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Zwangsstörung und Zwangsgedanken

Exfreund-Fantasien verfolgen mich

Exfreund-Fantasien: In meinen Gedanken hat meine Freundin ständig Sex mit dem Exfreund

Exfreund-Fantasien
Meine Freundin und ich leben seit gut zwei Jahren miteinander- zu unserer großen Freude erwartet sie jetzt unser gemeinsames Baby.

Soweit alles eigentlich prima. Nur habe ich ein Problem, das mich schon die ganze Zeit unserer Freundschaft begleitet: der Gedanke an Ihren Exfreund, mit dem sie vor mir über vier Jahre zusammen war, also doppelt so lang wie mit mir.

Ich komme einfach nicht davon los, mir vorzustellen, wie sie Sex mit ihm hat, in welchen Stellungen, an welchen Orten. Übrigens nicht beim konkreten Sex mit ihr- da haben wir gar keine Probleme. Sondern eigentlich nur, wenn ich alleine bin- dann aber fast ständig. Vorm Computer muss ich fast zwangsläufig auf das Facebook-Profil Ihres Ex gehen- und dadurch werden meine Fantasien nur noch viel schlimmer. Ich weiß selbst, dass mir das nicht gut tut und mache es trotzdem.

Auch wenn ich sonst in irgendeinem Zusammenhang seinen Vornamen höre, der recht häufig ist, geht bei mir das Kopfkino los. Meine Freundin weiß schon, dass Sie diesen Vornamen vor mir auf keinen Fall aussprechen darf, und wenn es im Zusammenhang mit einem Fussballstar ist. Sie schützt mich, und versucht diesen Namen in meiner Gegenwart auf keinen Fall auszusprechen.

In der Öffentlichkeit habe ich Angst, in Gegenwart meiner Freundin durch irgend einen blöden Zufall auf Ihren Exfreund angesprochen zu werden, weil ich weiß, dass ich dann komisch reagiere. Noch schlimmer wäre es, ich würde ihm auf der Straße begegnen. Keine Ahnung, was da passieren würde.

Wenn das einmal losgeht mit diesen Gedanken, kann ich kaum wieder davon wegkommen.Ich gehe mir da selbst auf die Nerven und fühle mich richtig fertig, komme aber selbst einfach nicht davon los. Gibt es irgendeinen Weg, wie ich diese Gedanken an den Exfreund loswerden kann?

Tobias K. (Name geändert)

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eine große psychische Belastung

Hallo Tobias,

seit zwei Jahren leben Sie glücklich mit Ihrer Freundin zusammen, die Ihr gemeinsames Kind erwartet. Die ganze Zeit hindurch quälen Sie Fantasien, in denen Sie sich vorstellen, wie Ihre Freundin Sex mit ihrem Exfreund hat.

Solche Fantasien können sehr belastend sein- deshalb ist es gut, wenn Sie sich therapeutische Hilfe holen. An dieser Stelle kann ich Ihnen nur ein paar erste Überlegungen vorstellen, was Sie zur Lösung Ihres Problems tun könnten. Eine ausführliche Beratung oder Therapie kann dadurch natürlich nicht ersetzt werden.

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aus psychologischer Sicht eine Zwangsstörung

Aus psychologischer Sicht handelt es sich bei Ihren Fantasien um Zwangsgedanken, die nach der ICD-10, dem Kriterienkatalog der Weltgesundheitsorganisation, zur Gruppe der Zwangsstörungen hinzugehören: Typisch für Zwangsgedanken ist, dass sie, so wie bei Ihnen, einen unangenehmen Inhalt haben und sich über einen längeren Zeitraum beständig wiederholen.

Bei Zwangsstörungen handelt sich um eine psychische Erkrankung, die relativ häufig auftritt: In Deutschland sind nach einer Untersuchung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) jedes Jahr fast vier Prozent der Bevölkerung betroffen.

Eine eindeutige Erklärung, warum manche Menschen Zwangsstörungen bekommen und andere nicht, gibt es bis heute nicht. Am wahrscheinlichsten ist eine Mischung aus genetischer Veranlagung, biochemischen Vorgängen im Gehirn und psychischen Ursachen (z.B. Stress).

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Möglichkeiten zur Therapie

Wegen dieser unterschiedlichen Ursachen, welche Zwangsgedanken haben können, gibt es auch verschiedene Therapieansätze.

Exfreund-Fantasien- Medikamente als Therapie

Ein Facharzt kann Ihnen helfen, die für die Störung verantwortichen Hirnstoffwechselprozesse durch Medikamente wieder besser einzustellen. Alternativ oder parallel dazu könnten Ihnen folgende psychotherapeutische Verfahren helfen.

