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Beziehungsprobleme Probleme in der Partnerschaft

Sex und Krebs- Aufgabe für die Partnerschaft

Die Diagnose Krebs ist eine der schwierigsten Situationen, die einem Menschen in seinem Leben widerfahren können. In diesem Augenblick ändert sich so ziemlich alles: die Gegenwart ist jetzt von den medizinischen Maßnahmen geprägt, das Zusammenleben mit dem Partner/der Partnerin stellt beide vor neue Aufgaben, Ängste und Unsicherheiten sind zu bewältugen.

Dennoch muss eine Krebserkrankung nicht zwangsläufig zu einem völligen Zusammenbruch der Lebensqualität führen, weder für den Patienten/die Patientin noch für ihre/n Partner.

Grundsätzlich gilt: Auch bei einer Krebserkrankung ist ein befriedigendes Sexualleben beider Partner wichtig und möglich. Die Krebserkrankung kann sogar als gemeinsame Herausforderung erlebt werden, die beide Partner noch stärker zueinander und zu neuen und intensiven Erfahrungen im Miteinander führt.

Auch wenn durch schwere Formen einer Krebserkrankung die Möglichkeiten der geschlechtlichen Beziehung körperlich eingeschränkt sein können: Bei beiden Partnern bleibt das Grundbedürfnis nach Sinnlichkeit, Zärtlichkeit und Liebe weiter bestehen. Die große Aufgabe in einer Partnerschaft ist es nun, mit den veränderten körperlichen Möglichkeiten für Sexualität und den spezifischen Bedürfnissen beider Partner umzugehen.

Um hier geeignete Lösungen finden zu können, ist vor allem eines wichtig: um die bestehenden Probleme zu wissen, aber auch die bestehenden Möglichkeiten zu kennen und zu nutzen. Dazu ist sowohl das Gespräch mit den behandelnden Ärzten und Therapeuten wichtig wie auch das Gespräch der betroffenen Partner untereinander.

Die medizinische Seite

Die Diagnose Krebs bedeutet nicht automatisch das Ende aller Sexualität in der Beziehung. Es ist wichtig, von den Ärzten über die medizinischen Rahmenbedingungen der Krankheit Bescheid zu wissen, die Symptome der Krankheit zu kennen und die Nebenwirkungen der Behandlungstechniken, aber auch die Möglichkeiten, trotzdem aktiv ein Maximum an Lebensqualität zu leben.

Bei vielen Formen von Krebs ist der Geschlechtsverkehr weiterhin uneingeschränkt möglich. Allerdings können Auswirkungen der Krankheit und Nebenwirkungen der Behandlung zu starker Müdigkeit und generellem Gefühl der Unlust führen. Trotzdem ist es für beide Partner wichtig, auf Sex nicht grundsätzlich zu verzichten und weiter gemeinsam Formen des Sex zu erkunden, die vielleicht weniger anstrengend sind als die bisher praktizierten.

Es gibt aber auch Erkrankungsformen, welche direkt die Sexualorgane betreffen und damit den Geschlechtsverkehr zumindest in Form des Koitus unmöglich machen. Zärtlichkeit und körperliche Nähe sind aber auch in diesem Fall nicht nur möglich, sondern wichtig, um den Heilungsprozess zu begleiten und zu fördern.

Eine gute medizinische Information ist nötig, damit nicht erschwerend zur Krankheit noch falsche Vorannahmen als Belastung hinzukommen: wie etwa die Vorstellung, die körperliche Nähe zu Patienten, die eine Bestrahlung erhalten haben, könnte die eigene Gesundheit gefährden oder der Irrglaube, Krebs könnte durch Geschlechtsverkehr übertragen werden.

Miteinander im Gespräch sein

Die wichtigste Voraussetzung, um für beide Partner das Maximum an Lebensqualität zu erhalten, ist die offene und umfassende Kommunikation über die eigene Befindlichkeit und über die eigenen Bedürfnisse.

Es ist wichtig zu beachten, dass sich durch die Krankheitsdiagnose Krebs beide Partner in einer besonderen Lage befinden und dass es im gemeinsamen Gespräch folglich auch um die Bedürfnisse beider Partner gehen muss. Dabei geht es in Bezug auf die Sexualität um Fragen wie:

  • Auf welche Sexpraktiken verzichten wir, wenn das zum Wohlbefinden und zur Genesung des kranken Partners beiträgt?
  • Welche Alternativen gibt es, bei denen beide Partner mit ihren Bedürfnissen zum Zug kommen?
  • Wie können wir uns eine Umgebung schaffen, in der Platz für unsere Zärtlichkeit ist?
  • Welche Befürchtungen bzw. Wünsche gibt es, die ich meinem Partner mitteilen will?
  • Wie können wir uns zeigen, dass wir uns gegenseitig lieben und dass wir uns weiterhin sexuell attraktiv finden?

In einer solchen Situation ist es auch sinnvoll, einzeln oder gemeinsam einen Therapeuten aufzusuchen, der dabei helfen kann, die eigene Befindlichkeit und die Befindlichkeit des Partners besser zu verstehen und gemeinsam daran zu arbeiten, die Schwierigkeit der Situation möglichst gut zu meistern. Auch eine Online-Paarberatung kann eine erste Hilfestellug leisten. In jedem Fall ist es wichtig, für solche Fragen verständnisvolle Menschen um sich zu haben und nicht für sich allein zu bleiben.

© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

 

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Beziehungsprobleme Probleme in der Partnerschaft Sexuelle Probleme

Asexuell?- Ich habe keine Lust auf Sex.

Asexuell-
Ist Einsamkeit da vorprogrammiert?

Bin ich asexuell?
Bisher dachte ich immer, dass ich als Frau keine Probleme mit meiner sexuellen Orientierung habe, denn lesbisch bin ich ganz bestimmt nicht.

Was mir in meiner letzten Beziehung zu einem Mann allerdings klar geworden ist: Bei einem Mann empfinde ich auch nichts. Wir hatten zwar Sex, aber ich habe einfach gar nichts gespürt, als er bei mir eindrang. Es tat nicht besonders weh (entjungfert war ich schon vorher), hat mich also nicht groß gestört. Ein Genuß war das für mich nicht. Von mir aus hätte es gereicht, wir wären einfach nur ins Restaurant und dann ins Kino gegangen. Im Grunde war mir bereits unsere erste Umarmung zu viel. Zärtlichkeiten brauche ich offensichtlich nicht, und zwar von einem Mann genauso wenig wie von einer Frau.

Dabei mag ich ihn durchaus, und von mir aus könnten wir gern befreundet bleiben. Denn immer nur allein sein, muss ja auch nicht sein. Nur auf Sex und Körperlichkeit- da könnte ich gern drauf verzichten.

Überigens kenne ich durchaus sexuelle Erregung: Seit meiner Kindheit befriedige ich mich selbst, mit Genuß, aber ohne die Vorstellung eines anderen Menschen. Da bin ich einfach nur bei mir und meinem Körper.

In einem Forum habe ich gelesen, dass bis zu 10% aller Menschen genetisch asexuell sind und dass das genauso eine sexuelle Orientierung ist wie hetero oder homo. Offenbar gehöre ich genau in diese Kategorie: Ich bin asexuell.

Aber muss das bedeuten, dass jemand asexuelles total einsam bleibt und nie in einer Beziehung lebt?

