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Sexuelle Probleme Zwangsstörung und Zwangsgedanken

Zwangsgedanken: die gefolterte Lehrerin

Zwangsgedanken
Schmerzen zufügen und Schmerzen leiden


Schon seit ich 12 Jahre alt bin, leide ich an bestimmten Zwangsgedanken, die mich überhaupt nicht mehr loslassen. Das wird so stark, dass ich mich manchmal auch tagsüber deswegen ins Bett lege und mich die Gedanken stundenlang nicht mehr loslassen. Deswegen vernachlässige ich meine Freunde und habe auch schon mehrfach in der Arbeit gefehlt.

Begonnen hat das in meiner Schulzeit. Da hatte ich eine Lehrerin, die ich eigentlich sehr gern mochte. Ich habe mir dann immer vorgestellt, dass sie irgendwo gefangen ist und sehr grausam gefoltert wird. Ich bin dann derjenige, der sie in ihrem Verließ findet. Um sie zu befreien, muss ich ihr nochmals riesige Schmerzen zufügen, zum Beispiel, dass schon alles brennt und ich ihr die Hand abschneiden muss, um sie aus dem Gefängnis zu herauszuholen.

Mittlerweile ist mir das immer wieder passiert mit diesen Vorstellungen, und es sind genau die Menschen, die mir besonders gut gefallen, bei denen ich mir vorstelle, wie sie wahnsinnige Schmerzen leiden. Manchmal bin ich es auch selber, dem all das angetan wird, und irgend jemand anders muss mir noch mehr Schmerzen zufügen, um mich zu retten.

Niemals im Leben würde ich mir wünschen, dass so etwas tatsächlich passiert. Ich weiß auch, dass das alles nur in meiner Fantasie geschieht. Aber trotzdem komme ich davon einfach nicht los.

Das Ganze ist mir so peinlich, dass ich darüber mit niemanden reden will.
Ich fühle mich total pervers, und frage mich, ob ich ein versteckter Sadist bin, vor dem die Welt geschützt werden müsste.

Gibt es irgendeine Möglichkeit, mich von diesen Gedanken zu heilen?

Lorenz T (Name geändert)

Zwangsgedanken-
als Belastung und Krankheit

Hallo Lorenz,
immer wieder nehmen Ihre Gedanken Sie gefangen: Sie stellen sich vor, wie Menschen, die Ihnen gefallen, Schmerzen erleiden, wie Sie selbst diesen Menschen Schmerzen zufügen, oder auch Sie selbst Schmerzen erleiden. Darunter leidet ihre normale Alltagstauglichkeit.

Zwangsgedanken-
Krank sind nicht die Inhalte,
sondern ihre Beharrlichkeit

Zwar gilt: Grundsätzlich ist es etwas vollkommen Normales, hin und wieder gewaltsame Tagtraumfantasien zu haben. Und in solchen Fantasien darf durchaus auch gefoltert und gemordet werden, ohne dass daraus abzuleiten wäre, dass ein Mensch ein krankhafter Sadist ist. Wahrscheinlich hat sogar jeder Mensch irgendwann einmal solche Fantasien.

Bei Ihnen liegt der Fall aber noch etwas anders. Nicht der konkrete Inhalt Ihrer Fantasien ist Anzeichen einer Krankheit. (Auch wenn es sich lohnen könnte, psychotherapeutisch zu untersuchen, warum es gerade diese Fantasien sind, die Sie heimsuchen.)

Was ein deutliches Anzeichen dafür ist, dass Sie an einer psychischen Störung leiden, ist die ständige Wiederholung dieser Tagträume, die lange Andauer und die Störung Ihrer normalen Alltagstauglichkeit durch diese Tagträume.

Zwangsgedanken-
Möglichkeiten der Therapie

Von daher ist es wichtig, dass Sie sich ärztliche und therapeutische Hilfe besorgen. Als allererstes muss abgeklärt werden, ob möglicherweise eine körperliche Erkrankung zu den Zwangsgedanken führt (z.B. neurologische Erkrankungen).

Wenn eine solche körperliche Ursache ausgeschlossen ist, sollte der behandelnde Therapeut (in Zusammenarbeit mit dem Arzt) darüber entscheiden, welche Therapieform für Sie am geeignetsten ist.

Das könnte z.B. die kognitive Umstrukturierung sein. Hier geht es darum, die Gedanken, die Ihre Lebensqualität beeinträchtigen, genau zu identifizieren und neue Verhaltens- und Denksttruktuen zu erarbeiten, welche dann die Zwangsgedanken nach und nach ersetzen.

Begleitend zu einer Psychotherapie kann es auch hilfreich sein, wenn Sie ergänzend Medikamente einnehmen, die Ihnen helfen, aus diesem eingeschliffenen Gedankenkreislauf wieder herauszukommen.

Zwangsgedanken, die lange eingeübt sind, verschwinden nicht von einem Tag auf den nächsten. Allerdings kann eine Therapie schon nach einigen Wochen bzw. Monaten eine wesentliche Erleichterung verschaffen und schließlich die Zwangsgedanken ganz und gar zu besiegen helfen.

Ihnen eine gute Besserung und alles Gute!
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Weitere Infos:
Sexuelle Zwangsgedanken- wie wird man sie los?

Sexuelle Zwangsgedanken loswerden
Zwangsgedanken
Die gefolterte Lehrerin
Exfreund-Fantasien
verfolgen mich
Homosexuelle Zwangsgedanken- wie werde ich sie los?
Eifersucht-die ständige Angst, ihn zu verlieren
Zu schüchtern für eine Beziehung?
HOCD- Homosexuelle Zwangsgedanken


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BDSM und Fetisch Onanie und Masturbation Sexuelle Probleme

Fetischismus- Selbstbefriedigung im Abendkleid

Fetischismus:
Heterosexuell im Frauengewand

Ist Fetischismus eine Krankheit? Ich bin Anfang vierzig, seit 8 Jahren verheiratet und 100% heterosexuell. Trotzdem habe ich seit Jahren einen etwas peinlichen Fetisch, von dem ich einfach nicht loskomme.

Begonnen hat das bei meiner Freundin davor, mit der ich sogar ein Jahr lang zusammengewohnt habe. Im Prinzip hatten wir ganz gut zusammengepasst- nur dass sie viel seltener Lust auf Sex hatte als ich und dass sie sich grundsätzlich weigerte, irgendwelche Röcke oder Kleider zu tragen. Auch wenn wir zu irgendwelchen offiziellen Anlässen gegangen sind, hatte sie immer nur Hosenanzug getragen.

Ich bin da jedes Mal unglaublich eifersüchtig gewesen auf die anderen Männer, die ihre Frauen in großer Robe ausführen durften. Ich kann mir einfach nichts Schöneres und Erregenderes vorstellen, als mit einer wirklich toll hergerichteten Frau nach einem solchen Abend Sex zu haben.

In meiner Verzweiflung habe ich mir dann übers Internet ein richtig schönes Abendkleid besorgt, sozusagen als Kompensation dafür, dass ich meine Freundin niemals in einem solchen Outfit sehen würde. Ich weiß noch genau, wie ich das Paket ausgepackt und mir das Kleid angezogen habe- das war ein unglaubliches Gefühl, und es dauerte keine fünf Minuten, bis ich mich selbst befriedigt hatte.

Mittlerweile sind da noch drei weitere Kleider hinzugekommen, die ich bei mir im Büro in einem verschließbaren Aktenschrank versteckt habe.

Obwohl ich jetzt ja schon lange von meiner ersten Freundin getrennt bin und meine Traumfrau gefunden habe, die übrigens keine Schwierigkeiten hat, sich für mich schön zu machen, ist mein Fetisch an mir hängengeblieben. Von Zeit zu Zeit muss ich einfach eines der Kleider überziehen und dann onanieren- weil sich das einfach unglaublich toll anfühlt.

Was mir danach allerdings bleibt, ist ein sehr schales Gefühl: ich fühle mich irgendwie krank und pervers, und außerdem habe ich das Gefühl, als hätte ich meine Frau betrogen. Ich brauche dann mehrere Tage, um dieses Gefühl wieder loszuwerden.

Was kann ich da machen?

Rainer L. (Name geändert)

Fetischismus-
Das Problem sind die eigenen Bewertungen

Hallo Rainer,

dass Männer gern Frauenkleider tragen und sich dabei selbst befriedigen, ist ganz bestimmt kein ungewöhnlicher Fetisch. Aus therapeutischer Sicht ist nur dann etwas daran interessant, wenn Sie selbst oder andere Personen darunter leiden.

Nachdem Sie Ihren Fetisch nur für sich und ohne Anwesenheit Dritter ausleben, ist also Ihre eigene Sicht entscheidend, ob Ihr Fetisch eine psychische Störung darstellt, die Sie loswerden möchten oder nicht. Offenbar sind Sie sich da selbst nicht ganz sicher, da Sie ja einerseits einen hohen Lustgewinn aus Ihrem Fetisch ziehen, sich andererseits danach tagelang schlecht fühlen.

Dieser letztere Umstand spricht eher dafür, dass Ihr aktueller Umgang mit dem Fetisch nicht ganz optimal ist- denn tagelang solche negativen Gefühle mit sich herumzutragen, ist für Sie wahrscheinlich nicht angenehm.

