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Partnerschaft und Asperger-Syndrom

Partnerschaft und Asperger-Syndrom-
Erfahrungen aus der Paartherapie

Asperger-Syndrom: Kommunikationsprobleme in der Partnerschaft

„Na, wie gefällt Dir mein neuer Schnitt? Ich bin gerade beim Friseur gewesen…“
„Gar nicht. Deine langen Haare waren viel schöner.“

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„Heute hab ich es endlich mal geschafft, die ganze Wohnung wieder auf Vordermann zu bringen.“
„Und ich weiß jetzt nicht mehr, wo du die Sachen hingeräumt hast, die ich mir auf dem Esstisch hergerichtet habe.“

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„Das ist doch toll: Jetzt habe ich schon heute mittag den ganzen Wochenendeinkauf geschafft.“
„Beim Bäcker bist du noch nicht gewesen.“

Partnerschaft und Asperger-Syndrom
Typische Missverständnisse im Alltag

Immer wieder erzählen Paare bei mir in der Praxis von solchen Szenen, in denen es der (in der Regel männliche) Partner mit einem einzigen Satz schafft, die gesamte Stimmung zu verderben. Betroffene Frauen verstehen es nicht, warum ihr Mann sie immer wieder so sehr brüskiert oder zur Weißglut bringt.

Bei einer Paartherapie stellt sich dann in solchen Fällen oft heraus: Der Mann ist gar nicht das narzisstische, selbstbezogene und egoistische Monster, als dass er in solchen Situationen seiner Frau gegenüber erscheint- er hat nur schlicht und ergreifend das Asperger-Syndrom.

Immer nur die ungeschminkte Wahrheit

Frauen, die mit einem Partner mit Asperger-Syndrom zusammenleben, werden solche Dialoge kennen. Ein häufiges Problem vieler Menschen mit Asperger-Syndrom ist es, gar nicht anders zu können als immer sofort das auszusprechen, was sie tatsächlich denken.

Das Beispiel mit dem Friseurbesuch zeigt das sehr deutlich: Ohne daran zu denken, dass die Frau offenbar aus freiem Willen und mit Freude zum Friseur gegangen ist, um sich hübsch und gutaussehend zu finden, ja vielleicht sogar dem Partner gut gefallen zu wollen, platzt der Ehemann mit seiner persönlichen Wahrheit heraus: „Deine langen Haare waren viel schöner.“

Und diese Wahrheit gilt für ihn absolut. Er kann sich gar nicht vorstellen, dass andere Menschen (wie zum Beispiel seine Frau) auch kurze Haare schön finden könnten.

Unfähig zur „white lie“

Dazu kommt die Unfähigkeit zu dem, was Amerikaner eine „white lie“ nennen, also eine harmlose Lüge, die dazu dient, den anderen nicht zu brüskieren und eine harmloses Smalltalk-Gespräch am Laufen zu halten.

Menschen mit Asperger-Syndrom sind dazu oft nicht fähig. So kann es beim Besuch bei den Schwiegereltern schon einmal dazu kommen, dass die Schwiegermutter fragt, wie denn ihr selbstgebackener Kuchen schmeckt und dann zu hören bekommt: „Schlecht! Oben ist es eindeutig ziemlich angebrannt.“

Wenn die Begeisterung wieder mal zu weit geht

Oder ein anderes Beispiel für soziale Unbeholfenheit: Auf einer Party beginnt ein Bekannter davon zu schwärmen, wie toll doch die Bob Dylan-Songs sind, die er seit seiner Pubertät mit Begeisterung hört.

Der Ehemann mit Asperger ergänzt die Konversation mit einem „Den Literatur-Nobelpreis hat er dafür jedenfalls nicht verdient. Und musikalisch wird Bob Dylan auch überschätzt. Ich finde es viel interessanter, da auch mal die franzöische Chancon-Kultur mitzuberücksichtigen.“ Und dann folgt ein langer Vortrag über seinen Lieblings-Chansonnier Serge Gainsbourg mit Auflistung seiner wichtigsten Auftritte und Liedtexte.

Die anderen Partygäste halten den Mann für komplett arrogant und selbstbezogen. Seine Frau schämt sich für ihn bis auf die Knochen. Später, in der Therapie, erklärt er: „Ich dachte, die anderen hätten sich für das Thema Songwritung total interessiert.“ Nach seinem eigenen Gefühl hätte sich doch richtig gut in die Unterhaltung eingebracht und den anderen mit Serge Gainsbourg auch noch eine tolle Anregung mit auf den Weg gegeben.