Anita B. (Name geändert)

Asexuell?-
Darüber ist noch keine Aussage möglich

Hallo Anita,

Sie haben einen Mann kennengelernt, der Ihnen grundsätzlich gefällt- und beim ersten Mal Sex haben Sie keinen Genuss verspürt.

Ich weiss nicht, ob der Gedanke für Sie tröstlich ist: Aber mir erscheint Ihre Geschichte bis dahin noch nicht besonders beunruhigend. Bis jetzt wissen Sie nur, dass es Ihnen mit diesem Mann beim ersten Mal (und vielleicht auch schon mit anderen Männern zuvor?) nicht gelungen ist, sexuelle Lust zu empfinden. Das ist so weit nicht ungewöhnlich.

Es gibt viele Frauen (und Männer), denen es nicht leicht fällt, mit einem neuen Partner sexuelles Vergnügen zu empfinden. Das kann möglicherweise auch daran liegen, dass Sie zu schnell in Ihrer Beziehung mit dem sexuellen „Vollprogramm“ begonnen haben. Sie schreiben ja, dass Ihr eigener Sinn mehr nach gemeinsamen Essengehen und Kino steht. Dann wäre es vermutlich passender gewesen, Sie hätten genau das (und nicht mehr!) mit Ihrem neuen Freund gemacht.

Ob Sie in die Kategorie asexueller Menschen gehören, darüber ist nach diesem Erlebnis noch gar nichts ausgesagt.

Der langsame Aufbau einer Beziehung
im Einklang mit Ihren Bedürfnissen

Aber auch so ist die Geschichte mit Ihrem neuen Freund noch nicht am Ende. Es lohnt sich, wenn Sie weiter am Ball bleiben- mit diesem Mann oder, falls das nicht geht, mit dem nächsten. Dabei ist es wichtig, dass Sie noch genauer auf Ihre eigenen Bedürfnisse achten und nicht zu schnell wieder beim Sex landen. Sonst laufen Sie Gefahr, sich ein Frustrationserlebnis nach dem nächsten zu holen.

Ihr wichtigstes Ziel könnte es sein, dass Sie sich trauen, Ihre Bedürfnisse klar zu formulieren. Und wenn Sie sich jetzt noch einmal mit Ihrem Freund unterhalten, stellen Sie vielleicht sogar fest, dass auch er von Ihrem gemeinsamen Sex zu diesem Zeitpunkt überfordert war. Dann könnten Sie jetzt erst einmal ein Stück zurückrudern zu einem Niveau, wo es wieder mehr ums Kennenlernen und um gemeinsame Freizeit geht als um Sex.

Dann wird sich allmählich zeigen, ob und wie sich Ihre Freundschaft weiter entwickeln kann, mit Sex oder ohne.

Und wenn Sie tatsächlich asexuell sind?

Was asexuell bedeutet, ist bis heute wissenschaftlich nicht klar definiert. Wenn damit Interesselosigkeit an anderen Menschen und/oder die Unfähigkeit zu sexueller Erregung gemeint sein sollte, dann sind Sie offensichtlich nach Ihrer eigenen Schilderung nicht asexuell.

Die einzige Definition von Asexualität, die möglicherweise auf Sie zutreffen könnte, wäre die Abneigung, mit einem anderen Menschen körperliche Nähe und sexuelle Handlungen auszuleben. In diesem Fall könnte es sich lohnen, wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Freund einen Paartherapeuten aufsuchen, um auszuloten, wie auch unter dieser Vorgabe eine weitgehend sexfreie Beziehung für Sie beide machbar ist.

Eine genauere Untersuchung ist wichtig!

Ihre Abneigung gegen Körperkontakt und Sex kann allerdings viele Ursachen haben. Die genetisch vorgegebene Asexualität ist da nur eine Möglichkeit.

Verminderte Lust an Sex kann auch Symptom verschiedener ernster körperlicher und psychischer Erkrankungen sein. Deshalb ist es -auch unabhängig von der Frage, wie das nun mit Ihrem aktuellen freund weitergeht- wichtig, dass Sie sich kompetente ärztliche und therapeutische Hilfe holen, um diese Möglichkeit abzuklären und möglicherweise eine entsprechende Behandlung einzuleiten.

Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte nochmals an mich.
© M.Petery.
Mit herzlichem Gruß

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

 

 

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Beziehungsprobleme

Noch schön genug nach Schwangerschaft?

Nicht mehr vorzeigbar nach Schwangerschaft?

Ich bin 29 und habe mich gerade total verliebt. Mein neuer Freund weiss sogar schon, dass ich eine Tochter von meinem Ex habe- und er sagt, dass ihm das nichts ausmacht.

Allerdings gibt es da noch ein anderes Problem, und ich weiss nicht, wie ich ihm das sagen soll. Das ist mein Bauch, für den ich mich richtig schäme.

An und für sich bin ich schlank, und angezogen sieht man nicht, dass ich total häßliche Dehnungsnarben von der Schwangerschaft habe. Mit meinem Ex war das nicht so schlimm, denn erstens waren die Kinder ja von ihm und zweitens haben wir sowieso Sex nur im Dunkeln gemacht.

Aber ich weiss nicht, wie ich das meinem neuen Freund verheimlichen soll. Zumindest einmal wird er mich ja nackt sehen wollen. Soll ich ihm das schon vorher erzählen? Allerdings traue ich mich nicht so richtig, ich habe echt Angst, wie er reagiert.

Monika B.

Tausend Gründe, warum ihm Dehnungsnarben egal sein können…

Hallo Monika,

Sie haben einen neuen Freund gefunden und möchten ihm gefallen- und gleichzeitig machen Sie sich Sorgen, die Narben von Ihrer Schwangerschaft könnten ihn abschrecken.

Solange Sie es nicht ausprobiert haben, werden Sie nicht wissen, was tatsächlich passiert, wenn Ihr Freund Sie zum ersten Mal nackt sieht. Es kann durchaus sein, dass das Ihrem Freund die Spuren Ihrer Schwangerschaft an Ihrem Bauch vollkommen egal sind.

Möglicherweise, weil er da gar nicht so hinschaut oder weil Ihre Person ihm viel wichtiger ist als Ihr Bauch oder weil auch er Sex nur im Dunkeln mag oder weil er sich wünscht, dass Sie zum Sex grundsäzlich ein Korsett tragen… Es gibt also tausend Gründe, warum Ihre Narben ihm völlig egal sein können.

…und trotzdem ein Problem

Das Problem ist aber trotzdem schon jetzt da, und zwar in Ihren eigenen Gedanken.

Denn im Augenblick sind offenbar Sie selbst die Person, die mit dem Aussehen Ihres Bauches nicht zurecht kommt. Wie schwer dieses Problem tatsächlich wiegt, werden nur Sie selbst beurteilen können. An sich selbst könnten Sie folgende Fragen stellen:

  • Fühle ich mich häßlich und bin daher unsicher in Bezug auf meinen neuen Freund?

Oder ist es genau umgekehrt:

  • Ich fühle mich unsicher, wie der erste Sex mit meinem neuen Freund werden wird- und suche geistig schon vorab Gründe, um zu erklären, warum das schief gelaufen sein könnte.

…eine Prophezeiung, die sich selbst erfüllt?