Es handelt sich offenbar um negative Bewertungen Ihres Fetischismus, die Sie sich selbst zum Vorwurf machen: Sie seien krank und pervers und Sie würden Ihre Frau betrügen.

Fetischismus-
Umgangsmöglichkeiten

Rein von der Logik her gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Sie verzichten auf Ihren Fetisch und entsorgen die Kleider.
  • Sie tun das nicht und arbeiten statt dessen daran, Ihre negativen Bewertungen über Ihren Fetischismus abzulegen.

Wobei anzumerken bleibt, dass die erste Möglichkeit, also die Vernichtung der Kleider, so radikal sie zunächst erscheint, Ihr Problem möglicherweise trotzdem nicht löst. Es könnte ja sein, dass Sie auch nach dem Wegwerfen immer noch davon träumen, so schöne Kleider zu haben oder sich neue zu kaufen- und sich dann wegen dieses Traumes genauso krank und pervers fühlen.

Fetischismus-
Integration ins Leben

Möglichwerweise könnte das Gespräch mit einem Therapeuten Ihnen dabei helfen, wie Sie mit Ihrem Fetischismus so umgehen, dass Sie sich selbst damit wohl fühlen. Da das eine sehr individuelle Frage ist, kann ich hier nur ein paar mögliche Fragestellungen skizzieren, um die es in einem solchen Gespräch gehen könnte.

Dabei ist klar, dass Sie in einem solchen Gespräch natürlich immer selbst entscheiden, welche Fragen für Sie interessant sind und welche nicht.

Perversität

  • Was bedeutet Perversität eigentlich für Sie?
  • Kann es sein, dass Sie auch aus dem Gefühl, „pervers zu sein“, irgendwelche Lust schöpfen?
  • Gibt es bei Ihnen eine Diskrepanz zwischen dem Fetisch, Frauenkleider zu tragen, und Ihrer Selbstsicht als heterosexuellem Mann?

Beschämung

  • Ist das Gefühl, sich schämen zu müssen, für Sie nur unangenehm oder auch irgendwie angenehm?
  • Haben Sie diese Nachricht möglicherweise auch deswegen gepostet, weil Sie einen Lustgewinn darin finden, dass Ihr Fetisch in der Öffentlichkeit diskutiert wird?
  • Trägt die Heimlichkeit Ihres Fetisch zu Ihrem Vergnügen bei oder ist die Heimlichkeit Ihnen vor allem Ballast?

Ihre Frau

  • Was würde passieren, wenn Sie Ihrer Frau von Ihrem Fetisch erzählen würden?
  • Haben Sie Angst, dass Ihre Frau Sie demütigen würde?
  • Wie wäre es, wenn Sie Ihren Fetisch in das sexuelle Spiel mit Ihrer Frau integrieren können?

Wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Therapeuten an diesen Fragen arbeiten, kann es sein, dass Sie ein gutes Stück Selbstsicherheit in Bezug auf Ihre eigene Person gewinnen und Ihren Fetisch so in Ihr Leben integrieren können, dass Sie ihn als das genießen, das er im besten Falle sein kann: ein Spiel, an dem Sie selbst (und vielleicht auch Ihre Partnerin) Freude haben und das Ihrer Lebensqualität nicht schadet, sondern sie sogar noch vergrößert.

Mit freundlichen Grüßen
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Weitere Infos im Artikel BDSM Beratung.

Was ist Fetischismus? Dinge als Lustobjekte
BDSM Beratung
und Sexualtherapie
Mein Mann
trägt gerne Frauenkleider
Fetischismus: Im Bett ist er nur ein Schnürpaket
10 Fakten
zum Thema Fetischismus
Transvestitismus-Krankheit oder nicht?
Fetischismus: Selbstbefriedigung im Abendkleid
Unterwäsche-Diebstahl- warum machen Männer das?
Masken, Rollenspiele und Sex
Rauchen als Fetisch

 

 

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Sexuelle Probleme

In einen 30 Jahre älteren Mann verliebt

Ich bin 24 und habe mich in einen älteren Mann verliebt- mit fast 30 Jahren Altersunterschied. Kennengelernt habe ich ihn als Coach bei einem Verkaufsseminar, zu dem mich meine Firma in ein Tagungshotel geschickt hat.

Bei diesem Wochenende ist übrigens überhaupt nichts passiert: Nur dass Hannes -er hat mir gleich das Du angeboten- sich in der Cafeteria zu mir an den Tisch gesetzt hat und mir sehr nette Komplimente gemacht hat zu meinem professionellen Auftreten. Wir haben da im Gespräch festgestellt, dass wir gar nicht so weit voneinander wohnen, und er hat mir angeboten, dass wir uns auch in der nächsten Woche nochmal bei mir um die Ecke im Café treffen können: er würde sich meine Präsentation nochmal ausführlicher ansehen und könnte mir dann noch ein paar gute Tipps geben.

Da ich sein Seminar inhaltlich richtig gut fand und ihn selber auf Anhieb sehr sympathisch, habe ich seine Einladung gern angenommen. Er hatte sich dann auch tatsächlich sehr viel Mühe gemacht und die Präsentation, die ich ihm gegeben hatte, toll überarbeitet. Wir sind dann vom Café aus noch ein Stück durch den Stadtpark spaziert. Als wir auf einer Bank saßen, hat er plötzlich versucht, mich zu küssen. Ich war total perplex, bin zurückgewichen und habe so getan, als wär nichts passiert. Er hat dann meine Hand genommen und sie gestreichelt. Das habe ich zugelassen. Weiter war wieder nichts- außer dass wir uns schon wieder für die nächste Woche im Café verabredeten, gleiche Stunde, gleicher Ort.

Gefühlsmäßig war die Zeit danach ein ziemliches Chaos. Einerseits war ich immer noch geschockt, dass er sich so an mich rangemacht hat. Andererseits fand ich ihn auch irgendwie mutig, dass er das so einfach gewagt hatte. Außerdem hatte er mich dann ja auch gleich wieder in Ruhe gelassen. Und natürlich muss er gemerkt haben, dass ich mich eigentlich von der ersten Sekunde an total zu ihm hingezogen fühlte.

Ich habe ihm dann spontan eine message geschrieben, was er sich da eigentlich gedacht hat. Er hat dann ganz locker geantwortet und gemeint, das wäre halt ein Spaß gewesen, weil wir gerade so romantisch auf der Bank gesessen sind. Ich bräuchte bestimmt keine Angst vor ihm haben, und von ihm aus bliebe es bei unserem nächsten Treffen.

So geht das jetzt schon ein paar Wochen. Und dass, obwohl ich eigentlich mit meinem Freund zusammenwohne, mit dem ich mich gut verstehe (was Hannes übrigens weiss). Und obwohl Hannes mir seinerseits erzählt hat, dass er glücklich verheiratet ist und zwei Kinder hat.

Trotzdem treffen wir uns jetzt also jeden Donnerstag um 17 Uhr. Und es passiert auch weiter nichts besonderes. Hannes ist einfach nur nett zu mir, und große körperliche Annäherungen gibt es auch nicht. Wenn er überhaupt mit mir flirtet, dann nur ganz unterschwellig. Ich lasse es mir gefallen, dass er hin und wieder kurz berührt, dass er „meine Kleidung richtet“ und dass er mich zur Begrüßung und zum Abschied umarmt und mir einen Wangenkuss gibt. All das wirkt weniger erotisch, sondern eigentlich nur freundschaftlich und nett.

Manchmal träume ich, dass ich eigentlich gern genau so einen Vater gehabt hätte wie Hannes: clever, charmant und total unkonventionell. In seiner Gegenwart spüre ich so etwas wie Vertrauen und Geborgenheit. Er hört mir auch richtig gut zu, wenn ich ihm von Problemen aus der Arbeit oder mit meinem Freund erzähle. Außerdem verwöhnt er mich richtig, wenn er mich jedes Mal einlädt.

Ich kann einfach nicht Nein sagen, wenn es darum geht, dass wir uns ein nächstes Mal treffen. Ich bin ihm regelrecht verfallen. Dabei weiss ich, dass es nie etwas werden kann aus einer gemeinsamen Beziehung, nicht nur aus Altersgründen. Hannes würde meinetwegen mit Sicherheit niemals seine Frau und seine Kinder im Stich lassen.

Allmählich bekomme ich schon die Fantasie, dass ich die Initiative ergreifen sollte und mit ihm schlafen. Wahrscheinlich würde er da gar nichts dagegen haben, vielleicht ist das sogar genau sein Ziel. Und vielleicht wäre nach dem Sex dann auch alles vorbei und ich könnte wieder zurück in mein normales Leben und hätte nicht ständig nur ihn im Kopf.

Manchmal denke ich auch, dass er vielleicht plötzlich stirbt, da er ja schon so alt ist. Dann wäre ich mit einem Mal mein Problem los- und gleichzeitig wird mir ganz schlecht bei dem Gedanken, weil ich ihn ja eigentlich total gern mag.

Ich habe echt keine Ahnung, wie ich von ihm wegkommen soll und ob ich das überhaupt will. Und Hannes geht das wahrscheinlich genauso, so dass von ihm auch keine Lösung kommt.

Carina L. (Name geändert)

In einen älteren Mann verliebt-
Gefühlsverwirrung auf beiden Seiten?