Partnerschaft und Asperger-Syndrom
Die Gefahren des Wörtlich-Nehmens

Viele Missverständnisse entstehen durch Wörtlichnehmen. Das ist bereits bei der Frage aus dem Friseur-Beispiel so. Wenn die Frau frägt: „Wie gefällt dir meine neue Frisur?“ meint sie damit eigentlich: „Lob mich mal und sag, wie hübsch ich bin“.

Der Ehemann mit Asperger-Syndrom erkennt diese Appell-Ebene in der Aussage seiner Frau nicht und antwortet so, als wenn sie wirklich seine Ansicht wissen wollte. Und da kann die Antwort dann tatsächlich auch „Schlecht!“ heißen- ohne dass die geringste Absicht vorliegt, die Frau verletzen zu wollen.

Ganz ähnlich sieht es auch mit den beiden anderen Beispielen am Anfang aus: Die Frau, die stolz darauf ist, die Wohnung schön aufgeräumt zu haben, bekommt kein Lob dafür, sondern nur den Hinweis, dass jetzt die Sachen auf dem Esstisch nicht mehr am Platz liegen. Und wenn sie den Wochenendeinkauf schon extra früh erledigt hat, dann bekommt sie ungebeten die Erklärung, dass trotzdem der Besuch beim Bäcker immer noch fehlt.

Die Chancen einer Paartherapie

Das Asperger-Syndrom ist nach neuestem wissenschaftlichem Stand keine Krankheit, sondern eine Extremveranlagung mit stark unterdurchschnittlicher Empathiefähigkeit, meist gepaart mit deutlich überdurchschnittlichen intellektuellen Fähigkeiten (insbesondere Erkennen von Strukturen, Merkfähigkeit, Detailwissen).

Ziel in einer Paartherapie, bei der ein Partner das Asperger-Syndrom hat (das kann hin und wieder auch die Frau sein, auch wenn Männer überdurchschnittlich betroffen sind), ist es nicht, den betroffenen Partner vom Asperger-Syndrom zu „heilen“. Das geht schlichtweg nicht, da es sich um ein Bündel epi-genetisch vererbter Eigenschaften handelt, die sich nicht wegtherapieren lassen (ebenso wenig wie Haut- oder Augenfarbe).

Möglich ist es dagegen, beide Partner für das Thema Asperger-Syndrom zu sensibilisieren. Oft wissen die Betroffenen und ihre PartnerInnen selbst vor Therapiebeginn noch nichts davon. Eine psychologische Testung und Diagnose kann viel dazu beitragen, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.

Außerdem lässt sich soziale Kompetenz auch trainieren: Wer weiß, dass er das Asperger-Syndrom hat, wird von selber vorsichtiger damit sein, auf Partys ungebeten lange Vorträge zu halten… Und er wird sich auch überlegen, ob er wirklich seiner Frau nach jedem Friseurbesuch sagen muss, dass die längeren Haare so viel schöner waren.

Ein oder mehrere Besuche bei einem Paartherapeuten, der sich mit dem Thema Asperger und dem Gebiet der Sexualtherapie auskennt, sind für ein solches Paar sicher eine lohnende Investition.

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Wenn Sie dazu weitere Fragen haben, freue ich mich über Ihre Nachricht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

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Angst Depression Erektionsstörung und Erektionsprobleme Impotenz und Frigidität Probleme in der Partnerschaft Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie Sexuelle Probleme Zwangsstörung und Zwangsgedanken

Sexuelle Probleme und psychische Störungen

Sexuelle Probleme und psychische Störungen

Der Sex und die Psyche: Sexuelle Probleme und psychische Störungen

Viele sexuelle Probleme sind Folge von psychischen Erkrankungen. Sexualität ist ein zentrales Element im Wesen des Menschen- von daher ist nicht besonders erstaunlich, dass sich psychische Störungen und Erkrankungen oft zuerst als ein sexuelles Problem bemerkbar machen.

Nicht jedes sexuelle Problem
ist Folge einer psychischen Erkrankung

Das soll natürlich nicht heißen, dass jedes sexuelle Problem automatisch Folge einer psychischen Störung ist. Genauso häufig gibt es auch andere Ursachen wie zum Beispiel die Erziehung in der Herkunftsfamilie. Hier können Probleme entstehen, wenn die eigene Sexualität und das von sich selbst erwartete Rollenbild nicht zusammenpassen: so kommen immer wieder Männer zu mir in die Praxis, die Homosexualität irgendwo verwerflich oder schmutzig finden- und das, obwohl sie selber homosexuell sind.

