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Homosexualität

Die späte Entdeckung der Homosexualität

Entdeckung der Homosexualität – und das als verheirateter Mann

Ein Erfahrungsbericht

Meine Entdeckung der Homosexualität kam spät, eigentlich zu spät.

Ich bin männlich, 42 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder (10 und 12). Im Grunde habe ich alles erreicht, wovon ein Mann in meiner Alter träumen kann. Und trotzdem habe ich immer irgendwie das Gefühl gehabt, dass der Sex in unserer Ehe nicht das eigentliche gewesen sein kann.

Ich habe mir da selber über Jahre innere Vorwürfe gemacht: Ich habe gemerkt, wie sehr meine Frau mich liebt- und trotzdem wusste ich, dass sie mir letztlich nicht das geben kann, was ich brauche. Vor allem habe ich immer gedacht, es könnte irgendwas an unserer Beziehung falsch sein. Aber das war es nicht.

Wir waren liebevoll miteinander, konnten alle Alltagsprobleme gut miteinander lösen. Sogar der Sex funktionierte. Und meine Frau war rundum mit mir glücklich. Nur ich selbst wusste, dass mir irgendetwas fehlt.

Das war die Zeit, wo ich anfing, immer häufiger allein in die Sauna zu gehen. Und zum ersten Mal merkte, wie gut ich mich fühlte, wenn andere Männer offenbar mit Wohlwollen meinen Körper und meinen Schwanz zu mustern begannen. Auch ich selber fing an, andere Männer anzuschauen und war selbst ganz überrascht, als ich zum ersten Mal feststellte, wie sehr mich der Anblick eines gutgewachsenen männlichen Glieds in Erregung bringen kann.

Da habe ich dann auch angefangen, beim Onanieren an Männer zu denken und daran, was ich selbst alles mit einem solchen Traummann erleben könnte. Trotzdem habe ich mich immer noch nicht für homosexuell gehalten- eher wie jemand, der mit seinen Gedanken irgendwie merkwürdig unterwegs ist, zwar durchaus lustvoll, aber doch komplett daneben.

Bei einer Kongressreise habe ich mich dann in einer anderen Stadt das erste Mal getraut, in eine bekannte Schwulenbar zu gehen. Was mich selbst überrascht hat, wie harmlos und nett dieser Abend war. In meiner Fantasie hatte ich mir sonst was erwartet- und tatsächlich habe ich die ganze Zeit mit einem netten Mann in meinem Alter herumgeflirtet, ohne dass es zu mehr gekommen wäre, als dass wir unsere Handy-Nummern ausgetauscht hätten. Außerdem habe ich da noch den Tipp bekommen, mich mal auf speziellen Dating-Seiten für Homosexuelle umzuschauen.

Was ich dann auch gemacht habe. Ich hatte da sofort ein gutes Gefühl, endlich mit Menschen zu kommunizieren, die genauso ticken wie ich. Es ist dann auch ziemlich bald zu ersten Dates gekommen- und mein erster Sex mit einem Mann fühlte sich einfach nur umwerfend an. Ich wusste sofort: das war es, was ich immer gesucht hatte. Und das war erst der Beginn einer ganzen Reihe neuer Abenteuer und Erfahrungen.

Richtig Mist war es, dass ich das Ganze irgendwann vor meiner Frau nicht mehr geheim halten konnte und wollte. Unsere Beziehung hatte immer davon gelebt, dass wir sehr ehrlich und aufrichtig miteinander waren. Deshalb gab es für mich keine Wahl, als ihr umfassend zu beichten.

Das war ein Abend, als die Kinder bei meinen Schwiegereltern waren, und es ging mit vielen Tränen ab, bei uns beiden. Schließlich schätze ich meine Frau als Mensch sehr, und wir haben auch so vieles Schöne gemeinsam erlebt und aufgebaut.

Für meine Frau war das ein Schock. In der ersten Zeit hat sie sich selbst total angeklagt und die Schuld bei sich gesucht, dass ich homosexuell geworden wäre. Dadurch, dass sie mir offenbar nicht genügt hätte.

Mit dem Sex zwischen uns war es komplett vorbei. Sie sagte mir das auch, dass sie niemals bereit wäre, mich mit anderen Männern zu teilen. Dass sie diese Vorstellung absolut ekelig fände. Und natürlich versteh ich das auch.

Ich hab ihr dann gesagt, dass sie absolut nichts falsch gemacht hat. Und dass das alles an mir liegt, weil ich meine eigene Neigung so lange verleugnet habe und erst so spät akzeptiert.

Wir sind jetzt dabei, irgendwie eine Lösung zu finden, wie sie und die Kinder am wenigsten leiden. Wahrscheinlich werden wir uns scheiden lassen- allein deswegen, dass ein eindeutiger Schlussstrich zu unserem bisherigen Leben gezogen wird und auch meine Frau eine Chance hat, in ihrem Leben noch einmal einen Mann zu finden, der besser zu ihr passt als ich.

Zum Glück können wir das jetzt sehr offen und ohne Vorwürfe miteinander bereden. Aber weh tut das, uns beiden, dass ich das nicht schon viel früher herausgefunden habe.

Berthold G.

Entdeckung der Homosexualität-
ein Thema, das viele betrifft

Hallo Berthold,

danke für Ihre sehr offene Schilderung Ihrer Geschichte, die sicher viele Leser dieses Blogs interessieren wird. Denn so wie Ihnen geht es auch vielen anderen Männern- sie allerdings oft kaum darüber sprechen können: aus Scham oder auch vor lauter Selbstvorwürfen.

Homosexualität-
aus sexualtherapeutischer Sicht kein Problem

Ihre Homosexualität ist aus sexualtherapeutischer Sicht kein Problem. Was Sie gefunden haben, wenn auch sehr spät, ist die Form der Sexualität, die zu Ihnen paßt. Homosexuell zu sein, ist für Sie eine Entdeckung, mit der Sie zu sich selbst gefunden haben und die Ihnen Freude bereitet- das ist der große Unterschied zur Gruppe anderer Klienten, die unter homosexuellen Zwangsgedanken leiden und Homosexualität nicht als Erfüllung, sondern als persönliche Bedrohung empfinden (vgl. den Artikel „Homosexuelle Zwangsgedanken„).

Entdeckung der Homosexualität- eine
Katastrophe für die bestehende Partnerschaft

Ihr Problem mit der Entdeckung der Homosexualität liegt einzig und allein darin, dass Sie Ihre homosexuelle Neigung erst so spät im Leben entdeckt haben. Und dass dadurch Ihre Frau und Ihre Kinder in diese Geschichte mit hineingezogen sind.

Dass Ihre Entdeckung der Homosexualität für Sie erst so spät möglich war, ist in unserer Gesellschaft leicht nachvollziehbar: Schließlich wird es bei uns einem homosexuell veranlagten Menschen immer noch alles andere als leicht macht, diese eigene Homosexualität wahrzunehmen und dann auch zu leben. Der Erwartungsdruck, heterosexuell zu sein und ein „normales“ Leben zu leben, ist nach wie vor viel zu hoch. Und dieser Druck ist es, der eine „rechtzeitige“ Wahrnehmung eigener Homosexualität verhindert.

Denn auch ein homosexuell veranlagter Mensch übernimmt durch Erziehung und soziale Umgebung in der Regel all die Vorurteile über Homosexualität, die unsere Gesellschaft prägen. Und es ist sehr schwer, sich dagegen zu stemmen, wenn ich selbst diese Vorurteile übernommen habe und gleichzeitig zur Gruppe der Betroffenen zähle. Dann kann es durchaus wie in Ihrem Fall passieren, dass ich erst nach langen Jahren Ehe und nach der Geburt zweier Kinder herausfinde, wie es eigentlich um meine sexuelle Orientierung steht.

Homosexualität- Kein Krankheitswert
und trotzdem eine kritische Situation

Aus psychotherapeutischer Sicht sind Sie in keiner Weise krank oder „gestört“. Trotzdem befinden Sie und Ihre Familie sich jetzt in einer sehr kritischen Situation. Es kann sein, dass Sie sich bereits jetzt oder auch später in Ihrem Leben immer wieder schuldig fühlen, Ihrer Frau gegenüber und auch gegenüber Ihren Kindern, weil Sie nicht dem Ideal eines Familienvaters entsprechen konnten, der Sie selbst gern gewesen wären.

Trotzdem stellen Sie selber fest, dass es notwendig ist, dass Sie sich scheiden lassen, damit auch Ihre Frau wieder die Chance bekommt, einen Mann zu finden, der besser zu ihr passt als Sie.

Für Ihre Frau ist das ein geringer Trost. Frauen, deren Männern sich als homosexuell outen, erleben das in der Regel als genauso schweren Vertrauensbruch wie einem heterosexuellen Ehebruch. Und natürlich stehen damit auch Vorwürfe im Raum und möglicherweise auch Wut.

Trotzdem haben Sie und Ihre Frau letztlich beide nichts falsch gemacht. Es wäre falsch, einem homosexuell veranlagten Menschen Vorhaltungen zu machen, dass er seine Veranlagung erst so spät erkannt hat- genauso wenig wie der Frau vorzuwerfen ist, sie hätte die Homosexualität ihres Mannes doch möglichst schon vor der Eheschließung bemerken müssen.

Die Frage nach der Schuld bringt also Sie beide nicht weiter. Und auch, wenn sich nach Ihrer Erkenntnis herausgestellt hat, dass Ihre Ehe im Sinne einer sexuellen Gemeinsamkeit nicht fortsetzbar ist, bleibt Ihnen beiden trotzdem weiterhin die gemeinsame Verantwortung füreinander, die sie sich wechselseitig durch die Heirat versprochen haben, und die gemeinsame Verantwortung für Ihre beiden Kinder. Und durch die bewusste Übernahme dieser Verantwortung können Sie Ihren Kindern auch weiterhin ein guter Vater sein.

Es ist daher für Sie und Ihre Frau die Aufgabe, diese neue Situation so zu meistern, dass alle Beteiligten nicht mehr darunter leiden müssen, als das durch die Trennung ohnehin schon der Fall ist.

Entdeckung der Homosexualität-
Psychotherapeutische Hilfe

Deshalb kann es auch für Sie und Ihre Frau sinnvoll sein, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen- allerdings nicht im Sinne einer Therapie, die Abhilfe schaffen sollte gegen Ihre Entdeckung der Homosexualität (was schlichtweg nicht möglich ist!). Sondern als ein Coaching der Schadensbegrenzung auf der Suche nach Lösungen, wie alle Beteiligten mit der Situation, so wie sie nun einmal ist, am besten umgehen können.

Dabei ist zu bedenken, dass die neuentdeckte Homosexualität des einen Partners psychisch besonders für den zweiten, zunächst nicht betroffenen Partner (bzw. die Partnerin) eine erhebliche Belastung darstellt: Schließlich ist der erste Partner auf dem insgesamt erfreulichen und spannenden Weg seiner eigenen Neufindung, während der bzw. die andere Angst vor dem Alleingelassensein haben muss und möglicher Einsamkeit.

Deshalb besteht also vor allem bei dem Partner bzw. der Partnerin, welche alleine zurückbleiben, ein erhebliches Risiko für psychische Störungen (in der Fachsprache Anpassungsstörung), aus der sich weitere psychische Krankheiten entwickeln können. Das aber ist ein Phänomen, wie es ganz genauso im Rahmen anderer Scheidungsfälle entsteht.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute auf Ihrem schwierigen Weg!

Wenn Sie weitere Fragen dazu haben, freue ich mich über Ihre Nachricht.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Dr. hum biol. Michael Petery

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Homosexualität Zwangsstörung und Zwangsgedanken

Homosexuelle Zwangsgedanken

Homosexuelle Zwangsgedanken-
Bin ich schwul oder nicht?
Ein Erfahrungsbericht

Seit etwa zwei Monaten quälen mich (m, 37) täglich homosexuelle Zwangsgedanken. Das geht mir seit dem Tag so, als ich eigentlich Sex mit meiner Freundin hatte, aber überhaupt keine Erregung zustande gebracht habe. Da setzte sich der Gedanke fest: Möglicherweise kannst du nicht, weil du eigentlich homosexuell bist.

Mittlerweile lässt mich dieser Gedanke überhaupt nicht mehr los. Mir ist jetzt eingefallen, dass schon in der Schule die Mitschüler in der Turnkabine mich als „schwul“ gehänselt haben. Und sogar meine Mutter hatte mal zu mir gesagt, als ich mit 17 noch keine Freundin hatte, dass ich vielleicht schwul wäre. Tatsächlich ist es mir auch schon mehrfach so gegangen, dass schwule Männer irgendwie auf mich zu stehen scheinen und mich schon ein paar Mal angesprochen haben.

Dabei habe ich bis vor zwei Monaten mich pornomäßig immer nur für Frauen interessiert.

Das ist die letzten Wochen anders- da schaue ich nur noch Schwulenpornos, auch wenn ich eigentlich gar keine richtige Lust dazu habe. Wahrscheinlich will ich so herausfinden, ob ich schwul bin oder nicht. Besonders anmachen tut mich das nicht.

Ehrlich gesagt- ich weiß jetzt überhaupt nicht mehr wo ich stehe. Die Beziehung mit meiner Freundin ist auseinandergegangen, ohne dass wir über den Grund gesprochen haben. Vielleicht lag es daran, dass ich sexuell so versagt habe. Allerdings war das nur bei diesem letzten Mal so, davor hatte ich keine Probleme.

Bin ich jetzt schwul oder nicht?

Uwe D.. (Name geändert)

Homosexuelle Zwangsgedanken-
Schwulenpornos als Homo-Test

Hallo Uwe,

beim letzten Mal Sex mit Ihrer Freundin hatten Sie keine Erektion. Kurz darauf ist Ihre Beziehung auseinandergegangen. Seitdem plagen Sie homosexuelle Zwangsgedanken und Sie schauen täglich Schwulenpornos, um herauszufinden, ob Sie homosexuell sind.

Homosexualität und Zwangsgedanken-
Das sind zwei paar Stiefel…

Mir fällt auf, dass Sie in Ihrer Nachricht drei Problembereiche miteinander vermengen:

  • Die Trennung von Ihrer Freundin
  • Die quälenden Zwangsgedanken
  • Die Frage, ob Sie homosexuell sind oder nicht

Da diese drei Themenbereiche sehr unterschiedlich sind, lohnt es sich aus meiner Sicht, sie jeweils für sich näher zu betrachten.

Um der Sache wirklich auf den Grund zu gehen, wäre es jetzt nötig, dass wir uns sehr viel ausführlicher über die ganze Angelegenheit unterhalten. Nehmen Sie deswegen die folgenden Gedanken als erste Anregung zum Nachspüren, ob sich meine Überlegungen für Sie selbst stimmig anfühlen oder nicht.

Wenn Sie möchten, können und sollten wir uns viel ausführlicher unterhalten.

Die Trennung von der Freundin

Ich kann mir nach meinem ersten Eindruck nur schwer vorstellen, dass die fehlende Erektion beim letzten Sex mit Ihrer Freundin tatsächlich der Grund für Ihre Trennung gewesen ist.

Mir scheint es sehr viel wahrscheinlicher, dass sich die Trennung schon vorher angebahnt hat- auch wenn Sie selbst das bewußt gar nicht mitbekommen haben.

Aber irgendwie hätten Sie bei diesem letzten Sex bereits selbst gespürt, dass mit Ihrer Beziehung etwas nicht stimmt. Das scheint aus meiner Sicht ein sehr viel einleuchtenderer Grund für Ihre Erektionsstörung als das plötzliche Aufkommen homosexueller Zwangsgedanken.

Im Augenblick Ihrer Erektionsstörung hätten Sie dann lieber sich selbst und Ihrer möglichen Homosexualität die Schuld am misslungenen Sex zugeschoben- statt sich einzugestehen, dass möglicherweise in Ihrer Beziehung insgesamt etwas nicht stimmt.

Es könnte sich also für Sie lohnen darüber nachzudenken, ob es noch weitere Gründe gibt, warum Ihre Freundschaft auseinander gegangen ist.

Homosexuelle Zwangsgedanken

Wenn Sie seit zwei Monaten täglich darüber nachdenken, ob sie Homosexuell sind oder nicht, und wenn Ihnen dieser Gedanke unangenehm ist- dann ist das ein klassischer Fall von Zwangsgedanken. Wenn Sie dazu auch noch täglich Schwulenpornos ansehen, ohne daran Genuß zu finden, dann sind das obendrein auch noch Zwangshandlungen, die Sie verfolgen.

Eine solches Verhalten ist im englischen Sprachraum als HOCD (homosexual obsessive compulsive disorder) bekannt. Im deutschen Sprachraum igibt es derzeit mur wenige Therapeuten, die sich mit diesem Störungsbild beschäftigen.

Da ein Mensch selbst aus solchen Zwängen nur schwer wieder herausfindet, sobald diese sich über einen Zeitraum von mehr als 14 Tagen verfestigt haben, ist es sinnvoll, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Oft haben Zwangsgedanken den unbewußten „Zweck“, andere, noch unangenehmere Gedanken zu verdecken. Bei Ihnen wäre da zu prüfen, ob die homosexuellen Zwangsgedanken Sie möglicherweise davon freistellen, sich über die gründe für das Scheitern Ihrer Beziehung insgesamt Gedanken machen zu müssen.

Homosexuell oder nicht?

Homosexualität ist kein Defizit an Männlichkeit, sondern eine sexuelle Präferenz: Sie sind dann homosexuell, wenn Sie Menschen ihres eigenen Geschlechts für sexuell begehrenswert halten.

Nach Ihrer eigenen Beschreibung werden Sie durch die täglichen Schwulenpornos nicht erregt, so dass das Anschauen dieser Pornos für sich genommen kein Indiz dafür ist, dass Sie homosexuell sind (sondern nur dafür, dass Sie an einer Zwangserkrankung leiden).

Allerdings scheint Ihre sexuelle Erregbarkeit mit dem Ende Ihrer Beziehung insgesamt gelitten zu haben. Es ist also gerade kein besonders günstiger Zeitpunkt für die Frage, an welchem Sex Sie nun eigentlich Freude haben, da in Sachen Sex insgesamt gerade nichts läuft.

Wenn Sie, am besten im Rahmen einer Sexualtherapie, das Ende Ihrer Beziehung und das Problem Ihrer Zwänge aufgearbeitet haben, kann sich die Frage nach der Homosexualität aber durchaus noch einmal für Sie stellen, dann aber als der sehr viel angenehmere Gedanke: Welche sexuellen Fantasien machen mir Freude und erregen mich?

Sollte sich dann herausstellen, dass Ihnen der Gedanke an einen männlichen Freund besser gefällt als der an eine Freundin, dann könnte der Zeitpunkt gekommen sein, sich auf die entsprechende Suche nach einem Mann zu machen. Und wenn nicht- dann nach einer neuen Frau.

Wenn Sie dazu weitere Fragen haben, freue ich mich über Ihre Nachricht.

Mit freundlichen Grüßen
© M.Petery.
Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

Homosexuelle Zwangsgedanken
Weitere Infos auch in folgenden Beiträgen:

Bin ich homosexuell -
oder nicht?
Lesbisch-
Lust auf die beste Freundin
Entdeckung der Homosexualität als verheirateter Mann


Coming-Out: Sagen, dass ich homosexuell bin
Bin ich bisexuell? Freundin will Gegenbeweis

Homosexuelle Zwangsgedanken- wie werde ich sie los?
HOCD- Homosexuelle Zwangsgedanken
HOCD Homosexual Obsessive Compulsive Disorder

 

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Homosexualität Probleme in der Partnerschaft

Bin ich bisexuell? Freundin will Gegenbeweis

Bin ich bisexuell? Wie kann ich das widerlegen?

Seit zwei Jahren lebe ich mit meiner Freundin zusammen. Alles ist soweit prima, wir haben sogar schon darüber geredet, dass wir heiraten wollen.

Jetzt hat mich leider meine Vergangenheit eingeholt. Ich habe nämlich in den Jahren davor einen Freund gehabt, der homosexuell ist und mich mehrfach dazu überredet hat, es mit ihm und auch mit anderen Männern auszuprobieren.

Da ich ziemlich einsam in der Stadt war und keine anderen Freunde hatte, wollte ich ihn nicht brüskieren und habe da mitgemacht. Echte Gefühle waren da nicht im Spiel. Es war allerdings auch nicht ganz falsch, irgendwie war das sogar eine schöne Zeit in dieser Gruppe. Aber jetzt, wenn ich mit meiner Freundin zusammen bin, denke ich nur: Wie konntest du nur?

Als mein Freund uns vor einem Monat besucht hat, hat meine Freundin sofort gemerkt, dass da zwischen mir und ihm etwas gelaufen war. Ich habe ihr auch alles gebeichtet, ihr erklärt, dass ich ganz bestimmt nie wieder etwas mit einem Mann haben werde, dass ich nur sie haben will etc.

Trotzdem ist seitdem bei uns nichts mehr wie vorher. Sie hat keine richtige Lust mehr auf Sex mit mir, sagt, sie müsse die ganze Zeit daran denken, was die Männer mit mir gemacht haben und ich mit ihnen. Außerdem hat sie riesige Angst davor, dass wir heiraten, Kinder bekommen und sich dann bei mir doch heraustellt, dass ich doch bisexuell bin und sie wegen eines anderen Mannes verlasse.

Das kann ich natürlich verstehen, auch wenn ich mir selbst total sicher bin, dass ich nur sie liebe und niemanden sonst. Ich habe echt abgeschlossen damit.

Die Frage bleibt natürlich: Bin ich bisexuell und ist das eine Gefahr für unsere Beziehung? Kann ich ihr irgendwie beweisen, dass ich nicht bisexuell bin, sondern nur noch hetero?

Es wäre toll, ihr das irgendwie eindeutig klar machen zu können.

David G. (Name geändert)

Mögliche Gründe
für die Verunsicherung bei Ihrer Freundin

Hallo David,

Sie haben eine nette Freundin gefunden, leben glücklich zwei Jahre miteinander, planen sogar schon zu heiraten- und dann besucht Sie Ihr früherer homosexueller Freund und Ihre Freundin weiss nicht mehr, ob sie Sie heiraten will. Und sie selbst stellen sich die Frage: Bin ich bisexuell?

Ich denke, die Unsicherheit bei Ihrer Freundin könnte im wesentlichen drei Gründe haben, die ich im Folgenden ausführlich erklären will.

Alle diese drei Gründe stellen für Ihre Partnerschaft jeweils ein anderes ernsthaftes Problem dar. Jeder dieser Gründe kann so tiefgreifend sein, dass Sie beide zur Lösung therapeutische Beratung gebrauchen könnten. Was genau zutrifft und was Ihnen beiden helfen kann, werden Sie nur gemeinsam mit Ihrer Freundin herausfinden können, am besten in Begleitung durch einen Therapeuten.

An dieser Stelle kann ich Ihnen daher nur als Anregung ein paar Ideen für Ihr gemeinsames Gespräch mitgeben.

1. Möglichkeit:
Vermutete Unehrlichkeit

Ihre Freundin fühlt sich von Ihnen nicht ehrlich behandelt, weil sie erst nach zwei Jahren von Ihrer homosexuellen Vorgeschichte erfahren hat. Deswegen ist sie unsicher, ob Sie Ihnen jetzt Glauben schenken soll, dass sie tatsächlich die große Liebe Ihres Lebens ist.

Sollte das der Fall sein, hilft nur eines: Noch mehr mit ihr reden, bis sie Sie verstehen kann. Dabei könnten die folgenden Fragen eine Rolle spielen:

  • Warum haben Sie ihr nicht schon früher von ihrer homosexuellen Zeit erzählt?
  • Haben Sie Ihre Erinnerung selber die letzten zwei Jahre komplett verdrängt?
  • Oder war Ihnen diese Erinnerung so peinlich (und warum?), dass Sie das Ihrer Freundin nicht erzählt haben?
  • Warum hatten Sie nicht genug Vertrauen, es Ihrer Freundin früher erzählen zu können?

Je ehrlicher Sie sich selbst gegenüber sind, desto besser werden Sie es auch Ihrer Freundin erklären können.

Möglicherweise gibt es aber auch bei Ihrer Freundin Vorgeschichten. Wenn das der Fall sein sollte und sie sich also gegenseitig erzählen können, was da alles passiert ist, dann sollte es nach dieser Offenheit deutlich einfacher sein, dass Sie wieder zueinander finden.

2. Möglichkeit:
Abneigung gegen Homosexualität

Ihre Freundin hat aus irgendeinem Grund eine besondere Abneigung oder Ekel gegen Homosexualität. Diese Abneigung bekommen auch sie als Person jetzt zu spüren.

Vorurteile gegen Homosexuelle sind in vielen Familien zuhause…

Hier könnte der Therapeut mit Ihrer Freundin an Themen wie diesen arbeiten:

  • Warum findet sie Homosexualität unangenehm oder ekelerregend?
  • Gibt es vielleicht sogar in ihr selbst homoerotische/lesbische Anteile, die sie in sich selbst ablehnt?
  • Wäre es das gleiche gewesen, wenn Sie vor der Beziehung mit ihr andere Frauen gehabt hätten?
  • Hätte Ihre Freundin weniger Angst vor zukünftigem Ehebruch, wenn Sie zuvor mit anderen Frauen zusammen gewesen wären?
  • Wenn Sie die Frage Bin ich bisexuell? mit Nein beantworten würden, könnte sie sich dann Ihrer Treue sicherer sein?

3. Möglichkeit:
Angst vor Bindung

Ihrer Freundin wird die Sache mit der Heirat zu „heiss“ und sie nimmt Ihre Vorgeschichte als willkommenen Vorwand, hier einen Rückzieher zu machen.

Bleibt noch diese dritte Möglichkeit: Der ganze Wirbel um Ihre Homo- oder Bisexualität und Ihre erotische Vorgeschichte ist für Ihre Freundin (bewusst oder unbewusst) nur ein Anlass, den Plan Ihrer Heirat nach hinten zu verschieben. Es gibt durchaus Menschen, welche -aus den unterschiedlichsten Gründen- Angst und Panik bekommen, sobald es um eine feste Bindung geht.
© M.Petery.
Sollte das bei Ihrer Freundin der Fall sein, wird ebenfalls der Therapeut gefragt sein. Er könnte Ihre Freundin dann dazu anregen, über Fragen wie diese nachzudenken:

  • Was macht ihr Angst, wenn sie an Heirat und Ehe denkt?
  • Was könnte sie durch eine Ehe verlieren, was gewinnen?
  • Welche Bedürfnisse haen Sie beide in Beziehung auf Nähe und Partnerschaft?

In der Therapie geht es also vor allem darum, dass Sie sich beide ein Stück weit besser kennenlernen, und zwar sowohl sich selbst wie auch Ihre/n Partner/in: vor allem in Ihren Bedürfnissen nach Nähe, aber auch in Ihren Bedürfnissen nach Eigenständigkeit.

Wenn Sie beide überzeugende Wege finden, wie Sie zwar einerseits ein Paar sein können, gleichzeitig aber jeder Sie selber bleiben- dann wird Ihrer Heirat und Ihrer Ehe sicherlich nichts im Wege stehen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen beiden alles Gute!

Dr. rer. biol. hum. Michael Petery

PS zu Ihrer Frage „Bin ich bisexuell?“
Einen sicheren Nachweis, ob Sie hetero-, bi- oder homosexuell sind, werden Sie niemals finden. Es geht auch gar nicht darum, welchen Typus der sexuellen Orientierung Sie haben, sondern darum, welche konkrete Beziehung sie leben, welchen Partner/Partnerin Sie lieben und wem sie die Treue halten. Ob Sie nun die Frage „Bin ich bisexuell?“ allgemein mit Ja oder Nein beantworten, hat keinen Einfluss darauf, wie stabil Ihrer beider Beziehung ist.
© M.Petery.

Bin ich homosexuell -
oder nicht?
Lesbisch-
Lust auf die beste Freundin
Entdeckung der Homosexualität als verheirateter Mann


Coming-Out: Sagen, dass ich homosexuell bin
Bin ich bisexuell? Freundin will Gegenbeweis

Homosexuelle Zwangsgedanken- wie werde ich sie los?
HOCD- Homosexuelle Zwangsgedanken
HOCD Homosexual Obsessive Compulsive Disorder