Hallo Carina,

das ist eine komplizierte Geschichte, auf die Sie sich da eingelassen haben. Sie haben sich in einen älteren Mann verliebt. Irgendetwas knistert zwischen Ihnen und Hannes. Irgendwie wünschen Sie sich seine Nähe und Zuneigung. Und gleichzeitig wollen Sie von ihm wegkommen zurück zu Ihrem früheren Leben, in dem Ihr Freund der einzige Mann gewesen ist.

Sie schreiben, dass Sie letztlich gar nicht mehr wissen, was Sie wollen. Und das es Hannes wahrscheinlich genauso geht.

Ihre Geschichte und Ihre Gefühle kann ich sehr gut nachvollziehen, nur in einem Punkt teile ich Ihre Einschätzung nicht. Ich glaube nicht, dass Hannes nicht weiss, was er will.

In älteren Mann verliebt-
Eine handfeste Verführung

So wie Sie es berichten, ist Hannes recht zielstrebig auf Sie zugegangen: schon bei Ihrer ersten Begegnung in der Cafeteria im Tagungshotel. Und von ihm ist dann die Initiative zu allen weiteren Treffen ausgegangen.

Er ist es, der versucht hat, Sie auf der Parkbank zu küssen. Er ist es, der Ihre Hand genommen hat, und er ist es, der bei jedem Treffen die körperliche Berührung mit Ihnen sucht. All das gefällt ihm offensichtlich gut- denn sonst würde er sich ja nicht jede Woche weiterhin mit Ihnen treffen.

Und mit großer Wahrscheinlichkeit genießt er sogar Ihre Unsicherheit, die ja möglicherweise gerade dabei ist, den Weg zum handfesten Sex zu ebnen- und zwar so, dass Sie glauben, die Initiative dazu würde von Ihnen ausgehen. Er kann sich dann einbilden, Sie wären es, die ihn verführt hätte- und ein wunderbar gutes Gewissen behalten.

Denn eine echte Paar-Beziehung zu Ihnen sucht er ganz bestimmt nicht. Dass hat er Ihnen ja schon deutlich zu verstehen gegeben. Er will sich von seiner Frau nicht trennen. Er verlangt auch nicht, dass Sie für ihn Ihren Freund verlassen. Er genießt es einzig und allein, mit Ihnen zu spielen.

In älteren Mann verliebt:
Was sind Ihre Bedürfnisse und was nicht?

Ein erster Schritt, um etwas mehr Klarheit zu gewinnen, könnte es sein, dass Sie sich überlegen, welche Bedürfnisse Sie haben und welche nicht.
Aus dem, was Sie schreiben, ergeben sich die folgenden Auflistungen. Sie selbst könnten prüfen, was da ggf. noch dazu kommt:

1. Was sind Ihre Bedürfnisse?
Ihren eigenen Worten zufolge sehnen Sie sich nach

  • Vertrauen und Geborgenheit
  • bei einem Mann, am besten bei einem Vater, der „clever, charmant und total unkonventionell“ ist und der Sie verwöhnt.

2. Wonach sehnen Sie sich nicht?
Wonach Sie sich nicht sehnen, ist:

  • einen älteren Mann als Liebhaber neben ihrem Freund zu haben.
  • Sie sehnen sich auch nicht danach, in ihren Gefühlen von diesem Mann abhängig zu sein.
  • Und schon gar nicht sehnen Sie sich danach, mit diesem älteren Mann Sex zu haben.

Im Gegenteil: Sie haben die Fantasie, dass sein Tod Sie aus Ihrer Abhängigkeit befreit. Und Sie wären in Ihrer Fantasie sogar bereit, den Sex mit ihm auszuprobieren, bloß um von ihm wieder loszukommen.

In älteren Mann verliebt:
Ein nicht ganz ungefährliches Spiel

Auf den ersten Blick scheint Ihnen Hannes genau das zu bieten, wonach Sie sich sehnen: Vertrauen, Geborgenheit und Verwöhnung durch einem väterlichen Typ. Würde Ihnen Hannes all das tatsächlich schenken, wäre die Lage perfekt.

Allerdings haben Sie selbst bereits gemerkt, dass Hannes Ihnen all das nicht wirklich geben kann. Er spielt mit Ihnen- und solange Sie sich darüber klar sind, dass das ein Spiel ist und solange Sie es genießen, hier mitzuspielen, ist die Lage letztlich immer noch in Ordnung. In gewisser Weise dürfen Sie im Spiel bei Hannes die Prinzessin sein- und das ist eine Rolle, die durchaus einiges an Genuss mit sich bringt. Und das zu genießen, ist an und für sich nicht schlecht.

Allerdings handelt es sich um ein nicht ganz ungefährliches Spiel, das möglicherweise dazu führen kann, dass Sie zum Schluß sexuell ausgenutzt werden.

In älteren Mann verliebt:
Die anderen Baustellen

Wenn Sie mit Ihrer jetzigen Situation nicht ganz zufrieden sind, könnte es sich auf jeden Fall lohnen, nicht nur auf Ihr Spiel mit Hannes zu achten, sondern auch noch die anderen Baustellen in Ihrem Leben anzusehen. Sie schreiben darüber nur, dass Hannes Ihnen aufmerksam zuhört, wenn Sie ihm „von Problemen aus der Arbeit oder mit ihrem Freund erzählen“.

Könnte es sein, dass Sie die Beziehung zu Hannes brauchen, um überhaupt einen Menschen zu haben, mit dem Sie über diese Probleme reden können? Wenn das so sein sollte, stellt sich die Frage, ob Hannes dafür wirklich der Richtige ist. Denn welches Interesse sollte er haben, Ihnen bei der Lösung dieser Probleme zu helfen, wenn es genau diese Probleme sind, die Sie in seine Arme treiben?

Es wäre für Sie also möglicherweise lohnend, hier noch einen anderen/ eine andere Gesprächspartnerin zu finden, möglicherweise auch einen Therapeuten oder eine Therapeutin. Denn vielleicht sind es ja Probleme aus anderen Bereichen, die Sie belasten und die zunächst gar nichts mit Hannes zu tun haben.

In älteren Mann verliebt:
Klare Grenzen

Bleibt noch die Frage, wie Sie sich in der Beziehung mit Hannes davor schützen können, gegen Ihren Willen sexuell ausgenutzt zu werden. Die radikalste Lösung, an die Sie auch schon gedacht haben, heißt Schlussmachen.

Ansonsten könnten Sie ihm auch eindeutige Grenzen setzen und ihm alle Formen von körperlicher Annäherung wie Küsschen und „Kleiderrichten“ untersagen.Ein „väterlicher Freund“, wenn es ihn denn gibt, würde dafür Verständnis haben. Ein Verführer würde, wenn Sie hier wirklich streng bleiben, sehr rasch an Ihnen kein weiteres Interesse mehr haben und Sie einfach fallen lassen.

Zu verlieren haben Sie durch eine solche Grenzziehung wenig. Eine echte Freundschaft hält das aus. Das einzige, was Sie verlieren können, ist eine Illusion. Und die Gefahr, von einem älteren Mann sexuell ausgenutzt zu werden.

Mit allen gute Wünschen
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery


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Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie Sexuelle Probleme

Sex im Alter- ein gutes Stück Lebensqualität

Sex im Alter-
die Fähigkeit zum Orgasmus endet nicht

Sex im Alter: Viele Menschen hegen immer noch das Vorurteil, dass die menschliche Sexualität spätestens mit dem Renteneintritt endet. Das ist grundfalsch, genauso wie der Glaube, der Mensch würde -nur wegen seines Alters und ohne irgendwelche Krankheit- zu einem bestimmten Zeitpunkt seines Lebens seinen Geschmackssinn oder seine Kopfrechenkenntnisse verlieren.

Manche Menschen, darunter besonders viele Frauen, haben in ihrem bisherigen Leben nur wenig wirklich befriedigende Erfahrungen mit Partner-Sex gemacht und sind daher sogar ein Stück weit froh, dieses Thema hinter sich zu lassen. Das ist schade, da Untersuchungen gezeigt haben, dass es auch mit über 70 noch möglich ist, die Freude an der Onanie zu entdecken.

Zahlreiche Studien haben sich mit dem Thema Sex im Alter beschäftigt, zuletzt etwa an der Uni Rostock 2014. Durch die wissenschaftlichen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden: Die Orgasmusfähigkeit geht auch bei Menschen weit über 80 nicht verloren. Sex ist also keine Frage des Alters!

Veränderungen beim Sex im Laufe des Lebens

Bei Frauen steigt das sexuelle Interesse im Durchschnitt bis zum 35. Lebensjahr an und bleibt dann lange stabil. Auch zwischen 60 und 80 haben ein Drittel der Frauen regelmäßig Sex mit ihrem Partner, noch mehr Frauen würden gern Sex haben, wenn sie einen geeigneten Partner hätten. Bei den alleinstehenden Frauen über 60 ist das Interesse an sexueller Selbstbefriedigung besonders hoch. Insgesamt ist zu beobachten, dass sich Menschen mit zunehmenden Alter sogar zufriedener mit ihrer Sexualität äußern.