Auch sexuelle Probleme in einer Partnerschaft liegen in der Regel nicht an psychischen Störungen von einem oder beiden Partnern, sondern daran, das in den wechselseitigen Erwartungen und Bedürfnissen unterschiedliche Vorstellungen vorliegen, die den beiden Partnern oft nicht bewusst sind und erst im Verlauf einer Paartherapie deutlich werden.

Sexuelle Probleme und psychische Störungen: die häufigsten Krankheitsbilder

Es ist also Vorsicht geboten, bei vorliegenden sexuellen Problemen sofort auf eine psychische Erkrankung zu schließen. Umgekehrt macht die Sache mehr Sinn: Viele psychische Erkrankungen haben Folgen, die sich auch auf sexuellem Gebiet auswirken.

Depression

Die Hauptanzeichen einer depressiven Erkrankung sind Antriebslosigkeit, Interesseverlust und depressive Symptomatik. Zu den häufigen Nebensymptomen zählt bei Männern und Frauen aber auch die Abschwächung oder der völlige Verlust der Libido.

Das kann sich bei Männern Potenzschwäche oder Erektionsstörung bemerkbar machen, bei Frauen als Vaginismus (Scheidentrockenheit) oder Unfähigkeit zum Orgasmus (Frigidität). Eine Depression kann aber auch dazu führen, wahllos Sex zu haben, ohne ihn überhaupt gewollt zu haben.

Suchtkrankheiten:
Drogen, Nikotin und Alkohol

Eine Suchterkrankung hat erhebliche Folgen für die eigene Sexualität und kann sexuelle Probleme und psychische Störungen verursachen. Viele Drogen führen zu einer Steigerung des Sexualtriebs und einer gestörten Impulskontrolle.

Unter Drogeneinfluss kommt es häufiger zu ungeschütztem und daher auch gesundheitlich gefährlichem Sex oder zu Wahllosigkeit in Bezug auf die Sexualpartner/innen.

Diese Wahllosigkeit kann sich bei Männern so weit entwickeln, dass sich die sexuelle Leidenschaft gleichermaßen auf beide Geschlechter richtet- und das, obwohl die Betroffenen ohne Drogeneinwirkung eindeutig heterosexuell veranlagt sind.

Ebenfalls nach Cannabis-Konsum treten nach meinen eigenen Erfahrungen mit Patienten vor allem bei jüngeren Männern häufiger homosexuelle Zwangsgedanken auf, bei denen sich die Betroffenen permanent hinterfragen, ob sie nicht homosexuell sein könnten. Diese Zwangsgedanken werden als extrem unangenehm erlebt (ganz im Gegensatz zu homosexuellen Tagträumen bei Männern, die tatsächlich homosexuell veranlagt sind).

Typische Folgen von jahrelanger Nikotin-Sucht sind neben dem allgemein bekannten gesteigerten Risiko für Krebserkrankungen vor allem der Verlust der Libido mit der Folge von Erektionsschwierigkeiten und Impotenz bei Männern bzw. Verlust der Orgasmusfähigkeit bei Frauen (Frigidität).

Eine Alkoholkrankheit kann je nach Krankheitsstadium sowohl zu einer Steigerung des sexuellen Verlangens führen (das oft bei gleichzeitiger Unfähigkeit zu Erektion oder Orgasmus) oder, vor allem in fortgeschrittenem Stadium, zum teilweisen oder völligen Verlust der Libido. Im Rahmen einer Partnerschaft führt die Alkoholkrankheit zu unbegründeten Gewaltausbrüchen gegenüber dem Partner, die häufig zu Trennung und sozialer Isolation führen. Weitere Infos unter Kenn Dein Limit.

Sexuelle Probleme und psychische Störungen
bei Trauma und Missbrauch

Traumatische Erfahrungen auf sexuellem Gebiet (Erlebnisse von Missbrauch und/oder Vergewaltigung in Kindheit und/oder Erwachsenenalter) können zu psychischen Erkrankungen führen. Eine häufige Folge ist eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), deren Symptome oft erst Jahre nach dem traumatischen Erlebnis deutlich werden. Typisches Kennzeichen sind Erinnerungslücken in Bezug auf das Trauma bei gleichzeitiger ständiger Präsenz des Erlebnisses. Diese Spannung kann zu dissoziativen Zuständen führen, also dem Auseinanderfallen von Elementen der Wahrnehmung, des Bewusstseins, des Gedächtnisses, der Identität und der Motorik.