In beiden Fällen kann es sich für Sie lohnen, diesen Fragen noch weiter nachzugehen. Denn die negativen Gedanken, die Sie über Ihren eigenen Körper entwickeln, können möglicherweise so stark sein, dass sie den Effekt einer selbsterfüllenden Prophezeiung (self-fulfilling prophecy) nach sich ziehen:

  • Weil sie unsicher sind, überlegen Sie, was Ihren neuen Freund abhalten könnte, Sie zu lieben- und sie fühlen sich häßlich.
  • Weil Sie sich häßlich fühlen, geben Sie sich Ihrem Freund im Sex nur widerwillig hin.
  • Weil Sie sich nur widerwillig hingeben, hat Ihr Freund keinen Spaß am Sex mit Ihnen.
  • Weil sie beide keinen Spaß am Sex haben, scheitert Ihre Beziehung.

Ein solche Kette an Gedanken und Auswirkungen von Gedanken ist natürlich das letzte, das Sie für den Start in die neue Beziehung brauchen können.

Dabei lässt sich ein solche gedankliche Sackgasse relativ einfach psychotherapeutisch wieder auflösen. Ein paar Sitzungen, in denen Sie Ihr Problem mit einem Therapeuten besprechen, könnten hier die Lösung sein.

Mit allen guten Wünschen für Sie und Ihren neuen Freund

Herzliche Grüße
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

 

 

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Beziehungsprobleme Probleme in der Partnerschaft

Stalking durch den Exfreund- Wie komme ich los?

Ich habe ein Stalking-Problem: Vor drei Monaten habe ich mich von meinem Ex getrennt, weil ich das Gefühl hatte, mit unserer Beziehung in eine Sackgasse gekommen zu sein. Seitdem lässt er mich nicht in Ruhe: Immer wieder steht er unangekündigt vor der Tür und klingelt, auch wenn er schon weiss, dass ich ihn nicht hereinlasse. Einige Male habe ich ihn auch von der Arbeit aus dem Bürofenster auf der gegenüberliegenden Straßenseite herumspazieren sehen, wohl, weil er einen Blick von mir erhaschen wollte.

inzwischen habe ich jetzt einen neuen Mann kennengelernt, und es ist mir oberpeinlich, dass mein Ex mir jetzt schon mehrfach mit dem Auto zur Wohnung meines Freundes hinterhergefahren ist. Mein neuer Freund hat das mitbekommen und regt sich besonders darüber auf, dass mein Ex jetzt auch zu seiner Wohnung zu Kontrollfahrten vorbeikommt.

Mein neuer Freund hat mir zu verstehen gegeben, dass er mir eine Mitschuld dafür gibt. Wenn sich da nicht bald etwas ändert, will er die Beziehung mit mir beenden. Er habe keine Lust, mit mir solche Altlasten gemeinsam tragen zu müssen.

Susanne T. (Name geändert)

Stalking-
Das Problem mit dem früheren Freund…

Hallo Susanne,

in den letzten drei Monaten haben Sie gleich drei schwierige Erfahrungen gemacht: erst die Trennung vom alten Freund, dann das Stalking und jetzt die Drohung des neuen Freundes, wegen des Stalking Ihre neue Beziehung abzubrechen. Das ist eine gehörige Portion Trouble auf einmal!

Und jetzt haben Sie die Probleme mit beiden gleichzeitig…

Um genau zu verstehen, was da mit Ihrem früheren Freund passiert ist, bräuchte ich noch einiges mehr an Informationen:

  • Wie sah denn die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Ex-Freund vor der Trennung aus?
  • Gab es da Situationen, die Ihnen schon vor der Trennung als ungewöhnlich aufgefallen sind?
  • Gab es irgendwelche Auffälligkeiten im Verhalten Ihres Ex-Freundes?
  • Gibt es irgendetwas, das Ihren Ex–Freund dazu ermutigen könnte, immer wieder mit Ihnen Kontakt aufzunehmen?
  • Auf welche Weise haben Sie Ihrem Ex-Freund mitgeteilt, dass definitiv Schluss ist und dass Sie von ihm nicht weiter verfolgt werden möchten?

All das zu wissen wäre wichtig, um verstehen zu können, warum Ihr früherer Freund sich möglicherweise im Recht glaubt, Ihnen solchermaßen nachstellen zu können. Vielleicht könnten Sie hier, eventuell gemeinsam mit einem Therapeuten, Ansatzpunkte finden, um Ihrem früheren Freund jetzt definitiv klar zu machen, dass Ihr Nein wirklich ein Nein bedeutet.

Wenn Sie sich dagegen vollkommen sicher sind, Ihr Nein klar und unmissverständlich augesprochen zu haben, ohne irgendwelche Rückzieher, dann ist es jetzt definitiv an der Zeit, härtere Maßnahmen zu ergreifen.
Ein Rechtsanwalt kann Ihnen helfen, einen Antrag auf Unterlassen und eine einstweilige Verfügung mit Näherungsverbot zu erwirken. Eine solche Anordnung kann, mit Hinweis auf die Dringlichkeit, auch sehr kurzfristig greifen. Wenn Ihr Ex jetzt doch noch einmal auftaucht, genügt ein Anruf bei der Polizei, um ihn aus dem Verkehr zu ziehen.

…und das Problem mit dem neuen Freund

Ganz unverständlich ist das Verhalten Ihres neuen Freundes nicht, der von Ihnen verlangt, mit Ihrem Ex-Freund erst einmal selbst aufzuräumen. Möglicherweise empfindet er die Kontrollfahrten Ihres Ex-Freundes zu seiner eigenen Wohnung als persönliche Bedrohung und hat Angst, Ihr Ex-Freund könnte ihm aus Rache etwas antun.

Solange Sie selbst keine klaren Schritte gegenüber Ihrem Ex-Freund unternehmen, werden Sie Ihren neuen Freund von der Endgültigkeit dieser Trennung nicht recht überzeugen können. Es wird immer so aussehen, als würden Sie Ihren Ex-Freund weiter schützen wollen.

Natürlich wäre es netter, Ihr neuer Freund würde jetzt Beschützerinstinkt zeigen und mit Ihnen gemeinsam Lösungen suchen, um das Stalking durch Ihren früheren Freund zu beenden. Möglicherweise ist aber bei ihm die Botschaft noch nicht klar angekommen, dass sie wirklich nichts mehr von Ihrem Ex wollen und dass Sie für diese Eskalation nicht verantwortlich sind.

Insofern könnte der Gang zum Rechtsanwalt sich gleich doppelt lohnen. Wenn Ihr neuer Freund sieht, dass Sie juristisch eindeutige Gegenmaßnahmen ergriffen haben, wird auch für ihn klar sein, dass Sie mit dem Ex und seinem Verhalten nichts zu tun haben.

Die letzten Fragen, die noch bleiben..

Wenn Sie keine definitive Lösung finden, Ihrem Ex-Freund das Nein klarzumachen, dann wäre zu fragen: Warum schaffen Sie das nicht? In diesem Fall wäre für Sie selbst wahrscheinlich das Gespräch mit einem Therapeuten sehr hilfreich.

Wenn Sie dagegen die Trennung von Ihrem Ex-Freund mit oder ohne Therapeut bzw, Rechtsanwalt geschafft haben, dann stellt sich die Frage: Wie gehen Sie mit Ihrem neuen Freund um und seinem Verhalten Ihnen gegenüber? Können Sie es akzeptieren, dass er Sie so sehr unter Druck gesetzt hat, endlich klare Verhältnisse zu schaffen? Oder fühlen Sie sich von ihm so sehr im Stich gelassen, dass Sie für eine gemeinsame Zukunft keine Basis mehr sehen?

