wir uns treffen und ihm irgendwelche Befehle geben. Auch ich habe Bedürfnisse, will geliebt und verwöhnt werden- und nicht nur ständig das machen, was ihn antörnt.

Was komme ich da bloß wieder raus?
Andrea W. (Name geändert)

In einer Beziehung
haben beide Partner Bedürfnisse

Hallo Andrea,

Ihr Freund scheint Ihnen ziemlich genaue Vorgaben zu machen, was er sich sexuell von Ihnen wünscht. Und Sie fühlen sich überfordert und wissen nicht recht, was Sie dem entgegenstellen sollen.

Dabei haben Sie selbst einen ganz wichtigen Punkt angesprochen, der bereits ein Teil der Lösung des Problems sein könnte: Auch Sie haben Bedürfnisse! Und das Domina-Spiel ist ganz offensichtlich nicht das, was Ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen kann, sondern eine Art sexuelles Rundum-Verwöhnungsprogramm für Ihren Freund.

Eine Beziehung, die nicht aus wechselseitigem Geben und Nehmen, aus Verwöhnen und Verwöhntwerden besteht, kann auf Dauer nicht funktionieren. Sogar die professionelle Domina verlangt für Ihre Dienste eine Gegenleistung: und zwar nicht die Unterwerfung des Mannes (die ist ja Teil des von ihr gebotenen Verwöhnprogramms), sondern Geld.

Solche materielle Bezahlung funktioniert im Dienstleistungsgewerbe, nicht aber in einer Partnerschaft. Schon allein aus diesem Grund können Sie nicht permanent für Ihren Freund die Domina spielen.

Sieht Ihr Freund in Ihnen nur die Domina?

Ein zweiter Aspekt in Ihrer Schilderung wiegt möglicherweise sogar noch schwerer: Will Ihr Freund Sie überhaupt als einen Menschen mit eigenen Bedürfnissen wahrnehmen?

Will er mit einem anderen Menschen in einer Beziehung leben oder mit dem Idealbild einer Domina, die rundum für ihn und seine sexuellen Vorlieben zur Verfügung steht?

Für viele Männer ist die Domina ein Traumbild, eine Art wunderschön-böse Fee aus dem Reich der Fantasie. Vielfach gründet diese Sehnsucht in Erfahrungen kindlichen Missbrauchs (vgl. den Artikel Domina-Sex: Warum stehen Männer darauf?).

Die professionelle Domina läßt sich, wie eine Schauspielerin, dafür bezahlen, dass sie diese Rolle spielt- und muss diese Rolle dann auch nur während ihres „Auftritts“ im Dominastudio durchhalten.

Sehnsucht nach der bösen Fee

Möglicherweise hat Ihr Freund diesen Spiel-Charakter nicht verstanden und hofft, in Ihnen real die für ihn zuständige böse Fee gefunden zu haben, die ihre Rolle nicht nur für eine einzelne Sitzung, sondern permanent zu spielen hat.

Dann wäre wohl ein klärendes Gespräch dringend an der Zeit. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Ihr Freund schlicht und ergreifend noch nicht begriffen hat, dass seine sexuellen Vorlieben und Wünsche nicht automatisch auch die Ihren sein müssen.

Sollte er allerdings in Ihrer Beziehung nur auf der Suche nach seinem Domina-Idealbild sein und nicht bereit, sich auf Sie als einen realen Menschen mit realen eigenständigen Bedürfnissen einzulassen- dann ist er offenbar nicht ganz der Richtige für Sie, und Sie nicht die Richtige für ihn.

Möglicherweise wäre es sinnvoll, über diese Frage ein klärendes Gespräch gemeinsam mit einem Therapeuten als Moderator zu führen, der darauf achtet, dass Sie beide mit mit Ihren Bedürfnissen beim Sex zu Wort kommen und hinterher mit dem Gespräch zufrieden sein können.

Domina-Spiele
auch in einer funktionierenden Beziehung?

Prinzipiell ist nichts dagegen zu sagen, wenn Sie für Ihren Freund hin und wieder die Domina spielen. Allerdings nur unter zwei Bedingungen:
1.) nur dann, wenn Sie selbst dazu Lust haben.
2.) nur dann, wenn es ein Spiel ist und von Ihnen beiden als ein Spiel begriffen wird.

Vielleicht macht es Ihnen sogar Spass, bis zu einem gewissen Punkt auf die Wünsche Ihres Freundes einzugehen- wenn Sie sich im Gegenzug darauf verlassen können, dass auch Ihr Freund sich um Ihre Bedürfnisse kümmert (egal, ob das ein romantisches Abendessen im Restaurant sein mag oder ein Städte-Kurztrip oder was auch sonst Ihnen persönlich gefällt…).