Bei Männern sind diese Prozentsätze sogar noch höher. Dabei ist zu beobachten, dass das Bildungsniveau offensichtlich etwas mit der Qualität des Sex im Alter zu tun hat. Tendenziell haben Personen mit Abitur eine größere Chance, lange sexuell aktiv zu sein als Menschen mit niedrigeren Schulabschlüssen. Offensichtlich sind Vorurteile gegen Sex im Alter in der Bildungsschicht weniger verbreitet.

Im Alter verlagert sich die Form des sexuellen Miteinander hin zu den „weicheren“ Formen des Sex: Streicheln, Schmusen, Kuscheln wird beim Sex besonders wichtig. Der Vorgang der sexuellen Erregung dauert bei Männern und Frauen zunehmend länger, deshalb gewinnt das zärtliche Vorspiel immer mehr an Bedeutung: Der Mann braucht Zeit für eine ausreichende Erektion, die Frau, um genug Feuchtigkeit in der Scheide zu bilden. Diese zeitliche Verzögerung und längere Gesamtdauer des sexuellen Miteinander wird von den befragten Personen als angenehm empfunden.

Sex im Alter-
Körperliche und mentale Hindernisse

Natürlich gibt es im Alter auch krankheitsbedingte Probleme, die die Freude am Sex beeinträchtigen können, wie z.B. chronische Schmerzen, die Nebenwirkungen von Medikamenten, die Folgen von Operationen. In diesen Fällen ist es wichtig, das Problem ganz offen mit dem Arzt zu besprechen. Medizinische Lösungen kann es nur da geben, wo der Arzt um das Problem weiß. Falsche Scham vor dem Thema Sex ist im ärztlichen Gespräch immer unangebracht.

Haupthindernis für guten Sex im Alter sind allerdings nicht körperliche Gebrechen, sondern die eigene Haltung. Wer glaubt, er sei „zu alt für Sex“, der hat auch keinen. Auch der (Irr-)Glaube, der Partner würde einen nicht länger attraktiv genug finden, kann eine solche Haltung bestärken. Was besonders schade ist, wenn sich der Partner eigentlich nichts sehnlicher wünscht, als dass es mit dem Sex weitergeht…

Wenn also psychische Ängste und Hemmungen so stark werden, dass der Sex nicht mehr möglich scheint, kann der Gang zum Therapeuten eine große Erleichterung und Hilfe sein. Denn die sexuellen Möglichkeiten im Alter, sei es mit dem Partner, sei es durch Masturbation, sind einfach zu schön, als dass ein Mensch darauf verzichten sollte.

Vorteile des Sex im Alter

Sex im Alter ein sehr wichtiges Element, um sich die Lebensqualität zu erhalten und vielleicht sogar zu steigern. Es gibt sogar Vorteile gegenüber den früheren Jahren:

  • Verhütung ist kein Problem mehr. Nach der Menopause stört auch die Menstruation nicht mehr.
  • Oft ist bei beiden Partnern die Orgasmusfähigkeit besser, da äußere Stressfaktoren (Verantwortung in Beruf und Familie) nicht mehr so stark sind.
  • Männer haben seltener einen vorzeitigen Samenerguß: der Sex dauert für beide länger und ist befriedigender.
  • Der Wunsch und das Erlebnis der körperlichen Nähe werden intensiver empfunden.
  • Das spielerische Element beim Sex wird wichtiger, da oft nicht mehr der Orgasmus als unbedingtes Ziel der gemeinsamen Sexualität gesehen wird.

„Technische Hinweise“

Bei Frauen kann es mit zunehmendem Alter sein, dass nicht ausreichend Scheidenflüssigkeit produziert wird, um als Gleitflüssigkeit beim Koitus zu dienen. Folge können Risse in der Scheidenwand sein, welche ihrerseits zu Infektionen und Schmerzen führen können.

Die reichliche und rechtzeitige Anwendung von entsprechenden Gels oder auch von Tabletten, welche die Produktion der Scheidenflüssigkeit anregen, kann ohne große Probleme Abhilfe schaffen. Das einzige Hindernis für guten Sex liegt im Kopf, wenn sich die Partner aus falscher Scham nicht um die geeignete Lösung kümmern und z.B. sich nicht durch Arzt oder Apotheker beraten lassen.

Das gleiche gilt auch für ein anderes „technisches Problem“ beim Geschlechtsverkehr, nämlich das ungewollte Austreten von Urin, und zwar bei Mann und Frau. Wenn diese Inkontinenz als störend empfunden wird, gibt es in der Regel verlässliche und einfache Therapiemöglichkeiten. Sprechen Sie einfach mit Ihrem Arzt über das Thema.

Offene Kommunikation ist wichtig

Wie immer beim Thema Sex- es ist wichtig, miteinander zu reden. Niemand kann die Bedürfnisse des anderen erraten. Auch und gerade im Alter ist es wichtig, wenn sich die Partner gegenseitig sagen, was sie sich voneinander in puncto Sex wünschen.

Und nicht zuletzt: Es ist auch gesellschaftlich wichtig, offen über Sex im Alter zu sprechen. Damit endlich das Vorurteil aus den Köpfen verschwindet, wonach ein Mensch mit dem Eintritt ins Rentenalter die Möglichkeit zu einem erfüllten Sexualleben verliert.

© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

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Beziehungsprobleme Probleme in der Partnerschaft Sexuelle Probleme

Asexuell?- Ich habe keine Lust auf Sex.

Asexuell-
Ist Einsamkeit da vorprogrammiert?

Bin ich asexuell?
Bisher dachte ich immer, dass ich als Frau keine Probleme mit meiner sexuellen Orientierung habe, denn lesbisch bin ich ganz bestimmt nicht.

Was mir in meiner letzten Beziehung zu einem Mann allerdings klar geworden ist: Bei einem Mann empfinde ich auch nichts. Wir hatten zwar Sex, aber ich habe einfach gar nichts gespürt, als er bei mir eindrang. Es tat nicht besonders weh (entjungfert war ich schon vorher), hat mich also nicht groß gestört. Ein Genuß war das für mich nicht. Von mir aus hätte es gereicht, wir wären einfach nur ins Restaurant und dann ins Kino gegangen. Im Grunde war mir bereits unsere erste Umarmung zu viel. Zärtlichkeiten brauche ich offensichtlich nicht, und zwar von einem Mann genauso wenig wie von einer Frau.

Dabei mag ich ihn durchaus, und von mir aus könnten wir gern befreundet bleiben. Denn immer nur allein sein, muss ja auch nicht sein. Nur auf Sex und Körperlichkeit- da könnte ich gern drauf verzichten.

Überigens kenne ich durchaus sexuelle Erregung: Seit meiner Kindheit befriedige ich mich selbst, mit Genuß, aber ohne die Vorstellung eines anderen Menschen. Da bin ich einfach nur bei mir und meinem Körper.

In einem Forum habe ich gelesen, dass bis zu 10% aller Menschen genetisch asexuell sind und dass das genauso eine sexuelle Orientierung ist wie hetero oder homo. Offenbar gehöre ich genau in diese Kategorie: Ich bin asexuell.

Aber muss das bedeuten, dass jemand asexuelles total einsam bleibt und nie in einer Beziehung lebt?

Anita B. (Name geändert)

Asexuell?-
Darüber ist noch keine Aussage möglich

Hallo Anita,

Sie haben einen Mann kennengelernt, der Ihnen grundsätzlich gefällt- und beim ersten Mal Sex haben Sie keinen Genuss verspürt.

Ich weiss nicht, ob der Gedanke für Sie tröstlich ist: Aber mir erscheint Ihre Geschichte bis dahin noch nicht besonders beunruhigend. Bis jetzt wissen Sie nur, dass es Ihnen mit diesem Mann beim ersten Mal (und vielleicht auch schon mit anderen Männern zuvor?) nicht gelungen ist, sexuelle Lust zu empfinden. Das ist so weit nicht ungewöhnlich.

Es gibt viele Frauen (und Männer), denen es nicht leicht fällt, mit einem neuen Partner sexuelles Vergnügen zu empfinden. Das kann möglicherweise auch daran liegen, dass Sie zu schnell in Ihrer Beziehung mit dem sexuellen „Vollprogramm“ begonnen haben. Sie schreiben ja, dass Ihr eigener Sinn mehr nach gemeinsamen Essengehen und Kino steht. Dann wäre es vermutlich passender gewesen, Sie hätten genau das (und nicht mehr!) mit Ihrem neuen Freund gemacht.

Ob Sie in die Kategorie asexueller Menschen gehören, darüber ist nach diesem Erlebnis noch gar nichts ausgesagt.

Der langsame Aufbau einer Beziehung
im Einklang mit Ihren Bedürfnissen

Aber auch so ist die Geschichte mit Ihrem neuen Freund noch nicht am Ende. Es lohnt sich, wenn Sie weiter am Ball bleiben- mit diesem Mann oder, falls das nicht geht, mit dem nächsten. Dabei ist es wichtig, dass Sie noch genauer auf Ihre eigenen Bedürfnisse achten und nicht zu schnell wieder beim Sex landen. Sonst laufen Sie Gefahr, sich ein Frustrationserlebnis nach dem nächsten zu holen.

