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Beziehungsprobleme Sexuelle Wünsche

Ständig Sex – Er will häufiger als ich…

Seit 10 Jahren bin ich mit meinem Mann verheiratet und wir haben zwei Kinder. Am Anfang unserer Beziehung hatten wir sehr viel Sex, manchmal sogar mehrmals am Tag. Das ist dann im Laufe der Jahre weniger geworden. Allerdings geht spontaner Sex ja auch nicht mehr so einfach, wenn es Kinder gibt und die Fahrerei zur Schule, zum Schwimmkurs, zum Ballett usw. Außerdem arbeite ich auch noch halbtags in einem Laden.

Vielleicht ist es da auch ganz normal, wenn ich mich abends hin und wieder einfach nur auf die Couch legen will…

Wir haben zwar immer noch alle 2-3 Tage Sex, aber eher, weil ich das Gefühl habe, dann wieder „dran“ zu sein. Tatsächlich macht mein Mann mir schon Vorwürfe, wenn es mal vier Tage dauert. Er fragt dann gleich, ob ich wohl einen anderen hätte und deswegen keine Lust. Ganz sein Ernst kann das aber kaum sein, schließlich hätte ich beim besten Willen neben Arbeit, Haushalt und Kindern keine Zeit dazu!

Richtig schmerzen tut mich, dass er mich nach drei Tagen ohne Sex nicht mehr in den Arm nimmt und sich auch im Bett nicht mehr an mich kuschelt, als Strafe sozusagen.
Ständig Sex
Ich frage mich allmählich, ob er mich eigentlich nur dann lieben kann, wenn ich mit ihm schlafe. Und in meiner Unsicherheit sage ich dann jedes Mal schneller Ja zum Sex, als ich das selber eigentlich haben will.

Inzwischen habe ich herausgefunden, dass er in den Tagen dazwischen Pornos auf dem Computer anschaut. Ich hab ihm dann vorgeschlagen, dass wir uns ruhig am Abend mal gemeinsam einen Porno anschauen können. Aber er war dann nur ärgerlich und meinte, dass er weder allein noch mit mir Pornos guckt.


Ich weiß echt keine Lösung mehr. Ich liebe meinen Mann über alles, und eigentlich macht mir unser Sex sogar richtig viel Spaß. Aber nicht dann, wenn er ständig Sex will und ich selber total müde und erschöpft. Was soll ich bloß machen?

Jenny L. (Name geändert)

Ständg Sex

Ständig Sex –
Mein Mann bedrängt mich mit seinen Wünschen

Hallo Jenny,

Sie haben einen Mann, den Sie lieben. Prinzipiell haben Sie Freude am Sex. Allerdings will ihr Mann häufiger Sex als Sie- insbesondere dann, wenn Sie schlicht und ergreifend nur zu müde sind. Er bedrängt sie dann, macht Ihnen Vorwürfe und straft Sie mit Liebesentzug.

Ständig Sex –
Kontraproduktive Manipulationstechniken

Die Manipulationstechniken Ihres Mannes, die Sie zu mehr Sex bewegen sollen, sind kontraproduktiv:

  • Selbst wenn er es schafft, Sie, nur weil Sie wieder „dran“ sind, zum Sex zu überreden, hat er nicht viel davon. Diesen Sex nach Dienstplan werden Sie als anstrengend und unbefriedigend empfinden (und Ihr Mann möglicherweise auch), und Sie werden bei seiner nächsten Anfrage noch weniger Lust dazu haben, darauf einzugehen.
  • Und die Technik des Liebesentzugs wird Ihre Lust auf Sex mit Sicherheit nicht erhöhen.
  • Erst recht gilt das für die Unterstellung, Sie hätten Sex mit anderen Männern: Dadurch kann er Sie höchstens wütend machen oder ärgerlich.

Um diese Manipulationsversuche zu stoppen, ist es am wirkungsvollsten, wenn Ihr Mann selber begreift, dass er so nur sich selber schadet und langfristig sogar noch weniger Sex bekommt.