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Konfrontation mit Reaktionsverhinderung

Die von der DGPPN empfohlene Methode ist die Konfrontation mit Reaktionsverhinderung. Im Rahmen der Therapie werden Sie wiederholt mit Auslösern für Ihre Zwangsgedanken konfrontiert, z.B. mit dem Vornamen des Exfreundes.

Dabei üben Sie, auf diesen Auslöser nicht wie bisher mit den Zwangsgedanken zu reagieren, sondern Verhaltensalternativen zu erlernen. Dabei kann Ihnen der Therapeut Vorschläge machen, welche anderen Reaktionsmöglichkeiten für Sie noch zur Verfügung stehen. Auf diese Weise können Sie ein „Reaktionsmanagement“ erlernen und sind Ihren Exfreund-Fantasien nicht automatisch und alternativlos ausgeliefert.

Exfreund-Fantasien- Assoziationsspaltung

Möglich wäre hier auch das Verfahren der sogenannten Assoziationsspaltung: Sie üben, parallel zu den bisherigen Zwangsgedanken, auch neue neutrale oder sogar angenehme Assoziationen zu den bisherigen Auslösern Ihrer Zwangsgedanken zu entwickeln, also z.B. bei dem bewußten Vornamen statt an den Exfreund intensiv an den gleichnamigen Fussballspieler zu denken.

Dadurch können in Ihrem Gehirn neue neuronale Vernetzungen geschaffen werden, die Ihnen eine Alternative zu den bisher eingeübten Zwangsgedanken bieten.

Exfreund-Fantasien- Inhaltliche Auseinandersetzung

Darüber hinaus kann auch eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Ihren Zwangsgedanken dabei helfen, diese zu überwinden. Mögliche therapeutische Anregungen könnten sein:

  • Versuchen Sie, möglichst genau zu beschreiben, in welchen Situationen oder im Umfeld von welchen anderen Gedanken Ihre Fantasien beginnen. Möglicherweise können Sie darüber auch eine Art Tagebuch anlegen.
  • Könnten Ihre Exfreund-Fantasien eine Art von Selbst-Demütigung sein? Gibt es in Ihrem Leben Momente, in denen Sie sich selbst nicht für ausreichend stark/kräftig/intelligent etc. halten?
  • Als werdender Vater steht Ihnen eine Zeit bevor, die Ihnen ein großes Stück Verantwortung abverlangt. Wie stehen Sie zu dieser Herausforderung?

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Welche Gedanken denken Sie deswegen nicht?

Anhand solcher Fragen ließe sich möglicherweise feststellen, ob Ihre Zwangsgedanken den psychischen Zweck erfüllen, dass Sie andere, für Sie noch unangenehmere Gedanken nicht denken müssen.

So könnte es z.B. möglicherweise sein, dass Sie „lieber“ bei der Vorstellung hängenbleiben, wie Ihre Freundin Sex mit dem Exfreund hat, als dass Sie über die jetzt aktuell in Ihrem Leben anstehenden Herausforderungen nachdenken.

Wenn Sie mit Ihrem Therapeuten solche durch die Zwangsgedanken verdeckten Themen durcharbeiten, kann es sein, dass Sie die Angst vor diesen eigentlichen Problemen nach und nach überwinden- und es dann für die Zwangsgedanken auch keinen Anlass mehr gibt.

Für welche der Therapieformen Sie sich gemeinsame mit Ihrem Arzt und/oder Therapeuten auch entscheiden- ich wünsche Ihnen baldige, gute Besserung und alles Gute für die bevorstehende Geburt Ihres Kindes.
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Weitere Infos:
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Von mpetery

Zuletzt aktualisiert am 19.09.2017.

Ein paar Worte zu meiner Person:
Mein Name ist Michael Petery, bin verheiratet und arbeite in Hildburghausen (30km nordwestlich von Coburg) in meiner Praxis für Psychotherapie gemäß Heilpraktikergesetz.

Studiert habe ich in Tübingen, Paris und Berlin. Bis 2014 war ich am Universitätsklinikum in München-Großhadern tätig als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik für Palliativmedizin und der Professur für Spiritual Care bei Prof. Dr. Eckhard Frick (Pychiatrie) und Prof. Dr. Traugott Roser (ev. Theologie). Daneben habe ich meine Klienten in eigener Praxis in München-Schwabing betreut.

Leitfiguren für meine therapeutische Arbeit sind Carl Rogers (clientenzentrierte Gesprächstherapie), Fritz Perls (Gestalt-Therapie) und Irvin D. Yalom.

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