Bei Ihrer Entscheidung könnte eventuell hilfreich sein, dass Sie sich vorzustellen: Nicht Sie, sondern Ihr neuer Freund wäre solchermaßen von einer Ex-Freundin verfolgt worden. Wie wären Sie selbst damit umgegangen? Hätten vielleicht auch Sie dann auch erst einmal die klare Trennung verlangt, um überhaupt weitermachen zu können?

Ihnen alles Gute bei diesen wirklich nicht einfachen Entscheidungen!
Wenn Sie möchten, können Sie mich gern noch einmal kontaktieren.

Mit freundlichen Grü0en
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

 

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Beziehungsprobleme Sexuelle Probleme

Sie wünscht sich eine offene Beziehung

Offene Beziehung und feste Partnerschaft-
geht das zugleich?

Seit zwei Monaten habe ich eine neue Freundin, mit der ich mich wirklich sehr gut verstehe. Wir haben viel Spaß miteinander, gehen auch viel unter Leute und auf Parties. Außerdem haben wir eine Menge sehr guten Sex.

Soweit also alles bestens. Nur hat sie mir in der letzten Woche erkärt, sie würde gern in einer „offenen Beziehung“ leben, und mich gefragt, was ich davon halte. Ich war ziemlich überrascht, weil ich selber kein Bedürfnis habe, neben ihr noch mit anderen Frauen etwas zu haben. Und die Vorstellung, sie mit anderen Männern teilen zu müssen, finde ich eigentlich nur eklig.

Andererseits möchte ich sie nicht verlieren, da ich sie wirklich sehr gern mag und wir richtig gut zueinander passen. Ist es besser, dass ich ihren Wunsch einfach akzeptiere? Passt das wirklich zusammen: eine feste Beziehung, in der beide Partner hin und wieder auch Sex mit anderen haben?

Christoph N. (Name geändert)

Ein unerwarteter Wunsch und mögliche Gründe

Hallo Christoph,

der Wunsch Ihrer Freundin, in einer „offenen Beziehung“ zu leben, hat Sie überrascht: Sie selbst erwarten sich von ihrer Freundschaft offenbar etwas anderes: eine Zweierbeziehung, in der andere Sexualkontakte ausgeschlossen sind. Damit liegen Sie beide mit ihren Interessen ziemlich weit auseinander.

Allerdings wissen Sie noch gar nicht, warum Ihre Freundin das Thema „offene Beziehung“ aufgebracht hat. Da sind sehr verschiedene Gründe denkbar:

1. Eine offene Beziehung
aus Angst vor zu enger Bindung?

Ihre Beziehung wird nach zwei Monaten „ernster“. Ihre Freundin spürt das auch und hat Angst, sich mit Ihnen auf eine exklusive Beziehug festzulegen, die ihr verbietet, Kontakte mit anderen Männern aufzunehmen. Möglicherweise ist sie sich auch noch nicht 100% sicher, in Ihnen den Richtigen gefunden zu haben.

Mit der „offenen Beziehung“ will sie sich -zumindest theoretisch- Rückzugsräume offen halten.

In diesem Fall geht es ihr gar nicht so sehr darum, jetzt konkret andere Männer neben Ihnen zu haben, sondern darum, in der enger werdenden Beziehung mit Ihnen nicht das Gefühl zu bekommen, etwas von ihrer eigenen Freiheit hergeben zu müssen.

Sollte das so sein, wäre es kontraproduktiv, ihr jetzt mit Besitzansprüchen zu kommen.

Die bessere Lösung wäre, schlicht und ergreifend abzuwarten, wie sich Ihre Beziehung weiterentwickelt. Und es kann sehr gut sein, dass sie in weiteren zwei Monaten selbst gar nicht mehr den Wunsch nach einer „offenen Beziehung“ hat.

Das wird um so besser gelingen, je mehr Verständnis Sie für Ihre Wünsche nach Freiräumen zeigen- übrigens nicht nur in Bezug auf andere Männer. Auf keinen Fall sollten Sie von ihr verlangen, eigene Hobbies oder Aktivitäten einzuschränken, die sie gern alleine und ohne Sie machen möchte (z.B. alte Freunde treffen, Shoppen, Fitnessstudio etc.).

Wenn sie merkt, dass eine feste Partnerschaft mit Ihnen eine Bereicherung ihres bisherigen Lebensstils ist und keine Einschränkung, dann wird das Thema „offene Beziehung“ möglicherweise von selbst wieder verschwinden. Denn spätestens dann ist der Punkt erreicht, an dem auch Ihre Freundin nicht möchte, dass Sie etwas mit anderen Frauen anfangen.

2. Die offene Beziehung
als Anfang vom Ende?

Der Ehrlichkeit halber sollten sie aber auch der Möglichkeit ins Auge sehen, dass Ihre Freundin mit dem Wunsch nach einer „offenen Beziehung“ bereits den Absprung plant.

Sie gefallen ihr zwar immer noch so gut, dass sie zumindest jetzt noch nicht auf Sie verzichten möchte. Gleichzeitig hält sie sich die Möglichkeit offen, Sie fallenzulassen, sobald ein Mann in ihrem Leben auftaucht, den sie für den „Richtigen“ hält.
© M.Petery.
Wenn sie eine „offene Beziehung“ mit Ihnen vereinbart hat, braucht sie kein schlechtes Gewissen zu haben, weiter nach dem Traummann Ausschau zu halten. Und wenn sie den gefunden hat, kann sie sich viel leichter aus der Freundschaft mit Ihnen zurückziehen. Denn eine „feste Beziehung“ hatten sie ja gar nicht miteinander.

3. Die offene Beziehung
als Lebensstil?

Natürlich ist auch noch eine dritte Möglichkeit denkbar. In den Augen Ihrer Freundin ist die „offene Beziehung“ das ideale Lebenskonzept, das sie aktiv leben möchte: mit Ihnen als dem Hauptpartner und anderen wechselnden Sexkontakten zu anderen Männern (oder vielleicht auch Frauen).

Möglicherweise lebt sie dieses Konzept bereits und hat auch in den zwei Monaten Ihrer bisherigen Freundschaft nicht auf andere Männer verzichtet: eine Verpflichtung, das nicht zu tun, ist sie bislang Ihnen gegenüber nicht eingegangen.

Wenn dem der Fall sein sollte, ist vor allem die Frage, wie es Ihnen mit einer solchen Partnerin geht. Das Risiko, dass Ihre Freundin dabei doch irgendwann einen Mann kennenlernt, den sie dann statt Ihnen zum Hauptpartner macht, ist nicht von der Hand zu weisen und kommt im Rahmen „offener Beziehungen“ gar nicht so selten vor.

Andererseits werden Sie aus Ihrer Freundin nicht einfach von heute auf morgen einen anderen Menschen machen können. Da bleibt Ihnen letztlich nichts anderes übrig, als Ihre Freundin so zu lieben, wie sie ist, und alle gemeinsam verbrachte Zeit rundum zu genießen- oder festzustellen, dass Sie beide letztlich doch nicht so gut zueinander passen.

Die Zukunft bringt Klarheit

Welche der drei Möglichkeiten nun tatsächlich der Grund für den Wunsch Ihrer Freundin nach einer „offenen Beziehung“ ist, wird sich sicherlich in den nächsten Monaten herausstellen. Sprechen Sie Ihre Freundin in ein bis zwei Monaten darauf an, wie ihr das mit der „offenen Beziehung“ jetzt so geht. Wahrscheinlich wird es da schon sehr viel klarer sein, was sie mit der „offenen Beziehung“ gemeint hat.