Auf sexuellem Gebiet kann ein Trauma zu Vermeidungsverhalten führen (Vermeidung von Situationen, die zu Sex führen könnten, bis hin zu vollständiger sozialer Isolation) oder zu vollständigem Verlust von Libido und Orgasmusfähigkeit.

Zwangsstörungen:
Zwangsgedanken und Zwangshandlungen

Zwangsgedanken kommen auf sexuellem Gebiet sehr häufig vor.

Das können katastrophisierende Gedanken sein wie zum Beispiel, dass der geliebte Partner bzw. die geliebte Partnerin einen schon bald verlassen wird- ohne dass es dafür in der Wirklichkeit irgendwelche tatsächlichen Hinweise gibt. Das kann auch umgekehrt die quälende Angst sein, man selber könnte plötzlich nichts mehr für seine/n Partner/in empfinden- und das, obwohl im Augenblick in der Partnerschaft alles in Ordnung ist.

Möglich sind auch andere quälende Gedanken, wie etwa die ständige bildhafte Vorstellung, wie der Sex des eigenen Partners bzw. der eigenen Partnerin mit vorherigen Exfreundinnen bzw. Exfreunden ausgesehen haben könnte.

Bei (heterosexuellen) Männern findet sich außerdem sehr häufig der Zwangsgedanke, „eigentlich“ homosexuell und damit unfähig zur Partnerschaft mit einer Frau zu sein.

Ein Beispiel für eine sexuelle Zwangshandlung wäre der permanente Drang, sich pornografische Videos ansehen zu müssen, auch wenn keine sexuelle Erregung besteht und dieser Drang als unangenehm empfunden wird..

Angststörungen

Auch Angst ist ein häufiges Thema in der Sexualtherapie. Zu beachten ist, dass Menschen mit Angststörungen selbst häufig die Angst gar nicht als das Hauptsymptom erkennen und vor allem körperliche Symptome erleben wie z.B. Schwindelgefühle, Herzrasen, Magenschmerzen etc.

Eine Angststörung bzw. phobische Störung liegt immer dann vor, wenn

  • die Angst der Situation nicht angemessen ist
  • die Angst länger deutlich anhält als die angsterregende Situation andauert
  • die besondere Form der Angst nicht erklärbar und beeinflussbar ist
  • die Angst zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität führt
  • die Angst zu Einschränkungen im Kontakt mit anderen Menschen führt.

Auf sexuellem Gebiet gibt es vor allem die Versagensangst, die im Extremfall dazu führt, dass Betroffene sexuelle Begegnungen grundsätzlich vermeiden. Dazu kommen spezielle Formen der Angst wie etwa Gymnophobie, also die Angst, selber nackt zu sein oder andere Menschen nackt zu erleben.

Sexuelle Probleme und psychische Störungen
bei einer Borderline-Störung

Hauptmerkmal der Borderline-Störung ist eine kaum auszuhaltende innere Anspannung, die sich häufig in selbstschädigendem Verhalten Erleichterung verschafft.

Das können Selbstverletzungen sein (z.B. durch Ritzen), aber auch Hochrisikoverhalten wie Gebrauch von Suchtmitteln, riskantes Autofahren oder eine wenig kontrollierte Sexualität mit wechselnden Partner/innen. (Wobei in letzterem Fall dieses Verhalten gerade bei jungen Frauen auch die Wahrscheinlichkeit erhöht, sexuell ausgenutzt zu werden.)

Das ist insofern besonders problematisch, da Menschen mit einer Borderline-Störung oft bereits in der Kindheit sexuellen Übergriffen ausgesetzt waren, und sich somit traumatische Erfahrungen der Vergangenheit immer weiter fortsetzen. Vgl. dazu auch das Fallbeispiel Sexuelle Gewaltfantasien bei Frauen.

Menschen mit Borderline-Störung haben häufig eine große Sehnsucht nach einer engen und dauerhaften Beziehung. Da sie in ihrer Kindheit oft nicht erfahren konnten, was die Geborgenheit in einer Familie bedeutet (inkl. aller Aufs und Abs, die im Alltag dazugehören), haben Menschen mit Borderline-Störung oft unrealistische Erwartungen an eine Beziehung. Das zeigt sich in vielen Fällen durch
die Neigung, andere Menschen entweder stark zu idealisieren oder abzuwerten.

