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Alkohol- mein Partner trinkt zu viel

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Alkohol- er will auf den Genuss nicht verzichten

Was soll ich bloß machen? Als ich meinen Freund vor zwei Jahren kennenlernte, hat er bereits jeden Abend ein Bier getrunken, dazu noch hin und wieder einen Wodka. Dabei habe ich mir eigentlich gar nichts gedacht, das ist bei meinen Eltern nicht anders.

Inzwischen sind aus dem einen Bier zum Feierabend immer gleich mehrere geworden, und am Wochenende oder im Urlaub gibt es dann schon vormittags den Frühschoppen. Weil das halt zum Urlaubsfeeling dazugehört, meint er.

Ich persönlich finde das richtig furchtbar, weil ich ihn allmählich gar nicht mehr ohne Alkoholfahne kenne.

Ein paar Mal ist es jetzt auch schon vorgekommen, dass er morgens nicht aus dem Bett kommt, um zur Arbeit zu gehen. Dann bin ich es, die beim Arbeitgeber anrufen muss, um ihn wegen Migräne zu entschuldigen. Dabei glaube ich, dass er schlicht und ergreifend einen Kater hatte.

Ich habe ihn mehrfach gebeten, mir zuliebe mal ein Wochenende auf Alkohol zu verzichten. Natürlich könnte er das, sagt er dann, aber er habe einfach keine Lust dazu. Warum am Wochenende darauf verzichten, es sich schön zu machen? Genauso gut könnten wir beschließen, am Wochenende nicht mehr Essen zu gehen oder nicht mehr auszugehen.

Was mir Sorgen macht, ist, dass sein Alkoholkonsum rein mengenmäßig immer mehr zunimmt. Er ist zwar noch nie richtig betrunken gewesen, wird in letzter Zeit ziemlich komisch und reizbar. Ich traue gar nicht mehr, ihm mit irgendwelchen eigenen Problemen aus der Arbeit zu kommen, weil er mir sowieso nicht zuhört.

Meine Sorge ist, dass er irgendwann richtig abhängig wird und vielleicht auch noch gewalttätig.

Monika L. (Name geändert)

Alkohol- Eine ärztliche Untersuchung ist wichtig

Hallo Monika,

in unserer Welt gehört Alkohol zum Leben dazu- allerdings gibt es einen Punkt, an dem Alkohol zum Problem werden kann. Und bei Ihrem Freund scheint das der Fall zu sein.

So wie Sie das schildern, ist zu vermuten, dass Ihr Freund bereits jetzt die Kriterien für das Vorliegen einer Alkoholkrankheit erfüllt. Ein Abhängigkeitssyndrom kann auch vorliegen, ohne dass Ihr Partner einen Vollrausch bekommt oder körperlich gewalttätig wird.

Deshalb ist eine ärztliche Untersuchung wichtig für Ihren Mann, um eine genaue Untersuchung durchzuführen und gegebenenfalls eine Therapie einzuleiten. Dass Sie beide, selbst wenn Sie es wollten, alleine eine Alkoholkrankheit Ihres Freundes ohne fachliche Hilfe in den Griff bekommen, ist nahezu ausgeschlossen. Dazu ist eine Alkoholkrankheit zu schwer. Sie würden ja auch bei einem Verdacht auf Lungenentzündung zum Arzt gehen und nicht selbst die Behandlung anfangen wollen.

Alkohol-
Wie motiviere ich ihn zur Untersuchung?

Das Hauptproblem liegt erfahrungsgemäß darin, einen Alkoholkranken dazu zu bewegen, überhaupt zum Arzt oder Therapeuten zu gehen und sich untersuchen zu lassen. Eine gewisse Chance haben sie dadurch, dass Ihr Freund möglicherweise Ihnen zuliebe dazu bereit ist, wenn Sie ihm zeigen, wie wichtig es Ihnen ist, dass er sich untersuchen läßt und dass Sie diesen Wunsch aus Fürsorge und Liebe zu ihm haben.

Vielleicht ist aber auch der Umweg über eine Paartherapie eine Möglichkeit. Sie erklären Ihrem Freund, dass Sie sich ganz allgemein die Beratung durch einen Therapeuten wünschen: Dann müssen Sie selbst das Alkoholthema gar nicht aufbringen. Ein geübter Therapeut wird die mögliche Alkoholkrankheit Ihres Freundes sehr schnell bemerken und Ihnen dann weitere Vorschläge machen.

Die Gefahr der Co-Abhängigkeit umgehen

Was sehr gut ist, dass Sie gemerkt haben, dass Ihr Freund ein Problem mit Alkohol hat. Es gibt häufig den Fall, dass die Menschen in der Umgebung eines Alkoholkranken diese Krankheit selber vertuschen oder verharmlosen (sogenannte Co-Abhängigkeit), möglicherweise aus sozialer Scham, mit einem „Alkoholiker“ zusammen zu leben.

Solche Co-Abhängigkeit ist insofern gefährlich, als dadurch dringend notwendige Hilfe für den Alkoholkranken verschleppt oder verhindert werden kann. Der Alkohol ist kein Thema, das Sie mit sich herumtragen müssen. Sie sind auch nicht dafür verantwortlich, Ihren Freund vor den Folgen des Trinkens zu schützen, also zum Beispiel beim Arbeitgeber anzurufen, wenn er wegen seiner Alkoholkrankheit nicht zum Dienst erscheinen kann.

Gerade dann, wenn Sie Ihren Freund lieben, sollten Sie ihm sehr deutlich machen, dass es nur langfristig nur dann mit ihnen beiden weitergehen kann, wenn er sich einer Untersuchung bzw. Therapie nicht entzieht.

Wenn Sie Fragen haben: Ich freue mich, wenn Sie mich nochmals kontaktieren.

Mit herzlichem Gruß

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

 

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Beziehungsprobleme Probleme in der Partnerschaft

Schwiegermutter ist zu besitzergreifend

Wenn die Schwiegermutter alles besser weiß…

Eigentlich bin ich glüklich verheiratet und stolze Mutter einer inzwischen 3 Monate alten Tochter.
Mein einziges Problem sind meine Schwiegereltern. Mein Mann und ich wohnen in einer Einliegerwohnung bei Ihnen im Haus, und sind auch darüber eigentlich ganz froh, weil mein Mann noch nicht so viel verdient, dass wir uns locker eine eigene Wohnung leisten könnten.
Meine Schwiegermutter kümmert sich an und für sich sehr immer wieder sehr lieb um unser Baby, besonders, weil es ihr erstes Enkelkind ist. Allerdings ist sie sehr besitzergreifend.
Neulich hat sie mich sehr verletzt, als sie gesagt hat, ich bräuchte mir keine Illusionen zu machen, daß meine Kleine mich vermissen würde, wenn ich mal nicht da wäre. Dazu wäre sie einfach noch zu klein, und sie hätte auch bei der Oma alles, was sie braucht. Außerdem sei die Oma eben auch sehr viel erfahrener im Umgang mit Kindern- schließlich hääte sie schon drei großgezogen und ich wäre erst seit drei Monaten Mutter. Fast habe ich schon das Gefühl, als wollte sie mir mein Kind wegnehmen, um es vor mir zu schützen.
Mein Mann meint, ich solle das nicht persönlich nehmen und nimmt seine Mutter in Schutz. Ich solle einfach nicht so überempfindlich sein.
Ich fühle mich von ihm total allein gelassen und habe in unserer eigenen Wohnung nicht das Gefühl, zuhause zu sein, sondern nur auf permanentem Besuch bei den Schwiegereltern.

Steffi G. (Name geändert)

Für Ihre Schwiegermutter
hat die Welt sich verändert

Hallo Steffi,

mit der Geburt Ihrer Tochter hat sich für alle Menschen in Ihrer Umgebung viel verändert. Sie sind nun Mutter, ihr Mann Vater geworden. Sie beide sind nicht länger nur ein Paar, sondern gemeinsam mit Ihrer Tochter selbst eine eigene Familie geworden.

Auch für Ihre Schwiegermutter hat sich die Welt völlig verändert. Bis zur Geburt Ihres Kindes war es für Ihre Schwiegermutter noch möglich, Sie wie ein zusätzliches Kind oder als den Anhang Ihres Sohnes zu verstehen und Sie damit als Teil ihrer Großfamilie zu sehen, in der sie selbst unumstritten die Rolle der Mutter innehatte.

Jetzt ist aber sozusagen eine Familie in der Familie entstanden, zu der Ihre Schwiegermutter nicht dazugehört. Ihr Mann und Sie selbst sind jetzt nicht einfach wie bisher ihre Kinder, sondern selbst Eltern. Diese Veränderung fällt Ihrer Schwiegermutter offensichtlich nicht leicht: ihre eigene Rolle in der Familie ist nicht mehr die gleiche, sie gehört jetzt zur drittältesten Generation. Und sie muss auch ein Stück Macht abgeben über Ihren Sohn, der jetzt eben nicht mehr familiär an erster Stelle die Rolle ihres Kindes spielt, sondern die eines Vaters und Ehemanns.

Diese neuen Verhältnisse kann sie in der Realität nicht rückgängig machen. Aber es gibt in ihr, sicherlich unbewußt, den Versuch, die alte Stellung zu verteidigen: Deshalb scheint sie ihr Enkelkind als ihr eigenes zu betrachten und Sie als Mutter gar nicht wahrzunehmen.

Sie alle müssen sich jetzt an neue Rollen in der Familie gewöhnen

Die einzige tatsächliche Lösung für das Problem ist, Ihrer Schwiegermutter dabei zu helfen, in die neue Rolle als Oma hineinzuwachsen. Denn sie hat offenbar Schwierigkeiten, von der Mutter-Rolle zu Oma-Rolle zu wechseln.

Das liegt möglicherweise daran, dass sie selbst Vorstellungen über die Oma-Rolle hat, die ihr nicht gefallen. Vielleicht denkt sie, Omas wären alt, unattraktiv und schon halb aus dem Leben verabschiedet. Dabei kann Oma-Sein auch genau das Gegenteil sein: Freude darüber, dass das eigene Kind nun selbst ein Kind hat; Freude darüber, am Leben des Enkelkinds Anteil haben zu können, ohne selbst dafür die volle Verantwortung zu tragen; Freude über die größer gewordene Familie.

In diesem Zusammenhang stellt sich nun die Frage, wie sich eigentlich die anderen Familienmitglieder verhalten: Gibt es einen Schwiegervater? Was hält der davon, dass sich seine Frau jetzt so sehr auf das Enkelkind stürzt?
Und vor allem: Hat Ihr eigener Mann schon begriffen, dass er nun mit der Vaterrolle auch die Aufgabe hat, seine eigene kleine Familie vor Übergriffen von außen zu schützen und sogar auch vor den Übergriffen seiner eigenen Mutter?

Das sind alles bestimmt keine einfachen Fragen, aber sie stellen sich ganz automatisch, wenn mit der Geburt eines Kindes in einer Familie eine neue Generation hinzukommt.

Der erste Ansprechpartner ist Ihr Ehemann

Wenn Sie sich einfach nur an Ihrer Schwiegermutter reiben, werden Sie das Problem vermutlich nicht lösen können. Ihr Ehemann ist bei der Problemlösung Ihr wichtigster Partner. Ja klarer er seiner Mutter gegenüber deutlich machen kann, dass Sie die Mutter Ihres Kindes sind und dass für ein Kind Vater und Mutter die wichtigsten Personen im Leben sind und erst danach die Großeltern, desto besser.

Mögicherweise kann es Ihnen beiden gut tun, wenn Sie sich ein paar Stunden Beratung durch einen Paartherapeuten gönnen, der ihnen dabei hilft, Ihre eigene neue Position besser zu verstehen und leben zu können. Denn je selbstsicherer Sie beide gegenüber Ihrer Schwiegermutter auftreten und je genauer Sie beide wissen, welches Ihrer beide Grundsätze in der Kindererziehung sind, desto eher wird auch Ihre Schwiegermutter begreifen, wo die Grenzen ihrer eigenen neuen Rolle als Oma liegen.

Natürlich kann es Extremfälle geben, wo sich Schwiegermütter niemals an eine solche neue Rolle gewöhnen werden- da kann es dann hilfreich sein, auf räumliche Trennungzu setzen und nicht länger in unmittelbarer Nachbarschaft und schon gar nicht im gleichen Haus miteinander zu wohnen.

Aber dass es so weit kommt, ist noch längst nicht gesagt. Wenn drei Monate nach der Geburt eines Kindes alle Beteiligten noch nicht ganz in ihre neuen Rollen gefunden haben, ist das noch vollkommen normal.

Allerdings sollten Sie jetzt, auch wenn das mit einem kleinen Kind nicht immer leicht ist, vor allem darauf achten, dass Sie mit Ihrem Ehemann alle diese Fragen in Ruhe und in aller Ausführlichkeit besprechen. Denn er ist Ihr wichtigster Partner, das Problem mit Ihrer Schwiegermutter zu lsöen.

Wenn Sie weitere Fragen haben, freue ich mich, wenn Sie mit mir nochmals Kontakt aufnehmen.

Mit herzlichem Gruß

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

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Beziehungsprobleme Missbrauch

Hörigkeit- Wie komme ich von ihm los?

Hörigkeit: Ich liebe ihn,
und wenn er mich wie Dreck behandelt


Ich bin 43 und habe in meinen bisherigen Beziehungen niemals Lust beim Sex empfunden. Das kann daran liegen, dass ich als Kind mehrmals von einem Onkel missbraucht worden bin.
Jetzt habe ich einen Mann gefunden, in den ich mich total verliebt habe.
Dabei behandelt er mich wie Dreck. Er läßt mich warten, wenn wir uns treffen sollen, prahlt, wie tollen Sex er mit einer anderen Frau gehabt hat.
Er ist auch gewaltätig, schlägt mich, verlangt Geld von mir.
Und ausgerechnet er ist der erste Mann, bei dem ich Lust empfinde, richtig starke Gefühle…
Er weiß das und nützt mich gnadenlos aus. Alle paar Tage steht er völlig unerwartet vor der Tür und will sofort Sex oder Geld.
Wenn ich ihm sage, dass ich Schluss machen will, schlägt er mich brutal. Und ich knicke ein, und letztlich bin ich es, die ihn anbettelt bei mir zu bleiben.
Wie kann ich diesen Kreislauf der Hörigkeit nur durchbrechen?

Bettina G. (Name geändert)

Hörigkeit: Sie brauchen jetzt kompetente Hilfe

Hallo Bettina,

Sie sind ganz offensichtlich in einer sehr schweren Situation. Eigentlich wäre bereits der Missbrauch in Ihrer Kindheit voll und ganz ein Grund für eine Psychotherapie. Wenn Sie jetzt obendrein noch einen Partner lieben, der Sie so grausam misshandelt und in die Hörigkeit geführt hat, dann benötigen Sie erst recht kompetente psychologische Unterstützung.

Möglicherweise kann Ihnen als erste Anlaufstelle das Team von einem Frauenhaus helfen, indem Sie für einige Zeit von Zuhause ausziehen. Dann haben Sie etwas Ruhe vor diesem Mann und können ohne Störung durch ihn darüber nachdenken, was Sie eigentlich brauchen.

Ein ungutes Knäuel
von Gefühlen und Erfahrungen…

Wahrscheinlich haben Sie selbst schon gemerkt, dass die Missbrauchserfahrung in der Kindheit, Ihre Empfindungslosigkeit beim Sex in den bisherigen Beziehungen und Ihre Hörigkeit gegenüber diesem Mann offensichtlich eine Menge miteinander zu tun haben.

Die an sich schöne Erfahrung der Sexualität hat sich offenbar seit Ihrer Kindheit so sehr mit den Übergriffen und Verletzungen verbunden, dass auch die aktuellen Übergriffe und Verletzungen durch Ihren neuen Partner sexuelles Lusterleben wachrufen können. Auf den ersten Blick sieht es geradezu so aus, als würden Sie selbst alles dafür tun, dass Sie die Missbrauchserfahrung Ihrer Kindheit nochmals neu wiederholen.

…kann wohl am besten
in einer Therapie aufgelöst werden.

Dieses Knäuel an Gefühlen und Erfahrungen zu entwirren, wird sicherlich nicht einfach sein. Deshalb ist es gut, wenn Sie sich professionelle Hilfe holen und am besten schon bald eine Therapie beginnen. Voraussetzung ist natürlich, dass Sie als allererstes einen sicheren Ort finden, an dem Sie nicht wieder und wieder von Ihrem Freund in den Zustand der Hörigkeit zurückgeführt und aus Ihren Vorhaben für eine Veränderung der Lage herausgerissen werden können.

Ein wichtiges Ziel kann es für Sie sein, durch die Therapie herauszufinden, welche Bedürfnisse Sie selbst jetzt für sich haben. Ihre eigentlichen Bedürfnisse, die Sie als Kind gehabt haben und die damals mit Füßen getreten wurden, kennen Sie wahrscheinlich nicht mehr so richtig. Hier behutsam zurückzugehen und Ihr verlorenes Selbst Stück für Stück wiederzufinden, kann Ihnen sicherlich wieder neue Lebensperspektiven eröffnen.

Wenn Sie weitere Fragen haben, freue ich mich, wenn Sie sich nochmals an mich wenden.

Mit herzlichen Grüßen

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

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Paartherapie und Eheberatung

Abhängigkeit- meine Freundin klebt an mir

Abhängigkeit: „In einer Beziehung
macht man alles zusammen…“

Abhängigkeit- Ich habe ein echtes Problem mit meiner Freundin. Ich bin jetzt seit einem Jahr mit ihr zusammen, und sie hängt an mir wie eine Klette. Ich habe das Gefühl, dass sie regelrecht abhängig von mir ist. Wir sehen uns jeden Abend unter der Woche nach der Arbeit und am Wochenende durchgehend.

Ich schaffe es nicht mehr, irgendwelche anderen Freunde zu besuchen, weil sie immer mit dabei sein will. Sie wird sogar schon sauer, wenn ich einmal die Woche zum Krafttraining ins Fitnessstudio gehen will und fragt dann, ob das denn wirklich sein muss, dass sie sich dann einsam fühlt, nicht weiß, was sie machen soll usw. Die Begründung lautet dann immer: „In einer Beziehung macht man doch alles zusammen…“

Dafür bietet sie mir jeden Abend Sex an. Am Anfang habe ich das total genossen, aber jetzt bleibt außer zum Sex und zum Kuscheln für nichts anderes Zeit mehr. Das Maximum ist, dass wir gemeinsam ins Kino gehen, aber da kuschelt sie ja schon wieder an mir.

Für sich privat hat sie überhaupt keine Hobbies. Sie sagt mir immer wieder, wie sehr sie mich braucht, dass die Welt nur schön ist, wenn sie bei mir sein kann, dass sie gar nicht wüsste, wie sie ohne mich überleben kann. Es wäre so gut, mich zu haben, weil sie sonst gar nicht mehr mit ihrem Leben zurecht käme.

Ich bekomme schon richtig Angst, dass sie sich umbringen würde, falls ich mich von ihr trenne. Dabei mag ich sie, sie macht mir auch lauter Geschenke, verwöhnt mich mit gutem Essen und, wie gesagt, mit sehr viel, sehr gutem Sex. Ein anderer Mann würde sich wahrscheinlich im siebten Himmel fühlen. Ich fühle mich richtig schuldig und undankbar, weil mir das alles einfach zu viel wird.

Sie himmelt mich so sehr an, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass das gar nicht ich bin, sondern irgendein Ideal von mir, das sie liebt. Immer wieder sagt sie sogar, dass ich wahrscheinlich viel zu gut für sie bin und dass ich sie wahrscheinlich irgendwann versetzen werde, wenn ich eine bessere Frau gefunden habe. Dann würde sie alleine zurückbleiben und mit ihrem Leben nicht mehr zurechtkommen.

Was soll ich nur machen? Gibt es irgendeine Chance, unsere Beziehung wieder etwas normaler zu bekommen? Und falls ich mich von ihr trennen sollte: Wie mache ich das, wenn sie mir schon indirekt gesagt hat, dass sie sich dann umbringen würde?

Andreas M. (Name geändert)

Abhängigkeit-
ein Problem nicht nur für den/die Abhängige/n

Hallo Andreas,

eine gute Beziehung besteht aus Geben und Nehmen, Momenten der Gemeinsamkeit und Momenten des Loslassens. In Ihrer Beziehung scheint hier ein Ungleichgewicht zu bestehen. Von Seiten Ihrer Freundin kommt ein ständiger Wunsch nach Zusammensein, und Sie fühlen sich umklammert. Auf Dauer empfinden Sie Ihre Beziehung nicht befriedigend- da kann auch viel guter Sex wenig helfen.

Um bei der Lösung des Problems vorwärts zu kommen, geht die erste Frage an Sie: Was sind eigentlich Ihre eigenen Bedürfnisse? Wieviel Zeit und Nähe sind Sie gerne bereit, gemeinsam mit Ihrer Freundin zu teilen und wo liegt die Grenze, dass Sie sich nicht länger wohl fühlen?

Je genauer Sie selber wissen, was Ihnen gut tut, desto besser können Sie das auch Ihrer Freundin mitteilen.

Abhängigkeit-
Grenzen setzen als Lösung

Sie selbst sind es, der Ihrer Freundin sagen muss, wieviel Nähe Ihnen gut tut und wann Sie Zeit für sich oder Ihre Freunde ohne sie brauchen. Eine gute Partnerschaft ist nur möglich, wenn die Bedürfnisse beider Partner nicht vernachlässigt werden. Sie sollten also prüfen, ob sie diese Grenzen ihrer Freundin gegenüber wirklich klar genug deutlich gemacht haben.

Das Motto „In einer Beziehung macht man doch alles zusammen…“ gilt nur so lange, wie Sie dem nicht widersprochen haben. Es könnte ja auch ein neues Motto gelten: „In unserer Beziehung machen wir manche Dinge gern zusammen (z.B. Sex) und andere Dinge nicht (z.B. Arbeit, alte Freunde besuchen…).

Abhängigkeit-
Und wenn die Grenzen nicht akzeptiert werden?

Aber möglicherweise haben Sie das ja schon versucht, und Ihre Freundin übt trotz von Ihnen klar ausgesprochener Grenzen Druck auf Sie aus, mit Sätzen wie: „Ich kann nicht allein sein.“, „Die Welt ist nur schön, wenn du bei mir bist.“ etc.

Dann hat Ihre Freundin offensichtlich ein Problem, Grenzen anzuerkennen und Sie als den Menschen zu akzeptieren, der Sie sind. Dass dem so ist, darauf deutet auch hin, dass Sie das Gefühl haben, sie würde mehr ein Idealbild von Ihnen lieben als Ihre konkrete Person.

In diesem Fall wäre eine Paartherapie sicherlich hilfreich, in der sie beide ihre jeweiligen Bedürfnisse formulieren können und wahrnehmen, wie der jeweils andere darauf reagiert. Vielleicht kann Ihre Freundin dabei auch erkennen, welcher Mensch sie tatsächlich sind und wieviel Gemeinsamkeit für Sie gut ist und wann die Grenze zum Zuviel überschritten wird.

Möglicherweise wird Ihre Freundin aber auch feststellen müssen, dass ihr Erwartungsbild in Bezug auf Sie einfach nicht mit der Realität übereinstimmt und Sie nicht der Mann sind, der für sie der passende ist.

Denkbar ist allerdings auch, dass sich in einer Paartherapie herausstellt, dass ihre Freundin überhaupt nicht in der Lage ist, selbst für ihr Leben Verantwortung zu übernehmen und sich deswegen so vollständig in die Abhängigkeit von Ihnen übergeben hat. Das wäre dann ein ernsthaftes psychisches Problem, an dem Ihre Freundin wohl auch individuell in einer Therapie weiterarbeiten sollte.

Abhängigkeit-
Und was ist bei einer Selbstmorddrohung?

Ein weiteres Thema, das Sie angedeutet haben, sind versteckte Drohungen mit Selbstmord für den Fall, dass Sie Ihre Freundin verlassen. Hier möchte ich Sie gern auf einen weiteren Blog-Eintrag verweisen, wo ich auf das Thema Selbstmorddrohung durch den Partner noch genauer eingehe.

Hier nur die Kurzfassung:
Wenn Ihre Freundin droht, sich selbst zu töten, müssen Sie diese Drohung auf jeden Fall ernst nehmen.
Das ist ein Anzeichen, dass Ihre Freundin unbedingt professionelle Hilfe benötigt, die Sie ihr nicht geben können.
Gehen Sie also entweder mit ihr gemeinsam zu einem Arzt oder Therapeuten oder rufen Sie die Notrufnummer 110.

Wenn die unmittelbare Gefahr, die bei einer Selbstmorddrohung immer gegeben ist, durch professionelle Hilfe gelöst wurde, bleibt immer noch das Problem, was eine solche Drohung für Ihre Beziehung bedeutet hat. Ohne die Unterstützung durch einen Paartherapeuten dürfte es für Sie beide sehr schwierig sein, den Weg in eine „normale“ Beziehung zu finden.

Wenn Sie weitere Fragen haben, freue ich mich, wenn Sie mit mir Kontakt aufnehmen.

Mit herzlichem Gruß

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

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Sexuelle Wünsche

Ich will mehr Sex als sie… Unterschiedliche Bedürfnisse

Mit meiner Partnerin hätte ich gern mehr Sex. Tatsächlich haben wir ungefähr 1x die Woche Sex, manchmal, im Urlaub, auch öfter. Der Sex macht uns beiden auch richtig viel Spaß, eigentlich haben wir gar keine Probleme, sollte man meinen.

Aber ich habe dann doch eins, und sogar ziemlich arg, weil ich eigentlich jeden Tag könnte und sie eben nicht. Dabei habe ich das Gefühl: Ich brauche mehr Sex als sie, so richtig körperlich, um nicht vor Geilheit durchzudrehen. Dabei liebe ich sie total und will gar keine andere Beziehung. Aber ich habe Angst, dass ich irgendwann einfach nicht Nein sagen kann, wenn irgendeine andere mir mich anmacht.

Ich habe auch schon versucht, mit ihr darüber zu reden. Aber sie meint, sie wär nun mal so, und mehr Sex mit ihr wär einfach nicht drin. Was soll ich bloß machen?

Thomas W. (Name geändert)

Mehr Sex- Unterschiedliche Bedürfnisse

Hallo Thomas,

es ist gar nicht so selten, dass in einer Beziehung der eine Partner mehr Sex will als der andere. Übrigens muss es nicht immer der Mann sein… Menschen haben körperlich uunterschiedliche Bedürfnisse: der eine braucht viel Sex, der andere weniger, und die Häufigkeit des Sex-Bedürfnisses kann sich auch im Laufe der Zeit immer wieder phasenweise ändern.

Natürlich ist es nicht gut, sexuell unbefriedigt durch die Gegend zu laufen. Und Sie haben Recht: Wenn Sie sexuell unbefriedigt sind, steigt die Gefahr, dass Sie sich bei passender Gelegenheit zu einer Affäre hinreißen lassen, die Sie eigentlich gar nicht haben wollten.

Gegen Ihren Sexualtrieb werden Sie kaum etwas machen können (und wohl auch nicht machen wollen…). Und umgekehrt werden Sie auch Ihre Partnerin nicht zu häufigerem Sex gewinnen können, wenn bei ihr körperlich dazu kein Bedürfnis vorhanden ist.

Wenn Sie trotzdem Ihre Partnerin ständig mit dem Thema „mehr Sex“ bedrängen, besteht sogar die Gefahr, dass sie glaubt, sie würde Ihnen nicht ausreichend gefallen oder Ihre Beziehung wäre gestört.

Mehr Sex- eine Lösung auch ohne Fremdgehen?

Bleibt also die Frage, ob Sie auch ohne Fremdgehen eine langfristige Lösung finden, Ihren Sexualtrieb befriedigen zu können. Es ist keine Schande, wenn Sie darüber auch ganz offen mit Ihrer Partnerin sprechen, möglicherweise auch im Rahmen einer Beratungsstunde bei einem Therapeuten.

Wenn Ihre Partnerin versteht, dass Ihr Wunsch nach mehr Sex nicht etwas ist, was sie an ihr auszusetzen haben, sondern einfach nur eine unterschiedliche Bedürfnislage, dann lassen sich durchaus konstruktive Lösungen finden.

Sex nur gemeinsam und nur als Koitus?

Die wichtigste Frage gleich zuerst:
Glauben Sie (beide?), dass Sie durch Ihre Partnerschaft auch ein Abkommen geschlossen haben, dass in Ihrer Beziehung jede sexuelle Betätigung nur gemeinsam und nur in der Form eines Koitus stattfinden darf?

Wenn dem so sein sollte, dann ist es vorprogrammiert, dass immer einer von Ihnen beiden in seinen eigenen Bedürfnissen verletzt wird: sei es durch zu viel, sei es durch zu wenig Sex.

Die Lösung kann also nur lauten: Machen Sie sich in der Befriedigung Ihres Sex-Bedürfnisses ein Stück weit unabhängig- und zwar so, dass Ihre Partnerin nichts dagegen hat.

Bisher hat sich Ihre Partnerin durch das „mehr Sex“-Thema wahrscheinlich immer nur unter Druck gesetzt gefühlt und noch gar nicht verstanden, dass Ihr häufigeres Sex-Bedürfnis eigentlich ein körperliches Problem von Ihnen ganz persönlich ist, dass mit Ihrer gemeinsamen Beziehung gar nicht so viel zu tun hat.

Der selbstauferlegte Zwang, Sex immer nur gemeinsam und immer nur in Form eines Koitus haben zu dürfen, ist ähnlich, als würden Sie in Ihrer Partnerschaft festlegen, dass Sie Ihre Abendessen grundsätzlich nur gemeinsam und in der Form eines ausgedehnten Fünf-Gänge-Menüs einnehmen.

Auch das würden Sie beide vermutlich nicht besonders lange durchhalten- eben deswegen, weil die Bedürfnisse der Menschen unterschiedlich sind, weil bei dem einen der Hunger größer ist als beim anderen, weil der eine jeden Abend ein Festmahl essen könnte und der andere nicht. Wenn einer von Ihnen nicht jeden Tag das große Festessen haben will, bedeutet das keineswegs, dass Sie nicht beide gemeinsam an schönen Festessen Freude haben können. Es heißt nur: eben nicht an jeden Abend.

Zusätzlicher Sex, der die Beziehung nicht stört?

Und wo soll nun der zusätzliche Sex herkommen, der Ihre Partnerin nicht stört?

Wahrscheinlich wird Ihre Partnerin eher erleichtert als verärgert sein, wenn Sie sie fragen, was sie davon hält, wenn Sie außer der Beziehung zu ihr auch Pornografie dazu nützen, sexuell nicht durchzudrehen. Das ist die Methode, mit der viele Männer das Problem lösen können.

Darüber hinaus könnte Ihre Partnerin auch damit einverstanden sein, wenn Sie hin und wieder die professionelle Hilfe einer Prostituierten oder einer Domina aufsuchen. Möglicherweise lernen Sie sogar etwas für Ihr eigenes Sexualleben hinzu, was Ihnen beiden Spaß macht.

Womit Sie hingegen Ihrer Beziehung richtig schaden können, ist, wenn Sie durch eine Affäre eine neue Beziehung nebenher aufnehmen. Denn auch wenn viele Männer (und Frauen) durchaus vom Zusammenleben mit mehreren Partnern träumen, gibt es in der Wirklichkeit kaum Beispiele dafür, dass das ohne Eifersucht klappt.

Es ist je schon in einer Zweierbeziehung schwierig genug, dass jeder seine eigenen Bedürfnisses klar formulieren kann und nicht zu kurz kommt…

Es gibt für Sie und Ihre Partnerin also eine ganze Menge Stoff zum Diskutieren und Nachdenken. Falls es Ihnen schwer fällt, diese Themen direkt und offen anzusprechen, kann es hilfreich sein, in einige gemeinsame Stunden mit einem Therapeuten zu investieren. Denn Ihre Beziehung ist so kostbar, dass sich eine solche Investition sehr schnell gelohnt hat.

Mit herzlichem Gruß

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Weiblicher Orgasmus-
jede Frau ist anders
Noch nie Orgasmus erlebt-
und das als Frau mit 38
Kein Orgasmus beim Koitus- Bin ich frigide?
Unfähig
zum Orgasmus?

 

 

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Beziehungsprobleme

Fremdgehen: Mögliche Anzeichen für Untreue?

Untreue: Woran erkenne ich,
dass mein Partner fremdgeht?
Untreue- die häufigsten Indizien

Eine Frage zum Thema Untreue: Ich bin mir nicht sicher, ob mein Partner mich mit einer anderen betrügt. Gibt es Anzeichen, woran ich das erkennen kann? Gibt es solche Anzeichen nur für Männer oder auch bei Frauen?

Silke T. (Name geändert)

Hallo Silke,

über die Frage, ob es sichere Anzeichen für eine Affäre des Partners oder der Partnerin gibt, haben sich schon viele Leute den Kopf zerbrochen. Und es gibt den Berufszweig der Privatdetektive, der hauptsächlich davon lebt, solche Nachweise zu finden.

Solche Anzeichen könnten sein:

  • Ihr Partner hat ein zweites Handy, das passwortgesichert ist und auf das Sie keinen Zugriff haben.

  • Ihr Partner/Ihre Partnerin will plötzlich deutlich weniger oder auch deutlich mehr Sex wünschen (in letzterem Fall als Überkompensation des schlechten Gewissens).

  • Auffällig sind neue Termine mit Freunden bzw. Freundinnen oder unerwartete Überstunden im Büro.

Diese Anzeichen gelten übrigens für Männer genauso wie für Frauen.

Aus psychologischer Sicht ist der Wunsch sehr gut verständlich, endlich die „ganze Wahrheit“ zu wissen. Das Problem ist nur: Durch solche Anzeichen erfahren Sie diese „ganze Wahrheit“ nicht.

Denn:
Alle diese Anzeichen können bedeuten, dass Ihr Partner eine Affäre hat, sie müssen es aber nicht.

Untreue- die Suche nach der „ganzen Wahrheit“

Selbst wenn Ihr Partner in flagranti beim Seitensprung überführt wurde, wissen Sie nicht, was diese Affäre eigentlich bedeutet.

  • Hat Ihr Partner eine neues Lebensglück gefunden und bereitet innerlich schon die Trennung von Ihnen vor?

  • War er einen Augenblick lang zu schwach, der Versuchung einer neuen Frau zu widerstehen?

  • Oder meint er, hin und wieder anderswo naschen zu können, ohne das dabei irgendetwas verwerflich ist, solange Sie es nicht erfahren?

Eines wissen Sie allerdings mit Sicherheit schon jetzt, und zwar noch bevor Ihre Suche nach den mögliche Anzeichen eines Seitensprung beginnt: In Ihrer Partnerschaft besteht ein massiver Vertrauensverlust.

Auch ohne Beweise
steckt Ihre Partnerschaft in einer Krise

Denn offensichtlich haben Sie, auch wenn klare Beweise noch nicht vorliegen, bereits jetzt das Gefühl, dass Sie Ihren Partner nicht mehr zu 100% trauen können.

Deshalb sollten Sie sich, möglicherweise auch unter Zuhilfenahme eines Therapeuten, folgende Fragen stellen:

Wenn ich nach Anzeichen für die Untreue meines Partners suche: Suche ich bereits einen Grund, mich von ihm zu trennen?

Wenn Sie selbst innerlich bereits mit der Beziehung abgeschlossen haben, ist es letztlich egal, ob Ihr Partner eine Neue hat oder nicht- dann sollten Sie sich überlegen, wann und wie Sie ihm am besten sagen, dass es zwischen Ihnen zu Ende ist.

Oder möchte ich daran arbeiten, die Beziehung zu erhalten, selbst wenn sich mein Verdacht bestätigen sollte?

Solange Sie aber Ihren Partner noch lieben und auf eine weitere, gute Zeit des Miteinander hoffen, gibt es für Sie mehr zu tun, als selber Detektiv zu spielen oder gar eine Detektei mit Nachforschungen zu beauftragen.

Therapeutische Lösungsansätze

Wenn Ihnen also an Ihrem Partner noch etwas liegt:
Dann wird es das Wichtigste sein, ihn zum Reden zu bringen und aus seinem Mund zu hören, was eigentlich passiert ist. Nur so erfahren Sie die „ganze Wahrheit“.

Das kann nur klappen, wenn er sich durch Ihren Gesprächswunsch nicht von vornherein an den Pranger gestellt fühlt (ob zu Recht oder zu Unrecht).

Wenn er spürt, dass Sie ihm ohne Vorwürfe erst einmal nur zuhören und ihn besser verstehen wollen, dann wird er sich Ihrem Gesprächswunsch kaum verschließen. Ein solches Gespräch kann sicherlich noch leichter gelingen, wenn Sie sich beide einen Therapeuten als Moderator gönnen, der Ihnen beiden dabei hilft.

Die erste und wichtigste Regel, die Sie beide miteinander vereinbaren sollten, wird sein: Was auch immer passiert, Sie werden einander so wichtige Ereignisse wie einen Seitensprung nicht verheimlichen, und Sie werden sich rechtzeitig und offen gegenseitig über Ihre Bedürfnisse austauschen.

Wenn Sie beide das Gefühl haben, sich auf dieser Basis wieder vertrauen zu können, gibt es verschiedene Möglichkeiten, weiterzuplanen: Das kann eine einvernehmliche Auszeit sein, aber auch der Versuch des Neubeginns, etwa dann, wenn sich herausstellen sollte, dass es gar keinen Seitensprung gegeben hat oder dass der Seitensprung Ihres Partners nur ein einmaliger Ausrutscher war, der ihm selber leid tut.

Das ist bestimmt kein einfacher Weg, und deswegen ist eine therapeutische Begleitung sicherlich sehr sinnvoll. Aber es ist zugleich ein Weg, der sich lohnen kann. Und eine Beziehung, die eine solche Krise erfolgreich durchlebt hat, ist sicherlich deutlich gefestigter als zuvor.

Mit herzlichem Gruß

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

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Paartherapie und Eheberatung

Nach Fremdgehen sofortige Trennung?

Ich glaube, dass mein Mann mit einer Arbeitskollegin fremdgeht. Angefangen hat das ganze vor etwa 5 Monaten, nach einer Kongressreise. Seitdem hat er ein zweites Handy, das er immer mit sich herumträgt, und er muss immer wieder plötzlich Überstunden machen, ohne dass er erzählen kann, was er eigentlich konkret macht.
Ich habe auch mal während einer „Überstunde“ bei ihm am Arbeitsplatz angerufen, und er war gar nicht im Büro. Ich weiß überhaupt nicht, was ich machen soll. Eigentlich liebe ich meinen Mann und möchte ihn behalten. Andererseits wäre ich so wütend auf ihn, dass ich nie wieder in die Augen sehen könnte. Besonders deswegen, weil er mir nicht gleich die Wahrheit gesagt hat.
Wenn das stimmt, dass er mich betrügt, sollte ich mich dann am besten sofort von ihm trennen?

Heike B. (Name geändert)

Fremdgehen- wie stelle ich ihn zur Rede?

Hallo Heike,

was Sie schreiben, sind tatsächlich typische Anzeichen für ein mögliches Fremdgehen Ihres Partners.

Allerdings haben Sie erst dann Gewißheit, wenn Sie Ihren Mann ganz konkret mit Ihrer Vermutung konfrontiert haben. Wie könnte es ausgehen, wenn Sie ihn zur Rede stellen?
Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Möglichkeit: Er gibt die Affäre zu. Und was dann?

Es wäre völlig normal, wenn Sie ihn im Affekt erst einmal mit allen Schimpfwörtern der Welt überschütten und ihn aus der Wohnung hinauswerfen. An die Möglichkeit einer solchen „sofortigen Trennung“ haben Sie ja bereits selber gedacht.

Allerdings macht eine solche „sofortige Trennung“ es unmöglich, dass er seine Sicht der Dinge überhaupt vorträgt. Denn die meisten Männer, die fremdgehen, wollen ihre Frau nicht verlieren. Falls Ihr Mann sie über seine Affäre belügt, dann höchstwahrscheinlich deswegen, weil er Angst hat, Sie zu verlieren, sobald er Ihnen die Wahrheit sagt. Auch wenn Ihr Mann Sie betrügt, ist ihm Ihre Beziehung offenbar immer noch wertvoll.

Und solange Ihnen beiden Ihre Beziehung etwas bedeutet, ist es prinzipiell möglich, dass Sie auch wieder zusammenfinden.

1. Möglichkeit: Er gibt die Affäre nicht zu. Und was dann?

Sie müssen aber auch damit rechnen, dass Ihr Mann sagt, er hätte sie nicht betrogen.

Auch wenn es nicht wahrscheinlich ist: Vielleicht kann Ihr Mann diese Veränderungen in seinem Verhalten und das neue Handy irgendwie erklären.

Aber dann hätten Sie beide sofort neue Probleme: Ihr Mann müsste mit dem Gefühl fertigwerden, dass Sie ihm nicht trauen. Und auch Sie wären von seinen Erklärungen wahrscheinlich nicht ganz überzeugt.

Warum ein Therapeut jetzt hilfreich sein kann

Die Situation ist also so kompliziert, dass es sich lohnt, auch schon vor einer solchen direkten Aussprache therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Statt Ihren Mann direkt zur Rede zu stellen, könnten Sie sagen: „Ich habe das Gefühl, dass es gut wäre, wenn wir gemeinsam einen Therapeuten aufsuchen würden. Es gibt da ein paar Punkte, wo ich glaube, dass uns beiden fachlicher Rat weiterhelfen kann.“ Machen Sie ihm unmissverständlich deutlich, dass das Ihr Wunsch ist.

Höchstwahrscheinlich wird Ihr Mann darauf eingehen, vielleicht ist er sogar froh, wenn Sie die Sache in die Hand nehmen und er aus seiner eigenen verfahrenen Situation wieder freikommt. Denn wenn er tatsächlich Sie über eine Affäre belügt, dann geht es auch ihm vermutlich psychisch nicht besonders gut.

Fremdgehen- Eine Reihe wichtiger Fragen

Gemeinsam mit Ihrem Therapeuten gibt es dann eine ganze Reihe wichtiger Fragen zu besprechen:

  • Was ist tatsächlich dran an der Affäre Ihres Mannes? Wie ist es dazu gekommen und warum hat er Ihnen nicht von selbst die Wahrheit gesagt?
  • Welchen Wert hat Ihre gemeinsame Beziehung für Ihren Mann und für Sie selbst? Vor der Affäre und jetzt?
  • Gibt es Möglichkeiten, wie Sie das zerbrochene Vertrauen wiederherstellen können?
  • Können Sie Ihrem Mann die Affäre verzeihen? Wenn ja, unter welchen Bedingungen?
  • Wenn Sie sich trennen wollen: Wie organisieren Sie Ihre Trennung? Ist die Scheidung der richtige Weg oder genügt zuächst eine vorübergehende Trennung? Was geschieht mit Ihrem gemeinsamen Besitz? Wie soll es ggf. mit Ihren Kindern weitergehen?

Fremdgehen- Chance für einen Neuanfang?

Fazit: Die sofortige Trennung ist für Sie beide wahrscheinlich nicht die beste Lösung, weil dadurch andere Möglichkeiten nicht mehr geprüft werden können, die für Sie beide deutlich besser sein können.

Natürlich ist es sicher, dass nach einer Affäre in Ihrer Beziehung vieles nicht mehr so sein kann wie zuvor. Aber das ist ja auch gut so, dass sich etwas verändert hat. Denn jetzt gibt es die Chance, dass Sie beide nach einiger Zeit der gemeinsamen therapeutischen Arbeit wieder neu zueinander finden.

Ihr Mann wird möglicherweise gelernt haben, dass er mit Ihnen über seine eigenen intimen Probleme und Sehnsüchte sehr viel offener reden kann, als er das je geglaubt hätte.

Und Sie selbst werden möglicherweise herausfinden, dass Sie Ihren Mann auch trotz der Affäre lieben und ihm nach der gemeinsamen Therapie wieder in einem Maß vertrauen können, wie es zuvor in Ihrer Ehe gar nicht möglich gewesen ist.

Auf Ihrem Weg zu einer Lösung, mit der Sie selbst rundum zufrieden sein können, wünsche ich Ihnen viel Erfolg!

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

 

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Beziehungsprobleme

Freundin war Prostituierte- wie komme ich damit zurecht?

Meine Freundin war Prostituierte…

Meine Freundin war Prostituierte …

Seit einem guten Jahr habe ich eine neue Freundin, mit der ich mich absolut super verstehe. Wir sind im Laufe der Monate immer näher aneinandergerückt, und planen jetzt sogar, gemeinsam eine Wohnung zu suchen.

Allerdings meinte meine Freundin, mir vorher noch etwas sagen zu müssen, damit ich ihr das später nicht zum Vorwurf machen könne. Und auch sie selbst wolle nicht die Angst haben, dass ich sie nicht mehr lieben kann, wenn ich irgendwann ihr Geheimnis erfahre. Und dann erzählte sie mir, dass sie fast zwei Jahre lang als Callgirl gearbeitet hatte, alle Dienstleistungen inklusive.

Das ist jetzt ein Vierteljahr her. Ich bin total aus allen Wolken gefallen, aber sie hat dann noch mehr erzählt, so dass ich ihre Geschichte schon nachvollziehen kann. Ursache war wohl ein Typ, den sie glaubte, irgendwie retten zu müssen und der sie sehr schlecht behandelt und total ausgenommen hat. Sogar bei ihren Freiern war es ihr besser ergangen als bei ihm. Wenn man die Hunderte an Freiern nicht mitzählt, bin ich sogar erst ihr dritter Freund.

Immerhin hatte sie nach den zwei Jahren tatsächlich die Kraft gehabt, sich von ihm loszumachen und sich auf ihr Studium zu konzentrieren. Und bis zum Beginn unserer Freundschaft hatte sie wohl volle zwei Jahre ganz ohne Männer.

Ich halte sie für total glaubwürdig, und ich mag sie richtig gern und will sie auf keinen Fall aufgeben. Ich bewundere auch, dass sie mir all das so offen erzählt hat. Und ich verstehe, dass sie mir das nicht schon vorher erzählen konnte- denn sie wollte ja kein Risiko eingehen, dass ich mich gleich schon zu Anfang wieder abwende.

Eigentlich steht also nichts entgegen, dass wir jetzt glücklich in die nächste Phase unserer Freundschaft vorangehen und zusammenziehen.

…und ich komme damit einfach nicht zurecht

Allerdings quält mich seit unserem Gespräch die Vorstellung, dass so viele Männer mit ihr Geschlechtsverkehr hatten. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich seitdem vor dem Sex mit ihr ekle.

Dabei finde ich es selber widerlich, dass ich Sie jetzt für Ihre Ehrlichkeit abstrafe. Ich wäre wirklich gern großzügig und tolerant, und ich kann mir zehnmal sagen, dass das alles ja schon Jahre her ist. Aber irgendwie ist alles nicht mehr wie vorher.

Gibt es irgendeinen Weg, dass ich meinen Ekel überwinde und wir doch wieder normal zusammen sein können?

Sebastian K. (Name geändert)

Ihre Freundin war Prostituierte
und jetzt ekeln Sie sich

Hallo Sebastian,

das war für Sie mit Sicherheit ein Schock, als Ihre Freundin Ihnen berichtete, zwei Jahre lang als Prostituierte gearbeitet zu haben. Statt der Freude, jetzt bald mit ihr zusammen zu ziehen, ist es jetzt der Ekel vor dem Sex, der die Beziehung zu ihr bestimmt.

Deshalb fragen Sie sich jetzt, ob und wie Sie Ihren Ekel überwinden und mit Ihrer Freundin ein normales Leben führen können.

Ekel ist ein tief verwurzeltes Gefühl

Ekel ist -ähnlich wie Scham oder Angst- ein sehr starkes Gefühl, das von der Evolution her tief in uns als ein Instinkt verankert ist: Moderne Forschung sieht den Ekel im limbischen System des Gehirns lokalisiert.

Während die Fähigkeit zum Ekel also genetisch vorgegeben ist, werden die Inhalte, über was man sich ekelt, sozial durch Erziehung vermittelt. So kennen etwa Kleinkinder noch keinen Ekel vor Exkrementen und haben auch keine Scheu, einen Wurm in den Mund zu nehmen. Erst die Erziehung durch die Eltern legt fest, was alles „igitt“ ist.

Das Gefühl von Ekel ist grundsätzlich gut und wichtig, weil es uns vor ganz konkreten Gefährdungen unserer Gesundheit schützen kann: so der Ekel vor Exkrementen, vor verdorbenen Essen, vor bestimmten Insekten -alles gefährliche potentielle Krankheitsüberträger-.

Insofern ist es sozusagen von der Natur aus so eingerichtet, dass man das Gefühl von Ekel nur sehr schwer loswerden kann.

Möglichkeiten, den Ekel zu überwinden

Dass Ekel sich nur schwer überwinden läßt, heißt aber nicht, dass es unmöglich wäre, den Ekel zu überwinden. Allerdings ist es sicherlich sinnvoll, wenn Sie dazu therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.

Zunächst einmal ist zu prüfen, wovor genau Sie sich eigentlich ekeln:

  • Ihre Freundin selbst und ihr Körper sind offenbar nicht der Grund für den Ekel. Denn körperlich hat sich Ihre Freundin durch ihre Erklärung nicht verändert.
  • Die Ursache des Ekels sind also ausschließlich Vorstellungen in Ihrem eigenen Denken.

Damit kommt nun die nächste Frage: Was sind diese ekelerregenden Bilder? Ihre Vorstellung von den Freiern? Die Vorstellung, wie Ihre Freundin mit anderen Männern Sex hat? Die Vorstellung, in der Scheide Ihrer Freundin könnte noch Sperma von anderen stecken?

Gedankenstopp

Aufgabe einer Therapie wäre es, solche Bilder wieder von Ihrem eigenen Sex mit Ihrer Freundin zu entkoppeln. Eine mögliche Technik könnte der „Gedankenstopp“ sein, bei der Ihr Therapeut Sie regelmäßig im Gespräch mit „Stopp!“ unterbricht, sobald Sie an die unerwünschten Bilder denken. Diese Unterbrechung kann dann zu einer inneren Stimme werden, die Ihnen hilft, solche Gedankenketten abzubrechen.

Möglicherweise werden Sie so das Problem der ekelerregenden Gedanken schon in wenigen Monaten überwinden können. Und je mehr konkrete schöne Erfahrungen Sie mir Ihrer Freundin in der neuen Wohnung haben, mit und ohne Sex, desto größer wird Ihr Schatz an anderen und angenehmeren Gedanken, die Sie beim Zusammensein mit Ihrer Freundin begleiten.

Mit Freundlichen Grüßen

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS:
Nachdem Ihre Freundin so offen zu Ihnen war, ist es bestimmt richtig, wenn Sie genauso ehrlich zu ihr sind. Wichtig ist, dass auch Ihre Freundin weiß, dass Sie nicht ihr etwas übel nehmen oder eine Abneigung gegen ihre Person haben. Möglicherweise ist es sinnvoll, dass Sie gemeinsam mit Ihrer Freundin zum Therapeuten gehen. So wird auch Sie verstehen, dass Sie nichts anderes wünschen, als in eine von Altlasten und Abwehrgefühlen freie gemeinsame Zukunft zu gehen..

 

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Onanie und Masturbation Sexuelle Probleme

Ist Onanie schädlich? Der Mythos der Selbstbefleckung

Ist Onanie schädlich? Nein, entgegen all den medizinischen Märchen des 18. und 19. Jahrhunderts, die manchmal noch heute forterzählt werden.

Onanie verursacht keine körperlichen Schäden

Physiologisch macht es keinen Unterschied, wie ein Orgasmus ausgelöst wird, weder bei Männern noch bei Frauen. Ein „selbst erzeugter“ Orgasmus hat auf biochemischer Ebene die gleiche Wirkung wie ein Orgasmus beim Koitus zwischen zwei Sexualpartnern.. Die Intensität des Orgasmus hat mehr mit der Dauer des Vorspiels zu tun als damit, ob der Orgasmus mit oder ohne Koitus geschieht. Einige neuere Studien lassen beim Mann sogar vermuten, dass regelmäßige Onanie Prostata-Erkrankungen vorzubeugen hilft.

Onanie- das Erbe der falschen Vorstellungen

Zur Frage „Ist Onanie schädlich?“ erschien 1712 in England das anonyme Pamphlet „Onania: or, the Heinous Sin of Self-Pollution“ („Onanie oder die abscheuliche Sünde der Selbstbeschmutzung“), in dem erstmals behauptet wurde, dass exzessive sexuelle Selbstbefriedigung Ursache zahlreicher Krankheiten wäre, wie z.B. Pocken und Tuberkulose.

Das Buch wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und wurde in ganz Europa viel gelesen. Es folgte eine ganze Flut von Büchern, welche die Onanie als „Laster der Selbstbefleckung“ anprangerten. Erstaunlicherweise hielten sich die in dem Buch vertretenen Thesen entgegen aller medizinischer Evidenz bis ins 20. Jahrhundert, und das auch bei Ärzten, Lehrern und Erziehern.
© M.Petery.
Und ebenfalls noch bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden immer wieder neue Fesseleinrichtungen für Kinder und Jugendliche patentiert, die gegen dieses Laster schützen sollten. Diese Vorstellungen wirken bis heute bei vielen Menschen fort, da sich wegen der gesellschaftlichen Tabuisierung nur wenige Lehrer trauen, öffentlich zu sagen, dass Onanie in keiner Weise schädlich körperlich ist.

Ist Onanie schädlich als ein Suchtpotential?

Ist Onanie schädlich? Eine andere weit verbreitete Vorstellung sieht die Gefahr bei der Onanie darin, dass sie exzessiv betrieben wird und nach und nach wie bei einer Suchterkrankung das ganze Leben eines Menschen bestimmt. Auch hier liegt eine falsche Vorstellung zugrunde. Ein gesunder Mensch hat sexuelle Bedürfnisse- krank ist er dann, wenn er sie nicht hat. (Ebenso wie Hunger und Durst natürliche Bedürfnisse sind und kein Anzeichen von Krankheit!)

Wenn ein Mensch sein sexuelles Bedürfnis befriedigen möchte, ist das also nicht krank, sondern ein Zeichen körperlicher und psychischer Gesundheit.

Anders als bei Drogen oder Alkohol kann sich bei Onanie auch keine Sucht im Sinne stofflicher Abhängigkeit entwickeln: genauso wenig, wie man süchtig nach dem Trinken nichtalkoholischer Getränke werden kann.

Bei der Onanie gilt dasselbe wie bei Hunger oder Durst: Der Körper selbst zeigt an, wann das Bedürfnis da ist- und sobald das Bedürfnis befriedigt ist, läßt es auch wieder nach. Wann und wie häufig ein Mensch sexuelle Bedürfnisse hat, ist individuell höchst unterschiedlich- und kann jeden Tag wieder anders aussehen.

Onanie- wann hat das Thema Bedeutung für die Psychotherapie?

Für Onanie gilt dasselbe wie für alle anderen menschlichen Handlungen: Ein Krankheitswert liegt nur dann vor, wenn das Individuum selbst bzw. dessen Umwelt unter der betreffenden Handlung leidet. Solange Onanieren Spass macht, ist medizinisch und psychotherapeutisch die Welt in Ordnung.

In der therapeutischen Praxis gibt es allerdings gar nicht so selten Klienten und Klientinnen, denen ihr eigener Umgang mit Onanie Schwierigkeiten bereitet. Die Frage „Ist Onanie schädlich?“ kann sich als Zwangsgedanke festsetzen und einen Menschen viel Lebensfreude kosten.Quälend können auch falsche medizinische Vorstellungen sein (siehe oben) wie die Vermutung, sich selbst mit Onanie körperlich zu schaden.

Ebenfalls relativ häufig kann sich Onanie mit einem psychischen Zwang verbinden: Onanie ist dann nicht mehr lustvolle Selbstbefriedigung, sondern eine als peinlich empfundene Handlung, die ausgeführt werden muss. in extremen Fällen kann das bis hin zum Zwang zur Onanie in der Öffentlichkeit führen- mit allen daraus resultierenden strafrechtlichen Konsequenzen (Strafgesetzbuch § 183 Exhibitionistische Handlungen).

Ist Onanie schädlich? Schuldgefühle in der Partnerschaft

Auch kommt in vielen Partnerschaften vor, dass einer der Partner seine Lust an der Onanie vor dem anderen verbirgt- und wegen der Heimlichkeit seiner Selbstbefriedigung Schuldgefühle entwickelt. Diese können noch verstärkt werden, wenn in einer Partnerschaft ein Partner den anderen beim Onanieren „ertappt“ und ihm deswegen Vorwürfe macht.

Im Rahmen einer Sexualtherapie wäre es wichtig nachzuprüfen, welches Bild vom Umgang mit der Sexualität beide Partner haben, ob Selbstbefriedigung eines oder beider Partner in der Beziehung einen Platz haben kann oder ob Sexualität tatsächlich nur im Kontext der Gemeinsamkeit stattfinden darf.

Da ein Gespräch über diese Themen in vielen Partnerschaften oft nicht ganz einfach ist, erscheint es sinnvoll, sich hier psychotherapeutische Hilfe zu suchen. Nachdem eine lustvoll ausgeübte Sexualität ganz entscheidend zur Lebensqualität eines Menschen beiträgt, ist es unbedingt sinnvoll, Probleme im Gebiet Sexualität nicht auf die lange Bank zu schieben, sondern aktiv an einer Lösung zu arbeiten. Wenn Sie möchten, stehe ich Ihnen hier gern für eine weitere Beratung zur Verfügung.

 

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Homosexualität Partnersuche

Homosexuell: Bin ich homosexuell oder nicht?

Bin ich homosexuell oder sind das nur falsche Gedanken?

Bin ich homosexuell, weil ich mich in falsche Gedanken verliere?- Eine Frage, mit der ich mich die ganzen letzten Jahre herumquäle. Dabei hatte ich schon mehrmals etwas mit Mädchen und bin beim Sex auch immer ohne Probleme gekommen.
Allerdings habe ich nie eine richtige Freundin gehabt. Ich fange im Kino immer an zu vergleichen und frag mich: findest du das Mädchen hübscher oder doch eher ihn? Abends kann ich dann überhaupt nicht einschlafen. Kann man sich selbst durch Rumgrübeln einreden, dass man schwul ist? Ich habe echt Angst davor, dass mich mein eigenes Nachdenken krank macht.

Marcus R. (Name geändert)

Bin ich homosexuell?- Eine Frage,
die viele Menschen irgendwann beschäftigt

Hallo Marcus,

so wie Ihnen geht es vielen Menschen. Wahrscheinlich stellt sich sogar jeder Mensch in seinem Leben einmal die Frage: Bin ich homosexuell oder lesbisch? Kann es sein, dass ich mich auch in jemanden verlieben kann, der das gleiche Geschlecht hat wie ich?

Diese Frage allein hat noch nichts damit zu tun, ob Sie homosexuell sind oder heterosexuell oder vielleicht auch bisexuell. Durch Rumgrübeln können Sie nicht homosexuell werden, davor brauchen Sie bestimmt keine Angst zu haben.

Die Frage an sich ist im Grunde auch gar nicht so entscheidend. Viel wichtiger ist, zu welchem konkreten Menschen Sie sich hingezogen fühlen und ob dieser Mensch, ganz gleich, ob Mann oder Frau, Ihre Liebe dann auch erwidert.

Zeit dafür, einen Mann kennenzulernen?

© M.Petery.
Sie schreiben, dass Sie im Kino durchaus auch mal den männlichen Star attraktiver finden. Das kann ein Hinweis darauf sein, dass für Sie möglicherweise eine homosexuelle Beziehung besser paßt, als es Ihnen bisher mit den Mädchen gegangen ist. Aber das finden Sie natürlich nur heraus, wenn Sie es ausprobieren. Mit Rumgrübeln vorm Einschlafen werden Sie da nicht weiterkommen.

Mit dem Kennenlernen von Mädchen hatten Sie ja in der Vergangenheit offenbar wenig Probleme. Vielleicht ist es Zeit, dass Sie auch einmal einen Jungen kennenlernen?

Das ist zugegebenermaßen in unserer Gesellschaft nicht sehr einfach. Aber vielleicht sollten Sie es einfach mal ausprobieren?

Bin ich homosexuell? Die Testfrage: Gibt es schon einen Mann in Ihrem Leben?

Gibt es in Ihrem Leben einen Mann, der Ihnen gefällt und in den Sie sich bereits verliebt haben? Dann versuchen Sie doch, diese Freundschaft zu pflegen, miteinander etwas zu unternehmen, zu verreisen. Wen Ihr Freund dazu Lust hat und Sie beide richtig viel zusammen sind, dann werden Sie sich früher oder später auch über das Thema Sexualität unterhalten.

Und wenn Sie beide sich bis dahin gut verstanden haben, dann können Sie Ihren Freund auch ansprechen, am Strand oder im Hotelzimmer, ob er nicht etwas näher an Sie heranrücken möchte. Klar besteht das Risiko, dass er nein sagt. Aber andererseits werden Sie es nicht herausfinden, wenn Sie nichts wagen.

Leute kennenlernen in Jugendzentren und Vereinen

Aber es gibt noch eine andere, möglicherweise einfachere Alternative. Sie können mal bei einem homosexuellen Jugendzentrum in Ihrer Nähe anrufen, wie zum Beispiel dem anyway in köln oder dem diversity in München. Hier finden Sie Gruppen für Jugendliche oder junge Erwachsene bis 27, die genau wie Sie häufig noch gar nicht sicher sind, ob sie nun dezidiert homosexuell sind oder nicht. Was das Schöne an der Sache ist: Sie sind da mit Leuten zusammen, mit denen Sie über Ihr Thema mit Sicherheit ohne jede blöde Bemerkung reden können.

Falls Sie dafür schon zu alt sind: Es gibt in nahezu allen größeren Städten einen homosexuellen Verein, wo Sie Veranstaltungen besuchen und Leute kennenlernen können: Das finden Sie im Internet sehr schnell heraus. Dazu kommen die überregionalen Gruppen, wie zum Beispiel HuK- Homosexuelle und Kirche oder der Völklinger Kreis, der Berufsverband für schwule Manager, Unternehmer und Freiberufler.

Wenn Sie weitere Fragen haben, freue ich mich über Ihre Mail,

Herzliche Grüße
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Die Alternative: HOCD-homosexuelle Zwangsgedanken

PS: Wenn Ihnen der Gedanke an eine mögliche Homosexualität nur quälend und unangenehm ist, kann es sein, dass Sie an HOCD (homosexuellen Zwangsgedanken) leiden. Solche Gedanken haben mit der eigenen sexuellen Orientierung sehr wenig zu tun und treten häufig im Rahmen einer noch nicht erkannten depressiven Episode auf. Hier lohnt sich eine genaue Abklärung im Rahmen einer Sexualtherapie.
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HOCD Homosexual Obsessive Compulsive Disorder