Wenn das Geben und Nehmen stimmt, dann können unterschiedliche Wünsche auch Anregung sein, auf unterschiedliche Art die gemeinsame Zeit immer wieder neu und anders zu genießen.

Mit herzlichen Grüßen

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Weitere Infos im Artikel BDSM Beratung.

BDSM Beratung
und Sexualtherapie
Fesseln im Bett- erregendes Spiel
der Grund zur Panik?
Hilfe! Mein Freund will BDSM von mir
Normal oder nicht? Normsex und Normen für den Sex
Agressiver Sex
trotz liebevoller
Beziehung
Mein Freund
will mich als Domina
Sadismus- Gewalt oder Spiel?
Masochismus- der Traum vom Misshandeltwerden
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Aggressiver Sex trotz liebevoller Beziehung?

Aggressiver Sex-
Was tun, wenn der Sex gewaltsam wird?

Unser Problem ist aggressiver Sex. Mein Freund und ich verstehen uns eigentlich bestens. Wir sind sehr glücklich miteinander, und ich weiß, dass er mich liebt. Nur beim Sex klappt in letzter Zeit gar nichts mehr.

Er packt mich jedes Mal immer gröber an, beschimpft mich: „Du dreckiges Luder, Dir zeig ich, was Sache ist!“  Er spuckt mich manchmal auch an und drückt mich beim Sex mit den Handgelenken so sehr nach unten, dass es mir richtig weh tut und ich schreien muss. Das geilt ihn dann offenbar noch mehr an, und er hört gar nicht mehr auf.

Nachher entschuldigt er sich dann und sagt, dass ich ja weiss, dass das nur ein Spiel ist. Dann ist er richtig zärtlich und liebevoll.Ich will ihn auf gar keinen Fall verlieren, habe auch schon versucht, ihm zu erklären, dass das so nicht geht. Er sagt dann, dass er alles versteht und sich ändern will. Doch beim nächsten Mal ist er nur noch brutaler.

Heike B. (Name geändert)

Aggressiver Sex: Oberste Spielregel:
Beim Sex geht nur, was beide wollen

Hallo Heike,
das Wichtigste gleich voran: Sex funktioniert nur so, wie ihn beide Partner wollen. Und aggressiver Sex ist auch als Spiel ein NoGo, sobald das eine/r von beiden nicht will.

Ansonsten wird das Ganze sehr schnell sehr lustfrei- zuerst für den Partner, dessen Bedürfnisse nicht beachtet werden, und bald darauf auch für den zweiten Partner. Denn irgendwann kommt der Punkt, an dem der Partner mit den vernachlässigten Bedürfnissen einfach nicht mehr mitspielen wird. Und an diesem Punkt scheinen Sie gerade zu stehen.

Gerade wenn Ihnen an Ihrer Beziehung etwas liegt: Es ist wichtig, dass Sie standfest bleiben und sich nicht beim Sex zu etwas hinreissen lassen, das Ihnen nicht gefällt.

Aggressiver Sex nach Alkohol oder Drogen

Zur Beurteilung Ihrer Situation ist eine weitere Frage wichtig, über die Sie selbst noch nichts geschrieben haben: Hat der Kontrollverlust Ihres Freundes und der aggressive Sex möglicherweise etwas mit Alkohol oder Drogen zu tun?

Wenn das der Fall sein sollte, benötigt Ihr Freund unbedingt therapeutische Hilfe. Sie selbst und das Sex-Problem sind dann eher ein Nebenschauplatz, und eine grundsätzliche Lösung wird es nur dann geben, wenn Ihr Freund seine Suchtkrankheit in den Griff bekommen hat. Das kann ein sehr langer und schwieriger Weg sein, dessen Ausgang ungewiß ist. Mehr als die Hälfte aller Alkohol- oder Drogenabhängigen schaffen es niemals, ihre Suchtkrankheit zu überwinden.

Sollte also Alkohol oder Drogen der Grund für den aggressiven Sex sein, werden Sie dieses Thema für sich allein genommen niemals lösen können. Entscheidend ist allein der Punkt, ob Ihr Freund zu einer Entzugsbehandlung bereit ist. Da das Zusammenleben mit einem alkohol- oder drogenkranken Menschen psychisch immer sehr belastend ist, sollten Sie sich überlegen, ob Sie nicht auch für sich persönlich therapeutische Unterstützung in Anspruch nehmen wollen.

Aggressiver Sex auch ohne Alkohol oder Drogen

Wenn Sie sicher sind, dass Alkohol und Drogen im Leben Ihres Freundes keine Rolle spielen, sieht die Situation natürlich anders aus.