Ihr wichtigstes Ziel könnte es sein, dass Sie sich trauen, Ihre Bedürfnisse klar zu formulieren. Und wenn Sie sich jetzt noch einmal mit Ihrem Freund unterhalten, stellen Sie vielleicht sogar fest, dass auch er von Ihrem gemeinsamen Sex zu diesem Zeitpunkt überfordert war. Dann könnten Sie jetzt erst einmal ein Stück zurückrudern zu einem Niveau, wo es wieder mehr ums Kennenlernen und um gemeinsame Freizeit geht als um Sex.

Dann wird sich allmählich zeigen, ob und wie sich Ihre Freundschaft weiter entwickeln kann, mit Sex oder ohne.

Und wenn Sie tatsächlich asexuell sind?

Was asexuell bedeutet, ist bis heute wissenschaftlich nicht klar definiert. Wenn damit Interesselosigkeit an anderen Menschen und/oder die Unfähigkeit zu sexueller Erregung gemeint sein sollte, dann sind Sie offensichtlich nach Ihrer eigenen Schilderung nicht asexuell.

Die einzige Definition von Asexualität, die möglicherweise auf Sie zutreffen könnte, wäre die Abneigung, mit einem anderen Menschen körperliche Nähe und sexuelle Handlungen auszuleben. In diesem Fall könnte es sich lohnen, wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Freund einen Paartherapeuten aufsuchen, um auszuloten, wie auch unter dieser Vorgabe eine weitgehend sexfreie Beziehung für Sie beide machbar ist.

Eine genauere Untersuchung ist wichtig!

Ihre Abneigung gegen Körperkontakt und Sex kann allerdings viele Ursachen haben. Die genetisch vorgegebene Asexualität ist da nur eine Möglichkeit.

Verminderte Lust an Sex kann auch Symptom verschiedener ernster körperlicher und psychischer Erkrankungen sein. Deshalb ist es -auch unabhängig von der Frage, wie das nun mit Ihrem aktuellen freund weitergeht- wichtig, dass Sie sich kompetente ärztliche und therapeutische Hilfe holen, um diese Möglichkeit abzuklären und möglicherweise eine entsprechende Behandlung einzuleiten.

Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte nochmals an mich.
© M.Petery.
Mit herzlichem Gruß

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

 

 

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Impotenz und Frigidität Orgasmus und Orgasmusprobleme Sexuelle Probleme Weitere Artikel

Kein Orgasmus beim Koitus- Bin ich frigide?

Kein Orgasmus gemeinsam mit dem Partner

Mein Problem: Kein Orgasmus beim Koitus…

Seit drei Monaten habe ich einen neuen Freund, mit dem ich mich prima verstehe. Wir haben auch Sex miteinander, und das macht uns beiden grundsätzlich auch viel Spaß.

Das einzige, was mich ziemlich nervt: Ich bekomme bei ihm einfach keinen Orgasmus! Ich habe nicht einmal das Gefühl, kurz davor zu stehen.
Da geht es mir genauso wie bei meinem letzten Freund. Und ich hatte so gehöfft, bei ihm würde das jetzt klappen, weil wir ansonsten wirklich 100& zueinander passen.

Und er wünscht sich so sehr, dass ich komme, wenn er bei mir drin steckt… Er fragt mich auch, ob ich denn bald so weit bin- und ich weiss überhaupt nicht, was ich im sagen soll. „Ja, der Sex mit dir ist schön, aber ich kriege mit dir keinen Orgasmus“, klingt ja nicht besonders romantisch. Deshalb hab ich ihm dann auch schon mal einen Orgasmus vorgespielt, indem ich etwas rumgestöhnt habe. Das hat ihm dann total gefallen. Und ich habe mich noch blöder gefühlt.

Dabei weiß ich: Allein habe ich überhaupt keine Schwierigkeit, mir einen Orgasmus zu besorgen. Ich brauche mich einfach nur aufs Bett zu legen und meine Schenkel aneinanderpressen- und es dauert keine 5 Minuten, bis ich komme.

Allmählich frage ich mich, ob ich irgendwie frigide bin, weil mit ihm gemeinsam einfach kein Orgasmus kommen will. Woran kann das bloß liegen? Gibt es irgendwelche Stellung, die wir noch ausprobieren können? Oder muss ich mich damit abfinden, niemals gemeinsam mit einem Mann einen Höhepunkt zu erleben?

Corinna B. (Name geändert)

Kein Orgasmus-
Hilfreiche Erkenntnisse der Sexualforschung

Hallo Corinna,
es ist wunderbar, dass Sie einen Freund gefunden haben, mit dem Sie sich so gut verstehen. Und gleichzeitig ist es schade, dass es jetzt auch mit ihm mit dem gemeinsamen Orgasmus beim Koitus nicht klappt,obwohl Sie das so sehr gehofft haben.

Die Ursache für Ihr Problem lässt sich wahrscheinlich recht einfach beantworten. Die Art, wie sie selbst einen Orgasmus bekommen (Schenkel zusammenpressen), deutet darauf hin, dass Sie, wie ca. 20% aller Frauen, Ihren Orgasmus nicht durch Stimulation der Klitoris erreichen, sondern ausschließlich über den G-Punkt, den Sie durch Kontraktion der Unterleibsmuskulatur stimulieren können.
© M.Petery.
Das ist eine Fähigkeit, die viele Frauen rein anatomisch gar nicht haben. Es ist also, wenn Sie so wollen, eine besondere sexuelle Begabung von Ihnen. Menschen sind eben verschieden!

Orgasmus auch ohne Koitus

Für Sie persönlich kann das heißen, dass der Koitus für Sie zwar eine schöne Form des Vorspiels darstellt (den Sie mit Ihrem Freund ja offenbar auch sehr genießen können), Sie aber nicht zu Ihrem eigenen Orgasmus führt. Bei Frauen, die ihren Orgasmus nicht durch Stimulation der Klitoris auslösen, ist es meist unmöglich, im Koitus mit einem Mann zum Orgasmus zu kommen.

Das heißt aber nicht, dass Sie Ihren Freund bei Ihrer Art, den Orgasmus zu bekommen, nicht einbeziehen können. Bei einigen Frauen beschleunigt z.B. die Reiterstellung die Stimulation des G-Punktes. Möglich ist auch, dass Sie Ihren Freund bitten, sein Glied von hinten her in Ihre Vagina einzuühren, und dass Sie dann in Seitenlage auf die gewohnte Weise durch Schenkelpressen zum Orgasmus kommen.

Die Alternative ist, dass Sie sich auch ohne Penetration von Ihrem Freund beim Erreichen des Orgasmus helfen lassen: etwa, indem er Sie kräftig in seinen Armen hält oder mit seinen Beinen beim Schenkelpressen unterstützt.

Hier gibt es unendlich viele Spielarten, die nur darauf warten, von Ihnen beiden entdeckt zu werden.

Voraussetzungen
für gemeinsame Entdeckungen

Damit Sie beide zu einem Sex finden, bei dem sowohl Ihr Freund wie auch Sie zu einem Orgasmus finden, gibt es ein paar Punkte zu beachten:

1. Kein Orgasmus- Schluss mit vorgetäuschten Orgasmen
Spielen Sie Ihrem Freund nichts vor: Denn das schadet Ihnen und Ihrer Beziehung. Ihr Freund glaubt, es wäre alles OK, und merkt nicht, dass Sie sexuell noch andere Bedürfnisse haben. Sie beide probieren nichts mehr aus, alles bleibt beim Alten. So betrügen Sie sich selbst sich um die Möglichkeit, einen echten Orgasmus zu bekommen.

2. Kein Orgasmus- Abschied vom Traum
des gemeinsamen, gleichzeitigen Orgasmus

Wer hat eigentlich gesagt, dass der gleichzeitige Orgasmus beider Partner das Non-Plus-Ultra ist? Der nacheinander erlebte Orgasmus hat den Vorteil, dass sich jeder Partner bei seinem eigenen Orgasmus ganz auf sich konzentrieren kann und obendrein auch noch den Orgasmus des Partners viel intensiver miterlebt. Wenn ein Paar das sexuelle Spiel als ein lustvolles Nacheinander gestaltet, kann das ein ganz entscheidender Gewinn sein! Da die Erregung des Mannes in der Regel nach dem Orgasmus schneller abflaut als bei der Frau, könnte hier die Devise sein: Ladies first!

3. Kein Orgasmus- Miteinander reden
Guter Sex erfordert also ein gewisses Mass an Planung. Nur wenn klar ist, was sich der jeweils andere Partner eigentlich vom Sex erwartet, können beide Partner mit ihren Bedürfnissen voll auf ihre Kosten kommen. Das größte Geheimnis für guten Sex sind also nicht irgendwelche Techniken, sondern die Fähigkeit, miteinander zu reden.
Das ist manchmal nicht ganz einfach, lohnt sich aber ganz unbedingt. Ein paar Überlegungen, wie Sie mir Ihrem Partner über Ihre sexuellen Bedürfnisse reden können, finden Sie in meinem Artikel: Bedürfnisse beim Sex- Wie rede ich darüber?

Ich wünsche Ihnen viel Entdeckerfreude beim gemeinsamen Gespräch und beim gemeinsamen Sex.

Bei weiteren Fragen stehe ich Ihnen beiden gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grü0en
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Weiblicher Orgasmus-
jede Frau ist anders
Noch nie Orgasmus erlebt-
und das als Frau mit 38
Kein Orgasmus beim Koitus- Bin ich frigide?
Unfähig
zum Orgasmus?