Und Ihrerseits werden Sie sich vermutlich auch klarer sein, ob Sie mit Ihrer Freundin so weiter zusammenbleiben möchten oder vielleicht auch nicht.

Mit allen guten Wünschen für Sie beide

© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Wenn Ihnen beiden es schwierig erscheint, sich über dieses wichtige Thema miteinander auszutauschen, könnte eine Online-Paarberatung sinnvoll sein.

 

 

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Beziehungsprobleme

Kein Sex mehr in der Ehe- Was tun?

Kein Sex mehr-
und das, obwohl sonst alles stimmt

Kein Sex mehr!

Ich bin Anfang dreißig, glücklich verheiratet und habe zwei Kinder. Im Prinzip ist alles in Ordnung, mein Mann und ich sind beide berufstätig und ziemlich erfolgreich. Wir lieben uns und sind gerade dabei ein Haus zu bauen. Im Prinzip sind wir sehr glücklich.

Nur habe ich im Bett schon seit fast 2 Jahren irgendwie überhaupt keine Lust mehr auf Sex. Abends bin ich einfach viel zu müde, und auch am Wochenende und in den Ferien kommt keine rechte Lust auf.

Mein Mann überredet mich zwar hin und wieder dazu, mit ihm zu schlafen- und das mache ich auch, weil er mir ja irgendwie leid tut. Aber richtig Spaß macht mir das nicht. In letzter Zeit klagt er häufiger, dass es beim Sex einfach nicht mehr so ist wie früher. Das stimmt, irgendwie mag ich nicht mal mehr, das wir miteinander kuscheln. Von mir aus bräuchte ich eigentlich überhaupt keine körperlichen Berührungen mehr, nicht von ihm und erst recht nicht von irgend einem anderen Mann.

Etwas Angst habe ich, dass ich ihn irgendwann dazu treibe, sich eine andere Frau zu suchen. Dabei haben wir es geschafft, so viel gemeinsam aufzubauen. Und das wäre dann alles verloren.

Martina K. (Name geändert)

Kein Sex mehr- Die Entdeckung des Unglücklich-Seins

Hallo Martina,

Sie schreiben, dass Sie seit fast 2 Jahren keine Lust mehr auf Sex haben- und trotzdem sind Sie in Ihrer Ehe beide „im Prinzip sehr glücklich“. Das paßt für eine Frau Anfang dreißig nicht recht zusammen.

Und so richtig glücklich können Sie sich auch deswegen nicht fühlen, weil Sie selbst schreiben, davor Angst zu haben, Ihren Mann an eine andere Frau zu verlieren und mit ihm zusammen all das, was Sie gemeinsam aufgebaut haben. Das hört sich doch eher nach Ausweglosigkeit und Sackgasse an.

Der erste Schritt, um aus dieser Lage herauszukommen, könnte heißen, dass Sie sich eingestehen, dass Sie unglücklich sind. Denn nur, wenn Sie sich zugeben, dass Sie unglücklich sind, werden Sie die nötige Kraft mobilisieren können, an Ihrer Lage etwas zu ändern.

Kein Sex mehr- Abklärung
durch Arzt oder Therapeuten erforderlich

Es kann sehr viel Gründe dafür geben, dass Sie keine Lust mehr auf Sex haben.

Denkbar ist, dass Sie schlicht und ergreifend zu viel arbeiten und zu wenig schlafen: Dann hätten Sie an sich und Ihren Körper Raubbau betrieben- und die fehlende sexuelle Lust ist eine natürliche Folge der Überbeanspuchung, die sich wieder geben wird, wenn wieder zu einem besseren Ausgleich zwischen Arbeit und Erholung finden.

Es kann aber auch sein, dass Sie an einer depressiven Erkrankung leiden: Das aber können Sie nur herausfinden, wenn Sie einen Arzt oder Therapeuten aufsuchen.

In beiden Fällen ist es kein Fehler, sich Hilfe von außen zu holen. Die einzig schlechte Lösung ist, wenn Sie einfach weiter abwarten und hoffen, dass Ihre Lage von selbst besser wird.

Sinnvoll wäre es sicherlich auch, wenn Sie Ihren Mann bei der Lösungssuche beteiligen. Auch er hat ja bereits gemerkt, dass etwas nicht ganz in Ordnung ist.

Ein Paartherapeut könnte Ihnen beiden dabei helfen, genauer zu untersuchen, welche Ursache nun tatsächlich für Ihre sexuelle Unlust verantwortlich ist und wie Sie Ihr Leben wieder so ordnen können, dass alles nicht nur „im Prinzip“ völlig in Ordnung ist.

Gern stehe ich Ihnen für weitere Rückfragen zur Verfügung.

© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Weitere Infos finden Sie unter dem Tag Sexrhythmus.

 

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Beziehungsprobleme Probleme in der Partnerschaft

Schwiegermutter ist zu besitzergreifend

Wenn die Schwiegermutter alles besser weiß…

Eigentlich bin ich glüklich verheiratet und stolze Mutter einer inzwischen 3 Monate alten Tochter.
Mein einziges Problem sind meine Schwiegereltern. Mein Mann und ich wohnen in einer Einliegerwohnung bei Ihnen im Haus, und sind auch darüber eigentlich ganz froh, weil mein Mann noch nicht so viel verdient, dass wir uns locker eine eigene Wohnung leisten könnten.
Meine Schwiegermutter kümmert sich an und für sich sehr immer wieder sehr lieb um unser Baby, besonders, weil es ihr erstes Enkelkind ist. Allerdings ist sie sehr besitzergreifend.
Neulich hat sie mich sehr verletzt, als sie gesagt hat, ich bräuchte mir keine Illusionen zu machen, daß meine Kleine mich vermissen würde, wenn ich mal nicht da wäre. Dazu wäre sie einfach noch zu klein, und sie hätte auch bei der Oma alles, was sie braucht. Außerdem sei die Oma eben auch sehr viel erfahrener im Umgang mit Kindern- schließlich hääte sie schon drei großgezogen und ich wäre erst seit drei Monaten Mutter. Fast habe ich schon das Gefühl, als wollte sie mir mein Kind wegnehmen, um es vor mir zu schützen.
Mein Mann meint, ich solle das nicht persönlich nehmen und nimmt seine Mutter in Schutz. Ich solle einfach nicht so überempfindlich sein.
Ich fühle mich von ihm total allein gelassen und habe in unserer eigenen Wohnung nicht das Gefühl, zuhause zu sein, sondern nur auf permanentem Besuch bei den Schwiegereltern.

Steffi G. (Name geändert)

Für Ihre Schwiegermutter
hat die Welt sich verändert

Hallo Steffi,

mit der Geburt Ihrer Tochter hat sich für alle Menschen in Ihrer Umgebung viel verändert. Sie sind nun Mutter, ihr Mann Vater geworden. Sie beide sind nicht länger nur ein Paar, sondern gemeinsam mit Ihrer Tochter selbst eine eigene Familie geworden.

Auch für Ihre Schwiegermutter hat sich die Welt völlig verändert. Bis zur Geburt Ihres Kindes war es für Ihre Schwiegermutter noch möglich, Sie wie ein zusätzliches Kind oder als den Anhang Ihres Sohnes zu verstehen und Sie damit als Teil ihrer Großfamilie zu sehen, in der sie selbst unumstritten die Rolle der Mutter innehatte.