Die beste Lösung wäre, gemeinsam mit Ihrem Freund einen Paartherapeuten aufzusuchen. Denn Ihr Problem erscheint bereits jetzt so gravierend, dass professionelle Hilfe sinnvoll ist. Da Ihnen beiden offensichtlich an Ihrer Beziehung etwas liegt, sollte Ihnen beiden diese Investition nicht zu teuer sein.

Ob nun im Rahmen einer Paartherapie (Sexualtherapie) oder außerhalb: In einem ersten Schritt ist es meiner Ansicht nach unbedingt erforderlich, dass Sie Ihrem Freund unmißverständlich erklären, dass Sie das nächste Mal den Sex komplett abbrechen werden, wenn es Ihnen keine Freude mehr macht. Und das sollten Sie nicht nur als Drohung in den Raum stellen, sondern tatsächlich auch so machen. Bei der ersten von Ihnen nicht gewünschten gewaltsamen Handlung ist Schluß mit Sex. Wenn er dann trotzdem weitermacht, erfüllt das den Tatbestand der sexuellen Nötigung bzw. Vergewaltigung nach § 177 Strafgesetzbuch.

Sollte es tatsächlich so weit kommen, könnten Sie sich überlegen, ob Sie die Beziehung tatsächlich noch weiter aufrecht erhalten wollen. In diesem Fall wäre therapeutische Hilfe für Sie beide sinnvoll.

Und wenn er Ihr Problem verstanden hat?

Es kann natürlich auch sein, dass Ihr Freund bis zu diesem Gespräch immer noch geglaubt hat, Ihr Widerstand als Frau gegen seine Gewaltausbrüche würde irgendwie zum Sex dazugehören und aggressiver Sex sei etwas besonders Großartiges.

Vielleicht hat er nun nach diesem Gespräch eingesehen, dass Sie wirklich nicht wollen, dass er Ihnen beim Sex wehtut oder Sie beleidigt. Aber auch, wenn Sie das erreicht haben, ist es sinnvoll, gemeinsam zu klären, welche Bedürfnisse Sie beide eigentlich beim Sex haben und was Sie beide brauchen, um mit Ihrem Sex zufrieden zu sein.
© M.Petery.
Diese Frage ist für Sie beide sehr wichtig.
Denn nehmen wir einmal an, Sie haben ihn überzeugt und er verzichtet auf die bisherige Form von Gewalt beim Sex:. In Ordnung ist die Welt dadurch wahrscheinlich noch nicht.

Möglicherweise werden zwar Sie selbst jetzt mit dem Sex zufriedener sein, aber genauso wahrscheinlich ist, dass von nun an ihm etwas beim Sex fehlen wird, nämlich dieses gewaltsame Element. Für viele Menschen, männlich und weiblich, liegen Sex und Gewalt dicht beieinander. Gewaltsame Fantasien können sexuell sehr erregend sein und lustvoll. Manche Menschen benötigen sie unbedingt, um lustvollen Sex zu erleben.

Das heißt natürlich nicht, dass solche Gewaltfantasien auch 1:1 ausgelebt werden müssen, und schon gar nicht gegen den Willen eines anderen Menschen.

Aggressiver Sex-
Mögliche Lösungen auf der Spielebene

Das heißt aber auch nicht, dass Ihr Freund auf den Kitzel Gewalt beim Sex komplett verzichten muss. Es gibt sogar zwei mögliche Lösungen, bei der Sie seine Gewaltfantasien als spielerisches Element in den Sex einbauen können.

1. Sie besprechen vorab, was für Sie in Ordnung ist und was nicht. Z.B. könnten Sie es zulassen, sich die Augen verbinden zu lassen, aber nicht, dass er Ihnen körperlich weh tut. Danach vereinbaren Sie, wie in der BDSM-Szene üblich, einen Ampelcode: Wenn Sie „Gelb!“ sagen, weiß Ihr Freund, dass er sich beim Sex eine neue Stellung einfallen lassen muss und so nicht mehr weitermachen darf. Wenn Sie „Rot! sagen, muss er das Spiel abbrechen und mit Ihnen genau besprechen, was in diesem Moment Ihrer beider Bedürfnisse sind.

2. Die andere Lösung geht davon aus, dass Gewaltfantasien oft gar nicht daran gebunden sind, dass ein bestimmter Partner „oben“ und der andere „unten“ ist. Möglicherweise findet es Ihr Freund genauso erregend, wenn Sie für ihn ein bißchen die Domina spielen und ihn fesseln und beim Sex mit der Reitgerte schlagen- der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Nur dass es diesmal er ist, der „Gelb!“ oder „Rot!“ zu sagen hat. Und vielleicht macht es Ihnen sogar selbst Freude zu sehen, wenn es Ihnen gelingt, auf diese Weise das Bedürfnis nach Gewalt zu befriedigen, das Ihr Freund beim Sex empfindet.

Ihnen beiden alles Gute!