 

 

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Beziehungsprobleme Sexuelle Probleme

Sie wünscht sich eine offene Beziehung

Offene Beziehung und feste Partnerschaft-
geht das zugleich?

Seit zwei Monaten habe ich eine neue Freundin, mit der ich mich wirklich sehr gut verstehe. Wir haben viel Spaß miteinander, gehen auch viel unter Leute und auf Parties. Außerdem haben wir eine Menge sehr guten Sex.

Soweit also alles bestens. Nur hat sie mir in der letzten Woche erkärt, sie würde gern in einer „offenen Beziehung“ leben, und mich gefragt, was ich davon halte. Ich war ziemlich überrascht, weil ich selber kein Bedürfnis habe, neben ihr noch mit anderen Frauen etwas zu haben. Und die Vorstellung, sie mit anderen Männern teilen zu müssen, finde ich eigentlich nur eklig.

Andererseits möchte ich sie nicht verlieren, da ich sie wirklich sehr gern mag und wir richtig gut zueinander passen. Ist es besser, dass ich ihren Wunsch einfach akzeptiere? Passt das wirklich zusammen: eine feste Beziehung, in der beide Partner hin und wieder auch Sex mit anderen haben?

Christoph N. (Name geändert)

Ein unerwarteter Wunsch und mögliche Gründe

Hallo Christoph,

der Wunsch Ihrer Freundin, in einer „offenen Beziehung“ zu leben, hat Sie überrascht: Sie selbst erwarten sich von ihrer Freundschaft offenbar etwas anderes: eine Zweierbeziehung, in der andere Sexualkontakte ausgeschlossen sind. Damit liegen Sie beide mit ihren Interessen ziemlich weit auseinander.

Allerdings wissen Sie noch gar nicht, warum Ihre Freundin das Thema „offene Beziehung“ aufgebracht hat. Da sind sehr verschiedene Gründe denkbar:

1. Eine offene Beziehung
aus Angst vor zu enger Bindung?

Ihre Beziehung wird nach zwei Monaten „ernster“. Ihre Freundin spürt das auch und hat Angst, sich mit Ihnen auf eine exklusive Beziehug festzulegen, die ihr verbietet, Kontakte mit anderen Männern aufzunehmen. Möglicherweise ist sie sich auch noch nicht 100% sicher, in Ihnen den Richtigen gefunden zu haben.

Mit der „offenen Beziehung“ will sie sich -zumindest theoretisch- Rückzugsräume offen halten.

In diesem Fall geht es ihr gar nicht so sehr darum, jetzt konkret andere Männer neben Ihnen zu haben, sondern darum, in der enger werdenden Beziehung mit Ihnen nicht das Gefühl zu bekommen, etwas von ihrer eigenen Freiheit hergeben zu müssen.

Sollte das so sein, wäre es kontraproduktiv, ihr jetzt mit Besitzansprüchen zu kommen.

Die bessere Lösung wäre, schlicht und ergreifend abzuwarten, wie sich Ihre Beziehung weiterentwickelt. Und es kann sehr gut sein, dass sie in weiteren zwei Monaten selbst gar nicht mehr den Wunsch nach einer „offenen Beziehung“ hat.

Das wird um so besser gelingen, je mehr Verständnis Sie für Ihre Wünsche nach Freiräumen zeigen- übrigens nicht nur in Bezug auf andere Männer. Auf keinen Fall sollten Sie von ihr verlangen, eigene Hobbies oder Aktivitäten einzuschränken, die sie gern alleine und ohne Sie machen möchte (z.B. alte Freunde treffen, Shoppen, Fitnessstudio etc.).

Wenn sie merkt, dass eine feste Partnerschaft mit Ihnen eine Bereicherung ihres bisherigen Lebensstils ist und keine Einschränkung, dann wird das Thema „offene Beziehung“ möglicherweise von selbst wieder verschwinden. Denn spätestens dann ist der Punkt erreicht, an dem auch Ihre Freundin nicht möchte, dass Sie etwas mit anderen Frauen anfangen.

2. Die offene Beziehung
als Anfang vom Ende?

Der Ehrlichkeit halber sollten sie aber auch der Möglichkeit ins Auge sehen, dass Ihre Freundin mit dem Wunsch nach einer „offenen Beziehung“ bereits den Absprung plant.

Sie gefallen ihr zwar immer noch so gut, dass sie zumindest jetzt noch nicht auf Sie verzichten möchte. Gleichzeitig hält sie sich die Möglichkeit offen, Sie fallenzulassen, sobald ein Mann in ihrem Leben auftaucht, den sie für den „Richtigen“ hält.
© M.Petery.
Wenn sie eine „offene Beziehung“ mit Ihnen vereinbart hat, braucht sie kein schlechtes Gewissen zu haben, weiter nach dem Traummann Ausschau zu halten. Und wenn sie den gefunden hat, kann sie sich viel leichter aus der Freundschaft mit Ihnen zurückziehen. Denn eine „feste Beziehung“ hatten sie ja gar nicht miteinander.

3. Die offene Beziehung
als Lebensstil?

Natürlich ist auch noch eine dritte Möglichkeit denkbar. In den Augen Ihrer Freundin ist die „offene Beziehung“ das ideale Lebenskonzept, das sie aktiv leben möchte: mit Ihnen als dem Hauptpartner und anderen wechselnden Sexkontakten zu anderen Männern (oder vielleicht auch Frauen).

Möglicherweise lebt sie dieses Konzept bereits und hat auch in den zwei Monaten Ihrer bisherigen Freundschaft nicht auf andere Männer verzichtet: eine Verpflichtung, das nicht zu tun, ist sie bislang Ihnen gegenüber nicht eingegangen.

Wenn dem der Fall sein sollte, ist vor allem die Frage, wie es Ihnen mit einer solchen Partnerin geht. Das Risiko, dass Ihre Freundin dabei doch irgendwann einen Mann kennenlernt, den sie dann statt Ihnen zum Hauptpartner macht, ist nicht von der Hand zu weisen und kommt im Rahmen „offener Beziehungen“ gar nicht so selten vor.

Andererseits werden Sie aus Ihrer Freundin nicht einfach von heute auf morgen einen anderen Menschen machen können. Da bleibt Ihnen letztlich nichts anderes übrig, als Ihre Freundin so zu lieben, wie sie ist, und alle gemeinsam verbrachte Zeit rundum zu genießen- oder festzustellen, dass Sie beide letztlich doch nicht so gut zueinander passen.

Die Zukunft bringt Klarheit

Welche der drei Möglichkeiten nun tatsächlich der Grund für den Wunsch Ihrer Freundin nach einer „offenen Beziehung“ ist, wird sich sicherlich in den nächsten Monaten herausstellen. Sprechen Sie Ihre Freundin in ein bis zwei Monaten darauf an, wie ihr das mit der „offenen Beziehung“ jetzt so geht. Wahrscheinlich wird es da schon sehr viel klarer sein, was sie mit der „offenen Beziehung“ gemeint hat.

Und Ihrerseits werden Sie sich vermutlich auch klarer sein, ob Sie mit Ihrer Freundin so weiter zusammenbleiben möchten oder vielleicht auch nicht.

Mit allen guten Wünschen für Sie beide

© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Wenn Ihnen beiden es schwierig erscheint, sich über dieses wichtige Thema miteinander auszutauschen, könnte eine Online-Paarberatung sinnvoll sein.

 

 

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Sexuelle Probleme

Mein Vater hat bezahlten Sex im Altenheim

Eine peinliche Geschichte: Als ich das letzte Mal für meinen Vater (87) die Belege seiner Kontoauszüge geprüft habe, gab es da einige Hundert Euro Barauszahlungen, wie sie vorher noch nie vorgekommen waren. Als ich meinen Vater darauf angesprochen habe, wollte er nichts dazu sagen, meinte nur, das wäre schon in Ordnung so.

Ich habe mir dann eine der Pflegerinnen vorgenommen, und die rückte dann mit der Wahrheit heraus. Ja, hier im Altenheim werden Besuche von sogenannten „Sexualassistentinnen“ von der Heimleitung geduldet, d.h. von Prostituierten, die allein lebenden Männern wie meinem Vater Sex gegen Geld verkaufen.

Ich habe mich darüber sehr geärgert. Ich finde es schlimm, dass die Heimleitung es duldet, dass Männer wie mein Vater von Prostituierten im Altenheim ausgenommen werden. Was kann ich dagegen tun?

Silke K. (Name geändert)

Was Kinder über Eltern
lieber nicht wissen wollen

Hallo Silke,

für Sie als Tochter ist das eine Entdeckung, die Sie offenbar lieber nicht gemacht hätten. Diese Entdeckung ist sicher nicht einfach für Sie. Wie Sie selbst damit umgehen können, dazu folgen ein paar Anmerkungen weiter unten.

Zunächst aber direkt zu Ihrer Frage, was Sie gegen den bezahlten Sex Ihres Vaters tun können. Die Frage hat sowohl juristische wie auch psychotherapeutische Aspekte.

Sex im Altenheim- die juristische Seite

Bei der Klärung des juristischen Aspekts wird Ihnen am besten ein Rechtsanwalt helfen können. Die nachstehenden Ausführungen sind also nur als vorläufige Einschätzung zu verstehen und nicht als juristische Beratung.

