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BDSM und Fetisch RTL- Let´s talk about Sex- Radiointerviews

Masken, Rollenspiele und Sex

Interview mit Dr. Michael Petery in der Sendung Let´s talk about Sex bei Radio 89.0 RTL

Masken, Rollenspiele und Sex
Wo liegt der Reiz an Fetischen, Rollenspielen oder SM?

Sex ist eine Ausnahmesituation in unserem Leben: allein schon körperlich, dadurch, dass unser Puls steigt, dadurch, dass spezielle Hormone und Botenstoffe aktiv werden, die schließlich im Gefühl des Orgasmus gipfeln, der emotionalen und körperlichen Ausnahmesituation in unserem Leben schlechthin. Sex ist also ein Moment, in dem wir einmal vollkommen anders sind als sonst in unserem Alltag.

Dieses aufregende Gefühl des Andersseins im Sex können wir dadurch noch verstärken, in dem wir zum Beispiel Fetischkleidung tragen und so die Andersartigkeit des sexuellen Moments noch weiter zum Ausdruck bringen.

Rollenspiele können aus der Sicht der Sexualtherapie dazu beitragen, den Sex noch aufregender und spannender zu gestalten.

Viele Menschen mögen es, wenn im Rahmen eines solchen Spiels zusätzlich die Dimension von Macht und Unterwerfung hinzukommt, wie sie im SM-Sex praktiziert wird. Der dominante Partner bzw. die dominante Partnerin genießt es, dass sich ein anderer Mensch freiwillig vollkommen den eigenen Wünschen und Fantasien zur Verfügung stellt. Und umgekehrt genießt der submissive Partner bzw. oder die submissive Partnerin, sich für den Moment des Sex vollkommen fallenlassen zu können und sich nur noch darauf zu konzentrieren, was der oder die Partnerin mit dem eigenen Körper macht.

Masken, Rollenspiele und Sex
Wieso sind Rollenspiele so spannend? Gibt es Rollenspiele, die besonders gern ausgeübt werden? Warum?

Wie schon gesagt: Rollenspiele dienen dazu, die Besonderheit des sexuellen Miteinanders noch einmal ein Stück besonderer und aufregender zu machen.

Um zu sehen, welche Rollenspiele besonders beliebt sind, reicht ein Blick in einen beliebigen Sex-Shop. Klassiker sind Spiele, die um das Thema Krankenhaus (z.B. Krankenschwester und Patient) kreisen oder um das Thema Schule (z.B. Lehrer und Schülerin) oder Polizei (Verhör, Verhaftung, Verführung von Polizist oder Polizistin).

Alle diese Szenarien haben gemeinsam, dass es jeweils um ein gewisses Autoritätsgefälle geht, das im wirklichen Leben mit dem mehr oder weniger großen Gefühl von Angst verbunden ist.

Tatsächlich sind Angst und sexuelle Erregung zwei Gefühle, die in unserem Hirn relativ nah zueinander stehen. Ein gewisses Maß an Angst kann sexuelle Erregung auslösen und steigern.

Das machen sich solche Rollenspiele zunutze. Wobei hier natürlich die Erzeugung eines leichten Angstgefühls kein Selbstzweck ist, sondern nur dazu dient, die sexuelle Erregung noch weiter zu steigern. Und dadurch, dass sich das Rollenspiel im Orgasmus auflöst, kommt dann zusätzlich zum sexuellen Wohlgefühl auch noch die Erfahrung hinzu, sich der eigenen Angst gestellt und diese Angst erfolgreich besiegt zu haben.

Masken, Rollenspiele und Sex
Wo sind die Grenzen bei solchen Ausübungen? Ist es noch okay, wenn Blut und blaue Flecke im Spiel sind?