Jetzt ist aber sozusagen eine Familie in der Familie entstanden, zu der Ihre Schwiegermutter nicht dazugehört. Ihr Mann und Sie selbst sind jetzt nicht einfach wie bisher ihre Kinder, sondern selbst Eltern. Diese Veränderung fällt Ihrer Schwiegermutter offensichtlich nicht leicht: ihre eigene Rolle in der Familie ist nicht mehr die gleiche, sie gehört jetzt zur drittältesten Generation. Und sie muss auch ein Stück Macht abgeben über Ihren Sohn, der jetzt eben nicht mehr familiär an erster Stelle die Rolle ihres Kindes spielt, sondern die eines Vaters und Ehemanns.

Diese neuen Verhältnisse kann sie in der Realität nicht rückgängig machen. Aber es gibt in ihr, sicherlich unbewußt, den Versuch, die alte Stellung zu verteidigen: Deshalb scheint sie ihr Enkelkind als ihr eigenes zu betrachten und Sie als Mutter gar nicht wahrzunehmen.

Sie alle müssen sich jetzt an neue Rollen in der Familie gewöhnen

Die einzige tatsächliche Lösung für das Problem ist, Ihrer Schwiegermutter dabei zu helfen, in die neue Rolle als Oma hineinzuwachsen. Denn sie hat offenbar Schwierigkeiten, von der Mutter-Rolle zu Oma-Rolle zu wechseln.

Das liegt möglicherweise daran, dass sie selbst Vorstellungen über die Oma-Rolle hat, die ihr nicht gefallen. Vielleicht denkt sie, Omas wären alt, unattraktiv und schon halb aus dem Leben verabschiedet. Dabei kann Oma-Sein auch genau das Gegenteil sein: Freude darüber, dass das eigene Kind nun selbst ein Kind hat; Freude darüber, am Leben des Enkelkinds Anteil haben zu können, ohne selbst dafür die volle Verantwortung zu tragen; Freude über die größer gewordene Familie.

In diesem Zusammenhang stellt sich nun die Frage, wie sich eigentlich die anderen Familienmitglieder verhalten: Gibt es einen Schwiegervater? Was hält der davon, dass sich seine Frau jetzt so sehr auf das Enkelkind stürzt?
Und vor allem: Hat Ihr eigener Mann schon begriffen, dass er nun mit der Vaterrolle auch die Aufgabe hat, seine eigene kleine Familie vor Übergriffen von außen zu schützen und sogar auch vor den Übergriffen seiner eigenen Mutter?

Das sind alles bestimmt keine einfachen Fragen, aber sie stellen sich ganz automatisch, wenn mit der Geburt eines Kindes in einer Familie eine neue Generation hinzukommt.

Der erste Ansprechpartner ist Ihr Ehemann

Wenn Sie sich einfach nur an Ihrer Schwiegermutter reiben, werden Sie das Problem vermutlich nicht lösen können. Ihr Ehemann ist bei der Problemlösung Ihr wichtigster Partner. Ja klarer er seiner Mutter gegenüber deutlich machen kann, dass Sie die Mutter Ihres Kindes sind und dass für ein Kind Vater und Mutter die wichtigsten Personen im Leben sind und erst danach die Großeltern, desto besser.

Mögicherweise kann es Ihnen beiden gut tun, wenn Sie sich ein paar Stunden Beratung durch einen Paartherapeuten gönnen, der ihnen dabei hilft, Ihre eigene neue Position besser zu verstehen und leben zu können. Denn je selbstsicherer Sie beide gegenüber Ihrer Schwiegermutter auftreten und je genauer Sie beide wissen, welches Ihrer beide Grundsätze in der Kindererziehung sind, desto eher wird auch Ihre Schwiegermutter begreifen, wo die Grenzen ihrer eigenen neuen Rolle als Oma liegen.

Natürlich kann es Extremfälle geben, wo sich Schwiegermütter niemals an eine solche neue Rolle gewöhnen werden- da kann es dann hilfreich sein, auf räumliche Trennungzu setzen und nicht länger in unmittelbarer Nachbarschaft und schon gar nicht im gleichen Haus miteinander zu wohnen.

Aber dass es so weit kommt, ist noch längst nicht gesagt. Wenn drei Monate nach der Geburt eines Kindes alle Beteiligten noch nicht ganz in ihre neuen Rollen gefunden haben, ist das noch vollkommen normal.

Allerdings sollten Sie jetzt, auch wenn das mit einem kleinen Kind nicht immer leicht ist, vor allem darauf achten, dass Sie mit Ihrem Ehemann alle diese Fragen in Ruhe und in aller Ausführlichkeit besprechen. Denn er ist Ihr wichtigster Partner, das Problem mit Ihrer Schwiegermutter zu lsöen.

Wenn Sie weitere Fragen haben, freue ich mich, wenn Sie mit mir nochmals Kontakt aufnehmen.

Mit herzlichem Gruß

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

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Beziehungsprobleme Missbrauch

Hörigkeit- Wie komme ich von ihm los?

Hörigkeit: Ich liebe ihn,
und wenn er mich wie Dreck behandelt


Ich bin 43 und habe in meinen bisherigen Beziehungen niemals Lust beim Sex empfunden. Das kann daran liegen, dass ich als Kind mehrmals von einem Onkel missbraucht worden bin.
Jetzt habe ich einen Mann gefunden, in den ich mich total verliebt habe.
Dabei behandelt er mich wie Dreck. Er läßt mich warten, wenn wir uns treffen sollen, prahlt, wie tollen Sex er mit einer anderen Frau gehabt hat.
Er ist auch gewaltätig, schlägt mich, verlangt Geld von mir.
Und ausgerechnet er ist der erste Mann, bei dem ich Lust empfinde, richtig starke Gefühle…
Er weiß das und nützt mich gnadenlos aus. Alle paar Tage steht er völlig unerwartet vor der Tür und will sofort Sex oder Geld.
Wenn ich ihm sage, dass ich Schluss machen will, schlägt er mich brutal. Und ich knicke ein, und letztlich bin ich es, die ihn anbettelt bei mir zu bleiben.
Wie kann ich diesen Kreislauf der Hörigkeit nur durchbrechen?

Bettina G. (Name geändert)

Hörigkeit: Sie brauchen jetzt kompetente Hilfe

Hallo Bettina,

Sie sind ganz offensichtlich in einer sehr schweren Situation. Eigentlich wäre bereits der Missbrauch in Ihrer Kindheit voll und ganz ein Grund für eine Psychotherapie. Wenn Sie jetzt obendrein noch einen Partner lieben, der Sie so grausam misshandelt und in die Hörigkeit geführt hat, dann benötigen Sie erst recht kompetente psychologische Unterstützung.

Möglicherweise kann Ihnen als erste Anlaufstelle das Team von einem Frauenhaus helfen, indem Sie für einige Zeit von Zuhause ausziehen. Dann haben Sie etwas Ruhe vor diesem Mann und können ohne Störung durch ihn darüber nachdenken, was Sie eigentlich brauchen.

Ein ungutes Knäuel
von Gefühlen und Erfahrungen…

Wahrscheinlich haben Sie selbst schon gemerkt, dass die Missbrauchserfahrung in der Kindheit, Ihre Empfindungslosigkeit beim Sex in den bisherigen Beziehungen und Ihre Hörigkeit gegenüber diesem Mann offensichtlich eine Menge miteinander zu tun haben.