Da Ihr Vater selbst über sein Girokonto verfügen kann, ist er offensichtlich geschäftsfähig und in finanziellen Dingen keinem Betreuer zugewiesen. Deshalb hat er das Recht, über sein Geld so zu verfügen, so wie er es möchte. Da macht es keinen Unterschied, ob er noch zuhause wohnt oder im Altenheim. Es scheint mir also kaum möglich, dass Sie Ihrem Vater die Prostituiertenbesuche verbieten.

Wenn Sie dagegen annehmen, dass Ihr Vater nicht mehr geschäftsfähig ist und die Zahlungen ohne ein ausreichendes Verständnis der Sache vorgenommen hat, könnten Sie das als Anlass nehmen, die Zuteilung eines Betreuers für Ihren Vater in finanziellen Dingen anzuregen. Das gleiche gilt, wenn Sie meinen, die Prostituierte hätte altersbedingte Einschränkungen seiner Denkleistung für überhöhte Honorarforderungen missbraucht.

Allerdings werden Sie sich bei dem Vorschlag einer Betreuung für Ihren Vater möglicherweise selbst der Frage ausgesetzt sehen, warum Sie das tun und ob Sie Ihrem Vater die Prostituiertenbesuche aus eigennützigen Gründen nicht gönnen- etwa, damit Ihr Erbe durch solche Ausgaben nicht geschmälert wird.

Aber sogar dann, wenn die Finanzgeschäfte Ihres Vaters durch einen Betreuer getätigt würden (z.B. bei Demenz), könnte es sein, dass der Betreuer im Einvernehmen mit der Pflegeleitung im Heim zu dem Entschluss gekommen ist, es wäre angebracht, für Ihren Vater sexuelle Dienstleistungen einzukaufen.

Sexualität und sexuelle Bedürfnisse enden nicht mit dem Eintritt ins Altenheim oder durch den Eintritt einer Demenzerkrankung. Bei demenzkranken Männern, die sexuell nicht befriedigt sind, kommt es immer wieder in Alten- und Pflegeheimen zu Übergriffen gegenüber Betreuerinnen oder Mitbewohnerinnen. Insofern liegt die Dienstleistung der Sexualassistentinnen sogar im Interesse der Heimleitung- sowohl in Hinsicht auf das Wohl des Patienten selbst wie auch des Personals und der Mitbewohner. Immerhin ist es heute wohl schon in jedem zweiten Alten- und Pflegeheim in Deutschland üblich, solche Besuche zuzulassen.
© M.Petery.

Sex im Altenheim-
Anmerkungen aus sexualtherapeutischer Sicht

Sexualität ist ein zentrales Bedürfnis des Menschen. Die freie Entfaltung der Sexualität gehört zu den menschlichen Grundrechten und ist entscheidend für die persönliche Lebensqualität. Das gilt für Menschen in jedem Lebensalter.

Insofern ist Sexualität im Altenheim grundsätzlich sehr zu begrüßen, solange sie niemanden belästigt oder schadet. Ein solcher Schaden ist durch die Prostituiertenbesuche bei Ihrem Vater nicht zu erkennen. Im Gegenteil- vielleicht fühlt sich Ihr Vater sogar besser, seitdem er eine Lösung für seine sexuelle Befriedigung gefunden hat.

Solange sich Ihr Vater nicht selbst über die Prostituierte beklagt, gibt es aus sexualtherapeutischer Sicht keinen Grund, hier einzuschreiten. Vielmehr ist es zu begrüßen, dass Ihr Vater hier für sich selbst zu sorgen weiss.

Sex im Altenheim-
Und wie gehen Sie selbst damit um?

Bleibt als letzte Frage, wie Sie selbst mit dem umgehen, was Sie über Ihren Vater erfahren haben.

Wenn Sie den Gedanken daran nicht recht aushalten können und Ihrem Vater nach wie vor den Sex am liebsten komplett verbieten möchten, dann könnte es sein, dass sich für Sie persönlich eine psychotherapeutische Beratung lohnen könnte. Mögliche Themen eines solchen Gespräches wären:

  • Warum ist es mir so wichtig, dass mein Vater im Altenheim keinen Sex mit einer Prostituierten hat?
  • Was bedeutet dieses Tun meines Vaters für mich?
  • Wo liegt der Berührungspunkt mit meiner eigenen Person?

Hier lohnt es sich möglicherweise, ggf. etwas genauer hinzusehen. Denn wahrscheinlich gibt es dann eine Möglichkeit, wie Sie persönlich durch die Klärung dieser Fragen Ihre eigene Lebensqualität verbessern können und Ihren Vater einfach den lassen können, der er nun einmal ist.

Gern stehe ich Ihnen für weitere Rückfragen zur Verfügung.

© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery


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Onanie und Masturbation Sexuelle Probleme

Ist Onanie schädlich? Der Mythos der Selbstbefleckung

Ist Onanie schädlich? Nein, entgegen all den medizinischen Märchen des 18. und 19. Jahrhunderts, die manchmal noch heute forterzählt werden.

Onanie verursacht keine körperlichen Schäden

Physiologisch macht es keinen Unterschied, wie ein Orgasmus ausgelöst wird, weder bei Männern noch bei Frauen. Ein „selbst erzeugter“ Orgasmus hat auf biochemischer Ebene die gleiche Wirkung wie ein Orgasmus beim Koitus zwischen zwei Sexualpartnern.. Die Intensität des Orgasmus hat mehr mit der Dauer des Vorspiels zu tun als damit, ob der Orgasmus mit oder ohne Koitus geschieht. Einige neuere Studien lassen beim Mann sogar vermuten, dass regelmäßige Onanie Prostata-Erkrankungen vorzubeugen hilft.

Onanie- das Erbe der falschen Vorstellungen

Zur Frage „Ist Onanie schädlich?“ erschien 1712 in England das anonyme Pamphlet „Onania: or, the Heinous Sin of Self-Pollution“ („Onanie oder die abscheuliche Sünde der Selbstbeschmutzung“), in dem erstmals behauptet wurde, dass exzessive sexuelle Selbstbefriedigung Ursache zahlreicher Krankheiten wäre, wie z.B. Pocken und Tuberkulose.

Das Buch wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und wurde in ganz Europa viel gelesen. Es folgte eine ganze Flut von Büchern, welche die Onanie als „Laster der Selbstbefleckung“ anprangerten. Erstaunlicherweise hielten sich die in dem Buch vertretenen Thesen entgegen aller medizinischer Evidenz bis ins 20. Jahrhundert, und das auch bei Ärzten, Lehrern und Erziehern.
© M.Petery.
Und ebenfalls noch bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden immer wieder neue Fesseleinrichtungen für Kinder und Jugendliche patentiert, die gegen dieses Laster schützen sollten. Diese Vorstellungen wirken bis heute bei vielen Menschen fort, da sich wegen der gesellschaftlichen Tabuisierung nur wenige Lehrer trauen, öffentlich zu sagen, dass Onanie in keiner Weise schädlich körperlich ist.

Ist Onanie schädlich als ein Suchtpotential?

Ist Onanie schädlich? Eine andere weit verbreitete Vorstellung sieht die Gefahr bei der Onanie darin, dass sie exzessiv betrieben wird und nach und nach wie bei einer Suchterkrankung das ganze Leben eines Menschen bestimmt. Auch hier liegt eine falsche Vorstellung zugrunde. Ein gesunder Mensch hat sexuelle Bedürfnisse- krank ist er dann, wenn er sie nicht hat. (Ebenso wie Hunger und Durst natürliche Bedürfnisse sind und kein Anzeichen von Krankheit!)

Wenn ein Mensch sein sexuelles Bedürfnis befriedigen möchte, ist das also nicht krank, sondern ein Zeichen körperlicher und psychischer Gesundheit.

Anders als bei Drogen oder Alkohol kann sich bei Onanie auch keine Sucht im Sinne stofflicher Abhängigkeit entwickeln: genauso wenig, wie man süchtig nach dem Trinken nichtalkoholischer Getränke werden kann.

Bei der Onanie gilt dasselbe wie bei Hunger oder Durst: Der Körper selbst zeigt an, wann das Bedürfnis da ist- und sobald das Bedürfnis befriedigt ist, läßt es auch wieder nach. Wann und wie häufig ein Mensch sexuelle Bedürfnisse hat, ist individuell höchst unterschiedlich- und kann jeden Tag wieder anders aussehen.

Onanie- wann hat das Thema Bedeutung für die Psychotherapie?

Für Onanie gilt dasselbe wie für alle anderen menschlichen Handlungen: Ein Krankheitswert liegt nur dann vor, wenn das Individuum selbst bzw. dessen Umwelt unter der betreffenden Handlung leidet. Solange Onanieren Spass macht, ist medizinisch und psychotherapeutisch die Welt in Ordnung.

In der therapeutischen Praxis gibt es allerdings gar nicht so selten Klienten und Klientinnen, denen ihr eigener Umgang mit Onanie Schwierigkeiten bereitet. Die Frage „Ist Onanie schädlich?“ kann sich als Zwangsgedanke festsetzen und einen Menschen viel Lebensfreude kosten.Quälend können auch falsche medizinische Vorstellungen sein (siehe oben) wie die Vermutung, sich selbst mit Onanie körperlich zu schaden.

