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Onanie und Masturbation

Onanie als Schlafmittel – Ist das krank?

Onanie als Schlafmittel-
Anzeichen fĂŒr Sexsucht?

Eine möglicherweise blöde Frage: Ich onaniere relativ oft und das macht mir Spaß. Es kommt auch vor, dass ich weniger aus Lust onaniere, sondern aus Langeweile, sozusagen als FreizeitbeschĂ€ftigung.

Seit ein paar Monaten onaniere ich außerdem vorm Einschlafen, weil ich unmittelbar nach einem Orgasmus wunderbar einschlafen kann.

Jetzt frage ich mich: Ist das normal oder bin ich schon sex-(onanie)-sĂŒchtig?

Thomas R.. (Name geÀndert)

Onanie als Schlafmittel-
ohne Risiken und Nebenwirkungen?

Hallo Thomas,

Onanie macht Ihnen Spaß- und jetzt haben Sie auch noch entdeckt, dass Ihnen Onanie beim Einschlafen hilft. Nun machen Sie sich Sorgen, ob sie deswegen sexsĂŒchtig sind.

In meinem Artikel „Wie erkennt man Pornosucht?“ habe ich ein paar Kriterien zusammengestellt, was Suchtverhalten auf sexuellem Gebiet bedeuten könnte.

Wichtigstes Kriterium fĂŒr eine Sucht ist: Der Betroffene muss darunter leiden. Das scheint nach Ihrer Schilderung nicht der Fall zu sein- damit wĂ€re das Thema Sucht bereits vom Tisch.

Körperliche SchĂ€digungen durch Onanie sind wissenschaftlich nicht bekannt, also auch darĂŒber brauchen Sie sich nicht weiter Gedanken zu machen.

Bleibt noch die Frage, ob Sie darunter leiden, dass durch Ihre Onanie tagsĂŒber andere Ihrer Interessen zu kurz kommen oder dass Ihre Sozialkontakte dadurch eingeschrĂ€nkt sind. Oder ob Sie sich durch Onanie in der Öffentlichkeit möglicherweise selbst juristisch in Gefahr bringen.

Wenn Sie auch diese Fragen verneinen können, ist Ihr Gebrauch von Onanie vollkommen unproblematisch und sogar gesund.

Andere Menschen nehmen zum Einschlafen Tabletten, die der Gesundheit ernsthaft schaden können oder sogar in die AbhĂ€ngigkeit fĂŒhren. Sie haben ein Mittel gefunden, das völlig harmlos ist und Sie „wunderbar einschlafen“ lĂ€ĂŸt. Was kann man sich Besseres wĂŒnschen?

Wenn Sie weitere Fragen haben, können Sie sich gern nochmals an mich wenden.
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

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Beziehungsprobleme Sexuelle WĂŒnsche

StĂ€ndig Sex – Er will hĂ€ufiger als ich…

Seit 10 Jahren bin ich mit meinem Mann verheiratet und wir haben zwei Kinder. Am Anfang unserer Beziehung hatten wir sehr viel Sex, manchmal sogar mehrmals am Tag. Das ist dann im Laufe der Jahre weniger geworden. Allerdings geht spontaner Sex ja auch nicht mehr so einfach, wenn es Kinder gibt und die Fahrerei zur Schule, zum Schwimmkurs, zum Ballett usw. Außerdem arbeite ich auch noch halbtags in einem Laden.

Vielleicht ist es da auch ganz normal, wenn ich mich abends hin und wieder einfach nur auf die Couch legen will…

Wir haben zwar immer noch alle 2-3 Tage Sex, aber eher, weil ich das GefĂŒhl habe, dann wieder „dran“ zu sein. TatsĂ€chlich macht mein Mann mir schon VorwĂŒrfe, wenn es mal vier Tage dauert. Er fragt dann gleich, ob ich wohl einen anderen hĂ€tte und deswegen keine Lust. Ganz sein Ernst kann das aber kaum sein, schließlich hĂ€tte ich beim besten Willen neben Arbeit, Haushalt und Kindern keine Zeit dazu!

Richtig schmerzen tut mich, dass er mich nach drei Tagen ohne Sex nicht mehr in den Arm nimmt und sich auch im Bett nicht mehr an mich kuschelt, als Strafe sozusagen.
StÀndig Sex
Ich frage mich allmÀhlich, ob er mich eigentlich nur dann lieben kann, wenn ich mit ihm schlafe. Und in meiner Unsicherheit sage ich dann jedes Mal schneller Ja zum Sex, als ich das selber eigentlich haben will.

Inzwischen habe ich herausgefunden, dass er in den Tagen dazwischen Pornos auf dem Computer anschaut. Ich hab ihm dann vorgeschlagen, dass wir uns ruhig am Abend mal gemeinsam einen Porno anschauen können. Aber er war dann nur Àrgerlich und meinte, dass er weder allein noch mit mir Pornos guckt.


Ich weiß echt keine Lösung mehr. Ich liebe meinen Mann ĂŒber alles, und eigentlich macht mir unser Sex sogar richtig viel Spaß. Aber nicht dann, wenn er stĂ€ndig Sex will und ich selber total mĂŒde und erschöpft. Was soll ich bloß machen?

Jenny L. (Name geÀndert)

StÀndg Sex

StĂ€ndig Sex –
Mein Mann bedrĂ€ngt mich mit seinen WĂŒnschen

Hallo Jenny,

Sie haben einen Mann, den Sie lieben. Prinzipiell haben Sie Freude am Sex. Allerdings will ihr Mann hĂ€ufiger Sex als Sie- insbesondere dann, wenn Sie schlicht und ergreifend nur zu mĂŒde sind. Er bedrĂ€ngt sie dann, macht Ihnen VorwĂŒrfe und straft Sie mit Liebesentzug.

StĂ€ndig Sex –
Kontraproduktive Manipulationstechniken

Die Manipulationstechniken Ihres Mannes, die Sie zu mehr Sex bewegen sollen, sind kontraproduktiv:

  • Selbst wenn er es schafft, Sie, nur weil Sie wieder „dran“ sind, zum Sex zu ĂŒberreden, hat er nicht viel davon. Diesen Sex nach Dienstplan werden Sie als anstrengend und unbefriedigend empfinden (und Ihr Mann möglicherweise auch), und Sie werden bei seiner nĂ€chsten Anfrage noch weniger Lust dazu haben, darauf einzugehen.
  • Und die Technik des Liebesentzugs wird Ihre Lust auf Sex mit Sicherheit nicht erhöhen.
  • Erst recht gilt das fĂŒr die Unterstellung, Sie hĂ€tten Sex mit anderen MĂ€nnern: Dadurch kann er Sie höchstens wĂŒtend machen oder Ă€rgerlich.

Um diese Manipulationsversuche zu stoppen, ist es am wirkungsvollsten, wenn Ihr Mann selber begreift, dass er so nur sich selber schadet und langfristig sogar noch weniger Sex bekommt.

Allerdings ist es fraglich, ob er diese Botschaft von Ihnen selbst annehmen kann. Möglicherweise wĂŒrde er, wenn Sie ihm selbst das so erklĂ€ren, darin nur wiederum fĂŒr ihn unverstĂ€ndliche AusflĂŒchte Ihrerseits heraushören- und dann so weitermachen wie bisher.

Hilfe
durch gemeinsamen Besuch beim Therapeuten

Es kann sein, dass es in dieser Situation lohnt, gemeinsam einen Therapeuten aufzusuchen. Um ihn fĂŒr eine solche Therapie zu gewinnen, ist es sicherlich sinnvoll, die Sache mit den Manipulationsmethoden erst einmal draußen zu lassen.

Leichter werden Sie ihn dafĂŒr gewinnen, wenn Sie sagen, dass Sie gern Ihre gemeinsamen Probleme beim Sex gemeinsam lösen wollen.
StÀndig Sex

StÀndig Sex- Lösungswege aus der Krise

Hier nun ein paar Überlegungen, worum es in Ihrer Therapie gehen könnte:

  • Sie beide lernen die BedĂŒrfnisse des jeweils anderen besser kennen.
  • Sie beide ĂŒberlegen gemeinsam, was dazu beitragen kann, dass die eigenen BedĂŒrfnisse und die BedĂŒrfnisse des Partners befriedigt werden.
  • Dabei stellt sich gleichzeitig heraus, was dazu nicht beitrĂ€gt (u.a. Manipulationsversuche, aber auch allgemeine Faktoren wie ÜbermĂŒdung, zu viel Arbeit, schlechtes Timing…).
  • Umgangsstrategien mit dem unterschiedlich hĂ€ufigen SexbedĂŒrfnis

Der unterschiedliche Sex-Rhythmus

Der unterschiedlich hÀufige Wunsch nach Sex ist ein Problem, das in vielen Partnerschaften unterschwellig vorhanden ist und mit dem beide Partner oft nicht recht umzugehen wissen.

Es ist es vollkommen normal, dass zwei Menschen nicht stĂ€ndig genau zu den selben Zeiten und im selben Rhythmus Lust auf Sex haben. Das wĂ€re ja genauso, als wenn beide davon ĂŒberzeugt wĂ€ren, immer nur zur gleichen Zeit das gleiche Essen in der gleichen Menge zu sich nehmen zu können. Auch da wĂ€ren die Probleme vorprogrammiert!

Wenn in einer Partnerschaft Kinder und Arbeit hinzukommen, wird es noch schwieriger, passende Zeitpunkte fĂŒr den gemeinsamen Sex zu finden. Es ist also ein StĂŒck Planung erforderlich.

Onanie als Möglichkeit
fĂŒr die sexuelle Grundversorgung

Von daher halte ich es fĂŒr unbedingt sinnvoll, wenn jeder Partner sich und seinen Körper soweit kennt, dass er sich auch selbst befriedigen kann. Auch da die Analogie: So schön das gemeinsame Essen ist- Wenn ich hungrig bin, sollte ich prinzipiell in der Lage sein, auch ohne Anwesenheit des Partners etwas zu essen.

In Ihrer Beziehung scheint Ihr Mann Schwierigkeiten mit seiner Onanie zu haben, wenn er den eigenen Pornokonsum vor Ihnen abstreiten muss. Die Therapie könnte ihm helfen, hier besser mit seinen eigenen BedĂŒrfnissen umzugehen, ohne dass ihm die eigene Scham dabei im Wege steht.

Schöner gemeinsamer Sex ist kein Zufall!

Aus dem offenen Zulassen der Onanie in der Partnerschaft ergibt sich als Konsequenz: Mein Partner sollte es vorher wissen, wenn ich mit ihm gern Sex haben will, damit er sich nicht schon vorher selbst befriedigt hat. Die Einladung zum gemeinsamen Essen spreche ich ja auch so rechtzeitig aus, dass mein Partner nicht unmittelbar vorher zum Schnellimbiss geht…

Es ist also etwas Planung nötig. Gibt es einen Abend, an dem Sie beide etwas frĂŒher aus der Arbeit kommen und die Kinder beim Babysitter oder bei den Großeltern in guten HĂ€nden sind?

Guter Sex passiert nicht aus Zufall: Ein gemeinsames Essen oder ein gemeinsames Bad können einen schönen Rahmen geben. Vielleicht auch das Ansehen eines erotisch anregenden Films, der Ihnen beiden gefÀllt. Da sollten Sie ruhig etwas herumexperimentieren.

Vielleicht haben Sie auch die Möglichkeit, alle paar Wochen einen Kurztrip mit HotelĂŒbernachtung ohne die Kinder zu machen. Dann könnten Sie zu zweit in ein Kino, zu einem Konzert oder in die Sauna gehen und am nĂ€chsten Morgen ausschlafen… Und Gelegenheit zum ungestörten Sex hĂ€tten sie auch…

Ich wĂŒnsche Ihnen beiden viel Erfolg auf einer solchen Entdeckungsreise Ihrer wechselseitigen BedĂŒrfnisse!

Herzliche GrĂŒĂŸe
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

HypersexualitÀt-
macht zuviel Sex krank?
Wie erkennt man Pornosucht?-
Die wichtigsten Kriterien
Bin ich sexsĂŒchtig?
Sexsucht-Tests im Internet
Sexuelle Probleme
und psychische Störungen
Exzessive Onanie
trotz Partnerschaft
StÀndig Sex-
Er will hÀufiger als ich

 

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Onanie und Masturbation Sexuelle Probleme

Ist Onanie schÀdlich? Der Mythos der Selbstbefleckung

Ist Onanie schÀdlich? Nein, entgegen all den medizinischen MÀrchen des 18. und 19. Jahrhunderts, die manchmal noch heute forterzÀhlt werden.

Onanie verursacht keine körperlichen SchÀden

Physiologisch macht es keinen Unterschied, wie ein Orgasmus ausgelöst wird, weder bei MĂ€nnern noch bei Frauen. Ein „selbst erzeugter“ Orgasmus hat auf biochemischer Ebene die gleiche Wirkung wie ein Orgasmus beim Koitus zwischen zwei Sexualpartnern.. Die IntensitĂ€t des Orgasmus hat mehr mit der Dauer des Vorspiels zu tun als damit, ob der Orgasmus mit oder ohne Koitus geschieht. Einige neuere Studien lassen beim Mann sogar vermuten, dass regelmĂ€ĂŸige Onanie Prostata-Erkrankungen vorzubeugen hilft.

Onanie- das Erbe der falschen Vorstellungen

Zur Frage „Ist Onanie schĂ€dlich?“ erschien 1712 in England das anonyme Pamphlet „Onania: or, the Heinous Sin of Self-Pollution“ („Onanie oder die abscheuliche SĂŒnde der Selbstbeschmutzung“), in dem erstmals behauptet wurde, dass exzessive sexuelle Selbstbefriedigung Ursache zahlreicher Krankheiten wĂ€re, wie z.B. Pocken und Tuberkulose.

Das Buch wurde in zahlreiche Sprachen ĂŒbersetzt und wurde in ganz Europa viel gelesen. Es folgte eine ganze Flut von BĂŒchern, welche die Onanie als „Laster der Selbstbefleckung“ anprangerten. Erstaunlicherweise hielten sich die in dem Buch vertretenen Thesen entgegen aller medizinischer Evidenz bis ins 20. Jahrhundert, und das auch bei Ärzten, Lehrern und Erziehern.
© M.Petery.
Und ebenfalls noch bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden immer wieder neue Fesseleinrichtungen fĂŒr Kinder und Jugendliche patentiert, die gegen dieses Laster schĂŒtzen sollten. Diese Vorstellungen wirken bis heute bei vielen Menschen fort, da sich wegen der gesellschaftlichen Tabuisierung nur wenige Lehrer trauen, öffentlich zu sagen, dass Onanie in keiner Weise schĂ€dlich körperlich ist.

Ist Onanie schÀdlich als ein Suchtpotential?

Ist Onanie schĂ€dlich? Eine andere weit verbreitete Vorstellung sieht die Gefahr bei der Onanie darin, dass sie exzessiv betrieben wird und nach und nach wie bei einer Suchterkrankung das ganze Leben eines Menschen bestimmt. Auch hier liegt eine falsche Vorstellung zugrunde. Ein gesunder Mensch hat sexuelle BedĂŒrfnisse- krank ist er dann, wenn er sie nicht hat. (Ebenso wie Hunger und Durst natĂŒrliche BedĂŒrfnisse sind und kein Anzeichen von Krankheit!)

Wenn ein Mensch sein sexuelles BedĂŒrfnis befriedigen möchte, ist das also nicht krank, sondern ein Zeichen körperlicher und psychischer Gesundheit.

Anders als bei Drogen oder Alkohol kann sich bei Onanie auch keine Sucht im Sinne stofflicher AbhĂ€ngigkeit entwickeln: genauso wenig, wie man sĂŒchtig nach dem Trinken nichtalkoholischer GetrĂ€nke werden kann.

Bei der Onanie gilt dasselbe wie bei Hunger oder Durst: Der Körper selbst zeigt an, wann das BedĂŒrfnis da ist- und sobald das BedĂŒrfnis befriedigt ist, lĂ€ĂŸt es auch wieder nach. Wann und wie hĂ€ufig ein Mensch sexuelle BedĂŒrfnisse hat, ist individuell höchst unterschiedlich- und kann jeden Tag wieder anders aussehen.

Onanie- wann hat das Thema Bedeutung fĂŒr die Psychotherapie?

FĂŒr Onanie gilt dasselbe wie fĂŒr alle anderen menschlichen Handlungen: Ein Krankheitswert liegt nur dann vor, wenn das Individuum selbst bzw. dessen Umwelt unter der betreffenden Handlung leidet. Solange Onanieren Spass macht, ist medizinisch und psychotherapeutisch die Welt in Ordnung.

In der therapeutischen Praxis gibt es allerdings gar nicht so selten Klienten und Klientinnen, denen ihr eigener Umgang mit Onanie Schwierigkeiten bereitet. Die Frage „Ist Onanie schĂ€dlich?“ kann sich als Zwangsgedanke festsetzen und einen Menschen viel Lebensfreude kosten.QuĂ€lend können auch falsche medizinische Vorstellungen sein (siehe oben) wie die Vermutung, sich selbst mit Onanie körperlich zu schaden.

Ebenfalls relativ hĂ€ufig kann sich Onanie mit einem psychischen Zwang verbinden: Onanie ist dann nicht mehr lustvolle Selbstbefriedigung, sondern eine als peinlich empfundene Handlung, die ausgefĂŒhrt werden muss. in extremen FĂ€llen kann das bis hin zum Zwang zur Onanie in der Öffentlichkeit fĂŒhren- mit allen daraus resultierenden strafrechtlichen Konsequenzen (Strafgesetzbuch § 183 Exhibitionistische Handlungen).

Ist Onanie schĂ€dlich? SchuldgefĂŒhle in der Partnerschaft

Auch kommt in vielen Partnerschaften vor, dass einer der Partner seine Lust an der Onanie vor dem anderen verbirgt- und wegen der Heimlichkeit seiner Selbstbefriedigung SchuldgefĂŒhle entwickelt. Diese können noch verstĂ€rkt werden, wenn in einer Partnerschaft ein Partner den anderen beim Onanieren „ertappt“ und ihm deswegen VorwĂŒrfe macht.

Im Rahmen einer Sexualtherapie wĂ€re es wichtig nachzuprĂŒfen, welches Bild vom Umgang mit der SexualitĂ€t beide Partner haben, ob Selbstbefriedigung eines oder beider Partner in der Beziehung einen Platz haben kann oder ob SexualitĂ€t tatsĂ€chlich nur im Kontext der Gemeinsamkeit stattfinden darf.

Da ein GesprĂ€ch ĂŒber diese Themen in vielen Partnerschaften oft nicht ganz einfach ist, erscheint es sinnvoll, sich hier psychotherapeutische Hilfe zu suchen. Nachdem eine lustvoll ausgeĂŒbte SexualitĂ€t ganz entscheidend zur LebensqualitĂ€t eines Menschen beitrĂ€gt, ist es unbedingt sinnvoll, Probleme im Gebiet SexualitĂ€t nicht auf die lange Bank zu schieben, sondern aktiv an einer Lösung zu arbeiten. Wenn Sie möchten, stehe ich Ihnen hier gern fĂŒr eine weitere Beratung zur VerfĂŒgung.

 

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HomosexualitÀt Onanie und Masturbation Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie Sexuelle Probleme

Was ist eine Perversion?

Perversion-
ein veraltetes Schlagwort

Der Begriff Perversion stammt aus dem 19. Jahrhundert. Der Psychiater Richard von Krafft-Ebing erklĂ€rte 1875  in seinem Buch zur Sexualpathologie mĂ€nnliche HomosexualitĂ€t zu einer Form „verkehrter“, d.h. „perverser“ SexualitĂ€t, die er als degenerative Erbkrankheit bezeichnete.

Die Vorstellung von einer „perversen“ SexualitĂ€t ist das Gegenbild zur Vorstellung vom traditionellen Normsex, der vorschreibt, dass SexualitĂ€t einzig und allein im Rahmen der Ehe in der Form des Koitus zwischen Mann und Frau stattfindet.

Trotzdem war die Lehre von den Perversionen im 19. Jahrhundert insofern ein Fortschritt, als dass Krafft-Ebing HomosexualitĂ€t  nicht wie bis dahin allgemein ĂŒblich als einen Fall fĂŒr die Justiz ansah,  sondern als Fall fĂŒr den Psychiater…

Die heutige Wissenschaft hat schon lange aufgezeigt, dass sich auch Krafft-Ebings Auffassung von HomosexualitĂ€t als Perversion keineswegs aufrecht erhalten lĂ€ĂŸt. HomosexualitĂ€t, mĂ€nnlich und weiblich, gehört ebenso zu den „normalen“ Formen menschlicher SexualitĂ€t wie die SexualitĂ€t zwischen Mann und Frau.

Aber auch unabhÀngig von der HomosexualitÀt ist der Begriff der Perversion leider immer noch ein Schlagwort, mit dem Formen von SexualitÀt gebrandmarkt werden, die kulturell oder moralisch nicht anerkannt werden von eben den Menschen, die den Begriff Perversion gebrauchen.

Ein Beispiel dafĂŒr ist etwa die oft noch weit verbreitete Ablehnung der Onanie, obwohl sie  in der heutigen medizinischen Diagnostik (ICD-10) als völlig normgerechtes Verhalten angesehen wird. Auch andere Formen menschlicher SexualitĂ€t, die durchaus problematiosche Seriten haben können wie etwa Masochismus, Sadismus oder Fetischismus, sind nicht grundsĂ€tzlich als Perversion und damit als „krank“ anzusehen-

Perversion-
abstoßend und faszinierend zugleich

Hinter dem Gebrauch des Wortes „Perversion“ kann eine unbewusste Faszination fĂŒr genau diese „perversen“ Formen der SexualitĂ€t stehen: Gerade weil eine „verbotene“ und „perverse“ Handlung fasziniert, muss sie moralisch umso stĂ€rker unterdrĂŒckt und gebrandmarkt werden.

Interessanterweise zeigt sich genau das bei dem ExLibris-Bild, welches der HomosexualitĂ€tserklĂ€rer Richard von Krafft-Ebing selbst fĂŒr seine Bibliothek verwendet hat (siehe Abbildung oben): Ein nackter Mann erwĂŒrgt eine Schlange, die aus einem Buch herausquillt. Ist das nicht ein wunderbar-unfreiwilliges  Bild fĂŒr seinen Kampf mit der eigenen Homoerotik?

Psychotherapeutisch interessant ist aus meiner Sicht also nicht die „perverse“ Handlung, sondern die Frage, warum ein Mensch bestimmte Sexualpraktiken als pervers empfindet. Und hier öffnet sich bis heute ein großes Aufgabengebiet fĂŒr die Sexualtherapie.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: UnanhĂ€ngig von der Frage nach der „Perversion“ gibt es natĂŒrlich Formen der SexualitĂ€t, die fĂŒr den Betroffenen selbst einen erheblichen Leidensdruck ergeben können (z.B. „Pornosucht“) oder die strafrechtlich relevant sind, weil sie andere Menschen psychisch und körperlich  schwerst verletzen (z.B. Kindesmissbrauch).

Bildnachweis: Alfred Schrötter von Kristelli (1851–1935) – Originaldruck, Signatur des KĂŒnstlers (AS) von 1904, Krafft-Ebing’sches Familienarchiv Graz (A)

© M.Petery.

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