Die an sich schöne Erfahrung der Sexualität hat sich offenbar seit Ihrer Kindheit so sehr mit den Übergriffen und Verletzungen verbunden, dass auch die aktuellen Übergriffe und Verletzungen durch Ihren neuen Partner sexuelles Lusterleben wachrufen können. Auf den ersten Blick sieht es geradezu so aus, als würden Sie selbst alles dafür tun, dass Sie die Missbrauchserfahrung Ihrer Kindheit nochmals neu wiederholen.

…kann wohl am besten
in einer Therapie aufgelöst werden.

Dieses Knäuel an Gefühlen und Erfahrungen zu entwirren, wird sicherlich nicht einfach sein. Deshalb ist es gut, wenn Sie sich professionelle Hilfe holen und am besten schon bald eine Therapie beginnen. Voraussetzung ist natürlich, dass Sie als allererstes einen sicheren Ort finden, an dem Sie nicht wieder und wieder von Ihrem Freund in den Zustand der Hörigkeit zurückgeführt und aus Ihren Vorhaben für eine Veränderung der Lage herausgerissen werden können.

Ein wichtiges Ziel kann es für Sie sein, durch die Therapie herauszufinden, welche Bedürfnisse Sie selbst jetzt für sich haben. Ihre eigentlichen Bedürfnisse, die Sie als Kind gehabt haben und die damals mit Füßen getreten wurden, kennen Sie wahrscheinlich nicht mehr so richtig. Hier behutsam zurückzugehen und Ihr verlorenes Selbst Stück für Stück wiederzufinden, kann Ihnen sicherlich wieder neue Lebensperspektiven eröffnen.

Wenn Sie weitere Fragen haben, freue ich mich, wenn Sie sich nochmals an mich wenden.

Mit herzlichen Grüßen

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

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Beziehungsprobleme

Fremdgehen: Mögliche Anzeichen für Untreue?

Untreue: Woran erkenne ich,
dass mein Partner fremdgeht?
Untreue- die häufigsten Indizien

Eine Frage zum Thema Untreue: Ich bin mir nicht sicher, ob mein Partner mich mit einer anderen betrügt. Gibt es Anzeichen, woran ich das erkennen kann? Gibt es solche Anzeichen nur für Männer oder auch bei Frauen?

Silke T. (Name geändert)

Hallo Silke,

über die Frage, ob es sichere Anzeichen für eine Affäre des Partners oder der Partnerin gibt, haben sich schon viele Leute den Kopf zerbrochen. Und es gibt den Berufszweig der Privatdetektive, der hauptsächlich davon lebt, solche Nachweise zu finden.

Solche Anzeichen könnten sein:

  • Ihr Partner hat ein zweites Handy, das passwortgesichert ist und auf das Sie keinen Zugriff haben.

  • Ihr Partner/Ihre Partnerin will plötzlich deutlich weniger oder auch deutlich mehr Sex wünschen (in letzterem Fall als Überkompensation des schlechten Gewissens).

  • Auffällig sind neue Termine mit Freunden bzw. Freundinnen oder unerwartete Überstunden im Büro.

Diese Anzeichen gelten übrigens für Männer genauso wie für Frauen.

Aus psychologischer Sicht ist der Wunsch sehr gut verständlich, endlich die „ganze Wahrheit“ zu wissen. Das Problem ist nur: Durch solche Anzeichen erfahren Sie diese „ganze Wahrheit“ nicht.

Denn:
Alle diese Anzeichen können bedeuten, dass Ihr Partner eine Affäre hat, sie müssen es aber nicht.

Untreue- die Suche nach der „ganzen Wahrheit“

Selbst wenn Ihr Partner in flagranti beim Seitensprung überführt wurde, wissen Sie nicht, was diese Affäre eigentlich bedeutet.

  • Hat Ihr Partner eine neues Lebensglück gefunden und bereitet innerlich schon die Trennung von Ihnen vor?

  • War er einen Augenblick lang zu schwach, der Versuchung einer neuen Frau zu widerstehen?

  • Oder meint er, hin und wieder anderswo naschen zu können, ohne das dabei irgendetwas verwerflich ist, solange Sie es nicht erfahren?

Eines wissen Sie allerdings mit Sicherheit schon jetzt, und zwar noch bevor Ihre Suche nach den mögliche Anzeichen eines Seitensprung beginnt: In Ihrer Partnerschaft besteht ein massiver Vertrauensverlust.

Auch ohne Beweise
steckt Ihre Partnerschaft in einer Krise

Denn offensichtlich haben Sie, auch wenn klare Beweise noch nicht vorliegen, bereits jetzt das Gefühl, dass Sie Ihren Partner nicht mehr zu 100% trauen können.

Deshalb sollten Sie sich, möglicherweise auch unter Zuhilfenahme eines Therapeuten, folgende Fragen stellen:

Wenn ich nach Anzeichen für die Untreue meines Partners suche: Suche ich bereits einen Grund, mich von ihm zu trennen?

Wenn Sie selbst innerlich bereits mit der Beziehung abgeschlossen haben, ist es letztlich egal, ob Ihr Partner eine Neue hat oder nicht- dann sollten Sie sich überlegen, wann und wie Sie ihm am besten sagen, dass es zwischen Ihnen zu Ende ist.

Oder möchte ich daran arbeiten, die Beziehung zu erhalten, selbst wenn sich mein Verdacht bestätigen sollte?

Solange Sie aber Ihren Partner noch lieben und auf eine weitere, gute Zeit des Miteinander hoffen, gibt es für Sie mehr zu tun, als selber Detektiv zu spielen oder gar eine Detektei mit Nachforschungen zu beauftragen.

Therapeutische Lösungsansätze

Wenn Ihnen also an Ihrem Partner noch etwas liegt:
Dann wird es das Wichtigste sein, ihn zum Reden zu bringen und aus seinem Mund zu hören, was eigentlich passiert ist. Nur so erfahren Sie die „ganze Wahrheit“.

Das kann nur klappen, wenn er sich durch Ihren Gesprächswunsch nicht von vornherein an den Pranger gestellt fühlt (ob zu Recht oder zu Unrecht).

Wenn er spürt, dass Sie ihm ohne Vorwürfe erst einmal nur zuhören und ihn besser verstehen wollen, dann wird er sich Ihrem Gesprächswunsch kaum verschließen. Ein solches Gespräch kann sicherlich noch leichter gelingen, wenn Sie sich beide einen Therapeuten als Moderator gönnen, der Ihnen beiden dabei hilft.

Die erste und wichtigste Regel, die Sie beide miteinander vereinbaren sollten, wird sein: Was auch immer passiert, Sie werden einander so wichtige Ereignisse wie einen Seitensprung nicht verheimlichen, und Sie werden sich rechtzeitig und offen gegenseitig über Ihre Bedürfnisse austauschen.

Wenn Sie beide das Gefühl haben, sich auf dieser Basis wieder vertrauen zu können, gibt es verschiedene Möglichkeiten, weiterzuplanen: Das kann eine einvernehmliche Auszeit sein, aber auch der Versuch des Neubeginns, etwa dann, wenn sich herausstellen sollte, dass es gar keinen Seitensprung gegeben hat oder dass der Seitensprung Ihres Partners nur ein einmaliger Ausrutscher war, der ihm selber leid tut.

Das ist bestimmt kein einfacher Weg, und deswegen ist eine therapeutische Begleitung sicherlich sehr sinnvoll. Aber es ist zugleich ein Weg, der sich lohnen kann. Und eine Beziehung, die eine solche Krise erfolgreich durchlebt hat, ist sicherlich deutlich gefestigter als zuvor.