Sex soll Spaß machen. Das gilt auch für Rollenspiele und auch für SM-Sex.
Von daher sind die Grenzen ganz klar:

1. Alles, was beim Sex passiert, muss im Einvernehmen der beiden Partner passieren. Deshalb ist es gut, wenn sich die Partner bei Rollenspielen schon vorher darüber austauschen, was OK ist und was nicht. Und das kann von Mensch zu Mensch höchst unterschiedlich sein. Für den einen ist zum Beispiel bereits das Anlegen von Handschellen zu viel, während ein anderer gar nicht fest genug gefesselt werden kann.
Eine gute Möglichkeit, dass hier im Eifer des Gefechts nicht tatsächlich Grenzen überschritten werden, ist es, gemeinsam ein Code-Wort festzulegen, bei dem das Spiel dann sofort abgebrochen werden muss. Bewährt hat sich zum Beispiel der Ampel-Code: Wenn einer der Partner „Gelb!“ sagt, dann heißt das, die Grenze ist fast erreicht und jetzt sollten beide lieber etwas anderes spielen, also zum Beispiel eine bestimmte Fesselung wieder auflösen und dafür etwas anderes ausprobieren. „Rot!“ hieße dagegen, das ganze Spiel sofort abzubrechen und erst einmal darüber zu reden, was da gerade schief gelaufen ist.

2. Darüber hinaus ist beim Sex alles nicht OK, was zu bleibenden gesundheitlichen Schädigungen führt. Sogar dann, wenn einer der Partner solche bleibenden Schädigungen selber wünscht (wie z.B. im Extremfall die Kastration).
Blaue Flecken oder Blut sind prinzipiell kein Tabu- allerdings nur dann, wenn der betroffene Partner das selber beim Sex genau so haben will und wenn die Grundregeln von Medizin und Hygiene beachtet werden.

Masken, Rollenspiele und Sex
Horror im Bett (Masken, Verkleidungen…) – warum gruseln wir uns so gern?

Es soll mal dahingestellt sein, ob sich wirklich alle Menschen gerne gruseln- und das auch noch im Bett! Da würde ich doch ein bisschen Vorsicht walten lassen, bevor ich mich mit einer Vampirmaske auf Partnerin oder Partner stürze…

Aber davon mal abgesehen: Der psychologische Hintergrund für die Freude an Gruselverkleidungen zu Halloween ist, das wir alle eine tief in unserer Biologie verankerte Angst vor dem Tod haben. Halloween nimmt uns ein Stück von dieser Angst, weil wir in diesen Tagen einer Menge gruseliger Todesbilder begegnen- und trotzdem wunderbar weiterleben.

Wer diesen Halloween-Effekt dann auch noch ins Bett holt durch entsprechende Masken und Verkleidung, für den verwandelt sich ein Stück der eigenen Todesangst dann sogar in intensiven Sex-Genuss. Und das kann für manche vielleicht sogar die ultimative Halloween-Erfahrung sein.

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Wenn Sie dazu Fragen haben, können Sie sich gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Von mpetery

Zuletzt aktualisiert am 19.09.2017.

Ein paar Worte zu meiner Person:
Mein Name ist Michael Petery, bin verheiratet und arbeite in Hildburghausen (30km nordwestlich von Coburg) in meiner Praxis für Psychotherapie gemäß Heilpraktikergesetz.

Studiert habe ich in Tübingen, Paris und Berlin. Bis 2014 war ich am Universitätsklinikum in München-Großhadern tätig als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik für Palliativmedizin und der Professur für Spiritual Care bei Prof. Dr. Eckhard Frick (Pychiatrie) und Prof. Dr. Traugott Roser (ev. Theologie). Daneben habe ich meine Klienten in eigener Praxis in München-Schwabing betreut.

Leitfiguren für meine therapeutische Arbeit sind Carl Rogers (clientenzentrierte Gesprächstherapie), Fritz Perls (Gestalt-Therapie) und Irvin D. Yalom.

Eine Antwort auf „Masken, Rollenspiele und Sex“

Das ganze Thema Fetisch ist ein reines Schubladendenken so finde ich. Einen Fetisch haben so denke ich alle, die einen mehr und die anderen weniger. Es kann ja schon ein Fetisch sein, gern Brüste oder den Po von einem Partner anzusehen, zu streicheln oder beim Sex mehr in die Rolle zu nehmen. Das ganze Wort Fetisch hört sich ein wenig hart an finde ich, Vorliebe für etwas trifft es vielleicht auch schon oder? Mein persönlicher Fetisch ist wohl, das ich es mag, wenn mein Freund mich anal verwöhnt und ich beim geleckt werden auch mal einfach laufen lasse, wenn Ihr wisst was ich meine 🙂

Liebe Grüße

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