Allerdings ist es fraglich, ob er diese Botschaft von Ihnen selbst annehmen kann. Möglicherweise würde er, wenn Sie ihm selbst das so erklären, darin nur wiederum für ihn unverständliche Ausflüchte Ihrerseits heraushören- und dann so weitermachen wie bisher.

Hilfe
durch gemeinsamen Besuch beim Therapeuten

Es kann sein, dass es in dieser Situation lohnt, gemeinsam einen Therapeuten aufzusuchen. Um ihn für eine solche Therapie zu gewinnen, ist es sicherlich sinnvoll, die Sache mit den Manipulationsmethoden erst einmal draußen zu lassen.

Leichter werden Sie ihn dafür gewinnen, wenn Sie sagen, dass Sie gern Ihre gemeinsamen Probleme beim Sex gemeinsam lösen wollen.
Ständig Sex

Ständig Sex- Lösungswege aus der Krise

Hier nun ein paar Überlegungen, worum es in Ihrer Therapie gehen könnte:

  • Sie beide lernen die Bedürfnisse des jeweils anderen besser kennen.
  • Sie beide überlegen gemeinsam, was dazu beitragen kann, dass die eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse des Partners befriedigt werden.
  • Dabei stellt sich gleichzeitig heraus, was dazu nicht beiträgt (u.a. Manipulationsversuche, aber auch allgemeine Faktoren wie Übermüdung, zu viel Arbeit, schlechtes Timing…).
  • Umgangsstrategien mit dem unterschiedlich häufigen Sexbedürfnis

Der unterschiedliche Sex-Rhythmus

Der unterschiedlich häufige Wunsch nach Sex ist ein Problem, das in vielen Partnerschaften unterschwellig vorhanden ist und mit dem beide Partner oft nicht recht umzugehen wissen.

Es ist es vollkommen normal, dass zwei Menschen nicht ständig genau zu den selben Zeiten und im selben Rhythmus Lust auf Sex haben. Das wäre ja genauso, als wenn beide davon überzeugt wären, immer nur zur gleichen Zeit das gleiche Essen in der gleichen Menge zu sich nehmen zu können. Auch da wären die Probleme vorprogrammiert!

Wenn in einer Partnerschaft Kinder und Arbeit hinzukommen, wird es noch schwieriger, passende Zeitpunkte für den gemeinsamen Sex zu finden. Es ist also ein Stück Planung erforderlich.

Onanie als Möglichkeit
für die sexuelle Grundversorgung

Von daher halte ich es für unbedingt sinnvoll, wenn jeder Partner sich und seinen Körper soweit kennt, dass er sich auch selbst befriedigen kann. Auch da die Analogie: So schön das gemeinsame Essen ist- Wenn ich hungrig bin, sollte ich prinzipiell in der Lage sein, auch ohne Anwesenheit des Partners etwas zu essen.

In Ihrer Beziehung scheint Ihr Mann Schwierigkeiten mit seiner Onanie zu haben, wenn er den eigenen Pornokonsum vor Ihnen abstreiten muss. Die Therapie könnte ihm helfen, hier besser mit seinen eigenen Bedürfnissen umzugehen, ohne dass ihm die eigene Scham dabei im Wege steht.

Schöner gemeinsamer Sex ist kein Zufall!

Aus dem offenen Zulassen der Onanie in der Partnerschaft ergibt sich als Konsequenz: Mein Partner sollte es vorher wissen, wenn ich mit ihm gern Sex haben will, damit er sich nicht schon vorher selbst befriedigt hat. Die Einladung zum gemeinsamen Essen spreche ich ja auch so rechtzeitig aus, dass mein Partner nicht unmittelbar vorher zum Schnellimbiss geht…

Es ist also etwas Planung nötig. Gibt es einen Abend, an dem Sie beide etwas früher aus der Arbeit kommen und die Kinder beim Babysitter oder bei den Großeltern in guten Händen sind?

Guter Sex passiert nicht aus Zufall: Ein gemeinsames Essen oder ein gemeinsames Bad können einen schönen Rahmen geben. Vielleicht auch das Ansehen eines erotisch anregenden Films, der Ihnen beiden gefällt. Da sollten Sie ruhig etwas herumexperimentieren.