Mit herzlichem Gruß

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

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Beziehungsprobleme

Freundin war Prostituierte- wie komme ich damit zurecht?

Meine Freundin war Prostituierte…

Meine Freundin war Prostituierte …

Seit einem guten Jahr habe ich eine neue Freundin, mit der ich mich absolut super verstehe. Wir sind im Laufe der Monate immer näher aneinandergerückt, und planen jetzt sogar, gemeinsam eine Wohnung zu suchen.

Allerdings meinte meine Freundin, mir vorher noch etwas sagen zu müssen, damit ich ihr das später nicht zum Vorwurf machen könne. Und auch sie selbst wolle nicht die Angst haben, dass ich sie nicht mehr lieben kann, wenn ich irgendwann ihr Geheimnis erfahre. Und dann erzählte sie mir, dass sie fast zwei Jahre lang als Callgirl gearbeitet hatte, alle Dienstleistungen inklusive.

Das ist jetzt ein Vierteljahr her. Ich bin total aus allen Wolken gefallen, aber sie hat dann noch mehr erzählt, so dass ich ihre Geschichte schon nachvollziehen kann. Ursache war wohl ein Typ, den sie glaubte, irgendwie retten zu müssen und der sie sehr schlecht behandelt und total ausgenommen hat. Sogar bei ihren Freiern war es ihr besser ergangen als bei ihm. Wenn man die Hunderte an Freiern nicht mitzählt, bin ich sogar erst ihr dritter Freund.

Immerhin hatte sie nach den zwei Jahren tatsächlich die Kraft gehabt, sich von ihm loszumachen und sich auf ihr Studium zu konzentrieren. Und bis zum Beginn unserer Freundschaft hatte sie wohl volle zwei Jahre ganz ohne Männer.

Ich halte sie für total glaubwürdig, und ich mag sie richtig gern und will sie auf keinen Fall aufgeben. Ich bewundere auch, dass sie mir all das so offen erzählt hat. Und ich verstehe, dass sie mir das nicht schon vorher erzählen konnte- denn sie wollte ja kein Risiko eingehen, dass ich mich gleich schon zu Anfang wieder abwende.

Eigentlich steht also nichts entgegen, dass wir jetzt glücklich in die nächste Phase unserer Freundschaft vorangehen und zusammenziehen.

…und ich komme damit einfach nicht zurecht

Allerdings quält mich seit unserem Gespräch die Vorstellung, dass so viele Männer mit ihr Geschlechtsverkehr hatten. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich seitdem vor dem Sex mit ihr ekle.

Dabei finde ich es selber widerlich, dass ich Sie jetzt für Ihre Ehrlichkeit abstrafe. Ich wäre wirklich gern großzügig und tolerant, und ich kann mir zehnmal sagen, dass das alles ja schon Jahre her ist. Aber irgendwie ist alles nicht mehr wie vorher.

Gibt es irgendeinen Weg, dass ich meinen Ekel überwinde und wir doch wieder normal zusammen sein können?

Sebastian K. (Name geändert)

Ihre Freundin war Prostituierte
und jetzt ekeln Sie sich

Hallo Sebastian,

das war für Sie mit Sicherheit ein Schock, als Ihre Freundin Ihnen berichtete, zwei Jahre lang als Prostituierte gearbeitet zu haben. Statt der Freude, jetzt bald mit ihr zusammen zu ziehen, ist es jetzt der Ekel vor dem Sex, der die Beziehung zu ihr bestimmt.

Deshalb fragen Sie sich jetzt, ob und wie Sie Ihren Ekel überwinden und mit Ihrer Freundin ein normales Leben führen können.

Ekel ist ein tief verwurzeltes Gefühl

Ekel ist -ähnlich wie Scham oder Angst- ein sehr starkes Gefühl, das von der Evolution her tief in uns als ein Instinkt verankert ist: Moderne Forschung sieht den Ekel im limbischen System des Gehirns lokalisiert.

Während die Fähigkeit zum Ekel also genetisch vorgegeben ist, werden die Inhalte, über was man sich ekelt, sozial durch Erziehung vermittelt. So kennen etwa Kleinkinder noch keinen Ekel vor Exkrementen und haben auch keine Scheu, einen Wurm in den Mund zu nehmen. Erst die Erziehung durch die Eltern legt fest, was alles „igitt“ ist.

Das Gefühl von Ekel ist grundsätzlich gut und wichtig, weil es uns vor ganz konkreten Gefährdungen unserer Gesundheit schützen kann: so der Ekel vor Exkrementen, vor verdorbenen Essen, vor bestimmten Insekten -alles gefährliche potentielle Krankheitsüberträger-.

Insofern ist es sozusagen von der Natur aus so eingerichtet, dass man das Gefühl von Ekel nur sehr schwer loswerden kann.

Möglichkeiten, den Ekel zu überwinden

Dass Ekel sich nur schwer überwinden läßt, heißt aber nicht, dass es unmöglich wäre, den Ekel zu überwinden. Allerdings ist es sicherlich sinnvoll, wenn Sie dazu therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.

Zunächst einmal ist zu prüfen, wovor genau Sie sich eigentlich ekeln:

  • Ihre Freundin selbst und ihr Körper sind offenbar nicht der Grund für den Ekel. Denn körperlich hat sich Ihre Freundin durch ihre Erklärung nicht verändert.
  • Die Ursache des Ekels sind also ausschließlich Vorstellungen in Ihrem eigenen Denken.

Damit kommt nun die nächste Frage: Was sind diese ekelerregenden Bilder? Ihre Vorstellung von den Freiern? Die Vorstellung, wie Ihre Freundin mit anderen Männern Sex hat? Die Vorstellung, in der Scheide Ihrer Freundin könnte noch Sperma von anderen stecken?

Gedankenstopp

Aufgabe einer Therapie wäre es, solche Bilder wieder von Ihrem eigenen Sex mit Ihrer Freundin zu entkoppeln. Eine mögliche Technik könnte der „Gedankenstopp“ sein, bei der Ihr Therapeut Sie regelmäßig im Gespräch mit „Stopp!“ unterbricht, sobald Sie an die unerwünschten Bilder denken. Diese Unterbrechung kann dann zu einer inneren Stimme werden, die Ihnen hilft, solche Gedankenketten abzubrechen.

Möglicherweise werden Sie so das Problem der ekelerregenden Gedanken schon in wenigen Monaten überwinden können. Und je mehr konkrete schöne Erfahrungen Sie mir Ihrer Freundin in der neuen Wohnung haben, mit und ohne Sex, desto größer wird Ihr Schatz an anderen und angenehmeren Gedanken, die Sie beim Zusammensein mit Ihrer Freundin begleiten.

Mit Freundlichen Grüßen

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS:
Nachdem Ihre Freundin so offen zu Ihnen war, ist es bestimmt richtig, wenn Sie genauso ehrlich zu ihr sind. Wichtig ist, dass auch Ihre Freundin weiß, dass Sie nicht ihr etwas übel nehmen oder eine Abneigung gegen ihre Person haben. Möglicherweise ist es sinnvoll, dass Sie gemeinsam mit Ihrer Freundin zum Therapeuten gehen. So wird auch Sie verstehen, dass Sie nichts anderes wünschen, als in eine von Altlasten und Abwehrgefühlen freie gemeinsame Zukunft zu gehen..