Ebenfalls relativ häufig kann sich Onanie mit einem psychischen Zwang verbinden: Onanie ist dann nicht mehr lustvolle Selbstbefriedigung, sondern eine als peinlich empfundene Handlung, die ausgeführt werden muss. in extremen Fällen kann das bis hin zum Zwang zur Onanie in der Öffentlichkeit führen- mit allen daraus resultierenden strafrechtlichen Konsequenzen (Strafgesetzbuch § 183 Exhibitionistische Handlungen).

Ist Onanie schädlich? Schuldgefühle in der Partnerschaft

Auch kommt in vielen Partnerschaften vor, dass einer der Partner seine Lust an der Onanie vor dem anderen verbirgt- und wegen der Heimlichkeit seiner Selbstbefriedigung Schuldgefühle entwickelt. Diese können noch verstärkt werden, wenn in einer Partnerschaft ein Partner den anderen beim Onanieren „ertappt“ und ihm deswegen Vorwürfe macht.

Im Rahmen einer Sexualtherapie wäre es wichtig nachzuprüfen, welches Bild vom Umgang mit der Sexualität beide Partner haben, ob Selbstbefriedigung eines oder beider Partner in der Beziehung einen Platz haben kann oder ob Sexualität tatsächlich nur im Kontext der Gemeinsamkeit stattfinden darf.

Da ein Gespräch über diese Themen in vielen Partnerschaften oft nicht ganz einfach ist, erscheint es sinnvoll, sich hier psychotherapeutische Hilfe zu suchen. Nachdem eine lustvoll ausgeübte Sexualität ganz entscheidend zur Lebensqualität eines Menschen beiträgt, ist es unbedingt sinnvoll, Probleme im Gebiet Sexualität nicht auf die lange Bank zu schieben, sondern aktiv an einer Lösung zu arbeiten. Wenn Sie möchten, stehe ich Ihnen hier gern für eine weitere Beratung zur Verfügung.

 

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Impotenz und Frigidität Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie Sexuelle Probleme

Was ist eigentlich Impotenz? Arten und Ursachen

Impotenz

Impotenz bedeutet auf lateinisch Nicht-Können. Der Begriff Impotenz für sich genommen ist wenig aussagekräftig, da hier ganz unterschiedliche körperliche und psychische Phänomene gemeint sein können. Hilfreich ist, hier genauer zu unterscheiden.
© M.Petery.

Die drei Hauptformen

Auf sexuellem Gebiet unterscheidet man beim Mann drei Arten von Impotenz:

Impotenz als Erektionsunfähigkeit
(erektile Dysfunktion)

Die Unfähigkeit zur Erektion hat in der Regel körperliche Ursachen: Weil der Verlust der Erektionsfähigkeit in manche Fällen Vorbote für andere schwere Erkrankungen (insbesondere Schlaganfall/Herzinfarkt) sein kann, ist es unbedingt erforderlich, möglichst bald einen Arzt aufzusuchen. Auch Drogenkonsum oder Alkohol kann Ursache für Erektionsunfähigkeit sein. Erst wenn mögliche medizinische Ursachen abgeklärt sind, ist eine psychotherapeutische Behandlung (Sexualtherapie) sinnvoll.
Mit zunehmendem Lebensalter nimmt die Häufigkeit zu: Während nur etwa jeder 50. Mann unter dreißig von Impotenz im Sinne einer erektilen Dysfunktion betroffen ist, sind es bei den über Sechzigjährigen mehr als die Hälfte.

Fallbeispiel:

Impotenz als Unfähigkeit zum Samenerguss (Anejakulation)

Die Unfähigkeit zum Samenerguss ist immer zuerst ein medizinisches Problem, das mit dem Arzt besprochen werden muss. In der Regel liegt eine neurologische Erkrankung zugrunde (z.B. Wirbelsäulenschädigung).

Fallbeispiel:

Impotenz als Zeugungsunfähigkeit

Auchbei dieser Form der Impotenz  hier ist eine medizinische Abklärung möglicher Ursachen wichtig, und zwar sowohl beim männlichen als auch beim weiblichen Partner in einer Beziehung. Für körperliche Ursachen bei einem oder beiden Partnern gibt es eine Vielzahl möglicher Behandlungsmethoden. Eine psychotherapeutische Begleitung der medizinischen Behandlung ist sinnvoll und kann den Behandlungserfolg wesentlich verbessern.

Es gilt für alle drei Formen der Impotenz:
Vor dem Beginn einer psychotherapeutischen Behandlung ist ein Arztbesuch und die Abklärung möglicher medizinischer Ursachen unerläßlich.
Impotenz kann ein Warnsignal des Körpers für andere, noch nicht erkannte Erkrankungen sein.

Da Sexualität einer der Kernbereiche unseres Lebens ist und sich eine Störung auf diesem Gebiet auch auf die gesamte Lebensqualität eines Menschen auswirkt, ist es in allen drei Arten von Impotenz hilfreich, zusätzlich zur medizinischen Behandlung auch psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das gilt insbesondere dann, wenn körperliche Ursachen für eine der Formen von Impotenz durch den Arzt nicht gefunden werden konnten.

Mögliche körperliche Ursachen

Es gibt eine ganze Reihe von Krankheiten, die zu Erektionsschwierigkeiten und Impotenz führen können, z.B. Nervenschädigungen oder bestimmte Formen der Rückenmarksschädigung, Diabetes, Bluthochdruck. Auch bestimmte Medikamente können als Nebenwirkung zu Potenzschwäche führen. Aus diesem Grunde ist die medizinische Abklärung solcher Ursachen unbedingt erforderlich.

Daneben gibt es auch weitere körperliche Faktoren, welche die Potenz und den körpereigenen Hormonhaushalt negativ beeinflussen und die durch Änderung von Lebensgewohnheiten verbessert werden können:

  • Alkoholmissbrauch
  • Rauchen
  • Cholesterinüberschuss
  • Übergewicht
  • zu wenig Bewegung und Sport
  • zu viel Sport

Es ist nicht immer leicht, diese Faktoren alleine zu verändern. Deshalb ist es sinnvoll, sich hier fachlichen Rat durch einen Arzt oder Therapeuten einzuholen.

Mögliche psychische Ursachen

Psychische Ursachen für Impotenz sind vielfältig und für jeden betroffenen Menschen unterschiedlich.

Auch wenn Impotenz häufig als generelles persönliches Versagen erlebt wird („Ich bin impotent“), kann es sich auch um ein Problem handeln, das nur in einer bestimmten Konstellation besteht.

Während der Betroffene möglicherweise keine Schwierigkeit hat, durch Masturbation allein einen Orgasmus mit Samenerguß zu erleben, ist das mit dem/der Sexualparterin nicht (mehr) möglich.
In so einem Fall ist Impotenz weder eine Eigenschaft („Ich bin jetzt impotent geworden“) noch eine körperliche Krankheit, sondern möglicherweise Ausdruck für einen Beziehungskonflikt. Hier könnte psychotherapeutsiche Hilfe ein sehr wichtiger Weg sein, um das Problem zu lösen.

Andere mögliche psychische Ursachen sind zum Beispiel mangelndes Selbstvertrauen, das auch in nichtsexuellen Bereichen des Lebens wurzeln kann (z.B. mangelnde Anerkennung im Beruf). Auch andere Lebensumstände wie z.B. Stress und Leistungsdruck können zu Potenzstörunge führen. Auch psychische Störungen wie z.B. eine unerkannte depressive Erkrankung kann Impotenz auslösen.

Vgl. dazu auch den ausführlichen Artikel:

Impotenz und das eigene sexuelle Selbstbild

In manchen Fällen kann es auch das eigene sexuelle Selbstbild sein, welches die Störung verursacht: z.B. die eigene nicht erkannte Homosexualität oder ein unbewußter Protest gegen eine bestimmte Form des Männlichseins, wie sie (tatsächlich oder vermeintlich) von der Sexualpartnerin erwartet wird. Zu prüfen wäre insbesondere, ob bestimmte Erwartungen an das sexuelle Zusammenspiel (noch) sinnvoll sind, z.B. die Erwartung: „Der Samenerguss darf nur im Koitus erfolgen, andere sexuelle Spiele gibt es in unserer Beziehung nicht.“ Hier könnte die psychotherapeutische Arbeit an der Frage weiterführen: Warum ist eine solche Einengung des Sexualverhaltens überhaupt notwendig ist? Wie können sich die Sexualpartner von dieser Einengung zugunsten eines mehr spielerischen Umgangs mit der Sexualität lösen?
© M.Petery.
Freude am Sex ist ein zentraler Punkt an Lebensqualität für jeden Menschen. Freude am Sex ist prinzipiell auch für jeden Menschen möglich. Es lohnt sich also, an diesem Punkt zu arbeiten und so in das ganz persönliche Lebensglück zu investieren.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Vgl. auch den Artikel Normal oder nicht?- Normen für den Sex

Uesachen
für Erektionsprobleme

Ejakulationsprobleme
Mein Freund kommt nicht

Was ist eigentlich
Impotenz?
Erektionsprobleme- wenn
die Frau zu kurz kommt
Erektionsstörung?
Ich will
mehr Sex als sie
Vorzeitiger Samenerguss-
Ejaculatio praecox
Erektionsstörung
und Versagensangst
Erektionsstörung?