Vielleicht haben Sie auch die Möglichkeit, alle paar Wochen einen Kurztrip mit Hotelübernachtung ohne die Kinder zu machen. Dann könnten Sie zu zweit in ein Kino, zu einem Konzert oder in die Sauna gehen und am nächsten Morgen ausschlafen… Und Gelegenheit zum ungestörten Sex hätten sie auch…

Ich wünsche Ihnen beiden viel Erfolg auf einer solchen Entdeckungsreise Ihrer wechselseitigen Bedürfnisse!

Herzliche Grüße
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Hypersexualität-
macht zuviel Sex krank?
Wie erkennt man Pornosucht?-
Die wichtigsten Kriterien
Bin ich sexsüchtig?
Sexsucht-Tests im Internet
Sexuelle Probleme
und psychische Störungen
Exzessive Onanie
trotz Partnerschaft
Ständig Sex-
Er will häufiger als ich

 

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Sexuelle Wünsche

Schadet zu viel Offenheit der Liebe?

Offenheit in der Liebe-
Immer alle sexuellen Wünsche aussprechen?

Ist es gut, wenn ich meinem Partner/meiner Partnerin alles erzähle, was ich an sexuellen Fantasien und Wünschen habe?
Oder schadet zuviel Offenheit der Liebe?

Eva L. (Name geändert)

Offenheit in der Kommunikation
über sexuelle Wünsche ist sinnvoll

Hallo Eva,

Prinzipiell gilt auf jeden Fall die Regel: Es ist gut, sich über sexuelle Wünsche offen auszutauschen. Denn nur, wenn ich weiss, was meinem Partner gefällt, und umgekehrt mein Partner die Bedürfnisse von mir kennt, nur dann können sexuelle Wünsche in Erfüllung gehen.

Allerdings ist Kommunikation mehr als nur das Hochhalten eines Plakates mit der Aufschrift: „Das ist, was ich will und denke!“

Damit eine Botschaft auch ankommt, ist immer auch zu beachten, wo der andere Partner gerade steht. Es kommt also nicht nur darauf an, was ich meinem Partner sage, sondern vor allem darauf, wie ich es ihm sage.
© M.Petery.

Wichtig ist vor allem, wie ich es sage

Die Art, wie ich meinem Partner meine Wünsche mitteile, ist im Bereich Sex besonders wichtig. Eine zu direkte Form des Fragens, die nur Ja/Nein-Antworten zuläßt (wie z.B. „Sollen wir es heute mal anal machen?“ ), kann ausgesprochen kontraproduktiv sein (vgl. den Artikel: Bedürfnisse beim Sex- Wie rede ich darüber?).

Ebenso kann das direkte Mitteilen von Fantasien für den anderen ziemlich abtörnend wirken: wie z.B. „Heute habe ich beim Sex mit Dir die ganze Zeit an Filmstar xy gedacht…“

Auch wenn diese Aussage stimmt und diese Vorstellung für den Partner, der sie hat, wahrscheinlich sogar ziemlich geil ist, wird der/die andere sich wahrscheinlich fragen, ob sein eigener Part beim Sex so wenig befriedigend war, dass sein Partner jetzt zu Filmstars als Fantasie greifen muss.

Ein kleiner Unterschied in der Formulierung kann da Wunder wirken: „Der Sex mit Dr war heute überwältigend. Das war absolut filmreif, richtig großes Kino.“

So haben Sie Ihren Partner in Ihre Fantasie mit hineingenommen- und möglicherweise haben Sie beide Lust, beim gemeinsamen Sex das nächste Mal noch weiter in die Welt des großen Kinos einzutauchen. Vielleicht, indem Sie dann auch noch den passenden Soundtrack im Hintergrund spielen lassen?

Dann hätte sich die Mitteilung der Kino-Fantasie auf jeden Fall gelohnt!

Gemeinsam sexuelle Fantasien entdecken

Die Kommunikation über sexuelle Fantasien (und nicht nur darüber!) gelingt um so besser, je mehr Sie Ihren Partner und seine möglichen Bedürfnisse in Ihre eigenen Gedanken einbeziehen.

Vor dem Beginn des Redens über sexuelle Fantasien und Wünsche, ist unbedingt sinnvoll, sich für einen kurzen Moment in die Rolle des anderen zu versetzen: Gibt es für meinen Partner grundsätzlich eine Möglichkeit, sich an meiner Fantasie zu beteiligen? Oder wird meine Fantasie ihn im schlimmsten Fall sogar vor den Kopf stoßen oder anekeln?

Lohnen wird sich die Aussprache dann, wenn Ihr Partner die Möglichkeit hat, sich in die Fantasie mit einzuklinken, wenn es also eine Fantasie ist, die prinzipiell nicht nur für Sie, sondern auch für Ihren Partner spannend und anregend sein kann.

Wenn Sie solche sexuelle Fantasien oder Wünsche haben, bei denen Sie sich vorstellen können, dass sie auch für Ihren Partner interessant sein können, dann sollten Sie nicht zögern, bei der nächsten passenden Gelegenheit mit ihm darüber zu sprechen!
© M.Petery.
Mit herzlichem Gruß

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery


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Sexuelle Wünsche

Bedürfnisse beim Sex- Wie rede ich darüber?

Bedürfnisse beim Sex- darüber zu reden macht vielen Menschen große Schwierigkeiten. Das liegt gleich an einer ganzen Reihe von Gründen

  • Die eigene Scham
    Bin ich pervers, wenn ich diese oder jene neue Spielart des Sex ausprobieren möchte (z.B. Fetish oder BDSM)?
  • Die Angst, vom Partner verletzt zu werden
    Der Partner/ die Partnerin könnte ja sagen: „Was? Das willst du ausprobieren? Für so pervers hätte ich dich niemals gehalten.“
  • Die Furcht, selber den Partner zu verletzen
    Der Partner/ die Partnerin könnte durch meine Anfrage beleidigt sein und meinen:
    Ach so, unser bisheriger Sex hat dir also nicht richtig gefallen. Und ich dachte immer, wir hätten es rundum schön miteinander.“

Bedürfnisse beim Sex-
Warum es wichtig ist, darüber zu sprechen

Alle diese drei Gründe können uns davon abhalten, mit unserem Partner/unserer Partnerin über unsere eigenen Bedürfnisse beim Sex zu reden. In jedem Fall ist das schade.

Wenn ich nicht über eigene, noch unerfüllte Bedürfnisse beim Sex spreche, werde ich niemals diese Bedürfnisse von meinem Partner/ bei meiner Partnerin befriedigt bekommen. Verschwinden werden diese Bedürfnisse dadurch nicht. Viele Männer und Frauen gehen deswegen fremd, weil sie hoffen, in einer Affäre das zu erleben, was sie ihrem Partner/ihrer Partnerin nicht zu sagen trauen.

Ohne das Thema Bedürnisse beim Sex anzusprechen, erfahre ich selber auch nicht, was meinem Partner/meiner Partnerin vielleicht gefallen würde und wir bisher (noch) nicht gemacht haben.

Wenn ich mich nicht traue, mit meinem Partner/meiner Partnerin über meine Bedürfnisse beim Sex zu reden, dann kann sich das leicht zur Vorstellung auswachsen, mein Partner/meine Partnerin würde mich als der, der ich bin, nicht verstehen können: auf sexuellem Gebiet und möglicherweise auch auf anderen Gebieten des gemeinsamen Zusammenlebens. Wenn sich diese Vorstellung bildet, wird die gemeinsame Kommunikation immer schwieriger.

Bedürfnisse beim Sex-
Es ist gut, eigene Bedürfnisse zu kennen

Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie unerfüllte sexuelle Bedürfnisse haben. Das ist z.B. dann der Fall, wenn in einer Beziehung beide Partner darüber klagen, dass ihnen der gemeinsame Sex langweilig und zu einer mehr der weniger lästigen Routine geworden ist. Dann haben beide offensichtlich noch nicht gemerkt, dass es ihr Bedürfnis wäre, beim Sex einmal etwas Neues auszuprobieren.

Hier kann der Vergleich mit dem täglichen Mittagessen helfen. Natürlich kann ich mich über Jahre mittags mit Kartoffelsuppe und Salat ernähren, und mein Hunger wird auch irgendwie gestillt sein. Das aber fände wohl jeder langweilig und würde sagen: Warum nicht auch einmal etwas anderes essen?

Das gleiche gilt für den Sex: Es muss nicht immer das eigene Schlafzimmer sein, es muss auch nicht immer der Koitus in Missionarsstellung sein, der irgendwie möglichst schnell bis zum Ende durchgezogen wird, oder irgendeine andere sexuelle Routine, die sich irgendwann im Laufe der Beziehung festgeschrieben hat und nun nach dem immer gleichen Drehbuch abläuft.

Selbst zu bemerken, dass Ihnen neue Formen und Rituale des Sex Spass machen könnnen, ist der erste Schritt zu einem reicheren Sexualleben.

Bedürfnisse beim Sex-
eigene Bewertungen als Hindernis

Es wäre sehr schade, solche neu erkannten Bedürfnisse aus Scham sogleich mit dem Etikett der Perversion zu belegen: Niemand sich trauen, dem eigenen Partner/der eigenen Partnerin sexuelle Wünsche vorzustragen, wenn er sie selbst als „pervers“ empfindet.

Diese Träume ließen sich, wenn überhaupt, dann nur noch in einem Umfeld außerhalb der eigenen Beziehung ausleben, welches dann ebenfalls als irgendwie „pervers“ empfunden wird, sei es nun in einem Bordell oder bei einer Affäre.

Bedürfnisse beim Sex-
Wie sag ich´s meinem Partner?

Patentrezepte für eine gelungene Kommunikation über Sex gibt es nicht. Jeder Mensch ist anders, und in jeder Beziehung gibt es unterschiedliche Kommunikationsstile.

Die klassische Frage: „Hättest du mal Lust, xyz auszuprobieren?“ ist sicher nicht schlecht, kann aber für beide Seiten etwas zu direkt und schambelastet sein. Denn schließlich läßt sich so eine Frage nur mit Ja oder Nein beantworten, und das Ja kann ein Gefäliigkeits-Ja sein, um den anderen nicht zu verletzen (was langfristig keinen Lustgewinn bringt), und das Nein kann so stark als Abfuhr empfunden werden, dass danach nie wieder eine solche Frage kommen wird.

Möglicherweise ist es besser, sich erst einmal ganz allgemein über die wechselseitigen Fantasien zu unterhalten: Was sind denn für dich Vorstellungen, die dich erregen?

Auch Grenzen könnten in einem solchen Gespräch abgeklärt werden, ohne dass es zu einer Zurückweisung kommt: Ist z.B. Analsex etwas, was du dir vorstellen könntest, in deinem Leben einmal auszuprobieren oder nicht? Bei einem solchen Austausch kann beiden Partnern deutlich werden, wo neue Spielräume für den Sex liegen- und das, ohne dass einer dem anderen durch ein Nein verletzt.

Gleichzeitig ist es bei einem solchen Gespräch der Vorteil, dass nicht nur ein einziger Vorschlag gemacht wird, der angenommen werden kann oder abgelehnt. Sondern es geht darum, das Feld neuer Möglichkeiten insgesamt zu durchloten- und dann, so wie es beiden Spass macht, die eine oder andere sexuelle Fantasie Wirklichkeit werden zu lassen.

Und was tun, wenn ich mich absolut nicht traue?

Nachdem sexuelle Bedürfnisse definitiv zu den menschlichen Grundbedürfnissen gehören und die Erfüllung dieser Bedürfnisse entscheidend zur Lebensqualität jedes Menschen beiträgt, ist es definitiv sehr wichtig, diese Bedürfnisse gegenüber dem Partner aussprechen zu können. Wenn also die eigene Scham oder Schüchternheit so groß sind, dass diese Kommunikation nicht klappt, dann ist es auf jeden Fall sinnvoll, als Paar oder auch einzeln Hilfe bei einem erfahrenen Therapeuten zu suchen.

Denn Kommunikation über Bedürfnisse ist relativ leicht zu lernen. Die Nichterfüllung der eigenen sexuellen Bedürfnisse in der eigenen Beziehung dagegen ist etwas, das beiden Partnern sehr viel Lebensfreude und Lebensqualität wegnimmt. Und das muss ganz bestimmt nicht sein.

Wenn Sie Fragen dazu haben: Ich freue mich, wenn Sie mich per Mail oder Telefon kontaktieren.

Mit herzlichem Gruß

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS: Verwandte Artikel zu diesem Thema finden Sie unter dem Schlagwort Sexrhythmus.
Mehr dazu außerdem in meinem Interview Reden über Sex.


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Sexuelle Wünsche

Ich will mehr Sex als sie… Unterschiedliche Bedürfnisse

Mit meiner Partnerin hätte ich gern mehr Sex. Tatsächlich haben wir ungefähr 1x die Woche Sex, manchmal, im Urlaub, auch öfter. Der Sex macht uns beiden auch richtig viel Spaß, eigentlich haben wir gar keine Probleme, sollte man meinen.

Aber ich habe dann doch eins, und sogar ziemlich arg, weil ich eigentlich jeden Tag könnte und sie eben nicht. Dabei habe ich das Gefühl: Ich brauche mehr Sex als sie, so richtig körperlich, um nicht vor Geilheit durchzudrehen. Dabei liebe ich sie total und will gar keine andere Beziehung. Aber ich habe Angst, dass ich irgendwann einfach nicht Nein sagen kann, wenn irgendeine andere mir mich anmacht.

Ich habe auch schon versucht, mit ihr darüber zu reden. Aber sie meint, sie wär nun mal so, und mehr Sex mit ihr wär einfach nicht drin. Was soll ich bloß machen?

Thomas W. (Name geändert)

Mehr Sex- Unterschiedliche Bedürfnisse

Hallo Thomas,

es ist gar nicht so selten, dass in einer Beziehung der eine Partner mehr Sex will als der andere. Übrigens muss es nicht immer der Mann sein… Menschen haben körperlich uunterschiedliche Bedürfnisse: der eine braucht viel Sex, der andere weniger, und die Häufigkeit des Sex-Bedürfnisses kann sich auch im Laufe der Zeit immer wieder phasenweise ändern.

Natürlich ist es nicht gut, sexuell unbefriedigt durch die Gegend zu laufen. Und Sie haben Recht: Wenn Sie sexuell unbefriedigt sind, steigt die Gefahr, dass Sie sich bei passender Gelegenheit zu einer Affäre hinreißen lassen, die Sie eigentlich gar nicht haben wollten.

Gegen Ihren Sexualtrieb werden Sie kaum etwas machen können (und wohl auch nicht machen wollen…). Und umgekehrt werden Sie auch Ihre Partnerin nicht zu häufigerem Sex gewinnen können, wenn bei ihr körperlich dazu kein Bedürfnis vorhanden ist.

Wenn Sie trotzdem Ihre Partnerin ständig mit dem Thema „mehr Sex“ bedrängen, besteht sogar die Gefahr, dass sie glaubt, sie würde Ihnen nicht ausreichend gefallen oder Ihre Beziehung wäre gestört.

Mehr Sex- eine Lösung auch ohne Fremdgehen?

Bleibt also die Frage, ob Sie auch ohne Fremdgehen eine langfristige Lösung finden, Ihren Sexualtrieb befriedigen zu können. Es ist keine Schande, wenn Sie darüber auch ganz offen mit Ihrer Partnerin sprechen, möglicherweise auch im Rahmen einer Beratungsstunde bei einem Therapeuten.

Wenn Ihre Partnerin versteht, dass Ihr Wunsch nach mehr Sex nicht etwas ist, was sie an ihr auszusetzen haben, sondern einfach nur eine unterschiedliche Bedürfnislage, dann lassen sich durchaus konstruktive Lösungen finden.

Sex nur gemeinsam und nur als Koitus?

Die wichtigste Frage gleich zuerst:
Glauben Sie (beide?), dass Sie durch Ihre Partnerschaft auch ein Abkommen geschlossen haben, dass in Ihrer Beziehung jede sexuelle Betätigung nur gemeinsam und nur in der Form eines Koitus stattfinden darf?

Wenn dem so sein sollte, dann ist es vorprogrammiert, dass immer einer von Ihnen beiden in seinen eigenen Bedürfnissen verletzt wird: sei es durch zu viel, sei es durch zu wenig Sex.

Die Lösung kann also nur lauten: Machen Sie sich in der Befriedigung Ihres Sex-Bedürfnisses ein Stück weit unabhängig- und zwar so, dass Ihre Partnerin nichts dagegen hat.

Bisher hat sich Ihre Partnerin durch das „mehr Sex“-Thema wahrscheinlich immer nur unter Druck gesetzt gefühlt und noch gar nicht verstanden, dass Ihr häufigeres Sex-Bedürfnis eigentlich ein körperliches Problem von Ihnen ganz persönlich ist, dass mit Ihrer gemeinsamen Beziehung gar nicht so viel zu tun hat.

Der selbstauferlegte Zwang, Sex immer nur gemeinsam und immer nur in Form eines Koitus haben zu dürfen, ist ähnlich, als würden Sie in Ihrer Partnerschaft festlegen, dass Sie Ihre Abendessen grundsätzlich nur gemeinsam und in der Form eines ausgedehnten Fünf-Gänge-Menüs einnehmen.

Auch das würden Sie beide vermutlich nicht besonders lange durchhalten- eben deswegen, weil die Bedürfnisse der Menschen unterschiedlich sind, weil bei dem einen der Hunger größer ist als beim anderen, weil der eine jeden Abend ein Festmahl essen könnte und der andere nicht. Wenn einer von Ihnen nicht jeden Tag das große Festessen haben will, bedeutet das keineswegs, dass Sie nicht beide gemeinsam an schönen Festessen Freude haben können. Es heißt nur: eben nicht an jeden Abend.

Zusätzlicher Sex, der die Beziehung nicht stört?

Und wo soll nun der zusätzliche Sex herkommen, der Ihre Partnerin nicht stört?

Wahrscheinlich wird Ihre Partnerin eher erleichtert als verärgert sein, wenn Sie sie fragen, was sie davon hält, wenn Sie außer der Beziehung zu ihr auch Pornografie dazu nützen, sexuell nicht durchzudrehen. Das ist die Methode, mit der viele Männer das Problem lösen können.

Darüber hinaus könnte Ihre Partnerin auch damit einverstanden sein, wenn Sie hin und wieder die professionelle Hilfe einer Prostituierten oder einer Domina aufsuchen. Möglicherweise lernen Sie sogar etwas für Ihr eigenes Sexualleben hinzu, was Ihnen beiden Spaß macht.

Womit Sie hingegen Ihrer Beziehung richtig schaden können, ist, wenn Sie durch eine Affäre eine neue Beziehung nebenher aufnehmen. Denn auch wenn viele Männer (und Frauen) durchaus vom Zusammenleben mit mehreren Partnern träumen, gibt es in der Wirklichkeit kaum Beispiele dafür, dass das ohne Eifersucht klappt.

Es ist je schon in einer Zweierbeziehung schwierig genug, dass jeder seine eigenen Bedürfnisses klar formulieren kann und nicht zu kurz kommt…

Es gibt für Sie und Ihre Partnerin also eine ganze Menge Stoff zum Diskutieren und Nachdenken. Falls es Ihnen schwer fällt, diese Themen direkt und offen anzusprechen, kann es hilfreich sein, in einige gemeinsame Stunden mit einem Therapeuten zu investieren. Denn Ihre Beziehung ist so kostbar, dass sich eine solche Investition sehr schnell gelohnt hat.

Mit herzlichem Gruß

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Weiblicher Orgasmus-
jede Frau ist anders
Noch nie Orgasmus erlebt-
und das als Frau mit 38
Kein Orgasmus beim Koitus- Bin ich frigide?
Unfähig
zum Orgasmus?