Das kann in einer Beziehung dazu führen, dass die Vorzüge des Partners bzw. der Partnerin zunächst völlig überhöht positiv gesehen werden mit der Folge einer um so tieferen Enttäuschung, wenn der Partner bzw. die Partnerin diese hohen Erwartungen später nicht auf Dauer erfüllen kann.

Von daher erklärt sich, dass Beziehungen, auch wenn sie mit großen Erwartungen begonnen wurden, oft nicht sehr lange anhalten- es sei denn, der Partner bzw. die Partnerin bringen sehr viel Verständnis für die Erkrankung auf und schaffen es, die Partnerschaft auf einem mittleren Level zischen Idealisierung und Entwertung zu stabilisieren.

Neben einer speziellen Therapie mit dem Ziel des Spannungsabbaus (und ggf. auch der Traumaverarbeitung) für den Borderline-Patienten bzw. die Borderline Patientin, kann also auch eine paartherapeutische Begleitung sinnvoll sein.

Sexuelle Probleme und psychische Störungen
bei Persönlichkeitsstörungen

Persönlichkeitsstörungen sind gemäß der ICD-10, dem Krankheitenkatalog der Weltgesundheitsorganisation, „tief verwurzelte, anhaltende Verhaltensmuster, die sich in starren Reaktionen auf unterschiedliche persönliche und soziale Lebenslagen zeigen.“

In der Regel verspüren Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung selbst nur geringen Leidensdruck- ihre Umwelt oder ihre Partnerinnen oder Partner dafür umso mehr. Rein statisch ist jede fünfte Partnerschaft betroffen.

Vgl. dazu den ausführlichen Beitrag über Perönlichkeitsstörungen in der Partnerschaft.

Weitere Störungsbilder

Hierzu gehören z.B. Störungen im Bereich des Autismusspektrums.
Auch wenn Autisten Schwierigkeiten haben, Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen, haben sie trotzdem sexuelle Bedürfnisse, die in der Regel durch Masturbation befriedigt werden.

Hier kommt es auf eine behutsame Sexualerziehung an, welche den Betroffenen nichts aufdrängt (und keinesfalls sexuell ausbeutet!), gleichzeitig aber auch vor Situationen schützt, die ihnen schaden (Masturbation in der Öffentlichkeit, Verletzungen durch Einsatz ungeeigneter Gegenstände bei der Masturbation).
Vgl. dazu den Aufsatz zu Sexualität und Autismus von Karin Dreisigacker.

Beim Asperger-Syndrom verspüren Betroffene oft den lebhaften Wunsch nach Partnerschaft und Sexualität. Eine große Schwierigkeit bereitet allerdings das Kennenlernen eines geeigneten Partners bzw. einer geeigneten Partnerin, die Verständnis für die Eigenheiten von Menschen mit Asperger-Syndrom hat (Spezialinteressen, Reizüberforderung bei sozialen Anlässen etc.). Um diese Schwierigkeit zu überwinden, kann eine einfühlsame Therapie sehr hilfreich sein, die darauf abzieht, soziale Skills einzuüben und zu trainieren.

ADHS im Erwachsenenalter kann sich im Bereich Sexualität auf sehr unterschiedliche Art und Weise auswirken. Während Frauen mit ADHS oft erst relativ spät mit Ende 20 ihre Freude an der Sexualität entdecken, haben junge Männer mit ADHS oft ein stark gesteigertes sexuelles Interesse („Hypersexualität„).

Beiden Geschlechtern gemeinsam ist bei ADHS oft eine überdurchschnittliche Experimentierfreude beim Sex und eine große Akzeptanz auch von Partnern, die nicht dem gängigen Idealbild entsprechen. Impulsivität und rasche Stimmungsumschwünge können in der Partnerschaft Beziehungsprobleme bereiten. In solchen Fällen kann eine Paartherapie dazu beitragen, das gegenseitige Verständnis für die jeweiligen Eigenheiten des anderen Partners zu fördern.

Sexuelle Probleme und psychische Störungen: eine Aufgabe für den Spezialisten

Ob eine psychische Erkrankung (Mit-)Ursache für sexuelle Probleme ist oder nicht, ist oft auch für den Spezialisten nicht auf den ersten Blick erkennbar. Deswegen sind spezielle Untersuchungen nötig, um genaue Klarheit zu gewinnen und auf dieser Grundlage das geeignete Therapieverfahren zu wählen (z.B. Verhaltenstherapie oder Gesprächstherapie).

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© M.Petery
Wenn Sie möchten, können Sie sich mit weiteren Fragen gern an mich wenden.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery