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Sexuelle Probleme

Voyeurismus- Mein Freund und der Parkplatz

Voyeurismus-
Frauen beim Uninieren überraschen

Voyeurismus
Seit zwei Jahren bin ich mit meinem Freund zusammengezogen. Was ich von Anfang an merkwürdig fand, ist, dass er in der Freizeit immer wieder für ein paar Stunden wegfährt, ohne dass er es recht erklären kann. Ich konnte herausfinden, dass es den Schulfreund, den er angeblich besucht haben wollte, überhaupt gar nicht gibt.

Ich habe ihn zur Rede gestellt und er hat mir gebeichtet, dass er immer wieder mit dem Auto zu einem Parkplatz an der Autobahn fährt, wo es kein Dixie-Klo gibt und hofft, dass eine Frau aussteigt und hinter den Büschen urinieren geht. Er tut dann genau in dem Moment, wo sie in der Hocke sitzt, so, als würde er rein aus Zufall gerade vorbeilaufen, und starrt sie an.

Angrapschen tut er die Frauen nicht, auch nicht vor ihnen onanieren. Aber er genießt die Peinlichkeit der Situation und den Schreck, den sie bekommen. Offenbar so sehr, dass er das mehrmals die Woche tut. Alternativ geht er wohl auch immer wieder in den Stadtwald, in der Hoffnung, dort ein Pärchen beim Sex zu überraschen.

Ich war ziemlich entsetzt, als er mir das erzählte. Ich habe auch darüber nachgedacht, auszuziehen und unsere Freundschaft zu beenden. Aber ich liebe ihn dazu einfach zu sehr.

Er sagt auch, dass er sich ändern will- immer wieder. Aber spätestens nach 2 Wochen ist er dann doch wieder unterwegs zu dem Parkplatz. Neulich habe ich ihn nur kurz zum Einkaufen geschickt- zurückgekommen ist er 5 Stunden später… Anscheinend liebt er seinen Voyeurismus mehr als mich.

Meine Bitte, dass er sich einen Therapeuten sucht, hat er jedes Mal in den Wind geschlagen. Er wäre nicht krank, meint er. Nur machen ihm eben Dinge Spaß, die sich die meisten Menschen einfach nicht trauen.

Irgendwie habe ich die Lust auf Sex mit ihm verloren. Ich weiß nicht, wie ich auf Dauer mit so einem Mann zusammenleben soll. Außerdem hat er, als ich ihm einmal die Trennung angedroht habe, gesagt, dass doch ich die einzig Wichtige in seinem Leben wäre und dass er sich dann ja gleich umbringen könnte, wenn ich ihn verlasse.

Monika Z. (Name geändert)

Voyeurismus-
eine Belastungsprobe für die Partnerschaft

Hallo Monika,

Ihr Freund hat Ihnen gebeichtet, dass er regelmäßig zu einem Autobahnparkplatz fährt, um dort Frauen beim Urinieren zuzusehen. Auch im Stadtwald versucht er Pärchen beim Sex zu beobachten.

Sie selbst haben deswegen keine Lust mehr auf gemeinsamen Sex. Sie lieben ihn aber zu sehr, um sich von ihm zu trennen. Außerdem hat er für diesen Fall mit einem möglichen Selbstmord gedroht. Jetzt wissen Sie nicht, wie Sie auf Dauer mit ihm zusammenleben können.

Voyeurismus- was ist das?

Der Krankheitenkatalog der Weltgesundheitsorganisaion ICD-10 (F.65.3) definiert Voyeurismus als „wiederkehrender oder anhaltender Drang, anderen Menschen bei sexuellen Aktivitäten oder intimen Tätigkeiten, z.B. Entkleiden, zuzusehen ohne Wissen der beobachteten Person“.

Welche Probleme hat Ihr Freund eigentlich?

Für Ihren Freund trifft diese Definition nur teilweise zu. Denn im Fall der urinierenden Frauen am Parkplatz legt er selbst offenbar selbst keinen Wert darauf legt, unentdeckt zu bleiben, sondern tritt den Frauen direkt entgegen, um sie zu beschämen. Hier kommt auch ein aggressiver Zug hinzu, der bei Voyeuren nach der ICD-10-Definition nicht vorhanden ist.

Um hier zu einer genauen Diagnose zu finden, wäre eine eingehendere Untersuchung durch einen Therapeuten notwendig.

Dazu kommt noch die von ihm -allerdings nicht ganz klar- ausgesprochene Selbstmorddrohung. Schon allein deswegen, dass Ihr Freund Ihnen erklärt, mit dem Gedanken zu spielen, sich das Leben zu nehmen, ist unbedingt eine psychologische oder psychiatrische Klärung erforderlich.

Selbstmorddrohungen sind immer ernst zu nehmen und müssen fachlich kompetent begleitet werden (siehe Artikel: Selbstmorddrohung- Wie gehe ich mit damit um?).

Voyeurismus-
Sie können Ihren Freund nicht ändern

Nach Ihrer Schilderung erscheint es fraglich, ob Sie Ihren Freund zu einer Therapie bewegen können. Denn Grundvoraussetzung für einen Therapieerfolg ist persönliches Leiden unter der Krankheit und Krankheitseinsicht.

Und anders als etwa bei einem Exhibitionisten hat ihr Freund eher weniger juristische Konsequenzen zu fürchten, da sich jeder Mensch frei im öffentlichen Raum bewegen darf. In juristische Schwierigkeiten käme ein Voyeur nur dann, wenn er von fremden Personen gegen deren Willen Photos anfertigt.

Letztlich ist der einzige Nachteil, den er zu befürchten hat, dass Sie es nicht mehr mit ihm aushalten und ihn verlassen.

Vielleicht haben Sie an diesem Punkt die Möglichkeit, ihn zumindest gemeinsam mit Ihnen zu einem Besuch beim Therapeuten zu bringen- indem Sie nicht ihn und seine Probleme in den Vordergrund stellen, sondern sagen, dass Sie selbst ein Problem mit Ihrer Partnerschaft haben, das Sie gerne gemeinsam mit ihm in einer Therapie lösen möchten.

Voyeurismus des Freundes-
Wie gehen Sie damit um?

Sie selbst können nicht für Ihren Freund seine Probleme lösen. Das kann nur er selbst. Sie können aber für sich selbst sorgen und dafür, dass es Ihnen selber gut geht. Momentan scheinen Sie da aber selbst in eine ziemliche Sackgasse hineingeraten zu sein:

  • Einerseits schreiben Sie, dass Sie Ihren Freund zu sehr lieben, um sich von ihm trennen zu können,
  • Einen Absatz weiter schreiben Sie, dass Sie nicht wissen, wie Sie mit ihm auf Dauer zusammenleben können.

Ein erster Schritt, um aus dieser Zwickmühle herauszukommen, könnte sein, dass Sie sich, auch ohne Ihren Freund, für ein paar Stunden die Unterstützung durch einen Therapeuten gönnen.

Themen für Ihr Gespräch
mit einem Therapeuten

Im gemeinsamen Gespräch mit dem Therapeuten könnte es dann u.a. um folgende Themen gehen:

  • Was sind meine eigenen Bedürfnisse in einer Beziehung?
  • Was brauche ich, damit mir der Sex in einer Beziehung Spaß macht?
  • Welche sexuellen Aktivitäten meines Partners außerhalb unserer Beziehung kann ich akzeptieren, welche nicht?
  • Was mache ich, wenn ich sexuelle Aktivitäten meines Partners außerhalb der Beziehung nicht akzeptieren kann?
  • Welche Regeln können Partner in einer Beziehung vereinbaren?
  • Was mache ich, wenn mein Partner gemeinsam vereinbarte Regeln immer wieder verletzt?
  • Wie gehe ich damit um, wenn mein Partner mich mit Selbstmorddrohungen erpreßt?

Die Klärung dieser Fragen könnte ein wichtiger Schritt für Sie sein, dass Sie selbst wieder mehr Spielräume für Ihren eigenen Lebensweg finden. Dafür wünsche ich Ihnen alles Gute!

Gern können Sie sich bei weitere Fragen an mich wenden.

Mit freundlichen Grüßen

© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

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BDSM und Fetisch Sexuelle Probleme

Sadismus- Gewalt oder Spiel? Wie gehe ich damit um?

Sadismus-
die zwei Seiten eines Mannes


Seit ein paar Wochen habe ich mich in der Arbeit in einen Kollegen verliebt, und das ist umgekehrt genauso. Er ist ein total netter, im Grunde eher schüchterner Typ. Allerdings rastet er total aus, wenn er in sexuelle Erregung kommt.

Im Prinzip gefällt mir diese harte Seite sogar, weil sie mich selber erregt. Ich weiß auch, wie ich ihn sexuell mit meinem Verhalten ganz bewußt sexuell provoziere und ihn ziemlich rasend vor Lust mache (zum Beispiel, wenn ich mir selber in seiner Gegenwart im Büro unter den Rock greife). Umgekehrt macht er mich mit seiner Art auch total an. Allerdings habe ich Angst, wie weit das bei ihm noch geht.

Richtigen Sex hatten wir noch keinen, nur das, was im Büro so eben möglich ist: Rumschmusen auf dem Gang, Liebesbriefe auf dem Schreibtisch… Neulich ist er mir allerdings auf die Toilette gefolgt, hat mich zuerst total heftig geküßt und ist dann richtig ausgerastet. Er hat mir dann den Mund zugehalten, mich an den Haaren gezogen (allerdings nicht sehr fest), und zu mir Sachen gesagt wie : „Jetzt hast du gar nichts mehr zu melden!“, „Jetzt bist du nur noch Fickfleisch für mich. Was du jetzt fühlst, ist mir scheißegal- auch wenn du Schmerzen hast…“ etc.

Danach, als wir im Büro wieder einen Moment zu zweit waren, ist er dann angekommen wie ein kleiner Junge, hat sich ganz arg entschuldigt und gesagt, dass ich das alles nicht so ernst nehmen bräuchte, dass er mich viel zu gern hätte, um mich ernsthaft zu verletzten, dass er sich wahnsinnig freuen würde, wenn wir uns ohne diesen ganzen Bürodruck mal am nächsten Wochenende privat treffen würden…

Ich weiß jetzt überhaupt nicht mehr weiter: Soll ich mich mit ihm treffen oder lieber ganz schnell auf Abstand gehen? Ist mein Kollege ein gefährlicher Sadist, der mich als Opfer ausgesucht hat, oder ist er vollkommen harmlos?

Julia L. (Name geändert)

Sadismus- Unsicherheit der Gefühle

Hallo Julia,

Sie und ihr Arbeitskollege haben sich ineinander verliebt. Sie selber provozieren seine sexuelle Erregung durch eindeutige Gesten. Er ist Ihnen auf die Toilette gefolgt, hat Sie geküßt und Ihnen dann den Mund zugehalten und Sie an den Haaren gezogen und dabei gesagt, daß er es genießen würde, Sie sexuell zu misshandeln. Danach hat er sich bei Ihnen im Büro entschuldigt und Sie gefragt, ob Sie sich privat treffen können. Sie selbst sind unsicher, ob Sie das Angebot annehmen möchten.

Sadismus-
Sie beide spielen ein unklares Spiel

Sie beide haben im Büro begonnen, miteinander zu spielen. Sie selbst, indem Sie Ihren Arbeitskollegen mit eindeutigen Gesten sexuell provoziert haben, er dadurch, dass er Ihnen auf die Toilette gefolgt ist, dort seinen verbalen Ausbruch bekam und sich hinterher im Büro bei Ihnen entschuldigte.

Das Problem ist, dass Sie beide dieses Spiel begonnen haben, ohne sich vorher über die Regeln abgesprochen haben. Sie beide wissen nicht, was das Geschehene eigentlich zu bedeuten hat:

  • Er weiß nicht, ob Sie ihn im Büro „nur“ in die sexuelle Raserei bringen wollen oder tatsächlich Sex mit ihm wünschen.
  • Sie wissen nicht, wie seine verbalen Ausfälle auf der Toilette tatsächlich gemeint waren, ob als Ankündigung tatsächlicher Übergriffe oder nur als Verbalerotik, um sich selbst (oder auch Sie) sexuell noch mehr zu erregen.

Von daher ist es für Sie jetzt schwierig, seine Einladung anzunehmen. Denn einerseits sind Sie offensichtlich an einer Beziehung mit Ihrem Kollegen interessiert, andererseits haben Sie jedoch Angst davor, er könnte ein „gefährlicher Sadist“ sein und seine verbalen Ankündigungen wahr machen und Sie tatsächlich misshandeln.

Sadismus-

zwei mögliche Bedeutungen

Sadismus kann tatsächlich zwei höchst unterschiedliche Bedeutungen haben:

  • Eine psychiatrisch und auch strafrechtlich relevante sexuelle Störung,
    bei der eigenes sexuelles Vergnügen dadruch erreicht wird, dass einem anderen Menschen Schmerzen zugefügt werden, ohne nach dessen Einverständnis zu fragen
  • Eine Form des sexuellen Spiels zum Zweck der Stimulierung eines/beider Partner,
    bei dem Gewalt und Schmerzen nur im Rahmen eines streng abgestimmten und kontrollierten Rahmens geschehen und wo der „leidende“ Partner jederzeit die Möglichkeit zum Spielabbruch hat, z.B. durch Aussprache eines Codewortes

Sadismus- an Selbstschutz denken

Ein erster Schritt könnte sein, dass Sie mit Ihrem Kollegen noch einmal über die Toilettenszene sprechen, um zu verstehen, was da eigentlich genau passiert ist.

Wenn Sie danach den Eindruck haben, dass seine verbalen Ausfälle keinen Spielcharakter hatten, sondern der unvermittelte Ausbruch einer anderen Seite seiner Persönlichkeit waren, dann ist Vorsicht geboten. Ihr Selbstschutz geht in jedem Fall vor. Auch eine spannend erscheinende neue Bekanntschaft ist es nicht wert, sich selbst in Gefahr zu bringen.

Lassen Sie sich Zeit!

Wenn sich dagegen herausstellt, dass sein Verhalten in der Toilette eher als sexuelle Provokation zu sehen war, sozusagen als männliche Retourkutsche zu Ihrem Griff unter den Rock, dann könnte es sich lohnen, wenn Sie beide Ihre beginnende Beziehung mit etwas Ruhe nochmal neu aufsetzen.

Möglicherweise sind Sie beide, gerade weil Sie sich gegenseitig attraktiv finden, so schnell aufeinander losgegangen. Daher könnte es sinnvoll sein, die Geschwindigkeit jetzt etwas zurückzufahren: Statt dass Sie sich beide sofort mit dem Beginn Ihrer Beziehung in die harten Formen des Sex stürzen, könnten Sie es erst einmal mit Dates der traditionellen Art probieren: Kino, Restaurantbesuche, Spaziergänge.

Auf diese Weise kann zwischen Ihnen die Vertrautheit entstehen, die Sie beide für mögliche künftigere und wildere Abenteuer brauchen werden.

Sadismus als Spiel- Regeln sind nötig

Wenn zwischen Ihnen das dazu nötige Grundvertrauen aufgebaut ist, kann es durchaus sein, dass auch die Bereiche des harten Sex und des Spiels mit dem Sadismus wieder interessant für Sie werden.

Damit dieses Spiel seine faszinierende Seite behält, aber nicht zum beängstigenden Alptraum wird, haben sich der BDSM-Szene einige Spielregeln etabliert:

1. Regel:
Schon vor dem Spielbeginn müssen Sie beide wissen, welche Handlungen im Spiel OK sind und welche nicht.

Sie können zum Beispiel schon vorher festlegen, dass verbalerotische Provokationen für Sie in Ordnung sind, nicht aber Handlungen, die zu tatsächlichern Schmerzen führen (also z.B. das Ziehen an Ihren Haaren).

2. Regel:
Ihnen beiden muss klar sein, wo das Spiel beginnt und wo es aufhört.

Konkret heißt das: Sie beide sollten sich vergewissern, ob Sie gerade ein sexuelles Spiel beginnen wollen oder nicht. Möglicherweise ist es für Sie beide von Vorteil, sexuelles Spiel am Arbeitsplatz ganz und gar blieben zu lassen.
Auf jeden Fall ist es wichtig, dass Sie beide wissen, wann Sie im Spielmodus sind und wann nicht. Solange Sie sich beide im Spielmodus sehen, können auch Handlungen erlaubt sein, die ohne eine Absprache als Gewalt oder sogar Missbrauch erscheinen würden. Außerhalb des Spielmodus sind solche Handlungen für Sie beide genauso tabu wie unter allen anderen Menschen auch.

3. Regel:
Der „leidende“ Partner bricht das Spiel ab, wenn es ihm zu viel wird.

Damit aus dem Spiel kein Ernst wird (und aus dem Spiel mit der Gewaltanwendung nicht tatsächliche Gewaltanwendung) muss der/die Sub (der „leidende“ Partner) jederzeit die Möglichkeit haben, das Spiel zu unterbrechen oder ganz zu beenden.
In BDSM-Spielkreisen hat sich dazu ein Ampelcode etabliert: Wenn der/die Sub „gelb“ sagt, muss der/die Top (der“aktive“ Partner) die Intensivität seiner Handlungen zurückfahren, bei „rot“ ganz und gar abbrechen.

Wichtig: Der/die Top muss sich darauf verlassen können, dass der/die Sub das Spiel tatsächlich abbricht, wenn das Spiel zu heftig wird. Der/die Sub hat also eine genau so große Verantwortung wie der/die Top, dass das Spiel nicht aus dem vereinbarten Rahmen läuft.

Umgang mit eigener Unsicherheit

Sollten Sie sich selbst weiterhin darüber unsicher sein, wie Sie mit dem Verhalten Ihres Kollegen umgehen möchten, könnte es sich lohnen, psychotherapeutische Beratung in Anspruch zu nehmen.

Denn gerade dann, wenn einer der Sexualpartner mit sehr starken Wünschen an den anderen herantritt (und das Spiel mit dem Sadismus ist ein sehr starker Wunsch), dann ist es wichtig, dass auch der andere Partner genau weiß (in diesem Fall also Sie), was er sich eigentlich in der Beziehung wünscht und was ihm gut tut.

Solange Sie sich über Ihre eigenen Bedürfnisse nicht ganz im Klaren sind, ist die Gefahr hoch, dass Sie sich in eine Form der Sexualität hineinziehen lassen, die Ihnen nicht gefällt und Sie möglicherweise sogar beängstigt. Das aber ist mit Sicherheit nichts, was einer Partnerschaft langfristig gut tut.

Wenn Sie dazu Fragen haben, könen Sie sich gern nochmals an mich wenden.

Mit freundlichen Grüßen
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

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BDSM und Fetisch Sexuelle Probleme Sexuelle Wünsche

Masochismus- Der Traum vom Misshandeltwerden

Masochismus: Das ideal der grausamen Frau Foto © razoomanetu Fotolia.com

Masochismus
Fantasien über grausame Frauen

Seit ungefähr dem Ende meiner Grundschulzeit verfolgen mich (männlich, 27 Jahre) ziemlich heftige Fantasien: Ich träume davon, das Frauen mich rundum brutal sexuell misshandeln: sowohl ist es nur eine, oft auch mehrere gleichzeitig. Mit Fußtritten, Schlägen ins Gesicht und in die Eier, bis hin zur Bewusstlosigkeit. Oder davon, dass sie mir ihre Zigaretten auf der bloßen Haut ausdrücken.

Ich träume auch davon, beschimpft zu werden und ungerecht bestraft zu werden. Das sind Gedanken, die mich jeden Tag quälen, gleichzeitig aber auch sehr erregen.

Das geht so weit, dass ich mich in Gegenwart von Frauen z.B. auch im Büro bei der Arbeit manchmal gar nicht richtig konzentrieren kann. Ich muss mir dann sofort vorstellen, wie ich geknebelt vor ihnen auf dem Boden liege und sie mich mit Füssen treten. Manchmal stelle ich mir vor, von ihnen zu Tode gefoltert zu werden. Oder komplett hypnotisiert zu werden und dann als willenlose Tötungsmaschoine selbst für sie morden zu müssen.

Besonders die letzte Fantasie gefällt mir unheimlich gut: Gleichzeitig bekomme ich da ziemlich Angst vor mir.

Meinen Freunden will ich das auf keinen Fall erzählen: Vielleicht denken die, ich wäre schwul, weil mir ständig so grausame Frauen vorstelle. Dabei machen mich Männer überhaupt nicht an.

Bin ich total pervers? Wenn ich davon nicht loskomme, kann ich mir echt nicht vorstellen, wie ich jemals eine Familie gründen soll.

Daniel C. (Name geändert)

Masochismus oder Zwangsgedanken?

Hallo Daniel,
die Vorstellung, von grausamen Frauen misshandelt zu werden, erregt Sie. Manchmal verfolgen Sie diese Fantasien bis ins Büro, und Sie haben Sorge, sexuell „pervers“ zu sein und deswegen keine Familie gründen zu können.

Auf jeden Fall stehen Sie mit solchen Fantasien nicht allein da. Es gibt viele Männer, denen die Vorstellung gefällt, von Frauen gedemütigt und misshandelt zu werden.

Masochismus

Davon träumte schon der österreichische Schriftsteller Leopold von Sacher-Masoch in seinem berühmten Roman „Venus im Pelz“. Nach ihm wurden solche sexuellen Fantasien (und auch Praktiken) Masochismus genannt.

Masochismus- benannt nach dem SchriftstellerSacher-Masoch

 

Masochismus, der zur Stimulation der eigenen sexuellen Erregung dient, ohne dass der Betroffene darunter leidet, ist nicht „pervers“, sondern eine mögliche und spannende Spielart sexueller Fantasien.

In Ihrer eigenen Geschichte klingt durch, dass auch Sie diese Vorstellungen als sexuell erregend empfinden. Solange Sie diese Vorstellungen dazu nutzen, Ihre eigene sexuelle Erregung zu stimulieren, ist prinzipiell nichts Schlechtes daran. Im Gegenteil, es ist gut, wenn Sie wissen, welche Vorstellungen Sie erregen.

Problematisch ist das nur dann, wenn sich Ihnen diese Gedanken auch gegen Ihren Willen aufdrängen, wie das Ihnen offenbar manchmal im Büro passiert. Wenn Ihnen das regelmäßig an den meisten Tagen der Woche passieren würde, könnte es sich lohnen, mit einem Therapeuten zu prüfen, ob Sie an einer Zwangsstörung leiden. Hier könnte, wie ich im Beitrag über sexuelle Zwangsgedanken erläutert habe, möglicherwiese eine kognitive Umstrukturierung helfen.

Masochismus
Umgang mit der sexuellen Erregung

Nach Ihrer eigenen Schilderung werden Sie nicht jeden Tag gegen Ihren Willen von diesen Träumen eingeholt. Problematisch sind diese Träume nur an manchen Tagen, wenn Sie sich im Büro nichts anderes mehr vorstellen können, als von den anwesenden Damen misshandelt zu werden.

Wahrscheinlich haben Sie an diesen Tagen von sich aus ein hohes sexuelles Erregungspotential ins Büro mitgebracht: Daher reicht allein die Anwesenheit von Frauen dazu aus, dass in Ihrem Kopf die sexuelle Bilderreise beginnt.

Es könnte sich lohnen auszuprobieren, wie es ist, wenn Sie sich an solchen Tagen Ihre sexuelle Befriedigung schon vor dem Beginn des Büroalltags besorgen, zum Beispiel, indem Sie sich noch zuhause ein Pornovideo aus dem Internet ansehen und dabei masturbieren. Es könnte sein, dass Sie so auf angenehme Weise für den Büroalltag wieder einen freien Kopf bekommen.

Auch ein solches Verhalten ist übrigens nicht „pervers“, sondern ein Akt der Selbstfürsorge. Sie würden ja auch nicht mit einem Bärenhunger oder einem Riesendurst in die Arbeit gehen und gleichzeitig von sich die volle Leistung erwarten. Nur wenn Ihre Grundbedürfnisse gestillt sind, können Sie sich auf Ihre Arbeit konzentrieren- das gilt für sexuelle Erregung genauso wie für Hunger und Durst..

Masochismus
Unterscheidung von Fantasien und Wünschen

Eine weitere Hilfe kann es für Sie sein, wenn Sie, möglicherweise auch gemeinsam mit einem Therapeuten, zu unterscheiden lernen, was bei Ihren Vorstellungen reine Fantasie ist und was dahinter an sexuellen Wünschen steht.

Wenn Sie in Bezug auf diese Unterscheidung mehr Klarheit gewinnen, werden Ihnen Ihre masochistischen Tagträume mit großer Wahrscheinlichkeit weniger Angst machen. So könnte es zum Beispiel sein, dass Sie die Vorstellung von sich selbst als hypnotisierter Tötungsmaschine klar als eine sexuelle Fantasie begreifen lernen, die Sie hin und wieder sehr erregen kann, aber in keiner Weise jemals etwas mit der Realität zu tun haben wird.

Andere Elemente Ihrer Tagträume tragen dagegen durchaus die Möglichkeit in sich, von Ihnen auch einmal spielerisch in Wirklichkeit ausgelebt zu werden. Vielleicht finden Sie eine Frau, der es Spaß macht, für Sie im sexuellen Rollenspiel die grausame Göttin zu spielen. Oder Sie genießen es, sich hin und wieder den Besuch bei einer Domina zu gönnen und so unter professioneller Anleitung Ihre sexuellen Wünsche weiter zu erkunden.

Masochismus und Homosexualität
sind zwei paar Stiefel

Ihre Sorge, dass Ihre masochistischen Fantasien irgendwie mit Homosexualität zusammenhängen, sind vollkommen unbegründet. Natürlich können auch homosexuelle Männer masochistische Fantasien haben- dann aber zumeist als ein Misshandeltwerden von anderen Männern. In Ihren eigenen Fantasien spielen Männer offenbar keine Rolle.

Trotzdem könnte es sich für Sie lohnen, mit einem Therapeuten über das Thema Homosexualität zu sprechen. Schließlich scheint Ihnen die Vorstellung, Ihre Freunde könnten Sie für „schwul“ halten, ziemliche Angst zu machen. Vielleicht finden Sie im Gespräch mit dem Therapeuten eine Möglichkeit, diese Angst abzulegen. In einem solchen Gespräch mit dem Therapeuten könnte es dann um folgende Fragen gehen:

  • Was bedeutet Homosexualität für mich?
  • Fällt es mir schwer, Homosexualität als „normale“ Form der Sexualität zu akzeptieren? Wenn ja, warum?
  • Warum habe ich Angst, für „schwul“ gehalten zu werden?
  • Beinhaltet die Bezeichnung „schwul“ in meiner Vorstellung eine Abwertung? Wenn ja, warum?
  • Warum könnten mich meine Freunde als „schwul“ ansehen wollen?
  • Werte ich selbst andere Menschen als „schwul“ ab?

Masochismus-
Kein Hindernis für Ehe und Familie

Zum Schluß noch ein paar Worte zu Ihrer Sorge, Sie könnten aufgrund Ihrer sexuellen Veranlagung niemals eine Familie gründen.

Diese Sorge ist aus meiner Sicht vollkommen unberechtigt.

Natürlich brauchen Sie für die Familiengründung eine Frau, die zu Ihnen passt. Wichtig ist außerdem, dass Ihre Frau Ihre sexuellen Fantasien und Wünsche akzeptiert. Aber das ist eine Binsenweisheit, und würde genauso gelten, wenn Sie keinerlei masochistischen Elemente in sich tragen würden.

Im übrigen bedeutet Masochismus nicht, dass Ihre zukünftige Frau auch außerhalb des sexuellen Rollenspiels eine grausame Tyrannin sein muss. Ganz im Gegenteil: Sie brauchen, wie jeder andere Mann auch, eine Frau, die Sie in Ihrer ganz besonderen Eigenart verstehen und lieben kann. Und diese Frau zu finden ist für Sie nicht leichter und nicht schwerer als für jeden anderen Mann auch.

Nicht Ihre sexuellen Fantasien und Wünsche entscheiden darüber, ob Sie ein guter Familienvater und Ehemann sein können, sondern ganz andere Eigenschaften: so zum Beispiel die Fähigkeit, Ihrer Partnerin zuhören zu können und auf deren Wünsche einzugehen, und die Fähigkeit, dass Sie Ihre eigenen Wünsche klar ausdrücken können.

Wenn dazu noch ein gutes Stück Zuverlässigkeit hinzukommt und die Bereitschaft, Verantwortung für das Wohl Ihrer Familie zu übernehmen, dann steht nichts im Wege, dass Sie ein geradezu perfekter Familienvater werden.

Gern stehe ich Ihnen für weitere Rückfragen zur Verfügung.

© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Weitere Infos im Artikel BDSM Beratung.

BDSM Beratung
und Sexualtherapie
Fesseln im Bett- erregendes Spiel
der Grund zur Panik?
Hilfe! Mein Freund will BDSM von mir
Normal oder nicht? Normsex und Normen für den Sex
Agressiver Sex
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Mein Freund
will mich als Domina
Sadismus- Gewalt oder Spiel?
Masochismus- der Traum vom Misshandeltwerden
Domina-Sex: Warum stehen Männer darauf?

 

 

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Exhibitionismus? Erektion am Badesee

Exhibitionismus-
Erektion aus dem Schlaf heraus

Ich finde es ausgesprochen erregend, wenn andere mich nackt beobachten.

Im letzten Sommer bin ich an einem Badeweiher, wo die meisten Leute nackt baden, auf meinem Handtuch eingeschlafen. Als ich aufgewacht bin, hatte ich eine total starke Erektion. Nicht weit weg von mir lag eine etwas ältere Frau, die das mitbekommen hat. Ich habe sie wohl ziemlich verlegen angeguckt und sie hat nur gemeint, das wäre doch völlig natürlich und ok.Seitdem träume ich immer wieder von dieser Situation, so erregend fand ich dieses Erlebnis.

In diesem Sommer lege ich mich jetzt bei schönem Wetter fast täglich an den Badesee und tue so, als wäre ich eingeschlafen und bekäme im Schlaf meine Erektion, besonders dann, wenn in der Nähe eine Frau ihren Liegeplatz hat.

Bis jetzt bekam ich noch nie eine ungute Reaktion- die meisten haben einfach nur geguckt und das habe ich sehr genossen. Vielleicht gefällt das den Frauen sogar.

Ich weiß nicht: Ist das schon Exhibitionismus und pervers oder nicht?

Richard T. (Name geändert)

Exhibitionismus-
der Genuss, beobachtet zu werden

Hallo Richard,

Sie legen sich gerne nackt an einen Badesee, bekommen eine Erektion und genießen es, wenn Frauen Sie dabei beobachten.

Exhibitionismus- eine Form der Sexualität
mit strafrechtlichen Folgen

Sie schreiben, dass Sie sich nicht im Klaren sind, ob Ihr Tun bereits Exhibitionismus ist. Aus psychologischer Sicht ist das, was Sie da machen, eindeutig Exhibitionismus.
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Die ICD-10, der Krankheitenkatalog der Weltgesundheitsorganisation, definiert Exhibitionismus als „die wiederkehrende oder anhaltende Neigung, die eigenen Genitalien vor meist gegengeschlechtlichen Fremden in der Öffentlichkeit zu entblößen, ohne zu einem näheren Kontakt aufzufordern oder diesen zu wünschen“.

Ohne einer möglichen juristischen Bewertung vorzugreifen: Ein Gericht würde Ihr Tun wahrscheinlich nach § 183 I Strafgesetzbuch (Exhibitionistische Handlungen) als Straftat ansehen.

Offenbar haben Sie bisher Glück gehabt, dass noch keine Frau gegen Sie Anzeige erstattet hat. Die Folgen für Sie könnten dramatisch sein: Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr, dazu ein Eintrag ins erweiterte Führungszeugnis als Sexualstraftäter und dadurch erhebliche Nachteile am Arbeitsmarkt.

Exhibitionismus-
Was daran problematisch ist

Vielen Menschen mit exhibitionistischer Neigung fällt es schwer zu erkennen, was daran problematisch sein soll. Sie sehen allein ihr eigenes Vergnügen, das es Ihnen macht, von unbekannten Frauen in Ihrer sexuellen Erregung beobachtet zu werden. Auch Sie selber geben an, dass es ja durchaus sein könnte, dass Ihr Tun Frauen gefällt.

Bei einer Bewertung Ihres Tuns sollten Sie aber nicht vom bestmöglichen (und übrigens eher unwahrscheinlichen) Fall ausgehen, dass Ihre öffentliche sexuelle Erregung allen Beobachtern und Beobachterinnen jedes Mal gefällt, sondern davon, was die ganz realen Folgen Ihres Tuns sein können:

  • Sie schaden anderen Menschen: Es ist gut möglich, dass Frauen sich vor Ihnen ekeln oder so sehr vor Ihnen erschrecken, dass sie sich nicht mehr trauen, alleine zum Badesee zu kommen.
  • Es könnte sein, dass Sie -auch ohne es zu wollen- von Kindern beobachtet werden- mit möglichen negativen Folgen für die psychische Gesundheit der Kinder.
  • Sie schaden sich selbst: Es kann sein, dass Sie angezeigt werden- mit allen strafrechtlichen und persönlichen Konsequenzen.

Das Problematische an Ihrem Verhalten liegt also nicht an Ihrer sexuellen Neigung, sondern daran, dass Sie Ihre Form der Sexualität in der Öffentlichkeit ohne vorherige Einholung der Erlaubnis der anderen ausüben.

Exhibitionismus-
ein extrem selbstschädigendes Verhalten

Weil jeder Mensch ein Recht auf Selbstbestimmung hat und damit auch das Recht, nicht gegen seinen Willen in das sexuelle Spiel eines anderen einbezogen zu werden (nicht einmal in der Rolle des Beobachters), gibt es das gesetzliche Verbot des Exhibitionismus in der Öffentlichkeit.

Und wegen dieses Verbotes und der entsprechenden strafrechtlichen Folgen handelt es sich bei Ihrem Tun um ein potentiell extrem selbstschädigendes Verhalten. Sie sollten daher aus ureigenem Interesse etwas dafür tun, um Ihr Verhalten abzustellen.

Da Ihnen allein die notwendige Veränderung Ihres Verhaltens vermutlich schwerfällt, sollten Sie also unbedingt therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.

Exhibitionismus- zwei mögliche Gründe
für das Vergnügen daran

1. Die sexuelle Präferenz
Zunächst einmal ist Exhibitionismus nur eine bestimmte sexuelle Präferenz, die als solche weder verwerflich noch krank ist. Vermutlich finden es sogar sehr viele Menschen erregend, in ihrer eigenen Erregung von anderen beobachtet zu werden.
Ihre sexuelle Präferenz als solche ist nicht problematisch- nur das Hinzuziehen unbeteiligter Dritter ist es. Gemeinsam mit Ihrem Therapeuten könnten sie prüfen, ob es für Sie auch andere Wege gibt, Ihre sexuelle Neigungen auszuleben- ohne die Gefahr, mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Mit etwas Nachdenken und Ausprobieren lassen sich vermutlich auch für Sie passende Lösungen finden (vgl. dazu auch die Ideen weiter unten „Weiterentwicklung Ihres sexuellen Potentials“).

2. Die Lust an der eigenen Selbstzerstörung
Schwieriger liegt der Fall, wenn Sie -was Ihnen selbst vielleicht gar nicht bewusst ist- den „Kick“ gerade dadurch bekommen, dass Sie sich in juristische Gefahr begeben.
Wenn das der Fall sein sollte, haben Sie weniger ein Problem, das in Ihrer sexuellen Neigung begründet ist. Vielmehr ist es dann Ihr Problem, dass Sie Freude daran haben, sich selbst in erhebliche Gefahr zu bringen und möglicherweise ihr ganzes Leben zu zerstören.
Hier würden Sie sich nicht sehr von einem Kleptomanen unterscheiden, der völlig unnütze, wertlose Dinge stiehlt, nur weil er das Gefühl genießt, möglicherweise bei seinem Diebstahl überrascht und gefaßt zu werden.

Welche der beiden Ursachen Ihrem Verhalten zugrunde liegt -eine von beiden oder auch beide gemeinsam in einer Mischform-, sollten Sie im Gespräch mit Ihrem Therapeuten abklären, der Ihnen dann Möglichkeiten aufzeigen kann, aus Ihrem selbstschädigenden Verhalten wieder herauszufinden.

Exhibitionismus-
Therapeutische Hilfsmöglichkeiten

Eine Psychotherapie könnte auf mehreren Ebenen zu einer solchen Lösung beitragen.

Weiterentwicklung Ihres sexuellen Potentials

Wenn Ihr Problem vor allem darin liegt, dass Sie sich gern in Ihrer Erregung von unbekannten Frauen beobachten lassen, dann gibt es viele Möglichkeiten, diese Leidenschaft so auszuleben, ohne dass Sie mit dem Gesetz in Konflikt kommen.

Vielleicht wäre eine Domina etwas für Sie, die mit Rollenspielen Erfahrung hat. Dann könnten Sie gemeinsam sogar Szenarien entwickeln, die für Sie noch aufregender sind, als das Aufwachen mit Erektion am Badesee.

Vielleicht könnte es Ihnen ja gefallen, dass die Frau, die Sie mit erigiertem Penis überrascht, nicht einfach nur wegguckt, sondern ganz konkret etwas mit Ihnen macht: z.B. Sie beschimpft oder schlägt oder fesselt… Gemeinsam mit Ihrer Domina könnten Sie auch Fetischpartys besuchen, bei denen Sie einen ganzen Abend lang nackt an einem Andreaskreuz festgebunden werden.

Der Fantasie sind da wenig Grenzen gesetzt. Es gibt also durchaus Spielraum, wie Sie Ihren Exhibitionismus ausleben und sogar zu noch größerer Lust steigern können- und das, ohne jeden Ärger mit dem Gesetz.

Natürlich kostet der Besuch bei einer Domina (genauso wie beim Therapeuten) Geld- allerdings ist es noch viel teurer für Sie, wenn Sie nichts unternehmen und irgendwann wegen Ihrer Neigung den Arbeitsplatz verlieren…

Regeln für den Selbstschutz

Gemeinsam mit Ihrem Therapeuten können Sie für sich passende Regeln erarbeiten, die dazu dienen, Sie vor selbstschädigendem Verhalten zu bewahren. Hier ein paar Vorschläge, wie solche Regeln aussehen könnten:

  • Sie erteilen sich selbst ein Besuchsverbot für den Badesee und alle anderen Orte mit öffentlicher Nacktheit (Schwimmbäder, Saunen etc.).
  • Ausnahmegenehmigungen gibt es nur, wenn Sie einen Freund/eine Freundin als Begleitung dabei haben.
  • Sie unternehmen ohne Begleitung keine Spaziergänge in die freie Natur, Ihr Bedürfnis nach körperlicher Bewegung befriedigen Sie in einem Fitnessstudio mit geschlechtsgetrennten Umkleiden ohne Sauna.
  • Sie sorgen dafür, von Ihrer sexuellen Erregung nicht plötzlich übermannt zu werden: d.h. Sie befriedigen sich selbst regelmäßig zuhause (so oft Ihre Erregung das zuläßt) und/oder gönnen sich häufige Besuche bei einer Domina oder Prostituierten.
Erhöhung sexueller Zufriedenheit auf anderen Gebieten

Eine wichtige Aufgabe in der Therapie könnte sein zu prüfen, wie es ganz allgemein um Ihre sexuelle Zufriedenheit steht:

  • Sind Sie Single? Haben Sie Schwierigkeiten, eine Partnerin kennenzulernen?
  • Welche Möglichkeiten gibt es für Sie, eine Beziehung aufzubauen, in der Sie sexuelle Zufriedenheit finden können?
  • Oder leben Sie in bereits einer Partnerschaft, in der Sie sexuell nicht erfüllt sind?
  • Was könnten Sie dafür tun, was Ihre Partner/in, damit Ihre Beziehung in sexueller Hinsicht befriedigender ist?
  • Welche Möglichkeiten gibt es, dass Sie gemeinsam mit Ihrer Partnerin eine Paartherapie beginnen?
Exhibitionismus als Zwangshandlung

Möglicherweise entziehen sich Ihre exhibitionistischen Handlungen so sehr Ihrer Kontrolle, so dass Ihnen die obigen Vorschläge nichts bringen. In diesem Fall würden Sie auch dann noch sich selbst in der Öffentlichkeit entblößen, wenn es Ihnen vollkommen unangenehm ist und Sie eigentlich nur von Ihrem Tun loskommen wollen.

Wenn das der Fall sein sollte, kann Ihnen Ihr Therapeut verschiedene Behandlungsmethoden der Verhaltenstherapie vorschlagen, z.B. die Einübung neuer Verhaltensmuster, welche eine Alternative zur öffentlichen Entblößung darstellen können.

Kognitive Umstrukturierung

Bei manchen Männern, die unter selbstschädigenden exhibitionistischen Neigungen leiden, ist es deswegen besonders schwierig, davon loszukommen, weil sich im eigenen Denken eine resignierende Grundhaltung aufgebaut hat.

Typische negative Gedankenverbindungen wären:

  • Davon komme ich sowieso nicht los.
  • Ich schaffe es niemals, mich zu verändern.
  • Eine Partnerschaft, die mich sexuell erfüllt, werde ich niemals finden.
  • So schlimm ist das nicht-bisher ist mir auch nichts passiert.
  • Viel Freude im Leben habe ich sowieso nicht: Wieso dann auf das wenige verzichten, was mir Spaß macht?

Um diese negativen Festschreibungen zu durchbrechen, bietet sich die Technik der kognitiven Umstrukturierung an, bei der die negativen Gedanken in Ihren schädlichen Auswirkungen erkannt werden und gezielt durch hilfreichere Gedanken ersetzt werden, also beispielsweise:

  • Ich will in meinem Leben neue und andere Formen der Sexualität kennenlernen.
  • Ich bin auf mich stolz, dass ich so mutig bin, mit meiner Therapie erste Schritte in eine neue Richtung zu gehen.
  • Ich bin neugierig, neue Impulse für meine bestehende Partnerschaft oder für neue Partnerschaften zu erhalten.
  • Mein Leben ist mir so wertvoll, dass ich keine Bestrafung als Exhibitionist riskieren möchte.

Für einen solchen Weg zu mehr Lebensqualität, ganz allgemein, aber auch in Ihrer Sexualität, wünsche ich Ihnen alles Gute!

© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery
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Homosexualität Onanie und Masturbation Sexualtherapie- Fragen, Ablauf, Behandlung, Theorie Sexuelle Probleme

Was ist eine Perversion?

Perversion-
ein veraltetes Schlagwort

Der Begriff Perversion stammt aus dem 19. Jahrhundert. Der Psychiater Richard von Krafft-Ebing erklärte 1875  in seinem Buch zur Sexualpathologie männliche Homosexualität zu einer Form „verkehrter“, d.h. „perverser“ Sexualität, die er als degenerative Erbkrankheit bezeichnete.

Die Vorstellung von einer „perversen“ Sexualität ist das Gegenbild zur Vorstellung vom traditionellen Normsex, der vorschreibt, dass Sexualität einzig und allein im Rahmen der Ehe in der Form des Koitus zwischen Mann und Frau stattfindet.

Trotzdem war die Lehre von den Perversionen im 19. Jahrhundert insofern ein Fortschritt, als dass Krafft-Ebing Homosexualität  nicht wie bis dahin allgemein üblich als einen Fall für die Justiz ansah,  sondern als Fall für den Psychiater…

Die heutige Wissenschaft hat schon lange aufgezeigt, dass sich auch Krafft-Ebings Auffassung von Homosexualität als Perversion keineswegs aufrecht erhalten läßt. Homosexualität, männlich und weiblich, gehört ebenso zu den „normalen“ Formen menschlicher Sexualität wie die Sexualität zwischen Mann und Frau.

Aber auch unabhängig von der Homosexualität ist der Begriff der Perversion leider immer noch ein Schlagwort, mit dem Formen von Sexualität gebrandmarkt werden, die kulturell oder moralisch nicht anerkannt werden von eben den Menschen, die den Begriff Perversion gebrauchen.

Ein Beispiel dafür ist etwa die oft noch weit verbreitete Ablehnung der Onanie, obwohl sie  in der heutigen medizinischen Diagnostik (ICD-10) als völlig normgerechtes Verhalten angesehen wird. Auch andere Formen menschlicher Sexualität, die durchaus problematiosche Seriten haben können wie etwa Masochismus, Sadismus oder Fetischismus, sind nicht grundsätzlich als Perversion und damit als „krank“ anzusehen-

Perversion-
abstoßend und faszinierend zugleich

Hinter dem Gebrauch des Wortes „Perversion“ kann eine unbewusste Faszination für genau diese „perversen“ Formen der Sexualität stehen: Gerade weil eine „verbotene“ und „perverse“ Handlung fasziniert, muss sie moralisch umso stärker unterdrückt und gebrandmarkt werden.

Interessanterweise zeigt sich genau das bei dem ExLibris-Bild, welches der Homosexualitätserklärer Richard von Krafft-Ebing selbst für seine Bibliothek verwendet hat (siehe Abbildung oben): Ein nackter Mann erwürgt eine Schlange, die aus einem Buch herausquillt. Ist das nicht ein wunderbar-unfreiwilliges  Bild für seinen Kampf mit der eigenen Homoerotik?

Psychotherapeutisch interessant ist aus meiner Sicht also nicht die „perverse“ Handlung, sondern die Frage, warum ein Mensch bestimmte Sexualpraktiken als pervers empfindet. Und hier öffnet sich bis heute ein großes Aufgabengebiet für die Sexualtherapie.

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Unanhängig von der Frage nach der „Perversion“ gibt es natürlich Formen der Sexualität, die für den Betroffenen selbst einen erheblichen Leidensdruck ergeben können (z.B. „Pornosucht“) oder die strafrechtlich relevant sind, weil sie andere Menschen psychisch und körperlich  schwerst verletzen (z.B. Kindesmissbrauch).

Bildnachweis: Alfred Schrötter von Kristelli (1851–1935) – Originaldruck, Signatur des Künstlers (AS) von 1904, Krafft-Ebing’sches Familienarchiv Graz (A)

© M.Petery.

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